Konservierende Zahnheilkunde (II) - DER ZAHNMANN

Konservierende Zahnheilkunde (II) - DER ZAHNMANN Konservierende Zahnheilkunde (II) - DER ZAHNMANN

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26.02.2013 Aufrufe

Fachkunde Konservierende Zahnheilkunde (II) „extension for Prevention!“ 1 das habe ich noch im Staatsexamen vor„beten“ müssen, um im Fach Konservierende Zahnheilkunde zu bestehen. können Sie sich eigentlich vorstellen, dass man eine Füllung weit in die „Selbstreinigungszone“ ausdehnen muss, um neue karies zu verhindern (siehe auch � Info)? Von Dr. med. dent. Hans H. Sellmann; Marl �Das Beste wäre natürlich, wenn wir überhaupt keine Füllungen mehr machen müssten und es gar keine Karies mehr gäbe. Möglich wäre das schon. Leider nicht durch eine Impfung gegen Kariesbakterien (diesbezügliche Forschungen stecken noch in den Kinderschuhen), aber mit Hilfe der modernen Prophylaxe schon. Allerdings gibt es immer noch sehr viele Menschen, denen das Wort Prophylaxe überhaupt nichts sagt. Auch gibt es noch viele Praxen, in denen überhaupt keine Prophylaxe, weder bei Kindern noch bei Erwachsenen, durchgeführt wird. Noch etwas ist bedeutsam: Ursache und Wirkung (fehlerhaftes Putz- und Ernährungsverhalten als Ursache und Karies als „Ergebnis“) liegen sehr weit auseinander. Das, was Plaque, Säuren und Karies ver- Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012 Info Selbstreinigung auch „biologische (Selbst)Reinigung“, ist die Reinigung der Mundhöhle oder Teilen davon ohne zusätzliche Maßnahmen von außen (Mundhygiene, zahnärztliche Eingriffe). Eine wichtige Funktion hat dabei die Art und Menge des Speichels und der Nahrung sowie die Form und Stellung der Zähne. Ein besonders wichtiger Aspekt der Selbstreinigung ist die natürliche Verhinderung oder Entfernung von Plaque als karies- und parodontal vorbeugende Maßnahme. So mindert ein verringerter Speichelfluss oder eine weiche Nahrung den Selbstreinigungseffekt zum Teil beträchtlich. Ebenso bilden sich durch unregelmäßig stehende Zähne sog. „Schmutznischen“, welche der Selbstreinigung nicht mehr zugänglich sind. Zum Beispiel durch Kaugummikauen kann der Selbstreinigungs-Effekt bei entsprechend günstiger Zahnstellung positiv beeinflusst werden. Weiter tragen zur Selbstreinigung die Aktivitäten von Lippen, Wangen und der Zunge bei. Quelle: Zahnwissen-Lexikon ursacht, sehen und spüren (Plaque ist zahnfarben und tut nicht weh) unsere Patienten zunächst nicht. Ausführlich hatten wir in der letzten Ausgabe der Zeitschrift das Thema Kariologie beleuchtet. 1 Greene Vardiman Black war Professor der Zahnheilkunde an der Universität von Chicago. Mit 21 Jahren absolvierte er vier Monate lang (!!!) in einer Zahnarztpraxis ein Praktikum und eröffnete anschließend eine eigene Zahnarztpraxis in Winchester. Er stellte die Regeln für die Kavitätenpräparation in der konservierenden Füllungstherapie auf und teilte die Kavitätenformen in die bekannten fünf Kavitätenklassen ein. Sein Grundsatz „extension for prevention“ (Ausdehnung zur Vorbeugung) ist inzwischen durch die moderne adhäsive minimalinvasive Füllungstechnik überholt. 9

Fachkunde<br />

<strong>Konservierende</strong><br />

<strong>Zahnheilkunde</strong> (<strong>II</strong>)<br />

„extension for Prevention!“ 1 das habe ich noch im Staatsexamen<br />

vor„beten“ müssen, um im Fach <strong>Konservierende</strong> <strong>Zahnheilkunde</strong><br />

zu bestehen. können Sie sich eigentlich vorstellen, dass man eine<br />

Füllung weit in die „Selbstreinigungszone“ ausdehnen muss, um<br />

neue karies zu verhindern (siehe auch � Info)?<br />

Von Dr. med. dent. Hans H. Sellmann; Marl<br />

�Das Beste wäre natürlich, wenn<br />

wir überhaupt keine Füllungen<br />

mehr machen müssten und es gar<br />

keine Karies mehr gäbe. Möglich<br />

wäre das schon. Leider nicht durch<br />

eine Impfung gegen Kariesbakterien<br />

(diesbezügliche Forschungen<br />

stecken noch in den Kinderschuhen),<br />

aber mit Hilfe der modernen<br />

Prophylaxe schon.<br />

Allerdings gibt es immer noch sehr<br />

viele Menschen, denen das Wort<br />

Prophylaxe überhaupt nichts sagt.<br />

Auch gibt es noch viele Praxen, in<br />

denen überhaupt keine Prophylaxe,<br />

weder bei Kindern noch bei Erwachsenen,<br />

durchgeführt wird.<br />

Noch etwas ist bedeutsam: Ursache<br />

und Wirkung (fehlerhaftes<br />

Putz- und Ernährungsverhalten als<br />

Ursache und Karies als „Ergebnis“)<br />

liegen sehr weit auseinander. Das,<br />

was Plaque, Säuren und Karies ver-<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012<br />

Info<br />

Selbstreinigung auch „biologische (Selbst)Reinigung“, ist die Reinigung der Mundhöhle oder<br />

Teilen davon ohne zusätzliche Maßnahmen von außen (Mundhygiene, zahnärztliche Eingriffe).<br />

Eine wichtige Funktion hat dabei die Art und Menge des Speichels und der Nahrung sowie<br />

die Form und Stellung der Zähne. Ein besonders wichtiger Aspekt der Selbstreinigung<br />

ist die natürliche Verhinderung oder Entfernung von Plaque als karies- und parodontal vorbeugende<br />

Maßnahme. So mindert ein verringerter Speichelfluss oder eine weiche Nahrung<br />

den Selbstreinigungseffekt zum Teil beträchtlich. Ebenso bilden sich durch unregelmäßig<br />

stehende Zähne sog. „Schmutznischen“, welche der Selbstreinigung nicht mehr zugänglich<br />

sind. Zum Beispiel durch Kaugummikauen kann der Selbstreinigungs-Effekt bei entsprechend<br />

günstiger Zahnstellung positiv beeinflusst werden. Weiter tragen zur Selbstreinigung<br />

die Aktivitäten von Lippen, Wangen und der Zunge bei.<br />

Quelle: Zahnwissen-Lexikon<br />

ursacht, sehen und spüren (Plaque<br />

ist zahnfarben und tut nicht weh)<br />

unsere Patienten zunächst nicht.<br />

Ausführlich hatten wir in der letzten<br />

Ausgabe der Zeitschrift das<br />

Thema Kariologie beleuchtet.<br />

1 Greene Vardiman Black war Professor der<br />

<strong>Zahnheilkunde</strong> an der Universität von Chicago.<br />

Mit 21 Jahren absolvierte er vier Monate lang<br />

(!!!) in einer Zahnarztpraxis ein Praktikum und<br />

eröffnete anschließend eine eigene Zahnarztpraxis<br />

in Winchester. Er stellte die Regeln für die<br />

Kavitätenpräparation in der konservierenden<br />

Füllungstherapie auf und teilte die Kavitätenformen<br />

in die bekannten fünf Kavitätenklassen<br />

ein. Sein Grundsatz „extension for prevention“<br />

(Ausdehnung zur Vorbeugung) ist inzwischen<br />

durch die moderne adhäsive minimalinvasive<br />

Füllungstechnik überholt.<br />

9


10<br />

Fachkunde<br />

Abbildung 1<br />

Eine erweiterte Fissurenversiegelung führen wir mit<br />

ganz kleinen, sog. minimalinvasiven, Instrumenten<br />

(Bohrern) aus Hartmetall oder Diamant für die Turbine<br />

oder das Schnelllaufwinkelstück durch.<br />

Abbildung 2<br />

Ist das Karies oder lediglich eine oberflächliche<br />

bräunliche „Verfärbung“, die nicht invasiv (in den Zahn<br />

eindringend) behandelt werden muss? Wie können wir<br />

herausfinden was wirklich damit „los ist“?<br />

2 Pulpitis = Zahnmarkentzündung, Zahnnerventzündung,<br />

Sie kann akut (verbunden mit starken<br />

Schmerzen), subakut (zeitweilige Schmerzen mit<br />

schmerzfreien Intervallen, unklare Beschwerden)<br />

oder chronisch (häufig vom Patienten unbemerkt)<br />

auftreten. Sie ist die häufigste Ursache<br />

von Zahnschmerzen als Folge unterschiedlicher<br />

Reize auf die Pulpa. Mit Abstand am häufigsten<br />

wird sie durch Bakterien (= infektiöse Pulpitis),<br />

welche durch eine tiefe, unbehandelte Karies<br />

dem Zahnnerv nahe kommen, ausgelöst. Oder es<br />

handelt sich um unter alten bzw. undichten Füllungen/Kronen<br />

neu entwickelnde Karies (Kronenrandkaries;<br />

Sekundärkaries). Dabei kommt es in<br />

der Regel zu einer ersten Reaktion auf die Stoffwechselprodukte<br />

der Bakterien, wenn die Karies<br />

die Dentinkanälchen erreicht hat und somit ein<br />

direkter Zugang zum Zahnmark vorliegt. Bei<br />

einem weiteren Fortschreiten der Karies können<br />

dann die Bakterien selbst die Ursache der Pulpitis<br />

sein. Dabei kommt es wie bei jeder Entzündung<br />

zu einer verstärkten Blutzufuhr (Hyperämie). Da<br />

aber die allseitig vom Zahnhartgewebe fest umschlossene<br />

Höhle (Pulpenkavum) des Zahnnervs<br />

im Gegensatz zu Entzündungen beispielsweise<br />

auf der Haut oder in der Muskulatur durch ein<br />

Anschwellen nicht nachgeben kann, führt der<br />

entstehende Überdruck zu einer typischen<br />

(klopfend, pochend, pulsierend) Reizung an den<br />

Nervenendigungen, welche auch durch Gabe<br />

starker Schmerzmittel kaum gelindert werden<br />

kann. (Quelle: Zahnwissen-Lexikon)<br />

Die Folgen von Karies (die „Löcher“)<br />

treten erst einige Zeit später auf.<br />

Anders ist das zum Beispiel, wenn<br />

ein Kind auf eine heiße Herdplatte<br />

fasst. Es spürt sofort den Schmerz<br />

und wird so etwas wohl nie wieder<br />

tun. Das wär´ doch eine Lösung.<br />

Das Bonbon hinein in den Mund<br />

und sofort kommt der Schmerz<br />

einer Pulpitis 2 . Das wollen wir nun<br />

auch wieder nicht. Doch wie wäre<br />

es, wenn der Schmerz dann auftritt,<br />

wenn auf dem Lolli eine halbe<br />

Stunde herumgelutscht wird?<br />

Einiges hatten wir Ihnen im I. Teil<br />

schon dazu gesagt, wie Sie den Patienten<br />

(oder bei kleineren Kindern<br />

den Eltern) Karies definieren und<br />

deren Ursachen in verständlichen<br />

Worten erläutern könnten.<br />

Verständliche Worte<br />

Verständlich müssen Sie auch reden,<br />

wenn es darum geht Ihre Patienten<br />

über die verschiedenen<br />

Füllungen und Füllungsmaterialien<br />

aufzuklären. In meiner Praxis jedenfalls<br />

ist das Sache des geschulten<br />

Personals. Dazu müssen Sie<br />

jedoch Materialien und Methoden<br />

kennen sowie deren (echte bzw.<br />

eingebildete) „Risiken und Nebenwirkungen“.<br />

Natürlich können Sie Ihren Patienten<br />

alles zu einer Amalgamfüllung<br />

erzählen, zu Kompositrestaurationen<br />

und Gold- bzw. Keramikinlays<br />

ebenfalls. Aber wissen Sie auch<br />

Bescheid über die Kariesinfiltration,<br />

das neue Verfahren zur „Vermeidung“<br />

des Bohrens? Und – zählt<br />

eine Versiegelung nicht auch zu<br />

den Füllungen (oder füllungsvermeidenden<br />

Maßnahmen)?<br />

Versiegelung<br />

Fangen wir mit den Versiegelungen<br />

an. Aus dem BEMA, unserer Abrechnungsbibel,<br />

kennen Sie diese<br />

unter der Position IP 4. Sie ist für<br />

die Versiegelung kariesfreier Fissuren<br />

mit 16 Punkten bewertet und<br />

abrechenbar. Sie beinhaltet<br />

„Die Versiegelung der Fissuren<br />

und Grübchen einschließlich der<br />

gründlichen Beseitigung der weichen<br />

Zahnbeläge und der Trockenlegung<br />

der zu versiegelnden<br />

Zähne.“<br />

Hier darf also keine weitere Leistung<br />

wie z. B. die Entfernung harter<br />

oder weicher Beläge (Zst = 107) abgerechnet<br />

werden.<br />

Anders sieht das bei Privatpatienten<br />

aus. Hier kann (nach der neuen<br />

GOZ 2012) neben der Pos. 2000 mit<br />

90 Punkten die Pos. 4050 mit 10<br />

Punkten bzw. 4055 mit 13 Punkten<br />

pro Zahn abgerechnet werden.<br />

Karies oder keine?<br />

Aber woher wissen wir denn, ob<br />

eine Fissur wirklich kariesfrei ist, so<br />

dass der Chef nicht erst zum Bohrer<br />

greifen muss, um eine Füllung<br />

(oder eine sog. erweiterte Fissurenversiegelung)<br />

durchzuführen (siehe<br />

� Abb. 1)?<br />

Nun, es gibt unterschiedliche Verfahren<br />

um feststellen zu können,<br />

ob die „kleine bräunliche Verfärbung“<br />

auf der Kaufläche (siehe �<br />

Abb. 2) wirklich nur eine Verfärbung<br />

ist oder ob sie tiefer geht.<br />

1) Die klinische Inspektion – das<br />

bedeutet, dass wir uns den<br />

Zahn mit dem Mundspiegel und<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012


der Zahnsonde sowie eventuell<br />

einer vergrößernden Lupenbrille<br />

genau ansehen. Verboten ist dabei,<br />

mit der Sonde in der Fissur<br />

zu feste „herumzuprokeln“, weil<br />

gerade das Schmelzdefekte verursachen<br />

(induzieren) könnte.<br />

2) Röntgen. Die beste Methode<br />

Approximalkaries zu entdecken<br />

ist immer noch die Röntgen-<br />

Bissflügelaufnahme. Auf ihr sehen<br />

wir nicht nur eine eventuelle<br />

Approximalkaries, sondern<br />

(speziell bei digitalen Aufnahmen<br />

mit der Möglichkeit diese<br />

mit Bildbearbeitungsprogrammen<br />

zu verändern) auch eine<br />

okklusale Fissurenkaries (siehe<br />

� Abb. 3).<br />

Zum Röntgen ein Exkurs (siehe �<br />

Webtipp):<br />

Dr. Martin Mustermann<br />

Arzt für <strong>Zahnheilkunde</strong><br />

Dr. M. Mustermann • Musterstraße 30 • 74635 Musterstadt<br />

Herrn<br />

Manfred Muster<br />

Beispielstraße 300<br />

74635 Musterstadt<br />

Sehr geehrte Frau, sehr geehrter Herr,<br />

Wozu braucht man Röntgenaufnahmen?<br />

Die Röntgenaufnahme ist ein besonders wichtiges Hilfsmittel zur<br />

Erkennung und Behandlung von Erkrankungen im Kiefer-<br />

Gesichtsbereich. Entzündete und abgestorbene Zähne können ohne<br />

Röntgenaufnahmen ebenso wenig behandelt werden, wie<br />

Erkrankungen des Zahnbetts (Parodontose), Zahnersatz lässt sich<br />

nicht sinnvoll planen und Karies kann oft nicht rechtzeitig erkannt<br />

werden. Darüber hinaus gibt es einige zerstörende z.T. auch<br />

bösartige Prozesse, die ohne regelmäßige Röntgenkontrolle zu lange<br />

unerkannt bleiben würden.<br />

Was machen Röntgenstrahlen?<br />

Beim Durchtritt durch den Körper überträgt Röntgenstrahlung<br />

Energie, wobei biologische Strukturen ihre Funktion verlieren oder<br />

sich verändern können. Der menschliche Körper verfügt über sehr<br />

leistungsfähige Schutzmechanismen, die den größten Teil dieser<br />

Veränderungen reparieren. Ein Problem entsteht nur dann, wenn<br />

eine höhere Strahlendosis die Selbstreparatur überfordert, oder wenn<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012<br />

Professor Benz formuliert es auf<br />

der Seite der DGZMK (Deutsche<br />

Gesellschaft für Zahn-, Mund und<br />

Kieferheilkunde) für Patienten sehr<br />

gut verständlich (siehe � Merkblatt<br />

„Patienteninfo“):<br />

Wenn Sie dies so erklären und es<br />

Ihren (zweifelnden) Patienten in<br />

der Ihnen bereits bekannten Art<br />

mit dem Briefkopf Ihrer Praxis aushändigen,<br />

dann haben Sie eine weitere<br />

vertrauensbildende Maßnahme<br />

in Ihrer Praxis für Ihre Patienten<br />

durchgeführt. Ihr Patient sieht,<br />

dass Sie seine Sorgen und Befürchtungen<br />

nicht einfach so „abtun“,<br />

sondern sich damit intensiv auseinandergesetzt<br />

haben. Noch einmal<br />

eine Zahl dazu:<br />

Patienteninfo Patienteninfo<br />

Röntgen beim Zahnarzt<br />

Dr. Martin Mustermann<br />

Arzt für <strong>Zahnheilkunde</strong><br />

Musterstraße 30<br />

74635 Musterstadt<br />

Telefon: 01234 567890<br />

Fax: 01234 567891<br />

E-Mail: dr.mustermann@<br />

provider.de<br />

Internet: www.zahnarztmustermann.de<br />

Datum<br />

Gesunde Ernährung<br />

Seite 2<br />

Abbildung 3<br />

Eine (nach Meinung vieler Fachleute die beste)<br />

Möglichkeit ist die Röntgen(Bissflügel)aufnahme. Auf<br />

diesem Bild können auch Sie, Sie haben nun schon viele<br />

Röntgenaufnahmen gesehen, etwas erkennen. Und<br />

zwar eine mesiale Approximalkaries an Zahn 16, eine<br />

sehr tiefe mesiale Approximalkaries an Zahn 26 und<br />

eine beginnende mesiale Approximalkaries an Zahn<br />

46. Interessanterweise scheint bei so viel Karies eine<br />

Fissurenkaries aber nicht vorzuliegen.<br />

Webtipp<br />

http://www.dgzmk.de/patienten/<br />

patienteninformation/roentgen-beimzahnarzt.html<br />

einzelne nicht reparierte Veränderungen zufällig entarten (Krebs)<br />

oder das Erbgut schädigen. Röntgenaufnahmen in der heutigen<br />

Medizin liegen weit unterhalb der Strahlenmenge, die die<br />

Selbstreparatur des Körpers überfordert. Die Frage, ob dann aber<br />

von den wenigen, nicht reparierten Veränderungen eine Gefahr<br />

ausgeht, kann die Wissenschaft bis heute nicht beantworten. Eines<br />

ist jedoch sicher, die Gefahr ist so klein, dass sie mit den besten<br />

wissenschaftlichen Mitteln bislang nicht zu erkennen war.<br />

Wie groß ist das Risiko?<br />

Nach diesen Modellrechnungen entsprechen vier Mundfilme oder<br />

eine Gebissübersichtsaufnahme (Panoramaaufnahme) dem Risiko<br />

eine Zigarette zu rauchen (Krebstod) oder sich über 9600 Kilometer<br />

in einem Jet-Flugzeug der natürlichen Strahlung auszusetzen.<br />

Was tut Ihr Zahnarzt?<br />

Während seines Studiums wird jeder Zahnarzt gründlich im<br />

Strahlenschutz ausgebildet und erfährt auch später laufend aus der<br />

Fachpresse über die aktuellen Entwicklungen. Außerdem muss er<br />

sich in regemäßigen Abständen einer umfangreichen und<br />

gründlichen Fortbildung (Schulung) unterziehen Darüber hinaus<br />

werden die Geräte in Zahnarztpraxen regelmäßig von verschiedenen<br />

staatlichen Stellen überprüft. Dieses deutsche Prüfungssystem ist<br />

eines der strengsten der Welt und wird jetzt z.B. auch in der Schweiz<br />

übernommen. Wägt man Nutzen und Risiko ab, so rechtfertigt das<br />

Restrisiko nicht, auch nur auf eine einzige diagnostisch sinnvolle<br />

Aufnahme zu verzichten. Wenn Sie weitere Fragen haben, sprechen<br />

Sie mit uns- wir werden Sie gerne weiter beraten.<br />

Gerne stehen wir Ihnen auch weiterhin für all Ihre Fragen zum<br />

Thema Röntgen zur Verfügung.<br />

Ihr<br />

Praxisteam Dr. Mustermann<br />

Dr. Martin Mustermann<br />

Arzt für <strong>Zahnheilkunde</strong><br />

Musterstraße 30<br />

74635 Musterstadt<br />

11


12<br />

Fachkunde<br />

Abbildung 4<br />

Eine weitere Möglichkeit der Kariesdiagnostik ist die<br />

Durchleuchtung mit Kaltlicht (Diaphanoskopie oder<br />

faseroptische Transillumination). Hier ein Gerät, das die<br />

Fa. Loser aus Leverkusen vertreibt (Microlux).<br />

Abbildung 6<br />

Mit einem speziellen Färbemittel (hier Caries Marker<br />

von der Firma Voco) können wir kariös veränderten<br />

Schmelz oder Dentin sichtbar machen. Das Sicherheitsdatenblatt,<br />

eine weitreichende Beschreibung, die für<br />

jedes Medizinprodukt vorliegt (und in Ihren Akten in<br />

der Praxis archiviert sein sollte, falls Sie das Präparat<br />

verwenden), beschreibt es als eine Mischung von<br />

Polypropylenglykol und rotem Farbstoff (Säurerot). Sie<br />

können dieses und alle weiteren Sicherheitsdatenblätter<br />

im Internet finden, wenn Sie z. B. (in diesem Fall)<br />

bei Google die Stichworte Sicherheitsdatenblatt Caries<br />

Marker eingeben.<br />

3 Dosimeter Personendosimeter = Messgerät für<br />

die Dosis (Menge) ionisierender Strahlung. Jede<br />

Strahlung, die auf das Dosimeter trifft, schwärzt<br />

den darin eingelegten Film graduell, sodass die<br />

Dosimetriestellen die Monatsbelastung des Trägers<br />

in Millisievert ermitteln können. Die Einheit<br />

benennt die im Körper deponierte Energie der<br />

Strahlen, die mit einem jeweils festgelegten Faktor<br />

für die biologische Wirksamkeit multipliziert<br />

wird und so Auskunft über die Belastung für den<br />

Organismus gibt. Rund 300.000 Beschäftigte in<br />

Deutschland müssen während ihrer Arbeitszeit<br />

ein Personendosimeter tragen. In der <strong>Zahnheilkunde</strong><br />

beim Einsatz in der Praxis ist ein Dosimeter<br />

nicht vorgeschrieben.<br />

Abbildung 5<br />

Wir üben die Anwendung neuer Geräte und Verfahren<br />

stets am „Dummy“. Auch die Approximalflächen der<br />

Zähne werden gut „durchleuchtet“.<br />

Abbildung 7<br />

Mit einem kleinen Pinselchen (Schwämmchen) tragen<br />

wir die Flüssigkeit auf den Zahn auf und entfernen<br />

Überschuss z. B. durch Aufsaugen mit einem sauberen<br />

Pele Tim Schwämmchen.<br />

Abbildung 8<br />

Maximal 5-10 Sekunden soll der Marker einwirken.<br />

Danach wird er gründlich abgespült. Andernfalls besteht<br />

die Gefahr, dass nicht kariöses Dentin angefärbt<br />

und entfernt wird. Gesundes sowie nicht infiziertes,<br />

remineralisierbares Dentin werden nicht angefärbt. Die<br />

Anwendung soll so lange nach dem Ausbohren (Exkavieren)<br />

der Karies wiederholt werden bis keine weitere<br />

Dentinverfärbung mehr auftritt.<br />

Die in der <strong>Zahnheilkunde</strong> angewandten<br />

diagnostischen Röntgenstrahlen<br />

liegen im µ-Sievert-Bereich<br />

und sind mit einem Dosimeter 3<br />

nicht mehr messbar: 1µ = 1 Mikro,<br />

Zehnerpotenz: -6, Dezimal =<br />

0,000001, Name: 1 Millionstel. Bei<br />

Beachtung des niedrig angesetzten<br />

Grenzwerts von 1 mSv/Jahr entspricht<br />

dies etwa 10.000 intraoralen<br />

Röntgenaufnahmen (Zahnfilmen!).<br />

3) Diaphanoskopie oder faseroptische<br />

Transillumination: Es handelt<br />

sich dabei um Durchleuchtung<br />

der Zähne mit starken<br />

Lichtquellen, z. B. einer Kaltlichtsonde.<br />

Es entsteht dabei keine<br />

Strahlenbelastung, wie z. B. bei<br />

der Röntgenaufnahme. Geeignet<br />

ist dieses Verfahren zum Sichtbarmachen<br />

von Zahnzwischenraumkaries<br />

im Frontzahnbereich,<br />

als Ergänzung zur Bissflügel-<br />

Röntgenaufnahme und zur Erkennung<br />

von Schmelzsprüngen<br />

(siehe � Abb. 4 und 5).<br />

4) Die chemische Anfärbung der<br />

Karies während der Präparation<br />

der Kavität mit einem Kariesdetektor<br />

(eine einfache Farbstofflösung,<br />

meist Erythrosin).<br />

Sie gibt es als Fertigprodukte<br />

(z. B. von den Firmen Kuraray,<br />

Voco oder Ultradent). Sie wird<br />

mit einem feinen Pinselchen auf<br />

das Dentin aufgetragen. Gesundes<br />

Dentin hat einen geringen<br />

Porendurchmesser, der Farbstoff<br />

dringt nicht ein. Demineralisiertes<br />

(also durch Karies erkranktes)<br />

Dentin hat einen größeren<br />

Porendurchmesser, die entsprechenden<br />

Stellen werden angefärbt<br />

(siehe � Abb. 6 bis 8).<br />

5) Laserfluoreszenz: Dabei nutzt<br />

man die Eigenschaft, dass durch<br />

Kariesbakterien verändertes<br />

Zahnmaterial nach Bestrahlung<br />

von Licht leuchtet (fluoresziert).<br />

Diese Eigenschaft<br />

wird nicht durch den Härte-<br />

(Mineralisations-)grad der Zahnsubstanz<br />

bewirkt, sondern ist<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012


eine Folge von Stoffwechselprodukten<br />

der Mikroorganismen.<br />

Das wohl bekannteste und recht<br />

weit verbreitetste dieser Geräte<br />

ist wohl das DIAGNOdent und<br />

DIAGNOdent pen von KaVo (siehe<br />

� Abb. 9-11).<br />

Es gibt noch weitere Verfahren<br />

wie die lichtinduzierte Fluoreszenzmessung<br />

zur elektrischen Widerstandsmessung<br />

und auch Kariesrisikotests<br />

sowie die Testung der<br />

Fließrate und Pufferkapazität des<br />

Speichels. Zumeist wird in der „normalen“<br />

Praxis aber die klinische Inspektion<br />

gefolgt vom Röntgenbild<br />

angewandt. Mit der Anfertigung<br />

von Röntgenbildern gibt es manchmal<br />

Schwierigkeiten. Nach Aussagen<br />

wie: „Schon wieder röntgen,<br />

das ist doch so gefährlich…“, müssen<br />

gerade Eltern überzeugt werden<br />

(siehe � Abb. 12). Das DIAG-<br />

NOdent Gerät setzt sich aber auch<br />

immer stärker durch.<br />

Bohrer oder nicht<br />

Das war es zur Diagnostik. Kommen<br />

wir zur Therapie. Muss denn<br />

Bohren heute überhaupt noch<br />

sein? Ja und nein.<br />

Noch einmal zurück zur Versiegelung:<br />

„Kariesfreie Fissur“ hatten wir<br />

gesagt. Was machen wir, wenn wir<br />

nicht sicher sind und uns das Röntgenbild<br />

auch keinen genauen Aufschluss<br />

gibt? Einfach mal auf Verdacht<br />

losbohren? Oder können wir,<br />

auch wenn wir befürchten, dass<br />

sich in der Fissur doch etwas Karies<br />

befindet, einfach „einen Deckel<br />

draufmachen“, sprich den Zahn<br />

versiegeln?<br />

Früher haben wir noch gesagt, dass<br />

jegliche Karies radikal entfernt<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012<br />

Abbildung 9 Abbildung 10<br />

Eines der weitverbreitetsten Geräte zur Karieserkennung<br />

per Laserfluoreszenz ist wohl das DIAGNOdent von<br />

KaVo. Foto: Fa. KaVo<br />

Abbildung 11 Abbildung 12<br />

Besonders wichtig ist, dass auch eine approximale<br />

Karies erkannt werden kann. Foto: Fa KaVo<br />

werden müsste bis die „Sonde am<br />

Kavitätenboden klirrt“. Der in einem<br />

zahnmedizinischem Fachbuch<br />

noch im Jahr 1996 geforderte „crie<br />

dentaire“ („Schrei des Dentins“; das<br />

Geräusch wenn eine zahnärztliche<br />

Sonde über den ganz stark ausgebohrten<br />

[exkavierten] Kavitätenboden<br />

streicht, um festzustellen, dass<br />

kein erweichtes kariöses Dentin<br />

mehr vorhanden ist) ist heute hinfällig.<br />

Dazu, was erfunden wurde,<br />

um beim Bohren nicht mehr versehentlich<br />

die Pulpa zu eröffnen,<br />

wenn es nicht unbedingt nötig ist,<br />

werden wir zu einem späteren Zeitpunkt<br />

noch Näheres lesen können.<br />

Wir gehen heute davon aus, dass<br />

Karies nicht mehr weiter geht,<br />

13<br />

Seine Anwendung wird auch von ängstlichen Kindern<br />

toleriert, wenn Sie (das ist aber immer so) ihnen vorher<br />

erklären und demonstrieren, was sie da gerade machen<br />

wollen. Foto: Fa KaVo.<br />

Röntgen an sich ist eine sichere Sache. Zahnarztpraxen<br />

werden regelmäßig sehr intensiv auf die Einhaltung<br />

aller erforderlichen Sicherheitsregeln überprüft. Auch<br />

müssen sich Zahnarzt und röntgenbefugtes Assistenzpersonal<br />

regelmäßigen (alle 5 Jahre) Schulungen mit<br />

Prüfungen unterziehen.


14<br />

Fachkunde<br />

Abbildung 13<br />

Grandio Seal: Zur Versiegelung kariesfreier Fissuren<br />

(oder bei der erweiterten Fissurenversiegelung) sollen<br />

lichthärtende Fissurenversiegler, möglichst auf Basis<br />

eines Nano-Hybrid-Composites wie z. B. Grandio Seal<br />

von VOCO, zum Einsatz kommen. Foto: Fa. VOCO<br />

Abbildung 15<br />

Vorsichtig wird der Zahn bzw. die Zahnoberfläche,<br />

möglichst nur in dem Bereich in dem später auch die Fissurenversiegelung<br />

aufgebracht wird, 15-30 Sekunden<br />

lang, je nach Schmelzbeschaffenheit, angeätzt.<br />

Foto: Dr. Balsamo<br />

4 Oft werden Sie sicher auch gefragt, ob denn<br />

dieser lästige Kofferdam überhaupt sein muss.<br />

Hier Ihre Antwort: Der Verzicht auf den Kofferdam<br />

vermindert die Qualität der Versiegelung<br />

erheblich. Wird der Zahn nicht vollständig<br />

trockengelegt, können die Hohlräume für die<br />

Anhaftung des Kunststoffes nicht vollständig<br />

genutzt werden. Nur selten, z. B. aus gesundheitlichen<br />

Gründen (z. B. Asthma, Allergien) oder weil<br />

der Zahn noch nicht vollständig durchgebrochen<br />

ist, kann es der Fall sein, dass darauf verzichtet<br />

werden muss. Allerdings gehen wir dann einen<br />

Kompromiss hinsichtlich der Qualität unserer<br />

Arbeit ein.<br />

Abbildung 14<br />

Durch intensive Überprüfung haben wir festgestellt,<br />

dass es sich trotz der leichten Verfärbung hier um eine<br />

kariesfreie Fissur handelt. Foto: Dr. Balsamo<br />

Abbildung 16<br />

Mit einer dünnen Kanüle und mit möglichst wenig Überschuss<br />

(hier ist ein Produkt wie Grandio Seal mit der<br />

NDT, der No dripping Technologie (das Material aus der<br />

Spritzenkanüle läuft nicht mehr nach), sehr hilfreich)<br />

bringen wir das dünnflüssige Versiegelungsmaterial in<br />

die Fissur auf . . . Foto: Dr. Balsamo<br />

Abbildung 17<br />

. . . und verstreichen es mit einer dünnen Sonde oder<br />

einem Schaumstoffpellet, so dass es einerseits die<br />

Fissur vollständig bedeckt, andererseits die Kaufläche<br />

nicht einfach nur zuklatscht. Foto Dr. Balsamo<br />

wenn ihr die Substratzufuhr abgeschnitten<br />

wird. Das bedeutet,<br />

wenn eine randdichte Füllung<br />

(Versiegelung) auf dem Zahn aufgebracht<br />

wird, die Kariesbakterien<br />

keine Nahrung (Substrat) von außen<br />

mehr bekommen und die Karies<br />

sich nicht mehr weiterentwickeln<br />

kann. Es stellt sich allerdings<br />

die Frage ob nicht auch Substrat<br />

„Nahrung“ für die Kariesbakterien<br />

aus dem Blut, das auch durch den<br />

(vitalen) Zahn strömt und nährstoffreich<br />

ist, übertragen werden<br />

kann.<br />

Auf alle Fälle wäre das nach neueren<br />

Untersuchungen zumindest so<br />

wenig, dass die Karies nicht sehr<br />

stark weitergeht.<br />

Fissurenversiegelung<br />

Den theoretischen BEMA- und GOZ-<br />

„Inhalt“ der Fissurenversiegelung<br />

hatte ich Ihnen bereits vorgestellt.<br />

Das praktische Vorgehen kennen Sie<br />

sicher längst. Hier noch einmal kurz<br />

zur Erinnerung (siehe � Abb. 13):<br />

1) Kontrolle ob der Zahn bzw. die<br />

Fissur kariesfrei sind (unter Zuhilfenahme<br />

eines der weiter<br />

oben angegebenen Verfahren),<br />

siehe � Abb. 14.<br />

2) Reinigung des Zahnes von<br />

Plaque.<br />

3) Gegebenenfalls Anätzen (siehe<br />

� Abb. 15).<br />

4) Abspülen und Trocknen.<br />

5) Eventuell absolut (Kofferdam) 4<br />

oder zumindest relativ (Watterollen)<br />

trocken legen.<br />

6) Auftragen des Versiegelungsmaterials<br />

(ganz dünn, nur die<br />

Fissuren sollen „gefüllt“ werden,<br />

keinesfalls die ganze Kaufläche<br />

zupappen (siehe � Abb. 16<br />

und 17).<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012


7) Polymerisieren des Versiegelungsmaterials<br />

mit der UV-Lampe<br />

(siehe � Abb. 18).<br />

8) Kontrolle mit Okklusionsfolie<br />

(Blaupapier), ob die Versiegelung<br />

auch nicht „im Biss stört“,<br />

ggf. einschleifen.<br />

9) Eventuell polieren (siehe �<br />

Abb. 19).<br />

10) Fluoridieren, um die Bereiche<br />

zu schützen, die zwar angeätzt<br />

(konditioniert), aber nicht vom<br />

Versieglungsmaterial erfasst<br />

wurden, zu schützen (siehe �<br />

Abb. 20 und 21).<br />

Bei der erweiterten Fissurenversiegelung<br />

haben wir mit den erwähnten<br />

Untersuchungsmethoden<br />

feststellen müssen, dass eine ganz<br />

leichte Karies in der Fissur vorliegt<br />

(siehe � Abb. 22). Wir gehen nun<br />

ähnlich vor wie bei der Versiegelung<br />

des kariesfreien Zahnes, nur, dass<br />

der Zahnarzt vor dem Einbringen<br />

des Versiegelungsmaterials (ganz<br />

dünnfließendes Komposit) die Fissur<br />

„aufzieht“. Das bedeutet, dass<br />

er mit einem an der Spitze ganz<br />

feinen Bohrer (Hartmetall oder Diamant,<br />

siehe � Abb. 23) gerade<br />

so viel wie nötig und so wenig wie<br />

möglich von der Kariesstelle entfernt<br />

(siehe � Abb. 24, S. 16).<br />

Die fertige „Reparatur“ sieht nicht<br />

anders aus als eine „normale“ Versiegelung<br />

(siehe � Abb. 25, S. 16).<br />

Haltbarkeit<br />

Sicher werden Sie einmal gefragt,<br />

wie lange eine solche Versiegelung<br />

„hält. Nun, wir haben es spannend<br />

gemacht und Sie werden vielleicht<br />

die Augen verdrehen, wenn Sie<br />

lesen, welchen Aufwand wir mit<br />

Kofferdam, Anätzen etc. getrieben<br />

haben. Aber eine Versiegelung, die<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012<br />

Abbildung 18<br />

Nun polymerisieren wir das Versiegelungsmaterial (mit<br />

einer herkömmlichen UV Lampe etwa 20-30 Sekunden<br />

je Zahnfläche, mit anderen Polymerisationsgeräten<br />

je nach deren Gebrauchsanleitung). Die Lichtleistung<br />

sollte 500 mW/cm 2 bei Halogenlichtgeräten sowie 300<br />

mW/cm 2 bei LED-Lampen nicht unterschreiten.<br />

Foto Dr. Balsamo<br />

Abbildung 20<br />

Abschließend fluoridieren wir . . .<br />

Abbildung 22<br />

Bei einer erweiterten Fissurenversiegelung (hier ein<br />

Zahn mit einer winzigen Fissuren (Oberflächen) karies<br />

gehen wir ähnlich vor. Foto Dr. Balsamo<br />

auf einem nicht vollständig gesäuberten<br />

oder sogar feuchten Zahn<br />

aufgebracht wird, die wird wohl<br />

sehr schnell aufgeben und die Fissur<br />

sowie den ganzen Zahn erneut<br />

den Attacken von Karies & Co aussetzen.<br />

Abbildung 19<br />

Eine solche Fissurenversiegelung kann viele Jahre halten<br />

und den Zahn, zumindest die Fissur, vor Kariesbefall<br />

schützen. Foto Dr. Balsamo<br />

Abbildung 21<br />

. . . die Kaufläche des Zahnes, um die durch den Ätzvorgang<br />

aufgeraute Oberfläche zu härten (Refluoridierung).<br />

Abbildung 23<br />

15<br />

Mit einem minimalinvasiven Diamanten oder Hartmetallinstrument,<br />

z. B. aus dem Set No.4383 für die minimalinvasive<br />

Restauration nach Dr. Stefan Neumeyer, . . .


16<br />

Fachkunde<br />

Abbildung 24<br />

. . .„ziehen wir die Fissur auf“. Foto Dr. Balsamo<br />

Abbildung 25<br />

Die fertige Restauration sieht genauso aus (und hält<br />

auch genau so lange) wie eine „normale“ Fissurenversiegelung.<br />

Foto Dr. Balsamo<br />

Abbildung 26<br />

Auch Milchzähne können versiegelt werden, aber bei<br />

ihnen ist die Anhaftung der Kunststoffe wegen der<br />

unvorteilhaften Struktur des Milchzahnschmelzes reduziert.<br />

Die Milchzähne reiben sich auch deutlich schneller<br />

ab als die bleibenden Zähne.<br />

Wenn aber sorgfältig gearbeitet<br />

wird (und der kleine Patient geduldig<br />

mitspielt), dann hält eine Fissurenversiegelung<br />

bis zu zehn Jahre.<br />

Allerdings sollte sie alle sechs Monate<br />

kontrolliert werden. Die Zähne<br />

werden nämlich mit der Zeit abgekaut<br />

und dieser Prozess kann zum<br />

Verlust der Versiegelung führen.<br />

Und hier noch ein paar Antworten<br />

auf Fragen, die für Sie sicher Unverständnis<br />

hervorrufen. Aber bedenken<br />

Sie bitte, dass Ihre Patienten<br />

häufig anders „ticken“ und nicht<br />

unseren Sachverstand haben. Ich<br />

selbst habe es einmal erlebt, dass<br />

eine Mutter vehement die Versiegelung<br />

der Zähne ihrer Kinder<br />

verweigerte. In einem solchen Fall<br />

sollten wir, wenn wir alle unsere<br />

Argumente in einem ruhigen und<br />

sachlichen Ton vorgebracht haben,<br />

den Erziehungsberechtigten (oder<br />

den Patienten selbst, denn Versiegelungen<br />

machen auch bei Erwachsenen<br />

unter Umständen Sinn)<br />

einfach „in Ruhe lassen“. Jeder ist<br />

schließlich seines eigenen Glückes<br />

Schmied.<br />

Allerdings empfehle ich Ihnen, sich<br />

einen Eintrag in den Patientenunterlagen<br />

zu machen, um später vor<br />

Vorwürfen geschützt zu sein.<br />

Häufig gestellte Fragen<br />

Einige oft gestellte Fragen und<br />

die dazugehörigen Antworten<br />

zum Thema Fissurenversiegelung,<br />

die ich auf der Homepage der<br />

Zahnarzt ordination (so heißt eine<br />

Praxis in Österreich) der Doktores<br />

Veronika Marie Vilimek und Borislaw<br />

Hristow aus Hohenems gelesen<br />

habe, möchte ich hier gern zitieren.<br />

Ich finde treffender kann man es<br />

nicht sagen und Sie werden, wenn<br />

Sie das vorbringen können, nie wieder<br />

um eine Antwort verlegen sein:<br />

Wann sollte ein Zahn versiegelt<br />

werden?<br />

Der Zahn sollte nach seinem<br />

Durchbruch umgehend versiegelt<br />

werden.<br />

Können auch Milchzähne<br />

versiegelt werden (siehe �<br />

Abb. 26)?<br />

Ja, aber bei Milchzähnen ist die<br />

Anhaftung der Kunststoffe wegen<br />

der unvorteilhaften Struktur des<br />

Milchzahnschmelzes reduziert. Die<br />

Milchzähne reiben sich auch deutlich<br />

schneller ab als die bleibenden<br />

Zähne. Dies begünstigt ebenfalls<br />

den Verlust der Versiegelungen.<br />

Können wir nicht alle Zähne<br />

versiegeln?<br />

Alle Vertiefungen, nicht nur solche<br />

an den Kauflächen, sondern auch<br />

an den Außen- und Innenflächen<br />

der Zähne, können versiegelt werden<br />

(jedoch nicht alle zu Lasten<br />

der gesetzlichen Krankenkassen<br />

– Krankenkassen zahlen nur die<br />

Versiegelungen an den ersten und<br />

zweiten bleibenden Molaren). An<br />

glatten Zahnflächen, wie bei den<br />

Frontzähnen, kann jedoch eine derartige<br />

Maßnahme nicht durchgeführt<br />

werden.<br />

Sind die Zähne nach der Versiegelung<br />

vor Karies sicher<br />

geschützt?<br />

Eine gute Mundhygiene ist auf<br />

jeden Fall erforderlich. Bei unzureichender<br />

Zahnpflege kann zwischen<br />

den Zähnen, an den glatten<br />

Flächen oder sogar auch an den<br />

versiegelten Bereichen, besonders<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012


am Übergang zwischen der Versiegelung<br />

und dem Zahn, Karies entstehen.<br />

Kann die Fissurenversiegelung<br />

den Zahn schädigen?<br />

Das bei der Vorbereitung des Zahnes<br />

benutzte Präparat mit Phosphorsäure<br />

entzieht der obersten<br />

Schicht des Schmelzes einen Teil<br />

der Mineralien. Die dadurch entstehenden<br />

Hohlräume werden aber<br />

mit Kunststoff gefüllt oder durch<br />

die lokale Fluoridapplikation remineralisiert.<br />

Pulpaschäden wegen einer<br />

Fissurenversiegelung sind derzeit<br />

nicht bekannt.<br />

Ist dieses Kunststoffmaterial<br />

für Fissurenversiegelung gesundheitsschädlich?<br />

Obwohl über eine krebserregende<br />

(kanzerogene) Wirkung der in dem<br />

Versiegelungsmaterial enthaltenen<br />

Monomere (einem Teil des Komposits<br />

bzw. Kunststoffs) diskutiert<br />

wurde, wird heute wegen der sehr<br />

niedrigen Konzentrationen das Risiko<br />

als sehr gering eingeschätzt und<br />

ist wissenschaftlich nicht belegt.<br />

Wie bei allen Materialien besteht<br />

hier aber auch ein Allergierisiko.<br />

Dabei ist vor allem entscheidend,<br />

ob diese Monomere freigesetzt<br />

werden, damit sie überhaupt eine<br />

Reaktion auslösen können. Diese<br />

Freisetzung hängt mit der Aushärtung<br />

des Materials zusammen.<br />

Normalerweise wird die oberste<br />

Schicht wegen des Luftkontakts<br />

nicht ausreichend fest, weshalb sie<br />

diese Monomere freisetzt. Deswegen<br />

wird diese Schicht entweder<br />

nachträglich wegpoliert oder es<br />

wird während des „Föhnens“ ein<br />

Gel aufgetragen, das den Kontakt<br />

mit der Luft verhindert und für<br />

eine gute Aushärtung sorgt.<br />

Die Zahnmedizinische Fachangestellte 02/2012<br />

Besonders der letzte Punkt ist sehr<br />

wichtig, da von vielen unserer Patienten<br />

alles Mögliche hinter den<br />

Materialien in einer Zahnarztpraxis<br />

vermutet wird. Und das leitet uns<br />

auch gleich über zu einem weiteren<br />

spannenden Thema, der Kariesinfiltration.<br />

Das war es zu einer der „konservierenden“<br />

Maßnahmen. Wie geht´s<br />

weiter? Karies einfach, ohne zu<br />

bohren, mit einem dünnflüssigen<br />

Kunststoff „tränken“, um sie zu<br />

stoppen? Lassen Sie sich überraschen<br />

und lesen Sie die nächste<br />

Ausgabe dazu.<br />

17

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