27.02.2013 Aufrufe

MZ-81-12 – Dezember/Januar - Mänziger Zytig

MZ-81-12 – Dezember/Januar - Mänziger Zytig

MZ-81-12 – Dezember/Januar - Mänziger Zytig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Karl Röllin sen. am<br />

Werken mit Enkel<br />

Stefan: «Man muss<br />

sie etwas machen<br />

lassen. Sie kommen<br />

auf Ideen und lernen<br />

etwas dabei.»<br />

THEMA<br />

Jahre). So waren im Mittelalter Singlehaushalte,<br />

Mehrfachheiraten und Patchworkfamilien der Normalfall.<br />

Erst in einer vergleichsweise kurzen Phase<br />

des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts<br />

wurde die Kernfamilie zum Ideal, unter anderem<br />

auch begünstigt durch bessere medizinische Versorgung,<br />

wachsende Lebenserwartung und eine Ehemoral,<br />

die zur Treue bis zum Tod verpflichtete, stark<br />

vertreten durch die katholische Kirche. Dass hier<br />

nicht immer alles zum Besten stand, zeigen Enthüllungen<br />

aus neuerer Zeit von überforderten Eltern,<br />

von Spannungen wegen «mitregierenden» Schwiegereltern,<br />

Tanten und Onkeln, von Misshandlungen<br />

und sexuellen Übergriffen in Haus und Heimen, von<br />

so manchem Leid, das unehelich geborenen und<br />

verdingten Kindern widerfuhr.<br />

Auf engem Raum zusammenzuleben, ist nicht jedermanns<br />

und jedefraus Sache, so ideal es dargestellt<br />

werden mag. Menschen brauchen Raum, um ihre<br />

Arbeit und Freizeit einzurichten und einzuteilen. Aktivitäten<br />

und Bedürfnisse können sich im Verlauf des<br />

Lebens wandeln. Nicht von ungefähr wurde im bäuerlichen<br />

Zusammenleben oft auf dem Hof das Stöckli<br />

gebaut, in das sich die ältere Generation zurückzog<br />

und damit die praktische Nähe und gleichzeitig die<br />

erforderliche Distanz gewährleistete. Wir haben in<br />

der Familie Röllin, Schurtannen, eine Lebensgemeinschaft<br />

getroffen, in der drei Generationen auf engem<br />

Raum zusammenleben. Sie waren bereit, uns<br />

einen Einblick in ihren Alltag zu gewähren und darin,<br />

wie sie Nähe und Distanz eingerichtet haben zu einem<br />

gut lebbaren Mit­ und Nebeneinander.<br />

Viele Ideen zur Umsetzung<br />

Das Stöckli ist nicht einfach Relikt aus einer früheren,<br />

bäuerlichen Gesellschaft. Neuerdings suchen ältere<br />

<strong>Dezember</strong> 20<strong>12</strong> / <strong>Januar</strong> 2013 mänziger zytig Nr. <strong>81</strong><br />

32<br />

Menschen nach Lebensformen für den «dritten Lebensabschnitt».<br />

Da ist etwa die Hausgemeinschaft<br />

Stürlerhaus in Bern, wo zehn Senioren/­innen Begegnungen,<br />

Mahlzeiten, Sitzungen, Diskussionen<br />

teilen und gemeinsam gestalten und wo jeder und<br />

jede seine Aufgabe hat. Verantwortliche für Stadtentwicklung,<br />

zum Beispiel in Winterthur, sehen in<br />

der Generationendurchmischung von Stadtteilen,<br />

Quartieren und Gebäuden ein grosses Potenzial. Im<br />

Kanton Zürich entwickelte Pro Senectute das Projekt<br />

«Wohnen für Hilfe», das auf einem Tauschprinzip<br />

zwischen Studierenden und Betagten basiert: Eine<br />

Stunde Hilfe pro Monat gegen einen Quadratmeter<br />

Wohnfläche. Dabei wird nicht nur auf beiden Seiten<br />

die Lebensqualität verbessert, sondern auch das gegenseitige<br />

Verständnis sowie der Austausch von Erfahrung<br />

und Wissen werden gefördert.<br />

Eine Fülle an Ideen zu einem sinnvollen Miteinander<br />

der Generationen bietet die Generationenplattform<br />

www.intergeneration.ch. Neben Hintergrundinformation<br />

listet sie Projekte zur Inspiration und zum<br />

Mitmachen auf <strong>–</strong> allein in der Zentralschweiz finden<br />

sich deren 50. Darunter sind nicht unbekannte wie<br />

«Munterwegs», «Aktion 72 Stunden» oder, ganz in<br />

der Nähe, der «Generationentreff Ägerital».<br />

Wir sind gespannt, welche generationenübergreifenden<br />

Ideen sich aus dem neuen Alterskonzept<br />

Menzingen entwickeln lassen und wann Pfadi oder<br />

Schulklassen zur nächsten «Aktion 72 Stunden» aufbrechen.<br />

Alle können wir aber im Generationenmix<br />

mit einer positiven Haltung beitragen: zum Beispiel<br />

mit etwas mehr Verständnis für die andere Generation<br />

<strong>–</strong> der man selber auch schon angehört hat bzw.<br />

mal angehören wird.<br />

Luna (10) und Estefanie (7) freuen sich, dass ihr Grosi im<br />

gleichen Quartier wohnt: «Wir durften schon beim Grosi<br />

schlafen. Manchmal gehen wir mit ihr spazieren, auf den<br />

Gubel oder nach Edlibach. Einmal sind wir nach Zürich<br />

gegangen. Und auch schon in den Zoo nach Basel.»<br />

Zeichnung: Luna Gomez

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!