Katholisch in Südost - St. Nikolaus Münster
Katholisch in Südost - St. Nikolaus Münster Katholisch in Südost - St. Nikolaus Münster
Wenn Kirche zur Schule geht von Pastoralreferent Richard Schu-Schätter An keinem Ort außerhalb ihres Elternhauses verbringen Kinder und Jugendliche so viel Zeit wie in der Schule. Das war schon vor 10 Jahren so, als die Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft Münster-Südost beschlossen, gemeinsam den Lebensraum Schule in den Blick zu nehmen und enger mit dem Schulzentrum zu kooperieren. Selbstverständlich gab es auch vorher eine gute Zusammenarbeit. Mit der Einrichtung einer halben Stelle für Schulseelsorge durch das Bistum Münster wurde diese Kooperation damals auf neue Füße gestellt. Möglich war es nun, Tage religiöser Orientierung inhaltlich durch den Schulseelsorger (die Schulseelsorgerin) und einem Team von Studierenden aus Münster zu begleiten, für alle 9. Klassen des Schulzentrums einen sogenannten Oasentag im Pfarrheim St. Nikolaus anzubieten, oder die 5. Klassen der Real- und der Hauptschule zu Kennenlerntagen einzuladen. Wichtig war und ist auch der kontinuierliche Kontakt zu den Schulleitungen, den LehrerInnen und den Fachkonferen- Info: Firmvorbereitung Jedes Jahr bereiten sich etwa 130 Jugendliche auf das Sakrament der Firmung vor. Begleitet werden sie dabei von jungen Erwachsenen, die den Jugendlichen als Katechetinnen und Katecheten die Frohe Botschaft näher bringen, von ihrem Glauben erzählen und mit den Jugendlichen über „Gott und die Welt“ ins Gespräch kommen. Pastoralreferent Sebastian Reimann, Tel. 0251 619888 36 Jugend zen Religion. Nachdem Anfang 2006 das Bistum die Stelle des pastoralen Mitarbeiters für die Schulseelsorge in Wolbeck nicht mehr neu besetzte, bekam ich als neuer Pastoralreferent der Gemeinde St. Nikolaus den Auftrag, die Schulseelsorge fortzuführen. Dabei wurde mir schnell bewusst, dass viel mehr Schulseelsorge möglich, sinnvoll und notwendig wäre, als es die personellen und zeitlichen Ressourcen zulassen. Viel zu wenig Zeit bleibt zum Beispiel, um SchülerInnen in Krisensituationen zu begleiten oder Lerngruppen beim Einüben eines guten Miteinanders zu unterstützen. Anfang Mai dieses Jahres fand auf der Jugendburg Gemen die Fachtagung Jugendpastoral statt. 120 SeelsorgerInnen und PädagogInnen im kirchlichen Dienst setzten sich mit Kooperationsmöglichkeiten zwischen kirchlicher Jugendarbeit und Schule auseinander. Der Stein der Weisen wurde dabei nicht gefunden, aber ein wohltuend kritischer und konstruktiver Blick auf die beiden Systeme Kirche und Schule half und hilft Möglichkeiten und Grenzen der Kooperation zu entdecken. Beide Systeme sind in den letzten Jahren mit umwälzenden Veränderungen konfrontiert, die so manches Mal zu einer großen Verunsicherung führen. Die Einführung von offenen und gebundenGanztagsschulen, die Ausweitung des Unterrichts auf den Nachmittagsbereich, zentrale Abschlussprüfungen, G8 und weitere Veränderungsprozesse führen dazu, dass der Druck auf SchülerInnen aber auch auf das Lehrpersonal und die Eltern stetig ansteigt. Ein Nebeneffekt dieser Prozesse ist, dass SchülerInnen die Angebote von kirchlicher Jugendarbeit am Nachmittag immer seltener wahrnehmen können. Das betrifft die klassischen Gruppenangebote genauso wie die Sakramentenkatechese und die Offene Kinder- und Jugendarbeit. Umfragen ergeben, dass heutige Jugendliche sehr wohl gewillt sind, sich ehrenamtlich zu engagieren, ihnen aber oftmals die Zeit fehlt. Dazu kommt, dass die Zahl derer, die nichts mehr von Kirche erwarten, immer größer wird. Sichtbar wird dies für uns als
Pfarrgemeinden bei den zunehmenden Schwierigkeiten, jugendliche LeiterInnen zu finden. Dabei können Kinder und Jugendliche in der kirchlichen Jugendarbeit wichtige Erfahrung machen: In Projekten und Gruppen werden sie ermutigt, eigene Stärken zu entdecken und sie lernen sich verantwortungsvoll für andere einzusetzen. Durch das Zusammensein mit anderen Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen machen sie wertvolle Gemeinschaftserfahrungen und können das christliche Gottes- und Menschenbild als mögliche Basis für ihr eigenes Leben und als Kraftquelle in Zeiten der Krise und der Not entdecken. Und auch das ist wichtig: Kinder und Jugendliche brauchen Freiräume, Foto: www.pixelio.de in denen sie keinem Bewertungsdruck ausgesetzt sind; nur so können sie sich frei entfalten. Schule kann von diesen Möglichkeiten profitieren, denn in den steigenden Anforderungen an die Schule wird den Verantwortlichen bewusst, dass sie auf kompetente Kooperationspartner angewiesen sind. Als Gemeinde dürfen wir nicht dem Irrglauben erliegen, unsere Kinder- und Jugendarbeit einfach von den Pfarrheimen in die Schule verlagern zu können. Eine gute Kooperation ist darauf angewiesen, dass beide Partner sich ihre Ziele und Grenzen für eine Kooperation bewusst machen und sie klar benennen. Kooperationsziele können nur dann umgesetzt werden, wenn beide Partner dies auch wollen. Junge Menschen zu engagierten Gemeindemitgliedern zu machen, ist aber nicht Auftrag und Ziel einer staatlichen Schule. Schule ist also nicht der Ort, an dem wir junge Menschen für unsere Ziele und Zwecke rekrutieren und sie wird es auch nie sein. Aber Schule ist ein Ort, an dem wir junge Menschen begleiten und dabei unterstützen können, zu selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Menschen heranzuwachsen. Wenn wir das auf der Grundlage unseres christlichen Menschenbildes tun, dann können SchülerInnen eine Ahnung davon bekommen, dass sie von Gott gewollt und geliebt sind, noch bevor sie irgendetwas geleistet haben. Mit der bevorstehendenZusammenlegung unserer Gemeinden stellt sich die Frage, wie wir künftig lebendige Kir- che in Münster-Südost sein wollen. Die Rahmenbedingungen verändern sich rasant und ausgesprochen stark. Das führt auch bei uns zu Unsicherheiten und zu Fragen, was wir uns als Gemeinde vor Ort noch leisten müssen, können und wollen. Immer wieder höre ich in diesem Zusammenhang, dass Schulseelsorge dabei eine wichtige Rolle spielen soll und muss. Gleichzeitig sind wir damit konfrontiert, dass das Seelsorgepersonal knapper wird. Der Stellenplan für das Jahr 2020, der Anfang des Jahres vom Bistum erstellt wurde, sieht vor, dass es künftig keine bischöflichen (Sonder-) Beauftragungen für die Schulseelsorge an staatlichen Schulen geben wird. Mag diese Entscheidung vielleicht auch aus der Not des fehlenden Personals geboren sein, die Grundüberlegung, dass Schulseelsorge Aufgabe des Seelsorgeteams und der Gemeinde vor Ort sein sollte, halte ich für richtig (für die Grundschulen war das nie anders). In Münster Südost schauen wir auf viele Jahre gelungener Kooperation zwischen Kirche und Schule zurück. Mit Blick auf die Veränderungen der vergangenen und der kommenden Jahre dürfen wir uns nicht darauf ausruhen. Vielmehr ist es sinnvoll und notwendig die sich ändernden Rahmenbedingungen in den Blick zu nehmen, Altbewährtes zu überprüfen und Neues zu wagen. Das macht St. Ida für mich aus . . . Glauben in einem starken Zusammenhalt erleben zu dürfen. Jugend 37
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Wenn Kirche zur Schule geht<br />
von Pastoralreferent Richard Schu-Schätter<br />
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Jedes Jahr bereiten sich etwa 130 Jugendliche auf das Sakrament der Firmung<br />
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führen dazu, dass der Druck auf SchülerInnen<br />
aber auch auf das Lehrpersonal<br />
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E<strong>in</strong> Nebeneffekt dieser Prozesse ist,<br />
dass SchülerInnen die Angebote von<br />
kirchlicher Jugendarbeit am Nachmittag<br />
immer seltener wahrnehmen können.<br />
Das betrifft die klassischen Gruppenangebote<br />
genauso wie die Sakramentenkatechese<br />
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Jugendarbeit. Umfragen ergeben, dass<br />
heutige Jugendliche sehr wohl gewillt<br />
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ihnen aber oftmals die Zeit fehlt. Dazu<br />
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