MZ-81-12 – Dezember/Januar - Mänziger Zytig
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Foto: Kathy Roldan<br />
PORTRÄT<br />
<strong>Dezember</strong> 20<strong>12</strong> / <strong>Januar</strong> 2013 mänziger zytig Nr. <strong>81</strong><br />
Kindsein im besetzten palästinensischen Gebiet<br />
Das Westjordanland ist seit dem Sechstagekrieg 1967 unter israelischer Militärbesatzung<br />
und wird seither von Israel systematisch besiedelt (illegal gemäss internationalem Völker<br />
recht). Die palästinensischen Kinder wachsen in einer Umgebung auf, in der Militär, Schi<br />
kane und Gewalt normal sind.<br />
Leidtragende im Konflikt um das Land in Palästina sind oft die Kinder. Verletzter Junge<br />
nach einem Angriff von jüdischen Siedlern auf ein Haus von Palästinensern.<br />
INFORMATIONEN<br />
Ich habe in diesem Sommer drei Monate als Menschenrechtsbeobachter<br />
in Palästina und Israel verbracht.<br />
Ich lebte zusammen mit drei Kolleginnen<br />
und Kollegen in Yanoun, südöstlich von Nablus. Das<br />
Dorf war vor rund zehn Jahren wegen nicht mehr<br />
auszuhaltender israelischer Siedler und Militärgewalt<br />
von der Bevölkerung verlassen worden. Die israelischen<br />
Siedler oder/und das israelische Militär<br />
waren täglich ins Dorf gekommen, hatten Leute geschlagen<br />
und Häuser zerstört, hatten den Bewohne<br />
Christian Schelbert wurde von<br />
HEKSEPER und Peace Watch<br />
Switzerland als Menschenrechtsbeobachter<br />
nach<br />
Palästina und Israel gesendet,<br />
wo er am ökumenischen<br />
Begleitprogramm (EAPPI) des<br />
Weltkirchenrats teilnahm.<br />
Die in diesem Artikel vertretene<br />
Meinung ist persönlich und<br />
deckt sich nicht zwingend<br />
mit denjenigen der Sendeorganisationen. Weitere Informationen zu seinem<br />
Einsatz finden sich auf seinem Blog unter http://barrierahead.posterous.com,<br />
Infos zum Begleit programm in Palästina/Israel gibt es unter www.eappi.org und<br />
www.peacewatch.ch<br />
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rinnen und Bewohnern mit dem Tod gedroht und die<br />
Läufe ihrer Gewehre in die Gesichter der Kinder gerichtet.<br />
Die Einwohner hatten deshalb das Dorf verlassen,<br />
waren ins nahe gelegene Aqraba geflüchtet.<br />
Bereits am nächsten Tag waren aber einige von ihnen<br />
mit der Unterstützung israelischer Friedensaktivisten<br />
zurückgekehrt. Kurz darauf wurden die Menschrechtsbeobachter<br />
von EAPPI Teil des traditionellislamischen<br />
Dorflebens in Yanoun.<br />
Yanoun ist heute umkreist von Aussenposten der<br />
radikalreligiösen jüdischen Siedlung Itamar. An einer<br />
Ecke im Dorf ist es noch möglich, sich zehn Meter<br />
vom letzten Haus entfernt aufzuhalten. Wer weitergeht,<br />
muss mit der Konfrontation mit bärtigen,<br />
M16 tragenden Siedlern rechnen. An einer anderen<br />
Ecke ist es bei guten Windverhältnissen möglich, die<br />
Funksprüche des Militärs mitzuhören, das auf dem<br />
gegenüberliegenden Stützpunkt die Zeit totschlägt.<br />
Die Übergriffe im Dorf selbst sind selten geworden.<br />
Die Kinder spielen wieder draussen. Nach dem Eindunkeln<br />
am liebsten vor dem Haus der «Internationalen»<br />
<strong>–</strong> also von uns ausländischen Beobachtern.<br />
Bei diesen seltsamen Leuten, deren Leben von anderen<br />
Normen und Regeln bestimmt zu sein scheint, ist<br />
es am spannendsten <strong>–</strong> und: Ja, dort fühlen sich die<br />
Kinder sicher ...<br />
Neben unserer Präsenz in Yanoun war eine weitere<br />
wichtige Aufgabe, dass wir Vorfälle in der Umgebung<br />
dokumentierten und diese Informationen mit<br />
Organisationen teilten.<br />
Verletzte Kinder in Al Lubban ash Shurqiya<br />
Einmal wurden meine Kolleginnen nach Al Lubban<br />
ash Shurqiya gerufen. Die palästinensische Familie<br />
wohnt dort etwas ausserhalb des Dorfes nahe der<br />
israelischen Siedlung Eli. Deren Siedler beanspruchen<br />
den Ort, weil es sich um das biblisch versprochene<br />
Land der Juden handelt. Nicht zuletzt soll<br />
Moses genau hier gebadet haben. Die Siedler möchten<br />
das Gebiet «säubern», damit es ausschliesslich<br />
von Juden bewohnt werden kann. Das ist nicht etwa<br />
ein Gerücht, sondern eine Siedlerin hat mir diese<br />
Gründe und Absichten ausdrücklich so genannt, als<br />
ich wegen eines Vorfalls vor Ort war.<br />
Am Tag, als meine Kolleginnen an den Ort gerufen