MZ-81-12 – Dezember/Januar - Mänziger Zytig
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Fotos: Théo Müller<br />
KOCHEN MIT …<br />
<strong>Dezember</strong> 20<strong>12</strong> / <strong>Januar</strong> 2013 mänziger zytig Nr. <strong>81</strong><br />
Kochen mit der «mänziger zytig»: Heute bei der Landfrau Anni Röllin<br />
Anni Röllin mags bodenständig und gemütlich. Singen, Musizieren und das Pflegen von Traditionen spielen in<br />
ihrem Leben eine wichtige Rolle. Und sie kocht gerne <strong>–</strong> heute mit der mzRedaktion ihr Lieblingsgericht «En<br />
ibeizte Has». Das heisst Chüngelpfeffer, Spätzli und Rotkraut nach Familienrezept.<br />
Anni Röllin (Gastgeberin) und Max Mahlstein (mz-Redaktion) beim Fachsimpeln.<br />
— Max Mahlstein —<br />
Der Hof Hasental. Die herbstliche Morgensonne<br />
lässt das stattliche Bauernhaus strahlen. Geranien und<br />
Petunien zieren den Eingangsbereich und zeugen<br />
vom liebevollen Umgang mit Blumen. Gastgeberin<br />
Anni Röllin begrüsst Théo Müller (Fotos) und Max<br />
Mahlstein (Text) von der mzRedaktion mit sichtlicher<br />
Freude.<br />
«En ibeizte Has» <strong>–</strong> klingt das nicht nach aufwendiger<br />
Arbeit? Anni Röllin verneint und erklärt, das Kaninchen<br />
habe sie bereits einige Tage in einer Beize<br />
durchziehen lassen. «Heute müssen wir nur noch den<br />
Pfeffer zubereiten», sagt sie und legt die vorbereiteten<br />
Chüngelteile in die Bratpfanne. Hier werden sie<br />
kräftig angebraten, bevor sie in einem Sud eineinhalb<br />
Stunden schmoren werden.<br />
Annis Küche verfügt über zwei Kochmöglichkeiten,<br />
einen Elektroherd und einen Holzofen. Schon<br />
früher habe sie mit Holzfeuerung gekocht, sagt die<br />
Gastgeberin und erklärt, dass sie beim Umbau vor 22<br />
Jahren diese Kombination erneut gewünscht habe.<br />
Wenn immer möglich benutze sie heute den Holzofenherd.<br />
Einerseits koche es sich damit besser. Anderseits<br />
werde so gleichzeitig die Küche geheizt.<br />
Nun aber genug gefachsimpelt. Jetzt ist Küchenarbeit<br />
angesagt, das Rotkraut wartet! Während der<br />
Chüngelpfeffer auf kleinem Feuer brutzelt, schwitze<br />
ich brav die Zwiebeln an und gebe auf Anweisung das<br />
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marinierte Rotkraut hinzu. Dann heisst es andämpfen,<br />
mit Wasser ablöschen, zwei ungeschälte Apfelhälften<br />
drauflegen und alles mit Bouillon, Salz und einer Zimtstange<br />
abschmecken. Hm…, ich lasse mich vom herzhaften<br />
Duft betören und summe eine Melodie.<br />
Auch Anni Röllin liebt das Singen. Seit 42 Jahren<br />
ist sie Mitglied der Trachtensinggruppe. Dort fühle sie<br />
sich auch heute noch wohl, passten doch die Art des<br />
Gesangs sowie das Umfeld zu ihrer bäuerlichen Herkunft,<br />
sagt sie mit Überzeugung. Oft gehören das<br />
Singen und das Musizieren zusammen. So auch im<br />
Hasental. Doch davon später. Das dampfende Rotkraut<br />
muss überwacht werden und bringt uns gedanklich<br />
wieder an den Kochherd, wo die Hausköchin<br />
eben die Zutaten für den Spätzliteig zusammenstellt.<br />
Man spürt, Anni Röllin kocht mit Freude. Alles<br />
geht ihr locker von der Hand. «Kochen bereitet mir<br />
Spass. Es ist fast schon ein Hobby», schwärmt sie. Unter<br />
solchen Umständen ist es nicht verwunderlich,<br />
dass ich neben ihr zur Hochform auflaufe. Ich mische<br />
250 Gramm Mehl mit drei Eiern, Magerquark und etwas<br />
Wasser und streue einige Prisen Salz, Muskat und<br />
Pfeffer darüber. Alles andere macht die Maschine <strong>–</strong><br />
und fertig ist der Teig. Oder doch nicht? Nein, zu viel<br />
Salz. Also das Ganze nochmals von vorne. Übung<br />
macht bekanntlich den Meister.<br />
«Genau wie beim Erlernen eines Musikinstruments»,<br />
erklärt die Gastgeberin. Sie muss es wissen,<br />
spielt sie doch Sopran und Altflöte in einem Quartett.<br />
Daneben pflegt sie seit drei Jahren das Spiel mit der<br />
Zither. Auf Auftritte angesprochen winkt sie ab und<br />
meint, Priorität habe das Musizieren aus reiner Freude.<br />
Und ergänzt: «Wenn schon Auftritte, dann sind es<br />
Aufführungen im kleineren Kreis.» Sagts und wirft einen<br />
prüfenden Blick in Richtung Kochherd.<br />
Aha, bald ist es so weit. Der Chüngelpfeffer<br />
schmort, das Rotkraut dampft und die Spätzli sind in<br />
Warmhalteposition. Jetzt noch rasch die Äpfel mit Johannisbeergelee<br />
füllen und die Garnituren bereitstellen.<br />
Die Tafelfreuden sind nah. Also setzen wir uns zu<br />
Tisch. Eine Flasche «Primitivo di Manduria» wird entkorkt.<br />
Nach ersten herzhaften Bissen klirren dezent<br />
die Gläser. Wir gratulieren Anni Röllin zum Resultat<br />
und lassen das Rezept, den Chüngelpfeffer und das<br />
Hasental hochleben.