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Zur Lage und zu den Perspektiven der Industrie in Ostdeutschland ...

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Re<strong>in</strong>hold Kowalski<br />

Berl<strong>in</strong>, Juli 2003<br />

<strong>Zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>und</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Perspektiven</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong><br />

E<strong>in</strong> deutscher Ost-West-Vergleich<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Methodische Vorbemerkungen 2<br />

<strong>Zur</strong> Rolle <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> im Ost-West-Angleichungsprozess 3<br />

Die gegenwärtigen Lücken im Industrialisierungsniveau zwischen Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

4<br />

• Betriebslücke 7<br />

• Beschäftigungslücke 8<br />

• Umsatzlücke 8<br />

• Anlagekapitallücke 9<br />

Gewicht <strong>und</strong> Effektivität <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland 10<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Betriebsgrößenstruktur auf <strong>den</strong> Angleichungsprozess 15<br />

Die Produktivitätslücke <strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>r westdeutschen <strong>Industrie</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Differenzierung nach Branchen 21<br />

Wachstum <strong>und</strong> Intensität <strong>der</strong> Exporte <strong>in</strong> <strong>der</strong> ostdeutschen <strong>Industrie</strong> 25<br />

Transformationsbed<strong>in</strong>gte Investitionsentwicklung 27<br />

Dynamik, Effektivität <strong>und</strong> Intensität des Bruttoanlagekapitals <strong>in</strong> <strong>der</strong> ostdeutschen<br />

<strong>Industrie</strong> 32<br />

Die Lohnentwicklung als Wertschöpfungs- <strong>und</strong> Kostenfaktor im Angleichungsprozess 35<br />

<strong>Zur</strong> Situation von F.u E. <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>Ostdeutschland</strong>s 42<br />

Fazit 45<br />

Tabellenanhang 48<br />

Abkür<strong>zu</strong>ngen 53<br />

Seite


Methodische Vorbemerkungen<br />

Die nachfolgen<strong>den</strong> Untersuchungen erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e tief geglie<strong>der</strong>te <strong>und</strong> <strong>in</strong> langen Reihen bis an die<br />

Gegenwart heranreichende Datenbasis <strong>zu</strong>r <strong>Industrie</strong> (Verarbeitendes Gewerbe), die <strong>zu</strong>dem e<strong>in</strong>en<br />

durchgehen<strong>den</strong> Ost-West-Vergleich ermöglicht. Aus diesen Grün<strong>den</strong> stützt sich die Analyse auf<br />

folgende Quellen:<br />

• Statistisches B<strong>und</strong>esamt Wiesba<strong>den</strong>, Fachserie 4, Reihe 4.1.2, vor allem die jährlichen Sept.-<br />

Erhebungen<br />

• DIW, Berl<strong>in</strong>, Bernd Görzig <strong>und</strong> Gerda Noack, „Vergleichende Branchendaten für das Verarbeitende<br />

Gewerbe <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland - Berechnungen für 31 Branchen <strong>in</strong> europäischer<br />

Klassifikation – 1991 - 2001“, Berl<strong>in</strong> 2002<br />

• V. Dahms, J. Wahse; SÖSTRA, „IAB Betriebspanel 2002 – Ost; Ergebnisse <strong>der</strong> siebten Welle,<br />

2002 “, Berl<strong>in</strong>, Juni 2003 1<br />

• ifo Institut München, ifo Investitionstest, veröffentlicht im ifo Schnelldienst, aktuelle Daten Heft<br />

9 / 2003 S. 28 ff.<br />

• BMWA, Wirtschaftsdaten Neue Län<strong>der</strong>, Berl<strong>in</strong>, lfd.<br />

Alle diese Quellen unterschei<strong>den</strong> sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswahl, Abgren<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> statistischen<br />

Größen (Betriebe, Beschäftigte, Umsatz, Investitionen etc.). So begrenzt sich das DIW z.B.<br />

nur auf Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigte, während die amtliche Statistik <strong>und</strong> SÖSTRA auch<br />

Kle<strong>in</strong>betriebe bis 19 Beschäftigte erfassen. Das DIW <strong>und</strong> auch die amtliche Statistik beschränken<br />

ihre Daten auf „<strong>in</strong>dustrielle Betriebe“ also ohne Handwerksbetriebe <strong>in</strong>nerhalb des Verarbeiten<strong>den</strong><br />

Gewerbes. Solche Betriebe aber bezieht SÖSTRA <strong>in</strong> die Erfassung <strong>zu</strong>m Betriebspanel mit e<strong>in</strong>, so<br />

dass sich die Zahlen <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Beschäftigten, Betrieben, Umsatz etc. deutlich von <strong>den</strong>en des DIW<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Statistik unterschei<strong>den</strong>.<br />

Daten <strong>in</strong> Festpreisen, also <strong>zu</strong>r Entwicklung <strong>der</strong> Volum<strong>in</strong>a, s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>um nur aus <strong>den</strong> Rechnungen<br />

des DIW verfügbar, Löhne <strong>und</strong> Gehälter <strong>in</strong> <strong>den</strong> „<strong>Industrie</strong>llen Kle<strong>in</strong>betrieben“ wer<strong>den</strong> von <strong>der</strong> amtlichen<br />

Statistik nicht ausgewiesen, aber von SÖSTRA. Das Betriebspanel liefert <strong>zu</strong>dem Daten <strong>zu</strong>r<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Betriebe nach Eigentümern. Schließlich gibt es auch unterschiedliche Abgren<strong>zu</strong>ngen<br />

bei <strong>den</strong> ausgewiesenen Branchen, worauf das DIW ausdrücklich h<strong>in</strong>weist.<br />

Zu beachten ist auch, dass die genannten Quellen die Regionen Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland e<strong>in</strong>schließlich<br />

Berl<strong>in</strong>-Ost bzw. Berl<strong>in</strong>-West abgrenzen, während die amtliche Statistik mehr <strong>und</strong> mehr<br />

da<strong>zu</strong> übergeht, aktuelle Daten nur noch nach B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n aus<strong>zu</strong>weisen, bzw. Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

jeweils ohne Berl<strong>in</strong>; so z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Bevölkerungsstatistik. 2<br />

Alle diese Unterschiede mussten <strong>in</strong> Kauf genommen wer<strong>den</strong>. Sie lassen e<strong>in</strong>en direkten (verketteten)<br />

Vergleich <strong>der</strong> Daten aus <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Quellen nicht <strong>zu</strong>, aber stimmen <strong>in</strong> <strong>den</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Proportionen (z.B. Ost-West-Angleichungsgrade) <strong>und</strong> Trends (z.B. Zuwachsraten) weitgehend<br />

übere<strong>in</strong>, wie sich aus überprüfen<strong>den</strong> Vergleichen ergab.<br />

Für die nachfolgend behandelten Fragen nach dem Stand, <strong>den</strong> Ten<strong>den</strong>zen <strong>und</strong> <strong>den</strong> Fristen e<strong>in</strong>er<br />

Angleichung von Produktion, Produktivität <strong>und</strong> Löhnen <strong>der</strong> od. an das Niveau <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong><br />

boten diese Quellen ausreichendes Datenmaterial, das mit <strong>den</strong> Ergebnissen e<strong>in</strong>schlägiger Untersuchungen<br />

von Forschungs<strong>in</strong>stituten ergänzt, detaillierte <strong>und</strong> <strong>zu</strong>verlässige E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> diese<br />

Problematik ermöglichte.<br />

1 Die Ergebnisse dieser Erhebung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurz- <strong>und</strong> Langfassung öffentlich <strong>zu</strong>gänglich. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegen<strong>den</strong> Untersuchung auch Daten verwendet, die nicht veröffentlicht wer<strong>den</strong>, z.B. detaillierte<br />

Erhebungsergebnisse nur für das Verarbeitende Gewerbe. Sie s<strong>in</strong>d im Text mit dem Zusatz versehen:<br />

„unveröffentlichtes Manuskript“.<br />

2 Da sich die „Wirtschaftsdaten Neue Län<strong>der</strong>“ z.T. auf amtliche Daten stützen, ist bei ihrer Verwendung die<br />

regionale Abgren<strong>zu</strong>ng stets <strong>zu</strong> überprüfen.<br />

2


<strong>Zur</strong> Rolle <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> im Ost-West- Angleichungsprozess<br />

Dreizehn Jahre nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>Ostdeutschland</strong>s <strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland liegt<br />

das offiziell verkündete politische Ziel, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nerdeutsche Ost-West-Produktivitäts- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensangleichung<br />

<strong>zu</strong> erreichen, noch immer <strong>in</strong> weiter Ferne. Die wesentlichste Ursache dafür ist<br />

die De<strong>in</strong>dustrialisierung <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong>. Sie ist die Folge <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Kohl-Regierung betriebenen<br />

Transformationspolitik, also <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> rigorosen Privatisierungsstrategie <strong>der</strong> Treuhandanstalt<br />

(THA) gegenüber dem produktiven öffentlichen Eigentum <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n. Dieser<br />

Prozess ist jedoch nicht Gegenstand <strong>der</strong> vorliegen<strong>den</strong> Untersuchung, es geht hier vielmehr um<br />

se<strong>in</strong>e Folgen: die Darstellung des gegenwärtigen, quantitativ <strong>und</strong> qualitativ völlig ungenügen<strong>den</strong><br />

Industrialisierungsniveaus <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n, gemessen<br />

1. am sozialökonomischen Bedarf <strong>der</strong> ostdeutschen Bevölkerung (chronisches Defizit zwischen<br />

Produktion <strong>und</strong> Verbrauch) <strong>und</strong><br />

2. am Industrialisierungsgrad <strong>in</strong> Westdeutschland als ökonomische Basis für <strong>den</strong> Lebensstandard<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>wohner im B<strong>und</strong>esgebiet <strong>in</strong>sgesamt.<br />

In <strong>der</strong> Regel ist das gesamtwirtschaftliche Leistungsvermögen e<strong>in</strong>er Region abhängig von ihrem<br />

Industrialisierungsgrad. 3 Der quantitative Umfang <strong>und</strong> die qualitative Struktur <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>produktion<br />

bee<strong>in</strong>flussen entschei<strong>den</strong>d die folgen<strong>den</strong> ökonomischen Merkmale e<strong>in</strong>er regionalen Gesamtwirtschaft:<br />

• Umfang <strong>und</strong> Qualität aller an<strong>der</strong>en Wirtschaftsbereiche, vor allem <strong>der</strong> Dienstleistungen<br />

• Die Innovationsfähigkeit <strong>und</strong> -<strong>in</strong>tensität<br />

• Das Produktivitäts- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensniveau <strong>und</strong> damit die materielle Lebensqualität <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wohner<br />

• Die Export- <strong>und</strong> damit die Import<strong>in</strong>tensität<br />

• Die Außenwirtschaftsbilanz, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die terms of trade <strong>und</strong> die Gestaltung <strong>der</strong> Leistungsbilanz<br />

<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spiegelung ihrer <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

• Das Beschäftigungsniveau <strong>und</strong> damit die Kontrolle <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

• Die f<strong>in</strong>anzielle Situation <strong>der</strong> öffentlichen Haushalte (Steuer- <strong>und</strong> SV-aufkommen) <strong>und</strong> damit die<br />

regionale Leistungsfähigkeit bei <strong>der</strong> Gestaltung von sozialen <strong>und</strong> <strong>in</strong>frastrukturellen Aufgaben.<br />

Die positive Gestaltung aller dieser Merkmale im B<strong>und</strong>esgebiet-West ergibt sich aus dem Umfang<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit se<strong>in</strong>er <strong>Industrie</strong>. Mit <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> ostdeutschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gesamtdeutsche<br />

Wirtschaft, richteten sich nicht nur die Hoffnungen <strong>der</strong> od. Bevölkerung auf die Teilhabe<br />

am wd. Produktivitäts- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensniveau, es ergab sich vielmehr auch <strong>der</strong> Verfassungsauftrag<br />

an die B<strong>und</strong>esregierung, für qualitativ gleiche Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> allen Regionen des erweiterten<br />

B<strong>und</strong>esgebietes <strong>zu</strong> sorgen. Damit aber öffnete sich e<strong>in</strong> scharfer, hartnäckiger Wi<strong>der</strong>spruch:<br />

die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> transformierten <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> vermag <strong>der</strong> od. Bevölkerung<br />

e<strong>in</strong>en wd. Lebensstandard nicht <strong>zu</strong> sichern. Die neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> gerieten, da e<strong>in</strong><br />

Absenken <strong>der</strong> Reale<strong>in</strong>kommen ihrer E<strong>in</strong>wohner auf das Leistungsniveau <strong>der</strong> od. Wirtschaft, also<br />

hauptsächlich ihrer <strong>Industrie</strong>, politisch nicht möglich ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e chronische Abhängigkeit von Real<strong>und</strong><br />

F<strong>in</strong>anztransfers aus dem Westen.<br />

Nun ist dies ke<strong>in</strong>e neue o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>malige Ersche<strong>in</strong>ung. In je<strong>der</strong> beliebigen kapitalistischen nationalen<br />

Gesamtwirtschaft existiert e<strong>in</strong> ausgeprägtes Spektrum von unterschiedlich leistungsstarken<br />

Regionen, es gibt hoch entwickelte Ballungszentren ebenso wie abgehängte Notstandsgebiete.<br />

Das war auch so <strong>in</strong> <strong>der</strong> alten B<strong>und</strong>esrepublik. Die b<strong>und</strong>esdeutsche Wirtschaftspolitik verfügte<br />

deshalb bereits vor 1990 über wirtschafts- <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzpolitische Instrumente (z.B. die „Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe<br />

(GA)“ <strong>und</strong> <strong>den</strong> „Län<strong>der</strong>-F<strong>in</strong>anzausgleich“), um solche Differenzen sozialökonomisch<br />

aus<strong>zu</strong>gleichen. Mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> diese Ausgleichsmaßnahmen<br />

entstand jedoch <strong>in</strong> dem vere<strong>in</strong>ten Deutschland e<strong>in</strong> ökonomisch schwaches Gebiet von bisher nicht<br />

gekannter Dimension – es umfasst e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung <strong>und</strong> bildet <strong>zu</strong>gleich e<strong>in</strong>e<br />

3<br />

Ausnahmen bil<strong>den</strong> z.B. Stadtstaaten, die mit speziellen ökonomischen Funktionen <strong>in</strong> sie umgebende regionale<br />

Wirtschaftsstrukturen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, wie z.B. Handels-, Bank- <strong>und</strong> sonstige Dienstleistungszentren.<br />

3


große <strong>zu</strong>sammenhängende Region, <strong>der</strong>en ökonomische Leistungsfähigkeit weit unterhalb <strong>der</strong> bis<br />

dah<strong>in</strong> schwächsten Teilregionen <strong>der</strong> alten B<strong>und</strong>esrepublik liegt. Das ifo Institut schreibt da<strong>zu</strong>:<br />

„Das Leistungsbilanzdefizit <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong> liegt bei etwa 45 % <strong>der</strong> eigenen Erzeugung. ... Niemals<br />

<strong>zu</strong>vor hat es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Menschheit e<strong>in</strong>e Region gegeben, die <strong>in</strong> solch großem<br />

Umfange von e<strong>in</strong>em Ressourcen<strong>zu</strong>strom aus an<strong>der</strong>en Regionen abhängig war. Selbst Israel, Portugal<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> italienische Mezzogiorno, drei weitere klassische Transferökonomien, liegen mit<br />

Werten von 12 – 13 % weit, weit darunter.“ 4<br />

Die Hauptursache dafür ist <strong>der</strong> extrem niedrige Industrialisierungsgrad ODs. Gemessen am <strong>in</strong>dustriellen<br />

Umsatz je E<strong>in</strong>wohner lag er 2001 bei 38 vH des wd. Durchschnitts, <strong>und</strong> damit weit unter<br />

dem des am schwächsten <strong>in</strong>dustrialisierten wd. B<strong>und</strong>eslandes Schleswig-Holste<strong>in</strong> (54 vH) (siehe<br />

Tabelle 16).<br />

Alle B<strong>und</strong>esregierungen sahen <strong>und</strong> sehen bis heute <strong>den</strong> Ausweg aus dieser Misere, vor allem aus<br />

<strong>den</strong> Belastungen <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Ausgleichsmaßnahmen, durch e<strong>in</strong>e massive För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Leistungsfähigkeit im B<strong>und</strong>esgebiet-Ost.<br />

Um die künftigen Erfolgschancen e<strong>in</strong>er solchen Angleichungsstrategie bewerten <strong>zu</strong> können, wer<strong>den</strong><br />

im Folgen<strong>den</strong> die gegenwärtig vorhan<strong>den</strong>en Lücken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong><br />

gegenüber <strong>der</strong> wd. dargestellt, sowie ihre strukturellen Ursachen 5 untersucht. Aus diesen empirischen<br />

Bef<strong>und</strong>en wer<strong>den</strong> dann die erfor<strong>der</strong>lichen Zeithorizonte für e<strong>in</strong>e realistische Angleichungsstrategie<br />

überprüft <strong>und</strong>, soweit dies möglich ist, bewertet.<br />

Die gegenwärtigen Lücken im Industrialisierungsniveau zwischen Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

Gegenwärtig klaffen, trotz aller bisherigen Fortschritte, noch immer sehr große Lücken zwischen<br />

Umfang <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>produktion <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> <strong>der</strong> im früheren<br />

B<strong>und</strong>esgebiet an<strong>der</strong>erseits. Um e<strong>in</strong>en ersten empirischen Überblick über diese Lücken <strong>zu</strong> geben,<br />

wer<strong>den</strong> im Folgen<strong>den</strong> <strong>der</strong> „<strong>Industrie</strong>besatz“, 6 die „<strong>Industrie</strong>quote“ 7 , das <strong>in</strong>dustrielle „Effektivitätsniveau“<br />

8 <strong>und</strong> die <strong>in</strong>dustrielle „Kapital<strong>in</strong>tensität“ 9 im Ost-West-Vergleich dargestellt. Für die ermittelten<br />

Lücken wer<strong>den</strong> sodann Zeithorizonte geschätzt, die für ihre Schließung, realistischer Weise, an<strong>zu</strong>setzen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die transformationsbed<strong>in</strong>gte De<strong>in</strong>dustrialisierung drückte <strong>den</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> an <strong>der</strong> ostdeutschen<br />

Gesamtwirtschaft unter das für <strong>in</strong>dustriell entwickelte Regionen typische Niveau. Im Jahre<br />

2002 betrug ihr Beitrag <strong>zu</strong>r regionalen gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung 16,3 vH; im<br />

B<strong>und</strong>esgebiet-West, e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriell hoch entwickelten Region, lag er bei 23,2 vH 10 Im selben Jahr<br />

arbeiteten nur 11 vH aller Erwerbstätigen <strong>in</strong> OD <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> 11 (<strong>in</strong> WD = 26 vH). Diese quantitativen<br />

Schwächen <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> verb<strong>in</strong><strong>den</strong> sich <strong>zu</strong>gleich mit qualitativen Defiziten, die sich bei<br />

e<strong>in</strong>em Vergleich mit dem Leistungsniveau <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> zeigen.<br />

4<br />

H.-W. S<strong>in</strong>n, „Schlusslicht Deutschland“, ifo Institut für Wirtschaftsforschung, ifo Standpunkte Nr. 32 / 2002,<br />

S. 1-2<br />

5<br />

Nicht die historischen Ursachen, die <strong>zu</strong>m gegenwärtigen Rückstand führten, vielmehr jene, die ihn gegenwärtig<br />

hervorbr<strong>in</strong>gen.<br />

6<br />

Zahl <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>betriebe je E<strong>in</strong>wohner, auch „Betriebsdichte“ genannt.<br />

7<br />

Zahl <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> Beschäftigten je E<strong>in</strong>wohner auch „Beschäftigungsgrad“ genannt<br />

8<br />

Der Umsatz je Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong><br />

9<br />

Das <strong>in</strong>dustrielle Anlagekapital je E<strong>in</strong>wohner<br />

10<br />

Neue <strong>und</strong> alte Län<strong>der</strong> jeweils ohne Berl<strong>in</strong>. Quelle: BMWA, Wirtschaftsdaten Neue Län<strong>der</strong>, Berl<strong>in</strong>, April<br />

2003, S. 5<br />

11 1991 waren es noch 25,8 vH Quelle: Ebenda<br />

4


Tabelle 1<br />

Industrialisierungsniveau <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong>, September 2001<br />

westdeutsches Niveau jeweils = 100<br />

Betriebsdichte 1<br />

Beschäftigungsgrad 2<br />

Umsatzniveau 3<br />

Effektivitätsniveau 4<br />

Produktivitätsniveau 5<br />

Gegenstand Betriebe des Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes<br />

Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsniveau 6<br />

Kapitalausstattung 7<br />

20 u. m. Besch. Ind. Kle<strong>in</strong>betr. 0<br />

Alle Betriebe<br />

87,10 83,80 85,31<br />

48,69 85,32 50,36<br />

37,63 71,45 38,47<br />

77,29 83,75 76,38<br />

67,07 . .<br />

66,96 . .<br />

46,12 . .<br />

0) <strong>Industrie</strong>betriebe mit 1 bis 19 Beschäftigte 1) Zahl <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>betriebe je E<strong>in</strong>wohner 2) Zahl <strong>der</strong><br />

<strong>Industrie</strong>beschäftigten je E<strong>in</strong>wohner 3) <strong>Industrie</strong>ller Umsatz je E<strong>in</strong>wohner 4) Umsatz je Beschäftigten<br />

5) Brutto-Wertschöpfungsvolumen je Beschäftigten, im Jahr 2001 6) Brutto-Lohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme<br />

je Beschäftigten, im Jahr 2001 7) Volumen des Bruttoanlagevermögens je E<strong>in</strong>wohner, im Jahr 2001<br />

Quellen: Berechnet nach: St.B.A., Wiesba<strong>den</strong>, FS 4, R. 4.1.2, 2001, S. 84 ff.; DIW, B. Görzig, G.<br />

Noak, a.a.O. Jeweils OD e<strong>in</strong>schl. Berl<strong>in</strong>-Ost, WD e<strong>in</strong>schl. Berl<strong>in</strong>-West<br />

Wie Tabelle 1 ausweist, bestehen bei allen ausgewählten qualitativen Kriterien für die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>, gemessen am Niveau im B<strong>und</strong>esgebiet-West, sehr große Lücken <strong>und</strong><br />

dies auch bei <strong>den</strong> <strong>in</strong>dustriellen Kle<strong>in</strong>betrieben; Produktivitäts- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensniveau sowie die<br />

<strong>in</strong>dustrielle Kapitalausstattung liegen weit unter dem wd. Niveau.<br />

Um diese Lücken <strong>zu</strong> schließen, müsste sich die od. <strong>Industrie</strong> wesentlich schneller als die wd. entwickeln.<br />

Dies geschieht auch, wie Tabelle 2 zeigt. Es fand folglich e<strong>in</strong> Aufholprozess statt, <strong>der</strong> <strong>zu</strong>m<br />

oben dargestellten Ergebnis führte. Die Frage ist nun, wird sich diese Angleichung fortsetzen <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> welchem Zeitraum kann die od. <strong>Industrie</strong> das wd. Niveau erreichen?<br />

Um diese Fragen <strong>zu</strong> beantworten, muss <strong>zu</strong>nächst die bisherige Entwicklung <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> relativiert<br />

wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> sodann s<strong>in</strong>d ihre gegenwärtig vorhan<strong>den</strong>en Lücken <strong>zu</strong>r wd. quantitativ <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

qualitativ <strong>zu</strong> messen, um die notwendigen Angleichungszeiträume schätzen <strong>zu</strong> können.<br />

Tabelle 2<br />

Wertschöpfungsvolumen 1991 – 2001 0<br />

Zu Preisen von 1995<br />

OD WD<br />

Hauptgruppen / Zweige Durchsch. Jahresrate,<br />

v.H.<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 6,67 0,93<br />

Investitionsgüterproduzenten 4,71 1,37<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 6,54 - 1,48<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 4,74 - 1,11<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 5,77 0,71<br />

Davon<br />

Bergbau - 9,27 - 4,73<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 7,45 0,83<br />

Davon:<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 9,70 - 0,54<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 5,61 1,65<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigte 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne<br />

Verlagsgewerbe.<br />

Quelle: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O.<br />

Häufig wird das relativ rasche Wachstum <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> als Erfolg des Aufholprozesses dargelegt<br />

<strong>und</strong> daraus dann geschlossen, dass sich die Entwicklung <strong>der</strong> od. Wirtschaft, allen Schwierig-<br />

5


keiten <strong>zu</strong>m Trotz, auf dem richtigen Wege befände. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, das bisherige<br />

Wachstum <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> lässt e<strong>in</strong>en solchen Schluss nicht <strong>zu</strong> <strong>und</strong> dies aus folgen<strong>den</strong> Grün<strong>den</strong>:<br />

• Die relativ hohen Zuwachsraten be<strong>in</strong>halten erhebliche Basiseffekte. Die Transformationskrise<br />

wirkte sich am härtesten auf die od. <strong>Industrie</strong> aus. Ihr Produktionsausstoß stürzte nach <strong>der</strong><br />

DM-E<strong>in</strong>führung auf die Hälfte des Niveaus von 1989, e<strong>in</strong>ige Zweige, vor allem FuE-<strong>in</strong>tensive,<br />

schrumpften sogar bis auf 20 vH ihres DDR-Niveaus. Mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>setzen<strong>den</strong> Transformation war<br />

es <strong>zu</strong>nächst sehr e<strong>in</strong>fach die bereits überkommenen Kapazitäten mit verhältnismäßig ger<strong>in</strong>gen<br />

Investitionen wie<strong>der</strong> hoch<strong>zu</strong>fahren.<br />

• Der <strong>in</strong>dustrielle Aufschwung nach Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Transformationskrise führte <strong>zu</strong> neuen<br />

Strukturen <strong>und</strong> damit auch beson<strong>der</strong>en, längerfristigen Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen für die <strong>Industrie</strong><br />

<strong>in</strong> OD, die für e<strong>in</strong>e Vorausschau auf ihre künftige Entwicklung <strong>zu</strong> berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />

(Darauf wird noch e<strong>in</strong>gegangen)<br />

• Der bisherige Aufholprozess verlief stark schwankend, wie die folgende Aufstellung zeigt<br />

(Tabelle 3). Nach e<strong>in</strong>em zögerlichen Start (1993) entwickelte sich das Produktionsvolumen<br />

unter dom<strong>in</strong>ierendem E<strong>in</strong>fluss westlicher, vor allem wd. Investoren, die ihre neu erworbenen<br />

bzw. gegründeten Unternehmen, mittels öffentlicher Investitionssubventionen erheblich stimuliert,<br />

rasch mo<strong>der</strong>nisierten <strong>und</strong> erweiterten. Dieser Prozess sche<strong>in</strong>t abgeschlossen, die <strong>in</strong>stallierten<br />

Kapazitäten schwenken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Pfad normaler Amortisation <strong>und</strong> konjunkturabhängigen<br />

Wachstums e<strong>in</strong>. In <strong>den</strong> Jahren 2001/2002 erfasste die globale zyklische Krise auch die <strong>Industrie</strong><br />

<strong>in</strong> OD.<br />

• Es bleibt ab<strong>zu</strong>warten, ob sich nach Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> gegenwärtigen, hartnäckigen Rezession<br />

das Wachstum <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> wie<strong>der</strong> erheblich beschleunigt. Die Investitionsentwicklung<br />

lässt eher vermuten, dass die künftigen Zuwachsraten deutlich niedriger ausfallen wer<strong>den</strong>, als<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umstrukturierungsphase, die etwa um 2000 abgeschlossen war. (Im Abschnitt <strong>zu</strong><br />

<strong>den</strong> Investitionen wird darauf e<strong>in</strong>gegangen.)<br />

Tabelle 3<br />

Produktionsentwicklung im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe <strong>Ostdeutschland</strong>s 0<br />

Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr, vH<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

3,0 12,0 9,5 5,9 9,2 10,4 8,4 12,0 4,5 2,7<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten<br />

Quelle: BMWA, Wirtschaftsdaten Neue Län<strong>der</strong>, Berl<strong>in</strong>, April 2003, S. 11<br />

Um nun <strong>den</strong> Zeitraum schätzen <strong>zu</strong> können, <strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e angestrebte Angleichung an das wd. Niveau<br />

erfor<strong>der</strong>lich wäre, können die Entwicklungsten<strong>den</strong>zen <strong>der</strong> letzten Jahre, sowohl die im Osten<br />

als auch die im Westen nicht e<strong>in</strong>fach fortgeschrieben wer<strong>den</strong>. Beide Regionen bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich z. Z.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wandel <strong>der</strong> Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

• In OD vollzieht sich nach e<strong>in</strong>er Phase relativ raschen Wachstums, <strong>der</strong> Transformationsphase,<br />

<strong>der</strong> Übergang <strong>zu</strong> normalen Expansionsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> neu gebildeten <strong>Industrie</strong>strukturen.<br />

Gegenwärtig ist jedoch noch nicht ab<strong>zu</strong>sehen, was sich künftig als „normal“ herauskristallisieren<br />

wird. Unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen ist e<strong>in</strong>e Vorausschau auf die weitere Entwicklung<br />

mit sehr großen Unwägbarkeiten belastet. Es kann im folgen<strong>den</strong> deshalb nur darum<br />

gehen, die gegenwärtigen Lücken <strong>zu</strong>m wd. Industrialisierungsgrad quantitativ fasslich <strong>zu</strong> machen,<br />

um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Größenordnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen, erfor<strong>der</strong>lichen Angleichungszeiträume<br />

<strong>zu</strong> gew<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong>e exakte Prognose dafür ist z.Z. nicht möglich.<br />

• In WD hat sich <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale Trend durchgesetzt, wonach die <strong>Industrie</strong>produktion, vor allem<br />

die Produktivität, künftig bei schrumpfen<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Betriebe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschäftigten 12<br />

weiter anwachsen wer<strong>den</strong>. Welche Ausmaße dieser Prozess annehmen wird, ist z.Z. ebenfalls<br />

nicht exakt <strong>zu</strong> bestimmen, <strong>zu</strong>mal die Daten <strong>der</strong> letzten Jahre durch die Wirkungen e<strong>in</strong>er Rezession<br />

bee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d, die <strong>den</strong> längerfristigen Schrumpfungsprozess überdecken.<br />

12 1991 waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong>, <strong>in</strong> Betrieben mit 20 u. m- Beschäftigten, noch 7,2 Mio. Personen tätig, 2001 waren es nur noch 5,6<br />

Mio.<br />

6


Tabelle 4 gibt die Entwicklung <strong>in</strong> <strong>den</strong> sechs Jahren zwischen 1995 <strong>und</strong> 2001 wie<strong>der</strong> 13 . Stieg <strong>in</strong><br />

dieser Zeit <strong>der</strong> Umsatz <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> um drei vH jährlich, so verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten sich die Zahlen für<br />

die Beschäftigten <strong>und</strong> die Betriebe. In <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n ergab sich e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Bild: bei relativ<br />

kräftigen Anstieg des Umsatzes, vermehrte sich sowohl die Zahl <strong>der</strong> Betriebe als auch die Masse<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten; wobei die <strong>in</strong>dustriellen Kle<strong>in</strong>betriebe bei relativ rascher Zunahme <strong>der</strong> Zahl ihrer<br />

Betriebe <strong>und</strong> Beschäftigung nur e<strong>in</strong>e Steigerung ihres Umsatzes von jährlich zwei vH erreichten.<br />

Bei m<strong>in</strong>imalem Beschäftigungs<strong>zu</strong>wachs von e<strong>in</strong> Prozent jährlich steigerten dagegen die Betriebe<br />

mit 20 u. m. Beschäftigten ihren Umsatz um jährlich 7,4 vH im Berichtszeitraum.<br />

Die hier skizzierten Entwicklungen belegen:<br />

• In <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n vollzieht sich gegenwärtig noch e<strong>in</strong> Aufholprozess, aber er tendiert bereits<br />

h<strong>in</strong>über <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er Phase „normaler“ Entwicklung im Rahmen <strong>der</strong> ausgebildeten, transformationsgeprägten<br />

Strukturen<br />

• Im B<strong>und</strong>esgebiet-West ist <strong>der</strong> oben beschriebene <strong>in</strong>ternationale Trend deutlich sichtbar.<br />

Tabelle 4<br />

Jahresdurchschnittliche Verän<strong>der</strong>ungsraten, Sept. 2001 gegenüber Sept. 1995<br />

Verarbeitendes Gewerbe, vH<br />

Betriebe<br />

Betriebe<br />

OD WD<br />

Beschäftigte<br />

OD WD<br />

Umsatz<br />

OD WD<br />

<strong>Industrie</strong>lle Kle<strong>in</strong>betriebe 9,24 -1,64 3,42 -3,49 2,09 -2,87<br />

Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 3,08 -0,01 1,08 -0,97 7,42 3,20<br />

Alle Betriebe 6,05 -0,92 1,25 -1,10 7,14 3,02<br />

Quelle: Berechnet nach St.B.A., Wiesba<strong>den</strong>, FS 4, R. 4.1.2, 2001, S. 84 ff <strong>und</strong> ebenda 1995.<br />

Im folgen<strong>den</strong> untersuchen wir detaillierter die oben bereits aufgeführten wichtigsten Lücken zwischen<br />

dem Industrialisierungsgrad <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland.<br />

Betriebslücke<br />

Nach <strong>den</strong> Ergebnissen <strong>der</strong> amtlichen Statistik für alle <strong>in</strong>dustriellen Betriebe ergibt sich folgendes<br />

Bild:<br />

Tabelle 5<br />

Realer Bestand <strong>und</strong> Lücke von <strong>Industrie</strong>betrieben <strong>in</strong> OD im September 2001<br />

Zahl <strong>der</strong> Betriebe<br />

Betriebe Vorhan<strong>den</strong>e Betriebe Besatz b. wd. Niveau 1<br />

Betriebslücke<br />

Betriebe mit 20 u. m. Besch. 7.783 8.936 1.153<br />

<strong>Industrie</strong>lle Kle<strong>in</strong>betriebe 8.851 10.562 1.711<br />

Alle Betriebe 16.634 19.498 2.864<br />

1) Zahl <strong>der</strong> Betriebe bei wd. spezifischen <strong>Industrie</strong>besatz (Betriebe je E<strong>in</strong>wohner)<br />

Quelle: Berechnet nach: St.B.A., Wiesba<strong>den</strong>, FS 4, R. 4.1.2, 2001, S. 84 ff<br />

Im September 2001 fehlten folglich r<strong>und</strong> 3.000 Betriebe, um <strong>den</strong> gleichen <strong>Industrie</strong>bsatz 14 <strong>in</strong> OD <strong>zu</strong><br />

erreichen, wie er <strong>zu</strong>m selben Zeitpunkt <strong>in</strong> B<strong>und</strong>esgebiet-West existierte.<br />

Erstaunlich ist, dass die „Lücke“ bei <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben größer ist als bei <strong>den</strong>en mit 20 <strong>und</strong> mehr<br />

Beschäftigten. Dies ist m.E. e<strong>in</strong> Merkmal für die im Westen <strong>in</strong>tensivere Vernet<strong>zu</strong>ng von Groß- <strong>und</strong><br />

Kle<strong>in</strong>betrieben sowie <strong>der</strong> zwischenbetrieblichen Kooperation überhaupt <strong>und</strong> nicht <strong>zu</strong> letzt auch für<br />

die Komplexität westlicher <strong>Industrie</strong>zentren. H<strong>in</strong><strong>zu</strong> kommt, dass <strong>in</strong> OD e<strong>in</strong>e große Anzahl von <strong>Industrie</strong>betrieben,<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Transformation, <strong>in</strong> westliche Netzwerke e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en ist, folglich am<br />

eigenen (od.) Standort gegenüber westlichen Verhältnissen ger<strong>in</strong>gere Kooperations- <strong>und</strong> Zulieferb<strong>in</strong>dungen<br />

aufweist.<br />

13 Für die Beurteilung <strong>der</strong> Entwicklungsdynamik <strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West wurde 1995 als Basisjahr gewählt, weil <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt <strong>in</strong> OD die<br />

akuten, eruptiven Folgen <strong>der</strong> tiefen Transformationskrise überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>in</strong> WD <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igungsboom sowie die unmittelbar anschließende<br />

Rezession beendet waren.<br />

14 Zahl <strong>der</strong> Betriebe je E<strong>in</strong>wohner<br />

7


Wird nun unterstellt, dass <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahren die Zahl <strong>der</strong> od. Betriebe (netto) um jeweils<br />

drei vH jährlich <strong>zu</strong>nimmt, während die <strong>in</strong> WD auf dem gegenwärtigem Niveau stagniert, wären rd.<br />

fünf Jahre erfor<strong>der</strong>lich, um die Lücke <strong>zu</strong> schließen. Natürlich ist dies e<strong>in</strong>e sehr grobe Schät<strong>zu</strong>ng,<br />

wie oben bereits erläutert. Dennoch: Die Betriebslücke ist relativ ger<strong>in</strong>g, wäre am ehesten <strong>zu</strong> überw<strong>in</strong><strong>den</strong>,<br />

gäbe es nicht entschei<strong>den</strong>de qualitative Zusammenhänge, die sich h<strong>in</strong>ter dieser quantitativen<br />

Differenz verbergen. Die wichtigsten s<strong>in</strong>d die Größen-, Branchen- <strong>und</strong> Erzeugnisstrukturen<br />

<strong>der</strong> existieren<strong>den</strong> <strong>und</strong> vor allem <strong>der</strong> künftig neu <strong>zu</strong> schaffen<strong>den</strong> Betriebe.<br />

Beschäftigungslücke<br />

Nach <strong>den</strong> Erhebungen <strong>der</strong> amtlichen Statistik ergab sich folgende Beschäftigungslücke zwischen<br />

<strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> OD <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> WD.<br />

Tabelle 6<br />

Reale Beschäftigung im Sept. 2001 <strong>und</strong> Beschäftigungslücke <strong>zu</strong>m wd. Niveau<br />

Personen<br />

Betriebe Real Beschäftigte Besch. b. wd. Niveau 1<br />

Beschäftigungslücke<br />

Betriebe mit 20 u. m. Besch. 621.135 1.275.599 654.464<br />

<strong>Industrie</strong>lle Kle<strong>in</strong>betriebe 51.927 60.862 8.935<br />

Alle Betriebe 673.062 1.336.461 663.399<br />

1) Beschäftigte im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe je E<strong>in</strong>wohner<br />

Quelle: Berechnet nach: St.B.A., Wiesba<strong>den</strong>, FS 4, R. 4.1.2, 2001, S. 84 ff<br />

Wie <strong>in</strong><br />

bereits ausgewiesen, hatte sich <strong>der</strong> Beschäftigungsgrad <strong>in</strong> <strong>den</strong> od. Kle<strong>in</strong>betrieben im Sept. 2001<br />

bereits bis auf 85 vH dem wd. Niveau angenähert, hier fehlten nur noch r<strong>und</strong> 9.000 Arbeitsplätze.<br />

Diese Lücke ließe sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em relativ kurzen Zeitraum schließen, wenn unterstellt wird, dass sich<br />

im Osten die Beschäftigung weiterh<strong>in</strong> um etwa drei vH jährlich erhöht <strong>und</strong> das gegenwärtige Beschäftigungsniveau<br />

im Westen nicht noch weiter abs<strong>in</strong>kt. In diesem Fall wäre e<strong>in</strong>e Angleichung <strong>in</strong><br />

fünf Jahren erreicht. Dieser Zeitraum verkürzte sich, wenn sich <strong>der</strong> gegenwärtige Abwärtstrend im<br />

Westen fortsetzen sollte. Allerd<strong>in</strong>gs bliebe damit <strong>zu</strong> rechnen, dass sich im Osten <strong>der</strong> Beschäftigungs<strong>zu</strong>wachs<br />

auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahren verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Dennoch: dass<br />

spezifische od. Beschäftigungsniveau <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriellen Kle<strong>in</strong>betrieben wird sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em absehbaren<br />

Zeitraum dem wd. Niveau angleichen.<br />

Insgesamt aber ist die Beschäftigungslücke hoffnungslos groß: Die Zahl <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> OD müsste sich verdoppeln, um das wd. Beschäftigungsniveau (<strong>Industrie</strong>quote) <strong>zu</strong> erreichen.<br />

Wird hier unterstellt, dass auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahren die od. Beschäftigung um e<strong>in</strong> Prozent<br />

jährlich anwächst (siehe Tabelle 4) , ergäbe sich e<strong>in</strong> Zeitraum von fast 70 Jahre, um das gegenwärtige<br />

wd. Beschäftigungsniveau <strong>zu</strong> erreichen. Selbst wenn sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten sechs bis<br />

acht Jahren das wd. Beschäftigungsniveau weiter verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te, bliebe noch immer e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Jahrzehnten<br />

<strong>zu</strong> bemessener Angleichungszeitraum. Diese Rechnung ist ke<strong>in</strong>e Vorausschau, die ist für<br />

e<strong>in</strong>en <strong>der</strong>art langen Zeitraum gar nicht möglich, vielmehr nur e<strong>in</strong> Indiz dafür, dass die gegenwärtige<br />

Beschäftigungslücke <strong>in</strong> absehbarer Zeit nicht <strong>zu</strong> beseitigen ist.<br />

Umsatzlücke<br />

Weniger Betriebe <strong>und</strong> deutlich weniger Beschäftigte führen zwangsläufig <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er erheblich ger<strong>in</strong>geren<br />

<strong>in</strong>dustriellen Produktion <strong>in</strong> OD gegenüber WD; es muss sich folglich auch e<strong>in</strong>e große Lücke<br />

zwischen dem <strong>in</strong>dustriellen Output <strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West auftun. Die Umsatzlücke zeigt dies.<br />

8


Tabelle 7<br />

Erzielter Umsatz im Sept. 2001 <strong>und</strong> Umsatzlücke <strong>zu</strong>m spezifischen wd. Niveau<br />

In Mio. Euro<br />

Betriebe Erzielter Umsatz Umsatz b. wd. Niveau 1<br />

Umsatzlücke<br />

Betriebe mit 20 u. m. Besch. 8.801 23.387 14.586<br />

<strong>Industrie</strong>lle Kle<strong>in</strong>betriebe 422 591 169<br />

Alle Betriebe<br />

1) Umsatz je E<strong>in</strong>wohner<br />

9.223 23.978 14.755<br />

Quelle: Berechnet nach: St.B.A., Wiesba<strong>den</strong>, FS 4, R. 4.1.2, 2001, S. 84 ff<br />

Im September 2001 klaffte noch e<strong>in</strong>e riesige Lücke <strong>zu</strong>m spezifischen Umsatzniveau, das <strong>in</strong> WD<br />

erzielt wurde. Während die od. Kle<strong>in</strong>betriebe auf 71 vH an das spezifische Umsatzniveau <strong>der</strong>jenigen<br />

<strong>in</strong> WD herangekommen waren, ergab sich für alle Betriebe nur e<strong>in</strong>e Annäherung, die nicht<br />

e<strong>in</strong>mal 40 vH des spezifischen Westniveaus betrug (vergl. Tabelle 1). Alle<strong>in</strong> um das gegenwärtige<br />

wd. Umsatzniveau <strong>zu</strong> erreichen, müsste sich <strong>der</strong> Umsatz aller od. <strong>Industrie</strong>betriebe <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten<br />

14 Jahren um jährlich sieben vH steigern, e<strong>in</strong>e unrealistische Annahme. Da aber <strong>in</strong> diesem<br />

Zeitraum die wd. <strong>Industrie</strong> ihren Umsatz erheblich erhöhen dürfte, reichte diese hohe Rate nicht<br />

aus, um <strong>in</strong> diesem Zeitraum e<strong>in</strong>e Angleichung <strong>zu</strong> erzielen. Also muss e<strong>in</strong> hypothetisch unterstellter<br />

Angleichungszeitraum bei etwa zwanzig Jahren liegen. Wie auch immer, e<strong>in</strong> Zehnjahreszeitraum,<br />

<strong>den</strong> die B<strong>und</strong>esregierung für e<strong>in</strong>e Angleichung verkündete, ist illusionär.<br />

Anlagekapitallücke<br />

Um <strong>den</strong> Überblick über die gegenwärtig vorhan<strong>den</strong>en Lücken zwischen dem Industrialisierungsniveau<br />

<strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland ab<strong>zu</strong>r<strong>und</strong>en, betrachten wir noch die Kapital<strong>in</strong>tensitäten <strong>in</strong> bei<strong>den</strong><br />

deutschen Regionen. Auch hier klafft noch e<strong>in</strong>e gewaltige Differenz.<br />

Tabelle 8<br />

Reales Bruttoanlagekapital (BAV) <strong>und</strong> die Lücke <strong>zu</strong>r spezifischen wd. Kapital<strong>in</strong>tensität 1 , 2001,<br />

Mrd. Euro<br />

Betriebe<br />

BAV, Bestand,<br />

Preise v. 1995<br />

BAV bei wd. Kapital<strong>in</strong>tensität<br />

BAV-Lücke<br />

Betriebe mit 20 u. m. Besch. 81,45 164,86 83,41<br />

1) BAV je E<strong>in</strong>wohner<br />

Quelle: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 276<br />

Im Jahre 2001 lag die Kapital<strong>in</strong>tensität je E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> bei 46 vH des wd. Niveaus<br />

(siehe Tabelle 1). Sie müsste sich folglich mehr als verdoppeln, um die wd. Intensität <strong>zu</strong> erlangen.<br />

Von 1995 bis 2001 stieg das reale BAV im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs um 5,1 vH jährlich, während<br />

es <strong>in</strong> WD leicht <strong>zu</strong>rückg<strong>in</strong>g. Wird diese relativ hohe Zuwachsrate auch für die künftigen Jahre<br />

unterstellt, was unrealistisch ist, weil sich die od. <strong>in</strong>dustriellen Investitionen seit Jahren verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

– worauf noch e<strong>in</strong>gegangen wird – so wäre e<strong>in</strong> Angleichungszeitraum an die wd. Kapital<strong>in</strong>tensität<br />

von 15 Jahren erfor<strong>der</strong>lich, wobei ke<strong>in</strong>e weitere Steigerung des wd. Niveaus <strong>in</strong> Rechnung gestellt<br />

wurde, was sicher auch unrealistisch ist. Kur<strong>zu</strong>m, auch bei <strong>der</strong> Kapital<strong>in</strong>tensität ist die gegenwärtige<br />

Lücke <strong>der</strong>art groß, dass e<strong>in</strong> realistischer Zeitraum für ihre Schließung z.Z. nicht berechnet wer<strong>den</strong><br />

kann.<br />

Die vorstehend skizzierten Lücken zwischen dem ost- <strong>und</strong> westdeutschen Industrialisierungsniveau<br />

liegen folglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung, die gegenwärtig e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>igermaßen <strong>zu</strong>verlässige Abschät<strong>zu</strong>ng<br />

von Zeiträumen für ihre Schließung nicht <strong>zu</strong>lassen. Beschäftigung, Umsatz <strong>und</strong> das<br />

BAV müssten sich verdoppeln, um das jeweils spezifische wd. Niveau <strong>zu</strong> erreichen. Da<strong>zu</strong> wäre<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e zweite hohe <strong>und</strong> lange Investitionswelle erfor<strong>der</strong>lich, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e enorme<br />

Ausweitung des Marktes für od. <strong>Industrie</strong>produkte. Beides ist gegenwärtig nicht erkennbar, im Gegenteil,<br />

mit <strong>der</strong> EU-Osterweiterung droht e<strong>in</strong>e harte Konkurrenz um das gegenwärtige Absatzniveau,<br />

<strong>der</strong>en Folgen nicht e<strong>in</strong><strong>zu</strong>schätzen s<strong>in</strong>d.<br />

9


Im Folgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> die Chancen <strong>und</strong> Risiken des weiteren Aufholprozesses <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> OD<br />

durch Daten <strong>und</strong> Analysen wichtiger Bereiche, Zweige <strong>und</strong> Entwicklungskomponenten (z.B. Investitionen,<br />

Löhne) verdeutlicht.<br />

Gewicht <strong>und</strong> Effektivität <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

Es könnte vermutet wer<strong>den</strong>, dass <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> <strong>in</strong>dustrielle Kle<strong>in</strong>betriebe (bis 19 Beschäftigte),<br />

im Ergebnis <strong>der</strong> Transformation e<strong>in</strong> wesentlich größeres Gewicht besitzen als <strong>in</strong> Westdeutschland.<br />

Da Betriebsgrößenunterschiede (nach Beschäftigte je Betrieb) <strong>in</strong> diesem Sektor <strong>der</strong><br />

<strong>Industrie</strong> praktisch bedeutungslos s<strong>in</strong>d, kann auch angenommen wer<strong>den</strong>, dass es hier ke<strong>in</strong>e großen<br />

Ost-West-Produktivitätsdifferenzen gibt. Wie aus <strong>den</strong> Befragungen von Instituten 15 hervorgeht,<br />

sehen ostdeutsche Manager solcher Betriebe überwiegend ke<strong>in</strong>e Unterschiede mehr, sowohl im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die technische Ausstattung ihrer Fertigung als auch auf die Qualität ihrer Erzeugnisse<br />

gegenüber gleichartigen westdeutschen Konkurrenten.<br />

Tabelle 9<br />

Gewicht <strong>und</strong> Effektivität <strong>in</strong>dustrieller Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong>sgesamt nach Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Regionen, Sept. 2001<br />

Län<strong>der</strong> / Region<br />

Anteil an <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Gesamtheit <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> jeweiligen Region 1<br />

Umsatz je<br />

Betriebe Beschäftigte Umsatz Betrieb Beschäftigten<br />

v.H. Durchschnitt WD = 100<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg 53,3 4,7 2,8 102,4 93,8<br />

Bayern 50,3 3,8 2,2 106,2 102,8<br />

Berl<strong>in</strong>-West 68,7 5,7 2,1 59,9 88,1<br />

Bremen 50,0 3,0 1,1 119,2 119,1<br />

Hamburg 64,5 5,2 2,6 259,0 274,3<br />

Hessen 63,7 5,6 3,6 82,2 98,6<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen 36,1 2,8 1,5 131,8 110,2<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 57,4 5,4 2,9 88,8 90,2<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz 49,1 4,2 2,5 98,7 97,6<br />

Saarland 30,8 1,6 0,9 116,1 91,4<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> 54,2 6,3 4,0 100,8 105,5<br />

Früheres B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-West<br />

53,9 4,6 2,5 100,0 100,0<br />

Berl<strong>in</strong>-Ost 69,0 10,2 6,8 65,4 95,2<br />

Bran<strong>den</strong>burg 55,7 8,3 5,9 103,6 108,3<br />

Mecklenburg-Vorpommern 39,6 5,5 3,5 133,2 118,6<br />

Sachsen 53,7 7,9 4,3 73,1 70,8<br />

Sachsen-Anhalt 38,8 5,3 3,2 117,9 94,2<br />

Thür<strong>in</strong>gen 58,7 9,4 5,9 73,7 74,2<br />

Neue Län<strong>der</strong> u. Berl<strong>in</strong>-Ost 53,2 7,7 4,7 84,8 83,7<br />

1) B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> <strong>und</strong> West- bzw. <strong>Ostdeutschland</strong><br />

Quelle: Berechnet nach: Stat. B<strong>und</strong>esamt, Fachserie 4, Reihe 4.1.2, 2001, S. 92 – 95 u.104 – 107;. 84 - 89 <strong>und</strong> 97 -101<br />

Die empirische Betrachtung zeigt jedoch, dass diese Betriebe sowohl im Westen als auch im Osten<br />

nur e<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale Bedeutung besitzen. Zwar entfallen <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Regionen mehr als die Hälfte<br />

aller <strong>Industrie</strong>betriebe auf diese Größenklasse, aber nur drei (im Westen) <strong>und</strong> fünf Prozent (im<br />

Osten) des <strong>in</strong>dustriellen Gesamtumsatzes. Dennoch wer<strong>den</strong> auch ostdeutsche Beson<strong>der</strong>heiten,<br />

bei diesem niedrigen Anteil an <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Gesamtproduktion <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Regionen, deutlich.<br />

Auffällig ist, dass <strong>der</strong> Anteil ostdeutscher Kle<strong>in</strong>betriebe an <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Gesamtbeschäftigung<br />

15 Mir s<strong>in</strong>d vor allem die des DIW, vom IWH <strong>und</strong> von SÖSTRA bekannt<br />

10


<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region erheblich größer als <strong>in</strong> Westdeutschland ist. (8 <strong>zu</strong> 5 vH siehe Tabelle 9). Da die<br />

Zahlen <strong>der</strong> durchschnittlich je Betrieb Beschäftigten, erwartungsgemäß, <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Regionen dicht<br />

beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen (<strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West jeweils bei sechs Beschäftigten), erklärt sich diese Differenz<br />

aus <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n relativ ger<strong>in</strong>geren Beschäftigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten <strong>Industrie</strong>.<br />

Erstaunlich allerd<strong>in</strong>gs, dass <strong>der</strong> Effektivitätsunterschied zwischen ost- <strong>und</strong> westdeutschen Kle<strong>in</strong>betrieben,<br />

zwar deutlich ger<strong>in</strong>ger als zwischen <strong>den</strong> Betrieben mit 20 u. m. Beschäftigten, <strong>den</strong>noch<br />

recht erheblich ist. Der durchschnittliche ostdeutsche Umsatz je Beschäftigten liegt niedriger als <strong>in</strong><br />

jedem e<strong>in</strong>zelnen westdeutschen Land. Hier schlagen transformationsbed<strong>in</strong>gte Defizite <strong>zu</strong> Buche,<br />

die <strong>in</strong> <strong>den</strong> „Fortschrittsberichten“ <strong>der</strong> führen<strong>den</strong> Forschungs<strong>in</strong>stitute 16 , analysiert wur<strong>den</strong>: Viele od.<br />

Betriebe<br />

• müssen, um auf <strong>den</strong> Markt <strong>zu</strong> gelangen, Preiskonkurrenz betreiben<br />

• s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> k<strong>und</strong>enspezifische E<strong>in</strong>zelfertigung gedrängt, die gegenüber Massen- <strong>und</strong> Serienfertigung<br />

weniger effektiv ist<br />

• s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> hocharbeitsteilige, technik- <strong>und</strong> <strong>in</strong>novations<strong>in</strong>tensive Netzwerke e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en<br />

(Defizite od. Standorte, kaum regionale Netzwerke um Großbetriebe)<br />

• s<strong>in</strong>d überwiegend <strong>in</strong> Branchen angesiedelt, die nicht <strong>zu</strong> <strong>den</strong> wertschöpfungs<strong>in</strong>tensiven zählen.<br />

17<br />

Allerd<strong>in</strong>gs liegen drei <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong>, z.T. beträchtlich, über <strong>den</strong> durchschnittlichen westdeutschen<br />

Effektivitätswerten. In diesen Län<strong>der</strong>n dom<strong>in</strong>ieren, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt relativ ger<strong>in</strong>gen Zahl<br />

von Betrieben, regionalspezifische Erzeugnisse; <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern wahrsche<strong>in</strong>lich die<br />

Fertigung für <strong>den</strong> Schiffbau, <strong>in</strong> Bran<strong>den</strong>burg die neuen Standorte (Gewerbegebiete) für <strong>in</strong>novative<br />

Betriebe <strong>der</strong> Elektronik, Mediz<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Biotechnik. Beides s<strong>in</strong>d Indikatoren für e<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Industrie</strong>politik<br />

dieser Landesregierungen, natürlich auch <strong>der</strong> dort genutzten För<strong>der</strong>programme des<br />

B<strong>und</strong>es. 18<br />

16 Gegenwärtig s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Fortführung dieser Berichte betraut: das IWH Halle, DIW Berl<strong>in</strong>, IfW-Kiel, ZEW Mannheim, IAB Nürnberg<br />

17 Alle diese Merkmale gelten natürlich auch für Mittelbetriebe, s<strong>in</strong>d jedoch für die Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße typisch.<br />

18 Für e<strong>in</strong>e differenziertere Wertung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>in</strong> Tabelle 2 müssten regionale Analysen herangezogen wer<strong>den</strong>, mit <strong>den</strong>en ich<br />

mich nicht befasst habe. Immerh<strong>in</strong> machen die Landesergebnisse Unterschiede sichtbar, die, bei e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> Untersuchung, sicher<br />

H<strong>in</strong>weise für die weitere Gestaltung <strong>der</strong> wirtschaftspolitischen För<strong>der</strong>ung von Kle<strong>in</strong>betrieben erwarten lassen.<br />

11


Tabelle 10<br />

Struktur- <strong>und</strong> Effektivitätsvergleich <strong>in</strong>dustrieller Kle<strong>in</strong>betriebe nach Zweigen <strong>und</strong> Regionen,<br />

Sept. 2001<br />

Zweige / Regionen<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

Anteile am Umsatz Umsatz je<br />

des V.G. <strong>in</strong> d. jew. Region Betrieb Beschäftigten<br />

OD WD OD<br />

v.H. WD = 100<br />

Ernährungsgewerbe 6,2 6,2 71,1 68,3<br />

Tabakverarbeitung - -<br />

Textilgewerbe 2,3 3,2 51,5 51,2<br />

Bekleidungsgewerbe 1,0 2,7 47,0 43,3<br />

Le<strong>der</strong>gewerbe 0,5 0,7 73,6 72,4<br />

Holzgewerbe (o. H. v. Möbeln) 4,2 3,7 76,2 76,4<br />

Papiergewerbe 1,4 1,6 68,3 72,0<br />

Verlags-, Druckereigew., Vervielfg 9,1 21,9 59,9 68,1<br />

Kokerei, M<strong>in</strong>erlölverarb., H. v. Brutstoffen - -<br />

Glas, Keramik, Verarb. V. Ste<strong>in</strong>e u. Er<strong>den</strong> 14,7 6,2 119,6 132,4<br />

Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung 1,6 1,6 109,9 99,1<br />

Herstellung v. Metallerzeugnissen 14,7 14,8 76,2 80,3<br />

Möbel, Schmuck, Musik<strong>in</strong>str., Sportger. u. a. 2,3 3,0 68,4 67,0<br />

Recycl<strong>in</strong>g 4,6 1,6 80,2 84,0<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige <strong>in</strong>sgesamt 62,5 67,2 81,7 83,0<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

Chemische <strong>Industrie</strong> 4,0 4,7 74,4 66,2<br />

H. v. Gummi- u. Kunstoffwaren 7,7 6,5 87,6 87,3<br />

Masch<strong>in</strong>enbau 13,5 10,4 102,0 96,6<br />

Büromasch., DV-Geräte & -e<strong>in</strong>richtungen. 0,4 0,5 69,8 71,7<br />

Elektroerz., -verteil., -geräte 3,5 3,5 90,8 83,9<br />

Rdf-, Fernseh- u. Nachrichtentech. 2,1 1,7 100,5 85,1<br />

Med-, Mess-, Steuer- u. Regeltech., Optik 4,4 3,9 80,2 75,6<br />

H. v. Kraftwagen <strong>und</strong> KFZ-Teile 1,3 0,8 118,6 96,0<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 0,3 0,5 45,8 48,1<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige <strong>in</strong>sgesamt 37,1 32,6 90,3 84,8<br />

Quelle: Berechnet nach: Stat. B<strong>und</strong>esamt, Fachserie 4, Reihe 4.1.2, 2001, S. 92 – 95 u.104 – 107<br />

Positive Ergebnisse offenbart e<strong>in</strong>e Betrachtung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Kle<strong>in</strong>betriebe nach Zweigen <strong>und</strong><br />

Effektivität im Ost-West-Vergleich (siehe Tabelle 10). In OD entfiel 2001 gegenüber WD e<strong>in</strong> größerer<br />

Teil des Umsatzes dieser Betriebe auf „FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige“, ganz im Gegensatz <strong>zu</strong>r Struktur<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten <strong>Industrie</strong> ODs, wo „Nicht-FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige“ überwiegen. Dieser Bereich od.<br />

Kle<strong>in</strong>betriebe erzielte 2001 90 vH des durchschnittlichen wd. Umsatzes je Betrieb <strong>und</strong> immerh<strong>in</strong><br />

85 vH des Umsatzes je Beschäftigten. Hier bestätigt sich <strong>in</strong> gewissem Maße die e<strong>in</strong>gangs beschriebene<br />

Vermutung. In vier Zweigen lag 2001 <strong>der</strong> Umsatz je Betrieb sogar über dem wd.<br />

Durchschnitt. Darunter befan<strong>den</strong> sich zwei mit beträchtlichem Gewicht: „Glas, Keramik, Verarbeitung<br />

von Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Er<strong>den</strong>“ <strong>und</strong> <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>betriebliche „Masch<strong>in</strong>enbau“ <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n. Die<br />

bei<strong>den</strong> an<strong>der</strong>en Zweige s<strong>in</strong>d zwar ebenfalls mit leistungsstarken Betrieben besetzt, aber erreichten<br />

nur e<strong>in</strong>en sehr ger<strong>in</strong>gen Anteil an <strong>der</strong> gesamten <strong>in</strong>dustriellen Erzeugung <strong>in</strong> OD. Dabei hatten die<br />

„Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung“ (Anteil am Gesamtumsatz = 1,6 vH) <strong>und</strong> die Herstellung von<br />

„Kraftwagen <strong>und</strong> Kfz-Teile“ (0,3 vH) das wd. Effektivitätsniveau je Beschäftigten erreicht. Das gilt<br />

auch für <strong>den</strong> gewichtigen Masch<strong>in</strong>enbau.<br />

Diese Ergebnisse reflektieren ebenfalls od. Beson<strong>der</strong>heiten. Der Masch<strong>in</strong>enbau zählt <strong>zu</strong> <strong>den</strong> traditionellen,<br />

gewichtigen Zweigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ostdeutschen Region. Hier konnten sich, mit <strong>der</strong> Transformation,<br />

auch <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> großzügigen För<strong>der</strong>ung, viele ehemals wesentlich größere Betriebe, teil-<br />

12


weise mit beträchtlichem FuE-Potenzial, nach dramatischer Verschlankung, mit sehr speziellen,<br />

<strong>in</strong>novativen <strong>und</strong> FuE-<strong>in</strong>tensiven Erzeugnissen behaupten <strong>und</strong> teilweise neue Marktsegmente erobern.<br />

19 Der Zweig „Glas, Keramik, Verarbeitung von Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Er<strong>den</strong>“ ist sehr heterogen<br />

strukturiert, hier haben sich sowohl traditionelle Produktionen im Bereich „Glas, Keramik“, als auch<br />

<strong>der</strong> Boom <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauwirtschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> 90’er Jahre positiv auf die Entwicklung ausgewirkt.<br />

Die Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong> <strong>der</strong> „H. v. Kraftwagen <strong>und</strong> Kfz-Teile“ s<strong>in</strong>d vielfach Neugründungen,<br />

bzw. Ansiedlungen von Zulieferern um die od. Zentren des Automobilbaus – Opel, VW <strong>und</strong> MAN.<br />

Um <strong>den</strong> erreichten Stand <strong>der</strong> Annäherung an das wd. Leistungsniveau <strong>zu</strong> erkennen, wurde <strong>der</strong><br />

spezifische, je E<strong>in</strong>wohner berechnete, <strong>Industrie</strong>besatz 20 , die <strong>Industrie</strong>quote 21 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umsatz <strong>in</strong><br />

Ost <strong>und</strong> West ermittelt <strong>und</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.<br />

Tabelle 11 gibt die drei Werte <strong>in</strong> Relation <strong>zu</strong>m westdeutschen Niveau (WD = 100) <strong>und</strong> <strong>in</strong> absoluter<br />

Größe (Lücke) wie<strong>der</strong>. Die „je E<strong>in</strong>wohner“ berechneten Werte zeigen, wie bereits <strong>der</strong> oben dargelegte<br />

direkte Vergleich ergab, e<strong>in</strong>e gegenüber <strong>den</strong> Betrieben mit 20 u. m. Beschäftigten, die rd.<br />

95 vH <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>produktion erzeugen, e<strong>in</strong>e wesentlich engere Annäherung an das wd. Niveau.<br />

Erreichten die od. Kle<strong>in</strong>betriebe, wie Tabelle 11 ausweist, 72 vH des spezifischen Umsatzes<br />

<strong>und</strong> 85 vH <strong>der</strong> spezifischen Beschäftigungsquote, so lagen die entsprechen<strong>den</strong> Werte für <strong>den</strong> großen<br />

Rest <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n bei 36 vH <strong>und</strong> 48 vH 22 .<br />

19 Übrigens: In e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schät<strong>zu</strong>ng sowohl durch das damalige BMWi als auch des DIW wurde bezweifelt, dass sich solche Betriebe,<br />

die mit e<strong>in</strong>em aus <strong>der</strong> DDR stammen<strong>den</strong> FuE-Vorlauf starteten, behaupten können. Wie sich nun zeigt: sie konnten!<br />

20 Zahl <strong>der</strong> Betriebe je E<strong>in</strong>wohner<br />

21 Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten je E<strong>in</strong>wohner<br />

22 Berechnet nach Stat. BA. Wiesba<strong>den</strong>, FS. 4, R. 4.1.4, 2001<br />

13


Tabelle 11<br />

Stand <strong>und</strong> Lücken <strong>der</strong> Annäherung ostdeutscher <strong>in</strong>dustrielle Kle<strong>in</strong>betriebe an das westdeutsche Leistungsniveau,<br />

Sept. 2001<br />

Ost-West-Relationen (je E<strong>in</strong>wohner)<br />

Absolute Lücken <strong>zu</strong>m wd. Niveau<br />

je E<strong>in</strong>wohner<br />

Zweige Umsatz Besch. Betriebe Umsatz Besch. Betriebe<br />

WD = 100 1.000 € Anzahl<br />

Nicht FuE-Intensive Zweige<br />

Ernährungsgewerbe 71,2 104,3 100,3 10.582 - 98 -1<br />

Tabakverarbeitung - 44,6 - - 1<br />

Textilgewerbe 50,8 99,2 98,8 9.305 17 5<br />

Bekleidungsgewerbe 27,9 64,5 59,5 11.330 523 106<br />

Le<strong>der</strong>gewerbe 49,7 68,7 67,6 1.967 156 27<br />

Holzgewerbe (o. H. v. Möbeln) 80,4 105,2 105,5 4.299 - 146 - 35<br />

Papiergewerbe 61,9 86,0 90,7 3.534 138 12<br />

Verlags-, Druckereigew., Vervielfg 29,8 43,7 49,8 90.872 7.158 1.362<br />

Kokerei, M<strong>in</strong>erlölverarb., H. v. Brutstoffen 71,4 - - 2<br />

Glas, Keramik, Verarb. V. Ste<strong>in</strong>e u. Er<strong>den</strong> 169,7 128,1 141,9 - 25.444 - 709 - 171<br />

Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung 69,5 70,1 63,2 2.896 290 47<br />

Herstellung v. Metallerzeugnissen 70,9 88,3 93,0 25.467 1.312 128<br />

Möbel, Schmuck, Musik<strong>in</strong>str., Sportger. u. a. 54,4 81,2 79,5 8.177 475 114<br />

Recycl<strong>in</strong>g 205,8 245,0 256,6 - 9.942 - 994 -174<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige <strong>in</strong>sgesamt 66,5 80,1 81,3 133.043 8.121 1.422<br />

- - -<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige - - -<br />

Chemische <strong>Industrie</strong> 60,5 91,5 81,4 10.950 177 56<br />

H. v. Gummi- u. Kunstoffwaren 84,4 96,7 96,3 5.988 143 22<br />

Masch<strong>in</strong>enbau 92,6 95,8 90,7 4.584 264 82<br />

Büromasch., DV-Geräte & -e<strong>in</strong>richtungen 57,2 79,8 81,9 1.294 59 9<br />

Elektroerz., -verteil., -geräte 71,0 84,6 78,3 6.034 372 81<br />

Rdf-, Fernseh- u. Nachrichtentech. 85,0 99,9 84,6 1.539 1 35<br />

Med-, Mess-, Steuer- u. Regeltech., Optik 80,2 106,1 100,1 4.559 - 166 0<br />

H. v. Kraftwagen <strong>und</strong> KFZ-Teile 119,7 124,7 100,9 - 910 - 90 0<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 40,3 83,8 88,1 1.758 46 6<br />

FuE-<strong>in</strong>t. Zweige <strong>in</strong>sgesamt 81,4 92,2 88,1 35.796 806 290<br />

- - -<br />

Verarbeitendes Gewerbe <strong>in</strong>sgesamt 1 71,6 85,3 83,8 167.312 8.943 1.712<br />

1) Differenzen <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Zahlen <strong>in</strong><br />

durch R<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> Datenlücken bei <strong>der</strong> Addition <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Zweige.<br />

Quelle: Berechnet nach: Stat. B<strong>und</strong>esamt, Fachserie 4, Reihe 4.1.2, 2001, S. 92 – 95 u.104 – 107<br />

Die Annäherung aber vollzog sich nicht gleichmäßig, es gibt vielmehr große Unterschiede zwischen<br />

<strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Industrie</strong>zweigen. Deutlich s<strong>in</strong>d drei Gruppen aus<strong>zu</strong>machen:<br />

1. Drei Zweige die das spezifische wd. Umsatzniveau überschritten haben (Glas ..., Kfz ...,<br />

Recycl<strong>in</strong>g), sie haben e<strong>in</strong>en Anteil am Umsatz aller Kle<strong>in</strong>betriebe im od. V. G. von rd. 21 vH<br />

2. Der Masch<strong>in</strong>enbau, <strong>der</strong> mit 93 vH des spezifischen Umsatzes die Annäherungsschwelle erreicht<br />

hat (Anteil am Umsatz rd. 14 vH)<br />

3. Fünf Zweige <strong>der</strong>en spezifischer Umsatz noch unter 60 vH des wd. Niveaus liegt (siehe Tabelle<br />

11). Auf diese Zweige entfallen 13 vH des Umsatzes aller Kle<strong>in</strong>betriebe im od. V.G.<br />

Positiv fällt auf, dass die FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweige e<strong>in</strong>en relativ ger<strong>in</strong>gen Abstand <strong>zu</strong>m spezifischen<br />

wd. Niveau bei allen drei berechneten Werten erreicht haben. Bei e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Zuwachsrate<br />

von 5 vH könnten sie <strong>in</strong> vier bis sechs Jahren, abhängig vom künftigen Wachstumstempo<br />

<strong>der</strong> FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige <strong>in</strong> WD, <strong>zu</strong>m wd. Niveau aufschließen. Die selbe Wachstumsrate für<br />

14


alle od. Kle<strong>in</strong>betriebe im V.G. unterstellt, ergäbe noch e<strong>in</strong>en Angleichungszeitraum von 7 – 9 Jahren.<br />

Aber dies ist e<strong>in</strong>e sehr unsichere Schät<strong>zu</strong>ng, da wesentliche Angaben für genauere Voraussagen<br />

fehlen, wie z.B. über das Anlagevermögen, die Wachstumstrends <strong>in</strong> wichtigen Zweigen, die<br />

Gew<strong>in</strong>n- <strong>und</strong> Investitionsentwicklung <strong>und</strong> schließlich auch über die Entwicklung <strong>der</strong> Insolvenzen,<br />

Zuwächse von Neugründungen <strong>und</strong> Ansiedlungen <strong>in</strong> diesem Unternehmensbereich.<br />

Immerh<strong>in</strong> kann angenommen wer<strong>den</strong>, dass, bei Fortset<strong>zu</strong>ng e<strong>in</strong>er gezielten För<strong>der</strong>ung durch die<br />

Wirtschaftspolitik von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n, im kommen<strong>den</strong> Jahrzehnt die <strong>in</strong>dustriellen Kle<strong>in</strong>betriebe<br />

<strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> das wd. Umsatz- <strong>und</strong> Beschäftigungsniveau erreichen wer<strong>den</strong> – damit lägen<br />

dann etwa 5 vH <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>produktion auf Westniveau. 23<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Betriebsgrößenstruktur auf <strong>den</strong> Angleichungsprozess<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Ursache für <strong>den</strong> gegenwärtigen Produktivitäts- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensrückstand <strong>der</strong><br />

od. gegenüber <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> ist die KMU-dom<strong>in</strong>ierte Betriebsgrößenstruktur, bzw. <strong>der</strong> Mangel<br />

an Großbetrieben <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n. Es ist dies e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> schwerwiegendsten Folgen <strong>der</strong><br />

Transformation (Filetierung <strong>und</strong> Abwicklung <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ate). Zwar s<strong>in</strong>d, nach Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

Transformationskrise <strong>und</strong> mit Konsolidierung <strong>der</strong> Betriebe, die überlebten bzw. von westlichen Investoren<br />

mo<strong>der</strong>nisiert wur<strong>den</strong>, beachtliche Fortschritte im Annäherungsprozess gemacht wor<strong>den</strong>.<br />

Dennoch bestehen große Lücken gegenüber <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Leistungsfähigkeit <strong>in</strong> Westdeutschland.<br />

Im September 2001 konzentrierten sich <strong>in</strong> Westdeutschland 45 vH <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>beschäftigten auf<br />

Großbetriebe 24 ; <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n aber nur 18 vH Noch stärker ist dieser Konzentrationsgrad<br />

beim Umsatz. Im Westen kamen r<strong>und</strong> 60 vH des Umsatzes aus Großbetrieben, im Osten nur<br />

32 vH Da die Produktivität <strong>in</strong> <strong>den</strong> Großbetrieben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel wesentlich größer ist als <strong>in</strong> KMU<br />

(vergleiche Tabelle 14), muss sich dieser Strukturunterschied negativ auf die Effektivität <strong>der</strong> od.<br />

<strong>Industrie</strong> <strong>in</strong>sgesamt auswirken: so lag ihr Umsatz je Beschäftigten im Sept. 2001 nur bei 77 vH des<br />

wd. Niveaus, <strong>der</strong> je Betrieb sogar nur bei 43 vH Diese deutliche Diskrepanz ist wesentlich <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong>anz<br />

von KMU <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n geschuldet, ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong> Indikator für die generelle Effektivitätsschwäche<br />

jedes e<strong>in</strong>zelnen od. <strong>Industrie</strong>betriebs.<br />

Die Daten <strong>der</strong> Tabelle 12 lassen hier<strong>zu</strong> <strong>in</strong>teressante Verän<strong>der</strong>ungen erkennen, die sich <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

letzten Jahren vollzogen haben.<br />

• In <strong>den</strong> Größenklassen bis 299 Beschäftigte <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> mit 500 u. m. liegt <strong>der</strong> Umsatz je Betrieb<br />

deutlich unter dem wd. Niveau. Jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse von 300 – 499 Beschäftigte, also bei <strong>den</strong><br />

starken Mittelbetrieben, hatte <strong>der</strong> Umsatz je Betrieb bereits das wd. Niveau erreicht.<br />

• Die gegenwärtige Differenzierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenstruktur od. <strong>Industrie</strong>betriebe wird noch deutlicher<br />

durch <strong>den</strong> Umsatz je Beschäftigten wi<strong>der</strong>gespiegelt. Sowohl bei <strong>den</strong> starken Mittelbetrieben<br />

als auch bei <strong>den</strong> Großbetrieben lag diese Effektivitätskennziffer im Sept. 2001 bereits über<br />

<strong>der</strong> jeweiligen wd.<br />

• Auffällig ist auch, dass im KMU-Bereich (Betriebe bis 499 Beschäftigte) die Zahlen <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

bei<strong>den</strong> deutschen Regionen durchschnittlich je Betrieb Beschäftigten <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Größenklasse<br />

dicht beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen. Das spricht dafür, dass sich die od. Betriebe bereits weitgehend dem<br />

betriebswirtschaftlichen Personaloptimum angeglichen haben, das von <strong>den</strong> wd. Betrieben repräsentiert<br />

wird. Die starke Ost-West-Diskrepanz zwischen Beschäftigten je Großbetrieb kennzeichnet<br />

dagegen e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Schwäche <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>: <strong>den</strong> Mangel an leistungsfähigen,<br />

<strong>in</strong>novativen <strong>und</strong> exportstarken Großbetrieben.<br />

• In je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Betriebsgrößenklasse lag im Sept. 2001 die Effektivitätskennziffer höher als<br />

die für <strong>den</strong> Durchschnitt aller Betriebe (e<strong>in</strong> statistisches Paradoxon). Dies spricht dafür, dass<br />

e<strong>in</strong>e, wenn nicht gar die Hauptursache für die <strong>in</strong>sgesamt große Effektivitätslücke <strong>zu</strong>m wd. Niveau<br />

aus <strong>den</strong> unterschiedlichen Größenstrukturen resultiert.<br />

23 Natürlich kommen jene <strong>in</strong>dustriellen Betriebe mit mehr als 19 Beschäftigten h<strong>in</strong><strong>zu</strong>, die ebenfalls bereits das wd. Produktivitätsniveau<br />

erreicht haben , bzw. künftig noch erreichen wer<strong>den</strong>, siehe hier<strong>zu</strong> Tabelle 20.<br />

24 Gemäß Richtl<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> EU, Betriebe mit 500 <strong>und</strong> mehr Beschäftigten.<br />

15


Tabelle 12<br />

Betriebe 1 des Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes nach Beschäftigungsgrößenklassen,<br />

September 2001<br />

Betriebe mit ... Besch./<br />

2<br />

Region<br />

bis 99 100 -299 300 – 499 über 500 <strong>in</strong>sgesamt<br />

Verteilungsrelationen nach Größenklassen<br />

Betriebe, vH<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> 80,65 15,59 2,27 1,49 100,00<br />

Westdeutschland 71,40 19,54 4,33<br />

Beschäftigte, vH<br />

4,73 100,00<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> 39,80 31,67 10,83 17,70 100,00<br />

Westdeutschland 20,39 23,10 11,55<br />

Umsatz, vH<br />

44,96 100,00<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> 27,10 28,14 13,20 31,57 100,00<br />

Westdeutschland 12,90 19,62 10,46<br />

Effektivitätskennziffern<br />

57,02 100,00<br />

Beschäftigte je Betrieb, Personen<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> 39,38 162,15 380,20 947,86 79,81<br />

Westdeutschland 40,77 168,77 381,25<br />

Umsatz je Betrieb, 1000 €<br />

1.356,39 142,75<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> 379,9 2.041,7 6.563,7 23.949,2 1.130,8<br />

Westdeutschland 472,9 2.628,1 6.328,6 31.540,0 2.617,3<br />

OD ( WD = 100) 80,34 77,69 103,72 75,93 43,21<br />

Umsatz je Beschäftigten, <strong>in</strong> €<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> 964,7 1.259,1 1.726,4 2.526,7 1.417,0<br />

Westdeutschland 1.160,1 1.557,2 1.659,9 2.325,3 1.833,4<br />

OD ( WD = 100) 83,16 80,86 104,00 108,66 77,29<br />

1) Nur Betriebe mit 20 <strong>und</strong> mehr Beschäftigten 2) Neue Län<strong>der</strong> e<strong>in</strong>schließlich Berl<strong>in</strong>-Ost, früheres B<strong>und</strong>esgebiet e<strong>in</strong>schließlich Berl<strong>in</strong>-<br />

West.<br />

Quelle: Berechnet nach: St. BA. Wiesba<strong>den</strong>, FS: 4, R. 4.1.2, September 2001.<br />

Die <strong>in</strong> Tabelle 12 sichtbaren Effektivitätsfortschritte tragen transformationsbed<strong>in</strong>gte Merkmale, s<strong>in</strong>d<br />

folglich nicht normale Ersche<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>es organischen Wachstums. Sie signalisieren vielmehr,<br />

dass die starken Mittelbetriebe <strong>und</strong> vor allem die Großbetriebe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Filialen westlicher<br />

Konzerne s<strong>in</strong>d. Diese haben ihre Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n voll auf e<strong>in</strong>e effektive<br />

Produktion ausgerichtet, das heißt hochgradige Spezialisierung, Anb<strong>in</strong>dung personal<strong>in</strong>tensiver<br />

Market<strong>in</strong>g-, Verwaltungs- <strong>und</strong> vor allem FuE-Funktionen an die Muttergesellschaften <strong>in</strong> <strong>den</strong> westlichen<br />

Standorten. Zusammen mit <strong>den</strong> mo<strong>der</strong>nen Produktionsanlagen <strong>und</strong> -ausrüstungen, die mit<br />

großzügigen Subventionen <strong>in</strong>stalliert wur<strong>den</strong>, führte diese drastische Verschlankung <strong>der</strong> Beschäftigung<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> ostdeutschen Filialen 25 <strong>zu</strong> hoher Effektivität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Betriebe.<br />

Dieses transformationsbed<strong>in</strong>gte Merkmal kennzeichnet die gesamte Unternehmensstruktur <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

neuen Län<strong>der</strong>n, also nicht nur die <strong>Industrie</strong>. Das zeigt e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> zwölf größten Unternehmen<br />

<strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland.<br />

25 Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle 12 gegebenen Zahlen <strong>zu</strong>r Beschäftigung je Betrieb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenklasse 500 u. m. Beschäftigte bestätigen diese<br />

Aussage.<br />

16


Tabelle 13<br />

Die umsatzgrößten Unternehmen <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland, 2001<br />

(Firmen-Rank<strong>in</strong>g 2001)<br />

Umsatz 2001 Beschäftigte 2001<br />

Mio. Euro Personen<br />

OD / WD OD WD OD WD<br />

Unternehmen 1<br />

VW Sachsen / Daimler Chrysler 4.816 152.873 6.941 379.544<br />

Verb<strong>und</strong>netz Gas / VW Wolfsburg 3.114 88.540 743 322.070<br />

Raff<strong>in</strong>erie / Siemens Berl<strong>in</strong> – München 2.619 87.000 630 484.000<br />

Jenoptik / Eon Düsseldorf 2.002 69.839 6.943 151.953<br />

Buna-Leuna / RWE Essen 1.353 56.751 2.271 169.979<br />

SB Handelsgesell. / Metro 1.225 49.522 5.269 186.814<br />

Envia Energie / Deutsche Telekom 1.158 48.309 2.691 257.058<br />

Edis Energie / BMW München 1.133 38.463 2.415 97.275<br />

Opel Eisenach / Thyssen-Krupp 1.100 38.008 1.950 193.516<br />

Rolls Roys, D / Rewe Gruppe 1.000 37.514 2.062 186.834<br />

Eko Stahl / Bosch 918 34.029 3.206 218.377<br />

Energie AG / Deutsche Post 808 33.379 1.321 321.369<br />

Die 12 Größten <strong>in</strong>sgesamt 21.245 734.227 36.442 2.968.789<br />

1) Dem od. Unternehmen ist das jeweils ranggleiche wd. nach dem „/“ gegenübergestellt<br />

Quelle: Die Topp 100 im Osten, Wirtschaft & Markt, Berl<strong>in</strong>, 08/02, S. 22 f.f.<br />

Auch hier wird <strong>zu</strong>nächst <strong>der</strong> enorme Abstand <strong>in</strong> <strong>der</strong> absoluten Größenordnung deutlich. Die zwölf<br />

größten ostdeutschen Unternehmen brachten es gerade e<strong>in</strong>mal auf drei Prozent des Umsatzes<br />

<strong>und</strong> ganze 1,2 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten gegenüber <strong>den</strong> zwölf größten, durchweg <strong>in</strong>ternational<br />

strukturierten Konzernen im früheren B<strong>und</strong>esgebiet. Der od. Umsatz je Beschäftigten lag allerd<strong>in</strong>gs<br />

bei 236 vH des westdeutschen Niveaus. Die größten od. Unternehmen s<strong>in</strong>d folglich hocheffektive,<br />

kle<strong>in</strong>e, spezialisierte Filialen, ohne Headquarter-Funktionen, westlicher Konzerne, mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> Jenoptik.<br />

Demgegenüber ist die übergroße Mehrheit <strong>der</strong> od. KMU noch immer durch hartnäckige, transformationsbed<strong>in</strong>gte<br />

Defizite gekennzeichnet. Die wesentlichsten wur<strong>den</strong> bereits oben zitiert (siehe S.<br />

11). Sie bil<strong>den</strong> <strong>zu</strong>sammen mit dem absolut <strong>zu</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang <strong>der</strong> Produktion <strong>und</strong> <strong>der</strong> KMU dom<strong>in</strong>ierten<br />

Betriebsstruktur die qualitätsbestimmen<strong>den</strong> Merkmale <strong>der</strong> ostdeutschen <strong>Industrie</strong> <strong>und</strong><br />

Wirtschaft <strong>in</strong>sgesamt. Diese od. Beson<strong>der</strong>heit zeigt sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> gegenüber wd. Verhältnissen<br />

stärkeren Effektivitätsdifferenzierung zwischen <strong>den</strong> Betriebsgrößenklassen.<br />

Tabelle 14<br />

Effektivitätsdifferenzierung 1 im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe nach Betriebsgrößenklassen 2<br />

Sept. 2001<br />

Betriebe mit ... Besch. /<br />

Regionen<br />

1 – 99 100 - 299 300 – 499 500 u. m. Insgesamt<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> 68 89 122 178 100<br />

Westdeutschland 63 85 91 127 100<br />

1) Umsatz je Beschäftigten 2) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten<br />

Quelle: Berechnet nach: St. BA. Wiesba<strong>den</strong>, FS: 4, R. 4.1.2, September 2001.<br />

In <strong>der</strong> od. Differenzierungsskala überragen deutlich die starken Mittelbetriebe <strong>und</strong> natürlich die<br />

Großbetriebe das durchschnittliche Effektivitätsniveau. E<strong>in</strong> weiteres Indiz dafür, dass diese Betriebe<br />

quasi implantierte Produktionsstätten im Gesamtgefüge <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>struktur darstellen;<br />

17


eben als Ergebnis <strong>der</strong> Transformation. Die Ergebnisse des Betriebspanel Ost bestätigen diesen<br />

Zusammenhang.<br />

Tabelle 15<br />

Betriebe <strong>und</strong> Umsatz im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe <strong>Ostdeutschland</strong>s nach <strong>den</strong> Eigentumsverhältnissen des Betriebes,<br />

2002<br />

Betriebe Umsatz<br />

Eigentumsverhältnis<br />

Anzahl Anteil Anteil Je Beschäftigten<br />

Tsd. v.H. v.H. Tsd. €<br />

Ostdeutsches Eigentum 33,3 80,4 28,9 74<br />

Westdeutsches Eigentum 6,1 14,7 50,0 158<br />

Ausländisches Eigentum 0,7 1,7 16,3 212<br />

Öffentliches Eigentum 0,1 0,2 0 45<br />

Sonstiges bzw. nicht bekannt 1,2 2,9 4,8 139<br />

Insgesamt 41,4 100,0 100,0 123<br />

Quelle: V. Dahms, J. Wahse, SÖSTRA, a.a.O., Tabellen 67E <strong>und</strong> 72E, unveröffentlichtes Manuskript<br />

Tabelle 15 zeigt, dass die Betriebe im re<strong>in</strong>en od. Management zwar die große Mehrheit stellen,<br />

aber nur rd. 30 vH des Umsatzes erreichten, während die 15 Prozent <strong>der</strong> Betriebe mit wd. Eigentümern<br />

die Hälfte des Umsatzes auf sich konzentrierten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Effektivität besaßen, die um<br />

mehr als das Doppelte über <strong>der</strong> <strong>in</strong> od. Betrieben lag. Auch die ausländischen, überwiegend westlichen,<br />

Investoren konzentrierten sich auf <strong>den</strong> Erwerb von Großbetrieben. Die große Effektivität <strong>der</strong><br />

Betriebe im wd. <strong>und</strong> ausländischem Eigentum ist nicht nur das Resultat mo<strong>der</strong>ner Produktionsanlagen<br />

<strong>und</strong> Ausrüstungen. H<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommt, dass diese Betriebe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> westliche Kooperations-,<br />

Be<strong>zu</strong>gs- <strong>und</strong> Absatznetze <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d, die entschei<strong>den</strong>d ihre Effektivität bee<strong>in</strong>flussen. Umgekehrt<br />

folgt daraus, dass die starken Mittel- <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Großbetriebe im westlichen<br />

Eigentum nur e<strong>in</strong>e sehr beschränkte Auswirkung auf regionale, od. Zulieferer <strong>und</strong> Kooperationspartner<br />

haben, sie s<strong>in</strong>d vielfach eben implantierte Filialen.<br />

Wie stark sich die Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betriebsgrößenstruktur auf die Effektivitätslücke zwischen<br />

<strong>der</strong> ost- <strong>und</strong> westdeutschen <strong>Industrie</strong> auswirken, zeigt folgende Modellrechnung: Wird unterstellt,<br />

dass sich im Sept. 2001 die od. Betriebe mit ihrem bis dah<strong>in</strong> erreichten realem Effektivitätsniveau<br />

je Beschäftigten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> selben Häufigkeit auf die e<strong>in</strong>zelnen Beschäftigtengrößengruppen aufgeteilt<br />

hätten wie <strong>in</strong> WD - also vor allem 45 vH <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>in</strong> Großbetrieben gearbeitet hätten etc.<br />

– ergäbe dies im <strong>in</strong>dustriellen Durchschnitt bereits e<strong>in</strong>e Angleichung an das wd. Effektivitätsniveau.<br />

Natürlich ist dieser Vergleich völlig fiktiv, weil sich <strong>in</strong> ihm nicht nur quantitative Größenstrukturen<br />

nie<strong>der</strong>schlagen. Diese s<strong>in</strong>d vielmehr nur Ausdruck sehr vielfältiger qualitativer Unterschiede zwischen<br />

<strong>den</strong> <strong>Industrie</strong>strukturen <strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West, auf die noch weiter e<strong>in</strong>gegangen wird. Aber <strong>den</strong>noch<br />

unterstreicht diese Modellrechnung welche großen negativen Auswirkungen sich aus e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Industrie</strong>struktur im H<strong>in</strong>blick auf Effektivität <strong>und</strong> auch E<strong>in</strong>kommen, was ja immer damit verb<strong>und</strong>en<br />

ist, ergeben, <strong>der</strong> regional historisch gewachsene, organisch <strong>in</strong>tegrierte Großbetriebe fehlen.<br />

Schließlich offenbart e<strong>in</strong>e Betrachtung wesentlicher <strong>Industrie</strong>lücken nach B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> ebenfalls<br />

die transformationsbed<strong>in</strong>gten Son<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> od. Verhältnisse.<br />

Industrialisierungsgrad. Nicht e<strong>in</strong> od. B<strong>und</strong>esland erreichte im Sept. 2001 <strong>den</strong> durchschnittlichen<br />

wd. Industrialisierungsgrad. Zwar lag <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen, dem od. Land mit <strong>der</strong> höchsten Industrialisierung,<br />

die <strong>Industrie</strong>quote bei <strong>den</strong> Beschäftigten ger<strong>in</strong>gfügig über jener <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>, dem<br />

am schwächsten <strong>in</strong>dustrialisiertem westlichen B<strong>und</strong>esland, aber dessen Umsatzquote 26 <strong>und</strong> auch<br />

Effektivitätsniveau überstiegen beträchtlich die Werte Thür<strong>in</strong>gens. Dies zeigt, dass selbst schwach<br />

ausgeprägte aber historisch gewachsene <strong>und</strong> überregional <strong>in</strong>tegrierte <strong>Industrie</strong>strukturen gegenüber<br />

transformationsgebildeten effektiver s<strong>in</strong>d. Im September 2001 gab es <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

immerh<strong>in</strong> 16 Betriebe mit 1.000 u. m. Beschäftigten, <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen dagegen nur drei.<br />

26 Umsatz je E<strong>in</strong>wohner<br />

18


Tabelle 16<br />

Umsatzverteilung auf zwei ausgewählte Betriebsgrößenklassen, Industrialisierungsgrad <strong>und</strong> Effektivität nach<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, Sept. 2001<br />

Anteil an Gesamtumsatz Industrialisierungsgrad<br />

1 - 99 1<br />

500 u. m. 1<br />

Beschäftigte 2<br />

Umsatz 3<br />

Län<strong>der</strong><br />

v.H. WD = 100<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg 14 54 141 123 87<br />

Bayern 11 62 116 115 99<br />

Berl<strong>in</strong>-West 12 - 51 69 137<br />

Bremen 10 - 114 207 181<br />

Hamburg 4 80 68 212 310<br />

Hessen 14 54 88 74 85<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen 13 58 82 93 113<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 16 48 93 88 94<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz 16 53 87 80 92<br />

Saarland 9 76 113 104 92<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> 21 38 59 54 91<br />

Effektivität 4<br />

Früh. B<strong>und</strong>esgebiet u. Berl<strong>in</strong>-West 13 57 100 100 100<br />

Berl<strong>in</strong>-Ost 31 - 18 14 80<br />

Bran<strong>den</strong>burg 27 41 40 34 85<br />

Mecklenburg-Vorpommern 25 - 32 33 103<br />

Sachsen 26 32 59 43 73<br />

Sachsen-Anhalt 27 26 48 41 85<br />

Thür<strong>in</strong>gen 30 22 67 44 66<br />

Neue Län<strong>der</strong> u. Berl<strong>in</strong>-Ost 27 32 48 38 77<br />

1) Anteil <strong>der</strong> Betriebsgrößenklasse am Gesamtumsatz aller Betriebe des jeweiligen Landes 2) <strong>Industrie</strong>-Beschäftigte je E<strong>in</strong>wohner des<br />

jeweiligen Landes 3) Umsatz je E<strong>in</strong>wohner des jeweiligen Landes 4) Umsatz je Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> des jeweiligen Landes<br />

Quelle: Berechnet nach: St. BA. Wiesba<strong>den</strong>, FS: 4, R. 4.1.2, September 2001.<br />

Effektivitätsniveau: Diese Kennziffern s<strong>in</strong>d z.T. überzeichnet durch das große Gewicht <strong>der</strong> Stadtstaaten,<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong>en sehr umsatzstarke Branchen konzentriert s<strong>in</strong>d (Schiffbau, Erdöl- <strong>und</strong> Tabakverarbeitung,<br />

Fahrzeugbau u.a.) Dennoch ist auch hier deutlich: nur e<strong>in</strong> od. B<strong>und</strong>esland erreichte <strong>den</strong><br />

wd. Durchschnittswert: Mecklenburg-Vorpommern. Aber dieser Wert signalisiert <strong>zu</strong>gleich die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Schwäche dieses Landes mit dem ger<strong>in</strong>gsten Industrialisierungsgrad <strong>in</strong> Deutschland. Der<br />

Effektivitätswert ergibt sich hier durch das große Gewicht, das <strong>der</strong> Schiffbau <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong>dustrieschwachen<br />

Struktur des Landes besitzt.<br />

Betriebsgrößenstruktur: In Bran<strong>den</strong>burg kam, im Sept. 2001, im Vergleich mit <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en od.<br />

Län<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> größte Umsatzanteil aus Großbetrieben, aber dieser Wert blieb nicht nur deutlich<br />

unter dem wd. Durchschnitt, er wurde <strong>zu</strong>dem nur von dem <strong>in</strong>dustrieschwachen Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>gfügig unterschritten. Insgesamt offenbaren sich auch mit diesem Vergleich <strong>in</strong> jedem e<strong>in</strong>zelnen<br />

od. B<strong>und</strong>esland die typischen Merkmale <strong>der</strong> Transformation: Dom<strong>in</strong>anz von KMU <strong>und</strong> Mangel<br />

an Großbetrieben (siehe: Industrialisierungsgrad).<br />

Im Sept. 2001 stan<strong>den</strong> 680 Betrieben mit 1.000 u. m. Beschäftigten im B<strong>und</strong>esgebiet West ganze<br />

30 solcher Betriebe <strong>in</strong> OD gegenüber. 27 Um <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n – e<strong>in</strong>schließlich Berl<strong>in</strong>-Ost – auf<br />

die gleiche Zahl von Betrieben mit 1.000 u. m. Beschäftigten je E<strong>in</strong>wohner <strong>zu</strong> kommen, wie es sie<br />

im Sept. 2001 im Westen gab, müssten 123 Betriebe dieser Größenordnung dort neu entstehen.<br />

Für e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Angleichung lassen sich z. Z. ke<strong>in</strong>e Zeithorizonte bestimmen – diese Lücke ist<br />

verfestigt.<br />

Das Fazit des <strong>in</strong>dustriellen Strukturwandels <strong>in</strong> OD ergibt sich aus <strong>den</strong> vom IWH ermittelten „Wohlfahrtsdeterm<strong>in</strong>anten“<br />

für Regionsgr<strong>und</strong>typen <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik im Ost-Westvergleich. Dabei<br />

wur<strong>den</strong> die „Wohlfahrtsgrößen“ für <strong>den</strong> jeweiligen Regionstyp im gesamtdeutschen Durchschnitt<br />

für die Jahre 1992-1994 gleich h<strong>und</strong>ert gesetzt <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Entwicklung bis 2001 verglichen.<br />

27 Quelle: St.B.A., Wiesba<strong>den</strong>, FS4, R. 4.1.2, 2001, S. 84 ff.<br />

19


Tabelle 17<br />

Wohlfahrtsdeterm<strong>in</strong>anten im Jahre 2001 nach siedlungsstrukturellen Regionsgr<strong>und</strong>typen<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt <strong>der</strong> jeweiligen Region 1992 – 1994 = 100<br />

Indikatoren Agglomerationsräume<br />

OD (Flächenlän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>) WD (Flächenlän<strong>der</strong>, Bremen, Hamburg)<br />

VerstädterteRäu-<br />

me<br />

Ländliche<br />

Räume<br />

Agglomerationsräume<br />

VerstädterteRäu-<br />

me<br />

Ländliche<br />

Räume<br />

<strong>Industrie</strong>besch.-Anteil 66,8 63,5 69,4 107,1 109,0 114,2<br />

Dienstl.-Besch-Anteil 107,6 111,7 108,4 98,4 97,1 96,1<br />

Durchschnittl. <strong>Industrie</strong>-<br />

64,9 67,0 73,6 107,2 106,9 110,5<br />

Betriebsgröße<br />

Bevölkerungsdichte 62,9 84,6 79,0 116,1 104,7 114,4<br />

Unternehmensdichte 84,4 82,2 79,9 103,7 104,5 109,8<br />

Quelle: IWH, Wirtschaft im Wandel, 15 / 2002, S. 483<br />

Das IWH hat die Situation <strong>in</strong> dem entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Zeitraum <strong>der</strong> od. Transformation (92/94) als<br />

Basisgröße gewählt, um dann die seither <strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West e<strong>in</strong>getretenen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>zu</strong> erfassen.<br />

Diese Daten belegen e<strong>in</strong>deutig die überwiegend gegensätzlichen Folgen <strong>der</strong> Integration ODs<br />

<strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik auf die „Wohlfahrtsdeterm<strong>in</strong>anten“ <strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West.<br />

• Der entschei<strong>den</strong>de Indikator „<strong>Industrie</strong>beschäftigte“ hat sich im Osten stark verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t, während<br />

er im Westen <strong>in</strong> allen drei Regionstypen <strong>zu</strong>nahm. Daran ist vor allem <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong><br />

<strong>Industrie</strong>beschäftigung <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n beteiligt, weil am gesamtdeutschen Durchschnitt<br />

gemessen wurde <strong>und</strong> weil auch <strong>in</strong> WD die <strong>Industrie</strong>beschäftigung nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Boomphase <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung leicht <strong>zu</strong>nahm.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Dienstleistungsbereichen Tätigen an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

hat sich im Osten <strong>in</strong> Reaktion auf die Unterentwicklung dieser Bereiche <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR erhöht; im<br />

Westen stagnierte dieser Indikator<br />

• Die durchschnittliche Betriebsgröße schrumpfte im Osten drastisch <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Transformation<br />

(Abwicklung <strong>der</strong> Großbetriebe) während im Westen sich <strong>der</strong> Konzentrationsprozess fortsetzte<br />

• Auch die Unternehmensdichte entwickelte sich gegensätzlich, sie verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te sich im Osten<br />

<strong>und</strong> stieg im Westen<br />

• Das chronische Wohlfahrtsgefälle zwischen West- <strong>und</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> verursachte schließlich<br />

die schrumpfende od. Bevölkerungsdichte.<br />

Dies s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutige Indikatoren dafür, das die Transformation nicht <strong>in</strong> Richtung Angleichung entschei<strong>den</strong><strong>der</strong><br />

Wohlfahrtsdeterm<strong>in</strong>anten an das wd. Niveau wirkte.<br />

20


Die Produktivitätslücke <strong>der</strong> od. <strong>zu</strong>r wd. <strong>Industrie</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Differenzierung nach Branchen<br />

Die <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR war quantitativ stark entwickelt, qualitativ breit <strong>und</strong> tief geglie<strong>der</strong>t, 1989<br />

beschäftigte sie 3,4 Mio. Personen 28 . Alle<strong>in</strong> im Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> Fahrzeugbau sowie im Bereich<br />

Elektrotechnik/Gerätebau waren <strong>zu</strong>sammen 1,5 Millionen Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte tätig, r<strong>und</strong> 120<br />

Prozent mehr, als im gesamten Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe <strong>Ostdeutschland</strong>s im Jahre 2001. Technisch<br />

<strong>und</strong> betriebswirtschaftlich war die <strong>Industrie</strong> <strong>der</strong> DDR jedoch gegenüber <strong>der</strong> wd. stark rückständig,<br />

so dass e<strong>in</strong>e beträchtliche Produktivitätslücke bestand. Nach <strong>den</strong> letzten Berechnungen<br />

<strong>der</strong> DDR Statistik für das Jahr 1987 erreichte sie etwa 50 vH des b<strong>und</strong>esdeutschen Produktivitätsniveaus.<br />

29 Das war bereits e<strong>in</strong>e schwere Hypothek, die von <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n bei ihrer E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik e<strong>in</strong>gebracht wurde. Die tiefe Transformationskrise aber ließ das Produktivitätsniveau<br />

noch weiter abstürzen. Nach <strong>den</strong> Berechnungen des DIW lag es 1991 bei nur<br />

noch 17 vH des wd. Niveaus. 30 Mit dem E<strong>in</strong>setzen des Aufholprozesses <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren<br />

erfolgte e<strong>in</strong> relativ rascher Anstieg <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Produktivität, im Zeitraum von 1991 bis 2001<br />

wuchs sie im Jahresdurchschnitt um 15,5 vH während sie <strong>in</strong> WD um 4,2 vH jährlich <strong>zu</strong>nahm 31 .<br />

Dieser Tempounterschied signalisiert <strong>zu</strong>nächst e<strong>in</strong>en beachtlichen Aufholprozess, <strong>der</strong> von Politikern<br />

<strong>in</strong> Regierungsverantwortung <strong>und</strong> auch von e<strong>in</strong>igen Forschungs<strong>in</strong>stituten als Beweis für e<strong>in</strong>e<br />

sehr erfolgreiche Wirtschaftspolitik herausgestrichen wird. E<strong>in</strong>e nähere Betrachtung dieser Entwicklung<br />

offenbart jedoch transformationsbed<strong>in</strong>gte Beson<strong>der</strong>heiten, die vor allem im H<strong>in</strong>blick auf<br />

<strong>den</strong> weiteren Angleichungsprozess an das wd. Niveau berücksichtigt wer<strong>den</strong> müssen.<br />

Tabelle 18<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Strukturwandel <strong>der</strong> Wertschöpfung 0 <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschlands,<br />

1991 – 2001, vH<br />

Hauptgruppen / Zweige<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1<br />

WSV 1991 -2001 Anteile am WSV, vH<br />

Durchsch. Jahresrate,<br />

vH<br />

1991 2001<br />

OD WD OD WD OD WD<br />

6,67 0,93 48,1 46,3 52,4 47,3<br />

Investitionsgüterproduzenten 4,71 1,37 28,8 34,5 26,0 36,8<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 6,54 - 1,48 3,9 5,1 4,2 4,1<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2<br />

4,74 - 1,11 19,2 14,1 17,4 11,8<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes<br />

1, 2<br />

Gewerbe 5,77 0,71 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Bergbau - 9,27 - 4,73 17,9 2,7 3,9 1,5<br />

1, 2<br />

Verarbeitendes Gewerbe 7,45 0,83 82,1 97,3 96,1 98,5<br />

Davon:<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 9,70 - 0,54 40,95 3<br />

39,76 50,35 3<br />

34,70<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 5,61 1,65 59,05 60,24 49,65 65,30<br />

0) Wertschöpfungsvolumen <strong>in</strong> Preisen von 1995 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne Verlagsgewerbe.<br />

3) Verarbeitendes Gewerbe jeweils = 100<br />

Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 45<br />

E<strong>in</strong>e erste, wesentliche od. Beson<strong>der</strong>heit lässt Tabelle 18 erkennen: das Wertschöpfungsvolumen<br />

stieg im Zeitraum von 1991 bis 2001 <strong>in</strong> <strong>den</strong> „nicht FuE-<strong>in</strong>tensiven“ Zweigen <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong><br />

schneller als <strong>in</strong> <strong>den</strong> „FuE-<strong>in</strong>tensiven“, dadurch verän<strong>der</strong>te sich die Struktur <strong>der</strong> Wertschöpfung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> negativ, nämlich <strong>zu</strong> ungunsten <strong>der</strong> <strong>in</strong>novations<strong>in</strong>tensiveren <strong>und</strong> produktiveren<br />

28 Verarbeitendes Gewerbe e<strong>in</strong>schließlich Energie, Baumaterialien, Wasserwirtschaft. Quelle: Statistisches Amt <strong>der</strong> DDR, Statistisches<br />

Jahrbuch ’90 <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik, S. 157 f.<br />

29 Dies war e<strong>in</strong>e methodisch sehr detaillierte, aufwendige Berechnung, die vor allem <strong>den</strong> Output <strong>und</strong> <strong>den</strong> Arbeitsaufwand <strong>der</strong> DDR-<br />

<strong>Industrie</strong> exakt erfasste. Schät<strong>zu</strong>ngen wd. Forschungs<strong>in</strong>stitute, DIW u. a., kamen auf 30 vH des wd. Niveaus <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt..<br />

30 Wertschöpfungsvolumen je Beschäftigten, nur Betriebe mit 20 u. m. Mitarbeiter nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a. a. O., S. 287<br />

31 Ebenda<br />

21


Zweige des gesamten od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes. Im früheren B<strong>und</strong>esgebiet verlief die Entwicklung<br />

umgekehrt, so dass sich die Struktur <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> bis 2001 positiv <strong>zu</strong>gunsten <strong>der</strong><br />

wertschöpfungs<strong>in</strong>tensiveren Zweige verän<strong>der</strong>te. Der Aufholprozess hat mith<strong>in</strong> die qualitative<br />

Struktur <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> gegenüber <strong>der</strong> <strong>in</strong> WD sogar noch ungünstiger gestaltet, als sie <strong>zu</strong> Beg<strong>in</strong>n<br />

des Aufholprozesses war. Dies muss sich hemmend auf die weiteren Produktivitätsfortschritte <strong>der</strong><br />

od. <strong>Industrie</strong> auswirken.<br />

Trotz des relativ raschen Produktivitäts<strong>zu</strong>wachses, klafft noch immer e<strong>in</strong>e außeror<strong>den</strong>tlich große<br />

Lücke <strong>zu</strong>m Produktivitätsniveau <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> wie Tabelle 19 zeigt. Dabei weisen <strong>den</strong> größten<br />

Rückstand die wertschöpfungs<strong>in</strong>tensiven Branchen <strong>der</strong> Investitionsgüterproduzenten <strong>und</strong> <strong>der</strong> FuE<strong>in</strong>tensiven<br />

Zweige <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> aus. Auffällig ist vor allem, dass die Investitionsgüter<strong>in</strong>dustrien<br />

auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> das niedrigste Produktivitätsniveau besitzen. Ebenso auffällig ist,<br />

das die FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweige zwar <strong>in</strong>nerhalb des od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes das höchste<br />

Produktivitätsniveau erreicht haben, was <strong>zu</strong> erwarten war, aber <strong>zu</strong>gleich die größte Produktivitätslücke<br />

im Vergleich mit <strong>den</strong> wd. Branchen offenbaren. Dies s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig Merkmale des Transformationsprozesses:<br />

Sowohl <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen des Bergbaus als auch <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>stoff-, Ver- <strong>und</strong><br />

Gebrauchsgüter<strong>in</strong>dustrien engagierten sich Konzerne <strong>und</strong> kapitalstarke westliche Investoren,<br />

schufen mo<strong>der</strong>ne, leistungsfähige Kapazitäten mit <strong>den</strong>en sie vor allem die lokalen Märkte <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

neuen Län<strong>der</strong>n besetzten, während <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen <strong>der</strong> od. Investitionsgüter<strong>in</strong>dustrien kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

mittlere Betriebe im überwiegend re<strong>in</strong>em od. Management, vielfach entstan<strong>den</strong> als Ausgründungen<br />

aus <strong>den</strong> Komb<strong>in</strong>aten, sich mit hoch spezialisierten Erzeugnissen <strong>in</strong> engen Marktnischen behaupteten.<br />

Tabelle 19<br />

Produktivitätsdifferenzen zwischen <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschlands, 2001,<br />

Wertschöpfungsvolumen je Beschäftigten <strong>zu</strong> Preisen v. 1995<br />

Hauptgruppen / Zweige<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1<br />

OD<br />

WSV je Beschäftigten<br />

WD OD<br />

In 1.000 Euro WD = 100<br />

50,66 67,14 75,45<br />

Investitionsgüterproduzenten 36,67 66,55 55,10<br />

Gebrauchsgüterproduzenten<br />

Verbrauchsgüterproduzenten<br />

43,14 57,33 75,25<br />

2<br />

40,46 52,88 76,57<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Ge-<br />

1, 2<br />

werbe<br />

44,02 64,43 68,35<br />

Bergbau<br />

1, 2<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Davon<br />

77,61<br />

43,28<br />

58,74<br />

64,53<br />

132,12<br />

67,07<br />

3 :<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 41,37 56,97 72,62<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 45,39 69,43 65,38<br />

1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 287<br />

Die transformationsbed<strong>in</strong>gten Beson<strong>der</strong>heiten treten noch deutlicher hervor, wenn die Produktivitätsdifferenzierung<br />

nach Branchen betrachtet wird. Überall dort, wo westliche Konzerne ihre Filialen<br />

auf- <strong>und</strong> ausgebaut haben, bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich diese Betriebe im Jahre 2001 auf wd. Produktivitätsniveau:<br />

siehe die Energiekonzerne im od. Bergbau (Tabelle 19), die großen westlichen Brauere<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> od. Getränkeherstellung, die westlichen Chemiekonzerne <strong>und</strong> Verlage <strong>in</strong> <strong>den</strong> entsprechen<strong>den</strong><br />

od. Zweigen, sowie die westlichen Marktführer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holzverarbeitung <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mess<strong>und</strong><br />

Regeltechnik, die Produktionsstätten im B<strong>und</strong>esgebiet-Ost <strong>in</strong>stallierten. (Tabelle 20). Dort jedoch,<br />

wo Betriebe im re<strong>in</strong>en Ostmanagement dom<strong>in</strong>ieren, wie z.B. <strong>in</strong> <strong>den</strong> Branchen des Masch<strong>in</strong>enbaus<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Elektrotechnik, liegt das Produktivitätsniveau erheblich unter dem <strong>der</strong> jeweiligen<br />

wd. Branche (Tabelle 20).<br />

22


Tabelle 20<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Gewicht ausgewählter Zweige des Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes 1,2<br />

<strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> nach dem Produktivitätsniveau, 2001<br />

Wertschöpfungsvolumen je Beschäftigten <strong>zu</strong> Preisen v. 1995, jeweils vH<br />

Zweige<br />

WSV / Besch<br />

Anteil am od. WSV <strong>in</strong>sgesamt<br />

WD = 100 Verarb. Gewerbe = 100<br />

Zweige mit wd. Produktivitätsniveau<br />

Getränkeherstellung 100,8 3,2<br />

Holzgewerbe 104,9 3,6<br />

Chemische <strong>Industrie</strong> 114,2 12,3<br />

Mess- <strong>und</strong> Regeltechnik 104,3 5,0<br />

Druckgewerbe 2<br />

98,6 2,7<br />

Zusammen 26,8<br />

Zweige mit sehr großer Produktivitätslücke 3<br />

Tabakverarbeitung 27,6 0,2<br />

M<strong>in</strong>eralölverarbeitung, Kokerei 39,1 0,4<br />

Spezialmasch<strong>in</strong>enbau 49,6 3,1<br />

Übriger Masch<strong>in</strong>enbau 43,0 2,3<br />

Elektrotechnik 42,9 4,5<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 42,7 2,0<br />

Zusammen 12,5<br />

1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne Verlagsgewerbe 3) Branchen mit weniger als 50 vH des<br />

Produktivitätsniveaus im gleichen wd. Zweig<br />

Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 45 <strong>und</strong> 287<br />

Der od. Masch<strong>in</strong>enbau, nach <strong>der</strong> Chemie <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>zweig mit dem größten Gewicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

Wertschöpfung, lässt recht deutlich die transformationsbed<strong>in</strong>gten Beson<strong>der</strong>heiten erkennen.<br />

Im Jahre 2001 hatte er e<strong>in</strong>en Anteil an <strong>der</strong> od. <strong>in</strong>dustriellen Wertschöpfung von 9 vH (<strong>in</strong><br />

WD = 15 vH) 32 <strong>und</strong> lag <strong>in</strong>sgesamt bei nur 53 vH des Produktivitätsniveaus im wd. Masch<strong>in</strong>enbau.<br />

Das IWH nennt für diesen relativ großen Rückstand folgende Ursachen:<br />

• Serien- sowie Endprodukte hätten, gemessen an wd. Verhältnissen, e<strong>in</strong>en relativ ger<strong>in</strong>gen<br />

Anteil am gesamten Produktionsvolumen. „Dementsprechend nimmt die k<strong>und</strong>enspezifische<br />

E<strong>in</strong>zelfertigung von Masch<strong>in</strong>en, häufig e<strong>in</strong>zelner Komponenten <strong>und</strong> Teile, e<strong>in</strong>en größeren Platz<br />

e<strong>in</strong>, was niedrigere Produktivität bed<strong>in</strong>gt.“ 33<br />

• „Produktionsstruktur <strong>und</strong> Fertigungsmetho<strong>den</strong> korrespondieren mit <strong>den</strong> relativ kle<strong>in</strong>en Betriebsgrößen,<br />

die sich im Masch<strong>in</strong>enbau <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong> herausgebildet haben.“ Im Jahre<br />

2001 gab es <strong>in</strong> OD nur sieben Großbetriebe 34 im Masch<strong>in</strong>enbau, <strong>in</strong> WD aber 341. Diese Größenstruktur<br />

führe da<strong>zu</strong>, dass od. Betriebe <strong>in</strong> weitaus ger<strong>in</strong>gerem Umfange als wd. „Skalenerträge“<br />

erzielen. 35<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gibt es auch Segmente im od. Masch<strong>in</strong>enbau, <strong>der</strong>en Betriebe das jeweilige wd. Produktivitätsniveau<br />

erreicht <strong>und</strong> teilweise überschritten haben. „Berechnungen <strong>zu</strong>r Umsatzproduktivität<br />

nach Betriebsgrößenklassen für 2000 <strong>und</strong> 2001 (September) belegen, dass die kle<strong>in</strong>en Masch<strong>in</strong>enbaubetriebe<br />

(bis 19 Beschäftigte) <strong>und</strong> die Betriebe mit 300 bis 499 Beschäftigten um über e<strong>in</strong><br />

Zehntel produktiver s<strong>in</strong>d als die Betriebe <strong>in</strong> Westdeutschland.“ 36 Hier wer<strong>den</strong> die bereits oben genannten<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Transformation wie<strong>der</strong> sichtbar (Vergleiche Tabelle 12 <strong>und</strong> S. 13):<br />

• Die starken Mittelbetriebe s<strong>in</strong>d überwiegend leistungsfähige Filialen wd. Investoren (meist<br />

Konzerne), die sich auf e<strong>in</strong>e hochproduktive, stark verschlankte Produktion spezialisiert haben<br />

(implantierte Produktionsstätten).<br />

32 Nur Betriebe mit 20 u. m. Mitarbeiter nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a. a. O., S. 45<br />

33 IWH, Wirtschaft im Wandel, Heft 2/2003, S. 44<br />

34 Betriebe mit 500 u. m. Beschäftigte; Quelle: ebenda<br />

35 Ebenda<br />

36 Ebenda<br />

23


• Bei <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben handelt es sich vielfach um sehr erfolgreiche Ausgründungen aus<br />

Komb<strong>in</strong>aten, die mit <strong>in</strong>novativen, FuE-<strong>in</strong>tensiven Produkten bestimmte Marktnischen erobern<br />

konnten. Häufig bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich solche Betriebe im re<strong>in</strong>en Ostmanagement. Aber auch westliche<br />

Neuansiedler zählen da<strong>zu</strong>, die e<strong>in</strong> günstiges Umfeld für hochproduktive Fertigung nutzten<br />

(Fachkräfte, Forschungse<strong>in</strong>richtungen).<br />

Transformationstypisch auch das Bild <strong>der</strong> Elektro<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> OD, 2001 lag ihr Produktivitätsniveau<br />

bei nur 43 vH des wd. Hier hat die Transformation vor allem da<strong>zu</strong> geführt, dass die großen Kapazitäten<br />

für die Massenfertigung von elektrotechnischen Geräten <strong>und</strong> Ausrüstungen fast gänzlich<br />

verschw<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Im September 2001 gab es <strong>in</strong> <strong>den</strong> elektrotechnischen <strong>und</strong> elektronischen<br />

Branchen <strong>in</strong> OD 19 Großbetriebe, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en WDs jedoch 337. 37<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Transformation zeigen sich jedoch auch auf an<strong>der</strong>e Art: Erstaunlich ist, dass<br />

die od. Betriebe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabak- <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralölverarbeitung, allesamt im Eigentum westlicher Konzerne,<br />

bedeutend unter dem Produktivitätsniveau <strong>der</strong> Betriebe dieser Branche <strong>in</strong> WD bleiben (<br />

Tabelle 20). Die Ursachen dafür s<strong>in</strong>d nicht rückständige, veraltete od. Produktionsanlagen, vielmehr<br />

dürften sie hauptsächlich <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bewertungs- <strong>und</strong> Abrechnungsmetho<strong>den</strong> <strong>der</strong> Produktionsergebnisse<br />

an <strong>den</strong> od. Standorten durch die jeweiligen Konzernzentralen im Westen <strong>zu</strong> suchen<br />

se<strong>in</strong>. 38<br />

Schließlich bleibt noch auf die transformationsbed<strong>in</strong>gte Entwicklungsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Produktivität<br />

im od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe h<strong>in</strong><strong>zu</strong>weisen.<br />

Tabelle 21<br />

Zuwachs <strong>der</strong> Wertschöpfung je Beschäftigten im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs,<br />

Preise von 1995, Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr vH<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

88,3 30,6 22,5 15,1 9,7 12,2 8,4 6,8 8,4 2,2<br />

Nachrichtlich: Westdeutschland<br />

0,9 -1,7 9,9 3,2 3,7 6,7 5,3 2,2 6,1 -0,2<br />

Quelle: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 287<br />

Tabelle 21 macht deutlich, woraus sich die relativ hohe durchschnittliche jährliche Zuwachsrate <strong>der</strong><br />

od. Produktivität von 15,5 vH im Zeitraum von 1991 bis 2001 ergibt. Der sprunghafte Anstieg <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Jahren 1992 bis 1995 ist e<strong>in</strong> Basiseffekt: nach dem tiefen Absturz von 1990/91 erholte sich die<br />

Produktivität <strong>in</strong> großen Schritten mit dem Tempo <strong>der</strong> westlichen Kapital<strong>zu</strong>flüsse <strong>und</strong> <strong>den</strong> Anpassungserfolgen<br />

<strong>der</strong> Betriebe im Ostmanagement. Diese Effekte mussten abkl<strong>in</strong>gen, <strong>den</strong>noch gab es<br />

auch danach noch Produktivitätsschübe. Sie resultierten aus <strong>der</strong> sukzessiven Produktionsreife von<br />

Großprojekten bzw. umfangreicheren, längerfristigen Mo<strong>der</strong>nisierungs<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> KMU. Insgesamt<br />

aber „normalisieren“ sich die Produktivitäts<strong>zu</strong>wächse, was durch die niedrige Rate von 2001<br />

unterstrichen wird, die auch durch die Rezession <strong>in</strong> diesem Jahr bee<strong>in</strong>flusst ist. Diese Normalisierung<br />

<strong>der</strong> Produktivitätsentwicklung bei nach wie vor großem Produktivitätsrückstand gegenüber<br />

<strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> ist e<strong>in</strong> Indiz dafür, dass die <strong>in</strong>zwischen etablierte Struktur <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> nach<br />

Branchen, Betriebsgrößen, Fertigungsmetho<strong>den</strong> <strong>und</strong> Produktsortimenten sich verfestigt hat <strong>und</strong><br />

weitere wesentliche Verän<strong>der</strong>ungen (Produktivitätsschübe) unwahrsche<strong>in</strong>lich wer<strong>den</strong>.<br />

37 Quelle: St.B.A. Wiesba<strong>den</strong>, FS. 4, R. 4.1.2, 2001, S. 84 ff. OD e<strong>in</strong>schl. Berl<strong>in</strong>-Ost, WD e<strong>in</strong>schl. Berl<strong>in</strong>-West<br />

38 Natürlich spielen hier unterschiedliche Betriebsgrößen <strong>und</strong> auch Sortimentsstrukturen e<strong>in</strong>e gewisse Rolle, <strong>den</strong> Ausschlag aber dürften<br />

<strong>den</strong>noch konzern<strong>in</strong>terne Verrechnungsmetho<strong>den</strong> geben.<br />

24


Wachstum <strong>und</strong> Intensität <strong>der</strong> Exporte <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong><br />

Das große, chronische Defizit zwischen Produktion <strong>und</strong> Verbrauch <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> ist <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Folge <strong>zu</strong> ger<strong>in</strong>ger regionaler Eigenerzeugung von Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen. Da jedoch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er arbeitsteiligen Wirtschaft <strong>der</strong> Eigenbedarf nicht autark produziert wer<strong>den</strong> kann, entscheidet<br />

auch die Exportfähigkeit e<strong>in</strong>er Region über ihre wirtschaftliche Lebensfähigkeit. Für das<br />

B<strong>und</strong>esgebiet-West s<strong>in</strong>d hohe Exportüberschüsse seit Jahrzehnten e<strong>in</strong> überzeugendes Merkmal<br />

ihrer <strong>in</strong>dustriellen Leistungs- <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerbsfähigkeit. Ganz an<strong>der</strong>s ist die Situation<br />

<strong>in</strong> OD. Die vorstehend skizzierten Defizite <strong>in</strong> <strong>den</strong> od. <strong>Industrie</strong>strukturen lassen bereits vermuten,<br />

dass sie sich auch äußerst negativ auf ihre Exportfähigkeit auswirken müssen. Zum <strong>zu</strong><br />

ger<strong>in</strong>gem Industrialisierungsgrad <strong>der</strong> Region gesellt sich e<strong>in</strong>e ausgeprägte, chronische Exportschwäche.<br />

Mit <strong>der</strong> Transformationskrise brach <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten neunziger Jahren auch <strong>der</strong> Export <strong>zu</strong>sammen. 39<br />

Im Jahre 1991 kamen aus <strong>der</strong> abstürzen<strong>den</strong> od. <strong>Industrie</strong>produktion gerade e<strong>in</strong>mal 2,6 vH <strong>der</strong> gesamtdeutschen<br />

Exporte. Erst 1994 begannen sie sich zögernd <strong>zu</strong> erholen, zeigten dann Zuwachssprünge<br />

mit <strong>der</strong> Vollendung von Investitionsprojekten <strong>und</strong> Kapazitätserweiterungen. (Tabelle 22)<br />

Tabelle 22<br />

Exportentwicklung des od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes 1<br />

Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr vH<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

-7,5 -6,0 7,1 16,3 6,2 33,9 34,1 10,4 31,4 14,2<br />

1) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten<br />

Quelle: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 23 f.<br />

Insgesamt kennzeichnet <strong>den</strong> Zeitraum von 1991 bis 2001 e<strong>in</strong>e durchschnittliche jährliche Zuwachsrate<br />

von 15 vH wodurch sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> od. am Export <strong>der</strong> gesamtdeutschen <strong>Industrie</strong><br />

fast verdoppelte, wie die Tabelle 23 zeigt. Dennoch bleibt <strong>der</strong> gegenwärtige Anteil ODs an <strong>den</strong><br />

gesamtdeutschen <strong>Industrie</strong>exporten von r<strong>und</strong> fünf Prozent quantitativ völlig ungenügend gegenüber<br />

dem <strong>in</strong>vestiven <strong>und</strong> privaten Verbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Im Jahre 2001 lagen die od. Exporte je<br />

E<strong>in</strong>wohner bei nur 22 vH des wd. Wertes. Um hier e<strong>in</strong>e Angleichung <strong>zu</strong> erreichen, müssten die od.<br />

Exporte im nächsten Jahrzehnt um jährlich 16 vH <strong>zu</strong>nehmen, also schneller als im Zeitraum bis<br />

2001. Damit aber wäre erst <strong>der</strong> wd. Stand von 2001 erreicht. Wird nun unterstellt, dass die wd.<br />

Exporte sich auch im kommen<strong>den</strong> Jahrzehnt mit <strong>der</strong> gleichen Zuwachsrate entwickeln wie im vergangenen,<br />

müssten sich die od. Ausfuhren um 24 vH jährlich erhöhen, um an das dann angewachsene<br />

wd. Niveau (Export je E<strong>in</strong>wohner) heran<strong>zu</strong>kommen. Dieser Überschlag ist wie<strong>der</strong>um<br />

völlig fiktiv <strong>und</strong> birgt viele Unwägbarkeiten, von <strong>der</strong> weiteren Bevölkerungsentwicklung – die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Modellrechnung konstant gehalten wurde - bis <strong>zu</strong> <strong>den</strong> künftigen wirtschaftlichen Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Er verdeutlicht jedoch, dass die mit <strong>der</strong> Transformation entstan<strong>den</strong>e Exportlücke <strong>zu</strong>m wd.<br />

Niveau irreversibel ist; <strong>den</strong>n ihre Überw<strong>in</strong>dung setzte quantitative <strong>und</strong> strukturelle Wandlungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> voraus, die mehr als unwahrsche<strong>in</strong>lich s<strong>in</strong>d. 40<br />

Es s<strong>in</strong>d vor allem die qualitativen Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> od. Exporte, die e<strong>in</strong>er Angleichung an<br />

das Westniveau massiv entgegenstehen.<br />

39<br />

Dies <strong>in</strong> zweifacher H<strong>in</strong>sicht: Zum E<strong>in</strong>en verloren <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> DM-E<strong>in</strong>führung die endogenen Produktionsstätten ihre <strong>in</strong>ternationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Zweiten g<strong>in</strong>gen die traditionellen Ostmärkte verloren.<br />

40<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>art hohe Exportdynamik über e<strong>in</strong>en Zeitraum von zehn Jahren ist weltweit <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Region bisher beobachtet wor<strong>den</strong>, sie ist<br />

illusionär.<br />

25


Tabelle 23<br />

Exportentwicklung <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> im Vergleich mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> WD 0 .<br />

Exporte <strong>in</strong> jeweiligen Preisen, vH<br />

1991 – 2001 1991 2001 2001<br />

Hauptgruppen / Zweige OD WD OD OD WD<br />

Durchsch. Jahresrate vH D = 100 Exportanteil, vH<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 17,4 6,0 2,5 5,8 44,4 35,9<br />

Investitionsgüterproduzenten 14,7 7,4 2,6 4,2 45,6 51,9<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 13,8 4,9 2,2 3,7 2,7 3,4<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 7,9 6,1 3,2 4,1 7,4 8,7<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes<br />

Gewerbe 1)2)<br />

15,0 6,7 2,6 4,8 100,0 100,0<br />

Bergbau -17,3 -8,6 16,7 7,5 0,2 0,1<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2)<br />

Davon<br />

15,3 6,7 2,5 4,8 99,8 99,9<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 13,1 3,7 2,9 6,6 27,7 3<br />

19,6 3<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 13,2 6,5 2,4 4,3 72,3 3<br />

80,4 3<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

3) Verarbeitendes Gewerbe = 100<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 23<br />

Zwar erweisen sich auch <strong>in</strong> OD die FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweige <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> als die exportdom<strong>in</strong>ieren<strong>den</strong>,<br />

sie erbrachten 2001 über siebzig Prozent <strong>der</strong> gesamten od. <strong>in</strong>dustriellen Ausfuhren. Ihr Anteil<br />

an <strong>den</strong> gesamtdeutschen Exporten dieser Zweige aber erreichte nur 4,3 Prozent, e<strong>in</strong>e wahrhaft<br />

marg<strong>in</strong>ale Größe (siehe Tabelle 23).<br />

Natürlich bleibt <strong>zu</strong> beachten, dass viele od. FuE-<strong>in</strong>tensive Unternehmen als leistungsfähige Zulieferer<br />

für wd. F<strong>in</strong>alisten fungieren <strong>und</strong> so <strong>in</strong>direkt an <strong>der</strong> Export<strong>in</strong>tensität wd. Unternehmen beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d. Der Region OD aber entgehen <strong>den</strong>noch die Exporterlöse (Außenhandelsbilanz) <strong>und</strong> auch die<br />

Innovationsrenditen, die Exporteure von F<strong>in</strong>alerzeugnissen auf dem Weltmarkt realisieren.<br />

Schließlich offenbart auch e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Exportquoten zwischen Zweigen <strong>der</strong> od. <strong>und</strong> wd. <strong>Industrie</strong><br />

die Exportschwäche <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong>. Bereits <strong>der</strong> Vergleich für die gesamte <strong>Industrie</strong> sowie<br />

<strong>der</strong> für das Verarbeitende Gewerbe macht deutliche Unterschiede sichtbar. Exportierte das od.<br />

Verarbeitende Gewerbe 2001 etwa e<strong>in</strong> Viertel se<strong>in</strong>er Erzeugnisse, so das wd. fast vierzig Prozent<br />

(siehe Tabelle 24).. Groß ist auch die Diskrepanz, wenn die FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verglichen wer<strong>den</strong>. In WD exportierten sie mehr als die Hälfte ihres gesamten Umsatzes <strong>in</strong> OD<br />

36 vH Auffällig aber ist auch, dass die Exportquote <strong>der</strong> nicht FuE-<strong>in</strong>tensiven od. Zweige erheblich<br />

niedriger liegt als die <strong>der</strong> wd., e<strong>in</strong>e Folge des großen Mangels an export<strong>in</strong>tensiven Großbetrieben<br />

<strong>in</strong> diesen konventionellen Bereichen <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>.<br />

26


Tabelle 24<br />

Exportquoten 0 <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland im Jahre 2001<br />

jeweilige Preise, vH<br />

2001<br />

Hauptgruppen / Zweige OD WD<br />

Exportquoten, vH<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 22,1 31,8<br />

Investitionsgüterproduzenten 37,9 54,4<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 18,7 34,5<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 8,5 22,1<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 23,7 38,8<br />

Bergbau 2,4 4,6<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 24,1 39,1<br />

Davon<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 12,5 20,1<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 36,3 51,3<br />

0) Anteil <strong>der</strong> Exporte am Umsatz, jeweilige Preise 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 12 <strong>und</strong> 23<br />

Aufschlussreich ist auch, dass im früheren B<strong>und</strong>esgebiet sechs bedeutende <strong>Industrie</strong>zweige 41 , die<br />

im Jahre 2001 über die Hälfte des <strong>in</strong>dustriellen Umsatzes auf sich konzentrierten, Exportquoten<br />

von 50 u. m. Prozent erzielten. Im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs gab es nur zwei solcher Zweige,<br />

<strong>den</strong> „Kraftwagenbau“ <strong>und</strong> <strong>den</strong> „Sonstigen Fahrzeugbau“, die <strong>zu</strong>sammen 15 vH des Umsatzes erbrachten.<br />

Die eklatante Exportschwäche <strong>der</strong> Neuen Län<strong>der</strong> ist die entschei<strong>den</strong>de Ursache für ihren hohen<br />

Transferbedarf <strong>und</strong> diese wie<strong>der</strong>um das Ergebnis <strong>der</strong> De<strong>in</strong>dustrialisierung im Gefolge <strong>der</strong> Transformation.<br />

In <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren wer<strong>den</strong> die od. <strong>in</strong>dustriellen Ausfuhren zwar weiterh<strong>in</strong> relativ<br />

rasch anwachsen – parallel mit <strong>den</strong> Produktivitätsfortschritten <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong>sgesamt - aber<br />

trotzdem weit h<strong>in</strong>ter dem spezifischen wd. Exportniveau <strong>zu</strong>rückbleiben <strong>und</strong> sie wer<strong>den</strong> auch noch<br />

für lange Zeit <strong>den</strong> realen Transferbedarf <strong>der</strong> Region nicht spürbar entlasten.<br />

Zudem bleibt <strong>zu</strong> berücksichtigen, dass die od. Ausfuhr bereits gegenwärtig außeror<strong>den</strong>tlich stark<br />

von <strong>der</strong> ökonomischen Entwicklung auf dem Weltmarkt abhängig ist. So berichtet das IWH über<br />

die od. Ergebnisse für das Krisenjahr 2002: „Die Zuwachsrate <strong>der</strong> Warenausfuhr betrug nach vorläufigen<br />

Angaben knapp e<strong>in</strong> Prozent.“ 42 In <strong>den</strong> Vorjahren waren sie noch mit zweistelligen Raten<br />

gewachsen (vergl. Tabelle 22). Damit war <strong>der</strong> Anteil ODs am gesamtdeutschen Export 2002 auf<br />

4,5 vH gesunken. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>art hohe konjunkturelle Abhängigkeit <strong>der</strong> Exporte spricht ebenfalls dafür,<br />

dass sich die od. Wirtschaft nicht mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Phase rasch aufholen<strong>der</strong> Entwicklung bef<strong>in</strong>det,<br />

vielmehr auch hier auf <strong>den</strong> Pfad e<strong>in</strong>er Normalisierung auf dem erreichten Niveau e<strong>in</strong>geschwenkt<br />

ist.<br />

Transformationsbed<strong>in</strong>gte Investitionsentwicklung<br />

E<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Transformation bestand dar<strong>in</strong>, dass mit <strong>der</strong> DM-E<strong>in</strong>führung alle Unternehmen<br />

<strong>in</strong> OD ohne f<strong>in</strong>anzielle Reserven <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kapitalismus starten mussten. Für die aus Konkurrenzgrün<strong>den</strong><br />

unabd<strong>in</strong>gbar notwendigen Investitionen <strong>zu</strong>r Technologie- <strong>und</strong> Produktmo<strong>der</strong>nisierung<br />

gab es nur zwei externe Quellen: westliche private Investoren o<strong>der</strong> Verschuldung bei westlichen<br />

Banken. Das ließ die Investitionstätigkeit <strong>zu</strong>nächst völlig <strong>zu</strong>sammenbrechen. Erst mit dem Ausbau<br />

sehr breiter <strong>und</strong> großzügiger öffentlicher Investitionsför<strong>der</strong>ung – auch über Sanierungsprojekte <strong>der</strong><br />

THA – sprang die <strong>in</strong>dustrielle Investitionsentwicklung ab 1992 wie<strong>der</strong> an.<br />

41 Chemie, Masch<strong>in</strong>enbau, Medientechnik, Mess- <strong>und</strong> Regeltechnik, Kraftfahrzeugbau <strong>und</strong> Sonstiger Fahrzeugbau<br />

42 IWH, Wirtschaft im Wandel, 8 / 2003, S. 231<br />

27


Die Investitionswelle von 1992 spiegelt zwei transformationstypische Eigenheiten wi<strong>der</strong>: die besitzergreifen<strong>den</strong><br />

Anlagen westlicher Erwerber od. Unternehmen (Privatisierung) <strong>und</strong> natürlich <strong>den</strong><br />

Basiseffekt <strong>der</strong> tiefen Transformationskrise. Diese Welle ebbte jedoch schnell ab, <strong>in</strong> <strong>den</strong> FuE<strong>in</strong>tensiven<br />

Zweigen bereits 1993 (siehe Tabelle 25). Insgesamt zeigt die Investitionsentwicklung<br />

bis <strong>in</strong> die Gegenwart h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nicht das typische Muster e<strong>in</strong>er nach- <strong>und</strong> aufholen<strong>den</strong> Entwicklung,<br />

nämlich relativ hohe Zuwachsraten über viele Jahre h<strong>in</strong>weg. In fünf von <strong>den</strong> zehn Jahren des Zeitraumes<br />

bis 2001 kam es z.T. <strong>zu</strong> drastischen E<strong>in</strong>brüchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Investitionstätigkeit. Statt e<strong>in</strong>er langen,<br />

zügig aufstreben<strong>den</strong> Wachstumskurve ergab sich e<strong>in</strong>e stark schwankende, oft abstürzende<br />

<strong>und</strong> flach dah<strong>in</strong> dümpelnde Investitionsentwicklung: die durchschnittliche Jahresrate für Investitionen<br />

im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs im Zeitraum von 1991 bis 2001 liegt bei 0,4 vH (siehe Tabelle<br />

27)<br />

E<strong>in</strong>e weitere transformationsbed<strong>in</strong>gte Beson<strong>der</strong>heit wi<strong>der</strong>spiegelt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> od. <strong>in</strong>dustriellen<br />

Investitionen. Auffällig ist bereits, dass sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweigen nach <strong>der</strong><br />

besitzergreifen<strong>den</strong> Welle (Erwerb <strong>der</strong> Filetstücke) das Investitionsvolumen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 1993 <strong>und</strong><br />

1994 erheblich verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te. Erst 1995, wie<strong>der</strong>um mit starkem Basiseffekt, belebten sich <strong>in</strong> diesem<br />

wichtigen Bereich <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> die Anlage<strong>in</strong>vestitionen wie<strong>der</strong>. In dieser Entwicklung wird die<br />

Strategie <strong>der</strong> westlichen Investoren deutlich; sie konzentrierten sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Phase <strong>der</strong> Kapitalisierung<br />

od. Produktionskapazitäten auf jene, die auf die Eroberung <strong>der</strong> lokalen Märkte gerichtet<br />

waren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e schnelle, risikoarme Verwertung erwarten ließen. Das waren die Gr<strong>und</strong>stoff<strong>in</strong>dustrien<br />

(Baustoffe, Energie) <strong>und</strong> die Zweige <strong>der</strong> Nahrungs-, Genussmittel- <strong>und</strong> Verbrauchsgüterbranchen.<br />

Tabelle 25<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Bruttoanlage<strong>in</strong>vestitionen 0 <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>, Preise von 1995<br />

Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr vH<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2)<br />

34,4 6,7 - 8,4 0,3 7,1 - 5,6 - 5,3 - 2,3 4,0 - 2,2<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

37,7 13,6 - 8,2 - 11,7 2,8 - 9,2 - 13,9 -2,2 - 2,9 - 8,7<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

28,4 - 3,6 - 8,6 21,4 13,6 - 1,5 4,8 - 2,0 9,4 3,2<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 254 f.<br />

Der od. Bedarf an technisch hochwertigen Konsum- <strong>und</strong> Investitionsgütern wurde von <strong>den</strong> Produktionskapazitäten<br />

westlicher Standorte gedeckt. Die Struktur <strong>der</strong> bis <strong>zu</strong>m Jahre 2001 <strong>in</strong>vestierten<br />

Anlagen beweist dies. Nur 18 vH <strong>der</strong> kumulierten Investitionssumme floss <strong>in</strong> die Investitionsgüter<strong>in</strong>dustrien<br />

<strong>und</strong> dies bei e<strong>in</strong>er außeror<strong>den</strong>tlich großen regionalen Nachfrage – e<strong>in</strong> weiteres Indiz<br />

dafür, dass westliche Investoren sich für diesen Bereich <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> nicht son<strong>der</strong>lich <strong>in</strong>teressierten.<br />

Erst <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten Jahren belebte sich die Investitionsentwicklung <strong>in</strong> <strong>den</strong> FuE-<strong>in</strong>tensiven<br />

Zweigen des Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes wo<strong>zu</strong> die erfolgreichen, <strong>in</strong>novativen Betriebe im re<strong>in</strong>en<br />

Ostmanagement, die nun langsam <strong>in</strong> die Gew<strong>in</strong>nzone gelangen, erheblich beitragen (siehe Tabelle<br />

27).<br />

28


Tabelle 26<br />

Bruttoanlage<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> 0 im Zeitraum von 1991 bis 2001,<br />

<strong>zu</strong> Preisen von 1995<br />

Hauptgruppen / Zweige<br />

Summe<br />

1991 – 2001<br />

Struktur<br />

Durchsch.<br />

Jahresrate<br />

Mrd. € v.H.<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 51,25 63,5 0,9<br />

Investitionsgüterproduzenten 14,69 18,2 - 1,4<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 1,80 2,3 - 2,7<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 12,95 16,0 - 9,3<br />

- -<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 80,68 100,0 - 1,3<br />

Bergbau 6,48 8,0 - 16,4<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2)<br />

Davon<br />

74,19 92,0 0,4<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 40,30 54,2 3<br />

- 1,2<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 33,99 45,8 3<br />

5,9<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

3) Verarbeitendes Gewerbe = 100<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 254 f.<br />

Gegenüber 1991 hat sich bis <strong>zu</strong>m Jahre 2001 die Struktur <strong>der</strong> jährlichen Investitionen positiv verän<strong>der</strong>t.<br />

Flossen 1991 noch r<strong>und</strong> 60 vH <strong>der</strong> Investitionen <strong>in</strong> nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige, so waren<br />

es 2001 nur noch 42 vH, fast 60 vH akkumulierten FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige. Dennoch blieb diese<br />

Verteilung des BAIVs ungünstiger als die <strong>in</strong> WD im selben Jahr (siehe Tabelle 27).<br />

Tabelle 27<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Struktur des BAIV <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>und</strong> wd. <strong>Industrie</strong> 0<br />

Zu Preisen von 1995, vH<br />

Struktur des BAIV, vH<br />

Hauptgruppen / Zweige<br />

1991 2001<br />

OD WD OD WD<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 60,8 52,0 66,5 53,3<br />

Investitionsgüterproduzenten 18,6 29,7 20,4 30,3<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 2,3 3,5 2,2 2,9<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 18,3 14,8 10,9 13,5<br />

- - -<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Bergbau 26,1 2,7 3,2 1,9<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2)<br />

Davon<br />

73,8 97,3 96,8 98,1<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 3 59,0 42,1 41,6 37,2<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 3 41,1 58,0 58,4 62,8<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

3) Verarbeitendes Gewerbe = 100<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 254 f.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Investitionen <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n ist nicht <strong>zu</strong> letzt auch das<br />

Ergebnis e<strong>in</strong>er umfangreichen <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiven öffentlichen För<strong>der</strong>ung. Wie Tabelle 3A ausweist,<br />

kassierten 2001 rd. e<strong>in</strong> Drittel aller Betriebe öffentliche Zuschüsse für Investitionen <strong>und</strong> Sachmittel,<br />

das waren zwanzig vH aller Investitionen im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs. Deutlich wer<strong>den</strong> auch<br />

die Schwerpunkte dieser För<strong>der</strong>ung, sie konzentrierten sich auf<br />

29


• KMU mit 20 bis 99 Beschäftigte, die 28 vH ihrer Investitionen aus Subventionen f<strong>in</strong>anzieren<br />

konnten<br />

• Großbetriebe (500 u. m. Besch.) <strong>der</strong>en Zuschüsse zwar nur 20 vH ihrer Investitionen erreichten,<br />

aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> absoluten Summe die Beträge, die an KMU flossen beträchtlich überstiegen.<br />

Entfielen auf die Betriebe mit 20 bis 99 Beschäftigte 2.000 € je Beschäftigten, so waren es <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Großbetrieben doppelt so viel, Betriebe mit 2000 u. m. Beschäftigten kassierten im Durchschnitt<br />

sogar 8.000 € je Beschäftigten. (siehe Tabelle 3A) Hier wi<strong>der</strong>spiegeln sich die Anstrengungen<br />

<strong>der</strong> Regierung, Großansiedlungen <strong>und</strong> Expansion von Großbetrieben massiv <strong>zu</strong> för<strong>der</strong>n,<br />

um Verbesserungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenstruktur <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> <strong>zu</strong> bewirken<br />

• ausländische Investoren, sie erhielten als Prämie für ihr Engagement <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n im<br />

Durchschnitt r<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e halbe Million € je Betrieb, während die Investitionen od. Eigentümer je<br />

Betrieb im Schnitt mit 12 Tsd. € geför<strong>der</strong>t wur<strong>den</strong> (siehe Tabelle 3A).<br />

Trotz dieser massiven öffentlichen Subventionierung von Investitionen blieb das erzielte Ergebnis,<br />

wie dargestellt, völlig ungenügend – e<strong>in</strong> Beweis dafür, dass vor allem die Entscheidungen von<br />

Groß<strong>in</strong>vestoren <strong>in</strong> starkem Maße von Faktoren bee<strong>in</strong>flusst wer<strong>den</strong>, unter <strong>den</strong>en Subventionen nur<br />

e<strong>in</strong>e nachgeordnete Rolle spielen.<br />

Als großen Erfolg des Aufholprozesses <strong>und</strong> <strong>der</strong> darauf gerichteten Wirtschaftspolitik wird häufig<br />

herausgestellt, dass die Anlage<strong>in</strong>vestitionen je Beschäftigten erheblich höher lägen als <strong>in</strong> WD.<br />

Dies ist tatsächlich e<strong>in</strong> Beleg nachholen<strong>der</strong> Entwicklung. Allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> dem Maße, wie es die<br />

statistischen Daten ausweisen. Zu berücksichtigen bleibt dabei, dass sich die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

seit 1991 stark verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te. Mit <strong>der</strong> Investitionsentwicklung vollzog sich auch e<strong>in</strong> deutlicher<br />

Freiset<strong>zu</strong>ngsprozess (siehe Tabelle 28). Er erfasste vor allem die FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweige, die bis<br />

2001 auf 32 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten schrumpften, die 1991 dort arbeiteten. Ebenfalls e<strong>in</strong> Beleg<br />

für die Abwicklung <strong>der</strong> Großbetriebe <strong>und</strong> die nun entstan<strong>den</strong>e, KMU dom<strong>in</strong>ierte Betriebsstruktur.<br />

Im Jahre 1997 begann die Beschäftigung <strong>in</strong> diesen <strong>zu</strong>kunftswichtigen Zweigen des od. Verarbeiten<strong>den</strong><br />

Gewerbes wie<strong>der</strong> an<strong>zu</strong>steigen. Bis dah<strong>in</strong> war sie gegenüber 1991 um 630.000 Personen<br />

gesunken, bis 2001 kamen dann 33.800 wie<strong>der</strong> h<strong>in</strong><strong>zu</strong>. Dennoch, die bisher <strong>in</strong>vestierten Beträge<br />

haben <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er durchgreifen<strong>den</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> beträchtlichen Produktivitätssteigerung des<br />

Anlagekapitals <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> geführt.<br />

Tabelle 28<br />

Entwicklung des BAIV je Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> 0<br />

im Jahre 2001<br />

Hauptgruppen / Zweige<br />

BAIV / Besch<br />

1991 = 100 WD = 100<br />

Beschäftigte<br />

1991 = 100<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 288,4 184,2 36,3<br />

Investitionsgüterproduzenten 315,3 113,5 33,2<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 354,2 120,4 26,5<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 136,8 90,9 41,6<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 269,2 148,1 35,5<br />

Bergbau 111,2 191,9 10,7<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 334,7 146,9 37,5<br />

Davon:<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 200,8 123,2 44,0<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 553,6 174,9 32,2<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

3) Verarbeitendes Gewerbe = 100<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 56, 254, 265<br />

Nach wie vor hängt <strong>der</strong> weitere Aufholprozess jedoch im hohen Maße von <strong>der</strong> künftigen Investitionsentwicklung<br />

ab. So schreibt das ifo Institut: „Vor allem ist das Aufholen <strong>der</strong> ostdeutschen Wirtschaft<br />

<strong>und</strong>enkbar, wenn hier nicht über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum h<strong>in</strong>weg pro Kopf mehr <strong>in</strong>vestiert<br />

wird als <strong>in</strong> Westdeutschland. Diese Bed<strong>in</strong>gung ist seit dem Jahr 2000 nicht mehr gegeben.“ Als<br />

30


eson<strong>der</strong>s kritisch hebt das Institut hervor, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten bisherigen aufholen<strong>den</strong> Entwicklung<br />

<strong>in</strong> OD die Ausrüstungs<strong>in</strong>vestitionen je E<strong>in</strong>wohner im erwerbsfähigen Alter „nie höher als <strong>in</strong><br />

Westdeutschland“ waren. „In <strong>den</strong> Jahren 1994 bis 1996 erreichten sie gerade eben das westdeutsche<br />

Niveau, seither fallen sie wie<strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlich <strong>zu</strong>rück. Diese relative Schwäche <strong>der</strong> Ausrüstungs<strong>in</strong>vestitionen<br />

stellt e<strong>in</strong>e starke Bee<strong>in</strong>trächtigung des Aufholprozesses <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong><br />

dar.“ 43 Diese E<strong>in</strong>schät<strong>zu</strong>ng, die ifo für die gesamtwirtschaftlichen Investitionen ODs trifft, gilt auch<br />

voll für das Verarbeitende Gewerbe. Hiermit wird wie<strong>der</strong>um deutlich, dass die westlichen Investoren,<br />

die das Gros <strong>der</strong> Investitionen bisher trugen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Welle die übernommenen od.<br />

Kapazitäten mo<strong>der</strong>nisierten <strong>und</strong> ausbauten, nun aber ihre Amortisation betreiben. E<strong>in</strong>e erneute,<br />

breite Investitionswelle für e<strong>in</strong>e aufholende Erweiterung <strong>und</strong> Neuansiedlung bedeuten<strong>der</strong> Produktionsstätten<br />

ist <strong>zu</strong>r Zeit nicht <strong>in</strong> Sicht. Zu erwarten steht lediglich, dass nach Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Rezession <strong>in</strong> OD, parallel <strong>zu</strong> WD, wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e konjunkturelle Belebung <strong>der</strong> Investitionen<br />

e<strong>in</strong>setzt, die aber nur unwesentlich die bestehende Ost – West - Lücke im Industrialisierungsgrad<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n wird.<br />

Im Jahre 2002 kam es <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em erheblichen, zyklisch bed<strong>in</strong>gten Rückgang <strong>der</strong> Investitionen im od.<br />

Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe. Nach dem ifo-Investitionstest sanken sie gegenüber 2001 nom<strong>in</strong>al um<br />

8,5 vH, sie lagen damit um mehr als 30 vH unter dem Höchststand von 1995. 44 Das IAB<br />

Betriebspanel gewährt e<strong>in</strong>en aufschlussreichen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Investitionsaktivitäten nach Betriebsgrößengruppen<br />

<strong>und</strong> Eigentumsverhältnissen, lässt folglich erkennen, welche Betriebe am<br />

härtesten von <strong>der</strong> Investitionskrise ergriffen wur<strong>den</strong> (siehe Tabelle 29).<br />

Tabelle 29<br />

Betriebe ohne Investitionen im Verarb. Gewerbe ODs<br />

Anteil an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Betriebe, vH 1<br />

Beschäftigte je Betrieb / Eigentümer<br />

Betriebe ohne Investitionen<br />

2001 2002<br />

Betriebsgrößengruppen nach Beschäftigte<br />

1 – 19 51 59<br />

20 – 99 23 30<br />

100 – 499 11 11<br />

500 u. m. 8 7<br />

Davon:<br />

500 – 999 8 9<br />

1000 – 1999 11 -<br />

2000 u. m. - -<br />

Eigentümer <strong>der</strong> Betriebe<br />

Ostdeutsches Eigentum 46 54<br />

Westdeutsches Eigentum 44 48<br />

Ausländisches Eigentum 22 22<br />

Öffentliches Eigentum 97 97<br />

Sonstiges bzw. nicht bekannt 49 48<br />

Insgesamt 45 52<br />

1) Differenz <strong>zu</strong> 100 jeweils Betriebe mit Investitionen<br />

Quelle: V. Dahms, J. Wahse, SÖSTRA, a.a.O.; Tabellen 62D, 62E, unveröffentlichtes<br />

Manuskript<br />

Es waren vor allem die kle<strong>in</strong>en Betriebe (bis 19 Beschäftigte) <strong>und</strong> die im od. Eigentum, hier konnten<br />

mehr als die Hälfte im Jahre 2001 ke<strong>in</strong>e Investitionen vornehmen. Demgegenüber setzten fast<br />

alle Großbetriebe, wenn auch stark reduziert, ihre Kapitalakkumulation fort. Nicht verw<strong>und</strong>erlich,<br />

angesichts <strong>der</strong> „Sparpolitik“ <strong>der</strong> öffentlichen Haushalte, ist <strong>der</strong> praktische Investitionsstop beim<br />

„öffentlichen Eigentum“.<br />

43 ifo Institut München, ifo Schnelldienst, 6 / 2003, S. 39<br />

44 ifo Schnelldienst, München, 9 / 2003, S. 29<br />

31


Dynamik, Effektivität <strong>und</strong> Intensität des Bruttoanlagekapitals <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong><br />

Die Entwicklung des od. <strong>in</strong>dustriellen Anlagekapitals (BAV) ist e<strong>in</strong> wichtiger Indikator für <strong>den</strong> Fortschritt<br />

im Aufholprozess <strong>und</strong> auch für die noch bestehen<strong>den</strong> quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Lücken<br />

<strong>zu</strong> Umfang <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong>. Im Zeitraum von 1991 bis 2001 wuchs das<br />

BAV je Beschäftigten wesentlich schneller als <strong>in</strong> <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong>, es wurde mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong> beträchtlicher<br />

Fortschritt im Aufholprozess erzielt; <strong>den</strong>n die wachsende Kapital<strong>in</strong>tensität signalisiert angestiegene<br />

Produktivität, gewachsenen Produktionsausstoß, Mo<strong>der</strong>nität <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Erzeugnisse. Die große Differenz <strong>der</strong> od. Wachstumsraten gegenüber <strong>den</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong><br />

belegen die beson<strong>der</strong>en od. Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen gegenüber <strong>den</strong> für entwickelte kapitalistische<br />

<strong>Industrie</strong>regionen typischen Wachstumsverhältnissen (siehe Tabelle 30). Der aufholende<br />

Charakter dieser Entwicklung wird im Ost-West-Niveauvergleich sichtbar. Im Jahre 2001 hatte das<br />

BAV je Beschäftigten im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe mit 96 vH des wd. Niveaus fast e<strong>in</strong>e Angleichung<br />

an die durchschnittliche Kapital<strong>in</strong>tensität wd. Betriebe erreicht. Die noch erheblichen Rückstände<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Investitions-, Gebrauchs- <strong>und</strong> Verbrauchsgüter<strong>in</strong>dustrien signalisieren die strukturellen<br />

Schwächen <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>, vor allem das Fehlen von Großbetrieben. Nicht verw<strong>und</strong>erlich<br />

ist die hohe Kapital<strong>in</strong>tensität des od. Bergbaus, hier dom<strong>in</strong>ieren die großen Anlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Braunkohlenför<strong>der</strong>ung.<br />

Der bisherige Aufholprozess hat zwar die Betriebe, im Durchschnitt, an die wd. Kapital<strong>in</strong>tensität<br />

herangeführt, bei weiterh<strong>in</strong> großen Lücken <strong>in</strong> <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Zweigen, aber nicht <strong>den</strong> Industrialisierungsgrad<br />

<strong>der</strong> Region OD wesentlich erhöht, hier klafft nach wie vor e<strong>in</strong>e große Differenz.<br />

Tabelle 30<br />

Entwicklung des BAV je Beschäftigten <strong>und</strong> je E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>und</strong> wd. <strong>Industrie</strong> 0 ,<br />

<strong>zu</strong> Preisen von 1995, vH<br />

BAV je Beschäftigten<br />

BAV je<br />

E<strong>in</strong>w.<br />

Hauptgruppen / Zweige Durchsch. Jahresrate, vH WD = 100<br />

OD WD OD<br />

1991 – 2001 2001<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 10,1 2,6 121,9 59,1<br />

Investitionsgüterproduzenten 11,9 3,4 77,5 32,8<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 17,3 3,9 64,2 28,8<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 11,0 2,8 75,6 48,1<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 11,0 2,9 102,3 49,4<br />

Bergbau 20,7 4,5 195,9 123,9<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 11,4 2,9 96,0 46,1<br />

Davon:<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 13,7 2,8 92,1 59,3<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 17,2 3,2 95,3 35,7<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 386 f.<br />

Je E<strong>in</strong>wohner wurde 2001 nicht e<strong>in</strong>mal die halbe wd. Kapital<strong>in</strong>tensität erreicht. Beson<strong>der</strong>s niedrig<br />

ist die e<strong>in</strong>wohnerspezifische Kapital<strong>in</strong>tensität <strong>der</strong> FuE-<strong>in</strong>tensiven od. <strong>Industrie</strong>zweige (siehe<br />

Tabelle 30). Es klafft mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e tiefe Kluft zwischen <strong>der</strong> Kapital<strong>in</strong>tensität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Betriebe<br />

(berechnet je Beschäftigten) <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region OD (gesamte <strong>Industrie</strong>, bezogen auf die E<strong>in</strong>wohner)<br />

als e<strong>in</strong> typisches Merkmal des bisherigen Aufholprozesses. Das ist e<strong>in</strong> ernster qualitativer<br />

Mangel <strong>der</strong> bisherigen <strong>in</strong>dustriellen Entwicklung <strong>in</strong> OD <strong>und</strong> damit auch <strong>der</strong> sie gestalten<strong>den</strong> Wirtschaftspolitik,<br />

die ihn nicht beheben konnte.<br />

32


Tabelle 31<br />

Verteilung des BAV auf Hauptgruppen <strong>und</strong> Zweige <strong>in</strong> <strong>der</strong> ost<strong>und</strong><br />

westdeutschen <strong>Industrie</strong> 0 , 2001, Preise v. 1995<br />

Struktur vH<br />

OD WD<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 65,0 54,3<br />

Investitionsgüterproduzenten 17,2 26,0<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 2,1 3,6<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 15,6 16,0<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 100,0 100,0<br />

Bergbau 10,6 4,2<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2)<br />

Davon:<br />

89,4 95,8<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 3<br />

56,8 44,1<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 3<br />

43,3 55,9<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

3) Verarbeitendes Gewerbe = 100<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 386 f.<br />

Wie <strong>zu</strong> erwarten war, spiegelt sich die oben bereits dargelegte, transformationsbed<strong>in</strong>gte private<br />

Investitionsstrategie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Struktur des BAV wie<strong>der</strong>. Der Löwenanteil entfällt auf die wachstums<strong>und</strong><br />

wertschöpfungsschwachen Hauptgruppen <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>stoff<strong>in</strong>dustrien e<strong>in</strong>schließlich des Bergbaus<br />

(65 vH). Deutlich ger<strong>in</strong>ger als im Westen liegen dagegen die od. Anteile <strong>der</strong> Investitions- <strong>und</strong><br />

Verbrauchsgüterbranchen. Schließlich, als Merkmal e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen <strong>Industrie</strong>struktur, konzentrieren<br />

sich im Westen fast 60 vH des BAV im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe auf die FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweige,<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong> steht die Verteilung des BAV auf FuE-<strong>in</strong>tensive <strong>und</strong> nicht FuE-<strong>in</strong>tensive<br />

Zweige <strong>in</strong> umgekehrter Relation <strong>zu</strong>r <strong>der</strong> <strong>in</strong> WD (siehe Tabelle 31).<br />

Im Jahre 2001 wur<strong>den</strong> r<strong>und</strong> 40 vH des Wertschöpfungsvolumens <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> Branchen<br />

erbracht, <strong>der</strong>en Kapital<strong>in</strong>tensität je Beschäftigten das wd. Niveau erreicht bzw. überschritten hatte.<br />

Wie Tabelle 32 zeigt, s<strong>in</strong>d dies überwiegend Zweige <strong>in</strong> <strong>den</strong>en westliche Konzerne Filialen aufbauten<br />

(z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> M<strong>in</strong>eralölverarbeitung, <strong>der</strong> Chemie, dem Fahrzeugbau) o<strong>der</strong> auch solche, die stark<br />

an <strong>der</strong> ersten Phase des Aufholprozesses, Bau- <strong>und</strong> Konsumboom, partizipierten, ebenfalls bevor<strong>zu</strong>gte<br />

Anlagebereiche für westliche Investoren (z. B. Glas, Keramik, Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Er<strong>den</strong>; Holzgewerbe;<br />

Metallverarbeitung).<br />

33


Tabelle 32<br />

Zweige 0 die 2001 das wd. Niveau des BAV je Beschäftigten erreicht bzw. überschritten hatten,<br />

WD = 100<br />

Zweige WD = 100<br />

M<strong>in</strong>eralölverarbeitung, Kokerei 204,5<br />

Medientechnik 132,2<br />

Chemische Gr<strong>und</strong>stoffe 131,8<br />

Chemische <strong>Industrie</strong> 130,6<br />

Holzgewerbe 129,3<br />

Kraftwagenteile 125,5<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 125,0<br />

Glas, Keramik, Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Er<strong>den</strong> 111,9<br />

Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung 107, 7<br />

Papiergewerbe 103,8<br />

Kraftmasch<strong>in</strong>enbau 103,6<br />

Le<strong>der</strong>gewerbe 99,7<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 386 f.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs muss dieser, an sich beachtliche Fortschritt, relativiert wer<strong>den</strong>. Die Produktion <strong>in</strong> Betrieben<br />

mit mo<strong>der</strong>ner Technik ist zwar e<strong>in</strong>e wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Behauptung auf offenen<br />

Märkten, aber nicht ausreichend. Unverzichtbar, vor allem für die Leistungsfähigkeit e<strong>in</strong>er Region,<br />

für ihre Stellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> überregionalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Arbeitsteilung ist die Qualität <strong>der</strong> Erzeugnisse,<br />

also ihre Innovations- <strong>und</strong> Wertschöpfungs<strong>in</strong>tensität. Genau hier aber offenbaren sich<br />

wie<strong>der</strong>um die transformations<strong>in</strong>duzierten Defizite <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>. Die Wertschöpfungs<strong>in</strong>tensität<br />

des BAV ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> wesentlich ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> <strong>der</strong> wd.; umgekehrt bedeutet dies, die<br />

od. <strong>Industrie</strong>produktion ist kapital<strong>in</strong>tensiver als die wd., siehe Tabelle 34.<br />

In diesen Kennziffern kreuzen sich wesentliche Eigenheiten des mit <strong>der</strong> Transformation <strong>in</strong> OD entstan<strong>den</strong>en<br />

<strong>Industrie</strong>typs. Sie s<strong>in</strong>d, <strong>zu</strong>m ger<strong>in</strong>geren Teil, zeitweilige, <strong>zu</strong>m größeren aber dauerhafte<br />

Folgen <strong>der</strong> Transformation:<br />

Die besitzergreifende <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nisierende Investitionswelle <strong>der</strong> ersten neunziger Jahre schuf bedeutende<br />

Kapazitäten, die sich nur sukzessive <strong>in</strong> ansteigen<strong>der</strong> Produktion realisieren, also <strong>zu</strong>nächst<br />

<strong>zu</strong> hohen Abschreibungen je Erzeugnise<strong>in</strong>heit führen. Diese Situation wird sich künftig abbauen,<br />

normalisieren, <strong>zu</strong>mal sich auch die Effektivität neu <strong>in</strong>stallierter Anlagen durch <strong>in</strong>tensivere<br />

Nut<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> Qualifizierung des Personals erhöht. Die Daten für die Ge- <strong>und</strong> Verbrauchsgüter<strong>in</strong>dustrien<br />

sprechen dafür (Tabelle 34).<br />

• Die Schwächen <strong>und</strong> Defizite jener Betriebe, die sich im re<strong>in</strong>en Ostmanagement bef<strong>in</strong><strong>den</strong>, wer<strong>den</strong><br />

ebenfalls noch für e<strong>in</strong>e beträchtliche Zeit auf die Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Steigerung <strong>der</strong> Wertschöpfungs<strong>in</strong>tensität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> drücken. Das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Produktstruktur,<br />

ihre E<strong>in</strong>kaufs- <strong>und</strong> Absatzprobleme, die noch mangelhafte E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Netzwerke <strong>und</strong><br />

Kooperationsbeziehungen. Diese Probleme aber wer<strong>den</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langfristigen Differenzierungsprozess<br />

abbauen, weil er die erfolgreichen Betriebe an das Westniveau heranführt <strong>und</strong><br />

die „fußkranken“ <strong>in</strong> <strong>den</strong> Konkurs treibt.<br />

34


Tabelle 33<br />

Effektivität <strong>und</strong> Intensität des BAV <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> 0 ,<br />

Preise von 1995, 2001, vH<br />

Hauptgruppen / Zweige<br />

WSV BAV<br />

Je E<strong>in</strong>heit<br />

BAV<br />

je E<strong>in</strong>heit<br />

WSV<br />

WD = 100<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 61,8 161,5<br />

Investitionsgüterproduzenten 71,1 140, 7<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 117,3 85,4<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 101,2 98, 8<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 66,7 149,6<br />

Bergbau 67,5 148,3<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 70,0 143,1<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 78,9 126,8<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 68,6 145,7<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. 2) Ohne Verlagsgewerbe<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW, B. Görzig, G. Noak, a.a.O., S. 276f., 331f., 342f., 386 f.<br />

• Dauerhaft aber drücken auf die Wertschöpfungs<strong>in</strong>tensität aller <strong>Industrie</strong>anlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. Region<br />

die aus dem transformationsbed<strong>in</strong>gten <strong>Industrie</strong>typ resultieren<strong>den</strong> Defizite: ger<strong>in</strong>ge FuE<strong>und</strong><br />

Export-Intensität; niedriges Lohnniveau <strong>in</strong>folge nur sehr begrenzten E<strong>in</strong>satzes von qualifizierter<br />

Arbeit (Management-, FuE-Tätigkeit); überwiegen von kapital<strong>in</strong>tensiven Fertigungsmetho<strong>den</strong>;<br />

fehlende Innovations- <strong>und</strong> Produktivitätsrenditen (KMU-Dom<strong>in</strong>anz), <strong>und</strong> nicht <strong>zu</strong> letzt<br />

<strong>der</strong> Mangel an Großbetrieben.<br />

Die gegenwärtigen recht ungünstigen Daten <strong>zu</strong>r Effektivität des od. <strong>in</strong>dustriellen Anlagekapitals<br />

wer<strong>den</strong> sich künftig zwar weiter verbessern, aber <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> dauerhaften, transformationsbed<strong>in</strong>gten<br />

Defizite <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> nicht das wd. Niveau erreichen. Da<strong>zu</strong> trägt wesentlich auch das gegenüber<br />

WD erheblich niedrigere od. Lohnniveau bei.<br />

Die Lohnentwicklung als Wertschöpfungs- <strong>und</strong> Kostenfaktor im Angleichungsprozess<br />

Die Arbeiter <strong>und</strong> Angestellten <strong>in</strong> <strong>den</strong> Betrieben <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> starteten mit e<strong>in</strong>em sehr niedrigen<br />

Lohnniveau <strong>in</strong> <strong>den</strong> Transformationsprozess. Im Jahre 1991 lag es bei 30 vH des wd. Infolge <strong>der</strong><br />

tiefen Transformationskrise (Produktionsabsturz) war auch die spezifische BWS <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

extrem ger<strong>in</strong>g, sie lag, verglichen mit dem wd. Niveau, noch unter dem Vergleichsstand <strong>der</strong> Löhne,<br />

die mittels umfangreicher öffentlicher Stüt<strong>zu</strong>ngsmaßnahmen, z.B. <strong>in</strong> <strong>den</strong> THA-Betrieben, vor<br />

dem Sturz <strong>in</strong>s Bo<strong>den</strong>lose bewahrt wur<strong>den</strong>. An dieser Differenz zwischen <strong>der</strong> realen Wertschöpfung<br />

<strong>und</strong> <strong>den</strong> Nom<strong>in</strong>allöhnen entzündete sich dann auch die dauerhafte Polemik <strong>der</strong> Unternehmerverbände<br />

<strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>iger Wirtschaftsexperten gegen die e<strong>in</strong>setzen<strong>den</strong> Lohnfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />

Im Verlaufe <strong>der</strong> Entwicklung bis 2001 stieg die Wertschöpfung <strong>in</strong> <strong>den</strong> od. <strong>Industrie</strong>betrieben<br />

dann deutlich schneller als die Löhne, so dass beide Größen sich bis auf 67 vH des wd.<br />

Niveaus annäherten (siehe Tabelle 37).<br />

35


Tabelle 34<br />

Angleichung von Lohn <strong>und</strong> Produktivität im od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe<br />

an das wd. Niveau<br />

Jahre<br />

L- u. G-<br />

Summe 1 BWSV<br />

je<br />

2 je<br />

Beschäftigten<br />

WD = 100<br />

1991 30,47 17,36<br />

1992 46,19 32,42<br />

1993 54,13 43,08<br />

1994 61,19 48,02<br />

1995 64,85 53,55<br />

1996 66,19 56,66<br />

1997 67,02 59,59<br />

1998 67,03 61,35<br />

1999 66,97 64,15<br />

2000 66,69 65,51<br />

2001 66,96 67,07<br />

1) Nom<strong>in</strong>ale L.-<strong>und</strong> G.-Summe 2) Zu Preisen von 1995<br />

Quelle: Berechnet nach DIW, Görzig, Noak a. a. O.<br />

Damit hat es sowohl bei <strong>den</strong> nom<strong>in</strong>alen Löhnen als auch bei <strong>der</strong> realen Wertschöpfung e<strong>in</strong>en beachtlichen<br />

Aufholprozess gegeben, wenngleich die gegenwärtig noch bestehende Lücke <strong>zu</strong>m jeweiligen<br />

Westniveau sehr groß ist. Diese Entwicklung aber verlief nicht parallel, sie divergierte<br />

vielmehr. Die Produktivität wuchs deutlich schneller als die spezifischen Nom<strong>in</strong>al- <strong>und</strong> erst recht<br />

die Reallöhne. Im Jahre 2001 lag das Volumen <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung (BWSV) je Beschäftigten<br />

im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs fast fünfe<strong>in</strong>halbmal höher als 1991, <strong>der</strong> Reallohn je Beschäftigten<br />

hatte sich dagegen nur verdoppelt. Aber auch im B<strong>und</strong>esgebiet-West stieg die Produktivität<br />

wesentlich rascher als <strong>der</strong> spezifische Reallohn.<br />

Tabelle 35<br />

Lohn- <strong>und</strong> Produktivitätsentwicklung im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe 0 Ost- <strong>und</strong> Westdeutschlands<br />

Jahre<br />

L.-u. G.-Summe je Beschäftigten<br />

1<br />

BWSV 2 je Beschäftig- Reallohn<br />

ten<br />

3 je Beschäftigten<br />

Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr, vH<br />

OD 4<br />

WD 5<br />

1992 60,7 6,0 88,3 0,9 43,5 1,9<br />

1993 20,8 3,1 30,6 -1,7 10,3 -0,6<br />

1994 17,1 3,6 22,5 9,9 13,1 0,7<br />

1995 10,1 3,9 15,1 3,2 8,1 2,2<br />

1996 5,1 2,9 9,7 3,7 3,2 1,6<br />

1997 2,7 1,5 12,2 6,7 0,8 -0,3<br />

1998 2,1 2,1 8,4 5,3 1,3 1,2<br />

1999 1,7 1,8 6,8 2,2 1,3 1,1<br />

2000 2,3 2,8 8,4 6,1 0,6 1,0<br />

2001 2,6 2,2 2,2 -0,2 0,4 -0,3<br />

Nachrichtlich:<br />

Durchschnittliche Jahresrate, vH<br />

1991 – 2001 11,40 2,97 18,54 3,55 7,63 0,86<br />

Index 1991 = 100<br />

2001 294,5 134,0 547,8 141,8 208,5 108,9<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Besch. 1) Nom<strong>in</strong>ale Bruttolohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme 2) Zu Preisen von 1995 3) Berechnet<br />

mit dem Preis<strong>in</strong>dex für e<strong>in</strong>en 4-Personenhaushalt von Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten mit mittlerem E<strong>in</strong>kommen 4) Neue<br />

Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>-Ost 5) Früheres B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>-West<br />

Quellen: Berechnet nach: St.BA. Wiesba<strong>den</strong>, Fachserie 17, R. 7, 2001, S. 90; DIW, Görzig, Noak , a.a.O., S. 287 ff.<br />

OD 4<br />

WD 5<br />

OD 4<br />

WD 5<br />

36


Während <strong>der</strong> gesamten Periode von 1991 bis <strong>in</strong> die Gegenwart klafften folglich <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

die Entwicklung von Wertschöpfung <strong>und</strong> Reallohn ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Die Wirklichkeit steht<br />

damit im Gegensatz <strong>zu</strong>m Geschrei <strong>der</strong> Unternehmerverbände über die „Verteuerung <strong>der</strong> Arbeit“,<br />

die so genannten Lohnnebenkosten e<strong>in</strong>geschlossen. Beson<strong>der</strong>s eklatant ist diese divergierende<br />

Entwicklung seit 1997: Bis <strong>zu</strong>m Krisenjahr 2001 wuchs seither das BWSV je Beschäftigten <strong>in</strong> OD<br />

mit hohen, aufholen<strong>den</strong> Zuwachsraten, während die Reallöhne dah<strong>in</strong>dümpelten (siehe Tabelle 35).<br />

Im Ergebnis <strong>der</strong> Scherenbewegung zwischen Lohn- <strong>und</strong> Produktivitätsentwicklung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Löhne <strong>und</strong> Gehälter am Umsatz (Lohnquote). Nach <strong>den</strong> Berechnungen<br />

des DIW startete die <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> OD 1991 mit e<strong>in</strong>er Lohnquote von 31 vH, die wd. lag<br />

<strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt bei 20 vH, e<strong>in</strong>e beträchtliche Differenz, die sich negativ auf die Wettbewerbsposition<br />

<strong>der</strong> od. Betriebe auswirkte. Im Jahre 1995 aber war diese Differenz beseitigt, sowohl <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> od. als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> betrug die Lohnquote 20 vH Seither ist sie <strong>in</strong> OD stetig weiter<br />

<strong>zu</strong>rückgegangen, 1997 war sie bereits deutlich niedriger als die wd. <strong>und</strong> 2001 hatte sie 15 vH erreicht,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> war sie auf 17 vH gesunken. 45 (Siehe Tabelle 5A)<br />

Mith<strong>in</strong> gab es im od. <strong>und</strong> auch im wd. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe e<strong>in</strong>e Scherenbewegung sowohl<br />

zwischen <strong>der</strong> Lohn- <strong>und</strong> Produktivitäts- als auch zwischen <strong>der</strong> Lohnkosten- <strong>und</strong> Umsatz-<br />

Entwicklung. Den Preis für diese Divergenz zahlten die Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>, <strong>der</strong>en<br />

Lohnniveau noch immer weit unter dem im Westen verblieben ist. Im Jahre 2001 betrug die durchschnittliche<br />

Lohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme je Beschäftigtenst<strong>und</strong>e 62 vH des wd. Niveaus <strong>und</strong> lag damit<br />

noch unter dem Wert für die L.- u. G.-Summe je Beschäftigten (67 vH), weil die durchschnittliche<br />

Arbeitszeit <strong>in</strong> OD noch immer bei 38 St<strong>und</strong>en liegt (im Westen bei 35). (Vergl. Tabelle 6A)<br />

Während, wie oben bereits dargelegt, e<strong>in</strong>ige od. <strong>Industrie</strong>zweige das Produktivitätsniveau des gleichen<br />

wd. Zweiges erreichten bzw. sich ihm stark angenähert haben (vergl. Tabelle 20), gibt es bis<br />

jetzt ke<strong>in</strong>e od. Branche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Löhne <strong>und</strong> Gehälter auf Westniveau liegen. Die größte Annäherung<br />

an das entsprechende Westniveau gelang dem od. Bergbau (82 vH) <strong>und</strong> <strong>der</strong> od. Getränkeherstellung<br />

(84 vH). (Siehe Tabelle 7A)<br />

E<strong>in</strong>e nähere Betrachtung <strong>der</strong> Lohnentwicklung im Ost-Westvergleich offenbart sowohl od. Analogien<br />

<strong>zu</strong> wd. Verhältnissen als auch transformationsbed<strong>in</strong>gte od. Beson<strong>der</strong>heiten.<br />

• Innerhalb <strong>der</strong> bei<strong>den</strong> deutschen Regionen wer<strong>den</strong> die höchsten Löhne jeweils im Kraftwagenbau,<br />

<strong>der</strong> Chemie, <strong>der</strong> M<strong>in</strong>eralölverarbeitung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Medientechnik bezahlt. Dies resultiert sowohl<br />

aus dem hohen Konzentrationsgrad von Kapital <strong>und</strong> Umsatz auf Groß- bzw. starke Mittelbetriebe<br />

<strong>in</strong> diesen Branchen als auch aus dem dort konzentrierten Potential qualifizierter Arbeitskräfte.<br />

Verw<strong>und</strong>erlich mag ersche<strong>in</strong>en, dass <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Regionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabakverarbeitung<br />

weit überdurchschnittlich hohe Löhne gezahlt wer<strong>den</strong>. 46 Dagegen überrascht es nicht, dass die<br />

niedrigsten Löhne, ebenfalls <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Regionen übere<strong>in</strong>stimmend, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ernährungs- <strong>und</strong> Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie<br />

verdient wer<strong>den</strong>, beides Branchen mit e<strong>in</strong>em überdurchschnittlich hohen<br />

Frauenanteil an <strong>den</strong> Beschäftigten. (Tabelle 7A)<br />

• Transformationsbed<strong>in</strong>gte od. Beson<strong>der</strong>heiten wi<strong>der</strong>spiegeln sich dagegen <strong>in</strong> folgen<strong>den</strong> Merkmalen<br />

<strong>der</strong> Lohnstruktur:<br />

o Den größten Rückstand <strong>zu</strong>m entsprechen<strong>den</strong> Westniveau gibt es <strong>in</strong> <strong>den</strong> Branchen<br />

„EDV-Geräte, Büromasch<strong>in</strong>en“ (59 vH) <strong>und</strong> „Le<strong>der</strong>gewerbe“ (55 vH). (Siehe Tabelle<br />

7A) Die erste zahlt zwar knapp durchschnittliche od. Löhne <strong>und</strong> Gehälter, aber sie verfügt<br />

nicht über die technischen, ökonomischen <strong>und</strong> FuE-Potenziale <strong>der</strong> im B<strong>und</strong>esgebiet-West<br />

angesiedelten Großbetriebe. Das „Le<strong>der</strong>gewerbe“ <strong>in</strong> OD besteht nur noch rudimentär<br />

aus kle<strong>in</strong>en Betrieben mit engem, spezialisiertem Produktionsprofil überwiegend<br />

für lokale Märkte. Dem entspricht das Lohnniveau. Beide Branchen hatten 2001<br />

nur e<strong>in</strong>en Anteil von jeweils sechs Prozent an <strong>der</strong> gesamtdeutschen Bruttowerschöpfung<br />

<strong>in</strong> diesen Zweigen.<br />

o Im Jahre 2001 lag die Lohnquote <strong>in</strong> vier e<strong>in</strong>zelnen Zweigen <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> erheblich<br />

über <strong>der</strong> jeweiligen wd. (Siehe Tabelle 5A) In drei dieser Branchen, Bekleidungs-, Le<strong>der</strong>gewerbe<br />

<strong>und</strong> Medientechnik dürfte die Ursache dafür <strong>in</strong> <strong>der</strong> KMU dom<strong>in</strong>ierten Betriebsstruktur<br />

<strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Mangel an effektiver, <strong>in</strong>novations- <strong>und</strong> ex-<br />

45 Quelle: DIW, B. Görzig, G. Noak, a. a. O., S.199 ff<br />

46 E<strong>in</strong>e Ursache dafür dürfte die hohe Produktivität bei außeror<strong>den</strong>tlich starker kapital<strong>in</strong>tensiver Fertigung <strong>in</strong> diesem Zweig se<strong>in</strong><br />

37


port<strong>in</strong>tensiver Massenfertigung sowie <strong>den</strong> übrigen oben dargelegten Defiziten od. KMU<br />

liegen. Weshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong> „M<strong>in</strong>eralölverarbeitung, Kokerei“ <strong>in</strong> OD die Lohnquote höher als<br />

im B<strong>und</strong>esgebiet-West liegt, ersche<strong>in</strong>t <strong>zu</strong>nächst völlig überraschend <strong>und</strong> bedarf e<strong>in</strong>er<br />

beson<strong>der</strong>en branchenspezifischen vor allem konzernbezogenen Untersuchung.<br />

Das „IAB Betriebspanel“ ermöglicht e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Lohndifferenzierung nach Betriebsgrößengruppen<br />

<strong>und</strong> Eigentümern <strong>der</strong> Betriebe.<br />

Tabelle 38 macht deutliche, transformationsbed<strong>in</strong>gte od. Beson<strong>der</strong>heiten sichtbar. Zwar liegt <strong>in</strong><br />

bei<strong>den</strong> Regionen die Entlohnung <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>in</strong> Großbetrieben erheblich über dem jeweiligen<br />

Durchschnitt, aber <strong>in</strong> OD ist diese überdurchschnittliche Bezahlung doppelt höher als <strong>in</strong> WD –<br />

natürlich auf <strong>den</strong> weitaus niedrigeren od. Durchschnittslohn bezogen. Dies ist e<strong>in</strong> weiteres Indiz<br />

dafür, dass die Großbetriebe <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n „implantierte“ Produktionsstätten, eben Filialen<br />

westlicher Konzerne <strong>und</strong> Firmengruppen s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Effektivität das Niveau gleichartiger Betriebe<br />

im Westen e<strong>in</strong>geholt hat. Allerd<strong>in</strong>gs lagen die am regionalen, od. Durchschnitt gemessenen Löhne<br />

<strong>und</strong> Gehälter <strong>in</strong> Großbetrieben im Juni 2002 nur bei 82 vH des wd. Niveaus.<br />

Die SÖSTRA-Erhebungen eröffnen jedoch e<strong>in</strong>e differenziertere Sicht auf die Bewegung zwischen<br />

Nom<strong>in</strong>allöhnen <strong>und</strong> Effektivität als dies mit <strong>den</strong> oben dargelegten Ergebnissen <strong>der</strong> Berechnungen<br />

des DIW möglich ist. Dies resultiert <strong>zu</strong>m e<strong>in</strong>en daher, dass die Erhebung sich nicht auf „<strong>Industrie</strong>betriebe“<br />

beschränkt, vielmehr alle Unternehmen e<strong>in</strong>bezieht, die <strong>zu</strong>m Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe<br />

zählen, also vor allem die Handwerksbetriebe mit erfasst. Zum an<strong>der</strong>en auch aus unterschiedlichen<br />

Abgren<strong>zu</strong>ngen von Branchen <strong>und</strong> <strong>den</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> unterschiedlichen Mengen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Größengruppen auf die Hochrechnungen.<br />

Hervor<strong>zu</strong>heben s<strong>in</strong>d m.E. die folgen<strong>den</strong> Ergebnisse des „Betriebspanels“ im H<strong>in</strong>blick auf die Angleichungsproblematik.<br />

Die großen Differenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lohn- <strong>und</strong> Effektivitätsanpassung an das Westniveau bei <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben<br />

bis 19 Beschäftigte ( jeweils 75 vH) sche<strong>in</strong>t <strong>zu</strong>nächst e<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Daten <strong>der</strong><br />

Tabelle 9 <strong>zu</strong> se<strong>in</strong>. Dort aber s<strong>in</strong>d nur <strong>Industrie</strong>betriebe gegenübergestellt, hier jedoch Handwerker<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Letztere stoßen <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n auf die, gegenüber WD, wesentlich ger<strong>in</strong>gere<br />

Kaufkraft <strong>der</strong> Bevölkerung, was sich natürlich negativ auf ihren Umsatz <strong>und</strong> die von ihnen gezahlten<br />

Löhne auswirkt. Der E<strong>in</strong>fluss des Handwerks dürfte auch die wesentliche Ursache dafür se<strong>in</strong>,<br />

dass die von SÖSTRA ermittelten Durchschnittswerte für die Annäherung des od. Lohn- <strong>und</strong> Gehalts-<br />

sowie des Effektivitäts- an das jeweilige Westniveau auf gleicher Höhe liegen (Tabelle 38).<br />

Bei <strong>den</strong> starken Mittelbetrieben (100 – 499 Beschäftigte) zeigt sich die aus dem re<strong>in</strong>en <strong>Industrie</strong>vergleich<br />

bekannte Scherenöffnung zwischen dem Lohn- <strong>und</strong> dem Effektivitätsniveau im Angleichungsprozess<br />

(siehe Tabelle 38).<br />

Aufschlussreich die Daten <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Betrieben im wd. Eigentum: sie haben das wd. Effektivitätsniveau<br />

fast erreicht (97 vH) zahlen jedoch nur 80 vH des wd. Lohnniveaus. Hier wi<strong>der</strong>spiegeln sich<br />

mith<strong>in</strong> günstige Anlagebed<strong>in</strong>gungen für potente westliche Investoren: hohe Effektivität bei deutlich<br />

niedrigeren Lohnkosten gegenüber gleichen Anlagen im B<strong>und</strong>esgebiet-West. Trotz dieser relativ<br />

günstigen Lohn-Effektivitätsrelation aber bleiben die Neuansiedlungen <strong>und</strong> auch die Kapazitätserweiterungen<br />

westlicher Investoren <strong>in</strong> OD <strong>in</strong> engen Grenzen, e<strong>in</strong> deutlicher H<strong>in</strong>weis darauf, dass<br />

die Arbeitskosten e<strong>in</strong> weitaus ger<strong>in</strong>geres Gewicht bei <strong>den</strong> Anlageentscheidungen besitzen, als es<br />

die Unternehmerverbände <strong>in</strong> <strong>den</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ngen mit <strong>den</strong> Gewerkschaften behaupten.<br />

38


Tabelle 36<br />

Lohn <strong>und</strong> Gehalt je abhängig Beschäftigten im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe Ost- <strong>und</strong> Westdeutschlands,<br />

Juni 2002<br />

Beschäftigte je Betrieb / Eigentümer<br />

Euro<br />

Lohn u. Gehalt je abhängig Beschäftigten<br />

Umsatz /<br />

Besch 1<br />

OD WD OD<br />

Durchsch.<br />

= 100<br />

Euro<br />

Durchsch.<br />

= 100<br />

WD = 100<br />

Betriebsgrößengruppen nach Beschäftigte<br />

1 – 19 1.440 78,7 1.911 72,1 75,4 74,1<br />

20 – 99 1.696 92,7 2.354 88,9 72,1 77,6<br />

100 – 499 1.984 108,5 2.674 100,9 74,2 91,0<br />

500 u. m. 2.504 136,9 3.062 115,6 81,8 83,1<br />

Davon: -<br />

500 – 999 2.338 127,8 2.814 106,2 83,1 66,4<br />

1000 – 1999 2.767 151,3 3.090 116,7 89,6 71,9<br />

2000 u. m. 2.762 151,0 3.242 122,4 85,2 146,9<br />

Eigentümer <strong>der</strong> Betriebe<br />

Ostdeutsches Eigentum 1.494 81,7 - - - -<br />

Westdeutsches Eigentum 2.029 110,9 2.548 96,2 79,6 97,5<br />

Ausländisches Eigentum 2.351 128,5 3.011 113,7 78,1 84,8<br />

Öffentliches Eigentum 1.793 98,0 2.510 94,8 71,4 54,9<br />

Sonstiges bzw. nicht bekannt 2.240 122,5 2.994 113,0 74,8 61,0<br />

Insgesamt 1.829 100,0 2.649 100,0 69,0 68,3<br />

1) Im Jahre 2002<br />

Quelle: V. Dahms, J. Wahse, SÖSTRA, a.a.O., Tabellen: 57D u. 57 E, 58D, 58E, 73D, 73E; unveröffentlichtes Manuskript<br />

Zugleich offenbart die Lohndifferenzierung nach Betriebsgrößengruppen das bereits aus <strong>der</strong> Produktivitätsbetrachtung<br />

(siehe Tabelle 12) bekannte statistische Paradoxon: die Durchschnittswerte<br />

<strong>in</strong> je<strong>der</strong> statistischen Gruppe (mit Ausnahme <strong>der</strong> Effektivität des öffentlichen Eigentums) liegen<br />

über dem Gesamtdurchschnitt. Ursache dafür ist das relativ ger<strong>in</strong>ge Gewicht <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

Großbetriebe gegenüber <strong>den</strong> Gruppen <strong>der</strong> KMU. E<strong>in</strong>e weitere Erklärung dieser paradoxen Ersche<strong>in</strong>ung<br />

liefert die Betrachtung <strong>der</strong> Lohndifferenzierung nach Eigentümer <strong>der</strong> Betriebe. Im Jahre<br />

2002 arbeiteten 47 vH aller im od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe Beschäftigten (nach <strong>der</strong> SÖSTRA-<br />

Abgren<strong>zu</strong>ng) <strong>in</strong> Betrieben mit od. Eigentümern. 47 Hier aber wur<strong>den</strong> die niedrigsten Löhne gezahlt,<br />

nur 82 vH des Durchschnittslohns im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs, das waren 56,4 vH des<br />

durchschnittlichen Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsniveaus je Beschäftigten im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe WDs<br />

(Tabelle 38). Auf diese Gruppe od. Betriebe aber konzentrieren sich alle oben dargestellten transformationsbed<strong>in</strong>gten<br />

Defizite <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong>, was sich im Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsniveau <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

dieser Betriebe wi<strong>der</strong>spiegelt. Allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>in</strong>nerhalb dieser großen Gruppe od. Betriebe<br />

gibt es e<strong>in</strong>e starke Differenzierung: sehr erfolgreiche, expandierende Betriebe stehen e<strong>in</strong>er nach<br />

wie vor großen Zahl von Unternehmen gegenüber, die noch immer mit existenzgefähr<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Problemen r<strong>in</strong>gen <strong>und</strong>, nicht <strong>zu</strong> letzt die beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten od. Handwerksbetriebe.<br />

In erheblichem Umfange unterstützt die öffentliche Wirtschaftspolitik Unternehmen <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen<br />

Län<strong>der</strong>n mit Lohnkosten<strong>zu</strong>schüssen. Im Jahre 2001 erschlossen sich 35 vH aller Betriebe im od.<br />

Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe solche Zuschüsse, das waren mehr als jene, die öffentliche Subventionen<br />

für Investitionen <strong>und</strong> Sachmittel kassierten (30 vH) Aber hier zeigt sich wie<strong>der</strong>um, dass die<br />

großen Betriebe, die sich überwiegend im Eigentum von westlichen Investoren bef<strong>in</strong><strong>den</strong>, auch auf<br />

diesem För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument besser spielen können, als die kle<strong>in</strong>en, vorwiegend im re<strong>in</strong>en Ostmanagement<br />

betrieben Unternehmen. Immerh<strong>in</strong> wur<strong>den</strong> 2001 jeweils sechs Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben (bis 19 Besch.) <strong>und</strong> <strong>den</strong>en im od. Eigentum mit öffentlichen Zuschüssen geför<strong>der</strong>t<br />

(siehe Tabelle 4A).<br />

47 V. Dahms, J. Wahse, SÖSTRA, a.a.O., Tabelle 02E, unveröffentlichtes Manuskript,<br />

39


E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es, typisch od. Bild bietet die Situation im Tarifsystem, das zwischen Gewerkschaften<br />

<strong>und</strong> Unternehmerverbän<strong>den</strong> für die Beschäftigten ausgehandelt <strong>und</strong> beschlossen wird. Die nachfolgende<br />

Tabelle zeigt die erschrecken<strong>den</strong> Ausmaße <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n z.Z. verbreiteten<br />

Praxis von Unternehmern, aus <strong>den</strong> Flächentarifverträgen aus<strong>zu</strong>schei<strong>den</strong>, d. h. die Entlohnung ihrer<br />

Beschäftigten nicht an die vere<strong>in</strong>barten Tarife <strong>zu</strong> b<strong>in</strong><strong>den</strong>. Im Jahre 2002 waren 76 vH <strong>der</strong> Betriebe<br />

mit 54 vH aller Beschäftigten ohne Tarifverträge, d.h. die Betriebe akzeptierten nicht die mit<br />

<strong>den</strong> Gewerkschaften vere<strong>in</strong>barten Lohnanhebungen <strong>und</strong> sonstigen tariflichen Leistungen (Urlaubs-,<br />

Weihnachtsgeld, Arbeitszeit u.a.).<br />

Tabelle 37<br />

Anwendung von Tarifverträgen im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe <strong>Ostdeutschland</strong>s, 2002,<br />

jeweils Anteil an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Betriebe bzw. <strong>der</strong> Beschäftigten, v. H. 1<br />

Beschäftigte je Betrieb / Eigentümer<br />

Ohne tarifliche Bezahlung<br />

Betriebe Besch.<br />

Ohne Tarif<br />

Betriebe Besch.<br />

Bezahlung über Tarif<br />

Betriebe Besch.<br />

Betriebsgrößengruppen nach Beschäftigte<br />

1 – 19 43 37 79 77 9 12<br />

20 – 99 32 33 70 67 14 14<br />

100 – 499 18 16 40 37 22 22<br />

500 u. m.<br />

Davon:<br />

4 4 19 16 28 30<br />

500 – 999 3 3 22 22 26 26<br />

1000 – 1999 13 14 13 14 24 23<br />

2000 u. m. - - - - 66 48<br />

Eigentümer <strong>der</strong> Betriebe<br />

Ostdeutsches Eigentum 42 36 79 70 9 12<br />

Westdeutsches Eigentum 33 17 64 43 19 22<br />

Ausländisches Eigentum 23 9 46 29 26 27<br />

Öffentliches Eigentum 97 6 97 6 3 94<br />

Sonstiges bzw. nicht bekannt 38 27 74 47 6 15<br />

Insgesamt 40 25 76 54 10 18<br />

1) Differenz <strong>zu</strong> 100 jeweils Betriebe, bzw. Beschäftigte mit tariflicher Bezahlung, mit Tarifen bzw. mit nicht übertariflicher<br />

Bezahlung<br />

Quelle: V. Dahms, J. Wahse, SÖSTRA, a.a.O.; Tabellen: 59D, 59E, 60D, u. 60E, unveröffentlichtes Manuskript<br />

Ohne tarifliche Bezahlung arbeiteten 2002 37 vH <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben (bis 19<br />

Besch.) <strong>und</strong> 36 vH <strong>der</strong>jenigen <strong>in</strong> Betrieben mit od. Eigentümern. Auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Betrieben im wd. Eigentum<br />

wur<strong>den</strong> 17 vH <strong>der</strong> Beschäftigten nicht nach Tarif bezahlt. (Siehe Tabelle 37) Die <strong>in</strong>sgesamt<br />

sehr differenzierte Situation im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ODs wird aber auch durch die bereits<br />

relativ weit verbreitete „Bezahlung über Tarif“ deutlich. Insgesamt 10 vH aller Betriebe mit 18 vH<br />

aller Beschäftigten gaben e<strong>in</strong>en Teil ihrer Effektivitäts- <strong>und</strong> Wachstumsfortschritte <strong>in</strong> übertariflicher<br />

Bezahlung an die Mitarbeiter weiter. Dies gilt auch für jeweils 12 vH <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Kle<strong>in</strong>betrieben <strong>und</strong> <strong>den</strong>en im od. Eigentum. Generell zeigt sich, je größer die Betriebe desto höher<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> dort Beschäftigten, die übertariflich entlohnt wer<strong>den</strong>. (Siehe Tabelle 37) Nach Ergebnissen<br />

des IAB-Betriebspanels lag 2002 die Bezahlung für 18 vH <strong>der</strong> Beschäftigten im od. Verarbeiten<strong>den</strong><br />

Gewerbe um durchschnittlich elf vH über dem Tarif. 48<br />

Die komplizierte gegenwärtige Situation im Tarifsystem für die Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. Wirtschaft<br />

<strong>in</strong>sgesamt charakterisiert das IAB Betriebspanel wie folgt: „Insgesamt kann davon ausgegangen<br />

wer<strong>den</strong>, dass 58 Prozent aller Betriebe, die 78 Prozent aller Beschäftigten repräsentieren, sich <strong>den</strong><br />

tariflichen Regelungen angeschlossen haben o<strong>der</strong> sich daran orientieren. Offen bleibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Befragung<br />

<strong>der</strong> Betriebe <strong>in</strong>nerhalb des IAB-Betriebspanels, ob sich „Orientierung“ auf Entgeltniveau o<strong>der</strong><br />

-strukturen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen bezieht <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Ausmaß die Tarife nach un-<br />

48 Ebenda, Langfassung, Tabelle 91<br />

40


ten offen s<strong>in</strong>d. Der Umkehrschluss, lediglich 22 Prozent <strong>der</strong> ostdeutschen Beschäftigten <strong>in</strong>sgesamt<br />

arbeiteten außerhalb tariflicher Absprachen ist nicht <strong>zu</strong>lässig.“ 49<br />

Übrigens offenbart <strong>der</strong> große Unterschied zwischen Ost <strong>und</strong> West <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verbreitung übertariflicher<br />

Bezahlung ebenfalls die noch bestehen<strong>den</strong> E<strong>in</strong>kommensrückstände <strong>und</strong> <strong>zu</strong>gleich die transformationsbed<strong>in</strong>gten<br />

wirtschaftlichen Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> od. Region. Im Jahre 2002 lag die durchschnittliche<br />

Höhe <strong>der</strong> Bezahlung über Tarif <strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West (gesamte Wirtschaft) gleichermaßen bei elf Prozent,<br />

im Osten aber hatten nur neun vH <strong>der</strong> Beschäftigten e<strong>in</strong> solch privilegiertes Arbeitsverhältnis,<br />

im Westen dagegen 29 vH „Resümierend kann man sagen, nicht die Höhe <strong>der</strong> übertariflichen<br />

Zahlung, son<strong>der</strong>n ihre Verbreitung unterscheidet die Situation <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland.“ 50<br />

E<strong>in</strong> großer Teil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommenslücke <strong>zu</strong>m wd. Niveau resultiert aus <strong>den</strong> dauerhaft verfestigten,<br />

transformationsbed<strong>in</strong>gten Unterschie<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsstruktur <strong>der</strong> Beschäftigten. In <strong>der</strong> od.<br />

<strong>Industrie</strong> fehlen <strong>in</strong> großem Umfange qualitativ hochwertige Arbeitsplätze durch <strong>den</strong> Mangel an<br />

Großbetrieben, <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> gegenüber WD schwachen betriebs<strong>in</strong>ternen FuE-Kapazitäten <strong>und</strong> nicht<br />

<strong>zu</strong> letzt <strong>in</strong>folge des Filialcharakters vieler Unternehmen, vor allem <strong>der</strong> Groß- <strong>und</strong> starken Mittelbetriebe.<br />

Deren Headquarters mit e<strong>in</strong>em hohen Bedarf an qualifizierten Managern mit weit überdurchschnittlichem<br />

Salär s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> neuen Län<strong>der</strong>n angesiedelt. So waren 2001 <strong>in</strong> <strong>der</strong> ostdeutschen<br />

<strong>Industrie</strong> die Anteile von Angestellten mit dispositiver Funktion <strong>und</strong> die mit qualifizierter Tätigkeit<br />

an <strong>der</strong> Gesamtbeschäftigung bedeutend ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> <strong>der</strong> westdeutschen. Sie erreichten<br />

nur 60 bzw. 80 vH des westdeutschen Niveaus. 51<br />

Die gegenwärtige Situation <strong>in</strong> OD ist jedoch trotz des eklatanten Mangels an qualitativ hochwertigen<br />

Arbeitsplätzen, <strong>der</strong> auf das Lohnniveau drückt, durch e<strong>in</strong>e wachsende Diskrepanz zwischen<br />

Produktivitäts- <strong>und</strong> Lohnentwicklung gekennzeichnet. Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, hatten die <strong>in</strong>dustriellen<br />

Kle<strong>in</strong>betriebe 2001 bereits etwa 84 vH des wd. Effektivitätsniveaus erreicht. Ihre Beschäftigten<br />

aber erhielten im Schnitt nur 72 vH <strong>der</strong> wd. Löhne (Tabelle 36). Bei <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong><br />

Mittelbetrieben kann <strong>zu</strong>dem unterstellt wer<strong>den</strong>, dass sich die Qualifikationsstrukturen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> Ost <strong>und</strong> West nicht wesentlich unterschei<strong>den</strong>, im Gegensatz <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Großbetrieben. Sehr<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich f<strong>in</strong>det mith<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelbetrieben bis 499 Beschäftigte gegenwärtig<br />

e<strong>in</strong>e Scherenbewegung zwischen Produktivitäts- <strong>und</strong> Lohnentwicklung statt (<strong>in</strong> <strong>den</strong> Großbetrieben<br />

ohneh<strong>in</strong>). Noch leisten die Unternehmerverbände <strong>den</strong> zaghaften Versuchen <strong>der</strong> Gewerkschaften,<br />

e<strong>in</strong>en Teil dieser Diskrepanz ab<strong>zu</strong>bauen (Arbeitszeitverkür<strong>zu</strong>ng) konsequenten Wi<strong>der</strong>stand.<br />

Sicher kann damit gerechnet wer<strong>den</strong>, dass sich die Beschäftigten <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> dieser Divergenz<br />

<strong>zu</strong>nehmend bewusst wer<strong>den</strong>. Wie historische Erfahrungen lehren, verteidigen die Unternehmer<br />

erzielte Lohnkostenvorteile so lange, bis explosive Lohnkämpfe <strong>der</strong> Gewerkschaften aufbrechen.<br />

E<strong>in</strong>e solche Entwicklung ist auch <strong>in</strong> OD sehr wahrsche<strong>in</strong>lich. Sie wird da<strong>zu</strong> führen, dass <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Jahren die gegenwärtigen noch sehr großen Lohn- <strong>und</strong> Gehaltslücken <strong>zu</strong>m wd. Niveau<br />

verr<strong>in</strong>gert wer<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelbetrieben ist e<strong>in</strong>e weitgehende Angleichung <strong>zu</strong> erwarten;<br />

bis etwa auf die Differenzen die gegenwärtig bei <strong>den</strong> Löhnen <strong>und</strong> Gehältern zwischen <strong>den</strong> alten<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (Bayern <strong>zu</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> z.B.) bestehen.<br />

Aber selbst wenn es <strong>in</strong> absehbarer Zeit <strong>den</strong> od. Beschäftigten gelänge, was <strong>zu</strong> erwarten steht,<br />

e<strong>in</strong>e Entlohnung auf dem Niveau wd. Tarifabschlüsse <strong>zu</strong> erstreiten, wird <strong>der</strong> Durchschnittslohn<br />

aller Beschäftigten im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong>n niedriger als <strong>der</strong> wd. bleiben,<br />

eben als Folge großer Strukturunterschiede, <strong>in</strong>sbesondre als Folge des Mangels an qualitativ<br />

hochwertigen Arbeitsplätzen.<br />

Wie außeror<strong>den</strong>tlich groß gegenüber <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> die Lücke bei solchen Arbeitsplätzen<br />

im od. Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe ist, offenbart e<strong>in</strong>e Betrachtung des dort <strong>in</strong>stallierten<br />

betriebs<strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> produktionsbezogenen FuE-Potenzials.<br />

49 Ebenda, Langfassung, S. 125 f.<br />

50 Ebenda, Langfassung, S. 128 f.<br />

51 IWH, Wirtschaft im Wandel, 7-8/2002, S. 203<br />

41


<strong>Zur</strong> Situation von F. u E. <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>Ostdeutschland</strong>s<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> nachhaltigsten negativen Folgen <strong>der</strong> Transformation für die od. Wirtschaft war die Zerstörung<br />

des wirtschaftsnahen, produktionsbezogenen FuE-Potenzials durch die filetierte Privatisierung<br />

<strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ate. Die beschei<strong>den</strong>e Regeneration dieses Potenzials ist e<strong>in</strong>, für die weitere Entwicklung<br />

<strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> außeror<strong>den</strong>tlich bedeuten<strong>der</strong> Prozess, dessen Ergebnisse allerd<strong>in</strong>gs,<br />

wie nicht an<strong>der</strong>s <strong>zu</strong> erwarten, bisher weit unter dem wd. Niveau bleiben.<br />

„EuroNorm“ 52 hat wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e Analyse vorgelegt, die <strong>den</strong> Stand <strong>der</strong> wirtschaftsnahen, betriebs<strong>in</strong>ternen<br />

<strong>und</strong> -externen F.u.E. <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n bis <strong>zu</strong>m Jahre 2.001 beschreibt <strong>und</strong> mit<br />

reichhaltigen Daten belegt. Nachfolgend ausgewählte Ergebnisse aus diesem Bericht. 53<br />

Das FuE-Personal <strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlich FuE-betreiben<strong>den</strong> Betrieben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft 54 stürzte von etwa<br />

35.000 (davon ca. 27.000 im V.G.) im Jahre 1991 auf etwa 16.000 (V.G. ca.13.000) bis <strong>zu</strong>m<br />

Jahr 1994. 2001 war es auf 22.000 (V.G. ca. 15.000) angestiegen. Diese positive Entwicklung des<br />

personellen FuE-Potenzials muss jedoch im H<strong>in</strong>blick auf die Größenstruktur <strong>der</strong> Betriebe <strong>in</strong> <strong>den</strong>en<br />

es arbeitet relativiert wer<strong>den</strong>.<br />

Tabelle 38<br />

Anteil <strong>der</strong> Betriebsgrößenklassen am FuE-Personal im Dienstleistungssektor <strong>und</strong> Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe<br />

<strong>der</strong> neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, 2001, vH<br />

Beschäftigte je Betrieb<br />

(Größenklassen)<br />

Anteil am ges. FuE-<br />

Personal, vH<br />

Quelle: EuroNorm, a.a.O.; S. 29<br />

1 - 9 10 - 19 20 – 49 50 – 99 100 – 249 250 – 499 500 – u. m.<br />

7,7 11,1 18,4 17,5 16,4 7,0 21,9<br />

Tabelle 38 macht e<strong>in</strong>e od. Beson<strong>der</strong>heit sichtbar, die bereits Wesentliches über die Effektivität des<br />

FuE-Personals aussagt: 2001 waren 54,7 vH aller Beschäftigten mit FuE-Funktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> od.<br />

Wirtschaft <strong>in</strong> Betrieben tätig, die weniger als 100 Beschäftigte hatten, das Gros des od. FuE-<br />

Personals bef<strong>in</strong>det sich folglich <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelbetrieben. 55 Ganz an<strong>der</strong>s die Verhältnisse <strong>in</strong><br />

WD. Dort arbeiten ca. 80 vH des FuE-Personals <strong>in</strong> Großbetrieben, d.h. <strong>in</strong> Betrieben mit 500 u. m.<br />

Beschäftigten (<strong>in</strong> OD 22 vH).<br />

Interessante Aufschlüsse vermittelt <strong>der</strong> Anteil von FuE-Beschäftigten an <strong>den</strong> Erwerbstätigen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

neuen Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sgesamt, wenn er mit dem im früheren B<strong>und</strong>esgebiet verglichen wird.<br />

52 „EuroNorm GmbH“ ist e<strong>in</strong> neuer Name des Instituts, vormals „Forschungsagentur Berl<strong>in</strong> GmbH“ („FAB“), das von 1991 an im Auftrage<br />

des BMWi (jetzt BMWT) die Entwicklung von wirtschaftsnaher <strong>und</strong> betriebs<strong>in</strong>terner F.u. E <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> untersucht. Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>der</strong> Analysen ist die Auswertung <strong>der</strong> Anträge <strong>und</strong> Berichte, die von Betrieben abgefasst wer<strong>den</strong> müssen, wenn sie För<strong>der</strong>programme<br />

nutzen. Natürlich unternimmt das Institut auch eigene Recherchen (Interviews), se<strong>in</strong>e Ergebnisse s<strong>in</strong>d mith<strong>in</strong> solide empirisch<br />

belegt.<br />

53 Quelle: EuroNorm GmbH; „Strukturelle Analyse <strong>der</strong> Entwicklung von FuE-Potenzialen im Dienstleistungssektor <strong>und</strong> verarbeiten<strong>den</strong><br />

Gewerbe <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n“; Bericht im Auftrage des BMWi, Juni 2002<br />

54 E<strong>in</strong>schließlich Dienstleistungen<br />

55 Hier bestätigt sich, was oben angedeutet wurde: viele Ausgründungen aus Komb<strong>in</strong>aten hatten Teile des FuE-Potentials übernommen<br />

(Personal, Ausstattung, Know How) <strong>und</strong>, wie gezeigt, erfolgreich weiter geführt, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> beschei<strong>den</strong>em Maße.<br />

42


Tabelle 39<br />

„Quote <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten an <strong>den</strong> Erwerbstätigen 2001 nach B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n“<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Erwerbstätige<br />

In Tsd.<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

FuE-Beschäftigten<br />

Quote <strong>der</strong> FuE-Besch.<br />

Je Tsd. Erwerbstätige<br />

Berl<strong>in</strong>-Ost 1.558 2.273 1,5<br />

Bran<strong>den</strong>burg 1.083 2.963 2,9<br />

Mecklenburg-Vorpommern 731 1.036 1,4<br />

Sachsen-Anhalt 1.033 2.010 1,9<br />

Sachsen 1.941 9.078 4,7<br />

Thür<strong>in</strong>gen 1.056 4.427 4,2<br />

Gesamt 7,357 21,787 3,0<br />

Quelle: a.a.O. S. 32<br />

In WD liegt die Quote <strong>der</strong> FuE-Beschäftigten bei 9,5 vH! (OD = 3,0 vH)<br />

Die Verteilung des FuE-Personals auf die E<strong>in</strong>zelnen Branchen des Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes<br />

gleicht weitgehend <strong>der</strong> <strong>in</strong> WD. An <strong>der</strong> Spitze steht <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enbau mit 17 vH des Gesamtpotentials<br />

(e<strong>in</strong>schließlich Dienstleistungssektor). Dann folgen: Mediz<strong>in</strong>-, Mess-, Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik,<br />

Optik mit 12,4 vH, Chemische <strong>Industrie</strong> mit 8,8 vH, R<strong>und</strong>funk-, Fernseh- <strong>und</strong> Nachrichtentechnik<br />

mit 8,0 vH Diese Branche hat die höchste Wachstumsdynamik im V.G. <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong>,<br />

jährlich Steigerungsraten um 20 vH 56<br />

Der zweitgrößte Anteil am FuE-Personal entfällt auf <strong>den</strong> Bereich „Forschung <strong>und</strong> Entwicklung“ im<br />

Dienstleistungssektor mit 16,8 vH Diese relative Größenordnung bildet wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e od. Beson<strong>der</strong>heit,<br />

e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Transformation. E<strong>in</strong> beträchtlicher Teil des FuE-Potentials <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ate<br />

gründete sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten 90’er Jahren als eigenständige Forschungs<strong>in</strong>stitute aus, <strong>und</strong> entwickelte<br />

sich, anfangs großzügig subventioniert 57 , <strong>zu</strong> externen FuE-Dienstleistern für Betriebe, <strong>zu</strong>nächst<br />

vorwiegend für zahlungsfähige Westk<strong>und</strong>en, dann <strong>zu</strong>nehmend auch für od. Unternehmen.<br />

Diese anfangs, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> auch von e<strong>in</strong>igen Forschungs<strong>in</strong>stituten,<br />

sehr skeptisch beurteilte Entwicklung, hat <strong>in</strong>zwischen <strong>zu</strong> leistungsfähigen FuE-Partnern <strong>der</strong><br />

<strong>Industrie</strong> geführt. Vor allem im Masch<strong>in</strong>enbau, <strong>der</strong> Materialforschung <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuer-, Mess<strong>und</strong><br />

Regeltechnik s<strong>in</strong>d gegenwärtig leistungsfähige Forschungse<strong>in</strong>richtungen aus <strong>den</strong> ehemaligen<br />

„Forschungs-GmbH“ entstan<strong>den</strong>. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wesentliche Bed<strong>in</strong>gung für die erfolgreiche Entwicklung<br />

von FuE-<strong>in</strong>tensiven, <strong>in</strong>novativen KMU <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n, die sich betriebs<strong>in</strong>terne<br />

FuE-Potenziale nicht leisten können. 58 Sie haben da<strong>zu</strong> beigetragen, dass <strong>der</strong> Anteil FuEbetreiben<strong>der</strong><br />

Betriebe an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> KMU im Osten höher als im Westen liegt. Die FuE-<br />

Kooperationsbereitschaft ist <strong>in</strong> od. Unternehmen wesentlich stärker ausgeprägt als <strong>in</strong> wd.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Aufwand für FuE ke<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichen<strong>der</strong> Indikator für erfolgreiche Innovationen <strong>und</strong> vor<br />

allem Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungswachstum ist, wirken die Ost-West-Unterschiede doch desillusionierend<br />

auf Erwartungen <strong>in</strong> diese Richtung.<br />

56 Quelle: a.a.O.; S. 33<br />

57 Die Strategie des BMWi zielte damals darauf, soviel an FuE-Potenzial wie möglich <strong>zu</strong> erhalten, um es später <strong>in</strong> die expandierende<br />

Wirtschaft wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrieren <strong>zu</strong> können. Die populäre Losung dafür lautete: Zeit kaufen!<br />

58 Immer wie<strong>der</strong> wurde versucht, die För<strong>der</strong>ung dieser externen FuE-E<strong>in</strong>richtungen <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>fahren, weil sie nicht für <strong>zu</strong>kunftsfähig<br />

gehalten wur<strong>den</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von <strong>der</strong> Kohl-Regierung. Nach Erfahrungen aus dem Westen wurde vermutet, dass sich FuE mit<br />

fortschreiten<strong>der</strong> wirtschaftlicher Entwicklung auch <strong>in</strong> OD wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Betriebe <strong>zu</strong>rückziehen werde. Das DIW sah dies sogar als<br />

wichtige Bed<strong>in</strong>gung für <strong>der</strong>en Existenz; <strong>den</strong>n FuE müsse mit <strong>der</strong> Produktion ihrer Ergebnisse verschmolzen se<strong>in</strong>. Dies hat sich bisher<br />

als Irrtum erwiesen. Sehr zeitig bildete sich <strong>der</strong> „Verband <strong>in</strong>novativer Unternehmen“, <strong>der</strong> als Interessenvertreter <strong>der</strong> Institute, erfolgreich<br />

für ihre weitere För<strong>der</strong>ung durch Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> wirkt. Allerd<strong>in</strong>gs kommt EuroNorm auch <strong>zu</strong> dem Schluss, dass die langfristige<br />

Existenz <strong>der</strong> externen FuE-Institute <strong>in</strong>folge immer noch nicht gewährter öffentlicher Gr<strong>und</strong>f<strong>in</strong>anzierung gefährdet sei. A.a.O.<br />

S. 32<br />

43


Tabelle 40<br />

Gesamte <strong>und</strong> betriebs<strong>in</strong>terne FuE-Aufwendungen nach Regionen, im Jahre 2.000<br />

FuE-Aufwendungen<br />

Region Gesamte Aufwen- Anteil <strong>der</strong> Regi- Interne Aufwendun- Anteil <strong>der</strong> Regiodungen,<br />

Mrd. DM onen, vH gen, Mrd. DM<br />

nen, vH<br />

Früheres B<strong>und</strong>esgebiet 78,4 96, 7 66,2 96,5<br />

Neue Län<strong>der</strong> 2,7 3,3 2,5 3,6<br />

Deutschland<br />

Quelle: A. a. O., S. 40<br />

81,7 100,0 68,6 100,0<br />

Die Daten <strong>der</strong> vorstehen<strong>den</strong> Tabelle bedürfen ke<strong>in</strong>es Kommentars.<br />

Obwohl sich das FuE-Potenzial <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n recht positiv, mit z.T. zweistelligen Zuwachsraten<br />

entwickelte, bleibt es doch <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> Quantität <strong>und</strong> Qualität weit h<strong>in</strong>ter dem wd.<br />

Niveau <strong>zu</strong>rück. Entschei<strong>den</strong>de, <strong>in</strong>novative Wachstums- <strong>und</strong> Beschäftigungsimpulse s<strong>in</strong>d folglich<br />

von <strong>der</strong> FuE <strong>in</strong> OD nicht <strong>zu</strong> erwarten. Die FuE-Zentren liegen im Westen, verschmolzen mit <strong>den</strong><br />

Produktionsstandorten <strong>der</strong> Konzerne <strong>und</strong> ihrem regionalem Umfeld.<br />

Dennoch ist es e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Vorausset<strong>zu</strong>ng für die erfolgreiche künftige Entwicklung vor<br />

allem <strong>in</strong>novativer KMU <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n. Der weitere Ausbau dieser Potenziale, auch <strong>der</strong><br />

externen FuE-E<strong>in</strong>richtungen, muss deshalb e<strong>in</strong>e wesentlich Aufgabe <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik bleiben.<br />

Der Bericht von EuroNorm weist auch nach, dass FuE-betreibende od. Unternehmen überdurchschnittlich<br />

expandieren, exportieren <strong>und</strong> gew<strong>in</strong>nträchtig s<strong>in</strong>d.<br />

Tabelle 41<br />

Gewicht <strong>der</strong> FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweige im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe 0 Ost- <strong>und</strong> Westdeutschlands<br />

Anteile v. H.<br />

Gewicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region 1<br />

D = 100 2<br />

Region / Gegenstand<br />

OD WD OD<br />

Beschäftigte, 2001 47,4 60,7 7,7<br />

Umsatz, 2001 48,1 61,3 6,0<br />

Wertschöpfungsvolumen, 2001 49,7 65,3 5,2<br />

Export, 2001 72,4 80,4 4,3<br />

Investitionen Vol. , Summe 1991 - 2001 45,8 59,7 11,2<br />

Bruttoanlagekapital Vol. 2001 43,3 55,9 7,4<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigte 1) Differenz <strong>zu</strong> 100 = Anteil <strong>der</strong> nicht FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweige<br />

an <strong>der</strong> jeweiligen Gesamtheit (Beschäftigte, Umsatz etc) 2) Anteil ODs an <strong>der</strong> gesamtdeutschen FuE-<strong>in</strong>tensiven <strong>Industrie</strong><br />

Quelle: Berechnet nach DIW, Görzig, a.a.O.<br />

Noch dom<strong>in</strong>ieren im Osten, im Gegensatz <strong>zu</strong>m Westen, die nicht FuE-<strong>in</strong>tensiven Branchen, aber<br />

das Gewicht <strong>der</strong> FuE-<strong>in</strong>tensiven hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen Entwicklung verstärkt, vor allem im Export,<br />

<strong>und</strong> wird weiter rasch anwachsen. Dennoch, sie haben <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> gesamtdeutschen FuE<strong>in</strong>tensiven<br />

<strong>Industrie</strong> e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Gewicht, das sich auch bei relativ hohen Zuwachsraten nicht wesentlich<br />

erhöhen wird. Die spezifische Lücke (FuE-Intensität je E<strong>in</strong>wohner) <strong>zu</strong>m wd. Niveau ist<br />

ohneh<strong>in</strong> nicht mehr <strong>zu</strong> schließen.<br />

44


Fazit<br />

Aus dem vorstehend Dargelegtem ergeben sich e<strong>in</strong>ige wesentliche politökonomische Schlüsse im<br />

H<strong>in</strong>blick auf <strong>den</strong> mit <strong>der</strong> Transformation <strong>in</strong> OD entstan<strong>den</strong>en <strong>Industrie</strong>typ <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e weitere Entwicklung<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Vergleich <strong>zu</strong>r wd. <strong>Industrie</strong>.<br />

Die quantitative <strong>und</strong> vor allem die qualitative Rückständigkeit <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> ODs wurde <strong>zu</strong> Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Transformation e<strong>in</strong>hellig als Erbe <strong>der</strong> untergegangenen DDR erklärt. Gegenwärtig ist dies nicht<br />

mehr möglich. Inzwischen ist das gesamte Anlagekapital jedes e<strong>in</strong>zelnen od. <strong>Industrie</strong>betriebs<br />

erneuert <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legend mo<strong>der</strong>nisiert. Die Produktivitätslücke ist seit langem nicht mehr auf e<strong>in</strong>en<br />

technologischen Rückstand <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Produktionsstätten <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, vielmehr auf<br />

<strong>der</strong>en Struktur. Die aber ist e<strong>in</strong>deutig das Ergebnis <strong>der</strong> Transformation.<br />

Die Politik <strong>der</strong> Kohl-Regierung, die Herausbildung e<strong>in</strong>er kapitalistischen <strong>Industrie</strong>struktur <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

neuen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Anlage- <strong>und</strong> Expansionsstrategie westlicher Investoren <strong>zu</strong> überlassen, hat <strong>zu</strong><br />

e<strong>in</strong>er Filial-Wirtschaft geführt. Die externen Investoren verfolgten ihre jeweiligen konzern- bzw.<br />

firmen<strong>in</strong>ternen Interessen, orientierten sich jedoch nicht an dem Industrialisierungsbedarf <strong>der</strong> Region<br />

OD <strong>und</strong> schon gar nicht an <strong>den</strong> sozialökonomischen Bedürfnissen <strong>der</strong> od. Bevölkerung, was<br />

ihnen nicht vor<strong>zu</strong>werfen ist, wohl aber <strong>den</strong> Verantwortlichen für die Wirtschaftspolitik, die auf diesen<br />

Wi<strong>der</strong>spruch hätten regulierend e<strong>in</strong>wirken müssen. 59 Da dies weitgehend unterblieb, entstand<br />

mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong> auf die Kooperationsbedürfnisse, Märkte <strong>und</strong> Nachfragepotenziale <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> <strong>und</strong><br />

Gesamtwirtschaft ausgerichteter, weil von <strong>der</strong>en privaten Inestoren <strong>in</strong>stallierter, <strong>Industrie</strong>typ. Obwohl<br />

er noch Merkmale, Rudimente, se<strong>in</strong>er DDR-Vergangenheit bewahrte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>en<br />

großen Sektor von Betrieben im ostdeutschen Eigentum, ist er e<strong>in</strong> völlig abhängiges Anhängsel<br />

<strong>der</strong> absolut dom<strong>in</strong>ieren<strong>den</strong> wd. <strong>Industrie</strong>, eben ihre Filiale. Dieser <strong>Industrie</strong>typ unterscheidet sich,<br />

wie oben dargestellt, qualitativ von <strong>den</strong> <strong>Industrie</strong>strukturen <strong>in</strong> jedem e<strong>in</strong>zelnen <strong>der</strong> alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>.<br />

Diese haben sich über e<strong>in</strong>e lange Frist <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er nationalen, organisch, arbeitsteilig gewachsenen<br />

<strong>Industrie</strong>struktur entwickelt, wenn auch mit sehr differenzierter Dichte <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s OD: Hier wur<strong>den</strong> ad hoc, mit dem Ziel e<strong>in</strong>er konkurrieren<strong>den</strong>, schnellen<br />

Markterschließung, quasi Außenkapazitäten wd. <strong>in</strong>dustrieller Produzenten geschaffen, die <strong>der</strong>en<br />

Erzeugnisstrukturen <strong>und</strong> Produktionskapazitäten ergänzten <strong>und</strong> erweiterten.<br />

Diese Entwicklung ist abgeschlossen. E<strong>in</strong>e neue, zweite aufholende Investitionswelle für bedeutende,<br />

weltmarktorientierte <strong>in</strong>dustrielle Kapazitäten <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n ist nicht <strong>zu</strong> erwarten.<br />

Schon seit längerem prophezeit das ifo Institut e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>schwenken <strong>der</strong> od. Investitionen auf e<strong>in</strong><br />

„normales Niveau“, danach sei „nach <strong>den</strong> außeror<strong>den</strong>tlich hohen Investitionen Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre<br />

... ab Mitte des Jahrzehnts - selbst unter verbesserten konjunkturellen Bed<strong>in</strong>gungen – e<strong>in</strong> Investitionsniveau<br />

des ostdeutschen Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes von 5,5 bis 6 Mrd. € vorstellbar.“ 60 1995<br />

lagen die nom<strong>in</strong>alen Investitionen (Höhepunkt) bei 9,4 Mrd. €.<br />

Es ist auch verfehlt, die <strong>in</strong> OD entstan<strong>den</strong>e <strong>Industrie</strong>struktur als e<strong>in</strong>en „Nachbau West“ <strong>zu</strong> bezeichnen;<br />

<strong>den</strong>n das ist sie gerade nicht! Die typischen Merkmale <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong>, ihre Großbetriebe<br />

<strong>und</strong> komplexen, FuE- sowie export<strong>in</strong>tensiven <strong>in</strong>dustriellen Standorte fehlen im Osten. Was hier<br />

entstand ist e<strong>in</strong> „Anbau Ost“, dessen weitere Entwicklung von <strong>den</strong> wechseln<strong>den</strong> Expansions- <strong>und</strong><br />

Konkurrenzchancen <strong>der</strong> wd. <strong>Industrie</strong> entwe<strong>der</strong> stimuliert o<strong>der</strong> gehemmt wird, <strong>der</strong> jedoch auf absehbare<br />

Zeit nicht <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em qualitativ <strong>den</strong> <strong>in</strong>dustriellen Regionen im Westen gleichwertigen nationalen<br />

Standort heranwachsen kann.<br />

Die große Abhängigkeit <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> von <strong>der</strong> wirtschaftlichen Situation im Westen wird gerade<br />

durch die gegenwärtige Rezession deutlich. Sie drückt stark auf die Zuwachsrate <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong><br />

<strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> bescherte e<strong>in</strong>er Reihe von Zweigen 2002 Produktionsrückgänge gegenüber dem<br />

Vorjahr: 61<br />

59 Siehe hier<strong>zu</strong> die Kritik <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik an <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierungen seit 1990;<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e: MEMO-FORUM Nr. 16, „Sozial-ökologisches Sofortprogramm: Risiken <strong>der</strong> deutsch-deutschen Währungsunion auffangen“,<br />

Bremen, Mai 1990; ebenda Nr. 27 „Zehn Jahre „Aufbau Ost“ – wi<strong>der</strong>sprüchliche Ergebnisse, Probleme <strong>und</strong> Alternativen.“,<br />

Bremen, März 2000.<br />

60 Ifo Institut München, ifo Schnelldienst 9 / 2003, S. 32 f.<br />

61 BMWA, Wirtschaftsdaten Neue Län<strong>der</strong>, Stand April 2003, Berl<strong>in</strong>, S. 11<br />

45


Hauptgruppe<br />

• Gebrauchsgüter -5,6<br />

Branchen<br />

• Textil-Bekleidung -7,6<br />

• Metallerzeugung <strong>und</strong> Verarbeitung -3,4<br />

• Masch<strong>in</strong>enbau -0,1<br />

Der transformationsbed<strong>in</strong>gte od. <strong>Industrie</strong>typ ist nicht schlechth<strong>in</strong> „rückständig“, besteht mehrheitlich<br />

aus mo<strong>der</strong>nen Betrieben mit konkurrenzfähigen Produktionsausrüstungen <strong>und</strong> Erzeugnissen.<br />

Se<strong>in</strong>e volkswirtschaftliche Gesamtstruktur aber ist auf die „Anbaufunktionen“ se<strong>in</strong>er Schöpfer, also<br />

auf die Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> westlichen privatkapitalistischen Headquarters beschränkt. Das hat<br />

gravierende Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Region OD <strong>und</strong> die<br />

sozialökonomischen Lebensbed<strong>in</strong>gungen ihrer Bevölkerung (E<strong>in</strong>kommen, Beschäftigung, Qualifizierung).<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die typischen Eigenheiten des od. <strong>Industrie</strong>typs s<strong>in</strong>d unterschiedliche Merkmale<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>zu</strong> halten:<br />

• Verfestigte, transformationsbed<strong>in</strong>gte Merkmale. Da<strong>zu</strong> zählen vor allem die KMU-dom<strong>in</strong>ierte<br />

Betriebsstruktur (Mangel an Großbetrieben), die chronische Innovations- <strong>und</strong> Exportschwäche<br />

<strong>der</strong> regionalen <strong>Industrie</strong>struktur <strong>in</strong>sgesamt sowie die ungleichwertigen Expansionsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> „implantierten“ westlichen Filialen gegenüber <strong>den</strong> <strong>in</strong>dustriellen Betrieben, die sich im re<strong>in</strong>en<br />

Ostmanagement bef<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

• Zeitweilige, sich künftig weiter abbauende transformationsbed<strong>in</strong>gte Merkmale. Dies betrifft e<strong>in</strong>ige,<br />

noch vorhan<strong>den</strong>e Defizite <strong>in</strong> <strong>den</strong> KMU, vor allem jener im od. Eigentum (mangelhafte<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Kooperationsbeziehungen <strong>und</strong> Netzwerke, ungünstige Produktstrukturen <strong>und</strong><br />

Absatz-, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Preiskonditionen, ungenügende Ertragssituation <strong>und</strong> Kreditbed<strong>in</strong>gungen).<br />

• Eigenheiten, die aus <strong>der</strong> DDR-Vergangenheit überkommen s<strong>in</strong>d. Da<strong>zu</strong> zählen die od. Beson<strong>der</strong>heiten<br />

im Bereich von FuE, also die starke FuE-Intensität kle<strong>in</strong>er Betriebe <strong>und</strong> die privaten,<br />

betriebsexternen FuE-Dienstleister.<br />

Die weitere Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> OD ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe ungünstiger Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>gebettet. Im H<strong>in</strong>blick auf die Herausbildung neuer expansiver <strong>in</strong>ternationaler Standorte geht <strong>der</strong><br />

Trend an OD vorbei <strong>in</strong> Richtung Osteuropa <strong>und</strong> Asien, hier vor allem Ch<strong>in</strong>a, das sich <strong>zu</strong>r „Werkstatt<br />

<strong>der</strong> Welt“ entwickelt. Mit diesen aufstreben<strong>den</strong> neuen <strong>Industrie</strong>zentren kann OD nicht um große<br />

weltmarktorientierte Produktionskapazitäten konkurrieren, bestenfalls kooperierend <strong>und</strong> <strong>zu</strong>liefernd<br />

partizipieren. Gegenwärtig s<strong>in</strong>d auch gewichtige, durchgreifend kapazitätserweiternde Innovationen<br />

nicht <strong>zu</strong> erkennen. Die Massenfertigung von <strong>in</strong>novativen Erzeugnissen <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit,<br />

z.B. die Ausbreitung <strong>der</strong> Handys o<strong>der</strong> <strong>der</strong> digitalisierten Unterhaltungselektronik, verlief<br />

zwar im raschen Tempo aber ohne nachhaltig wirkende Investitionsschübe <strong>und</strong> vor allem Beschäftigungs<strong>zu</strong>wächse<br />

aus<strong>zu</strong>lösen. Der gegenwärtige Typ des technischen Fortschritts <strong>und</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

Wachstums blieb kapital- <strong>und</strong> arbeitssparend, was die hohe Liquidität <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Kapitalmärkte <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aber <strong>der</strong> Kursverfall auf <strong>den</strong> Aktienmärkten sowie die Massenarbeitslosigkeit<br />

zeigen.<br />

Auch die bevorstehende EU-Erweiterung wird <strong>der</strong> od. <strong>Industrie</strong> ke<strong>in</strong>e bedeuten<strong>den</strong> Impulse erteilen.<br />

Gerade die Erfahrungen bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung ODs <strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik belegen, dass die<br />

Erweiterung vorhan<strong>den</strong>er Kapazitäten, vor allem für high-tech-Produkte (an westlichen Standorten),<br />

für die um neue Märkte konkurrieren<strong>den</strong> <strong>in</strong>dustriellen Produzenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> schnellere<br />

<strong>und</strong> billigere Weg ist, gegenüber dem Neubau <strong>der</strong>artiger Produktionsstätten. Die <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong><br />

OD entstan<strong>den</strong>en Kapazitäten <strong>in</strong> <strong>den</strong> dom<strong>in</strong>ieren<strong>den</strong> nicht FuE-<strong>in</strong>tensiven Zweigen aber haben<br />

kaum Chancen, expandierende neue Märkte im Osten <strong>zu</strong> gew<strong>in</strong>nen, sie wer<strong>den</strong> vielmehr unter<br />

harten Konkurrenzdruck <strong>der</strong> östlichen Produzenten <strong>in</strong> diesen Bereichen geraten. Die Prophezeiung<br />

des ifo Instituts hat mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, Realität <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>: Die od. Wirtschaft<br />

werde bei <strong>der</strong> kommen<strong>den</strong> EU-Erweiterung zwischen dem produktiverem Westen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Niedriglohnregion<br />

Osteuropa zerrieben.<br />

46


Nicht <strong>zu</strong> letzt deshalb bleibt e<strong>in</strong>e langfristige, <strong>in</strong>tensive weitere öffentliche För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

Entwicklung <strong>in</strong> OD unerlässlich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> dort vorhan<strong>den</strong>en Ansätze im Bereich<br />

<strong>in</strong>novativer, FuE-<strong>in</strong>tensiver KMU.<br />

Als wichtigster Schluss aus <strong>der</strong> vorstehen<strong>den</strong> Analyse ergibt sich, dass die od. <strong>Industrie</strong> auf lange<br />

Zeit gegenüber <strong>den</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> od. Bevölkerung an E<strong>in</strong>kommen <strong>und</strong> Verbrauch we<strong>der</strong><br />

quantitativ noch qualitativ genügend leistungsfähig ist. OD bleibt folglich für e<strong>in</strong>en z.Z. nicht absehbaren<br />

Zeitraum auf umfangreiche F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Realtransfers angewiesen. Damit steht mit wachsen<strong>der</strong><br />

Dr<strong>in</strong>glichkeit das Problem e<strong>in</strong>er sozialgerechten Verteilung des <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik <strong>in</strong>sgesamt<br />

produzierten Reichtums auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

In diesem Zusammenhang entwickelte sich e<strong>in</strong>e aktuelle Diskussion, <strong>in</strong> <strong>der</strong> namhafte Politiker mit<br />

<strong>der</strong> Behauptung auftraten, die hohen Transfers <strong>in</strong> die neuen Län<strong>der</strong> stellten e<strong>in</strong>e starke Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

des wd. Wirtschaftswachstums dar. Ohne die Lasten <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung, so wird behauptet,<br />

wäre die ökonomische, vor allem die sozialökonomische (Kosten <strong>der</strong> Sozialsysteme) Situation<br />

<strong>der</strong> alten B<strong>und</strong>esrepublik heute wesentlich günstiger. Hier wer<strong>den</strong> die Tatsachen auf <strong>den</strong><br />

Kopf gestellt. Die E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>Ostdeutschland</strong>s <strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik bescherte ihrer Wirtschaft<br />

<strong>den</strong> h<strong>in</strong>länglich bekannten „Vere<strong>in</strong>igungsboom“, e<strong>in</strong>en Wachstumsschub, <strong>der</strong> nicht nur e<strong>in</strong>e Investitionswelle<br />

auslöste vielmehr dem B<strong>und</strong>esgebiet-West sogar e<strong>in</strong>en Beschäftigungs<strong>zu</strong>wachs<br />

brachte, vor allem aber das E<strong>in</strong>kommen <strong>und</strong> Vermögen <strong>der</strong> wd. Investoren kräftig aufstockte. Die<br />

<strong>in</strong>vestiven <strong>und</strong> konsumtiven Transfers <strong>in</strong> die neuen Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d bis heute e<strong>in</strong> wirksames Konjunkturprogramm<br />

für die Produzenten im Westen, ganz abgesehen davon, dass es westliche Investoren<br />

s<strong>in</strong>d, die beträchtliche Kapazitäten <strong>in</strong> OD sehr profitabel, wie oben gezeigt, betreiben.<br />

Diese abwegigen, wissenschaftlich völlig unhaltbaren Behauptungen <strong>zu</strong> <strong>den</strong> „Kosten <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung“<br />

veranlassten <strong>den</strong> Chef des IWH, Rüdiger Pohl, <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen Klarstellung:<br />

„Das frühere B<strong>und</strong>esgebiet war bereits am Vorabend <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung auf e<strong>in</strong>em absteigen<strong>den</strong><br />

Ast. Das Arbeitsvolumen schrumpfte trendmäßig <strong>und</strong> stagnierte <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> achtziger<br />

Jahre, während die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau chronisch gewor<strong>den</strong> war. Die Investitionsquote<br />

g<strong>in</strong>g <strong>zu</strong>rück. ... Die Wachstumsschwäche Gesamtdeutschlands schlägt mittlerweile auf<br />

<strong>Ostdeutschland</strong> <strong>zu</strong>rück. Die im Vergleich <strong>zu</strong> Westdeutschland viel kle<strong>in</strong>ere ostdeutsche Wirtschaft<br />

konvergiert seit e<strong>in</strong>igen Jahren mit ihrer Wachstumsrate <strong>und</strong> <strong>der</strong> Investitions<strong>in</strong>tensität auf die<br />

Werte des Westens.“ 62<br />

Die „Kernursache“ <strong>der</strong> Wachstumsschwäche sieht R. Pohl „im Ausbleiben von Reformen, die auf<br />

e<strong>in</strong>e nachhaltige Kräftigung <strong>der</strong> Investitions<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>sgesamt zielen. <strong>Ostdeutschland</strong>s<br />

Aufholprozess wird <strong>in</strong>zwischen durch mangelnde gesamtdeutsche Dynamik gehemmt.“<br />

63 Der Diagnose ist voll <strong>zu</strong><strong>zu</strong>stimmen, bleibt allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> Streit um die Therapie: wo<br />

müssten Reformen ansetzen, wer soll sie bezahlen, welche Investitionen sollten nachhaltig geför<strong>der</strong>t<br />

wer<strong>den</strong>? Die „Agenda 2010“ geht <strong>in</strong> die falsche Richtung. 64<br />

62 Rüdiger Pohl, IWH, Wirtschaft im Wandel, 8 / 2003, S. 226<br />

63 Ebenda<br />

64 Siehe hier<strong>zu</strong>: Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Memorandum 2003, Köln 2003, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e S. 65 ff.<br />

47


Tabellenanhang<br />

Tabelle 1A<br />

Gewicht <strong>der</strong> ost- <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamtdeutschen <strong>Industrie</strong> 0 , 2001,<br />

( D jeweils = 100)<br />

Umsatz Besch. Besch-h WSV<br />

L-u G-<br />

Summe<br />

Export Invest. BAV<br />

Vorleistungsgüter 1) 8,2 9,8 10,5 7,6 7,1 5,8 16,7 11,7<br />

Investitionsgüter 5,9 8,7 9,3 5,0 6,0 4,2 9,7 6,8<br />

Gebrauchsgüter 6,7 9,1 10,0 7,0 6,5 3,7 11,0 6,1<br />

Verbrauchsgüter 2) 9,9 12,5 13,1 9,8 8,2 4,1 11,4 9,7<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarb. Gewerbe<br />

1)2)<br />

7,6 9,8 10,5 6,9 6,8 4,8 13,8 10,0<br />

Bergbau 13,5 12,4 13,9 15,8 10,3 7,5 21,5 21,7<br />

Verarb. Gewerbe 1)2) 7,5 9,7 10,4 6,7 6,7 4,8 13,6 9,4<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Besch. 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne Verlagsgewerbe.<br />

Quelle: DIW Görzig, a.a.O.<br />

Tabelle 2A<br />

Investitionen des Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>-Ost, jeweilige Preise<br />

1995 c<br />

1996 c<br />

1997 c<br />

1998 c<br />

Hauptgruppen<br />

Mio. Euro<br />

Grdst- u. Prod-güter b<br />

4.300 4.140 4.140 3.200 2.840 1.970 1.800 1.860 1.910<br />

Investitionsgüter 2.990 2.890 2.660 2.760 2.990 3.600 3.940 3.510 4.360<br />

Verbrauchsgüter 1.100 1.000 1.020 820 790 690 720 540 520<br />

N- u. G-Mittel 1.020 790 610 640 670 590 590 540 560<br />

Verarb. Gew. <strong>in</strong>sg. 9.410 8.820 8.430 7.420 7.290 6.850 7.050 6.450 7.350<br />

Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr vH<br />

Grdst- u. Prod-güter b<br />

-10,6 -3,7 - -22,7 -11,3 -30,6 -8,6 3,3 2,7<br />

Investitionsgüter 34,7 -3,3 -8,0 3,8 8,3 20,4 9,4 -10,9 24,2<br />

Verbrauchsgüter 2,8 -9,1 2,0 -19,6 -3,7 -12,7 4,3 -25,0 -3,7<br />

N- u. G-Mittel -20,3 -22,8 -22,8 4,9 4,7 -11,9 - -8,5 3,7<br />

Verarb. Gew. <strong>in</strong>sg. 0,3 -6,3 -4,4 -12,0 -1,8 -6,0 2,9 -8,5 14,0<br />

1999 c<br />

2000 c<br />

2001 c<br />

2002 d<br />

2003 d<br />

a) Orig<strong>in</strong>alschät<strong>zu</strong>ng bis <strong>zu</strong>m Jahr 2000 <strong>in</strong> DM, hier nachträglich umgerechnet <strong>und</strong> auf 10 Mio. € ger<strong>und</strong>et. Nur Betriebe mit 20 u. m.<br />

Beschäftigten unter E<strong>in</strong>schluss nicht produzieren<strong>der</strong> E<strong>in</strong>heiten. Stand: Erhebung Herbst 2002 vom 09.05.2003 b) E<strong>in</strong>schließlich<br />

Investitionen im M<strong>in</strong>eralölvertrieb (Tankstellene<strong>in</strong>richtung / -mo<strong>der</strong>nisierung) auch von Konzernen, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n ke<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>eralölverarbeitung betreiben. c) Hochschät<strong>zu</strong>ngen (nicht mit <strong>der</strong> amtl. Fachstatistik abgestimmt) d) Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> von <strong>den</strong> Unternehmen<br />

geplanten / erwarteten Entwicklungen hochgeschätzt.<br />

Quelle: ifo Schnelldienst, München, Nr. 9/2003, S. 29<br />

48


Tabelle 3A<br />

Sach- <strong>und</strong> Invest-Zuschüsse, für Betriebe im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe, 2001<br />

Zuschüsse für Investitionen <strong>und</strong> Sachmittel<br />

Beschäftigte je Betrieb / Eigentümer<br />

Zahl <strong>der</strong><br />

Betriebe<br />

je Betrieb je Besch.<br />

Anteil an jew.<br />

Invest.- Summe<br />

v.H. Tsd. Euro v. H.<br />

Betriebsgrößengruppen nach Beschäftigte<br />

1 – 19 24 3 - 15<br />

20 – 99 52 70 2 28<br />

100 – 499 59 287 2 17<br />

500 u. m.<br />

Davon:<br />

48 3.471 4 20<br />

500 – 999 39 2.346 4 22<br />

1000 – 1999 89 1.475 1 15<br />

2000 u. m. 84 22.637 8 20<br />

Eigentümer <strong>der</strong> Betriebe<br />

Ostdeutsches Eigentum 30 12 1 20<br />

Westdeutsches Eigentum 28 101 2 17<br />

Ausländisches Eigentum 37 453 4 36<br />

Öffentliches Eigentum 3 2 - 5<br />

Sonstiges bzw. nicht bekannt 38 39 1 18<br />

Insgesamt 30 33 2 20<br />

Quelle: V. Dahms, J. Wahse, SÖSTRA, a.a.O., Tab. 65D, 65E, 66E, unveröffentlichtes Manuskript<br />

Tabelle 4A<br />

Zuschüsse <strong>zu</strong> Lohn- Und Gehaltskosten an Betriebe des Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbes,<br />

2001, vH<br />

Beschäftigte je Betrieb / L.-u. G.-Kosten<strong>zu</strong>sch.<br />

Eigentümer an Betriebe An Besch.<br />

1 – 19<br />

Betriebsgrößengruppen nach Beschäftigte<br />

28 6<br />

20 – 99 61 4<br />

100 – 499 73 3<br />

500 u. m.<br />

Davon:<br />

63 2<br />

500 – 999 65 2<br />

1000 – 1999 56 1<br />

2000 u. m. 49<br />

Eigentümer <strong>der</strong> Betriebe<br />

-<br />

Ostdeutsches Eigentum 34 6<br />

Westdeutsches Eigentum 36 3<br />

Ausländisches Eigentum 39 2<br />

Öffentliches Eigentum 3 1<br />

Sonstiges bzw. nicht be-<br />

52 4<br />

kannt<br />

Insgesamt 35 4<br />

Quelle: V. Dahms, J. Wahse, SÖSTRA, a.a.O.; Tabellen: 67D, 67E, 68D, 68E, unveröffentlichtes Manuskript<br />

49


Tabelle 5A<br />

Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsanteil am Umsatz (Lohnquote) im Verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe 0 Ost- <strong>und</strong> Westdeutschlands,<br />

vH<br />

1991 2001<br />

Hauptgruppen / Zweige OD WD OD WD<br />

v. H.<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 30,1 20,8 14,8 17,2<br />

Investitionsgüterproduzenten 38,5 23,7 18,2 18,0<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 50,7 21,6 17,6 18,2<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 20,1 13,9 10,6 13,0<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 30,8 20,6 15,0 16,9<br />

Bergbau 29,3 31,0 22,0 30,0<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 31,0 20,4 14,9 16,8<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

Ernährungsgewerbe 13,8 11,0 9,3 11,0<br />

Getränkeherstellung . . 10,2 12,1<br />

Übriges Ernährungsgewerbe . . 9,1 10,8<br />

Tabakverarbeitung 3,4 3,6 2,6 3,1<br />

Textilgewerbe 53,9 20,7 20,5 20,2<br />

Bekleidungsgewerbe 76,2 18,3 21,3 14,1<br />

Le<strong>der</strong>gewerbe 59,8 19,0 20,9 15,0<br />

Holzgewerbe 34,3 20,3 13,4 19,4<br />

Papiergewerbe 27,2 16,8 11,5 16,1<br />

Druckgewerbe 2) 37,1 29,3 22,7 26,7<br />

M<strong>in</strong>eralölverarbeitung, Kokerei 10,3 2,0 2,2 1,4<br />

Glas, Keramik, Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Er<strong>den</strong> 42,1 22,8 18,6 22,4<br />

Metallerzeugung <strong>und</strong> –bearbeitung 27,0 20,8 13,3 16,4<br />

Metallverarbeitung 39,0 26,9 23,0 24,9<br />

Stahl- <strong>und</strong> Leichtmetallbau 32,2 24,8 22,8 23,3<br />

EBM-Waren 54,7 28,1 23,3 25,6<br />

Möbel, Spielwaren 42,4 23,0 18,7 21,4<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

Chemische <strong>Industrie</strong> 25,5 19,5 12,3 15,0<br />

Chemische Gr<strong>und</strong>stoffe . . 10,6 13,4<br />

Übrige chemische <strong>Industrie</strong> . . 14,8 16,4<br />

Kunststoff-, Gummiwaren 39,4 23,3 16,4 21,7<br />

Masch<strong>in</strong>enbau 39,3 27,8 23,6 23,7<br />

Kraftmasch<strong>in</strong>enbau . . 24,1 24,4<br />

Spezialmasch<strong>in</strong>enbau . . 24,9 24,1<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>enbau . . 22,0 24,7<br />

Übriger Masch<strong>in</strong>enbau . . 22,8 22,5<br />

EDV-Geräte, Büromasch<strong>in</strong>en 62,0 23,1 4,2 10,5<br />

Elektrotechnik 40,6 28,2 19,9 23,2<br />

Verteil- <strong>und</strong> Schalte<strong>in</strong>richtungen . . 25,6 26,0<br />

Übrige Elektrotechnik . . 17,6 20,9<br />

Medientechnik 54,4 23,5 20,0 14,7<br />

Mess- <strong>und</strong> Regeltechnik 64,3 29,9 22,6 23,1<br />

Kraftwagenbau 37,8 18,4 9,9 13,9<br />

Kraftwagen <strong>und</strong> -motore . . 6,1 11,5<br />

Kraftwagenteile . . 16,0 22,2<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 34,4 30,1 21,3 22,2<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Besch. 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne Verlagsgewerbe.<br />

Quelle: DIW Görzig, a.a.O, S. 199<br />

50


Tabelle 6A<br />

Lohnentwicklung <strong>und</strong> Lohnkosten im Verarbeiten Gewerbe Deutschlands, e<strong>in</strong> Ost-Westvergleich 0<br />

L-u G- je Besch. Lohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme<br />

Durch. Jahresrate, Je Je Anteil am Umsatz<br />

Hauptgruppen / Zweige<br />

v.H. Besch-h Besch. v.H.<br />

1991 – 2001 2001<br />

OD WD OD (WD = 100) OD WD<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 10,88 2,75 65,24 70,34 14,8 17,2<br />

Investitionsgüterproduzenten 12,05 3,09 62,36 67,45 18,2 18,0<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 11,66 3,16 62,03 68,61 17,6 18,2<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 9,47 3,01 59,20 62,82 10,6 13,0<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 11,07 2,95 62,27 67,28 15,0 16,9<br />

Bergbau 9,28 2,19 71,16 81,70 22,0 30,0<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 11,40 2,97 62,04 66,96 14,9 16,8<br />

davon:<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 10,02 2,63 64,70 68,68 13,30 14,65<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige 12,75 3,10 63,95 69,49 16,56 18,12<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne Verlagsgewerbe.<br />

Quelle: Berechnet nach DIW, Görzig a.a.O.<br />

51


Tabelle 7A<br />

Lohn-Gehaltsentwicklung je Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Industrie</strong>, Ost-West-Vergleich, 2001, vH<br />

OD WD OD OD WD<br />

Hauptgruppen / Zweige 0<br />

1991 = 100 WD = 100<br />

Verarb. Gewerbe<br />

jeweils = 100<br />

Vorleistungsgüterproduzenten 1) 280,8 131,2 70,3 103,4 98,4<br />

Investitionsgüterproduzenten 311,8 135,6 67,4 111,2 110,4<br />

Gebrauchsgüterproduzenten 301,3 136,5 68,6 92,1 89,9<br />

Verbrauchsgüterproduzenten 2) 247,2 134,6 62,8 77,3 82,4<br />

- -<br />

Bergbau <strong>und</strong> Verarbeitendes<br />

285,7 133,7 67,3 100,5 100,0<br />

Gewerbe 1)2)<br />

Bergbau 242,9 124,2 81,7 122,1 100,1<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1)2) 294,2 134,0 67,0 100,0 100,0<br />

Nicht FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

Ernährungsgewerbe 202,9 119,6 69,4 74,4 71,7<br />

Getränkeherstellung 83,9 122,4 97,6<br />

Übriges Ernährungsgewerbe 66,7 67,7 67,9<br />

Tabakverarbeitung 333,3 151,1 71,9 136,4 127,0<br />

Textilgewerbe 294,9 133,0 62,3 71,2 76,5<br />

Bekleidungsgewerbe 283,1 151,0 62,6 64,6 69,1<br />

Le<strong>der</strong>gewerbe 255,9 145,1 55,4 61,4 74,2<br />

Holzgewerbe 254,3 129,4 72,9 87,1 80,0<br />

Papiergewerbe 282,6 133,1 71,1 100,6 94,8<br />

Druckgewerbe 2) 177,5 125,9 69,8 99,1 95,0<br />

M<strong>in</strong>eralölverarbeitung, Kokerei 293,1 140,2 62,9 141,1 150,1<br />

Glas, Keramik, Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Er<strong>den</strong> 264,8 130,5 71,9 97,1 90,4<br />

Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbei-<br />

321,7 134,3 75,4 113,6 100,8<br />

tung<br />

Metallverarbeitung 253,6 127,6 69,5 92,6 89,1<br />

Stahl- <strong>und</strong> Leichtmetallbau 219,1 119,5 69,9 94,7 90,7<br />

EBM-Waren 306,9 132,0 68,4 90,4 88,5<br />

Möbel, Spielwaren 262,5 128,8 68,3 82,9 81,3<br />

Zusammen 259,8 129,6 68,7 88,2 85,9<br />

FuE-<strong>in</strong>tensive Zweige<br />

Chemische <strong>Industrie</strong> 333,0 129,2 69,1 123,3 119,5<br />

Chemische Gr<strong>und</strong>stoffe 66,5 127,9 128,7<br />

Übrige chemische <strong>Industrie</strong> 69,2 118,0 114,2<br />

Kunststoff-, Gummiwaren 272,6 129,4 69,6 89,8 86,5<br />

Masch<strong>in</strong>enbau 318,8 137,6 69,4 110,8 106,8<br />

Kraftmasch<strong>in</strong>enbau 69,5 112,1 108,1<br />

Spezialmasch<strong>in</strong>enbau 69,4 111,5 107,5<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>enbau 70,3 112,6 107,3<br />

Übriger Masch<strong>in</strong>enbau 69,2 108,6 105,1<br />

EDV-Geräte, Büromasch<strong>in</strong>en 395,3 111,8 59,3 98,8 111,4<br />

Elektrotechnik 353,3 139,3 70,7 109,7 103,9<br />

Verteil- u. Schalte<strong>in</strong>richtg. 69,3 114,2 110,4<br />

Übrige Elektrotechnik 73,2 107,2 98,1<br />

Medientechnik 430,4 154,6 71,2 130,8 122,9<br />

Mess- <strong>und</strong> Regeltechnik 353,2 137,1 72,1 110,3 102,5<br />

Kraftwagenbau 370,0 134,5 65,0 113,2 116,5<br />

Kraftwagen <strong>und</strong> -motore 70,2 132,8 126,7<br />

Kraftwagenteile 68,4 104,0 101,8<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 313,5 140,3 75,5 129,7 115,1<br />

Zusammen 331,9 135,7 69,5 113,3 109,1<br />

0) Nur Betriebe mit 20 u. m. Beschäftigten 1) Ohne Recycl<strong>in</strong>ggewerbe. - 2) Ohne Verlagsgewerbe.<br />

Quelle: Berechnet nach: DIW Görzig, Noak a.a.O.<br />

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Im Text verwendete Abkür<strong>zu</strong>ngen 65 :<br />

BAI Bruttoanlage<strong>in</strong>vestitionen<br />

BAIV Bruttoanlage<strong>in</strong>vestitionsvolumen<br />

BAV Bruttoanlagevermögen, auch Bruttoanlagekapital<br />

Besch. Beschäftigte<br />

BMWA B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

BWS Bruttowertschöpfung<br />

BWSV Bruttowertschöpfungsvolumen<br />

DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berl<strong>in</strong><br />

FS. Fachserie <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />

FuE Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

IWH Institut für Wirtschaftsforschung, Halle<br />

KMU Kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (hier i. d. R. Betriebe)<br />

L.-u. G.-Summe Lohn- <strong>und</strong> Gehaltssumme<br />

OD <strong>Ostdeutschland</strong><br />

od. ostdeutsch (-e, -er, -es)<br />

R. Reihe e<strong>in</strong>er Fachserie<br />

SÖSTRA Institut für sozialökonomische Strukturanalysen, Berl<strong>in</strong><br />

St.BA. Statistisches B<strong>und</strong>esamt Wiesba<strong>den</strong><br />

THA Treuhandanstalt<br />

u. m. <strong>und</strong> mehr<br />

V.G. Verarbeitendes Gewerbe<br />

WSV Wertschöpfungsvolumen<br />

WD Westdeutschland<br />

wd. westdeutsch (-e, -er, -es)<br />

65 Ohne solche, die allgeme<strong>in</strong> üblich s<strong>in</strong>d wie: z.B., z.T., bzw., m.E., etc.<br />

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