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KANZLEI & PERSÖNLICHES Kanzleimanagement<br />
Mandantenbindung<br />
Doppelt gekümmert<br />
hält besser<br />
Mandanten springen früher o<strong>de</strong>r später ab, wenn sie sich vernachlässigt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
unzureichend beraten fühlen. Gezielte Beziehungsarbeit ist daher empfehlenswert,<br />
um Mandanten langfristig an die Kanzlei zu bin<strong>de</strong>n. Wir zeigen,<br />
welche Ansatzpunkte es dabei gibt.<br />
„Was haben Sie eigentlich in <strong>de</strong>n letzten<br />
zwölf Monaten Ihren Mandanten verkauft?“,<br />
fragt Carl-Dietrich San<strong>de</strong>r, Diplom-Kaufmann<br />
und seines Zeichens „UnternehmerBerater“<br />
aus Neuss, gern ratlose Kanzleiinhaber. Der<br />
ehemalige Banker, <strong>de</strong>r einst auch Vorstandsmitglied<br />
<strong>de</strong>r Volksbank in Neuss war, gibt<br />
regelmäßig Workshops unter an<strong>de</strong>rem zum<br />
Thema Mandantenbindung. Die Resonanz auf<br />
seine provozieren<strong>de</strong>n Fragen ist oft zurückhaltend.<br />
Steuerberater bringen, laut San<strong>de</strong>r,<br />
meist weniger kaufmännische und persönliche<br />
Führungskompetenz mit. Häufig sähen<br />
sie die Dinge allein aus ihrer fachlichen Pers<br />
pektive <strong>de</strong>s Steuerrechts.<br />
Kanzleien wer<strong>de</strong>n heute<br />
viel stärker verglichen<br />
Entsprechend passiv sei oft die Einstellung<br />
zur systematischen Mandantenbindung, so<br />
San<strong>de</strong>r. Verwun<strong>de</strong>rlich ist das nicht. Gab es<br />
doch Zeiten, da blieben Mandanten ihrem<br />
Steuerberater ein Leben lang treu. Auch<br />
heute seien, so räumt Diplom-Kaufmann San<strong>de</strong>r<br />
ein, zahlreiche Kun<strong>de</strong>n noch zu bequem,<br />
um schnell zu wechseln. Doch die Zeiten wür<strong>de</strong>n<br />
sich än<strong>de</strong>rn. Es wer<strong>de</strong> mehr verglichen<br />
und <strong>de</strong>r Erfahrungsaustausch habe zuge-<br />
Petra Uhe<br />
ist freie Journalistin,<br />
Redakteurin und<br />
Inhaberin eines<br />
Medienbüros.<br />
E-Mail:<br />
info@petra-uhe.com,<br />
www.petra-uhe.com<br />
nommen – insbeson<strong>de</strong>re durch<br />
das Internet. Der Markt ist in<br />
Bewegung. Und die Konkurrenz<br />
schläft nicht. „Eine ausgezeichnete<br />
fachliche Arbeit<br />
reicht in unserer Branche<br />
nicht aus“, bestätigt StB Karl-<br />
Heinz Rausch, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Steuerberatungsgesellschaft<br />
mbH Karl-Heinz Rausch + Kollegen.<br />
Seine Kanzlei liegt im unterfränfränkischen Hösbach, nahe Aschaffenburg. enburg.<br />
Schon auf <strong>de</strong>r Homepage begrüßt t <strong>de</strong>r multimedia-affine<br />
Kanzleiinhaber je<strong>de</strong>n n Besucher<br />
persönlich – fotorealistisch freigestellt gestellt per<br />
aufgezeichneter Vi<strong>de</strong>osequenz. Auf <strong>de</strong>n Folgeseiten<br />
weist eine Mitarbeiterin n im selben<br />
Stil auf das umfangreiche Beratungs ngs angebot<br />
hin. „Ausgezeichnete Servicequalität ualität und<br />
eine gute Beziehung zum Mandanten anten sind<br />
nötig, um dauerhaft erfolgreich zu sein“, so<br />
<strong>de</strong>r Kanzleichef.<br />
Stammkun<strong>de</strong>n zu gewinnen dauert<br />
Jahre, sie zu verlieren nur Sekun<strong>de</strong>n kun<strong>de</strong>n<br />
Auch jenseits <strong>de</strong>r Online-Welt macht StB<br />
Rausch vor, wie erfolgreiche Mandantenbindung<br />
funktionieren kann. Wichtige Mandanten<br />
wer<strong>de</strong>n von ihm und seiner Frau zum<br />
Aben<strong>de</strong>ssen nach Hause eingela<strong>de</strong>n. „Um zu<br />
zeigen, wie wichtig das Mandat für uns ist,<br />
und dass wir dankbar sind, <strong>de</strong>n Mandanten<br />
beraten zu dürfen“, erklärt <strong>de</strong>r Kanzleichef.<br />
Seit<strong>de</strong>m er 2005 in seiner Kanzlei Qualitätsmanagement<br />
eingeführt hat, gibt es zu<strong>de</strong>m<br />
schriftlich festgelegte Verhaltensregeln für<br />
<strong>de</strong>n Umgang mit Mandanten. Denn Rausch<br />
ist überzeugt: „Es braucht viele Jahre, einen<br />
Stammkun<strong>de</strong>n zu gewinnen, aber nur wenige<br />
Sekun<strong>de</strong>n, ihn zu verlieren.“ Je<strong>de</strong>r Mandantenkontakt,<br />
das Erscheinungsbild <strong>de</strong>r Kanzlei,<br />
alles ist somit geregelt – am Empfang,<br />
am Telefon, im alltäglichen Umgang<br />
und bei Beschwer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m gibt es beson<strong>de</strong>re<br />
„Pflegeanleitungen“, gestaffelt nach<br />
ABC-Einstufungen <strong>de</strong>r Mandate. Das beginnt<br />
beim monatlichen Anruf <strong>de</strong>r A-Mandate und<br />
reicht bis zur regelmäßigen Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragung<br />
aller Klienten.<br />
Nur selten trifft man auf einen <strong>de</strong>rart verbindlichen<br />
Maßnahmenkatalog. „Viele Kanzleiinhaber<br />
haben gar nicht <strong>de</strong>finiert, was<br />
und und wen sie wollen“, sagt Christian Stahl,<br />
geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter <strong>de</strong>s<br />
Kassler Personal- und Organisationsentwicklungsunternehmens<br />
Müller + Partner. Eine<br />
Strategie wer<strong>de</strong> nicht verfolgt, so Stahl. Dabei<br />
sei es wichtig zu wissen, welche Mandanten<br />
man haben will, mit welchen man Geld verdient,<br />
worauf diese Mandanten Wert legen und<br />
wie eine Kanzlei das letztendlich umsetzen<br />
kann. „Das be<strong>de</strong>utet auch, unpassen<strong>de</strong> Mandanten<br />
loslassen zu können“, sagt Stahl.<br />
Eine ABC-Klassifizierung sollte<br />
nicht allein nach Umsatz erfolgen<br />
Klassischerweise wer<strong>de</strong>n Mandantenstämme<br />
in ein ABC-Raster eingeteilt. „Das richtet<br />
sich zunächst meist nach Jahresumsatz und<br />
<strong>de</strong>m absoluten o<strong>de</strong>r relativen Deckungsbeitrag“,<br />
erläutert Klaus Knorr, Kanzleiberater<br />
42 SteuerConsultant 6 _ 11 www.steuer-consultant.<strong>de</strong>