Katholisch in Südost - St. Nikolaus Münster

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27.02.2013 Aufrufe

Gemeinsam das christliche Leben stärken Pfarrerin Wemhöner und Pfarrer Hawerkamp über die Ökumene in Münsters Südosten im Gespräch mit Klaus Nelißen Ein lebendiges ökumenisches Miteinander prägt das Kirchenleben in Münsters Südosten. Katholische und evangelische Christen treffen sich in gemeinsamen Arbeitskreisen, feiern gemeinsam Feste und arbeiten zusammen an den Herausforderungen für die Kirchen im Stadtteil. Im Interview berichten die beiden evangelischen Pfarrer in Münster-Südost, Pfarrerin Helga Wemhöner aus Wolbeck und Pfarrer Hartmut Hawerkamp aus Gremmendorf, über den Stand der Ökumene, über den Beginn der ökumenischen Beziehungen und über die Herausforderungen für die Zukunft. Pfarrerin Wemhöner, können Sie sich noch an Ihre erste ökumenische Begegnung in Wolbeck erinnern? Helga Wemhöner: Bei meiner Einführung in die Pfarrstelle in Wolbeck überbrachten der damalige Pfarrer Siegfried Kleymann und die damalige 26 Ökumene vor Ort Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ulrike Pölling einen Gruß der katholischen Schwestergemeinde. Mit viel Phantasie und Humor waren das Geschenk und die Grußworte unter dem Leitmotiv des Olivenbaums zusammengestellt: Ein Olivenbäumchen, Olivenöl, Oliven-Körperbutter und Olivenseife fügten sich zu einem Sinnbild des herzlichen Willkommens zusammen. Pfarrer Hawerkamp, Sie sind seit 2001 Pfarrer der evangelischen Friedensgemeinde. Wie war Ihre erste Begegnung vor Ort? Hartmut Hawerkamp: Die erste Begegnung war gleich intensiv und fand sofort bei meiner Einführung statt. Pfarrer Klaus Wirth war dabei und ich erinnere mich gerne an seinen bewegenden Segensspruch. Das war schon eindrücklich: Er betonte die Ökumene und das soziale Engagement für die, die am Rand stehen. Das zeigte Profil und war ein schöner Türöffner. Pfarrer Hawerkamp, wie ist die Ökumene vor Ort in Gremmendorf und Angelmodde aufgestellt? Hawerkamp: Es gibt hier tragende Strukturen, wie den ökumenischen Arbeitskreis und zugleich zählen die persönlichen Beziehungen. Diese zählen zwar nicht allein, aber wenn man auf die Intensivpunkte der ökumenischen Zusammenarbeit schaut, dann hat das immer mit guten Beziehungen zwischen Personen zu tun. Wie arbeitet dieser Ökumene-Kreis? Hawerkamp: Neben den Hauptamtlichen arbeiten im Arbeitskreis Gesandte der evangelischen Gemeinde und der drei katholischen Gemeinden. Darüber hinaus sind immer wieder auch Interessierte dabei – das ist über Jahrzehnte gewachsen. Wir sind eigentlich immer rund 20 Leute, wenn wir uns viermal im Jahr zusammenfinden. Eine Besonderheit ist die ökumenische Klausurtagung. Einmal pro Jahr treffen wir uns zu einer thematischen Reflexion, früher auch oft mit Übernachtung. Ich erinnere mich gut an die Tagungen zum Thema Eucharistie/Abendmahl oder zur Taufe. Dabei spielt die theoretische Orientierung eine ebenso große Rolle wie der persönliche Erfahrungsaustausch. Es geht auch um den Austausch von Haupt- und Ehrenamtlichen. Schön sind immer die liturgischen Elemente – die Agapefeier gehört fest zu den Klausurtagungen.

Was gibt es noch für ökumenische Aktivitäten? Hawerkamp: Mindestens alle zwei Monate treffen wir uns mit allen Hauptamtlichen aus St. Bernhard, St. Agatha, St. Ida zum ökumenischen Arbeitsfrühstück. Aber die Ökumene-Bewegung ging hier in MS-Südost vor allem von den Ehrenamtlichen aus! Der AK Ökumene war für das Wachsen der Ökumene entscheidend und wurde vor über 20 Jahren vor allem von Menschen getragen, die in konfessionell gemischten Ehen lebten. Diese haben die Hauptamtlichen zum Aufeinanderzugehen überzeugen können und sie tragen diese Dynamik zum Teil bis heute! Pfarrerin Wemhöner, in Wolbeck haben die beiden Gemeinden vor drei Jahren eine ökumenische Partnerschaftserklärung unterzeichnet. Wie kam es dazu und was besagt sie? Wemhöner: Die Ökumenische Partnerschaftserklärung verstehen wir als Selbstvergewisserung und Selbstverpflichtung der beiden Kirchengemeinden. Ein Vertrag ist für beide Seiten bindend. Er trägt auch bei Veränderungen von Strukturen und beim Wechsel von haupt- oder ehrenamtlichen Kräften. Wie waren die Reaktionen des Bistums und des Kirchenkreises auf diese Erklärung? Wemhöner: Das Bistum Münster und der Evangelische Kirchenkreis Münster haben den Abschluss der Ökumenischen Partnerschaftsvereinbarung begrüßt. Wesentlich aber ist die Erarbeitung und Umsetzung hier vor Ort. Was wissen Sie, wie es früher war zwischen Evangelischen und Katholiken in Gremmendorf und Angelmodde? Hawerkamp: Diese Erfahrungen habe ich natürlich nicht selber gemacht, sondern davon ist mir viel erzählt worden: Nach dem Zweiten Weltkrieg muss es nicht selbstverständlich gewesen sein, mit Katholiken in Kontakt zu kommen. Wir sind hier eben im katholischen Münsterland und damals gab es eine klare Unterscheidung zwischen den Konfessionen. Das lag wohl auch daran, dass die Gründungsmitglieder dieser Gemeinde zu über 90 Prozent Flüchtlinge aus dem Osten waren. Die Fremdheitsgefühle der Zugezogenen spielten sicherlich eine Rolle bei den anfangs eher distanzierten Konstellationen. Und wie war es in Wolbeck? Wemhöner: Auch in Wolbeck entstand eine evangelische Gemeinde erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Vorher waren die beiden preußischen Beamten – der Förster und der Polizist – sowie eine Magd im Hause Schwegmann evangelisch, alle anderen waren katholisch. Das macht St. Ida für mich aus . . . Als die Flüchtlinge kamen, die größtenteils evangelisch waren, entstand die evangelische Gemeinde auch im Sinne einer Gemeinschaft derer, die eine ähnliche Geschichte hatten und die ihre Erlebnisse von Flucht und Vertreibung sowie ihre Bemühungen um einen Neuanfang miteinander teilen konnten. Dass sie schon bald ihre Gottesdienste im „Schloss“ feiern durften, verdanken wir der letztlich schon ökumenisch zu nennenden Weite des damaligen Grafen von Merveldt, der als katholischer Hausherr des Drostenhofes die evange- St. Ida mit den vielen lebendigen Gruppen ist für mich eine Lebens- und Glaubensgemeinschaft. Ökumene vor Ort 27

Was gibt es noch für ökumenische<br />

Aktivitäten?<br />

Hawerkamp: M<strong>in</strong>destens alle zwei Monate<br />

treffen wir uns mit allen Hauptamtlichen<br />

aus <strong>St</strong>. Bernhard, <strong>St</strong>. Agatha,<br />

<strong>St</strong>. Ida zum ökumenischen Arbeitsfrühstück.<br />

Aber die Ökumene-Bewegung<br />

g<strong>in</strong>g hier <strong>in</strong> MS-<strong>Südost</strong> vor allem von<br />

den Ehrenamtlichen aus! Der AK Ökumene<br />

war für das Wachsen der Ökumene<br />

entscheidend und wurde vor über<br />

20 Jahren vor allem von Menschen getragen,<br />

die <strong>in</strong> konfessionell gemischten<br />

Ehen lebten. Diese haben die Hauptamtlichen<br />

zum Aufe<strong>in</strong>anderzugehen<br />

überzeugen können und sie tragen diese<br />

Dynamik zum Teil bis heute!<br />

Pfarrer<strong>in</strong> Wemhöner, <strong>in</strong> Wolbeck haben<br />

die beiden Geme<strong>in</strong>den vor drei Jahren<br />

e<strong>in</strong>e ökumenische Partnerschaftserklärung<br />

unterzeichnet. Wie kam es dazu<br />

und was besagt sie?<br />

Wemhöner: Die Ökumenische Partnerschaftserklärung<br />

verstehen wir als<br />

Selbstvergewisserung und Selbstverpflichtung<br />

der beiden Kirchengeme<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong> Vertrag ist für beide Seiten b<strong>in</strong>dend.<br />

Er trägt auch bei Veränderungen<br />

von <strong>St</strong>rukturen und beim Wechsel von<br />

haupt- oder ehrenamtlichen Kräften.<br />

Wie waren die Reaktionen des Bistums<br />

und des Kirchenkreises auf diese Erklärung?<br />

Wemhöner: Das Bistum <strong>Münster</strong> und<br />

der Evangelische Kirchenkreis <strong>Münster</strong><br />

haben den Abschluss der Ökumenischen<br />

Partnerschaftsvere<strong>in</strong>barung begrüßt.<br />

Wesentlich aber ist die Erarbeitung<br />

und Umsetzung hier vor Ort.<br />

Was wissen Sie, wie es früher war zwischen<br />

Evangelischen und Katholiken <strong>in</strong><br />

Gremmendorf und Angelmodde?<br />

Hawerkamp: Diese<br />

Erfahrungen habe<br />

ich natürlich nicht<br />

selber gemacht, sondern<br />

davon ist mir<br />

viel erzählt worden:<br />

Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg muss es<br />

nicht selbstverständlich<br />

gewesen se<strong>in</strong>,<br />

mit Katholiken <strong>in</strong><br />

Kontakt zu kommen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d hier eben im<br />

katholischen <strong>Münster</strong>land<br />

und damals<br />

gab es e<strong>in</strong>e klare<br />

Unterscheidung zwischen<br />

den Konfessionen.<br />

Das lag wohl<br />

auch daran, dass die<br />

Gründungsmitglieder dieser Geme<strong>in</strong>de<br />

zu über 90 Prozent Flüchtl<strong>in</strong>ge aus<br />

dem Osten waren. Die Fremdheitsgefühle<br />

der Zugezogenen spielten sicherlich<br />

e<strong>in</strong>e Rolle bei den anfangs eher<br />

distanzierten Konstellationen.<br />

Und wie war es <strong>in</strong> Wolbeck?<br />

Wemhöner: Auch <strong>in</strong> Wolbeck entstand<br />

e<strong>in</strong>e evangelische Geme<strong>in</strong>de erst nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg. Vorher waren<br />

die beiden preußischen Beamten – der<br />

Förster und der Polizist – sowie e<strong>in</strong>e<br />

Magd im Hause Schwegmann evangelisch,<br />

alle anderen waren katholisch.<br />

Das macht <strong>St</strong>. Ida für mich aus . . .<br />

Als die Flüchtl<strong>in</strong>ge kamen, die größtenteils<br />

evangelisch waren, entstand<br />

die evangelische Geme<strong>in</strong>de auch im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft derer, die<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche Geschichte hatten und<br />

die ihre Erlebnisse von Flucht und Vertreibung<br />

sowie ihre Bemühungen um<br />

e<strong>in</strong>en Neuanfang mite<strong>in</strong>ander teilen<br />

konnten.<br />

Dass sie schon bald ihre Gottesdienste<br />

im „Schloss“ feiern durften, verdanken<br />

wir der letztlich schon ökumenisch zu<br />

nennenden Weite des damaligen Grafen<br />

von Merveldt, der als katholischer<br />

Hausherr des Drostenhofes die evange-<br />

<strong>St</strong>. Ida mit den vielen lebendigen Gruppen ist für mich<br />

e<strong>in</strong>e Lebens- und Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

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