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Betrifft: Betreuung 10

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Teil I Der 11. VGT Diskussionsbeiträge und Arbeitsergebnisse<br />

Diagnose. Die meisten Beschwerden kommen aus dem Kreis der Psychiatrie-Erfahrenen,<br />

gefolgt von Angehörigen. Mitarbeiter von psychiatrischen Einrichtungen oder<br />

auch Betreuer wenden sich nur selten auf der Suche nach Unterstützung an<br />

Beschwerdestellen, wohl auch, weil sie nicht wissen, dass sie hier Hilfe finden können.<br />

Trialogisch besetzte unabhängige Beschwerdestellen für Psychiatrie sind aus mehreren<br />

Aspekten wirkungsvoll:<br />

1. Sie arbeiten nicht nur in Bezug auf eine Einrichtung, können vielmehr Beschwerden<br />

aus allen Institutionen und Diensten bearbeiten.<br />

2. Durch das multiprofessionelle Beratungsgremium wird eine ausgewogene Betrachtungs-<br />

und Handlungsweise möglich.<br />

3. Die Arbeit wird in der Regel ehrenamtlich geleistet; dabei kann durch die Verteilung<br />

auf mehrere Personen eine Überlastung Einzelner vermieden werden.<br />

4. Insbesondere Psychiatrie-Erfahrene zeigen hier beispielhaft, dass sie als konstruktive<br />

Partner wirken können.<br />

5. Dank der Mitwirkung Psychiatrie-Erfahrener und Angehöriger in den Beschwerdestellen<br />

ist die Schwelle, Beschwerden hier vorzutragen, für Betroffene und Angehörige<br />

niedriger.<br />

6. Aufgrund der Legitimation unabhängiger Beschwerdestellen durch die Kommunalverwaltung<br />

und ihrer Pflicht zur jährlichen Berichterstattung üben sie wirksam<br />

öffentliche Kontrolle psychiatrischer Institutionen und Dienste wahr.<br />

Eine Untersuchung der TU München – Fachbereich Psychiatrie – zur Inanspruchnahme<br />

und Notwendigkeit unabhängiger Beschwerdestellen, die im April 2008 in der<br />

Zeitschrift „psychprax“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass die weitere Verbreitung dieses<br />

Kontroll-Instruments außerordentlich wichtig ist. Insbesondere die Tatsache,<br />

dass psychisch erkrankte Menschen in der Regel keine Wahlmöglichkeit bei der Inanspruchnahme<br />

psychiatrischer Hilfen haben und es derzeit keine, alle Bereiche übergreifende<br />

Kontrolle gibt, verdeutlicht das Ausgeliefertsein dieses Personenkreises an<br />

seine Helfer. Es ist zwar davon auszugehen, dass die überwiegende Mehrzahl der<br />

Helfer in der Psychiatrie qualitativ gut arbeitet. Wo es aber Mängel gibt, werden diese<br />

meist nur durch unabhängig arbeitende Beschwerdestellen offenbar.<br />

Eine Hochrechnung dieser Studie ergibt, dass bei Installation von unabhängigen<br />

Beschwerdestellen und Patientenfürsprechern an allen Orten in Deutschland, in<br />

denen psychiatrische Hilfen existieren, etwa 30.000 Beschwerden pro Jahr bearbeitet<br />

werden müssten. Bedenkt man, dass nur ein geringer Prozentsatz an Betroffenen<br />

sich überhaupt traut, seine Beschwerde an einer solchen öffentlichen Stelle zu<br />

äußern, kann man sich vorstellen, wie oft es tatsächlich Grund zur Beschwerde gibt.<br />

Aus dem Projekt zur Förderung unabhängiger Beschwerdestellen in der Psychiatrie,<br />

das im April 2008 endete, ist die Forderung nach einem Bundesnetzwerk unabhängiger<br />

Beschwerdestellen entstanden, das die Verbreitung, aber auch die Durchsetzung<br />

der Standards weiter verfolgen soll. Die Forderungen zur zukünftigen Förderung<br />

unabhängiger Beschwerdestellen sind dem Abschlussbericht des Projektes und der<br />

Dokumentation des Abschluss-Workshops zu entnehmen. Beide sind auf der Website<br />

www.beschwerde-psychiatrie.de zum Download veröffentlicht.<br />

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