Ausstellungskatalog - Botanischer Garten und Botanisches Museum ...
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138 Präsentieren <strong>und</strong> Erklären 1910 – 2010 · Presenting and Explaining 1910 – 2010<br />
‚Erst Erfreuen, dann Belehren‘*: Besuch in Dahlem,<br />
1950 – 2010<br />
Es sollte fast 20 Jahre dauern, bis die Spuren des Zweiten<br />
Weltkriegs im <strong>Garten</strong> vollständig getilgt waren. Der Kern<br />
des Botanischen <strong>Garten</strong>s in Dahlem behielt sein altes Aussehen,<br />
an den Randbereichen aber änderte sich manches.<br />
Eine erste Maßnahme um Lehre wieder zu sichern war<br />
1947 die Wiederherstellung der systematischen Abteilung.<br />
Neben den wissenschaftlichen Aufgaben wollte man sich<br />
aber einer neuen Rolle nicht entziehen: Der <strong>Garten</strong> war<br />
durch die insulare Lage von West Berlin zu einer Erholungs-<br />
<strong>und</strong> Erbauungsstätte für die Bevölkerung geworden<br />
<strong>und</strong> hatte somit eine andere soziale Funktion zu erfüllen<br />
als in der Vorkriegszeit. 400.000 Besucher <strong>und</strong> 1000 Schulklassen<br />
mit insgesamt 25.000 Schülern waren die stolze<br />
Statistik von 1953, an der sich bis zum Fall der Mauer wenig<br />
änderte. Das seit Mai 1963 nach einer längeren Umbauphase<br />
wieder geöffnete <strong>Museum</strong> konnte täglich außer<br />
Montags besucht werden.<br />
„Es wird Frühling in Berlin, wenn die Führungen im Botanischen<br />
<strong>Garten</strong> beginnen“, so stand es in der Presse der<br />
Nachkriegszeit zu lesen <strong>und</strong> – um den März noch verlockender<br />
zu gestalten – wurden auf den großen Wiesen im<br />
<strong>Garten</strong> seit 1961 Tausende von Krokusknollen <strong>und</strong> Narzissenzwiebeln<br />
gepflanzt. Seit 1968 das Große Tropenhaus<br />
wieder eröffnet war, gehörte sein Besuch an Weihnachten<br />
in Berlin zum Feiertagsprogramm <strong>und</strong> wird in den Stadt-<br />
Führern als Heilmittel gegen Winterdepressionen empfohlen.<br />
1976 begann man, mit roten Hinweisschildern auf besonders<br />
sehenswerte Pflanzen aufmerksam zu machen.<br />
Das Bildungsprogramm des <strong>Garten</strong>s erweiterte sich 1978<br />
zuerst dadurch, dass freie Mitarbeiter zusätzliche Führungen<br />
zu den verschiedensten Themenkreisen anbieten<br />
durften. 1983 eröffnete man einen Duft- <strong>und</strong> Tastgarten,<br />
Modeaufnahmen in der Japanlaube. Aus: Berliner Leben 7/1971.<br />
der vor allem sehbehinderten <strong>und</strong> blinden Besuchern<br />
die Welt der Pflanzen vermitteln will. Mit der Gründung<br />
der Botanikschule gibt es seit 1988 eine bis heute erfolgreiche<br />
pädagogische Beratungsstelle im Botanischen <strong>Garten</strong>.<br />
Schließlich folgte 1996 in publikumsgefälliger Gestalt<br />
ein neuer Arzneipflanzengarten mit 230 ausgeschilderten<br />
Heilpflanzen. Noch heute sind Englers Nachschöpfungen<br />
von Naturlandschaften im Freien wie im Glashaus beliebte<br />
Besuchsziele, dennoch versucht man verstärkt seit 1990<br />
mit vielerlei Aktivitäten <strong>und</strong> Events im <strong>Garten</strong> neue Besuchergruppen<br />
zu erschließen. Die Bildungsarbeit konzentriert<br />
sich heute verstärkt darauf, Besucher für die lebenswichtige<br />
Bedeutung der pflanzlichen Vielfalt <strong>und</strong> ihre<br />
Bedrohung durch den Klimawandel <strong>und</strong> die Nutzung der<br />
Natur durch den Menschen zu sensibilisieren. MH<br />
*„Erst erfreuen, dann belehren“, so formulierte Karl<br />
Friedrich Schinkel 1828 die Aufgaben eines <strong>Museum</strong>s gegenüber<br />
Wilhelm <strong>und</strong> Alexander von Humboldt.