März 2012 - Gudjons Apotheke
März 2012 - Gudjons Apotheke
März 2012 - Gudjons Apotheke
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Zum Geleit<br />
Inhalt<br />
Dr. med. Klaus-Henning Gypser ............................................ 1<br />
Pulsatilla-Nomenklatur bei Hahnemann –<br />
Quellensicherheit unserer Arzneien<br />
Dr. med. Hedwig Pötters ...................................................... 3<br />
Hekla lava<br />
Asche oder Lava? Was ist der richtige Ausgangsstoff?<br />
Dr. rer. nat. Andreas Hofmann ............................................. 24<br />
Natrium muriaticum und andere Mittel<br />
mit unklarer Ausgangssubstanz<br />
Jörg Wichmann ............................................................... 29<br />
Über Murex purpurea von Ulrike Schober<br />
Brita <strong>Gudjons</strong> .................................................................. 34<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Gudjons</strong>-<strong>Apotheke</strong>, Wankelstrasse 1, 86391 Stadtbergen<br />
Tel.: +49 821 4441000 • Fax: +49 821 4441001<br />
e-mail: apotheke@gudjons.com • Internet: www.gudjons-apotheke.de<br />
© Gestaltung: Christian Korn, Feuerbachstrasse 6a, 84034 Landshut • www.apanoua.de<br />
Abbildungen: Titelseite und Rücktitel, Innen-Hintergrund: Alte Postkarte von Mount Hekla/Island.<br />
Alle weiteren Bilder wurden von den Autoren zur Verfügung gestellt<br />
oder stammen gemeinfrei aus Wikipedia.<br />
Vol.15 / Nr. 1– 3/<strong>2012</strong>
D em<br />
Zum GeleIt<br />
Dr. meD. Klaus-hennInG Gypser<br />
Zum 25-jährigen Jubiläum des Labor <strong>Gudjons</strong> hat Herr Dr. Gypser<br />
zu dieser Ausgabe das Geleitwort geschrieben, weil er durch seine<br />
Materia-Medica-Arbeit in besonderer Weise mit dem Thema der<br />
“rechten“ Ausgangssubstanzen verbunden ist.<br />
homöopathischen Praktiker ist die Güte der zur Arzneiherstellung<br />
verwendeten Ausgangssubstanz selten einer Frage wert. Seine Bemühungen<br />
gelten der Similebestimmung - und das ist im Grunde genommen auch<br />
verständlich und richtig. Ihm bleibt keine andere Wahl, als sich auf den per<br />
Gesetz zuständigen <strong>Apotheke</strong>r und die hinter diesem<br />
stehenden Bestimmungen zu verlassen.<br />
Allerdings sind dem Therapeuten besinnliche Gedanken<br />
nicht verwehrt, die vielleicht eine Änderung<br />
geltender Bestimmungen dort in Gang zu setzen vermögen,<br />
wo es erforderlich ist.<br />
So wurden die Arzneiprüfungen mit Substanzen<br />
durchgeführt, die in der Regel in gewisser Hinsicht<br />
definiert waren, z.B. wildwachsende im Gegensatz zu<br />
kultivierten Pflanzen. Bereits in der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts hatte man in Amerika festgestellt, daß Aconitum 75%<br />
mehr an Prüfungssymptomen erbrachte, wenn man Wildwachsendes zur Arzneiherstellung<br />
heranzog. Auch garantiert nicht die chemische Reinheit eines<br />
Minerals den besten therapeutischen Effekt, sondern dessen möglichst genaue<br />
Übereinstimmung mit der für die Erst- oder Hauptprüfung herangezogenen<br />
Ausgangssubstanz. Das Postulat kann also nur lauten, dieses als ersten Schritt<br />
zur Bereitstellung einer Arznei mit sicherer, therapeutischer Wirkung durchweg<br />
zu gewährleisten.<br />
Ähnlich wie der Verordner sich auf eine stimmige Materia Medica Homoeopathica<br />
verlassen muß, muß er sich auch auf in genannter Hinsicht korrekt<br />
hergestellte Arzneien verlassen können. Hier sind die Verantwortlichen aufgerufen,<br />
bisher Unstimmiges in Ordnung zu bringen. Anregungen, in welche<br />
Richtung die Aufmerksamkeit zu lenken ist, geben dieses Heft.<br />
Gewöhnlich ist der homöopathische Arzt von seinen täglichen Pflichten<br />
der Symptomenerhebung, Similefindung und Patientenführung so sehr in<br />
Anspruch genommen, daß er eine conditio sine qua non seines Behandlungserfolgs<br />
nur allzu leicht übersieht, nämlich, wer die Arznei verläßlicher Güte<br />
bereitstellt. Der Verfasser scheut sich nicht zu bekennen, daß die Präparate<br />
1
2<br />
aus dem nunmehr seit 25 Jahren bestehenden Labor <strong>Gudjons</strong> ihm regelmäßig<br />
ausgezeichnete Dienste erwiesen haben, darunter nicht selten bei Kranken,<br />
die von der dominanten, naturwissenschaftlichen Medizin aus- oder wegen<br />
fehlender Ansatzmöglichkeiten gar nicht therapiert worden waren. Verantwortlich<br />
für das Labor ist seine Gründerin und Inhaberin, die <strong>Apotheke</strong>rin<br />
Brita <strong>Gudjons</strong>. Sie hat es sich dereinst und bis zum heutigen Tage zur Aufgabe<br />
gemacht, mit Hingabe originalgetreue Arzneien zu fertigen und zu liefern.<br />
Dafür gebührt ihr ein außerordentlicher Dank.<br />
Dr. med. Klaus-Henning Gypser<br />
eDItorIal
D ie<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Gattung Pulsatilla enthält etwa 30<br />
Arten und ihre Unterarten.<br />
Zwecks Beschaffung eines kleinen Überblicks<br />
seien hier beispielhaft genannt:<br />
• Pulsatilla alba Rchb., Weiße Anemone<br />
• Pulsatilla alpina subsp. alba.<br />
Rothmaler, Werner, Exkursionsflora,<br />
Volk und Wissen, Volkseigener Verl.<br />
Berlin, 1976: “P. alba Rchb., Brocken-<br />
K., Brockenanemone…”<br />
Pulsatilla alba (weiß, außen blau<br />
oder rötlich)<br />
• Pulsatilla alpina (L.) Schrank, Alpen-Küchenschelle.<br />
• Pulsatilla alpina (L.) Delarbre, Alpenküchenschelle,<br />
Alpen-Kuhschelle,<br />
- mit 2 Unterarten:<br />
ssp. alpina,<br />
ssp. apiifolia (Scop.) Nyman.”<br />
Dr. meD. heDwIG pötters<br />
Pulsatilla alpina (weiß oder schwefelgelb)<br />
• Pulsatilla halleri (mit mehreren Unterarten):<br />
ssp. rhodopaea,<br />
ssp. taurica,<br />
ssp. slavica,<br />
ssp. halleri,<br />
ssp. styriaca.<br />
• Pulsatilla micrantha, Brocken-Küchenschelle,<br />
Brockenanemone.<br />
• Pulsatilla montana, Anemone montana<br />
Hoppe.<br />
• Pulsatilla patens, Pulsatilla patens<br />
(L.)MILL., Pulsatilla nuttaliana,<br />
Anemone patens, Finger-Küchenschelle,<br />
3
4<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Ausgebreitete Küchenschelle, Ausgebreitete<br />
Kuhschelle.<br />
Hier gibt es 4 Unterarten: Pulsatilla<br />
ssp. patens,<br />
ssp. flavescens,<br />
ssp. teklae,<br />
ssp. multifida.<br />
Trotz mehrerer Unterarten beschreibt das<br />
Arzneimittelinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
in Bonn (BfArM) keine von ihnen,<br />
sondern nur die Art und überläßt es der<br />
Phantasie des <strong>Apotheke</strong>rs, welche Unterart er<br />
dem Patienten reicht, wenn der Arzt es schon<br />
nicht schaffte, die gewünschte bzw. geprüfte<br />
Unterart auf dem Rezept genau anzugeben.<br />
Und in der Tat ist die Ausgangssubstanz bei<br />
KGSt (…”frischen, zur Blütezeit geernteten,<br />
oberirdischen Teile von Pulsatilla patens (L.)<br />
MILL . …) und HPUS (“…the fresh plant…”)<br />
nicht identisch mit der von Allen, T.F. erwähnten<br />
Erstprüfer (Preparation: “Tincture of the<br />
whole plant”).<br />
Dennoch hat das BfArM (KGSt) diese<br />
Droge positiv monographiert, d.h. für ausreichend<br />
geprüft erachtet, (aber welche?).<br />
Pulsatilla patens (violett)<br />
• Pulsatilla rubra. Diese wunderschöne<br />
Blüte hat 2 Unterarten:<br />
ssp. hispanica Zimm. ex Aichele &<br />
Schwegler (populations in Spain) –<br />
und ssp rubra.<br />
• Pulsatilla sulphurea (L.) DT et<br />
Sarnth., Schwefel-Anemone. (von manchen<br />
Autoren als Pulsatilla alba ssp.<br />
sulfurea angesehen).<br />
Pulsatilla sulphurea (aus: Engel, F.-M., Die<br />
Pflanzenwelt d. Alpen)<br />
• Pulsatilla vernalis (L.) Mill., Anemone<br />
vernalis, Frühlings-Küchenschelle,<br />
Pelzanemone.<br />
• Pulsatilla vulgaris (L.) Mill., Anemone<br />
pulsatilla, Echte Küchenschelle,<br />
Aufrechte Küchenschelle,
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Pulsatillwindblume, Gewöhnliche Küchenschelle,<br />
Gemeine Küchenschelle,<br />
Gewöhnliche Kuhschelle, Kuhschelle.<br />
Henriette’s plant photos: Pulsatilla vulgaris<br />
Mill. Last updated 20.Dec.06<br />
Zahlreiche Synonyme werden aufgeführt<br />
im Hager: 6.321: „Pulsatilla vulgaris Mill.,<br />
Syn.: Anemone acutipetala Schleich., A. bogenhardiana<br />
Pritz., A. collina Salisb., A. janczewskii<br />
Giraudias, A. praecox Coste, A. pulsatilla<br />
L., A. punica Sims, Pulsatilla amoena<br />
Jord., P. bogenhardiana Rchb., P. intermedia<br />
Sweet, P. pulsatilla Karst., P. pulsatilla Lions,<br />
P. recta Gilib. …“<br />
Und Flora europaea gibt dazu noch 3 Unterarten<br />
an:<br />
ssp vulgaris,<br />
ssp grandis und<br />
ssp gotlandica (K.Joh.) Zamelis & Paegle.<br />
Laut internationalem Übereinkommen gelten<br />
nur die lateinischen Bezeichnungen der<br />
Pflanzen offiziell. Die deutschen (oder sonstigen<br />
muttersprachlichen) Namen hingegen<br />
mögen unter bestimmten Bedingungen ihren<br />
Wert haben, sind jedoch oft nicht kennzeichnend.<br />
Ein deutscher Name wird zuweilen bei<br />
verschiedenen Pflanzen angewandt – oder<br />
umgekehrt: eine Pflanze hat die verschiedens-<br />
ten deutschen Namen, die auch noch mund-<br />
artlich abgewandelt sein können.<br />
In Hahnemanns <strong>Apotheke</strong>rlexikon (HAL)<br />
werden 2 Pulsatilla-Arten mit offiziellem,<br />
botanischem, lateinischem Namen erwähnt,<br />
nämlich:<br />
Pulsatilla vulgaris<br />
• Pulsatilla vulgaris und<br />
• Pulsatilla pratensis (ohne Angaben<br />
von Subspecies).<br />
Auch im HAB werden nur 2 Pulsatilla-<br />
Arten genannt, nämlich: “Pulsatilla pratensis<br />
(Pulsatilla)” und “Pulsatilla vulgaris”. Dabei<br />
gibt HAB keine Unterarten an.<br />
Bei KGSt, (Komm. D beim BfArM) sind 2<br />
Pulsatilla-Arten positiv monographiert, nämlich<br />
Pulsatilla patens und Pulsatilla pratensis,<br />
beide ohne Angaben von Subspecies.<br />
5
6<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
• Pulsatilla pratensis:<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Der Mangel der Erwähnung der Unterarten<br />
von Pulsatilla pratensis im HAB führt uns zu<br />
der Frage: Welche Droge mag Hahnemann<br />
wohl verwandt haben?<br />
Zwecks Namens- und Synonym-Klärung<br />
stelle ich hier alle Zitate von Pulsatilla-Artbezeichnungen<br />
aus dem HAL zusammen, die uns<br />
Hinweise geben könnten:<br />
HAL, II / 252:<br />
“Pulsatilla<br />
Pulsatilla coerulea<br />
Pulsatilla minor<br />
Pulsatilla nigricans<br />
Pulsatilla vulgaris<br />
Pulsatille<br />
s. Küchenschellwindblume.<br />
s. Pulsatillwindblume.<br />
HAL I/533 f: „Küchenschelle, schwärzliche,<br />
s. Küchenschellwindblume.<br />
Küchenschellwindblume, Anemone pratensis,<br />
L. … wo sie zeitig im Frühlinge blauschwarze<br />
Blumen trägt. Das Kraut (bb. pulsatillae<br />
minoris, pulsat. nigricantis), …“<br />
HAL, II / 252: „Pulsatillwindblume,<br />
Anemone Pulsatilla, L. [Zorn, pl. med. tab.<br />
76.] mit doppelt gefiederten Blättern, an<br />
der Spitze zurückgerollten Blumenkronblättern,<br />
Blumenstielen mit einer Hülle und<br />
geschwänzten Samen, ein anderthalb Fuß<br />
hohes Kraut mit ausdauernder Wurzel auf<br />
sonnichten, dürren, unfruchtbaren, sandigen<br />
Stellen und Anhöhen mit Wald umgeben,<br />
wo sie im <strong>März</strong> und April mit dunkelblauer,<br />
doch hellfarbiger und kleinerer Blume blüht,<br />
als die Küchenschellwindblume.“<br />
Unter beiden war blos die etwas schwächere<br />
Pulsatillwindblume den Alten als<br />
arzneilich bekannt. Ihre dicke, lange, oft in<br />
mehrere Köpfe getheilte, schwarze Wurzel<br />
(Rad. Pulsatillae vulgaris. Nolae culinariae)<br />
von bitterlichem, zuletzt sehr beißendem,<br />
stechendem Geschmacke hielten sie für<br />
schwächer als die Blätter, und fanden sie<br />
im frischen Zustande Speichel erregend, und<br />
trocken, Nießen erregend. Sie hielten sie für<br />
dienlich in bösartigen Fiebern. Die, zwischen<br />
den Fingern gerieben, einen scharfen,<br />
beißenden Geruch verbreitenden, höchst<br />
brennend schmeckenden Blätter (Fol. Pulsatillae<br />
vulgaris, Nolae culinariae), deren<br />
Kraft gewiß auf demselben brennbaren Salze,<br />
wie die der Küchenschellwindblume beruht,<br />
sahen sie, äußerlich aufgelegt, Blasen ziehen,<br />
und im kalten Brande, in faulen Geschwüren<br />
und bei Warzen und Muttermählern hülfreich,<br />
das destillirte Wasser aber im Scharbock,<br />
(bei sogenannten bösen Säften) und<br />
bei dem der Wassersucht nahen viertägigen<br />
Wechselfieber. Es soll auch Erbrechen erregen.<br />
Die dunkelblauen, grünfärbenden Blumenblätter<br />
sollen ähnliche Kräfte besitzen.“<br />
Diese verschiedenen Namen sind zunächst<br />
einmal verwirrend. Da jedoch botanische (lateinische)<br />
Namen genannt sind, lassen sich<br />
aus obigen Textstellen 2 Pulsatilla-Arten mit<br />
ihren Synonymen einander differenziert gegenüberstellen,<br />
weil Störck und Hahnemann<br />
(in HAL) sie beide erwähnen:<br />
• Pulsatilla vulgaris, Syn.: Pulsatille, Pulsatillwindblume,<br />
Anemone Pulsatilla L. und<br />
• Pulsatilla nigricans, Syn.: Pulsatilla<br />
minor, Pulsatilla coerulea, Pulsatilla,<br />
Schwärzliche Küchenschelle, Küchenschellwindblume,<br />
Anemone pratensis.
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Die botanische Nomenklatur war seit der<br />
Zeit Hahnemanns öfter Änderungen unterworfen<br />
– entsprechend jeweils neueren wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen.<br />
So war z.B. Pulsatilla nigricans zu seiner<br />
Zeit eine eigene Art. Heute wird sie als Unterart<br />
(ssp.) von Pulsatilla pratensis gesehen.<br />
Ihre vollständige heutige Benennung ist also:<br />
• Pulsatilla pratensis ssp. nigricans.<br />
Wichtiger als die botanische Zuordnung ist<br />
allerdings die Identifizierung der Art als die<br />
von Hahnemann geprüfte.<br />
Die einzige von Hahnemann geprüfte Pulsatilla-Art<br />
ist Pulsatilla pratensis. Doch noch<br />
können wir nicht sicher sein, ob unsere Identifizierung<br />
des Namens auch in der Tat der<br />
von Hahnemann geprüften Droge entspricht.<br />
(Schon zu oft stellten wir fest, dass in der Homöopathie<br />
verschiedene Drogen durchaus<br />
eine Namensgleichheit haben können ohne<br />
identisch zu sein, was zu Therapieunsicherheit<br />
führt).<br />
• Pulsatilla pratensis hat zahlreiche<br />
Synonyme: Pulsatilla, Pulsatilla<br />
pratensis Mill., Anemone pratensis L.,<br />
Nickende Küchenschelle, Kühchenschelle,<br />
Küchenschellwindblume, Wiesen-Kuhschelle,<br />
Wiesen-Küchenschelle,<br />
Wiesen-Pulsatille, Pulsatille noirâtre<br />
(franz.), Anémone des prés, Coquelourde,<br />
Meadow Anemone (engl.),<br />
Pasque Flower or Windflower, (Abk.<br />
Bö.: Puls.) .<br />
Das Bundesinstitut für Arzneimittel<br />
(BfArM) in Bonn sagt dazu (in KGSt): „Pulsatilla<br />
pratensis (Pulsatilla). … Verwendet<br />
wird die zur Blütezeit gesammelte, frische,<br />
ganze Pflanze von Pulsatilla pratensis MIL-<br />
LER.“ Monographie +<br />
Miller beschreibt – ebenso wie Linné die<br />
Art – und nicht die Unterart.<br />
Hierbei ist nicht berücksichtigt (weder<br />
von KGSt – und ebenfalls nicht vom HAB),<br />
dass Pulsatilla pratensis 2 Unterarten hat,<br />
nämlich:<br />
• Pulsatilla pratensis ssp. pratensis<br />
und<br />
• Pulsatilla pratensis ssp. nigricans.<br />
Mit ihrem kompletten botanischen Namen<br />
heißt letztere also heute (wie auch im vom<br />
BfArM benutzten Zander angeführt):<br />
Pulsatilla pratensis (L.) Mill. ssp. nigricans<br />
(Störck) Zämelis .<br />
Ebendiese letztere von den 2 Unterarten<br />
der Pulsatilla pratensis (L.) Mill. galt zu<br />
Hahnemanns Zeit als eigene botanische Species<br />
(s. Hager).<br />
Diese Tatsache sowie die auffallend dunkle<br />
Farbe der Pulsatilla nigricans erleichtert<br />
ihre Zuordnung in verschiedenen Texten.<br />
Gleichen Text (wie KGSt) verwendet das<br />
Homöopathische Arzneibuch (HAB 2005):<br />
„Pulsatilla pratensis. Pulsatilla. Verwendet<br />
werden die frischen, ganzen Pflanzen von<br />
Pulsatilla pratensis (L.) MILL. zur Blütezeit.“<br />
Interessant ist ein Brief vom BfArM (vom<br />
28.10.2010) an die Verfasserin, aus dem ebenfalls<br />
hervorgeht, daß Pulsatilla pratensis 2 Unterarten<br />
zuzurechnen sind:<br />
7
8<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
„Sehr geehrte Frau Dr. Pötters,<br />
vielen Dank für Ihre Anfrage zu Pulsatilla an den Vorsitzenden der HAB-Kommission. Sie<br />
wurde zur Beantwortung an mich weitergeleitet.<br />
In der Monographie Pulsatilla pratensis des Homöopathischen Arzneibuchs (HAB 2010)<br />
steht: „Verwendet werden die frischen ganzen Pflanzen von Pulsatilla pratensis (L.) Mill. zur<br />
Blütezeit.“<br />
Nach einem Beschluss der Deutschen Homöopathischen Arzneibuch-Kommission vom 25.<br />
Januar 2007 richtet sich das HAB in Bezug auf die wissenschaftliche Bezeichnung der Pflanzen<br />
nach dem „ZANDER Handwörterbuch der Pflanzennamen“ des Ulmer Verlags.<br />
Im ZANDER, 18. Auflage, werden für<br />
Pulsatilla pratensis (L.) Mill. (Wiesen-Küchenschelle) zwei Unterarten aufgeführt:<br />
- subsp. nigricans (Störck) Zämelis (Dunkle Wiese-Küchenschelle) und<br />
- subsp. pratensis (Gewöhnliche Wiesen-Küchenschelle).<br />
Zu Ihrer Frage kann gesagt werden:<br />
Die Pflanze, die von Störck als eigene Art P. nigricans beschrieben wurde, wird jetzt nach<br />
einer neueren, gültigen Veröffentlichung von Zämelis als Unterart von P. pratensis (L.) Mill.<br />
geführt.<br />
Im Zander stehen keine Pflanzen mit dem Namen „Pulsatilla coerulea“, „Pulsatilla minor“<br />
und Pulsatilla nigricans“ (ohne Autor). Auch lässt sich in keiner einschlägigen Datenbank<br />
(International Plant Names Index, IPNI; GRIN Taxonomie der Pflanzen; TROPICOS; FloraWeb<br />
des BfN) und auch nicht im „HEGI, Illustrierte Flora von Mitteleuropa“ ein entsprechender<br />
Eintrag finden. Das bedeutet, dass es sich um keine gültig veröffentlichten wissenschaftlichen<br />
Pflanzennamen handelt. Dafür spricht auch, dass die Bezeichnungen ohne Autoren angegeben<br />
werden. Es lässt sich so nicht nachvollziehen, woher diese Bezeichnungen stammen oder zu<br />
welchen gültigen Pflanzennamen sie synonym sind.<br />
Mit freundlichem Gruß, ….. …“<br />
Betr. Hahnemannsche Texte, finden wir<br />
folgende Stellen mit botanischer Namensnennung:<br />
ORG/8. Fußn.: „…Wenn aber der Leidende,<br />
statt solcher heftigen und stets nachtheiligen<br />
Ausleerungs-Arzneien, nur ein einziges<br />
Mal in hoch verdünnten Pulsatille-Saft (an<br />
ein Senfsamen großes, damit befeuchtetes<br />
Streukügelchen) riecht, wodurch die Verstimmung<br />
seines Befindens im Allgemeinen<br />
und seines Magens insbesondere gewiß aufgehoben<br />
wird,…“<br />
VP/533: „…Küchenschellwindblume<br />
(Anemone pratensis) …“<br />
RA II/273: „Pulsatille, (Anemone pratensis.)<br />
Der ausgepreßte Saft der grünen, fri-
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
schen, ganzen Pflanze, mit gleichen Theilen<br />
Weingeist gemischt durch Schütteln...“ - Es<br />
folgen Herstellungsrichtlinie, kurze Übersicht<br />
und AMP.<br />
RA II/275: „Wäre die Pulsatille je einmal<br />
in zu großer Gabe oder am unpaßlichen<br />
Orte angewendet worden, und erzeugte sie<br />
folglich widrige Zufälle, so werden diese, je<br />
nachdem sie von der einen oder der andern<br />
Art sind, theils in der Chamille (vorzüglich<br />
wo Schläfrigkeit, Mattigkeit und Sinnenverminderung<br />
hervorragt), theils im Kaffee-<br />
Trank, (z.B. bei der zagenden Aengstlichkeit),<br />
theils in der Ignazbohne, theils im Krähenaugsamen<br />
ihre Tilgung finden. Das Fieber,<br />
die Weinerlichkeit und die Schmerzen von<br />
Pulsatille werden von der Tinctur des rohen<br />
Kaffees am schnellsten mit allen Nachwehen<br />
getilgt.“<br />
Es ist also jeweils die Rede von:<br />
• Pulsatille-Saft (ORG /8. Fußn.), bzw.<br />
• Küchenschellwindblume (Anemone<br />
Pratensis) (VP/533), bzw.<br />
• Pulsatille, Anemone pratensis (RA<br />
II/273).<br />
Nur in den beiden letzten Stellen wird ein<br />
zu Hahnemanns Zeit üblicher botanischer<br />
Name genannt: Anemone pratensis.<br />
Ein Beleg für diese alte Nomenklatur findet<br />
sich in der Synonymliste von:<br />
Hager 6.319: „Pulsatilla pratensis (L.)<br />
Mill., Syn: Anemone intermedia Schult., A.<br />
pratensis L., P. breynii Rupr., P. reflexa<br />
Gilib. …Dt. : Glockrose, Kleine Kuhschelle,<br />
Nickende Kuhschelle, Osterblume, Wiesen-<br />
Küchenschelle...<br />
Systematik: Von P. pratensis lassen sich<br />
die beiden Varietäten var. pratensis und var.<br />
nigricans (STOERCK) AICHELE et SCHWEG-<br />
LER unterscheiden. Letztere wurde früher<br />
auch als eigene Art P. nigricans STOERCK<br />
geführt; …“<br />
Hager erwähnte bereits 1910 die beiden<br />
Unterarten der Pulsatilla pratensis, nämlich<br />
ssp. pratensis und ssp. nigricans.<br />
Gleiche Unterarten werden angegeben von<br />
jüngeren Arbeiten: Seybold, Botan. Verein von<br />
Berlin und Brandenburg, Dettmann u.a.<br />
Bei Bönninghausen finden sich nur Namens-Hinweise<br />
auf die Art Pulsatilla pratensis<br />
(Abk. Puls.). Dabei müssen wir unterstellen,<br />
dass er als Botaniker und langjähriger Freund<br />
Hahnemanns sehr genau die von ihm geprüfte<br />
und deshalb auch therapeutisch angewandte<br />
Art kannte und ebenfalls anwandte. Daß er<br />
nicht expressis verbis die Unterart erwähnt,<br />
erklärt sich m.E. aus der Selbstverständlichkeit<br />
von deren Verwendung. Es ist ja auch im<br />
alltäglichen Leben nicht üblich, völlig selbstverständliche<br />
Dinge gesondert zu erwähnen:<br />
Bönninghausen, C.M.F.von, Versuch einer<br />
Homöopathischen Therapie der Wechsel- und<br />
anderer Fieber zunächst für angehende Homöopathiker.<br />
1. Theil, Die Pyrexie, Leipzig<br />
1864, S.43: „Pulsatilla pratensis. (Puls.)…“.<br />
KV/30: Verwandtschaften von Puls. (Pulsatilla<br />
pratensis Mill.).<br />
Flora europaea benennt sogar 3 Unterarten,<br />
wobei die Zahl der Unterarten hier unerheblich<br />
ist, da Pulsatilla nigricans sich in<br />
ihrer schwärzlichen Farbe deutlich von den<br />
anderen unterscheidet.<br />
9
10<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Außerdem wird als Erst-Beschreiber von<br />
Pulsatilla nigricans Störck genannt (auch<br />
Störk, wie in dessen eigener Abhandlung geschrieben):<br />
Flora europaea, Cambridge University<br />
Press 1964 S. 219 ff: “P. pratensis (L.) Miller,<br />
Gard. Dict. ed. 8, no.2 (1768) (Pulsatilla nigricans<br />
Störck; Anemone pratensis L.).<br />
C. & E. Europe extending westwards to S.E.<br />
Norway, W. Denmark and N. Jugoslavia. …<br />
The variation in flower-colour is correlated<br />
with distribution. Plants with dark purple<br />
flowers occur in the north, those with the<br />
flowers dirty yellow or pale greyish-violet inside<br />
occur in the south-east and those with<br />
pale violet flowers occur in the intervening<br />
area. They have been called<br />
– subsp. nigricans (Störck) Zämelis,<br />
– subsp. hungarica Soó, and<br />
– subsp. pratensis respectively.<br />
Die Homöopathische Pharmakopoe der<br />
USA (HPUS) erwähne ich nur am Rande, da<br />
sie Pulsatilla pratensis und P. vulgaris irrtümlicherweise<br />
für synonym hält.<br />
Leeser, Stiegele und Vannier sind die wenigen,<br />
die klar Pulsatilla nigricans mit diesem<br />
Namen als die von Hahnemann geprüfte<br />
angeben.<br />
Leeser erwähnt auch 2 Subspecies der<br />
Pulsatilla pratensis, nämlich:<br />
– ssp. eupratensis Hegi mit hellvioletten<br />
Blütenblättern und<br />
– ssp. nigricans (Störck) mit schwarzvioletten<br />
Blütenhüllblättern.<br />
Auch weist Leeser auf den Wiener Hofmedicus<br />
Anton von Störck hin, der Pulsatilla<br />
nigricans erstmals prüfte. Er war der akade-<br />
mische Lehrer Hahnemanns in Wien. Leeser<br />
sagt: (B I/639 ff):<br />
„…Aus dem volksheilkundlichem Gebrauch<br />
mit seinen vagen Anzeigen holte im<br />
Jahre 1771 der Wiener Hofmedicus Anton<br />
von Störck, ein Schüler van Swietens, die<br />
Pflanze ins Licht der Universitätsmedizin.<br />
Als einer der Vorläufer Hahnemanns führte<br />
er eine Reihe von Arzneimittelprüfungen<br />
am Menschen durch, darunter auch die mit<br />
Pulsatilla. Störck unterscheidet seine Pulsatilla<br />
nigricans im Vorwort ausdrücklich von<br />
Pulsatilla vulgaris: ‚Während diese P. vulgaris<br />
verblüht, beginnt erst unsere Pulsatilla<br />
nigricans zu blühen, woran die Sammler sie<br />
zunächst am Zeitpunkt ihres Erscheinens erkennen<br />
und sie absondern; denn ihre Eigenschaften<br />
scheinen nicht die gleichen zu sein.’<br />
Nach unserem heutigen Wissen können die<br />
arzneilichen Unterschiede innerhalb der<br />
Spezies bzw. Subspezies von Pulsatilla vulgaris,<br />
pratensis und nigricans nicht auffallend<br />
sein. Vielleicht ist die von Störck beobachtete<br />
Wirkung auf die Augen ein Spezifikum der P.<br />
nigricans. Dieser Umstand kann aber auch<br />
darauf zurückzuführen sein, dass Störck<br />
selbst heftige Schmerzen an seinem rechten<br />
Auge unter Pulsatilla nigricans bekam. Er<br />
hatte 2 Jahre vorher bei einem Wagenunfall<br />
eine Kontusion dieses Auges erlitten. Die Ergebnisse<br />
der Störckschen Pulsatilla-Prüfung<br />
können jedoch nicht ohne weiteres mit der<br />
Hahnemannschen verglichen werden, weil<br />
der Prüfstoff ganz anders gewonnen wurde<br />
und die stufenweise Potenzierung wie sie<br />
Hahnemann erfand, noch nicht bekannt war.<br />
Störck ließ von einem <strong>Apotheke</strong>r verschiedene<br />
wäßrige Destillate und Extrakte aus der<br />
Pflanze herstellen. Über den Arzneigehalt<br />
dieser Zubereitung läßt sich heute keine
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
klare Aussage mehr machen, vor allem nicht<br />
in bezug auf den Anteil an Protoanemonin<br />
bzw. Anemonin. Aus den Prüfungsergebnissen<br />
läßt sich jedoch schließen, dass die uns<br />
als typisch bekannten Pulsatilla-Wirkstoffe<br />
noch in genügender Konzentration anwesend<br />
waren. Störck empfahl das Mittel bei<br />
den verschiedensten Augenleiden wie Augeneiterung,<br />
Hornhautfell, grauer Star und<br />
Blindheit. In der Zusammenfassung seiner<br />
Prüfung betont der Autor die gute Wirkung<br />
bei heftigsten nächtlichen Gliederschmerzen<br />
und auch bei Lähmungen. Bei einer Reihe<br />
von Fällen ist ihm die Anregung der Nierentätigkeit<br />
aufgefallen. Außer dem Abgang<br />
von vermehrtem Urin schien ihm auch die<br />
Erregung von Durchfällen, die er als Nebenwirkung<br />
beobachtete, ein für die heilende<br />
Wirkung sprechendes Zeichen zu bedeuten.<br />
‚Bei einigen chronischen Augenkrankheiten<br />
scheint sie bestens zu passen und nicht nur<br />
auf die Augen zu wirken. Ein gutes Zeichen,<br />
wenn die Kranken daraufhin Schmerz im<br />
Auge fühlen.’ Die bei den homöopathischen<br />
Ärzten bekannte Erstverschlimmerung ist<br />
also Störck durchaus schon bekannt und<br />
wurde von ihm auch richtig gedeutet. Er<br />
verwandte die Pulsatilla innerlich und äußerlich<br />
bei Geschwüren und Flechten, verabreichte<br />
sie auch mit Erfolg bei Gemütsdepressionen<br />
und erwähnt zum Schluß seiner<br />
Zusammenfassung, dass „bei einigen Frauen<br />
die widernatürlich unterdrückten Menses<br />
wieder herbeigeführt und in Ordnung<br />
gebracht’ wurden. Hahnemann hat bekanntlich<br />
die Prüfungsangaben seines Vorgängers<br />
in seine sehr viel ergiebigere Prüfung mit<br />
Pulsatilla pratensis eingearbeitet. Die Heilanzeigen<br />
Störcks blieben in der offiziellen<br />
Medizin durchaus nicht unbeachtet und<br />
wurden teilweise von Hufeland aufgegriffen,<br />
der das Mittel bei Amaurosis und Amblyopie<br />
empfahl. Rademacher rühmt in seiner Erfahrungsheillehre<br />
die Pflanze als ‚ein wirklich<br />
sichtbares Heilmittel’ bei Keuchhusten<br />
mit Erbrechen und bei Husten, der nicht von<br />
Lungenleiden herrühre, sondern in einer<br />
„Urerkrankung eines Bauchnervenplexus<br />
begründet sein müsse’. ...<br />
In unserer Zeit macht die offizielle Schule<br />
von der Pulsatilla keinerlei Gebrauch<br />
mehr; die Empfehlungen von Störcks sind<br />
der Vergessenheit anheimgefallen. Die potenzierte<br />
Pulsatilla Hahnemanns hingegen<br />
ist eines der erfolgreichsten Heilmittel der<br />
homöop. Heilkunst geworden und bis heute<br />
geblieben. ...<br />
Arzneimittelprüfungen:<br />
– Störck, Anton v.<br />
– Hahnemann, S.<br />
– Lembke, J.<br />
– Woodwaid, A.W.<br />
– Allen, T.F.<br />
Die wesentlichste Pulsatilla-Prüfung<br />
ist ohne Zweifel die Hahnemanns, 2 der 5<br />
Prüfer waren Frauen, darunter auch seine<br />
erste Gemahlin. Es werden 1153 Symptome<br />
mitgeteilt, dabei auch solche aus der Störckschen<br />
Prüfung und wenige andere aus publizierten<br />
Vergiftungsfällen. Im Vergleich zu<br />
Störck erweist sich Hahnemann nicht nur<br />
als der geschultere Beobachter, auch seine<br />
Prüfungstechnik ist überlegen. ...<br />
Dessen ungeachtet muß auch die Leistung<br />
Störcks gewürdigt werden. Er teilt nicht<br />
weniger als 40 mit Pulsatilla behandelte<br />
Krankheitsfälle mit. Seine Schrift über Pulsatilla<br />
umfaßt einschließlich der Vorrede 61<br />
11
12<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Seiten. Er beobachtet die Nebenwirkungen<br />
während der Arzneidarreichung und bedauert,<br />
dass Pulsatilla – als „Giftpflanze“ abgetan<br />
– bisher vernachlässigt worden sei. Es sei<br />
der Klugheit des Arztes anheimgestellt, dass<br />
aus Gift eine Arznei und dass ein Weg gefunden<br />
werde, die Giftpflanzen als wirksames<br />
Heilmittel sichtbar zu machen. Außerdem<br />
müsse der Arzt die Krankheit kennen und<br />
die Symptome, die ähnliche Heilmittel hervorrufen.<br />
Beim Lesen seiner Vorrede spürt<br />
man förmlich, wie nahe Störck der Idee der<br />
Homöopathie Hahnemanns bereits war.<br />
Lembke führte im November des Jahres<br />
1849 seinen Selbstversuch durch, bei dem<br />
er im Abstand von 5 Tagen zuerst 2, dann<br />
5 Tropfen einer Pulsatilla-Essenz nüchtern<br />
und ohne Wasser nachzutrinken, einnahm.<br />
Neben lokalen Reizsymptomen im oberen<br />
Verdauungstrakt berichtete er über schmerzliches<br />
Ziehen in den Samensträngen sogleich<br />
nach der 2. Einnahme und am 8. Tag der<br />
Prüfung (3 Tage nach der 2. Gabe). Die Veröffentlichung<br />
des Selbstversuches erfolgte<br />
erst nach 14 Jahren, vielleicht ist das Protokoll<br />
deshalb so spärlich ausgefallen.<br />
Auch im Falle der Woodwaidschen Prüfung<br />
wurde überwiegend mit starken Gaben,<br />
meist der Tinktur, gearbeitet. Es werden die<br />
Beobachtungen von insgesamt 25 Prüfern<br />
mitgeteilt. An erster Stelle- sowohl was Häufigkeit<br />
als auch Zeitpunkt des Auftretens betrifft<br />
– standen Erscheinungen von seiten<br />
des Magen-Darm-Traktes, was bei der Natur<br />
der Pulsatilla-Wirkstoffe zunächst einmal<br />
als lokale Reizwirkung des Anemonins aufzufassen<br />
sein dürfte, da fast ausschließlich<br />
in konzentrierten Gaben geprüft wurde. Außerdem<br />
kam es zu Symptomen am Respirati-<br />
onstrakt und am Kreislauf, in 8 der 25 Fälle<br />
traten Spinalirritationen und Symptome<br />
von Seiten des Urogenitalsystems auf.<br />
In der Enzyklopädie Allens finden sich<br />
zusammengefaßt alle Arzneimittelprüfungen<br />
bis zum Zeitpunkt der Herausgabe in<br />
englischer Sprache.“<br />
So gut auch die Leeser’sche Zusammenfassung<br />
des Störck’schen Werkes ist, bedürfen<br />
doch 3 Punkte der Erwähnung:<br />
1) Wenn er sagt: “Nach unserem heutigen<br />
Wissen können die arzneilichen<br />
Unterschiede innerhalb der Spezies<br />
bzw. Subspezies von Pulsatilla vulgaris,<br />
pratensis und nigricans nicht<br />
auffallend sein.” – so muß diesem<br />
Satz aus homöopathischer Sicht widersprochen<br />
werden. Leeser neigt zu<br />
rein naturwissenschaftlicher Beurteilung,<br />
wenn er lediglich die Pflanzengifte<br />
Protoanemonin und Anemonin<br />
vergleicht. In der Phytotherapie – und<br />
besonders in der Homöopathie dagegen<br />
geht man bei den genannten Pflanzen<br />
von mehreren hundert Inhaltstoffen<br />
aus, die als Komplex wirken und<br />
als Komplex natürlich für jede Pflanze<br />
spezifisch sind.<br />
2) Zum anderen fällt die Pulsatilla nigricans<br />
durch ihre dunkle Färbung unter<br />
allen anderen Pulsatilla-Arten und<br />
-Unterarten auf. Diese ist lt. Dettmann<br />
durch ein spezifisches Gen gesteuert.<br />
Selbst wenn man von der Gen-These<br />
Abstand nehmen will, kommt man<br />
doch nicht umhin, die dunklen Farbstoffe<br />
der Blüte als ein Spezifikum anzuerkennen,<br />
dessen Auswirkung auf<br />
den Komplex der Inhaltstoffe (und da-
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
mit auf die Wirkung der Pflanze) wir<br />
noch nicht hinlänglich kennen.<br />
Wir kommen in diesem Fall also nicht<br />
umhin, die Forderung Hahnemanns<br />
anzuerkennen, bei jeder Species und<br />
Subspecies dem Experiment den Vorrang<br />
zu geben, d.h. selektive Arzneimittelprüfungen<br />
vorzunehmen und<br />
uns jeder biochemisch-theoretischen<br />
Voraussage (was die Wirkung einer<br />
Pflanze anbetrifft) zu enthalten.<br />
3) Die Vergleichbarkeit des Hahnemann’schen<br />
und Störck’schen Präparates<br />
(auch wenn beide Pulsatilla nigricans<br />
verarbeiteten) ist problematisch.<br />
Leeser vertritt da eine moderne pharmazeutische<br />
Anschauung mit der Bemerkung:<br />
„…Die Ergebnisse der Störckschen Pulsatilla-Prüfung<br />
können jedoch nicht ohne<br />
weiteres mit der Hahnemannschen verglichen<br />
werden, weil der Prüfstoff ganz anders<br />
gewonnen wurde und die stufenweise Potenzierung,<br />
wie sie Hahnemann erfand, noch<br />
nicht bekannt war. Störck ließ von einem<br />
<strong>Apotheke</strong>r verschiedene wäßrige Destillate<br />
und Extrakte aus der Pflanze herstellen.<br />
Über den Arzneigehalt dieser Zubereitung<br />
läßt sich heute keine klare Aussage mehr<br />
machen, vor allem nicht in bezug auf den<br />
Anteil an Protoanemonin bzw. Anemonin.<br />
Aus den Prüfungsergebnissen läßt sich jedoch<br />
schließen, dass die uns als typisch bekannten<br />
Pulsatilla-Wirkstoffe noch in genügender<br />
Konzentration anwesend waren. …“<br />
Die genannten Argumente sind Grund<br />
genug für eine Beschäftigung mit der offensichtlichen<br />
Vorläuferprüfung Hahnemanns,<br />
nämlich der von seinem Wiener Lehrer Anton<br />
von Störck. Dieser veröffentlichte 1771 eine<br />
Abhandlung über Pulsatilla nigricans:<br />
13
14<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
(Aus der Bibliothek von Herrn Wunnibald Gypser freundlich zur Verfügung gestellt.)
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
(Aus der Bibliothek von Herrn Wunnibald<br />
Gypser freundlich zur Verfügung gestellt.)<br />
Oben und unten: Bild von <strong>Apotheke</strong>rin B.<br />
<strong>Gudjons</strong>, die dunkle Farbe der Pulsatilla nigricans<br />
und die feine Behaarung zeigend.<br />
Links: Pulsatilla pratensis nigricans Störck<br />
(aus: Anton Störcks Abhandlung von dem<br />
heilsamen Gebrauch der schwarzlichen<br />
Küchenschelle (Pulsatilla nigricans), aus dem<br />
lateinischen übersetzt , 1771 .<br />
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von<br />
Herrn W. Gypser.<br />
15
16<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Störck’s Abhandlung (relevante Nomenklatur<br />
wurde gelb unterlegt), bietet uns gleich<br />
mehrere Bestätigungen o.a. Erwägungen:<br />
- Auf Seite 1 und 2 sind die damals üblichen<br />
Synonyme der Schwärzlichen Küchenschelle<br />
aufgezählt:<br />
– Pulsatilla nigricans,<br />
– Anemone pratensis,<br />
– Pulsatilla flore minore nigricante u.a.<br />
Damit hätten wir diesen Teil der Nomenklatur<br />
als zeitgenössisch bewiesen, was bisher<br />
nicht gelang, (auch dem BfArM nicht).<br />
Lediglich die Erklärung der Bezeichnung<br />
Pulsatilla coerulea steht noch aus. – Nach<br />
langer Suche fand ich folgende Literaturstelle,<br />
die m.E. ‘coeruleus’ als phänomenologisches<br />
Synonym von ‚nigricans’ erscheinen läßt:<br />
Georges, Karl Ernst, Ausführliches<br />
Handwörterbuch Lat.-Dt., 11. Aufl., Bd.<br />
1 (1962), S. 907: „caeruleus u. caerulus,<br />
a, um (2. caelum) dunkelfarbig,<br />
dunkelblau, schwarzblau<br />
… als poet. Epitheton des Himmels, des<br />
Meeres und sonstiger damit verwandter<br />
Gegenstände…”<br />
S. 1234: „…coeruleus, coerulus, s.<br />
caeruleus.“<br />
(Ganz nebenbei möchte ich erwähnen,<br />
dass -Seite 11 (b. Störck) einen Hinweis gibt<br />
auf schon damals angewandte “Electrizität”,<br />
eine Methode, die später auch Hahnemann<br />
anwandte.)<br />
• Die Arzneimittelprüfung (AMP)<br />
Störck’s ist zwar viel weniger umfangreich,<br />
als später die Hahnemann’sche.<br />
Aber Hahnemann nahm deren Symptome<br />
in seine AMP auf und kennzeichne-<br />
te sie mit „Ant. v. Störck“ oder „Störck<br />
a.a.O.“ (RA II / 276-342).<br />
• Zur Namens-Schreibweise bei Störck<br />
ist zu vermerken: In seiner Abhandlung<br />
ist sein Name mit „k“, bei Hahnemann<br />
und späteren Autoren mit „ck“<br />
geschrieben.<br />
Homöopathische Pharmakopoeen aus<br />
dem Ende des 19. Jahrhunderts bestätigen<br />
alle, dass die homöopathische Anwendung<br />
von Pulsatilla sich immer auf Pulsatilla nigricans<br />
bezieht (so Gruner, Deventer, Hartmann,<br />
Schwabe, Reichenbach), wenn sie sich nicht<br />
gar direkt auf Störck beziehen. Sie stellen eine<br />
ideale Ergänzung der o.a. Ausführungen dar.<br />
Zusammenfassung:<br />
Es gibt von der Gattung Pulsatilla etwa 30 Arten<br />
und Unterarten, die sich z.T. sehr durch<br />
ihre Blütenfarbe unterscheiden. Besonders<br />
auffällig ist durch ihre schwarz-blaue Farbe<br />
die Pulsatilla nigricans. Zur Zt. Hahnemanns<br />
war sie eine eigene Art. Heute ist sie eine<br />
Unterart der Pulsatilla pratensis, heißt also<br />
botanisch korrekt:<br />
Pulsatilla pratensis ssp. nigricans<br />
bzw. Pulsatilla pratensis (L.) Mill.<br />
ssp. nigricans (Störck) Zämelis.<br />
Der Klarheit halber sollte die korrekte<br />
botanische Bezeichnung der Pulsatilla nigricans<br />
beim Rezeptieren in Zukunft angewandt<br />
werden, um Verwechslungen zu vermeiden,<br />
• da das HAB die Unterarten nicht unterscheidet<br />
- und<br />
• in der Zwischenzeit seit Hahnemann in<br />
der Homöopathie mehrere Pulsatilla–<br />
Arten einer AMP unterworfen waren.
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Es reicht also nicht, nur „Pulsatilla“ zu<br />
verordnen.<br />
Korrekte Bezeichnung beim Rezeptieren<br />
schafft Therapiesicherheit für Arzt, Patient<br />
und <strong>Apotheke</strong>r.<br />
Hahnemann erwähnt im HAL Bd. 2 verschiedene<br />
Pulsatilla-Arten: Pulsatilla vulgaris<br />
und Pulsatilla pratensis ssp. nigricans.<br />
Anton v. Störck, Hahnemanns akademischer<br />
Lehrer in Wien, nahm mehrere AMP en<br />
vor, besonders umfangreich die von Pulsatilla<br />
nigricans, die zu seiner Zeit noch als eigene Art<br />
angesehen wurde.<br />
Hahnemann verfeinerte die Technik der<br />
AMP, prüfte ebenfalls Pulsatilla nigricans und<br />
fügte die Symptome der Störck’schen AMP ein<br />
(samt Kennzeichnung mit dessen Namen). –<br />
Wichtige Wirkrichtungen des Mittels kommen<br />
bereits in der Störck’schen Prüfung vor.<br />
Zur Zeit Hahnemanns sind folgende Synonyme<br />
der Schwärzlichen Küchenschellwindblume<br />
(wie auch bei Störck und Zeitgenossen<br />
zu finden):<br />
• Pulsatilla coerulea,<br />
• Pulsatilla minor,<br />
• Pulsatilla nigricans,<br />
• Anemone pratensis L.<br />
Das HAB und KGSt differenzieren nicht<br />
zwischen den beiden Unterarten von Pulsatilla<br />
pratensis (1. Pulsatilla pratensis ssp. pratensis<br />
und 2. Pulsatilla pratensis ssp. nigricans) und<br />
faßt sie zusammen unter dem Art-Namen: Pulsatilla<br />
pratensis.<br />
Der Übersicht halber hier die Zusammenstellung<br />
der verschiedenen Herstellungsrichtlinien:<br />
• bei Störck: Wässriger Auszug und Extrakt.<br />
• bei Hahnemann: Ausgepreßter Saft der<br />
grünen, frischen, ganzen Pflanze mit<br />
gleichen Teilen Weingeist gemischt.<br />
• im HAB 2005: „Pulsatilla pratensis. Pulsatilla.<br />
Verwendet werden die frischen,<br />
ganzen Pflanzen von Pulsatilla pratensis<br />
(L.) MILL. zur Blütezeit. …“<br />
Der moderne komplette botanische Name<br />
der von Hahnemann geprüften Pulsatilla nigricans<br />
lautet:<br />
Pulsatilla pratensis (L.) Mill. subsp.<br />
nigricans (Störck) Zämelis.<br />
Mein Dank gilt allen, die mir mit Rat zur<br />
Verfügung standen: Frau <strong>Apotheke</strong>rin Barben,<br />
Frau <strong>Apotheke</strong>rin B. <strong>Gudjons</strong>, Dr. K.-H.<br />
Gypser, Frau <strong>Apotheke</strong>rin H. Gypser, Frau S.<br />
Rehm (Leiterin d. Dokum. d. Fa. DHU), Frau<br />
<strong>Apotheke</strong>rin J. Ryffel, - ganz besonders aber<br />
Herrn Wunnibald Gypser. Er machte mir die<br />
alte homöopathische Literatur zugänglich und<br />
ermöglichte insbes. die Klärung von Fragen,<br />
die weder über die Univ.-Bibliothek Aachen,<br />
Stadt-Bibliothek Aachen und Internet lösbar<br />
waren. Das gilt bes. für das Werk von Störck.<br />
Dies ermöglichte entscheidend die Korrelation<br />
zwischen damaliger und heutiger Nomenklatur.<br />
Referat in Anlehnung an einen Diskussionsbeitrag<br />
auf dem Kongreß der Liga Medicorum<br />
Homöopathica Internationalis (1.-4. Dez.<br />
2011) in New Delhi.<br />
17
18<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Literatur (Abkürzungen wurden durch Fettdruck<br />
hervorgehoben):<br />
Allen, Timothy Field, The Encyclopedia of Pure<br />
Materia Medica, Jain Publishers, New Delhi,<br />
1921, Reprint 1992. (Allen, T.F.), Bd. 8,<br />
S. 242: “Pulsatilla Nuttalliana. Anemone<br />
Nuttalliana DC., A. patens var Nuttalliana,<br />
Gray (Pulsatilla Nuttalliana, Gray). Natural<br />
order: Ranunculaceae. Common names:<br />
Pasque flower (American). Preparation:<br />
Tincture of the whole plant. Authorities:<br />
1, W. H. Burt, M. D., U. S. Med. and Surg.<br />
Journ., 1, 65, took 4th dec. dil., 1 ounce<br />
daily, for five days; then 2d dil. same way,<br />
on the eighth and ninth days; 1a, same,<br />
took of a maceration of a small plant, in<br />
alcohol, a quarter of an ounce, first day;<br />
half an ounce, second day; 2, Miss C., aged<br />
eighteen, took tincture, repeated doses, for<br />
eight days of 5 to 30 drops, Hale’s New Remedies,<br />
2d ed; …”<br />
Bönninghausen, Clemens Maria Franz von, Therapeutisches<br />
Taschenbuch., Münster 1846.<br />
(PB)<br />
Bönninghausen, Clemens Maria Franz von, Die<br />
Körperseiten und Verwandtschaften,<br />
Münster 1853. (KV)<br />
Bönninghausen, AHZ 61 (1860), S. 53 f.<br />
Bönninghausen, Clemens Maria Franz von: Die<br />
Aphorismen des Hippokrates. Leipzig: Otto<br />
Purfürst-Verl. 1863. (AHP).<br />
Bönninghausen, C.M.F.von, Versuch einer Homöopathischen<br />
Therapie der Wechsel- und<br />
anderer Fieber zunächst für angehende<br />
Homöopathiker. 1. Theil, Die Pyrexie,<br />
Leipzig 1864, S.43: „Pulsatilla pratensis.<br />
(Puls.)…“.<br />
Bönninghausen-Arbeitsgemeinschaft , Skriptum<br />
V / 5 (BöAG).<br />
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte,<br />
Bonn (BfArM).<br />
Dettmann, U., Feddes Repertorium: Journal of<br />
botanical taxonomy and geobotany, Wiley-<br />
VCH Verlag, Weinheim, Merkmalsanalysen<br />
bei mecklenburgischen Pulsatilla pratensis-Populationen,<br />
(1959), ZDB, ID 203830-<br />
4, Vol. 62, Issue 1, S. 4-18:<br />
Deventer, Ludwig, Homöopath. Pharmakopoe,<br />
Berlin 1878: „Pulsatilla. Küchenschelle.<br />
Wiesen-Anemone. Mutterpflanze: Anemone<br />
pratensis L. …”<br />
Flora Europaea, Cambridge University Press 1964<br />
S. 219 ff: “P. alpina (L.) Delarbre,<br />
ssp. alpina,<br />
ssp. apiifolia (Scop.) Nyman.”<br />
Flora Europaea, Volume 1, Psilotaceae to Platanaceae,<br />
Second edition edited by Tutin, Burges,<br />
Chater, Edmondson, Heywood, Moore,<br />
Valentine, Walters and Webb, Cambridge<br />
University Press: “Pulsatilla pratensis (L.)<br />
Miller, op. cit., no. 2 (1768) (P. Nigricans<br />
Störck, Anemone pratensis L.).<br />
Flora Europaea, Cambridge University Press<br />
1964 S. 219 ff: “P. halleri (All.) Willd.,<br />
Enum. Pl. Hort. Berol. 580 (1809). Like P.<br />
vulgaris but basal leaves persistently and<br />
often densely lanate, simply pinnate with<br />
3-5 segments the terminal long-stalked;<br />
segments pinnatifid, the lobes oblonglanceolate;<br />
flowers dark violet. 2n=32 (all<br />
subsp.). Widely isolated, apparently relict<br />
populations. Alps; W. Carpathians; Balkan<br />
peninsula; Krym. …<br />
Flora Europaea, Cambridge University Press 1964<br />
S. 219 ff: “P. montana (Hoppe) Reichenb.,<br />
Fl. Germ. Excurs. 733 (1832) (Anemone<br />
montana Hoppe).”<br />
Flora Europaea, Cambridge University Press 1964<br />
S. 219 ff: “P. patens (L.) Miller, Gard. Dict.<br />
ed. 8, no.1 (1768) (Anemone patens L.)<br />
ssp. patens,<br />
ssp. flavescens,<br />
ssp. teklae,<br />
ssp. multifida.”<br />
Flora Europaea, Cambridge University Press 1964<br />
S. 219 ff: “P. rubra (Lam.) Delarbre…ssp.
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
hispanica Zimm. ex Aichele & Schwegler<br />
(populations in Spain).<br />
ssp rubra. …”<br />
Flora Europaea, Cambridge University Press 1964<br />
S. 219 ff: “P. vernalis , …”<br />
Flora Europaea, Cambridge University Press 1964<br />
S. 219 ff: “P. vulgaris Miller, Gard. Dict. ed.<br />
8, no.1 (1768) (Anemone pulsatilla L.)<br />
ssp vulgaris,<br />
ssp grandis,<br />
ssp gotlandica (K.Joh.) Zamelis & Paegle…”<br />
Georges, Karl Ernst, Ausführliches Handwörterbuch<br />
Lat.-Dt., 11. Aufl., Bd. 1 (1962), S. 907.<br />
Gruner, Carl Ernst, Homöopathische Pharmakopoe,<br />
Leipzig, Arnoldtsche Buchhandlung,<br />
1854, S. 178: „Pulsatilla. Herba Pulsatilla<br />
nigricantis s. minoris s. Anemonis<br />
pratensis. Kleine, schwarze oder Wiesen-<br />
Küchenschelle, Osterblume, Windblume,<br />
Weinkraut, Beisswurz. …“<br />
<strong>Gudjons</strong>, Brita, <strong>Apotheke</strong>rin: mündl. u. schriftl.<br />
Mitteilungen.<br />
Haehl, Richard, Samuel Hahnemann, Sein Leben<br />
und Schaffen, Bd. I/431 (ISBN 3-927 305-<br />
00-6): A. Weihe in Herford heilt C.F.M.v.<br />
Bönninghausen mittels Pulsatilla von einer<br />
putriden Tbc.<br />
Hagers Handbuch der Pharmazeut. Praxis, Springer<br />
Verl., 1910 . (Hager 1910)<br />
Hager Hagers Handbuch der Pharmazeut. Praxis,<br />
Springer Verl., 1995 . (Hager 1995)<br />
Hager 6.317: “Pulsatilla nuttalliana (DC.)<br />
Bercht. et Presl. Syn: Anemone ludoviciana<br />
Nutt., A. nuttalliana DC., A. patens L., A.<br />
patens (L.) Mill. var. nuttalliana A. Gray,<br />
A. pseudopatens Schur, Clematis hirsutissima<br />
Pursh, Pulsatilla hirsutissima Britton,<br />
P. nuttalliana Spreng., P. patens (L.) Mill.,<br />
P. patens (L.) Mill. var. nuttaliana A. Gray.<br />
Hager 6.318 ff: “Pulsatilla patens (L.) Mill.,<br />
… Anemone wolfgangiana Bess., Pulsatilla<br />
latifolia Rupr., …”<br />
Hahnemann, Samuel, Versuch über ein neues<br />
Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der<br />
Arznei substanzen, nebst einigen Blicken<br />
auf die bisherigen. Iournal der practischen<br />
Arzneykunde und Wundarzneykunst, herausgegeben<br />
von C. W. Hufeland, Iena, 1796.<br />
(VP)<br />
Hahnemann <strong>Apotheke</strong>rlexikon (HAL) Bd. I / 252<br />
HAL II / 533 f: „Küchenschelle, schwärzlichte,<br />
s. Küchenschellwindblume.“<br />
Hahnemann, Samuel, Reine Arzneimittellehre,<br />
Arnold, Dresden und Leipzig ab 1811. (RA)<br />
RA II / 34-37, 273 ff.<br />
Hahnemann, Samuel, Die chronischen Krankheiten,<br />
ihre eigenthümliche Natur und<br />
homöopa thische Heilung. Dresden und<br />
Leipzig: ab 1830.<br />
Hahnemann, Samuel, Organon der Heilkunst, 6.<br />
Aufl. Hrsg. Richard Haehl, Stuttgart 1921.<br />
Nachdruck Haug-Verlag, Ulm/Donau, 1958.<br />
(ORG)<br />
Hartmann, Dr. F., Homöopath. Pharmakopoe,<br />
Leipzig, Baumgärtner, 1844, S. 191: “Pulsatilla.<br />
(Anemone pratensis L. Pulsatilla<br />
nigricans. Küchenschelle, Wiesenanemone.<br />
…”<br />
Herings Medizinische Schriften, Hrsg. Klaus-<br />
Henning Gypser, Burgdorf-Verlag, 1988, S.<br />
XIV. (MS): Hering heilte mit Pulsatilla C<br />
6 eine Augen entzün dung seiner Schwe ster<br />
Ernestine.<br />
Homöopathisches Arzneibuch 1. Ausg., 1978, Gesamtausgabe.<br />
(HAB1).<br />
HAB 2005: „Pulsatilla pratensis. Pulsatilla. Verwendet<br />
werden die frischen, ganzen Pflanzen<br />
von Pulsatilla pratensis (L.) MILL. zur<br />
Blütezeit. …“<br />
HAB 2007: „Pulsatilla vulgaris. Verwendet werden<br />
die frischen, ganzen Pflanzen von<br />
Pulsatilla vulgaris MILL. zur Blütezeit. …“<br />
Hoppe, Heinz A., Drogenkunde Bd. 1-3, 8. Aufl., de<br />
Gruyter, 1975 , I/890: „Pulsatilla vulgaris<br />
Mill. = Anemone pulsatilla L. …”<br />
19
20<br />
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
HPUS The Homoeopathic Pharmacopoeia Of<br />
The United States, American Institute Of<br />
Homoeopathy, 8. Ed., 1979: „Pulsatilla<br />
nuttalliana, American Pulsatilla. Natural<br />
order: Ranunculaceae. Synonyms: Latin:<br />
Anemone flavescens (?) A. Ludoviciana, A.<br />
Nuttalliana, A. patens, var. Nuttaliana, A.<br />
pratensis, Clematis hirsutissima, Pulsatilla<br />
patens; English, American pulsatilla,<br />
Crocus, Goslin weed, Hartshorn plant, May<br />
flower, Pasque flower, Prairie flower, Wind<br />
flower, Wood anemone. …<br />
History: Name from Anemos, the wind, as<br />
the seeds are scattered a long distance<br />
by the wind. Called Pasque flower, as it<br />
blossoms at Easter. Mentioned in homoeopathic<br />
literature in 1865 by Dr. Hale and<br />
proved by Dr. Burt, U. S. Med. and Surg.<br />
Journ. L. 65. [Allen’s Encyc. Mat. Med.VIII.<br />
242.]. Parts used: The fresh plant. …“<br />
Anm. d. Verf.: Das mit (?) versehene<br />
lat. Syn. in HPUS konnte ich nicht verifizieren.<br />
Das durchgestrichene lat. Syn. ist an<br />
dieser Stelle falsch, denn es gehört<br />
einer anderen Art an.<br />
Keller, Greiner, Stockebrand (KGSt): Homöopathische<br />
Arzneimittel, Materialien zur<br />
Bewertung, Govi-Verl., ISBN 3-7741-0542-<br />
1 (6. Lieferung 1995). KGSt: „Pulsatilla<br />
pratensis (Pulsatilla ). … Verwendet wird<br />
die zur Blütezeit gesammelte, frische ganze<br />
Pflanze von Pulsatilla pratensis (L.)MILL.“<br />
Monographie +<br />
Anm. d. Verf.: Die Ausgangssubstanz<br />
bei KGSt und HPUS ist nicht identisch<br />
mit der von Allen, T.F. erwähnten Erstprüfer<br />
(Preparation: ‘Tincture of the<br />
whole plant’).<br />
Leeser, Otto, Lehrbuch der Homöopathie, Haug-<br />
Verlag, Heidelberg, 1971, B I / 639 ff: Pulsatilla.<br />
Leeser B I/641: „Nach einem alten<br />
Aberglauben darf die Frühlings-Küchenschelle<br />
(P. vernalis Mill.) nicht ins Haus,<br />
wenn die Gänse brüten, weil sonst die Brut<br />
in den Eiern ersticken würde.“<br />
Miller, Arthur, The gardeners dictionary, London,<br />
M.DCC.LXVIII. [1786]: “Pulsatilla (Pratensis)<br />
foliis decompositis flore pendulo,<br />
limbo reflexo. Hort. Cliff. 223. flower with<br />
decompounded winged leaves, and a flower<br />
whose border is reflexed. Pulsatilla flore<br />
nigricante. C.D.P. 177. Pasque-flower with<br />
darkish flower“.<br />
Miller, Philip, F.R.S., The Gardeners Dictionary,<br />
the eighth edition, revised and altered according<br />
to the latest system of botany; and<br />
embellished with several copper-plates,<br />
which were not in some former editions. by<br />
Philip Miller, F. R. S. Gardener to the worshipful<br />
company of apothecaries, at their<br />
botanic garden in Chelsea, and member of<br />
the botanic Academy at Florence.<br />
Digna manet divini gloria ruris. Virg. Georg.<br />
London, printed for the author; and sold by<br />
John and Francis Rivington, at No. 62, St.<br />
Paul’s Church-yard; A. Millar, J. Whiston,<br />
W. Strahan, J. Hinton, R. Baldwin, B. White;<br />
L. Hawes and W. Clarke and R. Collins, W.<br />
Johnston, T. Caslon, S. Crowder, T. Longman,<br />
B. Law, C. Rivington, J. Dodsley, W.<br />
Griffin, T. Cadell, T. Lowndes, S. Bladon, G.<br />
Robinson and J. Roberts, and T. Payne. M.<br />
DCC. LXVIII.: “Pulsatilla (Pratensis) foliis<br />
decompositis pinnatis, flore pendulo, limbo<br />
reflex. Hort. Cliff. 223. Pasque flower<br />
with decompounded winged leaves, and a<br />
pendalous flower whose border is reflexed.<br />
Pulsatilla flore minore nigricante. C. B. P.<br />
177. Pasque flower with a smaller darkish<br />
flower.”<br />
Pötters Handlexikon der Homöopathie, Verl. Homöopath.<br />
Wissen, Euskirchen, 2006, ISBN<br />
3-933581-24-9.
pulsatIlla-nomenKlatur beI hahnemann –<br />
QuellensIcherheIt unserer arZneIen<br />
Reichenbach, Henrico Theophilo, Ludovico, Flora<br />
Lipsiensis Pharmaceutica, S. 115: “P.<br />
pratensis … Anemone pratensis. Linn. …<br />
Praeparata. Extractum, Aqua destillata<br />
Pulsatillae nigricantis. … Stoerkii libell.<br />
…”<br />
Rothmaler, Werner, Exkursionsflora, Volk und<br />
Wissen, Volkseigener Verl. Berlin, 1976:<br />
“Pulsatilla alpina (L.) Delarbre, Alpen-<br />
Küchenschelle, Alpen-Kuhschelle. …”<br />
Rothmaler, Werner, Exkursionsflora von Deutschland<br />
Bd. 2, Spektrum, 19. Aufl. 2005 S.<br />
136 ff: “Pulsatilla micrantha (DC.) Sweet,<br />
Brocken-Küchenschelle, Brockenanemone,<br />
Pulsatilla alba. …”<br />
Rothmaler, Werner, Exkursionsflora von Deutschland<br />
Bd. 2, Spektrum, 19. Aufl. 2005 S. 136<br />
ff: P. patens (L.) Mill., Finger-K., Stern-K.<br />
…”<br />
Rothmaler, Werner, Exkursionsflora, Volk und<br />
Wissen, Volkseigener Verl. Berlin, 1976: “P.<br />
vernalis (L.) Mill., Frühlings-K. …”<br />
Rothmaler, Werner, Exkursionsflora von Deutschland<br />
Bd. 2, Spektrum, 19. Aufl. 2005 S. 136<br />
ff: “P. vulgaris agg., Gewöhnliche K. [Anemone<br />
pulsatilla agg.]…”<br />
Ryffel, Jaqueline, <strong>Apotheke</strong>rin, mündl. und<br />
schriftl. Mitteilungen.<br />
Schwabe, Dr. Willmar, Leipzig, 1872, Pharmacopoea<br />
homoeopathica polyglottica: Pulsatilla.<br />
Pulsatilla nigricans, Anemone pratensis,<br />
Ranunculacaea. …”<br />
Seybold, Sigmund, Flora von Deutschland und<br />
angrenzender Länder, Quelle und Meyer<br />
Verl. Wiebelsheim 2006, 94. Auflage von<br />
2009: „…Frühlings-K., P. vernális (L.)<br />
Mill. Stg. u. Bltnhüllblätt. nicht bronzefarbig<br />
behaart…“<br />
Störck, Anton, Abhandlung von dem heilsamen<br />
Gebrauch der schwärzlichen Küchenschelle<br />
(Pulsatilla nigricans), Frankf. u. Leipzig,<br />
(aus dem lat. übersetzt), 1771.<br />
Zander, Handwörterbuch der Pflanzennamen,<br />
Ulmer-Verl., Stuttg., 17. Aufl. (2002), ISBN<br />
3-8001-3573-6 .<br />
Zander, Handwörterbuch der Pflanzennamen,<br />
Ulmer-Verl., Stuttg., 18. Aufl. (2008):<br />
Pulsatilla pratensis (L.) Mill. ∙ Wiesenküchenschelle<br />
- subsp. nigricans (Störck)<br />
Zämelis ∙ D: Dunkle Wiesen-Küchenschelle<br />
… - subsp. pratensis ∙ D: Gewöhnliche Wiesen-Küchenschelle“<br />
Dr. med. Hedwig Pötters<br />
Am Rollefer Berg 42<br />
52064 Aachen<br />
EMail: h.poetters@gmx.de<br />
21
22<br />
H ekla<br />
heKla lava<br />
asche oDer lava? was Ist Der rIchtIGe ausGanGsstoff?<br />
lava ist ein sehr gut wirkendes<br />
Mittel in der Akutbehandlung (Zahnschmerzen<br />
etc.) wie auch in der Behandlung<br />
von Knochenveränderungen (Fersensporn,<br />
Zysten im Kieferknochen etc.).<br />
Alle Hersteller in Deutschland verwenden<br />
als Ursubstanz ihrer registrierten Arznei Hekla<br />
lava das Lavagestein des Vulkans Mount<br />
Hekla in Island.<br />
Es gibt aber auch Hekla lava, welche nach<br />
der 1000-er Regel ohne Registrierung in<br />
Deutschland auf dem Markt ist. Für die Herstellung<br />
dieses Mittels (z.B. <strong>Gudjons</strong>) wird als<br />
Ursubstanz die frische Tephra (= feine Flugasche)<br />
des Vulkans Mount Hekla verwendet.<br />
Dr. rer. nat. anDreas hofmann<br />
Aquarell von Mount Hekla<br />
Hekla lava wurde erstmalig 1872 in einem<br />
Brief von Garth Wilkinson an Holcombe<br />
beschrieben. Dieser Brief wird in HERING 1<br />
„Guiding Symptoms of our Materia Medica“ zitiert<br />
(s. Ende dieses Artikels). Hier beschreibt<br />
Wilkinson die Ursubstanz wie folgt: “The finer<br />
ash, which fell on pastures in distant localities<br />
was particularly deleterious, while the<br />
gross ash near the mountain was inert.” Er<br />
beschreibt auch, daß er die Arznei unter<br />
anderem mit gutem Erfolg zur Behandlung<br />
von Zahnschmerzen, Kieferschwellungen und<br />
Zahnfleischabszessen verwendet hat.<br />
Über die Zeit hat die etwas irreführende<br />
Bezeichnung Hekla lava anscheinend zu unterschiedlichen<br />
Interpretationen der Natur
heKla lava<br />
asche oDer lava? was Ist Der rIchtIGe ausGanGsstoff?<br />
der Ursubstanz geführt. So beschreibt MEZ-<br />
GER 2 diese als „Lava von dem bekannten Vulkan<br />
Islands“, CLARKE 3 hingegen wiederum als<br />
„die feinere Asche, die in Entfernung vom Eruptionsort<br />
niedergeht. PHATAK 4 schlussendlich<br />
beschreibt Hekla lava ebenfalls wieder als<br />
„feine Asche vom Hekla-Vulkan in Island“.<br />
Letztendlich gibt es also hier widersprüchliche<br />
Angaben, wobei die überwiegende Mehrheit<br />
sich auf die Tephra als zu verwendende<br />
Ursubstanz bezieht.<br />
Versuchen wir nun also die Ermittlung auf<br />
der Basis des toxischen Prinzips der Arznei<br />
aufzubauen.<br />
In der Erstbeschreibung von Wilkinson<br />
findet sich die Beobachtung, dass Tiere, welche<br />
nach der Vulkan-Eruption von 1872 das<br />
durch die Tephra kontaminierte Gras der<br />
Weideflächen gefressen bzw. das ebenfalls<br />
kontaminierte Oberflächenwasser getrunken<br />
hatten, folgende Pathologien aufwiesen:<br />
• Geschwulste an den Kieferknochen<br />
• brüchige Eingeweide<br />
• Veränderung an Knochen und Zähnen<br />
• angeschwollene und brüchige Knochen<br />
des Kopfes, speziell der Kiefer<br />
• gleiche Merkmale an Schienbein- und<br />
Hüftknochen<br />
• Löcher in den Knochen, welche teils bis<br />
zum Knochenmark reichen.<br />
Welcher Inhaltsstoff der beschriebenen<br />
Tephra verursacht nun solche pathologischen<br />
Effekte?<br />
Im Allgemeinen enthalten sowohl Tephra<br />
als auch Lava des Hekla hauptsächlich Silici-<br />
umdioxid und Eisen(III)-oxid. Daneben auch<br />
Calciumoxid, Aluminium und Magnesium.<br />
Siliciumdioxid ist allgemein als unbe-<br />
denklich anzusehen. Bekannt ist die Mög-<br />
lichkeit der Entstehung von Nierensteinen,<br />
sowohl bei Wiederkäuern, als auch bei Men-<br />
schen, wenn sie täglich große Mengen davon<br />
zu sich nehmen.<br />
Eisen wirkt in größeren Mengen als Gift,<br />
obwohl es ansonsten ein essentielles Spuren-<br />
element ist. Die Folge einer Eisenvergiftung ist<br />
die sog. Siderose, eine Ablagerung von Eisen<br />
in verschiedenen Organen, vor allem in der<br />
Leber und im Gehirn. Dies führt zu Schädigungen<br />
des jeweiligen Organs bis hin zum<br />
Funktionsverlust.<br />
Hekla - Lavabrocken Flugasche (Tephra)<br />
23
24<br />
heKla lava<br />
asche oDer lava? was Ist Der rIchtIGe ausGanGsstoff?<br />
Zu viel Calcium führt zu einer Hyperkalzämie.<br />
Die Symptome sind unspezifisch wie z.B.<br />
allgemeine Schwäche, leichte Ermüdbarkeit,<br />
Appetitlosigkeit, depressive Verstimmung,<br />
Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, gesteigertes<br />
Durstgefühl, Gewichtsabnahme und Austrocknung.<br />
In schweren Fällen sind Bewusstseinsstörungen<br />
und Koma möglich.<br />
Aluminium in größeren Konzentrationen<br />
kann zur Veränderung der Blut-Hirn-Schranke<br />
und Ablagerungen an Nerven führen. Es<br />
wird auch mit dem Entstehen von Alzheimer<br />
in Verbindung gebracht. Desweiteren sind<br />
renale Osteodystrophie und mikrocytäre hypochrome<br />
Anämie in der Diskussion.<br />
Magnesium wirkt als Calciumantagonist<br />
an der neuromuskulären Endplatte und verhindert<br />
somit die Acetylcholin-Ausschüttung,<br />
so daß es bei Überangebot zu Lähmungen<br />
kommen kann. Außerdem wirkt Magnesium<br />
vasodilatatorisch. Am Herzen hat Magnesium<br />
die gleiche Wirkung wie Kalium (Verlängerung<br />
der Überleitungszeit) und kann in hohen<br />
Dosen zum Herzstillstand führen. Auf das ZNS<br />
wirkt Magnesium depressiv.<br />
Photo von Mount Hekla<br />
Keiner dieser genannten Inhaltsstoffe zeigt<br />
toxische Symptome wie die bei Wilkinson beschriebenen<br />
und beobachteten Schädigungen.<br />
Aufschluß über die Natur des gesuchten<br />
Inhaltsstoffes geben die Arbeiten von<br />
SIGURDSSON und PALSSON 5 sowie von STE-<br />
FANSSON und SIGURJONSSON 6 .<br />
Sie beschreiben bei der Eruption von<br />
1947-48 die damals beobachteten Symptome<br />
bei den Weidetieren als Fluorosis und wiesen<br />
dieses Element auch in erhöhten Mengen nach.<br />
Und wirklich zeigt Fluorid alle die damals<br />
von Wilkinson und auch später bei SIGURDS-<br />
SON und PALSSON 5 beschriebenen Symptome<br />
wie Nekrosen, Zahnveränderungen, Exostosen,<br />
erhöhte Knochenbrüchigkeit etc.<br />
Vergleichen wir nun die Zusammensetzung<br />
von Lava und Tephra und vergegenwärtigen<br />
wir uns, dass Fluorid sehr schnell<br />
auf Grund seiner guten Wasserlöslichkeit<br />
ausgewaschen wird, so wird klar, dass die<br />
richtige Ursubstanz nur die „frische“ Tephra<br />
sein kann. Lava enthält als erkaltetes Gestein<br />
Fluor, wenn überhaupt, dann nur in Spuren.
heKla lava<br />
asche oDer lava? was Ist Der rIchtIGe ausGanGsstoff?<br />
Brief von Garth Wilkinsen,<br />
der die Einführung von Hekla in die Homöopathie verursacht hat:<br />
25
26<br />
heKla lava<br />
asche oDer lava? was Ist Der rIchtIGe ausGanGsstoff?<br />
Auch ist es letztlich nur sehr schwer vorstellbar,<br />
dass Weidetiere Gesteinsbrocken<br />
fressen.<br />
Im Jahre 2003 wurde erstmals eine placebokontrollierte<br />
Arzneimittelprüfung von der<br />
Dr. B.K. Bose-Stiftung in der Schweiz durchgeführt<br />
(JUS und POTGIETER 7 ).<br />
Die verwendete Prüfsubstanz war Hekla<br />
lava C30 welches nachweislich aus der Tephra<br />
hergestellt wurde.<br />
Interessant ist das Ergebnis der Arzneimittelprüfung.<br />
Neben eindeutigen Silicea-Symptomen<br />
wie gesteigerter Hunger, Introvertiertheit,<br />
Besserung durch Wärme und eiskalte Hände<br />
zeigt es auch typische Calcium-Symptome.<br />
Am auffälligsten sind aber die Fluorid-<br />
Symptome wie Nekrosen, Abszesse, Exostosen<br />
(v.a. im Kopfbereich), Zahnfleischentzündung,<br />
Zahnschmerzen etc.<br />
Fazit:<br />
Die im Original beschriebene und richtige Ursubstanz<br />
von Hekla lava ist die frische, stark<br />
fluoridhaltige Tephra.<br />
Gleichwohl kann die Lava auf Grund ihres<br />
hohen Siliciumgehaltes ebenfalls ein wertvolles<br />
homöopathisches Arzneimittel darstellen.<br />
Silicea zeigt auch Neigung zu Knochenexostosen.<br />
Das Arzneimittelbild ist aber in wichtigen<br />
Punkten mit Sicherheit ein anderes als Hekla<br />
lava aus der Flugasche.<br />
Die Angaben in den heutigen Repertorien<br />
und Materiae Medicae beziehen sich<br />
auf Hekla lava aus der frischen, fluoridhaltigen<br />
Tephra.<br />
1. C. Hering, M.D.: Guiding Symptoms Of Our<br />
Materia Medica, Philadelphia, 1879: 525 –<br />
527.<br />
2. Mezger II, 1964: 672.<br />
3. Clarke I, 1977: 870.<br />
4. S.R. Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre,<br />
München, 2004: 299.<br />
5. B. Sigurdsson and P.A. Palsson: Fluorosis of<br />
Farm Animals During the Hekla Eruption<br />
of 1947 – 1948, The Eruption of Hekla 1947<br />
– 1948, III, 3, Soc. Sci. Islandica, Rejkjavik,<br />
1957: 1 – 12.<br />
6. K. Stefansson and J. Sigurjonsson: Temporary<br />
Increases in Fluorine Content of Water<br />
Following the Eruption, The Eruption of<br />
Hekla 1947 – 1948, I, 3, Soc. Sci. Islandica,<br />
Rejkjavik, 1957: 1 – 13.<br />
7. M.C. Jus and N. Potgieter: Hekla Lave. Homöopathische<br />
Arzneimittelprüfung, Dr. B. K.<br />
Bose Stiftung, Zug, 2003: 1 – 17.<br />
Dr. rer. nat. Andreas Hofmann<br />
Phytos Labor für Arzneimittel GmbH & Co. KG<br />
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D ie<br />
natrIum murIatIcum unD anDere mIttel<br />
mIt unKlarer ausGanGssubstanZ<br />
Verschreibung homöopathischer Arzneimittel<br />
erfolgt nach dem Gesetz der<br />
Ähnlichkeit zwischen den beobachteten Symptomen<br />
beim Patienten und den in der Arzneimittelprüfung<br />
einer bestimmten Substanz<br />
aufgetretenen Symptomen.<br />
Dies ist die Grundlage unserer Arbeit und<br />
der Erfolg hängt entscheidend davon ab, daß<br />
diese von uns verschriebene Arznei nicht nur<br />
zufällig namentlich, sondern<br />
tatsächlich identisch<br />
ist mit dem ursprünglich<br />
geprüften Arzneimittel.<br />
Leider ist das bei weitem<br />
nicht immer der Fall,<br />
und dafür gibt es mehrere<br />
mögliche Ursachen:<br />
1. der Ausgangsstoff ist<br />
nicht oder nicht sicher<br />
bekannt – bei Tarantula<br />
cubensis, Theridion,<br />
Petroleum, Curare<br />
und Murex.<br />
2. der Ausgangsstoff wurde<br />
unklar benannt<br />
oder eine alte Benennung<br />
falsch übernommen<br />
– bei Bufo sahytiensis,<br />
Sphinggurus<br />
martini, Rattus rattus,<br />
Convolvulus duartinus<br />
(1)<br />
3. die Herstellungsweise<br />
ist schwer nachvollziehbar – bei den<br />
nach alchimistischen Regeln hergestellten<br />
Mitteln Hahnemanns, wie<br />
Causticum.<br />
JörG wIchmann<br />
4. das HAB (Homöopathisches Arzneibuch)<br />
schreibt eine andere Art der<br />
Herstellung vor als diejenige, die für<br />
den ursprünglich geprüften Stoff angewendet<br />
wurde, alle Nosoden sowie die<br />
unter 3. genannten Mittel, aber auch so<br />
gängige Mittel wie Calcium phosphoricum<br />
oder Natrium muriaticum sind<br />
überraschend unklar.<br />
Betrachten wir als<br />
Beispiel einmal Natrium<br />
muriaticum, die<br />
homöopathische Verarbeitung<br />
des gewöhnlichen<br />
Kochsalzes. Was<br />
aber ist gewöhnliches<br />
Kochsalz? Handelt es<br />
sich um Meersalz oder<br />
um Steinsalz? Woher<br />
stammt es und welche<br />
Zusatzstoffe sind darin<br />
noch enthalten? (Steinsalz<br />
enthält 5-10 % weiterer<br />
Salze, vor allem<br />
Calcium-, Kalium- und<br />
Magnesiumverbindungen)<br />
Welcher Verarbeitungs-<br />
oder Reinheitszustand<br />
wurde zur ersten<br />
Verreibung benutzt? (2)<br />
Wenn Hahnemann,<br />
Stacheln vom Stachelschwein,<br />
Bufo sahytiensis,Ratte<br />
der die erste Arzneimittelprüfung<br />
unternahm,<br />
von „gewöhnlichem Küchensalz“<br />
sprach, werden wir annehmen, daß<br />
er ein solches nahm, das in seiner Gegend zu<br />
jener Zeit üblich war. Hahnemann hielt sich
natrIum murIatIcum unD anDere mIttel<br />
mIt unKlarer ausGanGssubstanZ<br />
seinerzeit in Köthen auf (3), so daß wir als<br />
Ausgangssubstanz ein Steinsalz aus einem der<br />
zahlreichen Salzstollen in der Gegend westlich<br />
und südlich von Magdeburg annehmen<br />
können, die alle auf fossile Salzablagerungen<br />
des Zechsteinmeeres zugreifen (4). Hundertprozentig<br />
wissen wir das ebensowenig, wie<br />
wir den genauen Anteil von Natriumchlorid<br />
darin oder den Anteil anderer Stoffe kennen.<br />
Mit dieser Ausgangssubstanz nahm Hahnemann<br />
eine zu seiner Zeit übliche Reinigung<br />
durch Lösung und Auskristallisierung vor,<br />
bevor er sie verrieb. Heute wissen wir, daß<br />
sich sein Ziel – reines Natriumchlorid darzustellen<br />
– auf diese Weise nicht verwirklichen<br />
läßt.(5) Wir müssen also davon ausgehen,<br />
daß Hahnemanns Natrium muriaticum kein<br />
reines NaCl gewesen sein konnte.<br />
Natrum muriaticum,<br />
Natrium chloratum,<br />
Sal culinare. Kochsalz<br />
Hahnemann, chron.Krankheiten, 4.Teil., S. 347, 348 (erschienen 1830)<br />
„(Ein Quentchen gewöhnliches Küchensalz wird, um es von den Neben-Salzen zu befreien, in<br />
drei Quentchen siedendem, destilliertem Wasser aufgelöst, durch Druckpapier geseihet, und in<br />
einer Wärme von 40° R. dem Kristallisieren durch Abdünstung überlassen. Von den dann auf<br />
Druckpapier klingend trocken gewordenen Kristallen (mit Pyramidal-Vertiefungen an den sechs<br />
Würfel-Seiten) wird ein Gran zur Million Verdünnung gerieben und hievon ein Gran aufgelöst<br />
und bis zur potenzierten Decillion-Verdünnung gebracht, Alles nach der Anleitung im ersten<br />
Teile dieses Buchs.)<br />
Man hat fast gar keine reine Erfahrung von wirklicher Heilkräftigkeit des Kochsalzes in<br />
Krankheiten der Menschen, und, wo man es ja zuweilen, z.B. im Blutspeien und andern Blutstürzen,<br />
mit schnellem Erfolge eingab, wirkte die ungeheure Gabe davon (ein voller Esslöffel auf<br />
einmal verschluckt) offenbar nur als ein ableitender, heftiger Gegenreiz auf den Magen und die<br />
Gedärme, wie etwa der, stärkern Schmerz erregende Senf-Brei, auf die Waden oder die Arme<br />
gelegt, zuweilen Zahnschmerzen zum schnellen, temporären Nachlassen zwingt.<br />
Wenn ferner, wie die Erfahrung zeigt, Alles, was Krankheiten zu heilen Kraft haben soll, auf<br />
der andern Seite auch das Befinden gesunder Menschen zu beeinträchtigen fähig sein muss, so<br />
wäre schwer einzusehen, wie sich des Kochsalzes, seit vielen Jahrtausenden, alle, selbst nur halb<br />
kultivierte Nationen der Erde zum täglichen Gebrauche, um ihre Speisen schmackhafter zu machen,<br />
in nicht ganz geringer Menge hätten bedienen können, ohne in dieser langen Zeit nachteilige<br />
Wirkungen auf das Menschen-Befinden (als Winke auf dessen Heilkraft hin) wahrzunehmen,<br />
wenn es dergleichen offenbar und deutlich zu äussern vermöchte – denn nur unwahrscheinlich<br />
leitet Lind den Scharbock auf langen Seereisen von dem Genusse des Salzfleisches her, indem da<br />
noch viele andre, krankmachende Ursachen zusammenkommen, diese Kachexie auszubilden.<br />
29
30<br />
natrIum murIatIcum unD anDere mIttel<br />
mIt unKlarer ausGanGssubstanZ<br />
Wenn man also annimmt, dass das Kochsalz in seiner natürlichen Beschaffenheit, beim<br />
gewöhnlichen, mässigen,1 täglichen Gebrauche keine schädlichen Einwirkungen auf die menschliche<br />
Gesundheit äussert, wird man auch keine Heilkräftigkeit in Krankheiten von ihm erwarten<br />
können. Und gleichwohl liegen die grössten Heilkräfte in demselben verborgen.<br />
Gibt es demnach irgend einen, auch dem Schwachsichtigsten einleuchtenden Beweis, dass die<br />
der Homöopathik eigne Zubereitung der Arzneisubstanzen gleichsam eine neue Welt von Kräften,<br />
die in den rohen Substanzen, von der Natur bisher verschlossen, lagen, an den Tag bringt, so ist<br />
es gewiss die Umschaffung des in rohem Zustande indifferenten Kochsalzes zu einer heroischen<br />
und gewaltigen Arznei, die man nach dieser Zubereitung Kranken nur mit grosser Behutsamkeit<br />
reichen darf. Welche unglaubliche und doch tatsächliche Umwandlung! – eine anscheinend<br />
neue Schöpfung!“<br />
In der Zeit und Mentalität, in der das<br />
deutsche HAB entstanden ist, ging man davon<br />
aus, daß die homöopathische Arzneiwirkung<br />
wesentlich von einzelnen chemischen<br />
Inhaltsstoffen ausginge. Das läßt sich gut an<br />
den Lehrwerken etwa von Mezger oder Leeser<br />
erkennen (6). Daraus erscheint es nur<br />
konsequent, als Ausgangssubstanz die chemisch<br />
reine Chemikalie zu definieren, auf die<br />
Hahnemanns Zubereitung offenbar abzielte.<br />
Daß damit ein anderer Stoff verschrieben<br />
wird, als geprüft worden ist, lag offenbar<br />
außerhalb des Problembewußtseins der<br />
HAB-Autoren und wurde nicht thematisiert.<br />
Die Herstellungsvorschriften des HAB gehen<br />
also nicht wie Hahnemann und die klassische<br />
Homöopathie vom Ähnlichkeitsgesetz<br />
aus, sondern von einer chemisch basierten<br />
Wirkungstheorie.<br />
aus HAB 2002:<br />
„Die Substanz muß der Monographie Natriumchlorid<br />
(Ph.Eur) entsprechen s. v.<br />
Die Lösung (D1) bzw. die 1.Dezimalverreibung<br />
enthält mindestens 9,3 und höchstens<br />
10,6 Prozent NaCl.“ (siehe S31 oben)<br />
Heute sehen praktizierende HomöopathInnen<br />
die Zusammenhänge komplexer und<br />
würden andere Prioritäten setzen. Glücklicherweise<br />
wird das auch von einer Reihe homöopathischer<br />
Laboratorien so gesehen, die<br />
uns mit entsprechend lege artis hergestellten<br />
Arzneimitteln versorgen, die eine Übereinstimmung<br />
mit dem Prüfmittel garantieren,<br />
soweit dies überhaupt möglich ist. Dies zu gewährleisten<br />
war von Anfang an eine wesentliche<br />
Triebfeder des Labors <strong>Gudjons</strong>.<br />
Beim Lesen von Hahnemanns Erklärung<br />
zu Nat-mur fällt nicht nur die besondere Herstellungsweise<br />
auf, sondern er macht auch<br />
sehr deutlich, daß er den homöopathischen<br />
Herstellungsprozess nicht als eine chemische<br />
Reinigung und Verdünnung verstanden wissen<br />
wollte, sondern als eine – wie er sagt –<br />
„neue Schöpfung“, eine „Umwandlung“ der<br />
Substanz als solcher. Hahnemann zeigt sich<br />
hier im praktischen Beispiel ganz als der traditionelle<br />
Alchemist, als der er auch seinen<br />
theoretischen Ansatz formuliert hat. Die<br />
Vorstellung einer Um- oder Neu-Schöpfung<br />
der Materie durch Vorgänge im Labor ist die
natrIum murIatIcum unD anDere mIttel<br />
mIt unKlarer ausGanGssubstanZ<br />
Kopie der Originalseite der Monographie aus dem HAB 2005<br />
Grundlage der Alchemie und auch Hahn-<br />
emanns Idee des Verreibens und Potenzierens.<br />
In diesem Zusammenhang sei auch noch-<br />
mals auf Hahnemanns Bemühungen hingewi-<br />
esen, Stoffe auf alchemistischem Wege her-<br />
zustellen und homöopathisch verwendbar<br />
zu machen, die es in der Natur nicht gibt. So<br />
wollte er mit dem Mercurius solubilis das elementare<br />
Quecksilber löslich machen.<br />
Am bekanntesten ist von diesen alchemistischen<br />
Produkten das Problem mit dem Causticum<br />
(7), das als die Reindarstellung des<br />
Laugenprinzips gedacht war, ohne das dazu<br />
gehörige Anion – wie man heute sagen würde.<br />
Daß dies chemisch auf keinem Wege möglich<br />
ist, konnte Hahnemann noch nicht wissen.<br />
Sehr zu denken gibt allerdings, daß<br />
über Jahre „Causticums“ von gewissen weit<br />
31
32<br />
natrIum murIatIcum unD anDere mIttel<br />
mIt unKlarer ausGanGssubstanZ<br />
verbreiteten Herstellern homöopathisch verwendet<br />
worden sind, die aufgrund von Vermutungen<br />
über die chemischen Bestandteile<br />
und nicht nach Hahnemanns komplizierten<br />
Vorschriften gewonnen wurden und somit<br />
auch nicht „Causticum Hahnemanni“ waren.<br />
Wie sollen wir uns die mit solchen Mitteln<br />
erzielten Heilerfolge erklären? Auf dem Ähnlichkeitsprinzip<br />
können sie ja nicht beruhen,<br />
denn wer wollte ernsthaft behaupten, die<br />
Ähnlichkeit des fälschlich vergebenen Namens<br />
auf dem Fläschchen würde dazu schon<br />
ausreichen? Und eine Ähnlichkeit zu dem<br />
von Hahnemann geprüften Mittel besteht<br />
nicht. Hier stehen wir vor einem der großen<br />
Rätsel im Verständnis homöopathischer Heilvorgänge.<br />
Dem gegenüber sind die möglichen<br />
Ungenauigkeiten beim Natrium muriaticum<br />
vermutlich als gering oder vernachlässigbar<br />
einzustufen. – Bleibt zu hoffen, daß weitere<br />
Forschungen in dieser Richtung mehr Klarheit<br />
bringen. Allerdings ist dazu erforderlich,<br />
daß in der homöopathischen Gemeinschaft<br />
ein entsprechendes Problembewußtsein entwickelt<br />
wird und entsprechende Beobachtungen<br />
gemacht und ausgewertet werden.<br />
Steinsalz aus Bad Salzelmen, das heute noch genau so hergestellt und verwendet wird,<br />
wie zu Hahnemanns Zeiten
Literatur:<br />
natrIum murIatIcum unD anDere mIttel<br />
mIt unKlarer ausGanGssubstanZ<br />
1) Aufklärung über solche Namensgebungen –<br />
soweit bekannt – finden sich auf der Website:<br />
www.provings.info.<br />
2) Aus Steinsalz gewonnenes Speisesalz hat folgende<br />
typische Zusammensetzung: Chlorid<br />
59,90 %, Natrium 38,85 %, Calcium 0,25 %,<br />
Phosphor 0,15 %, Magnesium 0,12 %, Schwefel<br />
0,02 %, Kalium
34<br />
Über murex purpurea von ulrIKe schober<br />
Ausgangsstoff und ursprüngliche Zubereitung<br />
von Murex purpurea sind<br />
nicht überliefert.<br />
A n<br />
dieser Stelle könnten Sie jetzt einen<br />
ausgezeichneten Artikel von Ulrike<br />
Schober lesen, wenn die MVS Medizinverlage<br />
Stuttgart nicht nach 20 Jahren noch auf ihren<br />
Autorenrechten bestehen würden.<br />
Ulrike Schober hat schon in den späten<br />
80-iger Jahren für die Auffindung der Rohstoffe<br />
zur Arzneiherstellung im Labor <strong>Gudjons</strong><br />
gearbeitet und mit unglaublicher Geduld und<br />
kriminalistischem Spürsinn Indizien zusammen<br />
getragen, die genauen Ausgangsstoffe<br />
eindeutig zu identifizieren und zuzuordnen.<br />
Sie scheute auch keinen noch so großen<br />
Aufwand, z.B. an Instituten und Universitäten,<br />
Informationen über Nomenklatur oder botanische<br />
Besonderheiten zu erfragen.<br />
Als sie zur Vorbereitung des Murex-Artikels<br />
im Frankfurter Senckenberg-Institut anrief,<br />
um etwas über die Existenz von Murex<br />
purpurea zu erfahren, fragte man sie, ob das<br />
wohl ein Aprilscherz sei, denn es gebe keine<br />
Murex mit dem Beinamen purpurea.<br />
brIta GuDJons<br />
Ein anderes Beispiel: Zu der gleichen Zeit<br />
teilten die Gärtner des botanischen Gartens<br />
der Universität Frankfurt, sowie die botanischen<br />
Institute aller deutschen Universitäten<br />
mit, dass es keine Pulsatilla pratensis nigricans<br />
gebe; es müsse sich da um einen Irrtum<br />
handeln.<br />
Nur der Professor des botanisches Instituts<br />
der Universiät Hamburg sagte: ja, er kenne<br />
die Varietät, er würde aber keine weitere<br />
Auskunft geben, weil dort im Kieler Sand nur<br />
noch wenige Exemplare zu finden seien …<br />
Natürlich konnten wir damals nicht wirklich<br />
über solche Auskünfte lachen. In dieser Zeit<br />
war es mir dank der Herstellungserlaubnis<br />
vom Ministerium für Volkswohl und Gesundheit<br />
in Hessen möglich, homöopathische<br />
Arzneien „nach Hahnemann“ herzustellen<br />
und ich bemühte mich nach besten Kräften,<br />
Hahnemanns Anweisungen zu folgen.<br />
Nun die gute Nachricht:<br />
Die MVS Medizinverlage Stuttgart waren<br />
bereit, die digitale Version über Murex des<br />
Artikels von Ulrike Schober zu verkaufen.<br />
Sie finden ihn an folgender Stelle auf meiner<br />
Homepage (www.gudjons.com – <strong>Apotheke</strong> –<br />
<strong>Gudjons</strong> aktuell).<br />
Ulrike Schober<br />
$ 15.02.1942<br />
! 18.01.2007
Über murex purpurea von ulrIKe schober<br />
“Murex purpurea”<br />
35
ZKHZeitschrift für<br />
Klassische Homöopathie<br />
Grundlagen – Materia medica – Praxis<br />
SONDERDRUCK<br />
Ulrike Schober<br />
Über Murex purpurea<br />
2/1992<br />
Band 36<br />
Mit freundlicher Empfehlung Ihr Labor <strong>Gudjons</strong>
Über Murex purpurea<br />
Von Ulrike Schober<br />
Zusammenfassung<br />
Ausgangsstoff und ursprüngliche Zubereitung<br />
von Murex purpurea sind nicht<br />
authentisch überliefert. Die Notwendigkeit,<br />
dem Hersteller brauchbare Herstellungsanleitungen<br />
zu geben, führte in<br />
moderner Zeit zu einer Präzisierung des<br />
Mittels, damit aber auch zu einer Neu-<br />
Definition, die sich von der Original-Definition<br />
mehr oder weniger unterscheiden<br />
dürfte. Ein solches Mittel sollte speziell<br />
gekennzeichnet werden, um auf seine<br />
Problematik aufmerksam zu machen.<br />
Stichwörter<br />
Murex purpurea, unsicherer Ausgangsstoff,<br />
moderne Interpretation, Index von<br />
Problemmitteln<br />
Einleitung<br />
Dr. Antoine Pétroz (1781–1859), homöopathischer<br />
Arzt in Paris, veröffentlichte 1841 einen Prüfungsbericht<br />
über „Le Murex Purpurea“ 1 . Eine Zubereitungsvorschrift<br />
oder Beschreibung des Ausgangsstoffes<br />
enthält der Bericht nicht, und sie<br />
sind auch sonst nicht aus der Hand des Autors<br />
überliefert 2 . Die zeitgenössischen Pharmakopöen<br />
sprechen von „Purpurschnecke“, das scheint in<br />
der Tat die Bezeichnung ausdrücken zu wollen.<br />
Zoologische Synonymenlisten führen die Bezeichnung<br />
aber nicht, es klingt ein bißchen<br />
nach <strong>Apotheke</strong>rlatein und man fragt sich, was<br />
wirklich dahinter stecken mag.<br />
Schober U: Über Murex purpurea. ZKH 1992; 36: 73–79<br />
Summary<br />
The original formula for preparing the<br />
remedy of Murex purpurea has not been<br />
handed down. For the purpose of providing<br />
accurate preparing-instructions<br />
there has been made a modern definition<br />
of the remedy which does not necessarily<br />
correspond with the original definition.<br />
Therefore the remedy should be listed as<br />
beeing problematic.<br />
Keywords<br />
Murex purpurea, dubious original formula,<br />
modern definition, Index of problematic<br />
remedies<br />
Purpurschnecken –<br />
20. Jahrhundert<br />
Über Purpur und Purpurschnecken weiß man<br />
heute recht gut Bescheid, in den Nachschlagewerken<br />
findet man klare Aussagen und gute Übereinstimmung:<br />
bestimmte Meeresschnecken scheiden<br />
mit dem Sekret einer in ihrer Mantelhöhle<br />
gelegenen Drüse (Hypobranchialdrüse) einen<br />
Farbstoff aus, der zuerst gelblich, unter Luftund<br />
Lichteinfluß violett wird, den Purpurfarbstoff.<br />
Ebenfalls in die Mantelhöhle entleeren Gonaden,<br />
Nierenorgan und Darm ihre Produkte, und<br />
hier befinden sich auch die Kiemen. Die Drüsebesteht<br />
aus einem bandförmigen Zellstreifen am<br />
Dach der Mantelhöhle. Um das reine Sekret der<br />
73<br />
ORIGINALIA
74<br />
ORIGINALIA<br />
Drüse zu gewinnen, muß man die Schale des Tieres<br />
aufbrechen, die Mantelhöhle öffnen und das<br />
Sekret von der Oberfläche des Drüsengewebes<br />
abstreifen. Das Sekret von etwa 10 000 Schnecken<br />
ergibt etwa 1 g reinen Farbstoff. Der Farbstoff<br />
ist ein Gemischz von mehreren Farbstoffkomponenten,<br />
deren blauer Hauptbestandteil<br />
für den Chemiker 6,6 0 -Dibromindigo ist. Dieser<br />
ist chemisch ähnlich dem Indigoblau der Indigopflanze.<br />
Der Farbstoff enthält außerdem dem Indigorot<br />
und Indigogrün entsprechende Anteile 3 .<br />
Purpur läßt sich synthetisch herstellen. Alle<br />
Schnecken, die Purpurfarbstoff abscheiden, können<br />
als Purpurschnecken bezeichnet werden.<br />
Zoologisch sind es Gattungen und Arten aus<br />
der Überfamilie Muricacea, in warmen und kalten<br />
Meeren verbreitet. Als Purpurschnecken im<br />
engeren Sinn gelten die Arten, die in der Antike<br />
den Völkern des Mittelmeerraumes zur Purpurgewinnung<br />
dienten: hauptsächlich Murex brandaris<br />
L., Murex trunculus L. [Trunculariopsis trunculus<br />
(L.)] und Thais haemastoma (L.). Unterschiedliche<br />
Arten liefern unterschiedliche Farbtöne,<br />
abhängig vom unterschiedlichen Anteil<br />
der Farbstoffkomponenten.<br />
Während der Purpurfarbstoff anscheinend<br />
toxicologisch ganz uninteressant ist, wirkt der<br />
Stoff Murexin, ein Cholinabkömmling, im Tierexperiment<br />
toxisch und kann arzneilich genutzt<br />
werden 4 . Die Substanz wurde zuerst bei Murex<br />
brandaris L. und M. trunculus L. aus der Purpurdrüse<br />
(Hypobranchialdrüse) isoliert, daher ihr<br />
Name; später aber auch aus anderen Meeresschnecken<br />
und nicht nur aus deren Hypobranchialdrüsen<br />
5 .<br />
Purpurschnecken –<br />
19. Jahrhundert<br />
Concharum ad purpuras et conchylia (eadem enim est<br />
materia, sed distat temperamento), duo sunt genera.<br />
Buccinum minor concha … Alterum Purpura vocatur 6 .<br />
Die großartige antike Purpurfärberei des Mittelmeerraumes<br />
mit ihrem Wissen um Rezepte und<br />
Techniken hat das Reich der Byzantinischen Kaiser<br />
nicht überlebt. Nur ganz vereinzelt blieb die<br />
Anwendung violetter Schneckenfarbe bekannt.<br />
Erst im 18. Jahrhundert begannen die Naturfor-<br />
scher der modernen Zeit die Purpurschnecken<br />
neu zu entdecken und zu erforschen. Das Thema<br />
„Purpur“ war im 19. Jahrhundert ganz aktuell:<br />
grundsätzlich galt es, drei Fragenfelder zu bearbeiten:<br />
Purpur der Alten;<br />
Purpurfarbstoff: Bildung in der Schnecke,<br />
Farbwechsel, Chemismus;<br />
Zoologisch-systematische Einordnung der<br />
Purpurschnecken.<br />
Das Wissen darüber war in der Mitte des Jahrhunderts<br />
sehr uneinheitlich 7 . Als Purpurschnecken<br />
galten die Gattungen Purpura, Murex und<br />
Buccinum mit ihren Arten: Bezeichnungen, die<br />
den Werken antiker Schriftsteller (Plinius, Aristoteles)<br />
entnommen sind, aber nicht unbedingt in<br />
deren Sinn verwendet wurden. Die Bezeichnungen<br />
wurden von den Systematikern uneinheitlich<br />
gebraucht 8 .<br />
Als Purpurschnecken im engeren Sinn galten<br />
vor allem in Frankreich Arten von Purpura<br />
(Name!). Besonders der „Nordischen Purpurschnecke“<br />
– Purpura lapillus L. – galt das Interesse<br />
der Wissenschaftler und ebenfalls eine Purpura<br />
regte Lacaze-Duthiers große Arbeit „Über<br />
den Purpur“ an 9 .<br />
Als Purpurschnecken der Alten wurden<br />
Murex und Purpura identifiziert. Untersuchungen<br />
über Chemismus und Farbwechsel waren<br />
noch in den Anfängen, es war aber bekannt,<br />
daß verschiedene Schnecken verschiedene Farbtöne<br />
liefern.<br />
Als Bildungsstätte des Purpursekrets und<br />
als „Purpurdrüse“ wurde ganz allgemein –<br />
noch mit den Worten des Aristoteles – die Mantelhöhle<br />
beschrieben; die eigentliche Purpurdrüse<br />
(Hypobranchialdrüse) war noch nicht entdeckt<br />
10 . Überhaupt war die Meeresschneckenkunde<br />
noch weitgehend Konchyliologie (Gehäusekunde);<br />
von vielen Gattungen war der<br />
Weichkörper noch unbekannt.<br />
Purpurschnecken –<br />
homöopathisch<br />
Mit dem bisher Skizzierten als Hintergrundwissen<br />
kann man sich nun daran machen, Pétroz’<br />
Schober U: Über Murex purpurea. ZKH 1992; 36: 73–79
Murex purpurea etwas näher zu durchleuchten<br />
und dabei die Pharmakopöen und Erläuterungen<br />
seiner homöopathisch arbeitenden Zeitgenossen<br />
gleich mitzubetrachten 11 .<br />
Zunächst zur Zubereitung und Natur des<br />
zu verwendenden Ausgangsstoffes: im allgemeinen<br />
wird das purpurhaltige Sekret, frisch oder getrocknet,<br />
vorgeschrieben.<br />
Dieses kann jedenfalls, aus dem Wissen<br />
der Zeit heraus, nur das gesamte Sekret der Mantelhöhle<br />
sein, die dann auch als Purpurdrüse beschrieben<br />
wird 12 . Im Bereich des Denkbaren und<br />
jedenfalls nicht auszuschließen wäre die Möglichkeit,<br />
daß der Autor sein ursprüngliches Präparat<br />
nach Art der antiken Purpurfärber durch Zerquetschen<br />
der ganzen Schnecke – mit der ohne<br />
Gehäuse – gewonnen hat 13 , der so erhaltene<br />
Saft würde sich ebenfalls purpurn gefärbt haben.<br />
Es ist überhaupt zwar einleuchtend, aber nicht<br />
zwingend notwendig, dem Autor Interesse allein<br />
am Purpursekret zu unterstellen, ebensogut<br />
könnten ihn Berichte von tödlichen Vergiftungen<br />
nach dem Genuß von Purpurschnecken zur Prüfung<br />
mit dem Ganzpräparat angeregt haben 14 ,<br />
oder auch die Erwähnung von Purpurschnecken<br />
als Arznei der Alten 15 .<br />
Was die Bezeichnung Murex purpurea anbetrifft,<br />
so wußten schon die Zeitgenossen nichts<br />
Rechtes damit anzufangen. Murex und Purpura<br />
waren die geläufigen zoologischen Bezeichnungen<br />
für verschiedene Purpurschnecken. Und so<br />
scheint die Bezeichnung des Autors eher eine<br />
Kombination beider zu sein – letztere in (irrtümlich?)<br />
abgeänderter Schreibweise – als Versuch,<br />
im damals undurchschaubaren Wirrwar konchyliologischer<br />
Nomenklatur, die Trivialbezeichnung<br />
„Purpurschnecke“ wissenschaftlich zu beschreiben;<br />
unwahrscheinlicher, daß es eine grammatisch<br />
unrichtige und taxionomisch sinnlose Artangabe<br />
für eine bestimmte Murex-Art sein sollte.<br />
Zu einem klar definierten Ausgangsstoff gelangt<br />
man über beide Interpretationen nicht. Der<br />
„Schwarze Peter“ bleibt bei den Arzneimittelbereitern,<br />
die anfangs verschiedene Arten von<br />
Schnecken anbieten, wovon bei genauer Betrachtung<br />
nur zwei Vorschläge als praktisch brauchbar<br />
übrig bleiben: Murex brandaris L. aus dem Mittelmeer<br />
und Purpura spec. – etwa Purpura lapillus<br />
L. [Nucella lapillus (L.)] aus dem Atlantik vgl.<br />
[9], Purpurschnecken im engeren Sinn.<br />
Schober U: Über Murex purpurea. ZKH 1992; 36: 73–79<br />
Folgende Bezeichnungen bieten die zeitgenössischen<br />
Pharmakopöen als Purpurschnecken an 11a–j :<br />
Buccinum oder Biccinum j<br />
a, b, d<br />
Murex purpureus<br />
a, d, e, h<br />
Murex inflatus oder inflata<br />
i, g<br />
Purpura patula<br />
c, j<br />
Purpura o.A. oder Purpurea<br />
a, b, i<br />
Murex brandaris<br />
Buccinum, eine Bezeichnung für Purpurschnecken<br />
verschiedener Gattung der alten Schriftsteller,<br />
später von Linné und Lamarck als Bezeichnung für unterschiedliche<br />
Gattungen von Meeresschnecken – mit<br />
und ohne Purpursekret – gebraucht.<br />
Murex purpureus scheint eine sprachliche Korrektur<br />
von M. purpurea zu sein; sinnlos, weil sie zu keiner<br />
bekannten Art führt.<br />
M. inflatus, eine indopazifische Art, war als altertümliches<br />
Räucher- und Arzneimittel bekannt; kaum<br />
als Purpurlieferant 15, 16 .<br />
Die karibische Purpura patula (L.) kommt, so<br />
wie sie beschrieben wird, über Jahr und Dunham 11g direkt<br />
aus Cuviers Dictionnaire, wo sie irrtümlich als Purpurschnecke<br />
der Antike geführt wird 17 .<br />
Es ist wegen ihrer exotischen Herkunft wenig<br />
wahrscheinlich, daß eine von beiden letzteren gemeint<br />
sein könnte, oder von den damaligen Pharmazeuten<br />
zur Anfertigung des Präparates benutzt wurde.<br />
Purpura o.A. könnte man im Sinn von Cuvier<br />
1843 9 75<br />
als Purpura lapillus L. [Nucella lapillus (L.)] interpretieren.<br />
Murex brandaris L. ist die Art, deren Reste den<br />
Hauptanteil der bei den antiken Purpurfärbereien aufgefundenen<br />
Schalenhaufen ausmachen.<br />
Es ist interessant, die deutschen Arzneibereitungslehren<br />
chronologisch zu verfolgen, die<br />
schließlich in die modernen Vorschriften des<br />
„Homöopathischen Arzneibuches“ einmünden:<br />
Während sich in der alten Schwabeschen<br />
Pharmacopoea anfangs die dubiose Angabe „Murex<br />
Inflata“ findet und – vage – „frischer Saft“<br />
(vom ganzen Tier oder Purpursekret?) 18 – man<br />
fragt sich, wie man nach dieser Vorschrift ein eindeutiges<br />
Präparat hat herstellen können – fehlt<br />
das Mittel in den frühen Ausgaben des 20. Jahrhunderts,<br />
vielleicht wegen des zweifelhaften<br />
Ausgangsstoffes 19 . Es findet sich aber in späteren<br />
Ausgaben wieder, wenn auch im Anhang 20 ; jetzt<br />
korrigiert nach den Regeln der lateinischen<br />
Sprachlehre, als M. purpureus und definiert als<br />
„verschiedene Murexarten“ und „frischer Saft<br />
der Purpurdrüsen“. Zuletzt ist das Mittel noch<br />
weiter eingeengt: „frischer Saft der Purpurdrüsen“<br />
(das bedeutet heute: der Hypobranchialdrü-<br />
ORIGINALIA
76<br />
ORIGINALIA<br />
sen!) von „M. brandaris L. und M. trunculus L.“ 21 .<br />
Eine moderne Interpretation, gestützt auf modernes<br />
Lehrbuchwissen, welches homöopathische<br />
Arzneilichkeit auf toxicologische Untersuchungsergebnisse<br />
meint gründen zu müssen 22 . Einen<br />
Hinweis auf die mangelhafte Dokumentation<br />
des Mittels gibt die Vorschrift nicht.<br />
Schlussbemerkung<br />
In Murex purpurea hat die homöopathische Materia<br />
medica ein Mittel, dessen Ausgangsstoff ursprünglich<br />
einen weiten Interpretationsspielraum<br />
läßt, sowohl bezüglich der Natur des Stoffes<br />
als auch der Art der Zubereitung. Die Notwendigkeit,<br />
dem Hersteller klare Vorschriften zu geben,<br />
führte im Laufe der Zeit zu nachträglicher Definition<br />
von Ausgangsstoff und Zubereitung, wobei<br />
moderne Begriffsvorstellungen und moderne<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse eingeflossen<br />
sind. Nachträglich entstand Eindeutigkeit, wo<br />
vorher Mehrdeutigkeit war.<br />
Man möchte meinen, daß Mittel wie dieses<br />
besser als unsicher überliefert gekennzeichnet<br />
werden sollten. Nicht ohne Grund mag Hahnemann<br />
seine Schelte gegen nachträgliche (Neu-<br />
)Definition von Mitteln losgelassen haben:<br />
„Dies ist ein Pröbchen von dem allgewöhnlichen willkürlichen<br />
Verfahren der lieben Arzneimittellehrer<br />
und erklärt, auf welchem ehrlichen und vernünftigem<br />
Wege die Arzneien in den Arzneimittellehren zu den<br />
Lobsprüchen ihrer angeblichen Tugenden gekommen<br />
sind: durch eigenmächtige Dekrete der Schreiber der<br />
Materia medica!“ 23<br />
Anmerkungen<br />
1 Pétroz, RVC3 (1841) 9–18 u. 360–364.<br />
2 Cretin 1864. 66–74, ein Schüler des Pétroz, und<br />
Hering zitiert in Dunham, AHR 4 (1864)<br />
406–408, der später ein paar Beobachtungen<br />
über das Mittel beitrug, machen auch keinerlei<br />
Angaben über den Ausgangsstoff.<br />
3 Neumüller 1972. 2839<br />
4 The Merck Index 1976. 817–818: Murexine. b-(4imidazolyl)<br />
acrylcholine; Therap. cat: Muscle<br />
relaxant.<br />
5 Olivera 1983. 346–347: Murexin findet sich auch<br />
bei Thais haemastoma (L.) [früher Purpura h.],<br />
hier in den Speicheldrüsen, sowie bei Nucella<br />
lapillus (L.) [früher Purpura l.], hier in der Hypobronchialdrüse.<br />
6 Plinius, zitiert in Lacaze-Duthiers 1859. 75: „Zwei<br />
Gattungen von Muscheln geben uns die Purpurfarben<br />
(der Stoff ist nämlich derselbe, aber<br />
die Mischung ist unterschiedlich). Buccinum ist<br />
die kleinere Muschel … Die andere heißt Purpura.“<br />
7 Die Angaben sind zusammengestellt aus:<br />
Bauche III, 1759. 199–202<br />
Brockhaus XII, 1843, 596<br />
CuvierXLIII, 1843, 219–248<br />
Fehling III, 1878–1886. 892–893, 904<br />
Lacaze-Duthiers, Ann. des Sc. Nat. Zool. 12<br />
(1859) 5–84.<br />
Larousse XIII, 1875. 1–2<br />
Leunis I, 1856, 770, 827–829, 836–838<br />
Meyer XXXV, 1850. 54–58<br />
8 Der Franzose Lamarck ordnete in seiner „Histoire<br />
naturelle des animaux sans vertèbres“<br />
(1815–22) die Wirbellosen neu, ohne immer die<br />
Priorität der Erstbenennung zu berücksichtigen<br />
und schuf damit beträchtliche Nomenklaturverwirrung,<br />
die bis ins 20. Jhdt. bestand.<br />
9 Cuvier [vgl. 7], welcher das gültige Wissen<br />
Frankreichs der 1. Hälfte des 19. Jhdts. bis 1859<br />
über Purpur enthält, bezeichnet die Art Purpura<br />
lapillus L. [Nucella lapillus (L.)] Atlantik, als<br />
Färber-Purpurschnecke (la pourpre des teinturiers,<br />
la pourpre à teinture).<br />
Lacaze-Duthiers [vgl. 10]: Purpura [Thais] haemastoma<br />
L. Nach Keen 1971. 553 umfaßt heute<br />
die Gattg. Purpura allerdings nur noch zwei<br />
(karibisch-pazifische) Arten: P. patula (L.) und P.<br />
pansa Gould. Alle anderen Arten sind anderen<br />
Gattungen zugeordnet worden.<br />
10 Cuvier XLIII, 1843. 223, zitiert Aristoteles: „C’est<br />
entre le cou et le foie que se trouve l’organe qui<br />
fournit … la matière colorante; il a la forme<br />
d’une veine …“ (Zwischen Hals und Leber findet<br />
sich das Organ, das den Farbstoff liefert; es hat<br />
die Gestalt einer Ader …) Lacaze-Duthiers [vgl. 7]<br />
entdeckte als Bildungsort des Purpursekrets die<br />
Hypobranchialdrüse und sicherte die Bedeutung<br />
von Licht- und Lufteinfluß auf den Farbwechsel.<br />
Erste nähere Erkenntnisse über chemische Eigenschaften<br />
des Purpurs und seine Ähnlichkeit<br />
mit Indigo brachten E. Schunks Arbeiten an<br />
Purpura-Arten (1879): Fehling III, 1878–1886.<br />
892–893; P. Friedländer konnte dann 1909 – für<br />
Purpur aus P. lapillus L. – die Strukturformel<br />
aufstellen: Richter E2, XXIV, 1954. 243<br />
11 Die Angaben sind aus folgenden Arzneibereitungslehren<br />
entnommen:<br />
a Altschul 1864. 243<br />
b Buchner 1852. 368<br />
Schober U: Über Murex purpurea. ZKH 1992; 36: 73–79
c Gruner 1878. 163<br />
d Hager 1861. 119<br />
e Hartmann 1844. 161<br />
f Jahr 1842. 229, 231, 233<br />
g Jahr 1853. o. S.<br />
h Pharm. hom. poly. 1872. 198<br />
i The Homoeo. Pharma. 1897. 407–408<br />
j Weber o. J.<br />
Jahr 1853 und Weber o. J. zitiert in Dunham AHR<br />
4 (1864) 306–308.<br />
12 Hier hat sich in die homöopathische Literatur<br />
ein Fehler eingeschlichen, der bis in die neueste<br />
Zeit mitgenommen wurde: das Aristoteleszitat<br />
aus Cuvier 1843 [vgl. 10] erscheint fehlerhaft<br />
übersetzt [cou – Hals als Herz – „coeur“] im<br />
deutschen Brockhaus 1843. Der Brockhaus-Abschnitt<br />
kommt fast wörtlich in Hartmann 1844<br />
und ebenso in Dunham 1864 [vgl. 11] vor: man<br />
liest „zwischen Herz und Leber“, „between the<br />
heart and the liver“ und so liest man es noch in<br />
The Homoeo. Pharma. 1979. 405. Mit Meyer<br />
wär’ das nicht passiert – da steht es richtig:<br />
Meyer XXXV, 1850. 54<br />
13 Immerhin liest man von im Ganzen zerquetschten<br />
Krebsen, Eidechsen und Kröten: Jahr<br />
1842. 229, 231, 233<br />
14 Vergiftung durch Murex brandaris L. (1825),<br />
zitiert in Altschul 1864. 243 und Wibmer III,1837.<br />
304–305.<br />
15 Leunis I, 1856. 770; Hahnemann II, 2, 1799. 57: er<br />
lehnt die Arznei aus gepulverten Deckeln des<br />
Murex ramosus L. (¼ M. inflatus Lam.) als unnütz<br />
ab [vgl. auch 16].<br />
16 Im 19. Jhdt. war M. inflatus Lam. ein übliches<br />
Synonym zu M. ramosus L.: Leunis I, 1856. 836;<br />
nach Vokes, Bull. Am. Paleont. 61 (1971) 60 ist<br />
heute die Einordnung der Art. M. inflatus Lam.<br />
zweifelhaft und die Entsprechung mit M. ramosus<br />
L. [Chicoreus ramosus (L.)] nicht geklärt.<br />
17 Vielleicht in Verwechslung mit P. puteolana, die<br />
von F. Columna 1616 als Purpurschnecke der<br />
Antike überliefert wird. Cuvier XLIII, 1843. 230<br />
[vgl. Keen 1971, 9]<br />
18 Pharm. hom. poly. 1872. 198<br />
19 Dtsch. Hom. Arzneib. 1901<br />
Dtsch. Hom. Arzneib. 1911<br />
20 Hom. Arzneib. 1924. 368<br />
Hom. Arzneib. 1929. 100<br />
Hom. Arzneib. 1934. 398<br />
Hom. Arzneib. 1950. 420<br />
Hom. Arzneib. 1958. 420<br />
21 BAnz. 172a 1988 in Keller 1990 M o.S.<br />
22 Stübler 1987. 41–42;<br />
List V, 1976. 907: beide nehmen als wirkenden<br />
Stoff Murexin und andere biogene Amine an<br />
[vgl. 4 und 5]; weil beide Murex-Arten auch<br />
ähnliche toxische Wirkstoffe haben, wird ihnen<br />
Schober U: Über Murex purpurea. ZKH 1992; 36: 73–79<br />
anscheinend auch ähnliche homöopathische<br />
Wirksamkeit zugestanden.<br />
23 Hahnemann RA IV, 1983. 223<br />
Literatur<br />
[1] Altschul, o. V. Real-Lexicon für homöopathische<br />
Arzneimittellehre, Therapie und Arzneibereitungskunde.<br />
Sondershausen 1864.<br />
[2] Bauche, C.-J.-B. (Hrsg.). Dictionnaire Universel<br />
Des Animaux Bd. III. Paris 1759.<br />
[3] Brockhaus, F. A. (Hrsg.). Conversationslexikon. 9.<br />
Aufl. Leipzig 1843.<br />
[4] Buchner, J. Homöopathische Arznei-Bereitungslehre.<br />
2. Aufl. München 1852 ( 1 1840).<br />
[5] Cretin, o. V. Études de Thérapeutique et de<br />
Matière Médicale par le Docteur Antoine Pétroz.<br />
Paris 1864.<br />
[6] Cuvier, G. L. C. F. D. Dictionnaire des Sciences<br />
Naturelles, T. XLIII. Strasbourg, Paris 1843.<br />
[7] Deutsches homöopathisches Arzneibuch. Hrsg.<br />
W. Schwabe. Leipzig 1901.<br />
[8] Deutsches homöopathisches Arzneibuch. Hrsg.<br />
W. Schwabe. Leipzig 1911.<br />
[9] Dunham, C. Murex Purpurea. The American<br />
Homeopathic Review (AHR) 4 (1864) 306–408.<br />
[10] Fehling, H. v. Handwörterbuch der Chemie. Bd.<br />
III. Braunschweig 1878–1886.<br />
[11] Götting, K. J. Malakozoologie. Grundriß der<br />
Weichtierkunde. Stuttgart 1974.<br />
[12] Gruner, C. E. Homöopathische Pharmakopöe. 5.<br />
Aufl., Leipzig 1878.<br />
[13] Hager, H. Medicamenta homoeopathica et isopathica<br />
omnia. Lesnae 1861.<br />
[14] Hahnemann, S. Reine Arzneimittellehre. Bd-<br />
I–VI. Heidelberg 1983 ( 1 1811–21). [RA]<br />
[15] Hahnemann, S. <strong>Apotheke</strong>r-Lexikon. Bd. I–II.<br />
Nachdr. Heidelberg 1986 ( 1 1793–98).<br />
[16] Hartmann, F. (Hrsg.) Dr. Caspari’s Homöopathisches<br />
Dispensatorium. Homöopathische<br />
Pharmakopöe für Ärzte und <strong>Apotheke</strong>r. Leipzig<br />
1844.<br />
[17] Hering, C. The Guiding Symptoms of our Materia<br />
Medica. Vol. VII. Philadelphia 1888.<br />
[18] Homöopathisches Arzneibuch. Hrsg. W.<br />
Schwabe. Leipzig 1924.<br />
[19] Homöopathisches Arzneibuch. Hrsg. W.<br />
Schwabe. Leipzig 1929.<br />
[20] Homöopathisches Arzneibuch. 2. Aufl. Leipzig<br />
1934.<br />
[21] Homöopathisches Arzneibuch. 2. Ausgabe<br />
Berlin 1950.<br />
[22] Homöopathisches Arzneibuch. Stuttgart 1958.<br />
Jahr, G. H. G. New Homoeopathic Pharmacopoeia<br />
and Posology. Philadelphia, New York<br />
1842.<br />
77<br />
ORIGINALIA
78<br />
ORIGINALIA<br />
[23] Keen, M. Sea shells of tropical West-America.<br />
Stanford 1971.<br />
[24] Keller, K., Greiner, S., Stockebrand, P. Homöopathische<br />
Arzneimittel. Frankfurt 1990.<br />
[25] Lacaze-Duthiers, M. Mémoire Sur la Pourpre.<br />
Annales des Sciences Naturelles, Partie Zoologique<br />
12 (1859) 5–84.<br />
[26] Larousse, P. Grand Dictionnaire Universel. T. XIII<br />
Paris 1875.<br />
[27] Leunis, J. Synopsis der drei Naturreiche. Erster<br />
Teil. Zoologie. Hannover 1856.<br />
[28] List, P. H., Höhrhammer, L. (Hrsg.). Hagers<br />
Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Berlin<br />
1976.<br />
[29] Meyer, J. (Hrsg.). Das große Conversations-Lexikon.<br />
1. Aufl., Hildburghausen 1840–1853.<br />
[30] Neumüller, O.-A. Römpps Chemie-Lexikon. 7.<br />
Aufl., Stuttgart 1972.<br />
[31] Nordsieck, F. Die europäischen Meeresgehäuseschnecken.<br />
Stuttgart 1968.<br />
[32] Olivera, B.M., Gray, W. R., Cruz, L. J. Marine Toxins<br />
and Venoms. In: Tu, A. T. (Ed.). Handbook of<br />
Natural Toxins. New York, Basel 1983.<br />
[33] Perrier, R. La Faune de la France Illustrée. Vol. IX,<br />
Paris 1967.<br />
[34] Pétroz, o. V. Sur le Murex Purpurea. Revue Critique<br />
et Rétrospective de la Matière Médicale<br />
Homoeopathique (RCV) 3 (1841) 9–18 u.<br />
360–364.<br />
[35] Pharmacopoea homoeopathica polyglottica.<br />
Hrsg. W. Schwabe. Leipzig 1872.<br />
[36] Richter, F. (Hrsg.). Bellsteins Handbuch der Organischen<br />
Chemie. 4. Aufl. E 2. Bde. 24. Berlin,<br />
Göttingen, Heidelberg 1954.<br />
[37] Stübler, M., Krug, E. (Hrsg.). O. Leesers Lehrbuch<br />
der Homöopathie. Tierstoffe. 2. Aufl. Heidelberg<br />
1987 ( 1 1931–33).<br />
[38] The Homoeopathic Pharmacopoeia of the<br />
United States. 8. Ed. Falls Church, Virginia 1979<br />
( 1 Boston 1897).<br />
[39] The Merck Index. Windholz, M. (Hrsg.) 9. Ed.<br />
Rahway 1976.<br />
[40] Vokes, E. H. Catalogue of the Genus Murex L.<br />
Bulletins of American Paleontology 61 (1971) 60<br />
Nr. 268.<br />
[41] Wibmer, K. Die Wirkungen der Arzneimittel und<br />
Gifte im gesunden thierischen Körper. Bd. III.<br />
München 1837.<br />
Ulrike Schober<br />
Biologin<br />
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Schober U: Über Murex purpurea. ZKH 1992; 36: 73–79
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