Diagnose und Förderung des Leseverständnisses mit ELFE 1-6 und ...

Zwei Einschränkungen des ELFE 1-6 ergeben sich aus der Ökonomie des Verfahrens. So
wurde beispielsweise auf die Einbeziehung einer Zufallskorrektur verzichtet, um die
Auswertung nicht zu kompliziert zu machen. In der ersten und zweiten Klasse kann es
deshalb zu einer Überschätzung des Textverständnisses bei solchen Kindern kommen, die
willkürlich ankreuzen und dadurch beim Ankreuzen aller Aufgaben eine Zufallstrefferquote
von vier richtigen Lösungen erzielen. Dieser Effekt tritt bei höheren Jahrgangsstufen nicht
auf. Wir empfehlen deshalb bei Kindern, die sehr viele Aufgaben im Textverständnistest
falsch angekreuzt haben, zu prüfen, ob das Testergebnis nahe der Ratewahrscheinlichkeit
liegt. In diesem Fall muss das Testergebnis als ungültig gewertet werden.
Weiterhin umfasst der Textverständnistest nur relativ kurze, vorwiegend narrative Texte mit
jeweils einer bis drei Fragen. Die Aufgaben sind für den Grundschulbereich angemessen und
können im Sekundarbereich als Screening dienen. Sie erfordern allerdings weder komplexe
Verstehensleistungen bei der Interpretation literarischer Texte noch die Identifikation von
Kernaussagen in umfangreichen Texten, wie dies in höheren Jahrgangsstufen verlangt wird.
Zur Erfassung von Textverständnis in höheren Jahrgangsstufen ist ELFE 1-6 folglich
ungeeignet. Stattdessen muss hierfür auf andere, z. B. offene Aufgabenformate oder das
Zusammenfassen vorgegebener Sachtexte zurückgegriffen werden.
3. ELFE-Trainingsprogramm (W. Lenhard & A. Lenhard, 2006)
3.1 Zielgruppe und Anwendung
Das Trainingsprogramm ist für den Einsatz in den ersten sechs Jahrgangsstufen konzipiert.
Voraussetzung ist allerdings die Beherrschung von Buchstaben-Laut-Zuordnungen. Aus
diesem Grund sollte das Verfahren i. d. R. erst ab Ende der ersten Klasse angewandt werden.
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