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Zur Lage und zu den Perspektiven der Industrie in Ostdeutschland ...

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Wachstum <strong>und</strong> Intensität <strong>der</strong> Exporte <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong><br />

Das große, chronische Defizit zwischen Produktion <strong>und</strong> Verbrauch <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> ist <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Folge <strong>zu</strong> ger<strong>in</strong>ger regionaler Eigenerzeugung von Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen. Da jedoch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er arbeitsteiligen Wirtschaft <strong>der</strong> Eigenbedarf nicht autark produziert wer<strong>den</strong> kann, entscheidet<br />

auch die Exportfähigkeit e<strong>in</strong>er Region über ihre wirtschaftliche Lebensfähigkeit. Für das<br />

B<strong>und</strong>esgebiet-West s<strong>in</strong>d hohe Exportüberschüsse seit Jahrzehnten e<strong>in</strong> überzeugendes Merkmal<br />

ihrer <strong>in</strong>dustriellen Leistungs- <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerbsfähigkeit. Ganz an<strong>der</strong>s ist die Situation<br />

<strong>in</strong> OD. Die vorstehend skizzierten Defizite <strong>in</strong> <strong>den</strong> od. <strong>Industrie</strong>strukturen lassen bereits vermuten,<br />

dass sie sich auch äußerst negativ auf ihre Exportfähigkeit auswirken müssen. Zum <strong>zu</strong><br />

ger<strong>in</strong>gem Industrialisierungsgrad <strong>der</strong> Region gesellt sich e<strong>in</strong>e ausgeprägte, chronische Exportschwäche.<br />

Mit <strong>der</strong> Transformationskrise brach <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten neunziger Jahren auch <strong>der</strong> Export <strong>zu</strong>sammen. 39<br />

Im Jahre 1991 kamen aus <strong>der</strong> abstürzen<strong>den</strong> od. <strong>Industrie</strong>produktion gerade e<strong>in</strong>mal 2,6 vH <strong>der</strong> gesamtdeutschen<br />

Exporte. Erst 1994 begannen sie sich zögernd <strong>zu</strong> erholen, zeigten dann Zuwachssprünge<br />

mit <strong>der</strong> Vollendung von Investitionsprojekten <strong>und</strong> Kapazitätserweiterungen. (Tabelle 22)<br />

Tabelle 22<br />

Exportentwicklung des od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes 1<br />

Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr vH<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

-7,5 -6,0 7,1 16,3 6,2 33,9 34,1 10,4 31,4 14,2<br />

1) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten<br />

Quelle: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 23 f.<br />

Insgesamt kennzeichnet <strong>den</strong> Zeitraum von 1991 bis 2001 e<strong>in</strong>e durchschnittliche jährliche Zuwachsrate<br />

von 15 vH wodurch sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> od. am Export <strong>der</strong> gesamtdeutschen <strong>Industrie</strong><br />

fast verdoppelte, wie die Tabelle 23 zeigt. Dennoch bleibt <strong>der</strong> gegenwärtige Anteil ODs an <strong>den</strong><br />

gesamtdeutschen <strong>Industrie</strong>exporten von r<strong>und</strong> fünf Prozent quantitativ völlig ungenügend gegenüber<br />

dem <strong>in</strong>vestiven <strong>und</strong> privaten Verbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Im Jahre 2001 lagen die od. Exporte je<br />

E<strong>in</strong>wohner bei nur 22 vH des wd. Wertes. Um hier e<strong>in</strong>e Angleichung <strong>zu</strong> erreichen, müssten die od.<br />

Exporte im nächsten Jahrzehnt um jährlich 16 vH <strong>zu</strong>nehmen, also schneller als im Zeitraum bis<br />

2001. Damit aber wäre erst <strong>der</strong> wd. Stand von 2001 erreicht. Wird nun unterstellt, dass die wd.<br />

Exporte sich auch im kommen<strong>den</strong> Jahrzehnt mit <strong>der</strong> gleichen Zuwachsrate entwickeln wie im vergangenen,<br />

müssten sich die od. Ausfuhren um 24 vH jährlich erhöhen, um an das dann angewachsene<br />

wd. Niveau (Export je E<strong>in</strong>wohner) heran<strong>zu</strong>kommen. Dieser Überschlag ist wie<strong>der</strong>um<br />

völlig fiktiv <strong>und</strong> birgt viele Unwägbarkeiten, von <strong>der</strong> weiteren Bevölkerungsentwicklung – die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Modellrechnung konstant gehalten wurde - bis <strong>zu</strong> <strong>den</strong> künftigen wirtschaftlichen Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Er verdeutlicht jedoch, dass die mit <strong>der</strong> Transformation entstan<strong>den</strong>e Exportlücke <strong>zu</strong>m wd.<br />

Niveau irreversibel ist; <strong>den</strong>n ihre Überw<strong>in</strong>dung setzte quantitative <strong>und</strong> strukturelle Wandlungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> voraus, die mehr als unwahrsche<strong>in</strong>lich s<strong>in</strong>d. 40<br />

Es s<strong>in</strong>d vor allem die qualitativen Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> od. Exporte, die e<strong>in</strong>er Angleichung an<br />

das Westniveau massiv entgegenstehen.<br />

39<br />

Dies <strong>in</strong> zweifacher H<strong>in</strong>sicht: Zum E<strong>in</strong>en verloren <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> DM-E<strong>in</strong>führung die endogenen Produktionsstätten ihre <strong>in</strong>ternationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Zweiten g<strong>in</strong>gen die traditionellen Ostmärkte verloren.<br />

40<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>art hohe Exportdynamik über e<strong>in</strong>en Zeitraum von zehn Jahren ist weltweit <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Region bisher beobachtet wor<strong>den</strong>, sie ist<br />

illusionär.<br />

25

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