Kinderarbeit ist zwar in Indien längst verboten, doch sind umfassende Kontrollen kaum durchführbar: Immer wieder fi ndet man Orte, an denen auch kleinste Kinder für schwere Arbeiten eingesetzt werden. 14
Schwerstarbeit für Kinderhände Arbeitsblatt 2 Pfl astersteine für Fußgängerzonen, Granit für Grabsteine oder der Schotter für den Straßenbau – manchmal kommen derartige Steine aus indischen Steinbrüchen auch nach Deutschland. Und es ist nicht auszuschließen, dass in solchen Steinbrüchen auch Kinder mit anpacken. Indische Steine sind viel billiger als Steine aus Deutschland oder Europa. Der Grund: Die dortigen Arbeitsbedingungen sind oft vergleichbar den europäischen vor 200 Jahren. Arbeitgeber müssen keine Schutzkleidung bereitstellen. Eine Sozialversicherung gibt es nicht. Der Transport über die See ist kostengünstig. Und auch die Arbeitskräfte sind billig: Weil der Mann, der im Steinbruch angestellt wird, nach Leistung bezahlt wird, bringt er unter Umständen seine Kinder mit in den Steinbruch. Auf diese Weise kann er die tägliche Leistung erhöhen. So packen die Kinder mit an, damit die Familie von dem kargen Lohn überhaupt überleben kann. Zwar ist Kinderarbeit auch nach indischen Gesetzen verboten, aber die Einhaltung der Gesetze kann nicht überall gewährleistet werden. Oft fangen Arbeiter schon als Kleinkinder mit der Plackerei an. Erst spielen sie mit einem kleinen Hämmerchen. Doch je mehr sie wachsen, desto größer wird auch der Hammer. So gibt es viele hundert Steinbrüche, in denen indische Kinder helfen, dass Schotter, Grab- oder Pfl astersteine produziert werden – auch für den Verkauf in Deutschland. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Schätzungen 3 zufolge sind aber 15 % der Steinbrucharbeiter Kinder. Weil sie schon so früh arbeiten gehen, besuchen viele von ihnen nicht oder nur sehr kurz die Schule. Mit der Arbeit müssen sie gelegentlich auch Schulden ihrer Eltern oder Großeltern abarbeiten, die diese bei oft unehrlichen Geldverleihern machen. Aus derartigen Schulden gibt es kaum einen Ausweg, da die Familien den Betrügereien der Kreditgeber hilfl os ausgeliefert sind: Wenn sie nicht lesen und rechnen können, kann ihnen der Verleiher immer wieder neue Summen auf den Schuldschein schreiben, ohne dass sie kontrollieren könnten, was dort steht. Mit dieser Steinbrucharbeit ruinieren die Kinder ihre Gesundheit. Sie haben oft nur eine Lebenserwartung von 35 Jahren. Eine Todesursache ist die Silikose, die Steinstaublunge, die in Europa bei Bergleuten aus dem Steinkohle-Bergbau bekannt ist. Diese Erkrankung entsteht durch das Einatmen (Inhalation) und die Ablagerung des feinen Steinstaubs in der Lunge. Unbehandelt führt sie innerhalb weniger Jahre zum qualvollen Erstickungstod. Krankenversicherungen oder andere Sozialleistungen haben die Kinder nicht. Auch ist in Indien diese Erkrankung nicht als Berufskrankheit anerkannt. Mittlerweile wurden verschiedene Gütesiegel für Steine entwickelt, die nicht durch Kinderarbeit hergestellt wurden. Allerdings gewähren auch diese Gütesiegel keinen hundertprozentigen Schutz und nicht alle Steinproduzenten werden über diese Siegel erfasst. Von einer Verallgemeinerung („alle Unternehmen ohne Gütesiegel lassen Kinder arbeiten“) sollte daher abgesehen werden. 1. Welche Folgen hat die Arbeit für die indischen Kinder? 2. Wer veranlasst die Kinder in den Steinbrüchen zu arbeiten? Wie stehst du dazu? 3. Erkläre, wie man versucht, gegen die Kinderarbeit vorzugehen? 4. Was kannst du persönlich dagegen tun? 1. Bildet Vierergruppen. Sammelt gemeinsam Argumente pro und contra Kinderarbeit. 2. Sollte Kinderarbeit verboten werden? Diskutiert in der Klasse und sammelt alle Argumente an der Tafel. 3 SÜDWIND e.V.: „Indien: Kinderarbeit in der Steinindustrie“, Siegburg, 2006 AUFGABEN 1-4 15