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Universitätsprofessor Dr. H. J. Neuhaus wird emeritiert

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<strong>Universitätsprofessor</strong> <strong>Dr</strong>. H. J. <strong>Neuhaus</strong> <strong>wird</strong> <strong>emeritiert</strong><br />

Nach 37 Jahren Lehrtätigkeit am Englischen Seminar der WWU <strong>wird</strong> <strong>Universitätsprofessor</strong><br />

<strong>Dr</strong>. H. J. <strong>Neuhaus</strong> zum Ende des Sommersemesters 2010 <strong>emeritiert</strong>. Prof. <strong>Neuhaus</strong> wurde im<br />

Sommer 1973 zunächst als wissenschaftlicher Rat und Professor (H3) an die Universität<br />

Münster berufen, im Juni 1976 zum ordentlichen Professor für Englische Philologie (H4)<br />

ernannt und schließlich 1977 auch Direktor des Englischen Seminars. 1980 erfolgte die<br />

Überleitung nach C4 und 1987 die Umwidmung in “<strong>Universitätsprofessor</strong>.” Vor seiner<br />

Berufung an die WWU lehrte H. J. <strong>Neuhaus</strong> im Anglistischen Institut und dem Institut für<br />

Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft der Universität Saarbrücken und war<br />

Schriftführer des dortigen Sonderforschungsbereichs 100, “Elektronische Sprachforschung.”<br />

Bei seiner Berufung an die WWU war <strong>Neuhaus</strong> einer der jüngsten Professoren in Nordrhein<br />

Westfalen und auch einer der ersten Lehrstuhlinhaber für das Fach Linguistik. Er trug<br />

maßgeblich zur Etablierung der Linguistik in Münster bei. An der WWU hatte Professor<br />

<strong>Neuhaus</strong> diverse Ämter inne (zum Teil mehrmals), unter anderem als Fachbereichsdekan, als<br />

Vorsitzender der EDV-Senatskommission, als Mitglied im wiss. Beirat des<br />

Universitätsrechenzentrums und als Geschäftsführender Direktor des Englischen Seminars.<br />

Darüber hinaus leitete er jahrelang kommissarisch das Institut für Englische Sprache und<br />

Englische Literatur und ihre Didaktik i. G.<br />

Seit jeher wurde die Lehr- und Forschungstätigkeit von Prof. <strong>Neuhaus</strong> durch sein Interesse an<br />

den Einsatzmöglichkeiten von Computern in den Geisteswissenschaften und im Besonderen<br />

an der Computerlinguistik als Disziplin geprägt. So betreute er seit seiner Berufung<br />

zusammen mit den Professoren Finkenstaedt (Saarbrücken) und Spevack (Münster) ein<br />

elektronisches Großprojekt in der Shakespeareforschung, das auch jahrelang und mehrfach<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Dieses innovative, heute unter<br />

dem Namen “Shakespeare Database” laufende Projekt (unter der alleinigen Federführung von<br />

Professor <strong>Neuhaus</strong>) hat seit langem internationale Aufmerksamkeit erregt: auf beiden Seiten<br />

des Atlantik hat <strong>Neuhaus</strong> vor Fachgremien und auf Konferenzen darüber berichtet sowie in<br />

wissenschaftlichen Organen aber auch mit Blick auf eine breitere interessierte Öffentlichkeit<br />

informiert und publiziert. So fanden zum Beispiel Präsentationen vor der internationalen<br />

Bücherwelt auf der Frankfurter Buchmesse statt, und auch das Computermagazin CHIP<br />

1


widmete sich seinerzeit dem Thema “Multimedia und Theater” mit <strong>Neuhaus</strong>’ Datenbank als<br />

zentralem Beispiel und veröffentlichte ein ausführliches Interview (“Digitale Poesie”) mit<br />

Prof. <strong>Neuhaus</strong> als Spezialist für elektronische Datenbanken im Bereich von Sprache und<br />

Literatur.<br />

Während seiner Tätigkeit an der Universität Münster nahm Professor <strong>Neuhaus</strong> mehrere<br />

Gastdozenturen an renommierten auswärtigen Universitäten wahr—etwa in Helsinki,<br />

Finnland (1976), an der Stanford University, USA (1978-79,1992-3, 2001-2 und 2006-7) oder<br />

an der University of California at Irvine, USA (1983 und 1988). Vor allem wegen seines<br />

Know-how im Datenbankdesign wurde Professor <strong>Neuhaus</strong> regelmäßig ins Ausland<br />

eingeladen. Seine wiederholten Forschungsaufenthalte an der Stanford University<br />

dokumentieren eine fruchtbare Forscherkooperation, und die intensiven Beziehungen zur<br />

University of California at Irvine resultierten unter anderem in einer Bitnet-Verbindung<br />

zwischen der dortigen Wortdatenbank und seiner Shakespeare-Datenbank im Englischen<br />

Seminar.<br />

Schon früh erkannte <strong>Neuhaus</strong> den Reiz und die Effizienz interdisziplinären Arbeitens.<br />

Besonders am Anfang seiner Lehrtätigkeit in Münster suchte er den wissenschaftlichen und<br />

didaktischen Austausch mit anderen Fächern. Hier sind beispielsweise gemeinsame<br />

Doktorandenkolloquien mit Sprachwissenschaftlern des Germanistischen Instituts oder der<br />

Austausch von Lehrveranstaltungen in der Allgemeinen Sprachwissenschaft und der im<br />

Englischen Seminar angesiedelten Englischen Sprachwissenschaft zu nennen. Als nachhaltig<br />

und andauernd erwiesen sich vor allem seine Kooperationen mit Computerfachleuten der<br />

Naturwissenschaften (etwa der Physik) und mit Lehrenden der Betriebswirtschaft. Besonders<br />

erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch seine Leitung des Zentrums für<br />

angewandte Informatik (ZAI) in den 90er Jahren und der dazu gehörende von ihm entwickelte<br />

interdisziplinäre Studiengang. Der Versuch von Professor <strong>Neuhaus</strong>, die Grenzen zwischen<br />

Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften zu durchbrechen, zeigt sich auch an seinen<br />

Mitgliedschaften in akademischen Gesellschaften—etwa der Association for Computational<br />

Linguistics, der Association for Computing Machinery, der Association for Symbolic Logic,<br />

der Gesellschaft für Linguistische Datenverarbeitung, der Indogermanischen Gesellschaft, der<br />

International Phonetic Association, der Linguistic Society of America.<br />

2


Im Laufe seiner langen Lehr- und Forschertätigkeit hat Professor <strong>Neuhaus</strong> zahlreiche<br />

Schwerpunkte in Forschung und Lehre herausgebildet, darunter vor allem formale Semantik<br />

und semantische Schematheorie; Lexikographie und lexikalische Datenbanken; Phonologie<br />

und Phonetik; Englische Wortbildung und morphologische Typologie; Variationslinguistik;<br />

Informationssysteme. Seine Publikationen zu diesen Bereichen sind in angesehenen<br />

wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen, etwa in Computers and the Humanities und<br />

Computers in the Humanities; Anglia; Bulletin of the Association for Literary and Linguistic<br />

Computing; Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft; Lexicographia; Literary and<br />

Linguistic Computing; Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen—aber<br />

auch in Prime Time und Forum ‘90 Wissenschaft und Technik. Professor <strong>Neuhaus</strong><br />

dokumentiert ebenfalls in seinen Monographien verschiedenartige theoretische und<br />

methodische Ansätze—wie zum Beispiel in Beschränkungen in der Grammatik der<br />

Wortableitungen im Englischen oder Zur Theorie der Produktivität von<br />

Wortbildungssystemen und A Phonetic Concordance to Daniel Jones’ Phonetic Readings in<br />

English.<br />

Seit der Streichung des Lehrstuhls für Englische Sprachgeschichte hat Professor <strong>Neuhaus</strong><br />

nicht nur die moderne Linguistik, sondern auch die Sprachhistorik in Forschung und Lehre<br />

im Englischen Seminar vertreten sowie beim wiss. Nachwuchs betreut. Seine Emeritierung<br />

bedeutet auch in dieser Hinsicht einen großen Verlust.<br />

Englisches Seminar der WWU<br />

im August 2010<br />

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