Döser / Kathrein – Profiteure der Nazis

nicht der Fall ist. Diese Zeitung wurde nämlich
im Jahr 1854 gegründet. Wir freuen uns also,
dass wir im nächsten Jahr das 150-jährige Beste-
hen unseres Blattes feiern können. Wir haben da-
für auch bereits große Pläne. Ich selbst bin
1965 in diesen Verlag gekommen, und zwar zuerst
als Leiter der Druckereiabteilung. … Ein Jahr
später wurde ich dann technischer Betriebsleiter
und ab 1968 Geschäftsführer neben dem damaligen
Seniorchef Franz Niedermeyer, der nach der Grün-
derdynastie dieses Haus geführt hat. Nach eini-
gen Jahren ist dann mein Kollege Franz Nieder-
meyer aus Altergründen ausgeschieden und seit
diesem Zeitpunkt habe ich als Geschäftsführer
das Unternehmen alleine geleitet. Zur Frage nach
dem Warum, wie ich also gerade in dieses Haus
gekommen bin: Mein Vater war Hauptgesellschafter
einer Druckerei mit einer Zeitung namens »Wen-
delstein«. Das war eine Zeitung, die mehr der
katholischen Kirche nahe stand, während der »Ro-
senheimer Anzeiger«, der heute »Oberbayerisches
Volksblatt« heißt, mehr eine liberale Zeitung
gewesen ist. Die Zeitung meines Vaters wurde
dann in der Nazizeit verboten. Nach dem Krieg
hat dann mein Vater mit dieser Zeitung wieder
neu angefangen. Er konnte aber die Auflage des
»Wendelsteins« nie so weit bringen, dass die
Zeitung Gewinn gemacht hätte. Das war nicht mög-
lich. Er schadete damit jedoch dem »Rosenheimer
Anzeiger« immerhin so viel, dass auch sie keinen
Gewinn mehr machen konnten. Der »Wendelstein«
machte also Verluste und der »Rosenheimer Anzei-
ger« machte keinen Gewinn mehr: Dadurch hat es
sich dann ergeben, dass es zu einer Kooperation
gekommen ist. Mein Vater trat dann mit dem »Wen-
7