geschichte des schulzwangs in deutschland - Netzwerk ...
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war es, die Polen dazu zu bewegen, <strong>in</strong> ihr Heimatland zurückzukehren. Trotzdem<br />
lebten 1938 noch 150.000 Polen <strong>in</strong> Deutschland, vor allem im Ruhrgebiet und <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>.<br />
Zudem begrenzen die Nazis den Anteil von "fremden" (vor allem jüdischen)<br />
Schülern <strong>in</strong> deutschen Klassen auf 1,5 %. In den folgenden Jahren verbieten sie<br />
ihnen die Teilnahme an Schulveranstaltungen, Klassenfahrten und Besuchen <strong>in</strong><br />
Schullandheimen. Nach den November-Pogromen 1938 werden öffentliche<br />
Schulen und Universitäten ganz für "Fremde" geschlossen. Die Hilfsschulen<br />
übernehmen die Aufgabe, Schüler auszulesen und besonders Roma, S<strong>in</strong>ti und<br />
Jenische für die Sterilisation vorzuschlagen.<br />
Die aus den öffentlichen Institutionen ausgeschlossenen Schüler sollen <strong>in</strong><br />
Schulen der jüdischen Geme<strong>in</strong>den bzw. der S<strong>in</strong>ti unterrichtet werden, wobei die<br />
S<strong>in</strong>ti häufig nicht über die Mittel verfügen, Schulen e<strong>in</strong>zurichten. Die jüdischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen arbeiten anfangs an e<strong>in</strong>er Stärkung der Verbundenheit der Schüler<br />
zu Deutschland, später bereiten sie vor allem die Emigration vor. Diese Schulen<br />
gewährten den jüdischen Schülern e<strong>in</strong>en Schutzraum vor den Diskrim<strong>in</strong>ierungen,<br />
denen sie alltäglich ausgesetzt waren. Zudem wurde den K<strong>in</strong>dern und<br />
Jugendlichen ihre jüdische Identität als positiver Wert bewusst gemacht, und mit<br />
gestärkter Selbstachtung konnten sie den Abwertungen durch die Nazis<br />
begegnen. Andererseits bieten sie den Machthabern e<strong>in</strong>e Kontrollmöglichkeit, die<br />
später die Deportation und Ermordung erleichtert. Mit der Realisierung <strong>des</strong><br />
Holocausts werden die Sondere<strong>in</strong>richtungen 1942 geschlossen.<br />
Auch im besetzten Europa ist die Schulpolitik rassistisch geprägt: besonders <strong>in</strong><br />
Polen richten die Deutschen e<strong>in</strong> Schulsystem e<strong>in</strong>, wie es Hermann Nohl schon<br />
1933 gefordert hatte: es zielt auf die Germanisierung der "deutschstämmigen"<br />
K<strong>in</strong>der und die Aussonderung und Versklavung der polnischen Schüler ab. Die<br />
polnischen Pädagogen werden entlassen, 17.000 werden unter deutscher<br />
Herrschaft ermordet, darunter auch Janusz Korczak (1878 - 1942). He<strong>in</strong>rich<br />
Himmler fordert 1940, es dürfe für die Slawen ke<strong>in</strong>e höhere Schule geben. "Das<br />
Ziel dieser Volksschule hat lediglich zu se<strong>in</strong>: e<strong>in</strong>faches Rechnen bis höchstens<br />
500, Schreiben <strong>des</strong> Namens, e<strong>in</strong>e Lehre, dass es e<strong>in</strong> göttliches Gebot ist, den<br />
Deutschen gehorsam zu se<strong>in</strong> und ehrlich, fleißig und brav zu se<strong>in</strong>. Lesen halte<br />
ich nicht für erforderlich."<br />
Widerstand [Bearbeiten]<br />
Nach dem Ausschluss "abweichender" Lehrer hat der Nationalsozialismus e<strong>in</strong>en<br />
hohen Organisationsgrad unter der deutschen Lehrerschaft: bis 1936 treten 97 %<br />
dem Nationalsozialistischen Lehrerbund bei, über 30 % werden Mitglieder der<br />
NSDAP oder anderer NS-Organisationen (laut Angaben <strong>des</strong> NSLB).<br />
Organisierten Widerstand von Lehrern gibt es nur vere<strong>in</strong>zelt – öfter gibt es aber<br />
Formen der "<strong>in</strong>neren Distanzierung" vom Nationalsozialismus, was sich unter<br />
anderem dadurch ausdrückt, dass die vorgegebenen Erziehungs<strong>in</strong>halte nicht<br />
oder nur mit deutlicher Distanz dargestellt werden.<br />
Dagegen gibt es häufiger Formen <strong>des</strong> Jugendwiderstan<strong>des</strong>, der sich<br />
<strong>in</strong>sbesondere gegen die ideologische Vere<strong>in</strong>nahmung durch die Hitler-Jugend<br />
(HJ) richtete. Beispiele dafür s<strong>in</strong>d z.B. die Weiße Rose, die Gruppen um Herbert<br />
Baum und die um Helmuth Hübener oder die Edelweißpiraten.<br />
Für widerständische Jugendliche richten die Nazis Jugendkonzentrationslager <strong>in</strong><br />
Mor<strong>in</strong>gen (Jungen), <strong>in</strong> der Uckermark (Mädchen) und Litzmannstadt (polnische<br />
Jugendliche) e<strong>in</strong>.<br />
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