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ALTEN- UND PFLEGEHEIME, WOHNEN GESUNDHEITS-DIENSTLEISTUNGEN<br />

IM ALTER, BETREUTES InformatIV<br />

WOHNEN<br />

Demenzerkrankungen – Unterstützung für Angehörige<br />

Es gibt schätzungsweise eine Million Menschen in Deutschland,<br />

die einen geistig verwirrten Angehörigen zu Hause pflegen. Szenen<br />

wie diese dürften Ihnen vertraut vorkommen: Die ehemals so<br />

sanfte Partnerin schimpft und ist misstrauisch, der früher so auf<br />

Korrektheit und Würde bedachte Vater geht nur mit dem Nachthemd<br />

bekleidet auf die dunkle Straße und es kostet Stunden, ihn<br />

wieder nach Hause zu holen.<br />

Und es kostet Nerven.<br />

Denn einerseits liebt man<br />

diesen Partner/die Mutter/<br />

den Vater, und andererseits<br />

erkennt man sie nicht<br />

wieder. Ehemals friedfertige<br />

und großherzige<br />

Menschen verändern sich,<br />

können zu streitsüchtigen<br />

und engstirnigen Wesen<br />

werden. Aber dann gibt<br />

es wieder Augenblicke, in<br />

denen einen der verwirrte<br />

Partner anlächelt wie<br />

zu alten Zeiten, oder die<br />

Mutter einen glücklichen<br />

Augenblick lang „danke“<br />

sagt und es so scheint, als<br />

verstünde sie im Inneren<br />

doch alles, auch wenn sie<br />

es nicht mehr artikulieren<br />

kann. Das sind diese Momente,<br />

in denen man wieder<br />

weiß, warum man seinen<br />

Angehörigen pflegt,<br />

auch wenn sie so selten<br />

und kostbar sind, dass sie<br />

in den alltäglichen Belastungen<br />

fast untergehen.<br />

Dazu kommt oft, dass<br />

Angehörige, in der Regel<br />

Frauen, die sich um einen<br />

dementen Patienten<br />

kümmern, das Haus meist<br />

kaum noch verlassen können.<br />

Sie müssen sich oftmals rund um die Uhr um den Kranken<br />

kümmern. Pflegende Angehörige stecken also in einem Dilemma:<br />

Sie dürfen den dementen Patienten nicht allein lassen, bräuchten<br />

aber dringend Unterstützung und Zeit für sich selbst, um die<br />

Batterien wieder aufzuladen. Aber weil diese Zeit oft nicht da<br />

ist, werden die Pflegenden durch die körperliche und seelische<br />

Belastung häufig selbst zu Kranken. Damit es nicht soweit kommt,<br />

ist es wichtig, dass Sie frühzeitig Hilfe suchen und nicht warten,<br />

bis der “Burn-Out“, das Ausgebranntsein, da ist.<br />

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Bei<br />

dieser schweren Gehirnerkrankung bilden sich Plaques im Gehirn.<br />

Daneben gibt es aber auch die Demenz vom vaskulären Typ. Hier<br />

ist die Durchblutung des Gehirns gestört, oft durch Ablagerungen<br />

in den Blutgefäßen, oft auch nach einem Schlaganfall.<br />

Erkrankt ein Mensch an einer Demenz, kommt es zu einer deutlichen<br />

Abnahme der intellektuellen Leistungsfähigkeit. Die Informationsverarbeitung<br />

ist beeinträchtigt. Für den Betroffenen wird es<br />

immer schwieriger, an einem Gespräch mit mehreren Personen<br />

teilzunehmen. Sie sind zunehmend nicht mehr in der Lage, sich<br />

an Grundlegendes zu erinnern. Sie vergessen, wo sie leben, was<br />

sie vor kurzem getan haben oder kennen die Namen vertrauter<br />

Personen nicht mehr.<br />

Schleichend hinzu kommen meist Unruhe, ständiges Hinterherlaufen,<br />

Teilnahmslosigkeit, verändertes Sozialverhalten, lautes<br />

Schreien und Schimpfen bis hin zu Misstrauen und Aggressivität<br />

gegenüber den Menschen, die sie pflegen. Auch gerät der Tag-<br />

Nacht-Rhythmus durcheinander,<br />

sodass die Patienten<br />

häufig nachts durch<br />

die Wohnung irren.<br />

Was also ist zu tun,<br />

wenn Sie vermuten<br />

oder<br />

vom Arzt erfahren,<br />

dass ein Angehöriger<br />

demenzkrank ist?<br />

Zunächst ist es wichtig,<br />

dass eine eindeutige Diagnose<br />

über den Hausarzt,<br />

einen Neurologen<br />

oder eine Gedächtnisambulanz<br />

gestellt wird und<br />

Sie gemeinsam die therapeutischen,<br />

auch medikamentösen<br />

Möglichkeiten<br />

besprechen. Dann ist es<br />

wichtig zu lernen, die Erkrankung<br />

zu akzeptieren<br />

und mit ihr umzugehen,<br />

auch wenn es schwierig<br />

ist.<br />

Wenn Sie den Kranken<br />

zu Hause pflegen, ist es<br />

hilfreich, wenn Sie für Beständigkeit<br />

und Routine im<br />

Tagesablauf des Kranken<br />

sorgen.<br />

Wenn sich der Angehörige<br />

wunderlich verhält, z.<br />

B. immer wieder laut bis<br />

drei zählt, dann fragen Sie nie nach, was das bedeutet. Die<br />

kranke Person kann es Ihnen nicht erklären. Wenn die neue Angewohnheit<br />

harmlos ist, dann bestärken Sie die Person einfach in<br />

ihrer Art. Etwa indem Sie mitzählen.<br />

Machen Sie sich klar: Demenzkranke sind nicht trotzig oder böswillig.<br />

Sie verlieren zunehmend die Kontrolle über ihr Denken<br />

und Handeln, zumindest teilweise.<br />

Überlegen Sie, sich tageweise Entlastung zu verschaffen, indem<br />

Sie Ihren Angehörigen mehrmals in der Woche in eine Tagespflege<br />

geben oder ein stundenweises Betreuungsangebot in Ihrer<br />

Umgebung annehmen.<br />

Wichtig ist überhaupt: Holen Sie sich Hilfe und Unterstützung,<br />

so früh wie möglich. Belegen Sie eine Fortbildung für pflegende<br />

Angehörige, die in Rheinland-Pfalz über das Ministerium für Arbeit,<br />

Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie angeboten wird.<br />

Nehmen Sie Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe, zum Beispiel<br />

der Alzheimer Gesellschaft (Adresse siehe Seite 70) auf. Hier<br />

erhalten Sie konkrete Tipps, Informationen, Links und hilfreiche<br />

Adressen.<br />

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