16.3 kb - Rheingau - Taunus - Kreis
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BERATUNG INFORMATIVUND<br />
HILFEN<br />
94<br />
Selbsthilfe als starkes Mittel der Gesundheitsförderung<br />
KISS - Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen für den <strong>Rheingau</strong>-<strong>Taunus</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Schon seit rund 15 Jahren setzt sich die Kontaktstelle im Rahmen der<br />
Gesundheitsförderung für die Stärkung der Selbsthilfe ein, indem sie<br />
die regionalen Selbsthilfegruppen unterstützt, Hilfestellung bei Neugründungen<br />
anbietet, Interessenten auf geeignete Selbsthilfegruppen<br />
hinweist und die Öffentlichkeit über Selbsthilfeangebote informiert.<br />
Um ein Beispiel zu nennen, wie KISS hilft: So gründete sich im Mai<br />
2010 eine neue Selbsthilfegruppe in Idstein mit dem Namen „Rund<br />
um die Lunge“. In der Idsteiner Helios Klinik fand das erste Treffen<br />
der Selbsthilfegruppe „Rund um die Lunge im Idsteiner Land“ statt.<br />
Im Mittelpunkt der Treffen stehen alle Lungenkrankheiten. Die Zusammenkünfte,<br />
die regelmäßig jeden dritten Dienstag im Monat um 18<br />
Uhr in der Helios Klinik Idstein stattfinden, bieten für Betroffene die<br />
Möglichkeit zum Austausch über die jeweiligen Lungenkrankheiten.<br />
Bei der Gründungsveranstaltung waren Betroffene der unterschiedlichen<br />
Krankheitsbilder der Lunge anwesend; die Resonanz wurde als<br />
ermutigend beschrieben. Wie eine 52-jährige Teilnehmerin berichtete,<br />
weiß sie seit mehreren Jahren von ihrer chronisch obstruktiven<br />
Lungenkrankheit (COPD) mit Lungenemphysem. „Inzwischen habe<br />
ich gelernt, damit umzugehen.“ Wie ihr dies gelang, will sie den<br />
Teilnehmern in der Selbsthilfegruppe erläutern. Mittlerweile steht<br />
die 52-jährige auf einer Liste, um eine neue Lunge transplantiert zu<br />
kommen, und braucht sie doch derzeit rund um die Uhr Sauerstoff.<br />
„Aber auch mit Sauerstoff hört das Leben nicht auf“, äußerte sie sich<br />
über ihre eigene Zukunft optimistisch.<br />
Ebenso lässt eine 63-jährige Betroffene ihren Lebensmut nicht sinken.<br />
Sie weiß seit 2000 von ihrer Krankheit und freut sich besonders über<br />
die neue Selbsthilfegruppe. Für sie sei der Austausch mit Gleichgesinnten<br />
wichtig. Mehr darüber zu erfahren, wie andere Betroffene<br />
mit der Krankheit umgehen und den Alltag zu meistern, könne jedem<br />
helfen. Karin Boß, die die Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen hat,<br />
liegt viel daran, dass sich Betroffene darüber austauschen, wie sie<br />
mit ihrer Krankheit leben. Die 56-jährige leidet seit vielen Jahren<br />
ebenfalls an COPD mit Lungenemphysem und hat viel Herzblut und<br />
Eigeninitiative in das Projekt investiert.<br />
Karin Boß konnte aber gleichzeitig noch ein weiteres Anliegen verwirklichen:<br />
Neben der Selbsthilfegruppe wird es ab August in Federführung<br />
durch den TV Idstein eine Lungensportgruppe in Idstein<br />
geben. Die wöchentlichen Treffen finden in der betriebseigenen<br />
Sporthalle der Firma Jack Wolfskin statt, die die Halle einschließlich<br />
der notwendigen Sportgeräte der Lungengruppe zur Verfügung<br />
stellt.<br />
Informationen zur Selbsthilfegruppe sowie zu der Lungensportgruppe<br />
erhalten Interessierte unter der Rufnummer 06087/988787<br />
(Waldems) durch Karin Boß. Das nächste Gruppentreffen findet am<br />
Dienstag, 15. Jun 2010, um 18 Uhr in der Helios Klinik Idstein, statt.<br />
Neue Teilnehmer sind herzlich willkommen.<br />
Doch zurück zu KISS und den Arbeitsschwerpunkten:<br />
1. Information, Beratung und Unterstützung der<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Die Kontaktstelle sieht einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt in der<br />
Unterstützung bei Gruppengründungen und bei schwierigen Gruppensituationen.<br />
Personen, die an einer Gruppengründung interessiert sind, erhalten<br />
ausführliche Informationen und Material über Ziele und Arbeitsweisen<br />
von Selbsthilfegruppen. Sie werden bei der Suche nach einem<br />
geeigneten Gruppenraum sowie bei der Pressearbeit unterstützt. Bei<br />
Bedarf werden Flyer oder Handzettel gemeinsam erstellt; der Druck<br />
kann ggf. in der Hausdruckerei erfolgen.<br />
Außerdem besteht das Angebot einer intensiven Beratung, speziell<br />
in der Anfangsphase oder bei schwierigen Gruppensituationen. Im<br />
Jahr 2009 gab es zwei Vorfeld-Beratungen (arterielle Verschlusskrankheit,<br />
Übergewicht). Acht Gruppen wurden hinsichtlich ihrer<br />
Fragen zu organisatorischen oder gruppeninternen Themen bera-<br />
ten. Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit der Gruppen (Beratung<br />
z.B. zu Flyern, Pressetexten, Druck von Flyern) wurde in zehn<br />
Fällen geleistet.<br />
Die Selbsthilfegruppen wurden per Rundbrief oder E-Mail mit aktuellen<br />
Informationen versorgt.<br />
2. Information und Beratung von Interessenten<br />
Es fanden 2009 beispielsweise 122 Kontakte (Einzelberatung, meist<br />
telefonisch, auch per E-Mail) statt, bei denen es um die Suche nach<br />
Selbsthilfegruppen ging. Bei 72 Kontakten handelte es sich um Anfragen<br />
von Betroffenen, bei 32 Kontakten um Anfragen für einen Angehörigen,<br />
wobei bei beiden Gruppen die weitaus überwiegenden<br />
Anfragen von Frauen kamen. Von professionellen Hilfsdiensten bzw.<br />
Institutionen waren 18 Anfragen zu verzeichnen. Acht Anfragen betrafen<br />
Menschen mit Migrationshintergrund.<br />
Verteilung nach Themenbereichen: 41 Kontakte bezogen sich auf<br />
den Bereich der psychischen Erkrankungen, 36 Kontakte auf den<br />
Bereich Sucht und 31 Kontakte auf andere chronischen Krankheiten<br />
und Behinderungen.<br />
In den meisten Fällen konnte der Besuch einer Selbsthilfegruppe<br />
empfohlen werden. Bei 47 Kontakten wurde an Stelle oder neben<br />
dem Besuch einer Selbsthilfegruppe die Inanspruchnahme professioneller<br />
Hilfe empfohlen.<br />
3. Öffentlichkeitsarbeit<br />
Im Sommer wurde das Selbsthilfe-Verzeichnis für den <strong>Rheingau</strong>-<strong>Taunus</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
in der vierzehnten überarbeiteten Auflage herausgegeben.<br />
Die Verzeichnisse werden an die Kommunen, Ärzte, Krankenkassen,<br />
Apotheken sowie relevante Institutionen verteilt und ist dort auch<br />
erhältlich. Die Broschüre umfasst mittlerweile über 60 Gruppen,<br />
die sich bis auf drei mit gesundheitlichen Themen befassen. Neu<br />
aufgenommen wurden eine AA-Gruppe (Anonyme Alkoholiker),<br />
eine Behinderten-Initiative, eine Gruppe für Personen mit arterieller<br />
Verschlusskrankheit sowie eine Gruppe für Schwerhörige. Zwei<br />
Gruppen haben ihre Arbeit eingestellt.<br />
Informationsmaterial der regionalen Selbsthilfegruppen wurde in<br />
einem gesonderten Prospektständer im <strong>Kreis</strong>haus ausgelegt, außerdem<br />
in den beiden Außenstellen des Gesundheitsamtes in Rüdesheim<br />
und Idstein.<br />
Internet: Auf der Internet-Seite des <strong>Rheingau</strong>-<strong>Taunus</strong>-<strong>Kreis</strong>es sind<br />
auch die Selbsthilfegruppen für den <strong>Kreis</strong> sowie die Kontaktstelle<br />
eingetragen (www.rheingau-taunus.de); die Angaben wurden aktualisiert.<br />
Hinweise auf die Kontaktstelle in Bad Schwalbach gibt<br />
es außerdem auf der Internet-Seite der hessischen Kontaktstellen<br />
(www.selbsthilfe-hessen.net), sowie bei NAKOS, der Nationalen<br />
Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von<br />
Selbsthilfegruppen (www.nakos.de).<br />
4. Veranstaltung<br />
Gesundheitsforum in Bad Schwalbach<br />
Diese Kooperationsveranstaltung des Magistrats der Stadt Bad<br />
Schwalbach mit dem Gesundheitsamt und den Selbsthilfegruppen<br />
gehört schon seit Jahren zum festen Jahresprogramm und hat sich<br />
sehr gut in der Region etabliert. Wie bereits in den Vorjahren findet<br />
die Veranstaltung wieder 2010 an zwei Tagen statt. Seitens der KISS<br />
wurden organisatorische Vorarbeiten erledigt, wie z.B. Vorbereitungstreffen,<br />
Programmabsprachen, Gestaltung und Besetzung des<br />
Gemeinschaftsstands der Selbsthilfegruppen. Einige Selbsthilfegruppen<br />
betrieben eigene Stände, so z.B. die Selbsthilfegemeinschaft<br />
Niere, der Kreuzbund sowie die Krebs-Nachsorgegruppen des<br />
DRK. Am Gemeinschaftsstand wechseln sich verschiedene Gruppen<br />
mit dem Standdienst ab und können die Besucherinnen und Besucher<br />
dabei unmittelbar über ihre Arbeit informieren.<br />
Autorin: Maria Graffe