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Jahresrückblick 2006 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv ...

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(Neo)nazis im Westhavelland <strong>Jahresrückblick</strong> <strong>2006</strong><br />

2.2.2. Aktuelle Entwicklungen<br />

Das Verbot der Kameradschaft „Hauptvolk“ durch das Innenministerium des Landes Brandenburg<br />

hatte bisher nicht den Erfolg, den der verantwortliche Minister immer wieder in den Medien betont.<br />

Die kameradschaftlichen Strukturen konnten aufgrund der engen persönlichen Beziehung der<br />

Mitglieder in einem überschaubaren Raum weder zerschlagen noch verunsichert werden.<br />

Bereits einen Monat nach dem Verbot hatten die ehemaligen Kameradschaftsangehörigen<br />

beschlossen unter dem Titel „Verbotene Freundschaft“ ihre Aktivitäten fortzusetzen. Einige Projekte,<br />

wie die noch zu besprechenden Kampfsportschulungen oder die Fußballmannschaft „Sportvolk“, liefen<br />

sogar unverändert weiter. Ebenso nahmen Mitglieder der Kameradschaft „Hauptvolk“ / „Verbotene<br />

Freundschaft“ an Veranstaltungen der bundesweiten (Neo)naziszene teil. Den<br />

Kameradschaftsmitgliedern ist dabei der Verstoß gegen das Vereinsgesetz aber sehr wohl bewusst,<br />

so dass beispielsweise auf Aufmärschen <strong>–</strong> wie sonst in der Szene üblich <strong>–</strong> kein eigener Block mit<br />

eigenem Banner gebildet wird. Während der revisionistischen Großveranstaltung zum 61. Jahrestag<br />

des Luftangriffes in Dresden mischten sich die Rathenower und Premnitzer (Neo)nazis der<br />

Kameradschaft „Hauptvolk“ / „Verbotene Freundschaft“ so unter das Kontingent der NPD Fürth.<br />

Mag die Wahl des NPD Blocks in Dresden ein Zufall gewesen sein, so scheint im Westhavelland die<br />

Zusammenarbeit mit der Partei bzw. ihren Mitgliedern bewusst gewählt zu werden. Der noch zu<br />

besprechende NPD Stadtverband Rathenow, dessen regionale kameradschaftlichen Wurzeln<br />

unbestritten sind, bietet so aktuell die Möglichkeit legal Konzert -, Sport <strong>–</strong> und auch politische<br />

Veranstaltungen durchzuführen.<br />

Trotz des konspirativen Agierens der (neo)nazistischen Szene konnte diese Interaktion so zu mindest<br />

für einige Konzertveranstaltungen im NPD Treffpunkt Schlachthausstraße in Rathenow und des am<br />

2. September <strong>2006</strong> von der noch zu besprechenden NPD Fußballmannschaft „Sportfreunde 06<br />

e.V.i.G.“ ausgerichteten Fußballturniers, wo auch das „Sportvolk“ antrat, nachgewiesen werden.<br />

Eine Konzertveranstaltung im Premnitzer Treffpunkt der Kameradschaft „Hauptvolk“ / „Verbotene<br />

Freundschaft“, der Gaststätte zum „Lindenhof“, wurde dann am Samstag, dem 30. September <strong>2006</strong><br />

im Gegenzug auch von Mitgliedern des Rathenower NPD Stadtverbandes, die gemeinsam mit<br />

(Neo)nazis der verbotenen Vereinigung „Sturm 27“ aus Rathenow anreisten, besucht.<br />

Auch die jährliche Veranstaltung der Kameradschaft „Hauptvolk“ / „Verbotene Freundschaft“ zum so<br />

genannten Heldengedenktag wurde am 19. November <strong>2006</strong> in Rathenow und Schollene (Landkreis<br />

Stendal) gemeinsam mit Mitgliedern des NPD Stadtverband Rathenow und des „Sturm 27“<br />

durchgeführt.<br />

Doch nicht nur die regionale Vernetzung der (Neo)nazis untereinander ist nach wie vor intakt, sondern<br />

auch die zu Gleichgesinnten aus Berlin, Potsdam und insbesondere Brandenburg/Havel.<br />

Beispielsweise störten so, im Rahmen der Unterwanderungsversuche von alternativen Subkulturen,<br />

Mitglieder der Kameradschaften „Hauptvolk“/“Verbotene Freundschaft“, „Sturm 27“ und<br />

„Brandenburg/Havel“ gemeinsam die Konzertveranstaltung „Mosh the Eastside“ im „Haus der<br />

Offiziere“ (HdO) der Jugendkulturfabrik e.V. (Brandenburg/Havel).<br />

Hielten sich die Provokationen auf dieser Veranstaltung aber noch in Grenzen, entfalteten die<br />

Kameradschaftsmitglieder gemeinsam mit ihren Gesinnungsgenossen aus Brandenburg/Havel und<br />

Berlin bei Fußballspielen in den „Fankurven“ der dafür berüchtigten Vereine FC Stahl Brandenburg<br />

und BFC Dynamo eine erhebliche Gewaltbereitschaft, die zumindest beim Spiel letzt genannten<br />

Vereins gegen den Lokalrivalen 1. FC Union Berlin am 13. Mai <strong>2006</strong> bis zum Spielabbruch führten.<br />

Trotz der Terrorisierung der Bevölkerung und ihrer abstoßenden Ideologie befinden sich die Mitglieder<br />

der Kameradschaft „Hauptvolk“ / „Verbotene Freundschaft“ jedoch keineswegs am Rande der<br />

bundesrepublikanischen Gesellschaft.<br />

Im Beruf, in Sportvereinen oder in freiwilligen Diensten sind die Kameradschaftsmitglieder<br />

angesehene Kollegen oder Mitspieler. Zu dem haben viele Kameraden bereits eine eigene Familie<br />

gegründet, die eine bürgerliche Fassade in der so genannten Mitte der Gesellschaft bietet.<br />

Es ist jedoch klar zu beobachten, dass hinter dieser Fassade eben wieder ein neonazistisches<br />

Konzept erkennbar ist. Durch die Einbindung der Familien in Veranstaltungen oder Versammlungen<br />

der Szene, wie z.B. beim traditionellen Treffen am Ostersonntag <strong>2006</strong> auf dem Rathenower Weinberg,<br />

wird die Gemeinschaft gepflegt und der Nachwuchs auf Richtung getrimmt.<br />

<strong>Antifaschistisches</strong> Autorenkollektiv 10 von 112

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