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<strong>Innovatives</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Das Magazin<br />

EINFACH GROSSARTIG<br />

König der Meere<br />

Am Schiffssimulator zu den Welthäfen<br />

Giganten der Felder<br />

Vorsprung durch Landtechnik<br />

Prinzessin der Herzen<br />

Was <strong>Niedersachsen</strong> lieben<br />

Helden der Lüfte<br />

Flugzeuge mit leichten Flügeln<br />

Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken.<br />

5<br />

November 2009


Editorial<br />

Man mag die Superlative schon gar nicht mehr hören: Ob Möbelhaus<br />

oder Schnitzel, alles ist groß, extragroß oder gar XXL. Die<br />

Augen sollen uns übergehen angesichts der Ausdehnung von<br />

Küchen ausstellungen, Vorteilspackungen oder Fastfood-Menüs.<br />

Und sind es nicht Produkte, so geht es jedenfalls um Rekorde, die<br />

für einen Eintrag in irgendeinem Buch reichen. Größe und Masse<br />

werden allerorten zum Qualitätsmerkmal erhoben, meist zum<br />

alleinigen.<br />

Sicherlich: Groß heißt nicht automatisch schlecht, die Verbraucher<br />

schätzen große Auswahl und günstige Preise. Aber richtig interessant<br />

wird es doch eigentlich erst, wenn sich Größe mit Intelligenz<br />

paart. Das gilt für Produkte, für Verfahren und die Ideen dahinter.<br />

In diesem Heft stellen wir Ihnen Beispiele aus <strong>Niedersachsen</strong> vor,<br />

wo Großes zu Recht auch großartig genannt werden darf: Weil<br />

es ein intelligentes Herstellungsverfahren für Produkte großen<br />

Ausmaßes ist oder weil eine clevere Lösung für überdimensionale<br />

Inhalt<br />

20–21 Transportbänder<br />

Stark auf Kurz- und Langstrecke<br />

Aufgaben gefunden wurde. Stellen Sie sich etwa vor, Sie sollen<br />

lernen, ein 350 Meter langes Containerschiff in die hundert<br />

wichtigsten Häfen der Welt zu steuern. Dann können Sie das<br />

am besten im niedersächsischen Binnenland an einem der modernsten<br />

Schiffssimulatoren üben.<br />

Oder Sie wollen Züge bauen und an allen Enden, oben und unten<br />

gleichzeitig schrauben. Dann hilft das Arbeiten im Regalsystem.<br />

Oder Sie brauchen einen leistungsstarken Rübenroder, der den<br />

Ackerboden jedoch nicht betonhart hinterlässt. Was wäre besser,<br />

als den bodenschonenden Hundegang einzuschalten? XXL ist also<br />

auch in <strong>Niedersachsen</strong> ein großes Thema, nur anders: auf<br />

Innovationsebene, nicht auf Schnitzelebene.<br />

Eine großartige Lektüre wünscht<br />

Ihre Redaktion <strong>Innovatives</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

12–13 Bohrtechnik<br />

Ölfeldern auf der Spur<br />

4–7 Schifffahrt<br />

Schiff ahoi im Binnenland<br />

8–9 Flugzeuge 10–11 Züge<br />

Der Backofen für Flugzeugflügel<br />

22 Messe 23 Forschung<br />

16–19 Landmaschinen / Produktion<br />

Eine Kleinstadt in wenigen Wochen bauen Beschleunigen im Windkanal<br />

Die Technik sitzt auf dem Dach<br />

Die Giganten der Felder / Intelligente Lösungen für jede Größe<br />

24–26 Vermischtes<br />

Wenn Technik Herzen entflammt / Sponsoren der<br />

Kampagne / Flurfunk<br />

2 3


Schifffahrt<br />

Schiff ahoi im Binnenland<br />

Seeleute-Ausbildung in neuen Dimensionen<br />

Windstärke acht, hohe Wellen, Nebel: Als sich die „Weser“ der Elbmündung<br />

nähert, herrscht schlechtes Wetter. Jennifer Witt steuert<br />

das 347 Meter lange und knapp 43 Meter breite Containerschiff<br />

ruhig durch das enge Fahrwasser Richtung Hamburg. Steuerbord<br />

liegt Scharhörn Riff, backbord der Große Vogelsand. Von vorne jede<br />

Menge Gegenverkehr. An Tonne 9 wartet ein kleineres Schiff;<br />

dort soll der Lotse an Bord gehen und die „Weser“ zum Hamburger<br />

Hafen begleiten. Keine leichte Aufgabe, den Riesenpott bei<br />

Wellengang und kräftiger Brise von hinten so zu manövrieren, dass<br />

der Lotse sicher im Windschatten zusteigen kann, und gleichzeitig<br />

die Untiefen der Sandbänke und Kollisionen mit entgegenkommenden<br />

Schiffen zu vermeiden.<br />

Jennifer Witt ist Nautik-Studentin an der Fachhochschule Wilhelmshaven<br />

/ Oldenburg / Elsfleth und Rudergängerin auf dem<br />

Frachter. „Zero eighty five“ tönt es da. Denn hinter der jungen<br />

Frau stehen drei Kapitäne der Reederei E.R. Schiffahrt, beobachten<br />

hochkonzentriert die Lage und geben Witt den Kurs vor –<br />

auf Englisch, versteht sich, denn in der internationalen Seefahrt<br />

ist das die gängige Sprache. Die gestandenen Schiffsführer und<br />

die Studentin sind gemeinsam auf Fahrt, bei der die Kapitäne<br />

die Kommandos geben und Witt sie am Steuer ausführt.<br />

Die Szenerie ist täuschend echt, doch die „Brücke“, wie das<br />

Ruderhaus in der Fachsprache heißt, befindet sich an Land, im<br />

4 5<br />

Schifffahrt<br />

Täuschend echt: Am computergesteuerten Schiffssimulator in<br />

Elsfleth trainieren Studenten und Kapitäne schwierigste Manöver.<br />

Schiffsführungssimulator in der niedersächsischen Kleinstadt Els- schickt Groos jährlich in den Simulator. „Die Anlage ist auf dem<br />

fleth, rund 35 Kilometer von der Nordsee entfernt. Die Anlage<br />

ist Teil der nautischen Ausbildung, doch heute nutzen ihn<br />

allerneuesten Stand und bildet die Flotte ideal ab“, so Groos.<br />

die erfahrenen Schiffsoffiziere von E.R.<br />

Die zentralen Einrichtungen des Geräts<br />

Schiffahrt zur Fortbildung. Bei aller Routine Wie im Rundumkino sieht man auf sind vier komplett ausgestattete Schiff-<br />

müssen auch sie immer wieder Extremsitu- der größten der vier Brücken das brücken mit GPS, Log, elektronischer Seeationen<br />

trainieren, neue Technik kennenler- PC-gesteuerte Szenario.<br />

karte, Radar, Gashebel, Bug- und Hecknen,<br />

die Grenzen der neuesten Schiffsstrahler,<br />

Steuereinheit, Anker, Sound- und<br />

generation austesten. „Das sollte man nicht auf See ausprobieren“, Lichtsignalen, Sprechfunk, Tiefenmessanlage, Kontrollbildschirm.<br />

sagt Uwe Groos, Leiter der Abteilung Qualitätsmanagement bei Die besondere technische Finesse: die 270-Grad-Projektionsfläche<br />

E.R. Schiffahrt. Zwischen 50 und 60 Kapitäne und Erste Offiziere, für die Simulation. Wie im Rundumkino sieht man auf der größten<br />

die Schiffe der Hamburger Reederei über die Weltmeere führen, der vier Brücken das PC-gesteuerte Szenario. Dahinter steht eine


Schifffahrt<br />

komplexe Software, die es ermöglicht, alle wichtigen See- und<br />

Hafenreviere der Welt zu simulieren, ob die Deutsche Bucht, den<br />

Prince-William-Sund in Alaska oder den Hafen von Singapur. Außerdem<br />

können alle Schiffstypen sowie Bauwerke in 3-D dargestellt<br />

werden. Vom Instruktorraum aus werden Verkehrssituationen<br />

vorgegeben, während der Übung können die Schwie rigkeiten<br />

verschärft werden: Starkwind, schlechte Sicht, drohende<br />

Kollisionen, Maschinenausfall oder andere realistische Notfälle.<br />

Neben Reedereien schicken auch Lotsenvereinigungen ihr Personal<br />

zum Training in den Simulator.<br />

Sieht leichter aus als es ist: Kleiner Joystick bewegt Riesenfrachter.<br />

Die größte Nutzergruppe sind jedoch Studenten. Mehr als 1.000<br />

zukünftige „Kapitäne auf Großer Fahrt“ haben hier bereits die<br />

unentbehrliche praktische Erfahrung erworben. Souverän und sicher<br />

auch das größte Schiff durch schwierige Reviere manövrieren<br />

ist das Ziel der Ausbildung. Daher müssen alle Nautik-Studenten<br />

150 Semesterwochenstunden im Simulator absolvieren. Hier lernen<br />

sie die Navigation, den Betrieb der Schiffbrücke, das Handhaben<br />

verschiedener Schiffstypen mit und ohne Ballast und die Aufgabenzuweisung<br />

an ein Team bei komplexen Aufgaben.<br />

Schwere Fracht verladen und verzurren<br />

Auch wenn sie auf dem Schiff das Sagen haben, Kapitäne und<br />

Offiziere sind nicht die Einzigen, die für die erfolgreiche Handelsschifffahrt<br />

verantwortlich sind. Eine wichtige Funktion an Bord<br />

haben auch die Schiffsmechaniker. Sie bedienen, reparieren und<br />

warten die Maschinen und technischen Anlagen, und sie sind zuständig<br />

für das sichere Verstauen der Ladung an Bord. So führen<br />

sie unter anderem die bordeigenen Kräne und Hebezeuge, mit<br />

denen Schwergutfrachter be- oder entladen werden. Die Kranführer<br />

müssen tonnenschwere Einzelstücke punktgenau bewegen<br />

– eine Aufgabe, die bei schwimmenden Objekten wesentlich anspruchsvoller<br />

ist als an Land. Beispielsweise müssen Kräfte, die<br />

durch das Heben der Lasten auf das Schiff wirken, durch Ein- und<br />

Auspumpen von Ballastwasser ausgeglichen werden.<br />

Damit jeder einzelne Schritt des Lade- und Löschvorgangs, vor<br />

allem während des Liftens, stimmt, entsteht derzeit auf dem Gelände<br />

des Maritimen Campus Elsfleth ein weiterer Simulator. Im<br />

Heavy Lift Cargo Handling Simulator – dem weltweit ersten seiner<br />

Art – werden Arbeitsabläufe in der Kranführerkabine simuliert.<br />

Bislang gab es dazu keine Möglichkeit, mit der Folge, dass bei<br />

Ladevorgängen immer wieder schwere Unfälle mit hohem Sachschaden<br />

passiert sind bis hin zum Kentern von Schiffen. Die Kabine<br />

befindet sich in einer Halbkuppel und eröffnet den Auszu -<br />

bil denden ein 180-Grad-Sichtfeld. Das heißt, sie können nach<br />

oben, unten, rechts und links schauen, genau wie in der Realität.<br />

Das Ausbildungszentrum ermöglicht sogar komplizierte Operationen<br />

mit mehreren Beteiligten wie sie zum Beispiel im Tandembetrieb<br />

von Kränen notwendig werden. Die Kranführer sollen hier<br />

unter Beweis stellen, dass sie ihren Kran individuell, präzise und in<br />

Abstimmung mit ihrem Partner und den Anweisungen des Operationsleiters<br />

steuern können. Der zweite Schwerpunkt des Kranführerausbildungszentrums<br />

ist noch komplexer und ausgerichtet<br />

auf die Qualifizierung von Kranexperten, die von Schiffen aus Offshore-Windkraftanlagen<br />

inklusive der dafür benötigten Fundamente<br />

installieren.<br />

Der Heavy Lift Simulator wird integriert in das Maritime Safety<br />

Training Center, in dem angehende Schiffsmechaniker künftig Praxis<br />

erwerben können. Zentraler Bestandteil des Zentrums ist eine<br />

riesige Schwimmhalle, in der bei künstlich erzeugtem Sturm, Wellengang,<br />

Strömung und auch Dunkelheit verschiedene Seenotfälle<br />

wie die Notwasserung eines Versorgungshelikopters trainiert werden<br />

können. Der Bau soll noch 2009 begonnen und Anfang 2011<br />

fertig gestellt werden. Die Reederei Beluga Shipping allein plant,<br />

hier rund 400 bis 500 Seeleute pro Jahr zu qualifizieren.<br />

Darüber hinaus wird der Ausbildungsstandort Elsfleth mit einem<br />

weiteren Simulator zur praxisorientierten Ladungssicherung gestärkt.<br />

Die Vielfalt der Güter verlangt bei jeder einzelnen Lade-,<br />

Lösch- oder Laschoperation eine individuelle Vorbereitung des<br />

gesamten Transports, darunter auch die seefeste Sicherung der<br />

Fracht an Deck oder in den Laderäumen eines Schiffes. Hafen-<br />

Auf zur großen Fahrt<br />

Der 1832 als Großherzogliche Navigationsschule Elsfleth ge -<br />

gründete Fachbereich Seefahrt der Fachhochschule Wilhelmshaven<br />

/ Oldenburg / Elsfleth ist die größte maritime Schuleinrichtung<br />

in Westeuropa. Sie bietet die drei Studiengänge Nautik,<br />

Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft sowie internationales<br />

Transportmanagement an.<br />

Ab dem Wintersemester 2009 / 2010 gibt es außerdem<br />

den Masterstudiengang „Maritime Management“. In den<br />

vergangenen Jahren ist die Zahl der Studierenden in Elsfleth<br />

auf knapp 700, davon rund 20 Prozent Frauen gestiegen.<br />

kräne, Jachten oder komplette Fabrikanlagen müssen eine Seereise<br />

durch Wind und Wellen ohne Schäden und standfest überstehen.<br />

Das so genannte Lash-Education-Model ist ein europaweit<br />

einzigartiges Modell, mit dem Schiffsmechaniker das Verzurren<br />

(Laschen) von Schwergut unter realen Bedingungen trainieren, ein<br />

Gefühl für die auf das Befestigungsmaterial einwirkenden Kräfte<br />

bekommen und damit Risiken bei der Sicherheit von Frachten an<br />

Bord schneller erblicken und abschätzen können.<br />

Maritimes Kompetenzzentrum<br />

Nautischer Nachwuchs ist inzwischen wieder stark gefragt. So locken<br />

die exzellenten Berufs- und Verdienstaussichten in der Schifffahrt<br />

seit Anfang des Jahrtausends immer mehr junge Männer<br />

und auch Frauen in den Beruf. Das war nicht immer so: Noch vor<br />

wenigen Jahren drohte dem traditionsreichen maritimen Ausbildungsstandort<br />

Elsfleth das Aus. Um die Herausforderungen der<br />

maritimen Branche zu meistern und ihre Zukunftsfähigkeit aktiv<br />

mitzugestalten, engagieren sich in Elsfleth verschiedene öffentliche<br />

und private Akteure: neben der Fachhochschule Wilhelmshaven<br />

/ Oldenburg / Elsfleth die Stadt Elsfleth, das Land <strong>Niedersachsen</strong><br />

sowie die Beluga Shipping GmbH Bremen. Am Zusam -<br />

men fluss von Weser und Hunte ist so der „Maritime Campus Elsfleth“<br />

entstanden – ein maritimes Kompetenzzentrum, das mittlerweile<br />

als das größte Europas gilt. Zu dem 30.000 Quadratmeter<br />

großen Areal gehört neben dem Fachbereich Seefahrt der FH das<br />

Schiffsmechanikerzentrum sowie als Herzstück das Maritime Forschungszentrum<br />

Elsfleth. Das Ziel: maritime Ausbildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Wirtschaft miteinander zu verzahnen und<br />

dabei gemeinsam Neues zu entwickeln und technische Innovationen<br />

in der Seefahrt umzusetzen.<br />

Das Kapitänspatent erwerben kann man außerdem in Leer<br />

am Institut Seefahrt der Fachhochschule Emden / Leer. Hier<br />

sind aktuell 250 Studierende eingeschrieben.<br />

Schiffsmechaniker kann man im Rahmen einer dualen Ausbildung<br />

an der Berufsbildenden Schule Brake (Landkreis Wesermarsch)<br />

lernen – mit praktischer Ausbildung am Maritimen<br />

Campus Elsfleth. Berufsabschlüsse in den Bereichen Nautik<br />

und Schiffsbetriebstechnik sind an den Seefahrtschulen in<br />

Cuxhaven und Leer möglich.<br />

6 7<br />

Schifffahrt<br />

Zukünftige Kapitänin: Jennifer Witt hat gute Chancen, nach dem<br />

Nautik-Studium Schwergutfrachter um die Welt zu steuern.<br />

Im Schiffssimulator ist nach gut einer Stunde die aktuelle Übung<br />

beendet. „Thank you, pilot is on board – der Lotse ist an Bord“<br />

heißt es aus dem Instruktorraum. Jennifer Witt lässt den Joystick<br />

los. Die Kapitäne von E.R. Schiffahrt gehen zur Manöverkritik in<br />

den Nachbesprechungsraum. Für heute haben sie genug trainiert.<br />

www.fh-oow.de<br />

www.maritimes-forschungszentrum.de


Flugzeuge<br />

Der Flugzeugflügel-Backofen<br />

aus <strong>Niedersachsen</strong><br />

Maxi-Dimensionen für den neuen A350-Flieger: Im Stader Airbuswerk entstehen derzeit<br />

auf 70.000 Quadratmetern Produktionsstätten für das Flugzeug, das zu 53 Prozent aus<br />

Kohlenstofffaserverbundwerkstoffen (CFK) bestehen wird. Herzstück des neuen Komplexes:<br />

der mit 35 Metern längste Flugzeugflügel-Backofen der Welt. Hier werden die Flügelteile<br />

aus dem Spezialkunststoff gehärtet und „ausgebacken“.<br />

Hightech-Backrohr von innen: Zwei Flugzeugflügel aus CFK können gleichzeitig im Stader Airbuswerk gehärtet werden.<br />

Dr. Jochen Kopp ist A350-Projektleiter im<br />

Airbuswerk in Stade. Auf die bunt gedruckten<br />

Pläne gleich gegenüber seinem<br />

Schreibtisch hat er einen guten Blick. Es ist<br />

ein Layoutplan, der zeigt, wie es in den<br />

neuen beiden Hallen für die A350 XWB in<br />

Stade einmal aussehen wird. In der größeren<br />

Halle 60 werden die Flügeloberschalen<br />

produziert, in Halle 80 die Ober- und Unterschale<br />

des hinteren Rumpfs. „Noch in<br />

diesem Jahr werden die ersten Maschinen<br />

in den Hallen in Betrieb genommen“, sagt<br />

Kopp. Den Baufortschritt kontrolliert der<br />

Projektleiter regelmäßig vor Ort zu Fuß.<br />

Das grenzt an eine Fitnesseinheit. Vielleicht<br />

hat das den 40-Jährigen zu seinem<br />

Größenvergleich mit einer Sportanlage be-<br />

wogen. „Die Halle 60 ist mit ihren 45.000<br />

Quadratmetern so groß wie sieben Fußballfelder“,<br />

sagt Kopp.<br />

Seit Mai dieses Jahres wird sie mit Leben<br />

gefüllt. Der Betonfußboden ist fertig. In<br />

der Mitte ist die Halle freitragend, wegen<br />

der großen Flügel, die einmal in ihr entstehen<br />

sollen. 33 Meter Flügellänge müssen<br />

hier quer bewegt werden können. „Wie in<br />

einem ebenerdigen Regal“, erklärt der Ingenieur.<br />

Die Flügeloberschalen sollen aus<br />

einer Arbeitsstation hinaus, ein Stück über<br />

den Mittelgang weiter und in die nächste<br />

Station hinein bewegt werden können.<br />

Übrigens mit einer für das Stader Airbus-<br />

Gelände ganz neuen Methode: mit einem<br />

Omnimove. Das ist ein Gefährt auf besonderen<br />

Rädern, in die noch einmal viele<br />

kleine Rollen integriert sind. Damit lassen<br />

sich 70 Tonnen Werkzeug und Flügelschale<br />

in alle Richtung rollen. Wenn alles einmal<br />

perfekt eingerichtet ist, kann sich das<br />

Gefährt ohne Fahrer ferngesteuert oder<br />

nach festgelegter Programmierung wie<br />

von Zauberhand durch die Halle bewegen,<br />

von der ersten Station des „Nassauflegens“<br />

bis hin zum CFK-Backofen, dem so<br />

genannten Autoklav.<br />

Am Anfang der Herstellung der extrem<br />

haltbaren und leichten CFK-Elemente<br />

sieht alles wie ein faserverstärkter Klebestreifen<br />

aus, der in dünnen Schichten<br />

automatisiert auf eine Form aufgetragen<br />

wird. Das zunächst weiche und biegsame<br />

Material aus Streifen wird dabei von Spezialmaschinen<br />

behutsam und ohne sichtbare<br />

Stufen aufgebracht.<br />

Biegsam und formgenau müssen auch die<br />

Flugzeugteile sein, ganz besonders für<br />

den Rumpf mit seiner anspruchsvollen<br />

doppelt-gekrümmten Struktur. „Die A350<br />

wird das erste Airbus-Flugzeug sein, das<br />

zu mehr als 50 Prozent aus dem neuen<br />

Leichtbau-Werkstoff besteht“, sagt Kopp.<br />

Dadurch, dass ein Rumpf aus CFK nicht<br />

wie Metall korrosionsgefährdet ist, lässt<br />

sich die Luftfeuchtigkeit im Flieger erhöhen.<br />

Das soll ab 2013 auch den Fluggästen<br />

positiv auffallen, da dies den Komfort<br />

erhöht. Am Ende wird das Flugzeug<br />

dank neuer Triebwerkstechnologie und<br />

Leichtbaumaterial im Vergleich zum Vorgängermodell<br />

außerdem deutlich weniger<br />

Sprit verbrauchen.<br />

„Die A350-Produktion wird den Standort<br />

Stade in den nächsten 20 Jahren mit über<br />

500 Arbeitsplätzen absichern“, sagt Kopp.<br />

Neben der Produktion von Flügelober- und<br />

Rumpfschalen wird das Seitenleitwerk der<br />

A350 XWB in Stade montiert. Weitere<br />

CFK-Komponenten des Rumpfes kommen<br />

aus den Werken der EADS-Tochter Premium<br />

Aerotec in Varel, Nordenham und<br />

Augsburg. Die Endmontage des A350 ist<br />

im französischen Toulouse angesiedelt.<br />

Noch aber ist es nicht so weit, dass eine<br />

A350-Maschine in die Luft gehen könnte.<br />

Erst einmal wird an den Hallen in Stade<br />

weiter gebaut. Zeitgleich entsteht in Großbritannien<br />

die erste „Demobox“, ein CFK-<br />

Flügeldemonstrator, der alle wesentlichen<br />

Konstruktionsmerkmale des Originalflügels<br />

aufweist, nur erheblich kürzer ist. Die langen<br />

Flügelschalen können auch nur an<br />

einem einzigen Ort gehärtet werden: im<br />

neuen Autoklav in Stade.<br />

18 Monate dauerte der Aufbau des Hightech-Backofens<br />

in der Halle 60. Scheib-<br />

chenweise kamen die Bauteile bei Airbus<br />

an und wurden zusammengebaut, bevor<br />

die 320 Meter lange, 150 Meter breite<br />

und 28 Meter hohe Halle fertig war. Für<br />

das zehn Meter hohe „Backrohr“ findet<br />

Kopp übrigens auch einen sportlichen Vergleich:<br />

So viel Wasser wie ein Olympia-<br />

Schwimmbecken fasst das Innere, in dem<br />

später auf zwei Ebenen zwei Flügeloberschalen<br />

gleichzeitig „gebacken“ werden<br />

können, sagt er. Kaum stehen Menschen<br />

in dem mehr als zehn Meter hohen Riesen-Gebilde,<br />

wirkt selbst dieser Vergleich<br />

zu gering. Bei etwa 180 Grad und zehn<br />

Bar gleichmäßigem Druck werden die<br />

8 9<br />

Flugzeuge<br />

Alles im Blick: A-350-Projektleiter Dr. Jochen Kopp zeigt auf den Plan der beiden<br />

riesigen Flugzeug-Fertigungshallen.<br />

Vereinte Leichtigkeit<br />

Flugzeugflügelteile auf zwei Ebenen gehärtet.<br />

Zwölf Stunden bleibt jede Flügelschale<br />

im Autoklav, bis alles zu einem<br />

schwarzen, festen Laminat geworden ist.<br />

Nach geometrischer Bearbeitung, erster<br />

Montage von Systemhaltern, Qualitätsprüfung,<br />

Grundierung und perfekter Verpackung<br />

geht es dann auf die Reise. Auf<br />

dem Lkw werden die Flügeloberschalen<br />

zum nahegelegenen Seehafen gefahren.<br />

Per Schiff geht es dann nach Hamburg<br />

und von dort weiter per Flugzeug zur<br />

Montage.<br />

www.eads.com<br />

Am Rande der 45.000-Einwohner-Stadt Stade hat sich in den vergangenen Jahren<br />

ein europaweit führendes Netzwerk für Innovationen rund um den Leichtbau mit<br />

Kohlenstofffaserverbundstoffen etabliert – das CFK Valley. 88 Mitglieder aus ganz<br />

Deutschland und Europa haben sich hier in Form eines Vereins organisiert, darunter<br />

Airbus, Dow, EADS, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die<br />

Fraunhofer Gesellschaft, Hexcel und Saertex.<br />

Das Besondere: Die Partner arbeiten Hand in Hand und bilden die gesamte CFK-<br />

Wertschöpfungskette ab, von der Ausbildung bis hin zum Recycling des teuren<br />

Stoffes. 2009 erfolgte der Spatenstich für Europas größtes CFK-Forschungszentrum,<br />

in dem Herstellungsverfahren für die Massenproduktion von Bauteilen entwickelt<br />

werden sollen. Das Netzwerk gehört zu den zehn Finalisten im bundesdeutschen<br />

Spitzencluster-Wettbewerb.<br />

www.cfk-valley.com


Züge Züge<br />

Die Technik sitzt auf dem Dach<br />

Neue Züge aus Salzgitter<br />

Rotes Zweigespann: Der Coradia Continental und der Coradia Lint stehen schon für die Deutsche Bahn bereit.<br />

107,10 Meter misst sie, die längste Gliederbahn der Welt. Die<br />

Bahn Coradia Nordic X 60 ist auf Stockholms Gleisen unterwegs<br />

und fährt fast 1.000 Schweden gleichzeitig in die City. Die Bahn<br />

hat 374 Sitzplätze und 530 Stehplätze, allerdings werden meistens<br />

zwei sechsteilige Züge zusammengekuppelt. Gebaut wird<br />

das 205 Tonnen schwere Gefährt in Salzgitter vom Schienenfahrzeughersteller<br />

Alstom.<br />

Das Besondere an der Bahn ist nicht nur die Länge, sondern vor<br />

allem ihr Überbau: Konstrukteure haben die komplette Antriebstechnik<br />

und alle wichtigen Aggregate aufs Dach verlagert. Unebener<br />

Boden durch versteckte Fahrzeugtechnik im Wageninneren<br />

ist damit passé, Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen<br />

freut der Zug ohne Stufen. Und aufs Dach zu steigen, ist bei Alstom<br />

kein Problem. Die Züge und Straßenbahnen entstehen hier<br />

in Regalen. Erstes Fach: Die Bahn ist aufgebockt, die Arbeiter können<br />

unter ihr durch laufen und die Fahrgestelle in Augenschein<br />

nehmen, ohne in einen Graben hinabsteigen zu müssen. Zweites<br />

Fach: Auf Einstiegshöhe klettern die Techniker ins Wageninnere<br />

und geben der Bahn ihr Innenleben, Verkleidungen, Fenster und<br />

Türen. Drittes Fach: Die Monteure bringen von hier aus die Aggregate<br />

aufs Dach. Ein weiterer Pluspunkt der Oben-Technik ist die<br />

Aufs Dach geschraubt: Techniker befestigen die Aggregate an<br />

einem Zug.<br />

Wartung: „Haben Sie schon mal eine Decke gestrichen? Arbeiten<br />

über dem Kopf ist anstrengend. Das ist überflüssig, wenn Techniker<br />

auf dem Dach an alles herankommen“, erklärt Lutz Werner,<br />

Sales Manager bei Alstom. Die innovative Idee ist auch winterfest,<br />

selbst im eiskalten Schweden: „In Skandinavien sammeln sich im<br />

Winter dicke Eisbrocken unter den Wagen. Die fallen ab und zerschlagen<br />

die Technik, wenn sie unten angebracht ist“, verdeutlicht<br />

Werner. Ein Schneehut auf den Wagen ist dagegen ungefährlich.<br />

Für Kenner ist der Coradia Nordic mit seiner frechen, schrägen<br />

Schnauze eine futuristische Schönheit. Eigentlich ist die Front aus<br />

glasfaserverstärktem Kunststoff nichts anderes als eine Knautschzone<br />

beim Auto; 2012 werden diese an deutschen Zügen Pflicht.<br />

Mit dem hochmodernen Coradia Nordic ist Alstom dafür bestens<br />

gerüstet. Seit Jahren erfolgreich ist Alstom allerdings mit einem<br />

anderen Fahrzeug. Der Klassiker aus dem Werk in Salzgitter ist<br />

kein Zug, sondern eine Straßenbahn. Die Regio Citadis überzeugt<br />

mit Panorama-Scheiben und ist ein Meister in Sachen Antrieb. Sie<br />

ist eine Hybridbahn. „Übers Land fährt die Regionalstadtbahn als<br />

Diesel, in der Stadt hängt sie dann an elektrischen Leitungen“, erläutert<br />

Lutz Werner. Das ist umweltschonender, denn beim Fahren<br />

mit Strom speisen die Bahnen Bremsenergie zurück ins Netz.<br />

Umweltverträglich sind die Züge, die 30 Jahre im Betrieb fahren<br />

können, allemal – nicht nur als Alternative zum Auto. Der Stockholmer<br />

Coradia Nordic X 60 ist zu mehr als 98 Prozent recycelbar.<br />

Die neuen Züge DT 5 für die Hamburger Hochbahn nehmen sogar<br />

eine branchenweite Vorreiterrolle ein: Eine unlackierte Außenhaut<br />

aus Edelstahl und eine extreme Leichtbauweise erhöhen die<br />

Recyclingfähigkeit und senken den Energieverbrauch. „Wir bringen<br />

es sogar auf 100 Prozent recycelbare Züge. Die sind dann<br />

Made in Salzgitter für die Schienen der Welt<br />

Von der U-Bahn bis zum Hochgeschwindigkeitszug: Alstom ist<br />

mit Fertigungen in über 60 Ländern der Welt aktiv. Der Standort<br />

in Salzgitter ist das Zentrum für Straßenbahnen und Regionalzüge.<br />

Außerdem fertigen die 2.400 Mitarbeiter hier Drehgestelle,<br />

auf denen die Züge rollen. Ein bis zwei komplette Züge<br />

verlassen täglich die Hallen. Insgesamt werden 450 Bahnen<br />

jährlich in <strong>Niedersachsen</strong> gebaut und rollen über den eigenen<br />

Anschluss auf deutsche Gleise und in aller Herren Länder.<br />

Gas geben: Bis zu 200 km/h schafft der Coradia Nordic, wenn<br />

der Zugführer Vollgas gibt.<br />

allerdings kleiner, mit Marzipan überzogen und kommen vom<br />

Bäcker im Ort“, witzelt Werner.<br />

www.de.alstom.com<br />

Bevor ein Zug ausgeliefert wird, muss er auf dem 123 Hektar<br />

großen Gelände eine spezielle, eineinhalb Kilometer lange<br />

Teststrecke erfolgreich meistern. Jeder Zug ist eine Sonderanfertigung,<br />

die für den Kunden speziell geplant wird. So entstehen<br />

zurzeit beispielsweise unlackierte Edelstahlbahnen für die<br />

Hamburger Hochbahn, die dem salzigen Klima besonders gut<br />

trotzen und besser von Graffiti gereinigt werden können.<br />

10 11


Bohrtechnik Bohrtechnik<br />

Ölfeldern auf der Spur<br />

Mit richtungsweisender Bohrtechnik<br />

Ein Bohrturm steht neben dem anderen – dieses Bild zeigt die<br />

Region Celle um 1900. Damals siedelten sich zahlreiche Ölfirmen<br />

und Zulieferer in Celle an, wo vor 150 Jahren eine der ersten Erdölbohrungen<br />

weltweit stattfand. Dort war der Geologe Konrad<br />

Hunäus beim Bohren nach Braunkohle auf das schwarze Gold<br />

gestoßen. Mit diesem Fund begann die industrielle Förderung<br />

von Erdöl und Erdgas in Deutschland. Inzwischen ist in der Region<br />

kein Bohrturm mehr in Betrieb, jedoch wird dort weiterhin Spitzentechnologie<br />

für die Erdöl- und Erdgasgewinnung entwickelt.<br />

Auch eines der drei weltweit führenden Erdöl-Service-Unternehmen,<br />

Baker Hughes, forscht und produziert seit 1957 in der niedersächsischen<br />

Fachwerkstadt.<br />

Geheimnis im Innern: Hightech für die richtige Richtung<br />

Celle spielt in dem Konzern, dessen Hauptsitz in Houston / Texas<br />

liegt, eine maßgebliche Rolle als Entwicklungszentrum und Fertigungsstätte.<br />

Die dortigen Ingenieure haben sich auf intelligente<br />

Bohr- und Messsysteme spezialisiert, die sich computergestützt<br />

den Weg bis ins Öl- oder Gasreservoir unter Tage suchen. Die<br />

Nachfrage ist aufgrund des weltweit steigenden Energiebedarfs<br />

groß. Zu den Kunden von Baker Hughes zählen namhafte Ölfir-<br />

men wie ExxonMobil, Shell, StatoilHydro, BP, Eni und Petrobras.<br />

An sie vermietet der Förderspezialist seine komplexen Geräte und<br />

schickt meistens eigene Experten mit zur Bohrung.<br />

Der Celler Firmensitz ist führend in der Tiefbohrtechnik. Dabei<br />

kommt auch das sogenannte AutoTrak-System zum Einsatz, ein<br />

selbststeuernder Bohrroboter, der bis zu einer Entfernung von<br />

zwölf Kilometern nahezu automatisch sein Ziel findet. Er wurde in<br />

Celle entwickelt und wird dort produziert. Vor allem Lieferanten<br />

aus der Region und ganz <strong>Niedersachsen</strong> stellen dafür nötige Teile<br />

zur Verfügung, neben Rohmaterial auch von Baker Hughes entwickelte<br />

Sensoren oder Hydraulikkomponenten.<br />

Ölsuche leicht gemacht<br />

Das bei der Tiefbohrtechnik gängige Abteufen mit einem rotierenden<br />

Bohrstrang war früher für senkrechte Bohrungen konzipiert.<br />

Bessere Resultate erzielt man jedoch mit einer Richtbohrung,<br />

denn dabei wird vorzugsweise auf dem kürzesten Weg<br />

vertikal nach unten zur Lagerstätte und dann kilometerweit horizontal<br />

durch sie hindurch gebohrt. Eine Lagerstätte ist in der waagerechten<br />

Ebene im Vergleich zur senkrechten viel ausgedehnter<br />

und entsprechend mehr Öl oder Gas kann gefördert werden. Das<br />

Richtbohren macht es auch möglich, zum Beispiel von einer Bohrinsel<br />

aus viele Löcher in unterschiedliche Himmelsrichtungen abzuteufen<br />

und auf diese Weise ein komplettes Feld zu erschließen,<br />

ohne mit der teuren Bohrinsel umziehen zu müssen.<br />

Mit dem AutoTrak-System kann man außerdem beliebige Richtungsänderungen<br />

durchführen, ohne dabei die Rotation des gesamten<br />

kilometerlangen Bohrstrangs, der aus Hunderten zehn<br />

Meter langen und zum Teil mit Kabeln verbundenen Stahlrohren<br />

zusammengesetzt ist, unterbrechen zu müssen. Dies ist besonders<br />

hilfreich bei schwierigen Bodenverhältnissen, wie sie in der norwegischen<br />

oder britischen Nordsee vorkommen. Von außen sieht<br />

das AutoTrak-System nach einem gewöhnlichen Stahlrohr von 20<br />

Zentimetern Durchmesser aus. Doch die in Celle entwickelte und<br />

eingebaute Technik steckt im Innern: Ein rotierender Meißel zertrümmert<br />

das Gestein und vertieft das Bohrloch somit stetig. Drei<br />

einzeln ausfahrbare Steuerrippen am AutoTrak drücken mit Hydraulikzylindern<br />

selektiv gegen die Bohrlochwand, um die Boh-<br />

Findet den Weg fast von allein: das AutoTrak-System aus Celle<br />

rung zu lenken und zum Ziel zu bringen. Die im Bohrsystem integrierten<br />

Sensoren messen die umgebenden Gesteinseigenschaften<br />

und liefern mithilfe von Druckimpulsen in der Bohrspülung alle<br />

Daten in Echtzeit an die Ingenieure über Tage. So kann ermittelt<br />

werden, ob große Mengen von Kohlenwasserstoffen vorhanden<br />

sind, die auf Erdöl und Erdgas hinweisen und wie gut das Öl aus<br />

dem Reservoir fließen kann. Die Techniker können nicht nur vom<br />

Bohrturm aus, sondern auch via Satellit von dem sogenannten<br />

Collaboration Center am Celler Standort aus die Bohrung verfolgen<br />

und steuern. Früher mussten noch Gesteinsproben aus dem<br />

Bohrloch entnommen und über Tage untersucht werden. Die heutige<br />

Technik spart den Kunden Zeit und Kosten, denn der Betrieb<br />

einer Bohranlage im Offshore-Bereich beispielsweise kostet pro<br />

Tag bis zu einer halben Million Dollar.<br />

Geheimnis der Tiefe<br />

Die in den Bohrköpfen installierte Technik muss beim Richtbohren<br />

backofenähnliche Temperaturen von bis zu 150 Grad und Druck<br />

von über 2.000 Bar aushalten, in besonderen Fällen auch darüber<br />

hinaus. Daher eignet sich AutoTrak auch für das Erschließen von<br />

geothermischer Tiefenenergie, denn dort sind tiefe und somit heiße<br />

Bohrungen nötig. Eine weitere Erhöhung der Temperaturfestigkeit<br />

ist allerdings erforderlich, wenn die Bohrungen in größere<br />

Tiefen mit deutlich höheren Temperaturen vorstoßen sollen. Baker<br />

Hughes ist aus diesem Grund in den Forschungsverbund Geothermie<br />

und Hochleistungsbohrtechnik (gebo) der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule (NTH) eingebunden und darf die Ergebnisse<br />

für die eigene Produktion anwenden. Weitere finanzielle Unterstützung<br />

bekommt der gebo-Verbund vom Land <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

Oberstes Ziel ist es, die Kosten von Tiefbohrungen zu senken.<br />

Die Wissenschaftler der NTH untersuchen daher Konzepte für<br />

neue Bohrtechniken, die kleinere Bohranlagen ermöglichen und<br />

die Bohrgeschwindigkeit erhöhen.<br />

Baker Hughes gab 2007 weltweit 450 Millionen Dollar für die For-<br />

schung aus, mit 3,6 Prozent des Umsatzes liegt das Unternehmen<br />

im Vergleich zur Konkurrenz damit an der Spitze. Weitere Technologien<br />

werden seit September 2009 in dem neuen Technologiezentrum<br />

in Celle untersucht. In ihm befinden sich unter anderem<br />

Laborflächen, eine Hybrid-Hochtemperatur-Entwicklungsabteilung<br />

sowie Büros unter einem Dach. Das Zentrum bündelt vor allem<br />

die einzelnen Forschungslabore, die bisher über das gesamte<br />

Gelände verstreut waren. Eine verbesserte Kommunikation und<br />

Vernetzung der 1.200 Angestellten, von denen mehr als 300 im<br />

Entwicklungsbereich tätig sind, soll somit gewährleistet sein.<br />

www.bakerhughes.de<br />

12 13


<strong>Niedersachsen</strong><br />

hat die besten Reiter.<br />

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<strong>Niedersachsen</strong>s – und Experte<br />

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Landmaschinen<br />

Die Giganten der Felder<br />

Hightech auf dem Acker<br />

Lang, länger, am längsten: Die Pflanzenschutzspritze bringt es auf 30 Meter Arbeitsbreite.<br />

„Zehn Milliarden Menschen zu ernähren, das ist für unsere Erde<br />

kein Problem“, ist sich Klemens Kalverkamp, Geschäftsführer bei<br />

der Grimme Landmaschinenfabrik sicher. „Heute werden beispielsweise<br />

noch 50 Prozent der Kartoffeln auf der Welt mit der<br />

Hand geerntet. Wir müssen die Landwirtschaft professionalisieren,<br />

dann können wir den Hunger besiegen.“ Und darin sind<br />

Kartoffel- und Rübenroder von Grimme aus dem niedersächsischen<br />

Damme weltweit spitze. „Den Wohlstand eines Landes kann man<br />

daran messen, wie es seine Kartoffeln aus der Erde holt“, verdeutlicht<br />

der Ingenieur. Hightech in großen Landmaschinen von<br />

der Einzelkorn-Sämaschine bis zur Erntemaschine lautet seine<br />

Lösung.<br />

Lenken mit dem kleinen Finger<br />

In den neuen Landmaschinen steckt mehr technische Raffinesse<br />

als in so manchem Sportwagen – obwohl die Preise vergleichbar<br />

sind. Die Rüben aus der Erde holt ein Bauer oder Lohnunternehmer<br />

beispielsweise mit einem wahren Giganten: Der Rexor 620 ist<br />

die neueste Entwicklung bei Grimme. Der sechsreihige selbstfahrende<br />

Rübenroder wiegt voll beladen gute 50 Tonnen. Dabei lässt<br />

sich der Koloss dank Servolenkung, Automatik und Handgas mühelos<br />

mit dem kleinen Finger übers Feld bugsieren. Nur mit einem<br />

Joystick gibt der Fahrer Gas, senkt und hebt die einzelnen Rode-<br />

aggregate. Alle weiteren Einstellungen laufen über zwei Displays.<br />

Mit einem inneren Wendekreis von 7,5 Metern ist der Rexor der<br />

wendigste Roder seiner Klasse. Unter dem modernen, aber<br />

schmucklosen Blech der riesigen Maschine stecken nicht nur<br />

starke Motoren, sondern auch intelligente Bordrechner und clevere<br />

Assistenzsysteme. „Die Landmaschinen sind mit einem Menschen<br />

vergleichbar. Was beim Menschen der Körper – also sein<br />

Skelett ist, ist bei der Landmaschine der Stahl. Herz und Blut sind<br />

der Motor, das Gehirn stellen die acht Rechner dar“, veranschaulicht<br />

Ingenieur Kalverkamp. Jede Maschine ist eine Sonderanfertigung.<br />

Landwirte ernten auf sandigem, steinigem oder lehmigem<br />

Boden, die Felder sind eben oder hügelig – trotzdem muss eine<br />

Maschine immer effizient arbeiten. 200 Fragen muss ein Kunde<br />

beantworten, bis sein Koloss passend gebaut werden kann. Nur<br />

die Farbe steht fest: Feuerwehrrot sind die Grimme-Maschinen.<br />

Damit der Landwirt möglichst effektiv über den Acker kreuzt, setzen<br />

Landtechnik-Unternehmen längst auf Satelliten-Navigation.<br />

Ein GPS-System überwacht die Fahrt und sorgt mit Referenzstationen<br />

auf der Erde dafür, dass die Erntemaschinen ihre Spuren bis<br />

auf zwei Zentimeter genau finden. Das ist wesentlich präziser als<br />

ein Navigationssystem im Auto, das schon mal ganze Meter falsch<br />

liegt. Autopiloten für das Fahren in der Spur sind heute Standard.<br />

Computer berechnen, mit welcher Leistung die Maschine auf dem<br />

Feld oder auf der Straße optimal läuft und minimal Sprit verbraucht.<br />

Auch der Komfort in den Giganten der Bauernhöfe lässt<br />

sich mit Luxuslimousinen vergleichen. Die Kabine mit Panoramablick,<br />

Klimaanlage und Radio macht zwölf Stunden lange Erntefahrten<br />

erträglich. Der mehrfach gefederte Sitz ist bequemer als<br />

Hightech im Cockpit: Mit den Touchscreens steuert der Landwirt<br />

die Maschinen.<br />

Landmaschinen<br />

mancher Fernsehsessel. Als Höchstgeschwindigkeit bringt es der<br />

Rübenroder Rexor 620 auf 40 Stundenkilometer; er ist damit<br />

schon ein echter Flitzer unter den Erntemaschinen. Im Einsatz auf<br />

dem Acker rollt er langsamer. Besonders breite Reifen sorgen dafür,<br />

dass das Gewicht der Maschine möglichst breit verteilt wird<br />

und der Boden weniger verdichtet wird als durch früher übliche,<br />

kleinere Maschinen. Zusätzlich kann ein Landwirt den bodenschonenden<br />

Hundegang einlegen: Dabei fahren die Räder der vorderen<br />

und der hinteren Achse spurversetzt, damit der Boden nicht<br />

so stark zusammengepresst wird.<br />

Kleine Tricks für große Spritzen<br />

Auch die Pflanzenschutzspritzen der Amazone-Gruppe, die nicht<br />

gezogen werden, sondern selbst über Motor und Lenkrad verfügen,<br />

sind im Hundegang unterwegs. 40 Meter maximale Arbeitsbreite<br />

bieten diese selbstfahrenden Landmaschinen aus Hasbergen,<br />

die SX 4000 heißen. Die immer größeren Maschinen stellen<br />

die Ingenieure vor neue Herausforderungen. Für diesen Beruf in<br />

der bodenverbundenen Branche muss man anscheinend geboren<br />

sein: Fast alle Techniker in der Branche sind von Hause aus Landwirte<br />

und voller Leidenschaft für ihre Maschinen. Daher rührt<br />

wohl auch das große Innovationspotenzial der mittelständischen<br />

Landtechnik-Unternehmen; zehn Prozent der Mitarbeiter sitzen in<br />

16 17


Landmaschinen<br />

Werkeln an den Landmaschinen: In der Fertigungsstraße entstehen<br />

die roten Grimme-Roder.<br />

der Entwicklung, auch bei Amazone. Erst durch viele kleine technische<br />

Details sind 40 Meter breite Spritzen überhaupt möglich.<br />

„Die Spritzgestänge bestehen aus einzelnen Elementen, die sich<br />

zusammenklappen lassen. Kein Gestänge wiegt zu viel. Die letzten<br />

Elemente werden aus leichtem Aluminium gebaut“, erklärt<br />

Sprecher Christoph Sievert einen der vielen Clous. So kommt es,<br />

dass ein Mensch die Gestänge anheben kann. Damit der Landwirt<br />

lange Freude an den großen Fahrzeugen hat, sorgt ein besonderer<br />

Bolzen für eine einfache Wartung. Der Bauer muss zum Nachziehen<br />

der Verbindungen nicht etwa alle Elemente abnehmen. Er<br />

kann den Bolzen an jeder Verbindungsstelle der Elemente stramm<br />

ziehen. Möglich macht das die gegeneinander versetzte Form, die<br />

aussieht, als wären zwei Trapeze aneinander geschweißt.<br />

Viele verschiedene Bedienelemente machen die Spritzen zu wahren<br />

Alleskönnern. Über Bordcomputer steuert der Landwirt die<br />

Ausrichtung des Spritzdüsen-Gestänges, seinen Winkel und die<br />

Spritzintensität. Dabei wird natürlich gleichmäßig und präzise<br />

gespritzt, immer perfekt auf den Einsatzort abgestimmt. Ob auf<br />

dem platten Land, am Deich oder auf extremen Hanglagen, eine<br />

spezielle Aufhängung am sogenannten Parallelogramm federt die<br />

Schwingungen des Gestänges aus. Es hängt immer gleich hoch<br />

über dem Boden und sorgt so für ein regelmäßiges Spritzbild,<br />

egal, ob das Feld auf einer Seite ansteigt oder eben ist. Eingeklappt<br />

bringt es die Spritze auf gerade mal 2,65 Meter Breite, damit<br />

darf sie den 6.640 Liter fassenden Tank über deutsche Landstraßen<br />

kutschieren. Der orange leuchtende Tank sieht aus wie<br />

ein Ufo. Unten breit und klobig, oben elegant und schlank kann<br />

der Landwirt Gas geben und bremsen, ohne dass die Spritzbrühe<br />

wild umher schwappt, sich aufschaukelt und die ganze Maschine<br />

aus dem Gleichgewicht bringt. Bei den kleineren Modellen unterstützen<br />

außerdem intelligente Lenksysteme für gezogene Spritzen<br />

den Fahrer. Die Achse der Spritze folgt spurgetreu den Reifen des<br />

Treckers, sodass die Reifen die zu spritzenden Pflanzen nicht zerstören.<br />

Dank solcher Tricks werden die Spritzen und andere Landmaschinen<br />

immer gigantischer.<br />

Elegant im Hundegang<br />

Das gilt für die Selbstfahrer genauso wie für vom Trecker gezogene<br />

Maschinen. Damit auch solche plumpen Riesen eleganter fahren,<br />

haben Tüftler der niedersächsischen Firma Kotte Landtechnik und<br />

der Fachhochschule Osnabrück ein neues Steue r ungs system für<br />

gezogene Güllewagen entwickelt. Das innovative MultiSteering-<br />

System lässt Landwirt-Herzen höher schlagen, da verschiedene<br />

Lenkstrategien zur Auswahl stehen. Dadurch können die unhandlichen<br />

Gefährte schnell auf der Straße flitzen, leichter rangieren<br />

und bodenschonend über die Felder kreuzen. Die Lösung für die<br />

ansonsten sperrige Steuerung liegt darin, jede Achse des Fahrzeugs<br />

verstellbar zu gestalten. Beim In-Spur-Fahren schneidet der<br />

Güllewagen somit keine Kurven mehr, im Hundegang schont er<br />

den Boden und die manuelle Achsverstellung sowie die Automatik<br />

sorgen für kleinste Wenderadien. Da die Steuerelektronik auf<br />

dem angehängten Güllewagen sitzt, kann jeder Trecker herstellerneutral<br />

den Wagen ziehen.<br />

Solche technischen Raffinessen entlasten den Fahrer. Und der<br />

Fortschritt marschiert weiter: In Zukunft könnten die Landwirte<br />

ganz aus dem Cockpit verschwinden. Feldroboter sollen dann<br />

über die Äcker schwärmen, Daten über die Pflanzengesundheit<br />

sammeln, Bodenproben nehmen und dem Landwirt Bericht erstatten.<br />

www.amazone.de<br />

www.grimme.de<br />

www.kotte-landtechnik.de<br />

Intelligente Lösungen für jede Größe<br />

Seit über 20 Jahren bietet das IPH - Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH Industriekunden und<br />

Forschungspartnern Kompetenz und Wissen auf dem Gebiet der Produktionstechnik. Es unterstützt Unternehmen<br />

dabei, ihre Erzeugnisse effizienter herzustellen – seien es Kopfhörer bei Sennheiser oder Waagen bei Sartorius.<br />

Prof. Ludger Overmeyer und Dr. Rouven Nickel sind zwei der Geschäftsführer des IPH. „<strong>Innovatives</strong> <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

Das Magazin“ hat mit ihnen über die Produktion von morgen gesprochen.<br />

Worin sehen Sie die besonderen<br />

Herausforderungen in der Zukunft?<br />

Ein Zukunftsthema wird sein: Wie kann<br />

man Flugzeuge, Schiffe, Windkraftanlagen,<br />

Förderbänder, Züge und ähnliche Produkte<br />

mit besonderen Ausmaßen so gestalten<br />

und herstellen, dass sie nicht mehr<br />

wie heute vielfach noch von Hand zusammengebaut<br />

werden müssen. In der Autooder<br />

Elektronikindustrie hat man die Standardisierung<br />

und Automatisierung perfek -<br />

tioniert; bei den so genannten XXL-Produkten<br />

handelt es sich jedoch meist um<br />

Unikate oder wenige Exemplare, und Konstrukteure<br />

und Designer haben verständlicherweise<br />

mehr die Funktion im Blick als<br />

das Fertigungsverfahren. Außerdem gibt es<br />

technische Hindernisse beim Umgang mit<br />

großen Erzeugnissen. Bewegen Sie mal ein<br />

Teil, das größer als zehn Meter oder besonders<br />

schwer ist! Wenn die deutsche Industrie<br />

langfristig im internationalen Wettbewerb<br />

bestehen will, braucht sie jedoch<br />

auch hierfür kostengünstige, ressourcenschonende<br />

und flexible Produktionsprozesse.<br />

Können Sie das an einem Beispiel er-<br />

terlangen und tonnenschweren Förderbänder,<br />

mit denen im Bergbau Rohstoffe bewegt<br />

werden. Die Teilstücke werden von<br />

Hand vorbereitet und vor Ort zusammengesetzt.<br />

Konkret heißt das: Die Monteure<br />

tragen stundenlang Gummimaterial mit<br />

speziellen Messern ab, schneiden und konfektionieren<br />

Stahlseile, bevor die Elemente<br />

mit einer Presse vulkanisiert werden. Für<br />

diesen arbeitsaufwändigen und mühseligen<br />

Prozess kann man einen mobilen Automaten<br />

einsetzen, der die gesamte Arbeit<br />

des Zusammenfügens auf der Baustelle<br />

übernimmt.<br />

Was kann das IPH dazu beitragen?<br />

Für viele erfolgreiche Unternehmen ist der<br />

Gedanke ungewohnt, dass sich auch bei<br />

kleinen Stückzahlen eine teilweise oder<br />

vollständige Automatisierung lohnt. Sie orientieren<br />

sich am Bedarf des Kunden; die<br />

Endergebnisse sind hervorragend, der Weg<br />

dahin kann jedoch verbessert werden. Wir<br />

machen auf das enorme Potenzial aufmerksam<br />

und können die Unternehmen<br />

mit unserer langjährigen Erfahrung bei der<br />

Optimierung von Fertigungsverfahren unterstützen.<br />

Bei uns arbeiten Maschinenbau-,<br />

Bau- und Wirtschaftsingenieure mit<br />

Informatikern, Refa-Fachleuten und Simulationsexperten<br />

unter einem Dach. Außerdem:<br />

Eine der Stärken der niedersächsischen<br />

Wirtschaft ist die Produktion von<br />

großdimensionierten Gütern – der Anteil<br />

der XXL-Produkte am Gesamtexport liegt<br />

bei rund einem Drittel. Wir haben also direkt<br />

vor Ort die Kompetenz versammelt,<br />

die weiß, wie man sich mit dieser Art von<br />

Produkten auf dem Weltmarkt behauptet.<br />

Wie ist die Reaktion bei der Industrie?<br />

Der Bedarf und das Interesse sind vorhanden.<br />

Wenn wir mit Unternehmen über die<br />

Problematik und mögliche Lösungen sprechen,<br />

gibt es oft einen Aha-Effekt. So haben<br />

wir zum Beispiel mit einem Verbund<br />

maritimer Unternehmen ein Projekt gestartet,<br />

das die Überwachung von Schiffsantrieben<br />

mit RFID ermöglicht. Funkgestützte<br />

Sensoren ersetzen dabei die bisher üblichen<br />

langen Kabelstränge. Maschinisten<br />

und Kapitäne merken so schneller, wenn<br />

der Motor nicht mehr rund läuft – ein<br />

wichtiger Faktor für den sicheren und wirtschaftlichen<br />

Betrieb von Schiffen.<br />

www.iph-hannover.de<br />

18 19<br />

läutern?<br />

Die Türme von Windrädern werden bislang<br />

aus Segmenten gebaut, die auf der Baustelle<br />

manuell aufeinander gelegt und<br />

dann verschraubt werden. Wenn man diese<br />

anders konstruiert, kann man die Montage<br />

und auch Demontage teilweise automatisieren.<br />

Ähnliches gilt für die kilo me-<br />

Produktion<br />

Großes im Sinn: Die IPH-Geschäftsführer Dr.<br />

Rouven Nickel und Prof. Ludger Overmeyer<br />

bieten Beratung für Investitionsgüter in XXL.


Transportbänder Transportbänder<br />

Stark auf Kurz- und Langstrecke<br />

Transportbänder sind wahre Alleskönner<br />

Hochzeit bei ContiTech: An der Kaltpresse werden Stahlseile und Gummidecke miteinander verbunden und anschließend bei<br />

hoher Temperatur vulkanisiert.<br />

Ob Puderzucker oder Gesteinsbrocken, Transportbänder schaffen<br />

fast alles von einem Ort zum andern. Sie sind in der Großbäckerei<br />

und im Gotthard Tunnel im Einsatz, in der Automontage und der<br />

Kohleförderung. Das im Grunde einfache Prinzip, ein Gummiband<br />

auf Rollen zu lagern und mit einem Motor anzutreiben, ist heute<br />

so ausdifferenziert, dass schwierigste Transportaufgaben gemeistert<br />

und immer individuellere Kundenwünsche erfüllt werden<br />

können. Die Bänder variieren zwischen schlanken 80 Zentimetern<br />

und stolzen 5 Meter 80 in der Breite. Manche Unternehmen schicken<br />

ihr Material ein paar hundert Meter weit, viele nutzen die<br />

Bänder aber auch als eine Art Straßenersatz in beachtlichen Dimensionen<br />

von mehreren Kilometern Länge. Für die Zukunft sind<br />

Entfernungen bis zu 200 Kilometer denkbar und damit völlig<br />

neue Einsatzmöglichkeiten.<br />

ContiTech ist der weltweit führende Hersteller von Transportbändern.<br />

Entwickelt und produziert werden sie im niedersächsischen<br />

Northeim: für Kunden in ganz Europa und mit den Spezialprodukten<br />

auch für den weltweiten Einsatz. Was ein Transportband<br />

so alles kann, hängt vom Gummi und vom Trägermaterial im In-<br />

neren ab. Über 300 verschiedene Rezepturen stehen für die<br />

Gummimischung zur Auswahl. Je nach Einsatzort und Verwendungszweck<br />

ändern sich die Anteile etwa von Naturkautschuk,<br />

synthetischem Kautschuk und Ruß. Transportbänder in Eis und<br />

Schnee müssen andere Eigenschaften mitbringen als unter tropischer<br />

Sonne und somit extremsten Belastungen standhalten<br />

können. Entscheidend für ihre Qualität ist außerdem, wie dicht<br />

sich das Gummi mit dem Festigkeitsträger verbinden lässt. Trägermaterial<br />

ist entweder ein textiles Gewebe, das durchaus Ähnlichkeit<br />

mit der Unterseite eines Teppichbodens hat, oder Stahlseile<br />

unterschiedlicher Stärke. Je enger Kern und Gummischichten einander<br />

umschließen, desto besser die Haltbarkeit. Und wenn der<br />

Produktionsprozess dann noch gleichmäßig verläuft vom ersten<br />

bis zum letzten Meter, dann ergibt sich ein optimales Produkt.<br />

„Wir investieren viel in Verfahrenstechnik und haben höchste Prozesssicherheit<br />

erreicht“, erklärt Hans-Jürgen Duensing, Geschäftsbereichsleiter<br />

der Conveyor Belt Group von ContiTech. „Wir können<br />

600 Meter Transportband in einem Stück herstellen, ohne<br />

stop-and-go. So erreichen wir bei diesen flächigen Produkten<br />

höchste Qualität.“ Möglich wird diese durch gewaltige, fast 50<br />

Meter lange Maschinen wie den 4 Walzen-S-Kalander, der Textilgewebe<br />

gummiert und vulkanisiert und am Ende riesige Wickel<br />

schwarz glänzendes Transportband hinterlässt.<br />

Transportbänder mit Stahlseilen im Kern sind häufig Spezialanfer-<br />

tigungen. ContiTech entwickelt zunächst Unikate, deren stahlhartes<br />

Innenleben dünne Seile von drei Millimetern oder fast fingerdicke<br />

Stahlseile bis zu zehn Millimetern ausmachen. In enger<br />

Hier laufen die Fäden zusammen: die gespannten Stahlseile auf ihrem<br />

Weg in die Produktion<br />

Zusammenarbeit mit dem Kunden und Maschinenbauern entsteht<br />

dann das passende Transportband, das den gewünschten Anforderungen<br />

Stand hält.<br />

Vor allem bei großen Distanzen wird die Aufgabe komplex: Der<br />

Fördergurt selbst muss enormen Kräften Stand halten und soll<br />

dennoch nicht mehr Gewicht als notwendig mitbringen. Motor<br />

und Kupplung müssen speziell beim Anfahren der Anlage perfekt<br />

ausgelegt sein. Um auf echte Langstrecken gehen zu können,<br />

kooperiert ContiTech deshalb mit dem Institut für Transport- und<br />

Automatisierungstechnik der Leibniz Universität Hannover. In<br />

einer Testanlage sollen ab Ende 2009 die extremen Anforderungen<br />

etwa beim Transport von Eisenerzen über mehr als 100 Kilometer<br />

simuliert werden.<br />

Ebenfalls getestet werden die Verfahren, mit denen die einzelnen<br />

Teilstücke eines Transportbandes am Einsatzort miteinander verbunden<br />

werden. Bänder mit Stahlkern werden derzeit in aufwändigen<br />

Verfahren blank gelegt, miteinander verschränkt und mit<br />

einer mobilen Anlage vulkanisiert. Mobil sind auch die ContiTech-<br />

Experten, die rund um die Welt reisen und das jeweils optimale<br />

Verfahren beim Verbinden der Teilstücke zur Anwendung bringen.<br />

Unter teilweise extremen Wetterbedingungen etwa in den Hochlagen<br />

der Anden oder nahe dem Polarkreis müssen die Techniker<br />

ebensoviel Ausdauer beweisen wie ihre Werkstoffe. Von langen<br />

Transportstrecken spricht man heute bei Distanzen von 10 Kilometern,<br />

also 20 Kilometern Länge des umlaufenden Transportbandes.<br />

Völlig neue Einsatzfelder sind dann denkbar, wenn Material<br />

auf größeren Strecken von bis zu 200 Kilometern Länge befördert<br />

werden könnte. Transportbänder würden dann beispielsweise<br />

ihre Lasten von Bergwerken direkt bis zu einem Hafen bringen.<br />

Der enorme Vorteil solcher Langstrecken: Aufwändiger Straßenbau<br />

und der Einsatz unzähliger Lastwagen wären unnötig oder<br />

könn ten reduziert werden. Besonders in unwegsamem Gelände<br />

mit vielen Höhenunterschieden scheinen die Langstreckenanlagen<br />

viele Vorteile zu vereinen. Schon bei kürzeren Strecken, so Geschäftsbereichsleiter<br />

Hans-Jürgen Duensing, habe eine Studie der<br />

Universität Clausthal ergeben, dass Förderbandanlagen weniger<br />

CO ausstoßen als die im Bergbau üblicherweise eingesetzten<br />

2<br />

Schwerlastkraftwagen. Kombiniere man diese Ergebnisse mit der<br />

Möglichkeit, im Downhill-Betrieb Bremsenergie in elektrische Energie<br />

umzuwandeln, so verbessere sich die Energiebilanz weiter.<br />

Das RopeCon-System von ContiTech zeigt bereits, wie die Zukunft<br />

aussehen kann: Das System funktioniert nach dem Seilbahnprinzip<br />

und ist auf nur wenige Stützpfeiler aufgeständert.<br />

Das Transportband mit integrierten Radsätzen „fährt“ auf zwei<br />

abgespann ten Tragseilen, die über Stützen geführt werden.<br />

Schluch ten, Stra ßen, Flüsse können problemlos überquert wer-<br />

den. In der Bauphase des Strenger Tunnels im österreichischen<br />

Arlberg schaffte RopeCon den Abraum beiseite. Im ebenfalls<br />

österreichischen Lenzing fördert die Anlage dauerhaft Holzhackschnitzel<br />

über Fluss und Fabrikgebäude hinweg zur Zelluloseverarbeitung.<br />

www.contitech.de<br />

www.ifh.uni-hannover.de<br />

Groß und gut gewickelt: Bis zu 600 Meter Transportband passen<br />

auf einen Wickel. Erst am Einsatzort montieren Fachkräfte die Bänder<br />

aneinander.<br />

20 21


Messe<br />

Eine Kleinstadt in wenigen<br />

Wochen bauen<br />

Am Anfang steht das Team<br />

Nach der Messe ist vor der Messe! Im Bereich<br />

Facility Management der Deutschen<br />

Messe AG steht dieser Satz ganz oben<br />

auf der To-do-Liste. Das 25-köpfige Team<br />

um Leiter Johannes Stolze gehört zu denen,<br />

die es ermöglichen, in Hannover zur<br />

weltgrößten Computermesse Cebit und<br />

der Industrieausstellung Hannover Messe<br />

in wenigen Wochen eine kleine Stadt aufzu<br />

bauen. Außerhalb der Messezeit wirkt<br />

das eine Million Quadratmeter Gelände<br />

wie eine großer Park mit moderner Architektur:<br />

Die Werksfeuerwehr übt zwar für<br />

den Notfall, und Gärtner bepflanzen die<br />

Grünflächen, sonst ist aber kaum jemand<br />

zu sehen. Und plötzlich im Frühjahr ist sie<br />

belebt: die Kleinstadt Messe.<br />

Die Telefonanlage auf dem Messegelände:<br />

so groß wie für alle Privatanschlüsse einer<br />

Stadt<br />

Damit das funktioniert, arbeitet das Team<br />

im Bürogebäude und in den Katakomben<br />

der 27 Messehallen das ganze Jahr über<br />

an der Grundversorgung: Es überprüft und<br />

optimiert die Anlagen, die außerhalb des<br />

Messebetriebes stillstehen. Zum Beispiel<br />

die Elektrotechnik: Bis zu 70 Megawatt<br />

Technisch gut versorgt: Johannes Stolze (Dritter v. rechts) und sein Team organisieren die<br />

Infrastruktur der Messe in Hannover.<br />

Strom werden mit dem hauseigenen System<br />

umgesetzt. Das entspricht dem Verbrauch<br />

einer Stadt mit 70.000 Einwohnern.<br />

Dafür liegen auf dem Gelände allein<br />

440 Kilometer Starkstromkabel und 2.500<br />

Kilometer Installationsleitungen. Auch Abwasser<br />

und Wasserversorgung für WCbzw.<br />

Sprinkler-Anlagen stehen in dieser<br />

Größenordnung bereit. Die Heizung, Klimaanlage<br />

und Lüftungstechnik werden<br />

ebenfalls nur zu den Messen in Betrieb genommen.<br />

Zum Beispiel sorgen neun Kältezentralen<br />

unterschiedlicher Größe mit bis<br />

zu 10.500 Kilowatt Strom für angenehmes<br />

Klima in den Veranstaltungshallen. Zum<br />

Vergleich: Die Leistung eines handelsüblichen<br />

Kühlschranks beträgt ca. 0,2 Kilowatt.<br />

Ein weiterer technischer Bereich in Großformat<br />

ist die Datentechnik. Die gesamte<br />

Telefonanlage wird über einen Hauptverteiler<br />

geleitet, der so groß ist, dass die ge-<br />

samten Privatanschlüsse aus Hildesheim<br />

hineinpassen würden. Seit Anfang 2009<br />

verfügt die Deutsche Messe AG über ein<br />

eigenes Netz für Internet-Telefonie. Auf<br />

dem Messegelände ist zudem das dichteste<br />

Mobilfunknetz weltweit vorhanden.<br />

In der zweiten Etage von Bürogebäude<br />

Nummer sieben laufen diese technischen<br />

Fäden zusammen: Im Computerraum<br />

überwacht das Ingenieurteam alle Hallen,<br />

Räume und Anlagen – auf Bildschirmen<br />

wird sofort angezeigt, wenn etwas nicht<br />

stimmt. Rein theoretisch könnten die<br />

Ingenieure sogar alle im Dunkeln stehen<br />

lassen, indem sie das Licht zentral ausknipsen.<br />

Aber Herr Stolze und sein Team<br />

würden das natürlich nie tun – im Gegenteil:<br />

Sie halten allen anderen den Rücken<br />

frei, um das Messegelände immer blitzschnell<br />

zum Leben zu erwecken.<br />

www.messe.de<br />

Beschleunigen im Windkanal<br />

Forschung mit Überschallgeschwindigkeit<br />

Wie können Flugzeuge noch sicherer wer-<br />

den? Wie lassen sich der Kerosinverbrauch<br />

und der CO -Ausstoß reduzieren? Welche<br />

2<br />

Möglichkeiten gibt es, um den Strömungslärm<br />

in den Kabinen zu verringern? Das<br />

Flugzeug von morgen soll nicht nur bessere<br />

Flugeigenschaften besitzen, sondern<br />

auch komfortabler, wirtschaftlicher und<br />

umweltfreundlicher sein. Bei der Suche<br />

nach Optimierungsmöglichkeiten spielt eine<br />

Wissenschaftseinrichtung in Göttingen<br />

eine wichtige Rolle: Der dortige Standort<br />

des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) ist nicht nur die Wiege<br />

der Strömungsforschung, sondern gilt<br />

auch heute noch als weltweit bedeutendste<br />

Forschungsstätte auf dem Gebiet der<br />

Aerodynamik.<br />

1907 baute hier Ludwig Prandtl, der Begründer<br />

der modernen Strömungslehre,<br />

den ersten der später weltberühmten<br />

Windkanäle „Göttinger Bauart“. Anders<br />

als die von Gustave Eiffel entwickelten<br />

Windkanäle bestand die Göttinger Innovation<br />

aus einem komplett geschlossenen<br />

Ringsystem. Dieses Prinzip fand weltweite<br />

Verbreitung, auch modernste Windkanäle<br />

beruhen darauf.<br />

Heute hat das Deutsche Zentrum für Luftund<br />

Raumfahrt in Göttingen mehr als ein<br />

Dutzend Windkanäle in Betrieb. Der größte<br />

von ihnen ist der Transsonische Windkanal.<br />

Die 50 Meter lange und 12 Meter hohe<br />

Anlage wurde kürzlich für mehr als vier<br />

Millionen Euro modernisiert. Betrieben<br />

wird die Anlage von der Stiftung Deutsch-<br />

Niederländische Windkanäle (DNW), einer<br />

Tochter des DLR und des Niederländischen<br />

Luft- und Raumfahrtlabors. In dem Windkanal<br />

kann simuliert werden, wie sich<br />

Flugzeuge nahe und über der Schallgeschwindigkeit,<br />

im so genannten transsonischen<br />

Bereich, verhalten. Für diesen<br />

Geschwindigkeitsbereich sei der Göttinger<br />

Windkanal die wichtigste Anlage in<br />

Deutsch land, sagt der DNW-Leiter für die<br />

Standorte Göttingen und Köln, Karl-Wilhelm<br />

Bock. Unter anderem wurde darin<br />

die Aerodynamik des Eurofighters sowie<br />

des Militärtransporters Airbus A400M untersucht.<br />

Die Tests werden an maßstabsgetreuen<br />

Modellen vorgenommen. Ähnlich<br />

Forschung für Luft- und Raumfahrt: Im Transsonischen Windkanal in Göttingen wurde<br />

die Aerodynamik des Eurofighters untersucht.<br />

wie bei einem Ventilator wird durch Gebläse<br />

eine Luftströmung erzeugt, die dann<br />

durch die Messstrecke geleitet wird. Um<br />

den Luftstrom auf Überschallgeschwindigkeit<br />

beschleunigen zu können, ist ein hoher<br />

Energieaufwand von bis zu 15 Megawatt<br />

nötig. Mit Hilfe modernster Mess -<br />

technik kann die Strömung sichtbar gemacht<br />

und vermessen werden. Durch die<br />

Modernisierung des Windkanals haben<br />

sich die Forschungsmöglichkeiten deutlich<br />

verbessert. So ist es jetzt sehr viel leichter<br />

möglich, Messungen für Versuchsabänderungen<br />

kurzfristig zu stoppen und neu zu<br />

starten.<br />

Hauptnutzer des Transsonischen Windkanals<br />

ist das DLR selbst, das damit wichtige<br />

Grundlagenforschung betreibt. Auch zahlreiche<br />

Firmen der Luft- und Raumfahrtindustrie<br />

geben hier Messungen in Auftrag,<br />

um beispielsweise wieder verwendbare<br />

Raumfahrzeuge, elastische Tragflügel für<br />

Transportflugzeuge oder leise Hubschrauberrotoren<br />

zu testen.<br />

22 23<br />

www.dlr.de<br />

Forschung<br />

Schneller als der Schall: Mit maßstabsgetreuen<br />

Modellen wird simuliert, wie<br />

sich Flugzeuge bei Überschallgeschwindigkeit<br />

verhalten.


Vermischtes<br />

Wenn Technik Herzen entflammt<br />

Was <strong>Niedersachsen</strong> lieben<br />

Im Saal „Borkum“ ist jede Menge los. Etwa 30 Frauen und Männer<br />

stehen locker an Stehtischen, kleine rosafarbene Cocktails in<br />

der Hand, und unterhalten sich. Ein bisschen schick gemacht<br />

haben sich alle, die Damen etwas mehr als die Herren. Die Gäste<br />

sind alle nicht mehr ganz jung, aber jung genug, um heute hier<br />

dabei zu sein. Ein Gong ertönt, die nummerierten Tische werden<br />

aufgesucht und alle nehmen Platz. Ein Paar pro Tisch. Es ist Speeddating-Zeit<br />

in einem niedersächsischen Landhotel. Silke und Henning<br />

an Tisch 4 würdigen sich nur eines kurzen Blickes und haken<br />

dann schnell die Standardfragen auf ihrer Liste ab: Alter? Hobbys?<br />

Haustiere? Es stört die beiden nicht, dass eine Kamera ganz nah<br />

an sie heranfährt und viele Fremde ihrer Unterhaltung lauschen.<br />

Silke und Henning sind Schauspieler und haben die tragenden<br />

Rollen im neuen Werbespot der Kampagne <strong>Innovatives</strong> <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

Sie im ärmellosen Blüschen mit kleidsamem Schalkragen,<br />

farblich abgestimmtem Rock und modischen Plateauschuhen; das<br />

24<br />

blonde Haar hochgebunden, die blauen Augen etwas schüchtern<br />

unter dem Pony herausblickend. Er, sehr salopp, brauner Anzug<br />

ohne Krawatte, das Haar etwas zu lang im Nacken. Auf dem Tisch<br />

ein paar Rosenblätter, kleine Luftballons im Hintergrund. Können<br />

diese beiden Herzen zueinander finden? Auf den ersten Blick<br />

scheint das Glück hier keine Chance zu haben. Das gegenseitige<br />

Interesse ist eher gedämpft. Erst als das Gespräch auf die beruflichen<br />

Tätigkeiten kommt, klingeln die Glocken. Das Interesse<br />

wächst, es geht um Kurbelwellen, elektro hydraulische Lenksysteme<br />

und Deichselsensoren. Die beiden sind in ihrem Element. Doch<br />

da ertönt schon der Gong, die Runde ist vorüber. Ende auch für<br />

Silke und Henning oder ein neuer Anfang?<br />

Die ganze Geschichte – mit Finale – ist zu sehen auf n-tv und<br />

N 24 und jederzeit unter www.innovatives.niedersachsen.de.<br />

Drücken Sie für Silke und Henning die Daumen!<br />

Making of I:<br />

Silke und Henning müssen üben, sich warmlaufen für den Dreh<br />

zum Speeddating. Locker werden. Aber wie? Am besten einfach<br />

Speeddating spielen.<br />

„Hobby?“ „Fitness.“<br />

„Schuhgröße?“ „45.“<br />

„Phobien?“ „ Ja, jede Menge.“<br />

„Allergien?“ „Hausstaub, Blütenstaub, Brautstrauß.“<br />

„Geburtsorte?“ „Braunschweig, Osnabrück, Hameln.“<br />

„Lieblingsspeisen?“ „Mockturtel, Aalbrötchen, Rote Grütze.“<br />

„Autos?“ „Polo, Golf, Turban – oder wie hieß<br />

der noch?“<br />

Rätsel...hafte Anziehungskraft<br />

Sehen Sie sich den TV- und Internet-Spot an und beantworten Sie unsere Fragen. Unter allen<br />

richtigen Einsendungen verlosen wir drei Überraschungspakete zu Weihnachten. Senden Sie<br />

die Lösung mit Ihrer Postanschrift einfach per E-Mail an gewinnspiel@nds.de.<br />

Einsendeschluss ist der 17. Dezember 2009.<br />

1. Wie alt ist Henning ?<br />

2. Was macht Silke beruflich?<br />

3. Finden Silke und Henning zueinander ?<br />

Sponsoren der Kampagne<br />

Vermischtes<br />

Making of II:<br />

Regie: „Henning, wenn du ‚Kurbelwelle‘<br />

sagst, dann muss das klingen, wie eine Mischung<br />

aus weißer und dunkler Mousse<br />

au Chocolat.“<br />

Henning: „Alles klar!“<br />

25


Vermischtes<br />

Flurfunk<br />

in <strong>Niedersachsen</strong><br />

Impressum November 2009<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Innovatives</strong> <strong>Niedersachsen</strong> GmbH<br />

Kurt-Schumacher-Str. 24<br />

30159 Hannover<br />

E-Mail: info@nds.de<br />

V.i.S.d.P.: Barbara Mussack<br />

Autorinnen:<br />

Barbara Mussack, Eva-Maria Rexing, Miriam<br />

Fehlbus, Annika Kielmann, Natalya<br />

Gehnich, Stefanie Milano, Heidi Niemann<br />

26<br />

Auf dem Nachrichtensender N24 waren TV-<br />

Spots mit Standortporträts der Innovationskampagne<br />

zu sehen. Die Themen: Offshore-<br />

Windenergie, Lasertechnik und<br />

selbststeuernde Autos.<br />

Bildquellen, Seite:<br />

Alle Bilder fotografierte Marcus Klimek,<br />

außer<br />

8-9: Miriam Fehlbus<br />

12-13: Baker Hughes<br />

23: DLR<br />

26: IN, Novo Film, Novum Werbemedien<br />

Layout:<br />

hms69 kommunikation gmbh,<br />

Hannover<br />

Wirtschaftsminister Rösler überreichte<br />

allen Abgeordneten des<br />

Niedersächsischen Landtages Kennzeichenhalter<br />

mit der eingedruckten<br />

Internetadresse der Kampagne.<br />

Druck:<br />

Schlütersche Druck GmbH & Co. KG,<br />

Langenhagen<br />

Auflage:<br />

195.000,<br />

gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier<br />

<strong>Innovatives</strong> <strong>Niedersachsen</strong> unterstützt<br />

Oldenburg mit zwei Kampagnenmotiven<br />

und öffentlichkeitswirksamen<br />

Aktionen rund um die<br />

Stadt der Wissenschaft 2009.<br />

Mehr unter www.innovatives.niedersachsen.de<br />

Ansprechpartner auf einen Blick:<br />

www.innovatives.niedersachsen.de<br />

www.nglobal.de<br />

www.nbank.de<br />

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Postfach 10 12 22, 30833 Langenhagen<br />

Hans-Böckler-Straße 52, 30851 Langenhagen<br />

Telefon 0511 8550-4713, Telefax 0511 8550-4747<br />

druck@schluetersche.de, www.schlueterschedruck.de<br />

<strong>Innovatives</strong>_U4_SDR.indd 3 05.10.2009 9:40:05 Uhr<br />

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47. 624, 22 km 2<br />

<strong>Niedersachsen</strong>.<br />

Große Ideen brauchen halt Platz.<br />

Mehr zu unseren Innovationen: www.innovatives.niedersachsen.de<br />

Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken.

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