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zahnärzteblatt<br />

rheinland-pfalz<br />

02<br />

2009<br />

Die Zahnärzte und die Krise<br />

Vorsichtig optimistisch<br />

25 Jahre LAGZ<br />

www.lzk-rheinland-pfalz.de<br />

geschaeftsstelle@lzk.de


Eine verbindliche Zusage zur Teilnahme kann erst nach definitiver Begleichung<br />

der Startgebühr gewährleistet werden.<br />

2<br />

Meldeschluss: 14. August 2009<br />

Konto : Dtsch.Apoth. u. Ärztebank Düsseldorf<br />

BLZ 30060601 Konto 070 2496011<br />

Kennwort: Golfturnier 2009<br />

Kostenbeitrag/Startgebühr: 60,00 Euro per Lastschrift oder Scheck oder<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Dr.Holger Dausch Dr. Frank Kornmann<br />

Hegelstraße 61 Sant Ambrogio Ring 39<br />

55122 Mainz 55276 Oppenheim<br />

Tel: 06131-31001 Tel: 06133-4661<br />

Fax: 06131-31002 Fax: 06133-70374<br />

info@dr-dausch.de Frank.Kornmann@t-online.de<br />

Heimatclub<br />

Heimatclub<br />

HCP(Stvgb):<br />

HCP(Stvgb):<br />

Anmeldung an:<br />

Mobil:<br />

Mobil:<br />

Startzeiten ab 14.00 Uhr Kanonenstart<br />

E-Mail<br />

E-Mail:<br />

Fax<br />

Fax<br />

18 - Loch - Meisterschaftsanlage<br />

des Golfclub Rheinhessen<br />

Hofgut Wißberg St.Johann<br />

Telefon<br />

Telefon<br />

Wohnort<br />

Wohnort<br />

am<br />

Freitag, den 28. August 2009<br />

auf der<br />

Straße:<br />

Straße:<br />

Vorname:<br />

Vorname<br />

12. Rheinland-Pfälzisches<br />

Zahnärzte-Golf-Turnier 2009<br />

Name:<br />

Name:<br />

Teilnehmer: Gast:<br />

Hiermit melde ich mich verbindlich für das 12. Zahnärzte-Golfturnier an:<br />

Unter der Schirmherrschaft der<br />

Landeszahnärztekammer Rheinland Pfalz<br />

Vorabanmeldung


Augenmaß und Zielfestigkeit:<br />

Wahljahr 2009<br />

Am 27. September wird in diesem Jahr gewählt. Das<br />

hohe Recht der freien Wahl erfahren die Bürger in<br />

den neuen Bundesländern seit 20 Jahren. Wir, in den<br />

so genannten „alten“ Ländern, also auch hier in Rheinland-<br />

Pfalz, blicken mit dem Jubiläum 60 Jahre Bundesrepublik auf<br />

60 Jahre freie Wahlen zurück. Für uns Zahnärzte ist das Wahljahr<br />

genauso Aufgabe und Verpfl ichtung wie für alle anderen<br />

Bürger. Für den Zahnarzt, gebunden in einer Kammer, für den<br />

Standespolitiker überdies, ist es eine Periode, die vermehrt<br />

von uns verlangt, Position zu beziehen, eigene Leitlinien — in<br />

unserem Fall in der Gesundheitspolitik — zu zeichnen und das<br />

Gespräch mit den Parteien, mit den Abgeordneten, mit der Politik<br />

zu suchen.<br />

In diesem Heft, in einem Gespräch mit Helmut Ahrens, beschreibt<br />

Bundeszahnärztekammerpräsident Dr. Peter Engel<br />

die Zukunft der Zahnärzteschaft in einem Wahljahr, das zudem<br />

ein wirtschaftliches Krisenjahr ist. Engel sieht gelassen in diese<br />

Zukunft. Eine Haltung, die uns ansteht, denn Aufgeregtheit,<br />

Marktschreiertum oder gar verbandspolitische Paukenschläge<br />

haben in diesen schwierigen Tagen keinen Platz, im Gegenteil:<br />

Wird dieses Land sozialistisch? Das fragt sich nicht nur die<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung. Kommen nach den Staatshilfen<br />

für Opel und Gesprächen mit Arcandor, nach Abwrackprämie<br />

und kommunalen Stützungsgeldern noch mehr Steuergeschenke<br />

auf den dicht gepackten Wahltisch?<br />

Ist in einer globalen Krise das Anheben der Staatsquote, das<br />

milliardenfache Ausschütten von Steuergeldern über Banken,<br />

Autoindustrie und kommunale Infrastruktur der einzige Weg?<br />

Gezielte Antworten vermag ich, als Zahnarzt und als Standespolitiker,<br />

hier in Rheinland-Pfalz auch als Standespolitiker<br />

nicht zu geben. Aber ich weiß: Wir wollen, dass die Staatsquote<br />

im Gesundheitswesen nicht steigt. Wir wünschen, dass die<br />

Rechte der Selbstverwaltung erhalten bleiben. Wir sind davon<br />

überzeugt, dass die Heilberufe — und ganz gezielt unsere Profession<br />

— nur zukunftssicher ausgebaut werden kann, wenn<br />

die Eigenverantwortung der Bürger mit der Eigenverantwortung<br />

der Ärzte und Zahnärzte zusammen gebracht werden.<br />

zb_editorial<br />

Unser Ziel bleibt: Der freie Zahnarzt, der freie Arzt, die Sicherung<br />

der Therapiefreiheit. Nicht zuletzt, um in unserem Land<br />

modernste wissenschaftlich gesicherte Medizin zu erlauben<br />

und zu realisieren.<br />

Dabei lassen wir Augenmaß gelten: Die Volksparteien, auch<br />

wenn deren Anteil im Stimmenpotential der Wählerschaft<br />

auf mal 33 mal knapp 40 Prozent gesunken ist, die Sozialdemokraten,<br />

die Christdemokraten, also die, die unsere Große<br />

Koalition stellen, stehen hinter einem System Gesetzlicher<br />

Krankenkassen. Ob sie genauso die Existenz der Privaten Krankenversicherung<br />

favorisieren, lässt sich zu Recht bezweifeln.<br />

Demokratischer Wille ist auch für uns Heilberufl er die eigentliche<br />

Instanz der Berliner Republik. An dieser Stelle verspreche<br />

ich Ihnen, dass die Landeszahnärztekammer Rheinland-<br />

Pfalz zusammen mit der Bundeszahnärztekammer in Berlin<br />

alles tun wird, um im Wahljahr 2009 gehört zu werden. Dabei<br />

bin ich davon überzeugt: Unsere Ziele sind auch Ihre Ziele.<br />

Dr. Peter Mohr,<br />

Vizepräsident der<br />

Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

3


zb_inhalt<br />

Idunt at. Uptat in eugiat.<br />

Idunt at. Uptat in eugiat.<br />

51 klinik und praxis 38 region<br />

Kieferorthopädische Fortbildungsserie<br />

Teil 6: Interdisziplinäre Therapie<br />

Pfälzischer Zahnärztetag<br />

34 hildegard-von-bingen<br />

Hildegard-von-Bingen-Preis an<br />

Necla Kelek<br />

Dieser <strong>Ausgabe</strong> liegen folgende Beilagen<br />

bei:<br />

Neue Arbeitsgruppe Parodontologie,<br />

DGZMK, Konzept-Pharma-Service<br />

4<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

12. rheinland-pfälzisches<br />

zahnärzte-golf-turnier .......... 2<br />

editorial<br />

AUGENMASS UND ZIELFESTIGKEIT<br />

von Dr. Peter Mohr ............................ 3<br />

bild ......................................................................6<br />

news ................................................................. 8<br />

titel<br />

DIE ZAHNÄRZTE UND DIE KRISE<br />

Vorsichtig optimistisch ......................... 16<br />

gespräch<br />

GELASSEN NACH VORNE SCHAUEN<br />

BZÄK-Präsident Engel im Gespräch 21<br />

lagz<br />

25 JAHRE LAGZ .........................................<br />

Zahnmedizinische Prävention mit<br />

Nachhaltigkeit ................................................. 24<br />

gesellschaft<br />

GEWALT AN KINDERN UND FRAUEN<br />

Warum der Zahnarzt nicht schweigen<br />

sollte .................................................................. 28<br />

reportage<br />

MANGELVERSORUNG REALITÄT<br />

112. Deutscher Ärztetag in Mainz... 32<br />

hildegard-von-bingen<br />

Hildegard-von-Bingen-Preis an<br />

Necla Kelek<br />

Einladung...........................................................34<br />

region<br />

PFÄLZISCHER ZAHNÄRZTETAG....... 38<br />

RHEINHESSISCHER<br />

ZAHNÄRZTETAG.............................................41<br />

DIE GOZ-NOVELLIERUNG —<br />

EIN PERPETUUM MOBILE? ................ 45<br />

gesundheitspolitik<br />

DROHT KRANKENHÄUSERN<br />

PLEITENWELLE? ....................................... 38<br />

RISIKOSTRUKTURAUSGLEICH ........ 39


21 gespräch<br />

Gelassen nach vorne schauen<br />

BZÄK-Präsident Engel im Gespräch<br />

BAHR KRITISIERT ..................................... 40<br />

ZUGANG ZUM MEDIZINSTUDIUM<br />

SOLL EINFACHER WERDEN ............... 41<br />

zur person<br />

DR. GERT BEGER<br />

ZUM 60. GEBURTSTAG ......................... 50<br />

Die Zahnärzte und<br />

die Krise<br />

16 TITEL<br />

klinik und praxis<br />

KIEFERORTHOPÄDISCHE FORTBIL-<br />

DUNGSSERIE<br />

Teil 6: Interdisziplinäre Therapie ..... 51<br />

wissenschaft<br />

DER MIT BISPHOSPHONATEN BE-<br />

HANDELTE PATIENT IN DER ZAHN-<br />

ÄRZTLICHEN PRAXIS ............................. 57<br />

praxis<br />

DIE INTRALIGAMENTÄRE ANÄSTHESIE:<br />

Stand der Zahnheilkunde ...................... 62<br />

bundeszahnärztekammer ..66<br />

jubiläum/ ermächtigung68<br />

kleinanzeige .................................... 69<br />

berufsverbände .............................70<br />

termine ........................................................ 75<br />

soziale aktion ............................ 79<br />

24 lagz<br />

Impressum<br />

zb_rubrik<br />

zb_inhalt<br />

25 Jahre lagz<br />

Zahnmedizinische Prävention mit<br />

Nachhaltigkeit<br />

Herausgeber:<br />

Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz<br />

Präsident Dr. Michael Rumpf (Herausgeber)<br />

Chefredaktion:<br />

Helmut Ahrens (verantwortlicher Chefredakteur)<br />

Dr. Peter Matovinovic (Zahnärztlicher Chefredakteur)<br />

Redaktion/Layout:<br />

Zivana Lazic<br />

Gabriela Weber<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Zahnärzteblatt Rheinland-Pfalz<br />

Langenbeckstraße 2, 55131 Mainz<br />

Telefon 0 61 31/9 61 36 66, Telefax 0 61 31/9 61 36 89<br />

E-Mail: zahnaerzteblatt@lzk.de<br />

Internet: www.lzk-rheinland-pfalz.de<br />

Druck und Anzeigen:<br />

gzm – Grafi sches Zentrum Mainz Bödige GmbH<br />

Dekan-Laist-Straße 38<br />

55129 Mainz-Hechtsheim<br />

Telefon 0 61 31/58 04 96<br />

Telefax 0 61 31/58 04 15<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Beiträge, die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichnet<br />

sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Für unverlangt eingesandte Leserbriefe, Manuskripte,<br />

Fotos und Zeichnungen wird seitens der Redaktion und des<br />

Verlags keine Haftung übernommen. Leserbriefe, namentlich<br />

gekennzeichnete oder signierte Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wider. Die Redaktion behält<br />

sich das Recht vor, Leserbriefe gekürzt aufzunehmen.<br />

zahnärzteblatt 02 2009 5


zb_bild<br />

6<br />

Die Zahnärzte gehören zum Mittelstand. „Die Mitte<br />

schrumpft“, sagt Stephan Hradil, Professor für Soziologie<br />

in Mainz. In der Krise sehen manche Soziologen<br />

die Sozialstruktur „auf dem Weg von der ‚Zwiebel‘ zur<br />

‚Sanduhr‘.“ Gut qualifi zierte Dienstleistungsmittelschichten,<br />

so Hradil, nehmen ab. Noch geht es den<br />

Heilberufl ern, insbesondere den Zahnärzten, gut,<br />

doch der Unmut der Bürger bringt neue Koalitionen.<br />

Im Frühjahr demonstrierten zehntausende Menschen<br />

(unser Bild zeigt den Protest auf dem Römerberg in<br />

Frankfurt) gegen einen bevorstehenden G20-Gipfel.<br />

Dabei, wie zu erwarten, Globalisierungskritiker, Gewerkschaften,<br />

Parteien — aber eben auch Mittelständler,<br />

vom Handwerksmeister bis zum Arzt. Das Motto:<br />

„Wir zahlen nicht für eure Krise.“<br />

In Frankfurt übrigens warfen die Protestler Eier auf Lafontaine.<br />

(Siehe auch unsere Titelgeschichte „Die Zahnärzte<br />

und die Krise“ auf Seite 16)<br />

zahnärzteblatt 02 2009


zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_bild<br />

7


zb_news<br />

Der Bundesverband der Kinderzahnärzte<br />

(BuKiZ), die<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Kinderzahnheilkunde (DKG) und der<br />

Berufsverband Deutscher Anästhesisten<br />

(BDA) haben mit ihren gemeinsamen<br />

Protesten einen Teilerfolg<br />

erzielt: Ab dem 1. Juli 2009 werden<br />

die dem Regelleistungsvolumen unterliegenden<br />

Narkoseleistungen für<br />

Zahnbehandlungen aus dem Budget<br />

herausgenommen, das seit Januar<br />

dieses Jahres gilt. Die damit verbundene<br />

drastische Honorarabsenkung<br />

hatte dazu geführt, dass insbesondere<br />

Kinderzahnärzte Probleme bekamen,<br />

Anästhesisten zu fi nden, die<br />

sich in der Lage sahen, für nichtkostendeckende<br />

Honorare zwischen 29<br />

und 49 Euro kleine Patienten unter<br />

Narkose zu behandeln. Ende des<br />

Jahres 2008 hatten die Verbände<br />

erstmals Alarm geschlagen.<br />

8<br />

Teilerfolg: Narkose bei schwerer Kinderkaries<br />

ist wieder planbar<br />

Budgetierung für ambulante Narkosen vorerst aufgehoben / Sparkurs verursacht monatelange Wartezeiten für<br />

Kinder und Menschen mit Behinderungen / Einheitliches Narkose-Honorar gefordert<br />

„Das ist ein wichtiger Zwischenschritt“,<br />

sagte BuKiZ-Präsidentin<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

drs. Johanna Kant am Montag in Oldenburg.<br />

Die qualitativ gute Versorgung<br />

von Kleinkindern mit schweren<br />

kariösen Gebisszerstörungen und<br />

erblichen Zahnkrankheiten, aber<br />

auch von extrem ängstlichen und<br />

behinderten Kindern lasse sich nun<br />

wieder planen und mittelfristig sicherstellen.<br />

Bis zu 15 Prozent der<br />

Kleinkinder in Deutschland leiden<br />

an schweren Zahnproblemen, die<br />

oftmals ohne ambulante Narkosen<br />

nicht behoben werden können. Betroffen<br />

sind ca. 70 000 Kinder pro<br />

Geburtsjahrgang.<br />

Gleiches Honorar für alle<br />

ambulanten Narkosen<br />

Die Kinderzahnärzte sind aber noch<br />

nicht zufrieden. „Es ist notwendig, die<br />

Honorierung sämtlicher ambulanten<br />

Narkosen zu vereinheitlichen, damit<br />

die Anästhesisten uns Zahnärzten<br />

ausreichend Leistungen anbieten und<br />

wir unseren Sicherstellungsauftrag<br />

auch langfristig erfüllen können“, for-<br />

dert drs. Kant. Sie verweist auf <strong>aktuelle</strong><br />

Wartezeiten von mehreren Monaten<br />

für Anästhesie-Leistungen in der zahnärztlichen<br />

Behandlung. „Das ist unzumutbar<br />

für unsere Patienten. In den<br />

meisten Fällen muss schnell behandelt<br />

werden, um irreparable Schäden<br />

für Gebiss und Kiefer und damit auch<br />

hohe Folgekosten für die Solidargemeinschaft<br />

zu vermeiden. Ausgerechnet<br />

Kinder und behinderte Patienten<br />

dürfen nicht die Leidtragenden des<br />

Gesundheitssparkurses sein“, betonte<br />

die BuKiZ-Präsidentin und erinnerte<br />

an die UN-Kinderrechtskonvention, Artikel<br />

24: „Kinder haben ein Grundrecht<br />

auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit<br />

sowie auf Inanspruchnahme<br />

von Einrichtungen zur Behandlung von<br />

Krankheiten und zur Wiederherstellung<br />

der Gesundheit.“<br />

BuKiZ<br />

Anmerkung der Redaktion: drs. bezeichnet<br />

„Doctorandus“, ein in den Niederlanden<br />

verliehener Studienabschlusstitel,<br />

der den Titel „Doktor“ nicht einschließt


Fehlentwicklung durch<br />

Gesundheitsfonds<br />

Verbraucherschützer fordern<br />

mehr Rechte<br />

Die Verbraucherzentrale Bundesverband beklagt einen<br />

fehlenden Wettbewerb auf den Energiemärkten, eine<br />

unzureichende Aufsicht über Finanzprodukte sowie<br />

Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen als Folge der<br />

Einführung des Gesundheitsfonds.<br />

Die Verbraucherzentralen fordern daher von der<br />

künftigen Bundesregierung eine deutliche Stärkung<br />

der Konsumentenrechte, berichtet die „Financial<br />

Times Deutschland“ (FTD).<br />

Der Staat müsse Regeln für verbraucherfreundliche Märkte<br />

setzen, verlangte laut FTD Verbandschef Gerd Billen.<br />

Jedes Ministerium müsse einen Verbraucherbeauftragten<br />

benennen, damit die Belange der Konsumenten in Gesetzgebungsverfahren<br />

stärker berücksichtigt würden.<br />

Politische Entscheidungen müssten einem „Verbrauchercheck“<br />

unterzogen werden. Außerdem schlägt der Verband<br />

der FTD zufolge eine stärkere Einbindung der Forschung in<br />

die Verbraucherpolitik vor.<br />

Foto: dpa<br />

Hoppe klagt gegen<br />

BKA-Gesetz<br />

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Prof. Dr.<br />

Jörg-Dietrich Hoppe, hat wie angekündigt Verfassungsbeschwerde<br />

gegen das BKA-Gesetz eingereicht.<br />

Nach Ansicht der BÄK schränken die mit dem Gesetz<br />

erweiterten Ermittlungsbefugnisse der Fahnder<br />

das Arztgeheimnis und das Zeugnisverweigerungsrecht<br />

von Medizinern in unzulässiger Weise ein.<br />

Mit Hoppe klagen auch der ehemalige Bundesinnenminister<br />

Gerhart Baum, „Zeit“-Herausgeber Dr. Michael<br />

Naumann und der Chef der Psychotherapeutenkammer<br />

Hessen, Jürgen Hardt.<br />

Dr. Michael Naumann<br />

Gerhart Baum<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_news<br />

Fotos: dpa<br />

9


zb_news<br />

Einheitsversicherung geht<br />

zu Lasten der Patienten<br />

BÄK und PVS-Verband monieren<br />

Der im internationalen Vergleich<br />

hohe Standard der<br />

„ medizinischen Versorgung<br />

ist eng verbunden mit dem<br />

Erfolgsmodell des gegliederten<br />

Krankenversicherungssystems“<br />

betonte Dr. Franz Gadomski, Vorsitzender<br />

des Ausschusses „Gebührenordnung“<br />

der Bundesärztekammer.<br />

Eine starke private Vollversicherung,<br />

die bei der Integration medizinischer<br />

Innovationen vorangeht<br />

und den Unterschied zwischen guter<br />

und rationierter Medizin deutlich<br />

macht, werde weiterhin gebraucht,<br />

hob Gadamski hervor.<br />

Trotz der weiteren Ausbreitung der Neuen Grippe<br />

(Schweinegrippe) mahnt die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin<br />

Maly Dreyer zur Besonnenheit.<br />

„Wir nehmen die Situation sehr ernst, aber für Panik<br />

gibt es keinen Anlass“.<br />

Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) weise seit<br />

geraumer Zeit auf die Möglichkeit<br />

einer weltweiten Ausbreitung<br />

eines neuen Infl uenzatyps<br />

hin. Dreyer: „Wir haben daher in<br />

Rheinland-Pfalz frühzeitig mit den<br />

Vorbereitungen begonnen, um die<br />

Bürgerinnen und Bürger für den Fall einer<br />

Pandemie wirksam zu schützen“.<br />

Grundlage dafür ist der rheinlandpfälzische<br />

Pandemieplan, der sich am<br />

10<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Durch das deutsche Zwei-Säulen-System<br />

habe man bisher die Nachteile<br />

staatlicher Gesundheitssysteme mit<br />

langen Wartelisten, Einschränkungen<br />

der Patientensouveränität und die<br />

Entstehung ‚grauer‘ Gesundheitsmärkte<br />

verhindern können.<br />

„Wer dennoch die Schaffung einer<br />

staatlich verordneten Einheitsversicherung<br />

zu Lasten der PKV propagiert,<br />

nimmt eine Absenkung des Versorgungsniveaus<br />

billigend in Kauf — zum<br />

Nachteil aller Patienten“, so Gadomski.<br />

„Es bedarf einer mutigen und nachhaltigen<br />

Neugestaltung des GKV-<br />

Leistungsspektrums im Sinne einer<br />

nationalen Pandemieplan orientiert.<br />

Rheinland-Pfalz hat nach Angaben<br />

der Ministerin bereits 2005 die erforderlichen<br />

Maßnahmen im Land<br />

abgestimmt und Umsetzungsempfehlungen<br />

mit den anderen für die Gesundheit<br />

der Bevölkerung zuständigen<br />

Stellen entwickelt. Der Pandemieplan<br />

ist auf der Homepage des Ministeriums<br />

unter www.masgff.rlp.de zu fi nden. In<br />

Rheinland-Pfalz sind nach Angaben<br />

der Ministerin enge Informationswege<br />

Ergänzend zur Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

bedürfe es auch künftig einer<br />

starken Privaten Krankenversicherung. Das<br />

erklärten die Bundesärztekammer und der<br />

Verband der Privatärztlichen Verrechnungs-<br />

Stellen (PVS-Verband) auf einer Veranstaltung<br />

zur PKV in Berlin.<br />

Rückführung auf eine tatsächlich<br />

solidarische Grundversorgung“, forderte<br />

auch Dr. Jochen-Michael Schäfer,<br />

Vorsitzender des PVS-Verbandes.<br />

„Die Prognosen zur Kostenentwicklung<br />

im Gesundheitswesen lassen<br />

keinen anderen Lösungsweg zu, als<br />

die über die Grundversicherung hinaus<br />

reichenden Leistungen in privatrechtlichenVersicherungsverhältnissen<br />

abzusichern“, sagte Schäfer.<br />

Wesentliche Bausteine dazu seien<br />

eine Neubestimmung des Verhältnisses<br />

von Solidarität und Subsidiarität<br />

sowie die Stärkung der Eigenverantwortung<br />

der Versicherten.<br />

Schweinegrippe<br />

Dreyer mahnt zur Besonnenheit<br />

aufgebaut worden, die eine schnelle<br />

Informationsweitergabe zwischen allen<br />

beteiligten Akteuren im Gesundheitswesen<br />

sicherstellen.<br />

„Die Ausbreitung eines neuen Infl<br />

uenzavirus ist ein Ereignis, das<br />

international und national eine<br />

hohe Wachsamkeit und Handlungsbereitschaft<br />

erfordert. Das ist<br />

in Rheinland-Pfalz sichergestellt“,<br />

so die Ministerin. Das Warnsystem


Das eingefärbte Foto,<br />

2009 aufgenommen von<br />

der US-Seuchenkontrollbehörde<br />

CDC mit einem<br />

Transmissionselektronen<br />

mikroskop, zeigt einen A/<br />

CA/4/09 Schweinegrippevirus.<br />

Drei-Milliarden-Loch im<br />

Gesundheitsfonds möglich<br />

Ulla Schmidt<br />

Schmidt: „Wenn solche Prognosen<br />

tatsächlich eintreten würden,<br />

würden über drei Milliarden<br />

Euro weniger Beiträge fl ießen.“<br />

Auch die Vorstandsvorsitzende des<br />

Spitzenverbandes der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV), Doris<br />

Pfeiffer, erklärte: „Wir erwarten infolge<br />

der Krise einen spürbaren Rückgang<br />

der Beitragszahlungen.“<br />

Wenn Ende kommender Woche der<br />

GKV- Schätzerkreis getagt habe, könne<br />

man die Auswirkungen der Rezession<br />

auf die Krankenversicherung<br />

genauer abschätzen.<br />

Foto: dpa<br />

der WHO habe sich bewährt<br />

und eine schnelle<br />

Reaktion auf allen Ebenen<br />

möglich gemacht.<br />

Ein wichtiger Beitrag zum<br />

Frühwarnsystem sei auch<br />

die Meldepfl icht für die<br />

Neue Grippe, die nun in<br />

Kraft tritt. Für die Bevölkerung<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

besteht nach Aussage der<br />

Ministerin aktuell keine<br />

allgemeine Gefährdung<br />

durch die Neue Grippe.<br />

Die milden Verläufe in den<br />

USA und Europa ließen<br />

hoffen, dass es selbst bei<br />

einer weiteren Ausbrei-<br />

Schmidt versicherte erneut, in diesem<br />

Jahr würden konjunkturbedingt<br />

ausfallende Beiträge vom Steuerzah-<br />

tung der Neuen Infl uenza auch nach<br />

Rheinland-Pfalz und einer Zunahme<br />

der Fälle keine bedrohliche Entwicklung<br />

für die rheinland-pfälzische<br />

Bevölkerung geben werde. Ganz generell<br />

empfi ehlt die Ministerin den<br />

Menschen aber persönliche Hygienemaßnahmen,<br />

wie beispielsweise<br />

häufi ges Händewaschen, die auch<br />

vor anderen Infektionskrankheiten<br />

schützen könnten.<br />

Weitere Informationen, auch zu Hotlines,<br />

gibt es auf der Homepage des<br />

Ministeriums www.masgff.rlp.de<br />

und des RKI www.rki.de/infl uenza.<br />

Foto: dpa<br />

zb_news<br />

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt<br />

(SPD) rechnet wegen der tiefen Rezession<br />

in Deutschland mit erheblichen Mindereinnahmen<br />

des Gesundheitsfonds. Der prognostizierte<br />

stärkere Einbruch bei Beschäftigung<br />

und Löhnen beeinfl usse natürlich<br />

die GKV-Beiträge.<br />

ler ausgeglichen. Allerdings müssen<br />

die Kassen diesen Zuschuss später<br />

zurückzahlen.<br />

Der Chef der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit,<br />

forderte angesichts der Prognose<br />

eine Aufhebung der Rückzahlungspfl<br />

icht für die Krankenkassen. „Bei<br />

einer Finanzlücke in dieser Höhe ist es<br />

unmöglich, dass die Kassen die Beiträge<br />

2011 zurückzahlen“, erklärte er.<br />

„Wenn die Regelung nicht aufgehoben<br />

wird, steht das Gesundheitssystem<br />

vor einem fi nanziellen Kollaps.“<br />

Kailuweit schlug vor, das Darlehen in<br />

einen Dauerzuschuss umzuwandeln.<br />

Das Robert-Koch-Institut hat den ersten<br />

Fall von Neuer Grippe in Rheinland-Pfalz<br />

bestätigt. Das teilte das<br />

rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium<br />

in Mainz mit. Es handelt<br />

sich dabei um ein vierjähriges Mädchen<br />

aus dem Donnersbergkreis, das<br />

sich mit seiner Familie auf einer Rundreise<br />

in den USA aufgehalten hatte.<br />

Die vorläufi gen Laborergebnisse im<br />

Landesuntersuchungsamt waren positiv.<br />

Die Familie des Mädchens steht<br />

unter Beobachtung des örtlichen Gesundheitsamtes.<br />

Bei keinem anderen<br />

Familienmitglied sind bisher Krankheitssymptome<br />

aufgetreten.<br />

Mittlerweile ist die Gesamtzahl der<br />

Erkrankten auf drei angestiegen.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

11


zb_news<br />

Es nimmt teilweise überhand,<br />

dass vom Medizinischen<br />

Dienst der Krankenversicherung<br />

(MDK) „vorschnell“ Behandlungsberichte<br />

bei Ärzten oder Krankenhäusern<br />

angefordert werden,<br />

rügte der Senatsvorsitzende Ulrich<br />

Hambüchen in Kassel.<br />

„Ärzte werden durch die Bürokratie<br />

immer mehr belastet“, sagte der Richter<br />

der „Osnabrücker Zeitung“ zufolge.<br />

Die Kassen schalten den MDK ein,<br />

wenn sie an der Notwendigkeit einer<br />

Behandlung zweifeln und deshalb<br />

nicht ohne genauere Rechtfertigung<br />

zahlen wollen.<br />

12<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Foto: dpa<br />

Im vorliegenden Fall entschieden die<br />

obersten Sozialrichter trotzdem gegen<br />

einen Arzt, der die Weitergabe<br />

von Patientendaten verweigert und<br />

sich auf die ärztliche Schweigepflicht<br />

berufen hatte.<br />

Bundesweit wurde der MDK nach eigenen<br />

Angaben im Jahr 2007 in rund<br />

5,2 Millionen Fällen von den Kassen<br />

angerufen. Das Bundessozialgericht<br />

betonte laut Zeitung, dass die Bitte<br />

um Behandlungsberichte „im Einzelfall“<br />

begründet werden müsse, erklärte<br />

im vorliegenden Fall die knappen<br />

Worte aber trotzdem für „noch<br />

ausreichend“:<br />

Weitergabe von<br />

Patientendaten<br />

Gericht tadelt Neugier der<br />

Krankenkassen<br />

Das Bundessozialgericht (BSG) kritisiert, dass Krankenkassen<br />

immer öfter Einblick in Patientendaten nehmen<br />

wollen.<br />

Ein 14-tägiger Klinikaufenthalt der<br />

Patientin mit zwei Darmspiegelungen<br />

und einer zeitweiligen Überweisung<br />

in ein anderes Fachkrankenhaus<br />

könne bei der Diagnose<br />

„Angina Pectoris“ durchaus fragwürdig<br />

erscheinen.<br />

Dass die Patientin gleichzeitig an<br />

einem Darmtumor und Lebermetastasen<br />

litt, habe die Kasse nicht<br />

wissen können. Der Senat will die<br />

Anforderungen für die Weitergabe<br />

von Patientendaten an den MDK in<br />

der schriftlichen Urteilsbegründung<br />

genauer definieren.


Wartelistenmedizin<br />

droht Foto: dpa<br />

Montgomery fordert mehr Geld<br />

gegen Ärztemangel<br />

Dem zunehmenden Ärztemangel in immer mehr ländlichen<br />

Regionen lässt sich nach Ansicht der Bundesärztekammer<br />

(BÄK) nur mit mehr Geld und besseren<br />

Rahmenbedingungen abhelfen.<br />

Beckenbauer motiviert<br />

Bayerns Zahnärzte<br />

Vertragszahnärztetag Bayern<br />

Unter dem Motto „Positiv in die Zukunft — Fitness<br />

Foto: dpa<br />

zb_news<br />

Ärztliche Arbeit in Klinik und Praxis muss wieder attraktiv<br />

werden“, sagte BÄK-Vizepräsident Frank Ul-<br />

„ rich Montgomery in Berlin. Wieviel zusätzliches Geld<br />

für eine ausreichende ärztliche Versorgung erforderlich sei,<br />

wollte er nicht sagen.<br />

Seit 1991 nahm die Zahl der Mediziner in Deutschland<br />

laut BÄK um gut 30 Prozent zu. Gleichwohl sind nach<br />

Montgomerys Worten in vielen Krankenhäusern 20 bis<br />

50 Prozent der Arzt-Stellen unbesetzt. Überstunden und<br />

gedeckelte Budgets verleideten vielen Medizinern den<br />

Job und ließen sie seit Jahren zu Tausenden ins Ausland<br />

abwandern.<br />

„Wir bewegen uns auf eine Wartelistenmedizin zu.“ Er<br />

machte dafür die Politik verantwortlich. Montgomery kritisierte<br />

die neuen Honorarregeln für niedergelassene Ärzte.<br />

Diese produzierten trotz Steigerung des Honorartopfs auf<br />

gut 30 Milliarden Euro per Umverteilung neben Gewinnern<br />

auch Verlierer. Am Ende seien damit „alle unzufrieden“.<br />

(Siehe unsere Reportage zum Ärztetag auf Seite 32)<br />

Am 24. und 25. April fand in München der Vertragszahnärztetag<br />

Bayern statt. Stargast in diesem Jahr: Franz<br />

Beckenbauer.<br />

für die Praxis“ diskutierten die bayerischen Vertragszahnärzte<br />

am Freitag mit Vertretern des<br />

bayerischen Ministeriums und des Bundesgesundheitsministeriums<br />

sowie der AOK Bayern.<br />

„Die politischen Rahmenbedingungen für uns sind derzeit<br />

alles andere als einfach“, betonte KZVB-Chef Dr. Janusz<br />

Rat. „Dennoch wollen wir unseren Patienten eine<br />

bestmögliche Versorgung ermöglichen und unsere Zahnärzte<br />

für ihre tägliche Arbeit in der Praxis motivieren.“<br />

Am Samstag stand der Auftritt Beckenbauers auf dem<br />

Programm. Zu Gunsten von Beckenbauers Stiftung konnte<br />

man im Anschluss Bayern München-Trikots mit Autogramm<br />

von Beckenbauer und Trikots mit Autogrammen<br />

der Spieler von Schalke 04 ersteigern.<br />

zahnärzteblatt 02 2009 13


zb_news<br />

Patienten sollten sich vor einer Behandlung gut über Möglichkeiten<br />

und Grenzen informieren<br />

Die modernen Strategien in<br />

der Implantologie und ihre<br />

rasante Entwicklung erfordern<br />

gut ausgebildete Zahnärzte.<br />

Doch leider gibt es auch unseriöse<br />

Angebote und Geschäftemacherei.<br />

Darum ist es wichtig, dass sich Patienten<br />

gut über die Möglichkeiten<br />

der Behandlung und über die Qualifikation<br />

ihres Arztes informieren,<br />

erklären Experten der Deutschen<br />

Gesellschaft für Implantologie. In<br />

einem neuen wissenschaftsbasierten<br />

Patientenportal der Gesellschaft<br />

(www.zahnimplantate-infoportal.<br />

de) können sich Patientinnen und<br />

Patienten nun über die Zahn-Implantate<br />

informieren und nach Experten<br />

in ihrer Region suchen.<br />

Wenn Zahnärzte, die bislang keine<br />

Implantate gesetzt haben, auf diesem<br />

Gebiet ohne gründliche Ausbildung<br />

aktiv werden, kann es geschehen,<br />

dass sie bei der Behandlung Risiken<br />

eingehen, die anschließend Probleme<br />

verursachen. Weder moderne Implantatsysteme<br />

noch eine hochgerüstete<br />

technische Ausstattung der Praxis<br />

können Erfahrung und Training ersetzen:<br />

Von ungeübten Händen können<br />

auch angeblich „idiotensichere“ Implantat-Systeme<br />

falsch angewendet<br />

14<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Zahn-Implantate<br />

Ab sofort können sich Patientinnen und Patienten, die sich für Zahn-Implantate interessieren, in einem unabhängigen<br />

Patientenportal über Möglichkeiten und Grenzen der Implantologie informieren. Das Web-Angebot www.zahnimplantateinfoportal.de<br />

wurde von der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Implantologie e. V. entwickelt, der größten wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaft Europas auf ihrem Gebiet. In der DGI arbeiten Wissenschaftler und Praktiker zusammen,<br />

um die wissenschaftlichen Standards und Methoden in der Implantologie weiterzuentwickeln.<br />

werden. Marktschreierische Angebote<br />

aus rein kommerziellen Gründen<br />

kommen hinzu.<br />

Darum hat die Deutsche Gesellschaft<br />

für Implantologie, mit über 6 500 Mitgliedern<br />

die größte wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaft Europas auf ihrem<br />

Gebiet, bereits vor über zehn Jahren<br />

ein umfangreiches Ausbildungsangebot<br />

entwickelt. Mehr als 3 000 Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte haben das<br />

Curriculum Implantologie durchlaufen,<br />

mehrere Hundert besuchen jährlich<br />

die Kurse im Continuum, in dem<br />

fortgeschrittene Techniken vermittelt<br />

werden, und fast 200 Zahnmediziner<br />

haben den DGI-Studiengang zum<br />

Master of Science in Oral Implantology<br />

aufgenommen bzw. bereits ab-<br />

Foto: prodente<br />

geschlossen. „Dadurch sorgen wir<br />

dafür, dass Zahnärzte, die implantieren<br />

wollen, eine berufsbegleitende<br />

qualifizierte Ausbildung absolvieren<br />

können“, sagt Prof. Günter Dhom,<br />

Präsident der DGI.<br />

Transparenz dient dem Patientenschutz.<br />

Auf dem Gebiet der zahnmedizinischen<br />

Fortbildung gibt es<br />

Ausbildungsangebote von verschiedenen<br />

Anbietern mit deutlichen<br />

qualitativen Unterschieden. Für<br />

Patienten ist diese Titelflut intransparent:<br />

Nicht jede Urkunde, die in<br />

einem Wartezimmer hängt, ist ein<br />

Garant dafür, dass der Implantologe<br />

sein Metier wirklich beherrscht. So<br />

verleiht beispielsweise ein privater<br />

Anbieter den Teilnehmern eines Wochenendkurses<br />

einen „Tätigkeitsschwerpunkt<br />

Implantologie“, ohne<br />

dass dieser den Nachweis erbringen<br />

muss, schon jemals ein Implantat<br />

gesetzt zu haben.<br />

Auf ihrem neuen Patientenportal<br />

listet die DGI darum nicht nur ihre<br />

Mitglieder auf, sondern informiert<br />

auch darüber, welche Qualifikation<br />

diese haben und welche Anforderungen<br />

dazu erfüllt sein müssen.<br />

DGI


Krankheitsbild als Pendant identisch<br />

Die Forscher konnten Genveränderungen auf dem<br />

Chromosom 9 nachweisen, wie sie in der neuesten<br />

<strong>Ausgabe</strong> der Fachzeitschrift PLoS Genetics<br />

berichten. Die krankheitsassoziierte Genveränderung befindet<br />

sich im Gen ANRIL, das wahrscheinlich ein regulatorisches<br />

RNA-Molekül kodiert, eine „antisense RNA“.<br />

Die Bedeutung solcher regulatorischer RNA-Moleküle für<br />

die Entstehung komplexer Erkrankungen wird zunehmend<br />

erkannt: Sie haben vermutlich eine wichtige Aufgabe in<br />

der Kontrolle der Spezifität und Sensitivität grundlegender<br />

physiologischer Prozesse.<br />

„Die mit diesem Krankheitsbild assoziierte genetische Variante<br />

ist identisch mit der von Patienten, die unter einer<br />

Erkrankung der Herzkranzgefäße leiden und bereits einen<br />

Herzinfarkt erlebt hatten“, sagte Autor Dr. Arne Schaefer<br />

vom Institut für Klinische Molekularbiologie der Universität<br />

Kiel und sieht eindeutige Übereinstimmungen in der<br />

Seit 2003 seien mehr als 180 000 Deutsche — nach<br />

Abzug der Rückkehrer — in andere Industriestaaten<br />

ausgewandert, schreibt die „Süddeutsche“ mit Bezug<br />

auf die Studie. Allein 2008 hätten mehr als 3 000 Ärzte<br />

das Land verlassen. Die Auswanderer seien in der Regel<br />

„gut qualifiziert, flexibel, risiko- und leistungsbereit“, sagte<br />

der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Klaus J. Bade.<br />

Der Historiker rief dazu auf, die Ursachen der Auswanderung<br />

zu bekämpfen und trotz Wirtschaftskrise aktiv um qualifizierte<br />

Zuwanderer zu werben.<br />

Die Ökonomen des Ifo-Instituts berechneten für den Sachverständigenrat<br />

erstmals die Folgekosten für einzelne<br />

Auswanderer. Demnach entgehen dem deutschen Staat<br />

genetischen Veranlagung. Schaefer weiter: „Wir haben<br />

die aggressive Form der Parodontitis untersucht, eine in<br />

sehr jungem Alter einsetzende, sehr heftig verlaufende,<br />

entzündliche Krankheitsform der Parodontose.“ Es sei anzunehmen,<br />

dass es zwischen dieser Erkrankung und dem<br />

Herzinfarkt einen ursächlichen Zusammenhang gebe.<br />

Wegen seiner Verbindung zum Herzinfarkt sollte die Parodontitis<br />

von Zahnärzten daher sehr ernst genommen,<br />

frühzeitig diagnostiziert und so bald wie möglich behandelt<br />

werden. Herzinfarkt und Parodontitis haben die<br />

gleichen Risikofaktoren: Sie entstehen vor allem durch<br />

Rauchen, Diabetes und Übergewicht.<br />

Der Herzinfarkt gilt als die weltweit häufigste Todesursache.<br />

Parodontitis ist die Hauptursache für Zahnverlust bei Erwachsenen<br />

über 40 Jahren. Etwa neun von zehn Menschen<br />

im Alter von mehr als 60 Jahren leiden unter Parodontitis.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_news<br />

Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herzinfarkt genetisch belegt<br />

Einem Team aus Wissenschaftlern der Universitäten Kiel, Dresden, Amsterdam und Bonn ist es gelungen, einen Zusammenhang<br />

zwischen aggressiver Parodontitis und Herzinfarkt genetisch zu belegen.<br />

Milliardenverlust<br />

Besonders Ärzte gehen ins Ausland<br />

Deutschland verliert jedes Jahr mehrere Milliarden Euro<br />

durch die Auswanderung von Fachkräften. Dies haben der<br />

Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR)<br />

und das Ifo-Institut in einer Studie festgestellt.<br />

durch einen 30-jährigen Arzt, der auf Dauer ins Ausland<br />

zieht, Steuer- und Sozialversicherungsgewinne von gut<br />

einer Million Euro. Bei einem Facharbeiter aus der Metallindustrie<br />

sind es rund 280 000 Euro — jeweils ohne<br />

die Kosten für die Ausbildung zu berücksichtigen. „Wenn<br />

nur ein Drittel der 2008 weggezogenen Ärzte im Ausland<br />

bleibt, entgehen dem Staat alleine deshalb fast 1,1 Milliarden<br />

Euro“, sagte Bade.<br />

Derzeit arbeiten laut Sachverständigenrat etwa 19 000<br />

deutsche Ärzte im Ausland. Betrachte man alle Auswanderer,<br />

drohe ein Verlust in zweistelliger Milliardenhöhe, sagte<br />

Bade weiter. Es habe sich gezeigt, dass ein bedeutender<br />

Teil der abgewanderten Deutschen nicht mehr zurückkehre.<br />

15


zb_titel<br />

16<br />

Deutschland, Europa, die gesamte Wirtschaft in der Welt erlebt die größte Rezession<br />

seit dem Jahre 1929. Wo steht im bundesrepublikanischen Wahljahr 2009 der<br />

Zahnarzt? Wie überlebt er in einer wirtschaftlichen Zeitenwende, die nicht mehr<br />

auf Wachstum hofft, sondern die Schrumpfung prognostiziert?<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Die Zahnärzte und die Krise


Zunächst dies: Die Wirtschaftskrise<br />

treibt in allen<br />

Staaten der Europäischen<br />

Union das Staatsdefizit weit über<br />

den Referenzwert von 3 Prozent des<br />

Bruttoinlandsproduktes hinaus,<br />

der in den Maastrichter Verträgen<br />

festgelegt worden war. Die Konjunkturprognose<br />

der Europäischen<br />

Kommission revidierte ihre eigenen<br />

Vorsichtig optimistisch<br />

Erwartungen noch vor der Sommerpause<br />

nach unten: Die Mitglieder<br />

der EU werden ein Schrumpfen des<br />

realen Bruttoinlandsproduktes von<br />

4 Prozent erleben.<br />

In Deutschland geht man gar von 5,4<br />

Prozent aus. Wirtschaftsminister zu<br />

Guttenberg stellt in der von seinem<br />

Haus erarbeiteten Schätzung über-<br />

dies ein Absinken der Wirtschaftsgesamtleistung<br />

von über 6 Prozent<br />

in Aussicht.<br />

Die Europäer versuchen zu trösten,<br />

man befände sich „nicht mehr im<br />

freien Fall“. Setzen jedoch hinzu, auch<br />

im Jahr 2010 werde die Wirtschaftsentwicklung<br />

bestenfalls stagnieren. Der<br />

Publizist und Volkswirt Werner Muss-<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_titel<br />

17<br />

Foto: dpa


zb_titel<br />

Von Guttenberg: „Wirtschaftsleistung sinkt um 6 Prozent“<br />

Merkel: „Wir schaffen das“<br />

Engel: „ Orientierung am Nutzen für den Patienten“<br />

18<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Foto: Zimmermann<br />

ler kommentierte: „Die Gewöhnung an immer schlechtere<br />

Konjunkturszenarien ist soweit fortgeschritten, dass<br />

die Prognose der EU-Kommission niemanden mehr überrascht.“<br />

Erschauern lässt die Erwartungshaltung in Brüssel und<br />

Bonn die Wirtschaftsspezialisten dennoch: Die Zahnärzte<br />

spüren den wirtschaftlichen Gegenwind. LZK-Präsident<br />

Dr. Michael Rumpf weiß: „Aufwändiger Zahnersatz,<br />

der nun einmal Kosten verursacht, wird weniger intensiv<br />

nachgefragt.“ Aber Rumpf weiß zu ergänzen: „Insgesamt<br />

jedoch kann von größeren finanziellen Einbußen nicht<br />

berichtet werden.“<br />

Tatsächlich listete das Institut Dresdner Bank Research<br />

zehn Branchen auf, die der Rezession unserer Tage nicht<br />

nur trotzen, sondern Wachstumsmöglichkeiten in sich<br />

tragen. Ganz oben mit dabei: Das Gesundheitswesen.<br />

Außer den Bereichen Bahnindustrie, Landwirtschaft, Erneuerbare<br />

Energien ist diesen Wirtschaftsgebieten gemein,<br />

dass sie allesamt ganz gezielt Dienstleistungen<br />

vorhalten. Die anderen Branchen nämlich heißen Telekommunikation,<br />

Software und IT-Dienste, Rechtsberatung,<br />

Unternehmensberatung, Kantinen und Caterer. Der<br />

Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen<br />

Handwerks, Hanns-Eberhard Schleyer, ergänzt: „Das<br />

deutsche Handwerk wird im Jahr 2009 nicht die Talfahrt<br />

von 9 Prozent erleben, wie sie das Wirtschaftsministerium<br />

prognostiziert. Wir werden nur um zwei Prozent<br />

schrumpfen.“<br />

Schleyer weiß, dass gerade Leistungen, die direkt dem<br />

Kunden angedient werden, auch in Zukunft gewünscht<br />

sind.<br />

Was das Handwerk vermeldet, gilt für den Bereich der<br />

Zahnärzte allemal. Nachgefragt bei Banken und Statistikern<br />

schwanken die Aussagen zwischen „leichtes Wachstum“,<br />

„minus 1,5 Prozent“ oder „Stagnation“. Doch von<br />

einem Erdrutsch spricht niemand. Im Gegenteil.<br />

Schon als im Frühjahr in Köln die Internationale Dentalschau<br />

eröffnet wurde, wusste der Präsident der<br />

Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel: „Die Gesundheitsbranche<br />

ist ein Zukunftsmarkt und der Standort


Deutschland birgt Potenzial.“ Engel bekräftigte: „Wir befinden<br />

uns auf sicherem Untergrund.“<br />

Den Zahnärzten und der Branche empfahl der BZÄK-Präsident<br />

in Köln einen „kritischen Umgang“ mit den Tendenzen<br />

des Berufes und eine „Orientierung am Nutzen<br />

für den Patienten“.<br />

Wer Tendenzen des Berufes beobachtet, sieht einen<br />

Wandel, der letztlich wirtschaftliche Veränderungen nach<br />

sich zieht. Der Mainzer Universitätslehrer und Implantologe<br />

Bernd d`Hoedt sagt: „Wir haben seit Jahren mehr<br />

und mehr Frauen, die sich für das Studium der Zahnmedizin<br />

entscheiden und seit einiger Zeit sind die Damen<br />

deutlich in der Mehrzahl.“<br />

Archibald Salm, Betriebswirt in der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz und Direktor des Instituts<br />

Bildung und Wissenschaft, kommentiert: „Mehr Frauen<br />

im Beruf des Zahnarztes, das bedeutet wirtschaftlich<br />

einerseits kleinere Einheiten in den Praxen. Die allgemeine<br />

Zahnarztpraxis, die jede Leistung vorhält, wird<br />

nicht länger der Standard sein. Denkbar sind vernetzte<br />

Praxen, die da und dort Zentralen bilden. Auch die klassischen<br />

Gemeinschaftspraxen werden deshalb zunehmen,<br />

denn das Interesse der Frauen, Familie, Kind, persönliche<br />

Lebensplanung mit dem Beruf zu verbinden,<br />

bleibt stark.“<br />

Ein Trend, den die Wirtschaft schon heute aufgreift. Der<br />

Begriff „zahnärztinnenfreundlich“ wird schon jetzt als<br />

Marketingvokabel weiter gereicht: Die Firma Syco Tec<br />

beispielsweise entwickelte, wie sie erklärt, den „kleinsten<br />

Motor der Welt“ für die Zahnarztpraxis. Ein Motor, der<br />

ganze 67 Gramm wiegt und eine Länge von nur 31,7 Millimeter<br />

hat. Ein Sprecher: „Der Motor ist mit allen gängigen<br />

Marken, Hand- und Winkelstücken kompatibel“ und<br />

sei damit eben „zahnärztinnenfreundlich“.<br />

Gewiss: Die Volkswirtschafter, die Ökonomen, sind in der<br />

Vertrauenskrise. Das Ansehen jener Wissenschaftler, die<br />

sich mit den Phänomenen der Wirtschaft beschäftigen,<br />

ist in der <strong>aktuelle</strong>n Krise, gelinde gesagt, gesunken. Philip<br />

Plickert, Wirtschaftsjournalist der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung ärgert sich: „Kaum einer der bekannten<br />

Prognostiker hat den Absturz der Weltwirtschaft seit<br />

Rumpf: „Insgesamt keine größeren finanziellen Einbußen“<br />

D’Hoedt: „Mehr Frauen beim Studium der Zahnmedizin“<br />

Salm: „Vernetzte Praxen und Zentralen“<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_titel<br />

19<br />

Foto: Zimmermann<br />

Foto:Benz<br />

Foto:Benz


zb_titel<br />

Schleyer: „Handwerk schrumpft nur um 2 Prozent“<br />

Berlin: Ein Bild aus dem Jahr der ersten großen Wirtschaftskrise.<br />

Angestellte und Arbeiter im Jahr 1929<br />

20<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Fotos: dpa<br />

2008 vorhergesehen, weder sein erschreckendes Ausmaß<br />

noch seine zerstörerische Dynamik.“<br />

Warum sollte man also den Vorhersagen aus der Wirtschaftswissenschaft<br />

in der Europakommission oder den<br />

Institutionen des zahnärztlichen Berufsstandes selbst<br />

trauen. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ antwortet darauf:<br />

„Viele Prognostiker geben in diesen Tagen offen zu, dass<br />

ihre Vorhersagemodelle versagt haben und dass ihnen<br />

die Präzedenzfälle für die gegenwärtige Situation fehlen.“<br />

Für die Standespolitiker, aber auch für den einzelnen<br />

Zahnarzt in der Praxis bedeutet dies, er muss seine Entscheidungen<br />

in einer unübersichtlichen Lage treffen. Das<br />

Vorsichtsprinzip empfiehlt sich.<br />

Wenngleich: Wirtschaft ist zu einem guten Teil, das ist<br />

nicht neu, Psychologie. In Mainz rief Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel auf dem Empfang der Kammern den Gästen<br />

in der Rheingoldhalle bewusst optimistisch zu: „Wir<br />

schaffen das!“<br />

In der Branche der Zahnärzteschaft und der Dentalindustrie<br />

verkündet der nicht minder positiv gestimmte<br />

Markus Heibach, Geschäftsführer des Verbandes der<br />

Deutschen Dental-Industrie: „Die gefühlte Krisenstimmung<br />

anderer Branchen lässt sich nicht unmittelbar auf<br />

die Dentalbranche übertragen.“ Er fährt fort: „Dass dies<br />

‚von der realen Situation bestätigt wird‘ zeigt der neueste<br />

Medizinklima Index im Frühjahr 2009. Dort wurde ‚der<br />

Statuts Quo heute besser beurteilt als vor 6 Monaten.‘ “<br />

Heibach: „Auch wenn weiterhin die Sorge besteht, dass<br />

die Zeiten schlechter werden, sind heute mehr Zahnärzte<br />

mit ihrem Ist-Zustand zufrieden, als vor einem halben<br />

Jahr. Das ist doch eine gute Nachricht!“<br />

Helmut Ahrens


Vor der Bundestagswahl und nach dem Urnengang zur Europawahl wurde der Präsident der Bundeszahnärztekammer,<br />

Dr. Peter Engel, nach den Zielen und Zukunftsaussichten seines Berufes befragt. Engel spricht vom wachsenden<br />

wirtschaftlichen Druck und von der Lage seiner Kollegen im Jahr der weltweiten finanzpolitischen Krise. Man kann<br />

gelassen in die Zukunft schauen, sagt der BZÄK-Präsident. Doch ob es in 15 Jahren noch Private Krankenversicherungen,<br />

GKVen oder KZVen geben wird, dies könne man nicht ohne weiteres prognostizieren.<br />

Die Fragen stellte „zahnärzteblatt“ Chefredakteur Helmut Ahrens.<br />

z sind Sie der Präsident<br />

b: Herr Dr. Engel,<br />

in einem<br />

W a h l j a h r<br />

der Bundeszahnärztekammer<br />

geworden. Ein<br />

ganz außergewöhnliches<br />

Wahljahr: 60 Jahre BundesrepublikDeutschland,<br />

in der sich auch<br />

die Geschichte der Heilberufskammernreflektiert.<br />

Überdies ein Jahr<br />

der wirtschaftlichen und<br />

globalen Krise. Wie sehen<br />

Sie die Hauptprobleme<br />

der Zahnärzte?<br />

Engel: Natürlich ist unser<br />

Hauptproblem das<br />

Gesundheitspolitische System. Wir<br />

erkennen, dass die gewollte Ausrichtung<br />

dieses Systems in die Einheitsmedizin<br />

führen soll und die freie<br />

Bestimmung der Selbstverwaltung<br />

und die Eigenverantwortlichkeit der<br />

Profession in zunehmenden Maße<br />

beschneidet. Was uns dereinst das<br />

Bundesverfassungsgericht als Bewegungsspielraum<br />

und Aufgaben in<br />

den Selbstverwaltungen zugebilligt<br />

hatte, wird Stück für Stück zurückgenommen<br />

und in Staatsaufgaben<br />

verwandelt.<br />

Gelassen nach vorne schauen<br />

BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel im Gespräch<br />

zb: Die Bewegungsspielräume der<br />

Selbstverwaltung werden enger, die<br />

Freiberuflichkeit, so konstatieren Sie,<br />

wird eingeschränkt. Dennoch richtet<br />

sich das Augenmerk in der Öffentlichkeit<br />

natürlich konzentriert auf<br />

die Zustände in den Wirtschaften der<br />

westlichen Länder, ja des gesamten<br />

Weltraums der Finanzen. Wie sieht<br />

die Wirtschaftskraft der Zahnärzte<br />

aus? Was bedeutet deren wirtschaftliche<br />

Potenz? Malt der Präsident der<br />

Bundeszahnärztekammer für den<br />

Beruf eine düstere, eine graue Zu-<br />

zb_gespräch<br />

kunft aus? Oder darf<br />

man gelassen nach<br />

vorne schauen?<br />

Engel: Lassen Sie mich<br />

mit einem deutlichen<br />

Satz beginnen: Ich<br />

weiß heute nicht, ob<br />

es in 15 Jahren noch<br />

Private Krankenversicherungen<br />

geben wird.<br />

Ich vermag auch nicht<br />

sicher zu sein, ob es in<br />

den kommenden eineinhalb<br />

Jahrzehnten<br />

noch GKVen oder aber<br />

KZVen geben wird. Von<br />

einem aber gehe ich<br />

aus. Es wird in 15 Jahren<br />

immer noch Zahnärzte<br />

und deren Patienten geben. So<br />

betrachtet sehe ich verhältnismäßig<br />

sorglos in die Zukunft. Sorglos, aber<br />

nicht kritiklos. Denn wir dürfen uns<br />

schon fragen, wie wird die Werteentwicklung,<br />

wie wird die ethische<br />

Grundausrichtung innerhalb der<br />

Zahnärzteschaft ausfallen, wenn Sie<br />

sich einem zunehmenden Wettbewerbsdruck<br />

ausgesetzt sieht? Eines<br />

von vielen Stichworten, das mir hier<br />

einfällt, ist dasjenige der Discountmedizin.<br />

Mein Vorschlag für die<br />

Zahnärzte lautet deshalb, sie sollen<br />

Foto: Zahnärztekammer Nordrhein<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

21


zb_gespräch<br />

Maastricht<br />

Lissabon<br />

22<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Fotos: dpa<br />

sich auf ihre ureigenste Aufgabe besinnen und die Politik<br />

dringend auffordern, dass sie nicht die Dinge, die<br />

die Profession selbst lösen kann, in die Hand nimmt,<br />

sondern eben dieser überlässt – und dies aus Kompetenzgründen.<br />

Erreichen wir dies, dann haben wir – so<br />

denke ich – eine stabile Zukunft vor uns.<br />

zb: Die Politik, auch die Gesundheitspolitik, von der Sie<br />

wünschen, sie solle in der Selbstverwaltung ihre Spielräume<br />

behalten, wird von der Bundesregierung in Berlin<br />

gestaltet. Die Bundeszahnärztekammer hat ihren Sitz in<br />

der Stadt an Havel und Spree. Spürt sie etwas vom Bundestagswahlkampf<br />

in Berlin?<br />

Engel: Vielleicht muss es nicht erstaunen, wenn ich erkläre,<br />

dass man in Berlin vom Bundestagswahlkampf<br />

wenig merkt. Gewiss, die politischen Parteien haben<br />

ihre Wahlprogramme verteilt. Doch sind diese weitgehend<br />

in den Schubladen verschwunden, werden nicht<br />

intensiver diskutiert. Denn in diesem Jahr gibt es in<br />

der Politik ganz eigene große Themen, die Berlin beherrschen.<br />

Im Vordergrund steht nun einmal die wirtschafts-<br />

und finanzpolitische globale Krise, die in Berlin,<br />

in Europa und international das Handeln der politischen<br />

Akteure bestimmt.<br />

zb: Die Wirtschaft, die Krise der Finanzen hat ihren ei-<br />

genen europäischen und internationalen Rahmen. In<br />

Deutschland, ja in der gesamten europäischen Union<br />

konnten die Bürger vor wenigen Tagen an die Wahlurne<br />

gehen, um das Parlament, das in Brüssel und Straßburg<br />

tagt, zu wählen. Welche Bedeutung hat die Europäische<br />

Union für den Berufstand der Zahnärzte in<br />

Deutschland?<br />

Engel: Die Verträge von Lissabon und Maastricht legen<br />

eigentlich fest, dass die Gesundheitssysteme innerhalb<br />

der Hoheit der einzelnen Länder verbleiben. Dennoch<br />

beobachten wir, dass etwa durch einzelne Gesetzgebungen<br />

des Europäischen Gerichtshofes, auch die nationalen<br />

Gesundheitssysteme durchaus länderübergreifend<br />

gestaltet und beeinflusst werden. Europa wirkt ganz<br />

konkret in die Gesundheitspolitik der Bundesrepublik<br />

Deutschland hinein, das dürfen wir nicht übersehen. Ob<br />

es der Begriff der Kostenerstattung ist oder es sich um<br />

die länderübergreifende Versorgung der Patienten im


Krankenhaus oder im ambulanten<br />

Bereich handelt, überall kämpfen<br />

die Gesundheitssysteme innerhalb<br />

der EU mit einer Verknappung der<br />

Ressourcen, dies führt u. a. auch zu<br />

einer lebhaften Diskussion über die<br />

zukünftige Gewichtung der Hilfsberufe.<br />

Ein Zuwachs der Regulierungsdichte<br />

durch Europa scheint deshalb<br />

geradezu zwangsläufig zu sein.<br />

Wir Zahnärzte müssen uns dem<br />

berufspolitisch stellen. Vor diesem<br />

Hintergrund bekommt das Brüsseler<br />

Büro der Bundeszahnärztekammer<br />

eine zunehmende Bedeutung.<br />

zb: Wenn von Europa die Rede ist,<br />

dann sprechen Sie immer wieder<br />

vom Einfluss der Union, etwa auf die<br />

Ausbildungsrichtlinie des Berufes.<br />

Engel: In der Tat. Schauen wir auf<br />

die Ausbildung, dann müssen wir erkennen,<br />

dass der Begriff „Bachelor/<br />

Master“ insbesondere durch die Europäische<br />

Union in die Gesundheitssysteme<br />

der Mitgliedsländer hineingetragen<br />

wurde. Unser Standpunkt<br />

ist klar: wir wissen, dass der Begriff<br />

„Bachelor/Master“ für die Heilberufe,<br />

für die Medizin und für die<br />

Zahnmedizin, nicht gelten kann, weil<br />

beispielsweise mit dem Abschluss<br />

eines Bachelors nach drei Jahren<br />

in keinster Weise ermöglicht wird,<br />

einen jungen Zahnarzt zu befähi-<br />

gen, Patienten eigenverantwortlich<br />

zu behandeln. Natürlich existieren<br />

überdies von Seiten der Europäischen<br />

Union Ausbildungsrichtlinien<br />

für den Beruf des Zahnarztes und<br />

des Arztes, die eine 5-jährige Ausbildung<br />

dringend vorschreiben.<br />

Deshalb ist es erstaunlich, dass an<br />

einzelnen Universitäten im medizinischen<br />

und zahnmedizinischen<br />

Bereich trotzdem versucht wird,<br />

den Bachelor/Master zu begründen<br />

und nach vorne zu entwickeln. Dies<br />

nährt den Verdacht, dass wir hier<br />

nicht nur mit einem wissenschaftlichen<br />

Hintergrund konfrontiert werden,<br />

sondern auch eine handfeste<br />

finanzielle Motivation konstatieren<br />

müssen.<br />

zb: Welchen Wandel sehen Sie im<br />

Beruf?<br />

Engel: Es gibt heute mehr Zahnärztinnen<br />

als noch vor Jahren. Wir<br />

erleben neue Praxisformen, Gemeinschaftspraxen,<br />

neue Betriebsformen,<br />

die vom deutschen aber<br />

auch vom europäischen Gesetzgeber<br />

gewünscht sind. Der wirtschaftliche<br />

Druck auf die Zahnärzte, von<br />

dem ich eingangs sprach, zeitigt<br />

neue Formen des Wettbewerbs.<br />

Der Beruf erlebt einen deutlichen<br />

Wandel. Dabei sehe ich die größte<br />

Gefahr in einer professionsfremden<br />

Bestimmung und Regulierung des<br />

Berufsstandes.<br />

zb: Herr Dr. Engel, eine letzte Frage:<br />

Welche Bedeutung hat für Sie die<br />

Wissenschaft für den Heilberuf des<br />

Zahnarztes?<br />

Engel: Die Bundesrepublik Deutschland<br />

ist ein wichtiger Standpunkt für<br />

die Wissenschaft der Zahnmedizin.<br />

Die Bundeszahnärztekammer, in<br />

ihrer Kooperation mit den wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften und<br />

ihrem ständigen Dialog mit den Universitäten,<br />

fördert die Ziele und Aufgaben<br />

unserer Wissenschaftler im<br />

Land. In unserem Beruf verbinden<br />

sich Wissenschaft und Praxis auf<br />

beispielhafte Weise. Eine geglückte<br />

Symbiose, die dem Patienten nutzt<br />

und unseren Beruf definiert. Das<br />

muss so sein und wird auch in Zukunft<br />

so bleiben.<br />

zb: Herr Dr. Engel, wir bedanken uns<br />

für das Gespräch.<br />

zb_gespräch<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

23


zb_lagz<br />

Zahnmedizinische Prävention mit Nachhaltigkeit<br />

24<br />

Unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin Malu Dreyer feierte die LAGZ<br />

Rheinland-Pfalz am 27. Mai ihr 25-jähriges Bestehen. Sie sprach von einem „tollen<br />

Projekt unter dem trockenen Namen Gruppenprophylaxe“ und merkte an: „Wir wären<br />

in diesem Lande schon viel weiter, wenn wir uns an diesem Projekt orientieren<br />

würden“. Auch betonte Dreyer, dass die LAGZ schon vor dem gesetzlichen Auftrag<br />

aktiv gewesen war und die Zahlen für sich sprächen: „Ein stolzer Punkt ist der Kariesrückgang<br />

bei den Neunjährigen“. Die Ministerin sicherte auch für die Zukunft<br />

die Förderung der LAGZ durch das Land zu und bedankte sich bei allen Beteiligten:<br />

„Die Kinder profitieren von der Attraktivität dieses Projektes“. Ein besonderer<br />

Dank gilt dem Vorsitzenden, Sanitätsrat Dr. Helmut Stein: „Seine Dynamik und<br />

sein Engagement sind beispielhaft. Er ist das Zugpferd der LAGZ.“<br />

zahnärzteblatt 02 2009


Gründer der LAGZ, Sanitätsrat Dr. Frank<br />

wird mit der Verdienstmedaille für besondere<br />

Verdienste geehrt<br />

Der alternierende Vorsitzende<br />

der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Jugendzahnpflege<br />

(DAJ) und Vizepräsident der<br />

Bundeszahnärztekammer, Dr. Dietmar<br />

Oesterreich, sieht gerade in der<br />

Verbesserung der Mundgesundheit<br />

ein wesentliches Stück der Chancengleichheit<br />

auch im allgemeinen<br />

präventiven Bereich. Beeindruckt<br />

zeigte er sich vom Engagement des<br />

zuständigen Ministeriums in Rheinland-Pfalz:<br />

„Es sei beispielhaft, dass<br />

sich ein Ministerium im Bereich der<br />

zahnmedizinischen Prävention so engagiert.“<br />

Dr. Michael Rumpf, Präsident der<br />

Landeszahnärztekammer Rheinland-<br />

Pfalz, sprach in seinem Grußwort davon,<br />

dass „der gemeinsame Einsatz<br />

aller Beteiligten keineswegs selbstverständlich<br />

sei.“ „Die Kooperation ist<br />

beispielhaft und die Kinder erhalten<br />

ein Geschenk in Form von Zahngesundheit,<br />

auch weil die Kinder unsere<br />

Zukunft sind.“<br />

Prof. Willershausen stellte die Forderung auf, dass „die Ärzte die Zahnärzte mehr wahrnehmen<br />

müssen“, und dass gerade im Zusammenhang mit einem Herzinfarkt und<br />

auch der diesbezüglichen Prävention, die „zahnärztliche Untersuchung von besonderer<br />

Wichtigkeit sei“<br />

Walter Bockemühl sprach als stellvertretender<br />

LAGZ-Vorsitzender für die<br />

Gesetzliche Krankenversicherung. Er<br />

zollte den damals Beteiligten Respekt<br />

und Anerkennung. „Viel Herzblut wurde<br />

und wird in die Arbeit gelegt. Diese<br />

war Vorbild für den Paragraphen 21<br />

SGB V.“ „Die Krankenkassen stehen<br />

fest zu dem Konzept der LAGZ und<br />

stellen das Geld von 2,1 Millionen<br />

Euro ohne Murren bereit.“<br />

Dass die LAGZ Rheinland-Pfalz bewegt,<br />

konnte und kann man sehen.<br />

Weit über 200 Gäste aus nah und<br />

fern fanden den Weg ins Kurfürstliche<br />

Schloss zu Mainz und auch die LAGZ<br />

musste sich bewegen. Unter tatkräftiger<br />

Unterstützung der Schlossverwaltung<br />

konnten die Räumlichkeiten<br />

in besagt letzter Minute noch gewechselt<br />

werden, damit keiner der<br />

Gäste vor den Türen verharren musste.<br />

Bewegung war auch im Saal angesagt.<br />

Mausini führte erfrischend,<br />

gekonnt und manchmal auch überraschend<br />

durch das Programm. Um<br />

die etwas harte Bestuhlung besser<br />

ertragen zu können und auch als Prävention<br />

vor eventuellen (kiefer-) orthopädischen<br />

Leiden, war Bewegung<br />

angesagt. Leichte Massageübungen<br />

bei dem jeweiligen Nachbarn oder<br />

der Nachbarin, unter der fachmännischen<br />

Leitung von Mausini, galt es<br />

zu trainieren. Dabei kam es durchaus<br />

zu interessanten Konstellationen.<br />

Der Präsident der Landeszahnärztekammer,<br />

Dr. Michael Rumpf, durfte<br />

Herrn Walter Bockemühl „massieren“<br />

und dieser wiederum... Ein Bild,<br />

nicht nur für die Götter, zeigt es doch,<br />

was alles im Rahmen der zahnmedizinischen<br />

Prävention in Rheinland-<br />

Pfalz möglich ist. Apropos Bewegung:<br />

Die Konzepte der LAGZ- Rheinland-<br />

Pfalz haben eine Massenbewegung<br />

ausgelöst. So wurden in den letzten<br />

10 Jahren 305 765 Erstklässler untersucht<br />

und fast eine Million Kinder<br />

aus den zweiten bis vierten Klassen<br />

waren im so genannten Verweisungssystem.<br />

Beeindruckende Zahlen! Wie<br />

kam es dazu?<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_lagz<br />

25


zb_lagz<br />

Um die etwas harte Bestuhlung besser ertragen zu können, und auch als Prävention vor eventuellen (kiefer-) orthopädischen Leiden, war Bewegung angesagt<br />

Schon 1982 galt es, die zahnmedizinische<br />

Prävention für die Kindergärten<br />

zu koordinieren, um überhaupt<br />

einen Zugang zu den Einrichtungen<br />

zu erlangen. Auf freiwilliger Basis<br />

und unter Einbeziehung der Zahnärzte,<br />

Krankenkassen und des Gesundheitsamtes<br />

wurde die erste<br />

rheinland-pfälzische Arbeitsgemeinschaft<br />

Jugendzahnpflege in Pirmasens-Zweibrücken<br />

gegründet. Grundlage<br />

war ein fachliches Konzept zur<br />

Umsetzung von Jugendzahnpflegemaßnahmen<br />

im Modellkindergarten<br />

Rodalben. Wissenschaftlich wurde<br />

dieses Projekt von Professor Dr. Dr.<br />

Werner Ketterl begleitet und 1985<br />

auch publiziert. Der Rückgang der<br />

Karies bei den Sechsjährigen betrug<br />

damals in einem Zeitraum von drei<br />

Jahren 40 Prozent und im Gesamtmodell<br />

Kindergarten war der Rückgang<br />

ebenfalls 40 Prozent. Nach 10 Jahren<br />

erfolgte im Rahmen einer Promotion<br />

eine erneute Untersuchung der gleichen<br />

Kinder und Prof. Ketterl schrieb<br />

in seiner Bewertung: „Es zeigt sich,<br />

dass der Lern- und Erziehungspro-<br />

26<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zess in Kindergärten und Schulen bei<br />

diesen Kindern gegriffen hat.“ Hieran<br />

können Sie, verehrte Leserinnen und<br />

Leser erkennen, dass alle Projekte<br />

der LAGZ auf Nachhaltigkeit angelegt<br />

waren oder sind, weit bevor dieses<br />

Wort zum Modewort wurde.<br />

Einer, der sich schon früh für das<br />

Rodalben/Pirmasenser Geschehen<br />

interessierte, war Sanitätsrat Dr. Herbert<br />

Frank. Der damalige Präsident<br />

der Landeszahnärztekammer hatte<br />

die Verbindungen zu den Vertragspartnern,<br />

zur Landesregierung und<br />

Anderen genutzt, dass unter seiner<br />

Ägide im Jahre 1984 die LAGZ, ebenfalls<br />

auf freiwilliger Basis, gegründet<br />

wurde. Er war ihr erster Vorsitzender<br />

und blieb es mit vielen Verdiensten<br />

bis 1997. Für sein außerordentliches<br />

Engagement um die zahnmedizinische<br />

Prävention verlieh ihm die<br />

LAGZ Rheinland-Pfalz im Rahmen der<br />

25 Jahr Feier die Verdienstmedaille<br />

für besondere Verdienste um die<br />

zahnmedizinische Prävention. Stein<br />

würdigte den Geehrten als einen, der<br />

„die Prävention gegen manche Widerstände<br />

im Berufstand offen vertreten<br />

hat“. Frank, der der erste Träger<br />

dieser Auszeichnung ist, betonte<br />

wiederum, dass „Helmut Stein der<br />

Motor der LAGZ sei. Ohne Stein wäre<br />

die Effizienz nicht gegeben.“<br />

Seit nun mehr als 15 Jahren gibt es<br />

23 Arbeitsgemeinschaften in Rheinland-Pfalz,<br />

die jetzt AGZ im Singular<br />

wie im Plural heißen, um weiteren<br />

Verwechslungen mit der ARGE vorzubeugen,<br />

damit die Hartz IV Anträge<br />

auch gleich beim richtigen Adressaten<br />

abgegeben werden. Inhaltlich<br />

wurde das Ursprungskonzept<br />

weiter auf- und ausgebaut. Neben<br />

der Betreuung der Kindergärten und<br />

Kindertagesstätten, der Grund- und<br />

Förderschulen L sollen zwei Projekte<br />

hier besonders erwähnt werden. Zum<br />

einen das Aktivprogramm Zahnvorsorge<br />

und zum anderen das Projekt<br />

„Gesunde Zähne von Anfang an“.<br />

Im Aktivprogramm werden Grundund<br />

Förderschulen L aufgrund des


Untersuchungsergebnisses der ersten<br />

Klassen ausgewählt. Zugleich können<br />

sich aber auch Schulen bewerben.<br />

Da in den ausgewählten Schulen ein<br />

Großteil der Kinder zu finden ist, die<br />

vermehrt Karies aufweisen und es<br />

damit zu einer Polarisierung der Karies<br />

gekommen ist, dass nämlich in<br />

manchen Jahrgängen 20 Prozent der<br />

Kinder bis zu 80 Prozent der Karies<br />

haben, hat die LAGZ die Frequenz<br />

der Besuche pro Klasse erhöht und<br />

zudem die Untersuchung in jeder<br />

dieser Klassen zu Schuljahresanfang<br />

und -ende eingeführt. Die zweimalige<br />

lokale Fluoridierung in der Schule soll<br />

diesen Kindern und Jugendlichen als<br />

wichtige Säule der Prophylaxe zugute<br />

kommen. Ein Programm, das der<br />

Staatsministerin Dreyer besonders<br />

am Herzen liegt. Und in der Schule<br />

sagen die Lehrkräfte: „ Wenn der<br />

Zahnarzt da ist, dann ist er der meist<br />

gesehene Lehrer.“ Beachtlich!<br />

„Jedes Kind soll die Chance auf naturgesunde,<br />

kariesfreie Zähne haben“,<br />

so der LAGZ- Vorsitzende Stein.<br />

Deshalb gilt der erste Ansatz dem<br />

frühkindlichen Alter mit dem Projekt<br />

„Gesunde Zähne von Anfang an“. Im<br />

Rahmen dieses Modellprojektes werden<br />

Krabbelgruppen, so genannte<br />

Miniclubs oder aber auch Baby-Kind<br />

Messen besucht. Anschauliche Hilfsmittel<br />

unterstützen die Arbeit zu den<br />

Themenkomplexen Trinkgewohnheiten,<br />

Getränke, Mundhygiene, Fluoridierung<br />

und Schnuller.<br />

Wissenschaftlich werden beide Projekte<br />

von Professor Dr. Brita Willershausen<br />

betreut. Apropos Getränke:<br />

Im Rahmen des Festvortrages „Die<br />

Bedeutung der zahnmedizinischen<br />

Prävention für die allgemeine Ge-<br />

sundheit“ sprach Willershausen auch<br />

über die dentalen Erosionen. Bei den<br />

meisten Softgetränken liegt der pH-<br />

Wert deutlich unter drei, ein Wert, bei<br />

dem Schmelz (pH 5,5) und Dentin (pH<br />

6,3-6,5) deutlich geschädigt werden<br />

können. Auch Apfelsaftgetränke, mit<br />

einem Wert von knapp über pH 3,<br />

zeigen unterschiedliche Wirkungen<br />

an Milchzähnen und dentes permanentes.<br />

So werden durch diese Getränke<br />

bei den Milchzähnen mehr<br />

Ca-Ionen freigesetzt. Des Weiteren<br />

betonte Willershausen die Bedeutung<br />

der entzündlichen Infektionen in der<br />

Mundhöhle und den damit verbundenen<br />

Einfluss auf den Gesundheitszustand<br />

eines Menschen. Sie stellte<br />

die Forderung auf, dass „die Ärzte die<br />

Zahnärzte mehr wahrnehmen müssen“,<br />

und dass gerade im Zusammenhang<br />

mit einem Herzinfarkt und auch<br />

der diesbezüglichen Prävention, die<br />

„zahnärztliche Untersuchung von besonderer<br />

Wichtigkeit sei“.<br />

Vieles hat die LAGZ in den letzten<br />

Jahren erreicht oder auf den Weg gebracht.<br />

„Kaum ein weiteres Gebiet<br />

in der Medizin (leider, muss man sagen)<br />

kann auf solche Erfolge in der<br />

Prävention verweisen. Sie rühren mit<br />

Sicherheit nicht auf einer Säule allein,<br />

sondern auf dem Synergieeffekt von<br />

Gruppen- und Individualprophylaxe,<br />

die man Gott sei Dank in Deutschland<br />

parallel angelegt hat. Deutschland hat<br />

in der Zahnmedizin den Wandel hin<br />

zur Prävention geschafft. Wir sind nun<br />

auch auf diesem Gebiet, international<br />

gesehen, ganz vorne mit dabei“, so<br />

Stein. Dazu hat die LAGZ Rheinland-<br />

Pfalz, als echte konzertierte Aktion<br />

im Gesundheitswesen, beigetragen.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Dr. Peter Matovinovic<br />

Mausini führte erfrischend, gekonnt und manchmal<br />

auch überraschend durch das Programm<br />

Die Ministerin sicherte auch für die Zukunft die<br />

Förderung der LAGZ durch das Land zu<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_lagz<br />

27<br />

Fotos: Benz


zb_gesellschaft<br />

28<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Gewalt an Kindern und Frauen<br />

Warum der Zahnarzt nicht schweigen sollte


Foto: dpa<br />

Dipl. Stomatologe Gerald Flemming, Vorstandsreferent<br />

für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />

(seine Praxis betreibt er in Schwerin), lässt in<br />

einem großen Hotelsaal in der Hanse- und Ostseestadt<br />

Rostock, Bilder von misshandelten Patienten,<br />

Kindern, Frauen, alten Menschen, an<br />

die Wand werfen. Seine Zuschauer und Zuhörer:<br />

Zahnärzte, Journalisten, Standespolitiker.<br />

Fachleute aus ganz Deutschland<br />

hören zu, wie Flemming<br />

davon spricht, dass sich viel<br />

zu wenige Zahnärzte ausreichend<br />

mit körperlichen Merkmalen auseinander<br />

setzen, die, so der Referent,<br />

belegen, dass ein Patient falsch<br />

ernährt, geschlagen, körperlich gequält<br />

oder misshandelt wurde.<br />

Flemming in Rostock: „Die Polizei<br />

und die Staatsanwaltschaft brauchen<br />

unsere Hinweise. Verbrechen<br />

können nur aufgedeckt, Misshandlungen<br />

nur gestoppt werden, wenn<br />

wir sie melden.“<br />

Der Zahnarzt aus Schwerin weiß um<br />

die rechtlichen Fragen. Die Schweigepflicht<br />

des Mediziners ist zweifach<br />

normativ verankert, berufsrechtlich<br />

und strafrechtlich. Die Heilberufsgesetze<br />

der Länder, die Berufsordnung<br />

der Zahnärztekammern, zuletzt<br />

auch der § 203 StGB machen es dem<br />

Zahnarzt oder dem Arzt nicht leicht,<br />

ein, wie es so schön heißt „zum persönlichen<br />

Lebensreich gehörendes<br />

fremdes Geheimnis“, welches ihm<br />

anvertraut wurde, Unbefugten zu<br />

offenbaren. Das Gesetz spricht von<br />

Freiheitsstrafe, von Geldstrafe. Die<br />

Schweigepflicht, so scheint es, ist<br />

umfassend, denn grundsätzlich<br />

darf ein Zahnarzt oder ein Arzt seine<br />

professionelle Diskretion nur nach<br />

einer ausdrücklichen Entbindung<br />

durch den Patienten brechen.<br />

Was aber, wenn eine Patientin über<br />

die Ursachen einer Verletzung am<br />

Kiefer falsche Angaben macht, um<br />

einen gewalttätigen Mann zu schützen?<br />

Was, wenn die Eltern eines Kindes<br />

Verletzungen ihres Buben oder<br />

ihres Mädchens verschleiern? Wie<br />

zb_gesellschaft<br />

geht ein Zahnarzt mit solchen Verschleierungen<br />

um?<br />

Wer mit dem Bundeskriminalamt in<br />

Wiesbaden und dem Landeskriminalamt<br />

in Mainz spricht, lernt: Es<br />

kann berufsrechtlich gerechtfertigt<br />

sein, die Schweigepflicht zu brechen.<br />

Immer dann nämlich, wenn<br />

es zum Schutz eines höherwertigen<br />

Rechtsgutes notwendig ist.<br />

In der Fachtagung „Gewalt gegen<br />

Frauen“ informiert ein Anwalt: „Ausdrücklich<br />

spricht das Strafrecht vom<br />

Tatbestand der rechtfertigenden<br />

Nothilfe und zwar im § 34 StGB. Niemand<br />

handelt rechtswidrig, wenn<br />

einer gegenwärtigen, nicht anders<br />

abwendbaren Gefahr für Leib oder<br />

Leben begegnet wird, um die Gefahr<br />

von einem anderen abzuwenden.“<br />

Kurz: Ist Gefahr im Verzug, spricht<br />

nicht wenig dafür, die Schweigepflicht<br />

sofort zu brechen, um die Polizei<br />

oder die Staatsanwaltschaft zu<br />

informieren.<br />

Die Kriminalstatistiker wissen, allein<br />

in Deutschland werden jährlich<br />

je einhunderttausend Einwohnern<br />

vier bis zehn Kinder misshandelt.<br />

Mehrere hundert von ihnen erleiden<br />

dabei vehemente quälende Verletzungen,<br />

an denen sie letzten Endes<br />

sterben. Kriminologen vermuten,<br />

die Dunkelziffer sei noch viel höher.<br />

Die Journalistin Martina Lenzen-<br />

Schulte, die das Thema Kindesmisshandlung<br />

für die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung recherchierte und<br />

ihrer Arbeit den vielsagenden Titel<br />

„Ein Schweigekartell der Grausamkeiten?“<br />

gab, schreibt: „Erstaunlich<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

29


zb_gesellschaft<br />

ist vor allem, wie wenig offenbar unternommen<br />

wird, die Verdachtsfälle<br />

genauer zu ergründen.“<br />

Auch der Vorstand der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz hat<br />

sich intensiv mit diesem „Schweigekartell“<br />

auseinandergesetzt und<br />

fordert den eigenen Berufsstand<br />

der Zahnärzte auf, die Mauer des<br />

Schweigens zu durchbrechen und immer<br />

dann die Polizei einzuschalten,<br />

wenn ein Missbrauch,<br />

eine<br />

Misshandlung<br />

sichtbar wird.<br />

LZK-Präsident<br />

Dr. Michael<br />

Rumpf: „Ob<br />

Gewalt gegen<br />

Frauen oder<br />

gegen Kinder,<br />

wir Zahnärzte<br />

müssen lernen<br />

zu erkennen,<br />

welche Verletzung<br />

auf welche<br />

Tat zurückzuführen<br />

ist.“<br />

Das ist nicht einfach. Der Frankfurter<br />

Kinderarzt Gert Jacobi, der in seinem<br />

vor kurzem erschienenen Buch „Kindesmisshandlung<br />

und Vernachlässigung“<br />

furchtbare Fälle schildert, will<br />

mit seiner Arbeit aufrütteln: Eltern,<br />

Behörden, nicht zuletzt Ärzte und<br />

Zahnärzte. Er selbst hat 234 misshandelte<br />

Kinder drei Jahrzehnte lang<br />

als Kinderneurologe an der Universitätsklinik<br />

Frankfurt behandelt und<br />

begutachtet. Sein Fazit: Kinder werden<br />

nicht nur mit Schlägen gequält,<br />

verbrüht, aus großer Höhe gestürzt,<br />

Kinder verhungern, verdursten. Ja,<br />

30<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

es gibt so genannte „spurenarme“<br />

Tötungsdelikte. Hier wird der Herzschlag<br />

manipuliert durch Schütteln<br />

der kleinen Person. Manche Kinder<br />

werden auch einfach erstickt.<br />

Viele der gewaltbereiten Eltern misshandeln<br />

immer wieder. Ein Polizist:<br />

„Gerade deshalb muss dieser Kreislauf<br />

durchbrochen werden. Das ist<br />

nicht einfach, ich weiß es. Bei der<br />

Gewalt gegen Frauen gehen nicht sel-<br />

ten die Ehemänner mit zum Arzt, sitzen<br />

im Wartezimmer und bewachen<br />

die Frau, damit sie ja nichts Falsches<br />

sagt; wollen auch bei der Behandlung<br />

mit dabei sein. Kinder werden<br />

ohnedies von den Eltern begleitet.“<br />

Gerald Flemming, der Zahnarzt aus<br />

Schwerin, weiß: „Da trägt ein Kind<br />

im Hochsommer einen Pullover und<br />

eine Mütze, weil die Eltern nicht wollen,<br />

dass man sieht, dass das Kind<br />

mangelernährt wird.“<br />

Der Vorsitzende der Bezirkszahnärztekammer<br />

Pfalz, Dr. Wilfried<br />

Woop, betont, wie wichtig es ist,<br />

dass sich ein Zahnarzt oder ein Arzt,<br />

wenn der Verdacht auf Missbrauch<br />

erhärtet werden kann, mit der Polizei<br />

bespricht: „Viele Kollegen werden<br />

sich mit diesem Thema vorher<br />

nicht eingehend beschäftigt haben.<br />

In meinem Fall aber gibt es einen<br />

ganz direkten Bezug. Meine Schwester<br />

arbeitet bei der Kriminalpolizei<br />

und berichtet mir immer wieder von<br />

furchtbaren Zuständen, auch in unserem<br />

eigenen<br />

Umfeld. Meine<br />

Schwester<br />

sagt, dass sie<br />

von uns Zahnärzten<br />

viel zu<br />

wenige Hinweise<br />

bekommt.<br />

Wir müssen<br />

sicherlich lernen,<br />

genauer<br />

hinzuschauen,<br />

denn hier<br />

wirkt ein Vers<br />

c h w e i g e n<br />

nur verschlimmernd.“<br />

FAZ-Journalistin Lenzen-Schulte<br />

glaubt, dass Zahnärzte und Ärzte<br />

den Entschuldigungen mancher Eltern,<br />

wenn sie verletzte Kinder in<br />

eine Praxis bringen, mit einer gesunden<br />

Portion Missbrauchen begegnen<br />

sollten. Sie mahnt: „Wenn<br />

ein Kind angeblich wegen eines<br />

beim Schlittenfahren gebrochenen<br />

Unterschenkels eingeliefert wird,<br />

die Wetterverhältnisse zur Unfallzeit<br />

indes zehn Grad über null lagen,<br />

ist jede Gutgläubigkeit fehl<br />

am Platze. Wenn sich deutliche<br />

blaue Flecken an den Innenseiten<br />

der Oberschenkel befinden, ist die


Erklärung, das Kind sei beim Spielen<br />

unglücklich gestürzt, bereits für<br />

den Laien fadenscheinig. So kann<br />

man nicht fallen, dass sich an diesen<br />

Stellen Blutergüsse bilden.“<br />

Eine Studie aus Leipzig dokumentiert.<br />

In immerhin zweidrittel aller<br />

Fälle sind es Ärzte, die den ersten<br />

Verdacht auf Kindesmisshandlung<br />

formulieren. Deshalb fordern sogar<br />

vorsichtige Rechtsmediziner: Die<br />

Kooperation zwischen Polizei und<br />

Medizin macht beim Thema Gewalt<br />

gegen Frauen oder gegen Kinder<br />

wirklich Sinn!<br />

Philipp von Wrangell, Fachanwalt<br />

für Familienrecht, empfiehlt einem<br />

behandelten Arzt oder Zahnarzt, er<br />

solle sich von einem Rechtsanwalt<br />

Misshandlungsmerkmale<br />

Petechien in der Lidhaut<br />

Stockschlag Unterarm<br />

durchaus beraten lassen, falls er<br />

unsicher ist, ob sein Handeln gerechtfertigt<br />

bleibt. Auch er sagt,<br />

zuerst müsse man daran denken,<br />

einen Patienten vor weiterem<br />

Schaden zu schützen. Von Wrangell:<br />

„Wichtig ist, dass der Arzt<br />

oder der Zahnarzt die Verletzungen<br />

sehr ausführlich dokumentiert.“<br />

Von Wrangell empfiehlt einen Dokumentationsbogen,<br />

spricht von<br />

Fotografien und der Hinzuziehung<br />

eines zweiten Zeugen: „Ein Kollege<br />

oder medizinisches Hilfspersonal.“<br />

Denn: „Die gute Erfassung<br />

der Verletzungen ist im Rahmen<br />

eines Zivil- oder Strafprozesses gegen<br />

den Täter im Zweifelsfall von<br />

entscheidender Bedeutung für die<br />

Verurteilung.“<br />

Nicht frisches Brillenhämatom<br />

zb_gesellschaft<br />

Die Beweislast nämlich trifft immer<br />

die Opfer. Für den Täter gilt vor dem<br />

Strafgericht nun einmal die Unschuldsvermutung.<br />

Rumpf: „Wir wissen, wer von der Kooperation<br />

zwischen Zahnärzten und<br />

der Polizei spricht, wer sich mit dem<br />

Thema Gewalt gegen Frauen oder<br />

Kinder beschäftigt, bewegt sich auf<br />

schwierigem Terrain. Zum Schluss<br />

muss gelten: Letztlich sind wir für<br />

den Patienten da.“<br />

Helmut Ahrens<br />

Fotos: Dr. Bockholdt<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

31


zb_reportage<br />

Eine Aussage, die im Gesundheitsministerium<br />

noch am<br />

selben Tag Kritik hervorrief,<br />

bei den Delegierten jedoch mit Beifall<br />

bedacht wurde.<br />

Man dürfe, so Hoppe in Mainz,<br />

die Priorisierung medizinischer<br />

Leistungen nicht ad acta legen,<br />

wenn künftig nicht ausreichend fi -<br />

nanzielle Mittel in die Versorgung<br />

der Patienten investiert werde. Der<br />

Ärztekammerpräsident: „Im Prinzip<br />

bedeutet Priorisierung, dass ärztliches<br />

Handeln in Diagnostik und<br />

Therapie im Rahmen der zur Verfügung<br />

stehenden Leistungsmöglich-<br />

32<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Mangelversorgung Realität<br />

112. Deutscher Ärztetag in Mainz<br />

Der 112. Deutsche Ärztetag tagte vom 19. bis 21. Mai in Mainz. Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-<br />

Dietrich Hoppe, sagte anlässlich der Eröffnung: „Wir Ärztinnen und Ärzte in Deutschland wollen keine Rationierung,<br />

keine Streichung von medizinischen Leistungen, aber wir wollen auch nicht weiter für den staatlich verordneten<br />

Mangel in den Praxen und den Kliniken verantwortlich gemacht werden“. Hoppe bekräftigte: „Mangelversorgung ist<br />

in Deutschland leider Realität. Nun müssen wir es endlich schaffen, dass sich Politik und Gesellschaft mit diesem<br />

Thema auch ernsthaft auseinandersetzen.“<br />

keiten eine Auswahl trifft, welche<br />

Therapiemöglichkeiten für welche<br />

Patienten in Zukunft zur Verfügung<br />

stehen und worauf unter Umständen<br />

verzichtet werden muss.“<br />

Interessant für die Zahnärzte: Der<br />

Ärztetag forderte ergebnisoffene<br />

Tests für die Elektronische Gesundheitskarte.<br />

Der Telematikbeauftragte<br />

der Bundesärztekammer, Dr. Franz-<br />

Joseph Bartmann, kommentierte:<br />

„Der Deutsche Ärztetag hat sich für<br />

die Fortführung einer konstruktiv-kritischen<br />

Arbeit an der elektronischen<br />

Gesundheitskarte ausgesprochen.<br />

Unser Ziel bleibt es, die von Deut-<br />

schen Ärztetagen gestellten Forderungen<br />

der elektronischen Gesundheitskarte<br />

weiter zu konkretisieren<br />

und gegenüber der Gematik mit<br />

Nachdruck zu vertreten.“<br />

Die Ärzte in Mainz zeigten sich nicht<br />

davon überzeugt, dass das derzeitige<br />

Konzept für die Elektronische<br />

Gesundheitskarte zukunftsfähig sei.<br />

Dennoch soll auf Basis der Konzeption<br />

der Test weitergeführt werden.<br />

Hauptthema jedoch blieb die Mittelknappheit.<br />

Energisch sprachen sich<br />

die Delegierten gegen ein gesondertes<br />

Patientenrechtsgesetz aus,


denn die individuellen Patientenrechte<br />

seien im Behandlungsvertrag<br />

ausreichend gesichert. Kein neues<br />

Gesetz müsse geschaffen werden,<br />

vielmehr gelte es, die Patientenrechte<br />

in der Gesundheits- und Sozialgesetzgebung<br />

zu sichern. Nicht<br />

die Ärzteschaft gefährde die Rechte<br />

der Patienten, sondern die vorherrschende<br />

staatliche Gesundheitspolitik,<br />

insbesondere jene für die<br />

Gesetzliche Krankenversicherung.<br />

Die Delegierten in einem Beschluss:<br />

„Rationierung gefährdet Patientenrechte.<br />

Rationierung als implizites<br />

Vorenthalten von Versorgungsnotwendigkeiten<br />

und -chancen ist aber<br />

inzwischen Teil der Versorgungswirklichkeit;<br />

dies muss die Politik<br />

transparent machen.“<br />

Gefordert wurde überdies ein umfassender<br />

Zugang zum medizinischen<br />

Fortschritt, der wegen der<br />

forcierten Wettbewerbsorientierung,<br />

die mit einer Risikoauslese einherginge,<br />

unmöglich sei. Es könne,<br />

so die Delegierten, nach zwei Jahrzehnten<br />

Kostendämpfungspolitik,<br />

der Anspruch der Patienten auf eine<br />

qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung<br />

nicht mehr gewährleistet<br />

werden.<br />

Prof. Dr. Christoph Fuchs, der<br />

Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer,<br />

warf der Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt<br />

vor, ihre Politik gefährde die Freiberuflichkeit<br />

der Ärzte. Fuchs: „Ihre<br />

Ideologie ist geprägt von der Vorstellung,<br />

nur der angestellte und<br />

weisungsabhängige Arzt ist ein<br />

guter Arzt“.<br />

Helmut Ahrens<br />

zb_reportage<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

33<br />

Fotos: dpa


zb_hildegard-von-bingen<br />

34<br />

zahnärzteblatt 02 2009


zb_hildegard-von-bingen<br />

zahnärzteblatt 02 2009 35


zb_hildegard-von-bingen<br />

Hildegard-von-Bingen-Preis<br />

an Necla Kelek<br />

Einladung zur Verleihung in Mainz<br />

Der Hildegard-von-Bingen-<br />

Preis für Publizistik wird in<br />

diesem Jahr, am 12. September<br />

2009 um 16.00 Uhr, in den<br />

Räumen des Erbacher Hofes, der<br />

Akademie der Katholischen Kirche in<br />

Mainz, an die Journalistin und Buchautorin<br />

Necla Kelek vergeben.<br />

Das Kuratorium ehrt eine Kollegin,<br />

die in ihren Kommentaren und Analysen,<br />

Zeitungsbeiträgen und Büchern<br />

engagiert, einsatzfroh und eindringlich<br />

vom Wert der Menschenrechte<br />

in der pluralistischen Gesellschaft<br />

Deutschlands berichtet und insbe-<br />

36<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

sondere die Lebenswelt türkischstämmiger<br />

Ehefrauen, Mütter und<br />

Töchter beschreibt, die nicht selten<br />

in der geschlossenen Welt eines<br />

althergebrachten Islam existieren.<br />

Necla Kelek, freie Autorin und Publizistin,<br />

promovierte Sozialwissenschaftlerin<br />

und Frauenrechtlerin, war<br />

Lehrbeauftragte für Migrationssoziologie<br />

in Hamburg und in Greifswald.<br />

Überdies lehrte sie in der Erwachsenenbildung<br />

Staats- und Sozialrecht.<br />

Heute lebt die Journalistin in Berlin.<br />

Necla Kelek beleuchtete die kulturpolitische<br />

Wirkung des Islam und seine<br />

gesellschaftliche Bedeutung in vielen<br />

Büchern. Sie schreibt Reportagen aus<br />

dem Inneren der Türkei und stellt sich<br />

der öffentlichen Debatte. Diskussionserprobt<br />

mischt sich die Publizistin<br />

Kelek in die politische Auseinandersetzung.<br />

Eine Journalistin ohne Angst<br />

vor Kontroversen. Ihr neuestes Buch<br />

heißt „Bittersüße Heimat. Bericht aus<br />

dem Inneren der Türkei“.<br />

Zu den Kuratoriumsmitgliedern gehören<br />

die ehemaligen Preisträger: Die<br />

Interviewerin und Fernsehmoderatorin<br />

Sandra Maischberger, die Leiterin<br />

der nach ihr benannten Gesprächsrunde<br />

des ZDF, Maybrit Illner, die ehemalige<br />

Russlandkorrespondentin der<br />

ARD, Dr. Gabriele Krone-Schmalz, der<br />

Focus-Chefredakteur Helmut Markwort,<br />

der ehemalige Leiter der Bonner<br />

Wirtschaftsredaktion der FAZ, Walter<br />

Kannengießer, der Biograph, Buchautor<br />

und ehemalige Herausgeber<br />

der FAZ, Prof. Dr. Joachim Fest (†), der<br />

Sachbuchautor und Fernsehreporter,<br />

Prof. Dr. Peter Scholl-Latour, der Publizist<br />

Johannes Gross (†), der Musik-,<br />

Literatur- und Theaterkritiker der Süddeutschen<br />

Zeitung, Prof. Dr. Joachim<br />

Kaiser, der Entertainer, Schauspieler<br />

und Publizist, Harald Schmidt, der<br />

Moderator und Redaktionsleiter des<br />

Heute-Journals (ZDF), Dr. Claus Kleber,<br />

der Theaterkritiker der FAZ, Prof.<br />

Dr. Gerhard Stadelmaier, der Chefredakteur<br />

der Wochenzeitung „Die Zeit“<br />

und Mitherausgeber des Berliner<br />

Blattes „Der Tagesspiegel“, Giovanni<br />

di Lorenzo und der Spiegelautor, Kolumnist,<br />

Internetjournalist und Satiriker<br />

Henryk M. Broder.


Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz<br />

Langenbeckstraße 2<br />

55131 Mainz<br />

Fax: 00 61 61 31/9 61 36 36 89<br />

Anmeldeformular<br />

zb_hildegard-von-bingen<br />

Ja, ich komme gerne zur Verleihung des Hildegard-von-Bingen-Preises 2009 an<br />

Necla Kelek<br />

am 12. September 2009, 16.00 Uhr (Erbacher Hof, Grebenstraße 22-24, 55118 Mainz)<br />

Ich nehme teil.<br />

Ich bringe ....... Personen mit.<br />

Name __________________________________________________________________<br />

Anschrift __________________________________________________________________<br />

Unterschrift __________________________________________________________________<br />

Stempel __________________________________________________________________<br />

Rückmeldungen bitte bis 1. September an die Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz<br />

Fotos: dpa<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

37


zb_region<br />

„Wie viel Staat muss sein, wie viel Staat darf sein?“<br />

Er gehört zu den bedeutendsten gesellschaftspolitischen Veranstaltungen der Heilberufe in Deutschland: Der Pfälzische<br />

Zahnärztetag. Es ist die Verbindung von professioneller Wissenschaft, Standespolitik und, allem voran, öffentlichem Vortrag,<br />

zusammengeführt an einem geschichtsträchtigen Ort, der diese Tagung auf ungewöhnliche Weise prägt.<br />

Heuer war es der Festvortrag<br />

von Prof. Dr. Michael Stürmer,<br />

Historiker, Chefkorrespondent<br />

und Publizist für „Die Welt“ und<br />

„Die Welt am Sonntag“, der mit seinen<br />

Überlegungen zum Thema „Wie<br />

viel Staat muss sein, wie viel Staat<br />

darf sein?“ die Tagung bewegte.<br />

Der historische Ort: Das Hambacher<br />

Schloss.<br />

Dr. Wilfried Woop, der Vorsitzende<br />

der BZK Pfalz, begrüßte 260 Ta-<br />

38<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

gungsteilnehmer und Gäste und bereitete<br />

auf ein Programm vor, dass<br />

das unausweichliche Spannungsfeld<br />

zwischen der notwendigen Gestaltungskompetenz<br />

des Staates<br />

und dem nicht minder notwendigen<br />

Freiheitsanspruch des Bürgers oder<br />

aber Mediziners thematisch vertiefte.<br />

Wenn Stürmer nicht ohne Vehemenz<br />

erklärte, dass die Balance<br />

zwischen staatlicher Einflussnahme<br />

und freiheitlicher Bürgerlichkeit,<br />

gelinde gesagt, ins Wanken<br />

geraten sei, so war der standespo-<br />

litische Vortrag von Sanitätsrat Dr.<br />

Helmut Stein, dem Vorsitzenden<br />

der KZV Rheinland-Pfalz, durchaus<br />

als thematische Erweiterung, ganz<br />

aus Sicht des Zahmnediziners, zu<br />

verstehen. Der Titel seines Vortags:<br />

„Patient und Zahnarzt — zwischen<br />

Freiheit und Dirigismus“.<br />

Beide, Woop und Stein, hatten die Kollegen<br />

anlässlich des Pfälzischen Zahnärztetages<br />

2009 schon im Vorhinein<br />

schriftlich auf den Zusammenklang<br />

zwischen Wissenschaft, politischer


Stürmer: Festvortrag<br />

Diskussion und Standespolitik hingewiesen.<br />

Sie schrieben: „Wissenschaftliche<br />

Fortbildung, standespolitischer<br />

Focus und der Blick über den eigenen<br />

beruflichen Horizont hinaus – diese<br />

Trias kennzeichnet den Pfälzischen<br />

Zahnärztetag seit nunmehr zwanzig<br />

Jahren und trägt zu seiner Unverwechselbarkeit<br />

ebenso bei, wie die einzigartige<br />

Atmosphäre, hier, an der Wiege<br />

der Deutschen Demokratie.“<br />

Auch der wissenschaftliche Vortrag<br />

widmete sich im übertragenen Sinn<br />

dem menschlichen Spannungsfeld<br />

zwischen äußerer Freiheit und innerer<br />

Begrenztheit. Prof. Dr. Stephan<br />

Doering aus Münster sprach in „Psychosomatik<br />

in der Zahnheilkunde“<br />

von Haltungen, vom Bewusstsein<br />

und entsprechenden Handlungsräumen,<br />

die der Zahnmedizin offen<br />

stehen. Döring erklärte, dass jeder<br />

zehnte Patient in den Praxen psychosomatische<br />

Auffälligkeiten zeigt.<br />

Wie geht der Behandler mit diesen<br />

Patienten und deren Auffälligkeiten<br />

um, wie kann eine weitergehende<br />

Therapie aussehen und wie führt der<br />

Zahnarzt seine Patienten solch einer<br />

Therapie zu? Ein wichtiger Beitrag.<br />

Dass ein freier Beruf, wie der der<br />

Zahnärzte, auf dem Hambacher<br />

Schloss tagt, jenem Ort, der verbunden<br />

ist mit dem Streben nach<br />

Demokratie, hat Aussagekraft. Am<br />

27. Mai 1832 organisierte der „Deutsche<br />

Preß- und Vaterlandsverein“<br />

und dessen Vorsitzender, der pfälzische<br />

Rechtsanwalt und Abgeordnete<br />

Friedrich Schüler, ein „Volks-<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_region<br />

Stürmer, Christiansen: Buchpräsentation (oben)<br />

Woop: Gruß an 260 Teilnehmer<br />

39


zb_region<br />

Der historische Ort: Hambacher Schloss Stein: Freiheit und Dirigismus<br />

Doering: Psychosomatik in der<br />

Zahnheilkunde<br />

fest“ im damaligen Neustadt an<br />

der Haardt. Hambach, damals noch<br />

ein selbständiges Dorf, mit seinem<br />

Schlossberg, war der Treffpunkt für<br />

30 000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten<br />

und vielen Nationen.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland,<br />

das Land Rheinland-Pfalz,<br />

pflegen die Geschichtstradition des<br />

Ortes. Wenn jetzt die pfälzischen<br />

Zahnärzte Michael Stürmer aufs<br />

Hambacher Schloss holten, um mit<br />

ihm zusammen über die Aufgaben<br />

des Staates zu reflektieren, ist dies<br />

Teil dieser Tradition.<br />

Stürmer war in den 80er Jahren politscher<br />

Berater von Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl und maßgeblich beteiligt<br />

am so genannten Historikerstreit,<br />

der sich — nicht zuletzt — mit der Frage<br />

beschäftigte, ob es zulässig sei,<br />

das Dritte Reich auch als Deutscher<br />

mit dem Blick des distanzierten Historikers<br />

zu betrachten. Der Wissenschaftler<br />

arbeitete später als Direktor<br />

des Forschungsinstituts für internati-<br />

40<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

onale Politik und Sicherheit in Bayern<br />

und ist seit dem September 1989<br />

Chefkorrespondent der Zeitung „Die<br />

Welt“. In Hambach schilderte er, wie<br />

aus seiner Sicht der Staat seit Beginn<br />

des Ersten Weltkrieges seine Machtsphäre,<br />

seinen Einfluss vergrößerte,<br />

um bald den gesamten Alltag zu umgreifen.<br />

Doch Stürmer sprach auch über<br />

die Krise, die in ihrem Ausmaß<br />

noch nicht erkannt sei und beklagte<br />

schließlich, dass diese Republik<br />

geflohen wird, insbesondere von<br />

den gut ausgebildeten jungen Menschen.<br />

Es sind 150 000 Hochqualifizierte,<br />

so Stürmer, die Jahr um Jahr<br />

das Land verlassen. Der Wissenschaftler<br />

spricht von einer „Republikflucht<br />

der Elite“.<br />

Stürmer, der Autor vieler Artikel, der<br />

Referent unzähliger Vorträge, schrieb<br />

im Jahr 2002 ein Standardwerk über<br />

unsere Geschichte, „Das Jahrhundert<br />

der Deutschen“, und beschäftigte<br />

sich mit den Fragen von Gleichgewicht<br />

und Macht schon 1990 in der Arbeit<br />

„Die Grenzen der Macht. Begegnung<br />

der Deutschen mit der Geschichte“<br />

und 11 Jahre später in „Die Kunst des<br />

Gleichgewichts“. Sein neuestes Buch<br />

„Welt ohne Weltordnung. Wer wird<br />

die Erde erben?“ (auf unserem Bild<br />

sehen wir den Titel, wie Stürmer ihn<br />

zusammen mit der Fernsehmoderatorin<br />

Sabine Christiansen präsentiert)<br />

warnte ahnungsvoll vor den Folgen<br />

eines zügellosen weltweiten Handels,<br />

der mit dem Stichwort Globalisierung<br />

nur ungenau umschrieben ist.<br />

Die Zahnärzte auf dem Hambacher<br />

Schloss wurden schon am Morgen<br />

von einem Fanfarenzug mit einem<br />

„Weckruf“ musikalisch begrüßt.<br />

Dentalfirmen präsentierten in der<br />

Pause ihre Produkte. Zum Schluss<br />

konnte sich Wilfried Woop über einen<br />

reichen, gelungenen Tag freuen<br />

und alle einladen zum „Pfalztreff“.<br />

Ein runder Tag.<br />

Helmut Ahrens


Unter dem Credo:<br />

Rheinhessischer Zahnärztetag 2009<br />

im Schloss Waldthausen<br />

Bereits zum vierten Mal fand der Rheinhessische<br />

Zahnärztetag im Schloss Waldthausen statt und<br />

stand unter dem Thema „Gesichtsschmerz – aus<br />

zahnärztlicher Sicht“.<br />

So waren es über 300 Teilnehmer, die sich im Schloss<br />

Waldthausen intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen<br />

wollten. Eingeladen hatten die BZK Rheinhessen zusammen<br />

mit der KZV Rheinland-Pfalz. Es waren namhafte<br />

Referenten angekündigt, wie Privatdozentin Dr. Dr. Monika<br />

Daubländer (Mainz) und Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer<br />

(Greifswald). Aber auch Praktiker, wie der Physiotherapeut<br />

Bernd Peter Gilles und der Orthopäde und Osteopath Dr.<br />

Dietmar Hellmich rundeten das Programm ab. Besonders<br />

interessant dabei war es, dass die Referenten zu ihrem<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_region<br />

Die Zahnmedizin ist neben anderen medizinischen Fachgebieten ein gleichwertiges und unverzichtbares Teilgebiet<br />

der Medizin, u. a. nicht wegzudenken bei der Diagnose und Therapie des Gesichtsschmerzes.<br />

Begrüßung in der Schlosshalle<br />

41


zb_region<br />

Thema jeweils auch einen Workshop<br />

anboten, also gleich das praktische<br />

Üben und Umsetzen des theoretischen<br />

Wissens ermöglichten.<br />

Dem Vorstandsvorsitzenden der BZK<br />

Rheinhessen, Dr. Klaus Bernauer,<br />

war es ein großes Vergnügen, alle<br />

Gäste und Referenten zu begrüßen.<br />

Angereist waren von der LZK Rheinland-Pfalz<br />

der Präsident, Dr. Michael<br />

Rumpf, und von der Versorgungsanstalt<br />

Rheinland-Pfalz der Präsident,<br />

Dr. Gert Beger. Anwesend waren auch<br />

die Vorsitzende der BZK Koblenz, Dr.<br />

Margit Brecht-Hemeyer, mit ihrem<br />

Stellvertreter, Marcus Koller, und<br />

von der BZK Pfalz der stellvertretende<br />

Vorsitzende, Dr. Peter Matovinovic.<br />

Das Nachbarland Hessen war<br />

mit ihrem Präsidenten, Dr. Michael<br />

Frank, und dem Vizepräsidenten,<br />

Dr. Giesbert Schulz-Freywald, vertreten.<br />

Herzlich willkommen hieß Dr.<br />

Bernauer den Vorsitzenden der KZV<br />

Rheinland-Pfalz, Sanitätsrat Dr. Helmut<br />

Stein, und den stellvertretenden<br />

Vorsitzenden, Dr. Michael Reinhard.<br />

Ein besonderer Dank galt dem Fortbildungsreferenten,<br />

Dr. Torsten Conrad,<br />

der für den wissenschaftlichen<br />

Teil der Veranstaltung zuständig war<br />

und auch die Moderation der Veranstaltung<br />

übernahm.<br />

Der stellv. Vorsitzende der KZV Rheinland-Pfalz,<br />

Dr. Jürgen Braun-Himmerich,<br />

betonte in seiner Ansprache den<br />

stets vorbildlichen Fortbildungswillen<br />

der Zahnärzte. Eine gesetzliche Regelung,<br />

so Dr. Braun-Himmerich, wie im<br />

SGB V festgeschrieben, war deshalb<br />

völlig unnötig. Die KZV Rheinland-<br />

Pfalz konnte jedoch eine weitestgehend<br />

unbürokratische Umsetzung<br />

42<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Dr. Klaus Volker Bernauer,<br />

Vorsitzender der BZKR<br />

Dr. Torsten Conrad<br />

Dr. Jürgen Braun-Himmerich,<br />

stellv. Vorsitzender der KZV RLP<br />

dieser Fortbildungskontrolle installieren.<br />

Die Vortragsreihe eröffnete PD Dr.<br />

Dr. Monika Daubländer mit dem Thema<br />

„Differentialdiagnose Gesichtsschmerz“.<br />

Zunächst defi nierte sie<br />

den Schmerz als ein unangenehmes<br />

Sinnes- und Gefühlserlebnis, das<br />

mit einer Gewebeschädigung verknüpft<br />

ist. Bei der Chronifi zierung<br />

des Schmerzes nehmen psychosoziale<br />

Aspekte immer mehr Raum ein<br />

und bestimmen das Schmerzerleben<br />

des Patienten weitgehend. Bei der<br />

Diagnose sei zu berücksichtigen,<br />

dass nicht immer alle Symptome<br />

dem gleichen Krankheitsbild zuzuordnen<br />

sind. Oftmals bestehen Komorbiditäten<br />

und es kann sich dabei<br />

sowohl um systemische als auch um<br />

lokale Erkrankungen handeln. Differenzialdiagnostisch<br />

einzubeziehen<br />

sind stets auch lokale Befunde, wie<br />

zum Beispiel endodontische Versorgungen,<br />

retinierte bzw. verlagerte<br />

Weisheitszähne oder versteckte kariöse<br />

Läsionen.<br />

In vielen Fällen ist eine psychische<br />

Komorbidität (Angst, Depressionen,<br />

Somatisierung) vorhanden, wobei<br />

Angst im Rahmen chronischer<br />

Kiefer- und Gesichtsschmerzen<br />

als wesentliche Komorbidität angesehen<br />

wird. Es sei daher sinnvoll,<br />

sehr frühzeitig die häufi gsten<br />

psychischen Erkrankungen, Angst<br />

und Depressionen, in den diagnostischen<br />

Fokus einzubeziehen. Die<br />

Diagnose und Therapie des Gesichtsschmerzes<br />

sollte auf Grund<br />

der multifaktoriellen Genese und<br />

Komplexität immer als interdisziplinäre<br />

Aufgabe unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Zahnheilkunde<br />

angesehen werden.


Prof. Dr. Dr. h.c. Meyer spannte<br />

bei seinem Vortrag mit dem Thema<br />

„Schmerztherapie durch Schienentherapie“<br />

den Bogen sehr weit. Er<br />

hob das ärztliche Bewusstsein in<br />

der Zahnmedizin hervor. Gerade in<br />

der Schmerztherapie verfügen die<br />

Zahnärzte mit den Kenntnissen der<br />

modernen Zahnheilkunde über Expertenwissen,<br />

das mehr und mehr<br />

von anderen ärztlichen Disziplinen<br />

nachgefragt wird. Exemplarisch berichtete<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Meyer über<br />

eine interdisziplinäre Kopfschmerzarbeitsgruppe<br />

an der Universität<br />

Greifswald, bei der die Einbeziehung<br />

der zahnärztlichen Kompetenz<br />

bereits Routine sei: In bemerkenswert<br />

vielen Fällen habe die eigene<br />

Disziplin bei vergleichsweise minimalem<br />

Aufwand den Kopfschmerzpatienten<br />

anhaltende Besserung<br />

bis hin zur völligen Beschwerdefreiheit<br />

ermöglicht.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Meyer berichtete,<br />

dass nicht so sehr die Okklusionsproblematik<br />

ausschlaggebend für<br />

den Kopfschmerz sei, sondern die,<br />

aus welchem Grund auch immer,<br />

hervorgerufene Verspannung der<br />

Kau- und Gesichtsmuskulatur. In<br />

diesem Zusammenhang verwies<br />

er auf eine Studie, die eine erhebliche<br />

Signifi kanz zwischen Kopfschmerz<br />

und der Druckdolenz der<br />

Kaumuskulatur belege, jedoch die<br />

Okklusionsproblematik nicht für<br />

den Gesichtsschmerz verantwortlich<br />

mache. Die Zahnmedizin müsse<br />

sich daher von der falschen und<br />

zu kurz gedachten Vorstellung befreien,<br />

dass bei der CMD-Thematik<br />

die Okklusion das zentrale Thema<br />

sei. Zwar sei eine falsche Okklusion<br />

und Artikulation aus der Sicht der<br />

PD Dr. Dr. Monika Daubländer<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer<br />

Dr. Dietmar Hellmich<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_region<br />

Zahnmedizin natürlich auch therapiebedürftig,<br />

aber ein entspannter<br />

Patient, der seine Kaumuskulatur<br />

nur gering einsetzt, würde damit<br />

selten Probleme bekommen. Eine<br />

nicht stimmende Okklusion einhergehend<br />

mit Stress führe allerdings<br />

häufi g zu einer schmerzhaften dekompensierten<br />

craniomadibulären<br />

Dysfunktion.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Meyer erinnerte an<br />

die wegweisenden Arbeiten und<br />

Veröffentlichungen des ehemaligen<br />

Mainzer Professors Dr. Götz Siebert<br />

aus den achtziger Jahren, der den<br />

engen Zusammenhang zwischen Gesichtsschmerz<br />

und stomathogenen<br />

Störfaktoren weiter erforscht und beschrieben<br />

hat.<br />

Zum Abschluss appellierte Prof. Dr.<br />

Dr. h.c. Meyer an die medizinische<br />

Verantwortung des zahnärztlichen<br />

Berufsstandes: Nur wir Zahnärzte können<br />

mit unserem Wissen und unserer<br />

Kompetenz als medizinische Teildisziplin<br />

dem Patienten in vielen Fällen<br />

Heilung und Besserung bringen.<br />

Der Vortrag von Dr. Dietmar Hellmich<br />

führte in die Grundlagen der Osteopathie<br />

ein. Er stellte sehr anschaulich<br />

Grundverständnis, Ausbildungsweg<br />

und historische Entwicklung der<br />

Osteopathie dar. Im Vordergrund<br />

stehe die ganzheitliche Betrachtung<br />

des Menschen, denn nur ein gesunder<br />

Körper könne auch eine gesunde<br />

und ungestörte, schmerzfreie Funktion<br />

ermöglichen. So sei oftmals<br />

bei Schmerzen im Gesichtsbereich<br />

und bei verspannter Kaumuskulatur<br />

auch eine Verspannung der Rückenmuskulatur<br />

mit Haltungsschäden zu<br />

beobachten.<br />

43


zb_region<br />

Aber auch für die Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />

wurde ein umfangreiches Fortbildungsangebot präsentiert.<br />

In insgesamt 9 Workshops mit Themen wie Prophylaxe,<br />

Ernährung, Notfalltraining, Gebührenordnung,<br />

Anfertigen von Provisorien und Schärfen von Scalern und<br />

Küretten, konnte das Wissen aufgefrischt werden.<br />

Nicht zuletzt rundete eine kleine Dentalausstellung das<br />

Programm ab.<br />

Als Resümee kann man feststellen, dass der Zahnärztetag<br />

im Schloss Waldthausen eine anspruchsvolle und gelungene<br />

Veranstaltung war. Dies bestätigt die hohe Zahl<br />

der Teilnehmer sowohl an den Vorträgen als auch an den<br />

Workshops.<br />

Wir alle freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen<br />

zum nächsten Rheinhessischen Zahnärztetag im Jahr<br />

2011!<br />

Dr. Hubertus Utz<br />

stellv. Öffentlichkeitsreferent<br />

44<br />

zahnärzteblatt 02 2009


zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_region<br />

Die GOZ-Novellierung – ein Perpetuum Mobile?<br />

Auch wenn von offi zieller<br />

Seite, sprich: dem Verordnungsgeber,<br />

der vorgelegte<br />

Referentenentwurf zu einer neuen<br />

Gebührenordnung nicht zurückgezogen<br />

wurde, dieser aus wahltaktischem<br />

Geplänkel heraus vielleicht<br />

sogar noch ins Kabinett eingebracht<br />

wird, so rechnet niemand mehr<br />

ernsthaft mit einer neuen Gebührenordnung<br />

für Zahnärzte noch in<br />

diesem Jahr oder gar in dieser Legislatur.<br />

Genauso wenig ist zu erwarten,<br />

dass in der neuen Legislatur ein<br />

komplett neuer Entwurf im Sinne<br />

der Zahnärzte auf den Tisch gelegt<br />

werden wird. Unabhängig davon,<br />

wer dann das zuständige Ministerium<br />

besetzt, das Rad wird sicherlich<br />

nicht neu erfunden werden. Und<br />

doch geht das Spiel wieder von vorne<br />

los: Hintergrundgespräche, Mosaiksteinchen<br />

aus nichtöffentlichen<br />

Verhandlungen, die plötzlich öffentlich<br />

werden, bewusst lancierte<br />

Informationen, die den Berufsstand<br />

verunsichern, ein monatelanges,<br />

vielleicht jahrelanges Gezerre um<br />

eine Gebührenordnung, die eigentlich,<br />

wie vieles andere auch, auf<br />

den berühmten Bierdeckel passen<br />

würde. Dann vielleicht wieder eine<br />

„dramatisch“ inszenierte Veröffentlichung<br />

eines Referentenentwurfs<br />

und wochenlange Diskussion innerhalb<br />

des Berufsstandes. Andere,<br />

sicherlich auch für den Berufsstand<br />

wichtige Themen, werden erneut in<br />

den Hintergrund gedrängt.<br />

Das Rad dreht sich weiter und weiter,<br />

ist es das ewig gesuchte Perpetuum<br />

Mobile?<br />

Perpetuum Mobile des Villard de Honnecourt<br />

(um 1230). Quelle: http://<br />

de.wikipedia.org/wiki/Perpetomobile<br />

Nein! Denn es gibt sie, die Gewinner,<br />

die an diesen unsäglichen Diskussionen<br />

und dem Dauerstreit verdienen<br />

und die die Energie dazu aufbringen,<br />

die das Ganze in Bewegung hält.<br />

Die Gewinner der vergangenen Runde<br />

in diesem Spiel „Gebührenordnung“<br />

sind nicht nur die Kostenerstatter,<br />

wie im Kommentar der DZW<br />

17/09 zu lesen war. Gewinner sind<br />

darüber hinaus und insbesondere<br />

die, die das Gerangel um die GOZ<br />

ausnutzen, um über das Land zu ziehen,<br />

die Kolleginnen und Kollegen<br />

mit Halbinformationen aufmischen<br />

und sich dabei die eigenen Taschen<br />

füllen. Gewinner sind die, die durch<br />

ihre Informationsveranstaltungen,<br />

noch gesponsert vom Handel, die<br />

Solidarität des Berufsstandes untergraben,<br />

Strategien des Berufsstandes<br />

unterlaufen und unter dem<br />

Deckmäntelchen des angeblichen<br />

Informationsbedürfnisses die Verhandlungspositionen<br />

schwächen.<br />

Gewinner auf dem eigenen Konto<br />

sind die, die Ängste schüren und<br />

Untergangsstimmung verbreiten<br />

und dabei eigene Informationsveranstaltungen<br />

als heilbringend propagieren.<br />

Gewinner sind die, die<br />

vermeintliche Informationsvorsprünge<br />

in bares Geld umwandeln, ohne<br />

Rücksicht auf Verluste und ideelle<br />

Schäden.<br />

Es ist eben wie immer – es gibt Gewinner<br />

und Verlierer – und damit das<br />

Potenzial, das das Rad in Schwung<br />

hält, die Energie liefert und das Perpetuum<br />

Mobile wieder in den Bereich<br />

der Unmöglichkeit drängt.<br />

Es bleibt die Hoffnung, dass der Berufsstand<br />

lernfähig ist und bleibt,<br />

und beim nächsten Anlauf in Richtung<br />

neuer Gebührenordnung oder<br />

auch bei anderen Projekten, die sich<br />

die Politik ausdenkt, um den Berufsstand<br />

zu drangsalieren, sich daran<br />

erinnert, wer seriöse, fundierte Informationen<br />

anbietet und wer die Unsicherheit<br />

für eigene fi nanzielle oder<br />

machtpolitische Interessen und die<br />

Steigerung des eigenen Marktwertes<br />

ausnutzt.<br />

Dr. Holger Kerbeck<br />

45


zb_gesundheitspolitik<br />

46<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Droht Krankenhäusern Pleitewelle?<br />

Eine der bedeutendsten Wirtschaftszeitungen Europas,<br />

die „Financial Times Deutschland“ berichtet von einer<br />

Tabuverletzung, denn vor der Wahl zum Parlament und<br />

zur neuen Regierung am 27. September diesen Jahres,<br />

werde von den Parteien und der Politik ein Thema verschwiegen:<br />

Den Krankenhäusern droht eine Pleitewelle<br />

in Deutschland.<br />

Die Redaktion der „Financial Times“ bezieht sich in<br />

ihrer Berichterstattung auf eine Studie des rheinischwestfälischen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung. Die<br />

Wissenschaftler haben sich mit der Situation der Krankenhäuser<br />

in Deutschland beschäftigt. Ihr Urteil: Den<br />

Krankenhäusern steht in den kommenden Jahren eine<br />

Pleitewelle bevor. Siebzehn Prozent aller Kliniken dürften<br />

2010 vor der Insolvenz stehen und übernommen<br />

oder geschlossen werden, bis zum Jahr 2020 werden es<br />

sogar knapp ein Drittel sein.<br />

Thema vor der Wahl tabu<br />

Der deutsche Krankenhausmarkt mit einem Jahresumsatz<br />

von 65 Milliarden Euro ist seit Jahren im<br />

Wandel. Dieser Umbruch wird sich jedoch ab 2010<br />

drastisch beschleunigen, sagen die Forschungsinstitute.<br />

Wie eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für<br />

Wirtschaftsforschung (RWI), dessen Tochter HBC und der<br />

Unternehmensberatung Admed verdeutlicht, geht die<br />

Tendenz zunächst Richtung Spezialisierung und Privatisierung.<br />

Später drohten Krankenhausschließungen.<br />

Im Jahr 2020 dürften, dem <strong>aktuelle</strong>n „Krankenhaus Rating<br />

Report 2009“ zufolge, 30 Prozent aller Häuser in<br />

Schwierigkeiten stecken – der Hälfte davon droht das<br />

Aus, schreibt die „Financial Times Deutschland (FTD).<br />

Die Forscher berufen sich auf eine Stichprobe von 546<br />

Jahresabschlüssen aus den Jahren 2006 und 2007, die<br />

832 Krankenhäuser einschließen. Diese Ergebnisse wurden<br />

auf 2008 und 2009 hochgerechnet.<br />

Die Entwicklung zur Privatisierung werde weiter gehen.<br />

„Spätestens ab Ende 2010 bekommt die Privatisierungswelle<br />

neuen Schwung“, zitiert das Blatt Boris Augurzky,<br />

Projektleiter des RWI.<br />

Foto: dpa


2009 stehen die Kliniken laut FTD<br />

wirtschaftlich noch gut da, weil sie<br />

Mehreinnahmen von 4,3 Milliarden<br />

Euro zur Verfügung haben. Das gesetzlich<br />

festgelegte Budget wurde<br />

gegenüber dem Vorjahr um 1,65 Milliarden<br />

Euro angehoben, zusätzlich<br />

erhielten sie eine Finanzspritze von<br />

1,65 Milliarden Euro. Zudem dürfte<br />

das Konjunkturpaket II zu einem<br />

Plus von 1 Milliarde Euro führen.<br />

Das RWI rät den Krankenhäusern,<br />

sich damit einen Puffer anzulegen,<br />

weil die Krankenkassen infolge steigender<br />

Arbeitslosigkeit mit weniger<br />

Beiträgen auskommen müssen.<br />

Im Moment schneiden kleine Krankenhäuser<br />

schlechter ab als große<br />

oder mittelgroße; westdeutsche<br />

Häuser schlechter als ostdeutsche.<br />

Von den kommunalen Kliniken sind<br />

Risikostrukturausgleich<br />

Wieviel Geld eine Kasse bekommt,<br />

hängt maßgeblich<br />

davon ab, welche Krankheiten<br />

ihre Mitglieder haben. Der<br />

AOK-Bundesverband schlägt nun vor,<br />

diese Angaben künftig strenger zu<br />

überprüfen, berichtet „Der Spiegel“.<br />

Es sei falsch, sich allein auf die womöglich<br />

manipulierten Diagnosen<br />

der Ärzte zu verlassen. Stattdessen<br />

sollte kontrolliert werden, ob tat-<br />

24 Prozent insolvenzgefährdet, von<br />

den privaten 14 Prozent, bei freigemeinnützigen<br />

sind es 10 Prozent.<br />

Ab 2010 werden laut Studie nicht<br />

nur die kleinen Häuser zu den Verlierern<br />

gehören: „Nicht nur die 300<br />

Bettenhäuser, sondern auch Maximalversorger<br />

mit 1 000 Betten und<br />

einzelne Unikliniken sind von Insolvenz<br />

bedroht.“<br />

Doch genau darin sehen die Forscher<br />

der FTD zufolge eine Chance:<br />

Wenn bis 2020 ganze 15 Prozent der<br />

Kliniken wegfallen, werde das die<br />

Lage der übrigen stabilisieren.<br />

Vor allem in so genannten Organzentren<br />

sieht der Report die Zukunft: In<br />

den kommenden Jahren würden an<br />

deutschen Kliniken nämlich immer<br />

mehr Fachabteilungen aufgelöst.<br />

Krankenkassen verlangen Reform der Reform<br />

sächlich auch die dafür jeweils vorgesehenen<br />

Medikamente verschrieben<br />

wurden, heißt es in einem zehn<br />

Seiten langen Schreiben des AOK-<br />

Bundesverbands an das zuständige<br />

Bundesversicherungsamt.<br />

Ferner sei darauf zu achten, „dass<br />

keine Anreize für medizinisch nicht<br />

gerechtfertigte Leistungsausweitungen<br />

geschaffen werden“, zitiert „Der<br />

Spiegel“ aus dem Papier.<br />

zb_gesundheitspolitik<br />

Und durch Zentren ersetzt, in denen<br />

sich Spezialisten unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen auf die Behandlung<br />

einzelner Organe konzentrieren.<br />

Schon jetzt geht die Entwicklung in<br />

vielen Häusern dahin.<br />

Neben den Unikliniken, die sich via<br />

Spezialisierung profilieren wollen,<br />

könnte es künftig einen weiteren Treiber<br />

in diese Richtung geben: die Krankenkassen.<br />

Sie drängten darauf, mit<br />

Kliniken Selektivverträge über planbare<br />

Operationen abschließen zu dürfen.<br />

Sollte ihnen das nach der Bundestagswahl<br />

ermöglicht werden, könnten<br />

sie das Leistungsspektrum einzelner<br />

Kliniken stark mitbestimmen. Die<br />

Veränderung, die der Report für die<br />

kommenden Jahre vorhersagt, würde<br />

dann maßgeblich von den Kassen mitgestaltet,<br />

schreibt die FTD.<br />

Spitzenvertreter der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung drängen darauf,<br />

die Gesundheitsreform in wesentlichen<br />

Teilen zu korrigieren.<br />

Ihre Kritik richtet sich dabei gegen<br />

den Finanzausgleich zwischen den<br />

Krankenkassen.<br />

Die AOK kritisiert auch, dass einige<br />

schwere Krankheiten mit Komplikationen<br />

und Kassen mit überdurchschnittlich<br />

vielen Sterbefällen<br />

nicht ausreichend berücksichtigt<br />

würden.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

47<br />

Foto: dpa


zb_gesundheitspolitik<br />

48<br />

Gesundheitspolitik der Regierung führt in die Mangelverwaltung<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Bahr kritisiert<br />

Noch vor Beginn des Wahlkampfs zur Europa- und Bundestagswahl wendet sich die FDP direkt an die Mediziner.<br />

FDP-Gesundheitsexperte Daniel Bahr äußert in einem Brief an die Niedergelassenen Verständnis für den Unmut<br />

der Vertragsärzte über die Honorarreform.<br />

Bahr versprach, die FDP werde<br />

alle Anstrengungen darauf<br />

richten, die Fehler der<br />

Das Vergütungssystem sei viel zu<br />

kompliziert und intransparent. „Keiner<br />

blickt mehr durch, mit welchen<br />

Union und SPD die hoch komplizierten<br />

Regelungen zu verantworten,<br />

„denn sie stehen im Gesetz.“<br />

schwarz-roten Reform wie-<br />

Bahr wirft Schmidt zuder<br />

rückgängig zu machen.<br />

dem vor, sie sei dabei,<br />

die Private Krankenver-<br />

Im Gegensatz zu Aussagen<br />

sicherung systematisch<br />

von Bundesgesundheits-<br />

abzuschaffen.<br />

ministerin Ulla Schmidt<br />

(SPD) sei die Gesetzliche<br />

„Niemand zieht die<br />

Krankenversicherung auch<br />

Reißleine auf dem Weg<br />

nach der Gesundheitsre-<br />

in eine planwirtschaftform<br />

immer noch unterlicheEinheitsversichefinanziert,<br />

schreibt Bahr<br />

rung mit zentral vorge-<br />

dem Deutschen Ärzteblatt<br />

gebener Staatsmedizin,<br />

zufolge.<br />

Rationierung, Verlust<br />

von Therapiefreiheit,<br />

„Mangelverwaltung und<br />

Ende der freien Arztwahl<br />

Wartelisten werden die<br />

und Gefährdung der me-<br />

Folge sein. Sinnvolle VerdizinischenFreiberufträge<br />

werden gekündigt<br />

lichkeit“, schreibt Bahr<br />

und innovative Projekte<br />

gestoppt“, heißt es in dem<br />

laut DÄ.<br />

zweieinhalbseitigen Brief<br />

Ziel der FDP sei dage-<br />

vom 14. April, der dem DÄ<br />

gen eine echte Struktur-<br />

nach eigenen Angaben Bahr: „Gesetzliche Krankenversicherung ist auch nach der reform, die Patienten,<br />

vorliegt.<br />

Gesundheitsreform immer noch unterfinanziert.“<br />

Versicherten und Angehörigen<br />

der Gesund-<br />

Auch die Aussage Schmidts, dass Einnahmen er planen kann. Wer als heitsberufe mehr Wahlfreiheit<br />

die Regierung mit der Honorarre- Arzt mehr arbeitet, bekommt das bringe. Anders als in FDP-Äußeform<br />

die geltenden Budgets am nicht leistungsgerecht honoriert“, rungen aus den vergangenen Wo-<br />

1. Januar 2009 aufgehoben habe, schreibt Bahr.<br />

chen fehlt in Bahrs Brief die Forde-<br />

sei falsch. Bahr: „Die Budgetierung,<br />

die KVen abzuschaffen.<br />

rung lebe lediglich in anderer Form Anders als Schmidt behaupte, hät-<br />

wieder auf.“<br />

ten nicht Ärzte und Kassen, sondern<br />

Foto: dpa


Vor allem in der Eifel, im Münsterland<br />

und im Sauerland<br />

gebe es Regionen, in denen in<br />

den kommenden zehn Jahren fast die<br />

Hälfte der Hausärzte ins Rentenalter<br />

kommen, sagte Landesgesundheitsminister<br />

Karl-Josef Laumann (CDU).<br />

Laumann kündigte neben der Erhöhung<br />

der Zahl der Medizinstudenten<br />

auch Stipendien und Prämien<br />

an, um Anreize zu geben, dass sich<br />

junge Mediziner zum Hausarzt ausbilden<br />

lassen und Landarztpraxen<br />

übernehmen.<br />

Der Minister kritisierte aber auch<br />

die ärztliche Selbstverwaltung. In<br />

anderen Bundesländern würden<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

medizinische Leistungen besser bezahlt,<br />

weil die KVen in NRW schlecht<br />

mit den Krankenkassen verhandelt<br />

hätten.<br />

„Es kann nicht sein, dass auf dem<br />

Land irgendwann die Gemeindeschwester<br />

kommt, während die<br />

jungen Ärzte Praxen in anderen Bundesländern<br />

aufmachen“, sagte der<br />

Minister. Allerdings könne er bei der<br />

derzeitigen Lage verstehen, dass<br />

sich ein Arzt statt im Münsterland<br />

lieber im 20 Kilometer entfernten<br />

Emsland niederlässt, weil er dort<br />

deutlich besser verdiene.<br />

Der Ärztemangel liege nicht am mangelnden<br />

Interesse junger Menschen<br />

zb_gesundheitspolitik<br />

Zugang zum Medizinstudium soll einfacher werden<br />

An den Universitäten in NRW sollen künftig mehr Mediziner ausgebildet werden. Ein leichterer Zugang zum Medizinstudium<br />

außerhalb des Numerus Clausus und die Schaffung zusätzlicher Professuren für Allgemeinmedizin sollen<br />

den drohenden Mangel an Haus- und Landärzten verhindern.<br />

am Ärzteberuf. „Auf einen Studienplatz<br />

gibt es zehn Bewerber“, sagte<br />

Laumann. Man müsse auch Bewerber<br />

ausbilden, die nicht ihr Abitur<br />

mit 1,1 gemacht haben.<br />

„Absolventen mit einem solchen<br />

Abitur sind wahrscheinlich nicht<br />

die, die nachher eine Arztpraxis auf<br />

dem Land aufmachen“, sagte er.<br />

Seine Pläne würden von seinem für<br />

die Universitäten zuständigen Kabinettskollegen<br />

Andreas Pinkwart<br />

(FDP) unterstützt.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

49<br />

Fotos: dpa


zb_zur Person<br />

50<br />

Dr. Gert Beger<br />

zum 60. Geburtstag<br />

Anlässlich des 60. Geburtstages<br />

von Dr. Gert Beger, der<br />

seine Freunde in das Sympathiehotel<br />

Fürstenhof in Bad Kreuznach<br />

eingeladen hatte, übermittelte<br />

der Präsident der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz, Dr. Michael<br />

Rumpf, neben zahlreichen Ehrengästen<br />

aus allen Bereichen des öffentlichen<br />

Lebens, die herzlichsten<br />

Glückwünsche der Kollegenschaft.<br />

Dr. Gert Beger wurde am 18. Mai<br />

1949 in Bad Kreuznach geboren und<br />

kann somit zusammen mit der Bundesrepublik<br />

Deutschland auf eine<br />

60-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken.<br />

Offensichtlich wurde ihm<br />

mit der gleichzeitigen Verkündung<br />

des Grundgesetzes der Bundesrepublik<br />

Deutschland durch den parlamentarischen<br />

Rat sein Gerechtigkeitssinn<br />

in die Wiege gelegt.<br />

Als drittes Kind von Zahnarzt Joachim<br />

Beger, der bis zu seinem frühen<br />

Tod Vorsitzender der BZK Koblenz<br />

war, trat er schnell in die Fußstapfen<br />

seines Vaters. Nach dem Zahnmedizinstudium<br />

in Mainz, wo er wissenschaftlicher<br />

Assistent bei Professor<br />

Fuhr war, ließ er sich 1976 in eigener<br />

Praxis in Bad Münster a. Stein-<br />

Ebernburg nieder.<br />

Deshalb war es nur folgerichtig, dass<br />

er sich frühzeitig standespolitisch engagierte.<br />

So war er kurz nach seiner<br />

Niederlassung Mitglied der Vertreterversammlungen<br />

der BZK Koblenz, der<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Landeszahnärztekammer Rheinland-<br />

Pfalz, der Versorgungsanstalt bei der<br />

Landeszahnärztekammer Rheinland-<br />

Pfalz und der KZV Koblenz-Trier, hier<br />

deren stellvertretender Vorsitzender.<br />

Nach seiner Funktion als stellvertretender<br />

Präsident der VA wurde er im<br />

Juni 2007 zu deren Präsidenten gewählt.<br />

Neben seiner Berufsschullehrertätigkeit<br />

in Bad Kreuznach leitete er<br />

15 Jahre lang die Kreisvereinigung<br />

des Kreises Bad Kreuznach. Darüber<br />

hinaus ist er in zahlreichen Gremien<br />

aller zahnärztlichen Organisationen<br />

tätig.<br />

Dr. Gert Beger ist verheiratet. Er und<br />

seine ihn stets vorbehaltlos unterstützende<br />

Ehefrau Edith können mit<br />

Freude auf ihren Medizin studierenden<br />

Sohn Benjamin blicken.<br />

Trotz seiner vielfachen verantwortlichen<br />

ehrenamtlichen Tätigkeiten<br />

findet Kollege Beger immer noch Zeit,<br />

in seinen Hobbies einen Ausgleich zu<br />

finden. Deshalb kann es auch passieren,<br />

dass man ihn im Wald oder<br />

auf dem Golfplatz antrifft. Eine „gute<br />

Sicht“ vorausgesetzt, kann dem Erfolg<br />

mit dem richtigen Standpunkt<br />

nichts mehr im Wege stehen!<br />

Neben seinen vielfältigen berufspolitischen<br />

Aktivitäten engagiert<br />

sich Kollege Beger auch im sozialen<br />

Bereich. So ist er als Mitglied des Li-<br />

ons Club Bad Kreuznach Initiator der<br />

„Aktion Tulpe gegen Drogen“.<br />

Gert Beger ist bekannt dafür, dass<br />

er kein Mensch der lauten Töne ist,<br />

sondern sich ruhig und verlässlich<br />

immer für die Interessen der Kollegenschaft<br />

einsetzt. Insbesondere<br />

liegt ihm hier der Erhalt der Selbstständigkeit<br />

und der Freiberuflichkeit<br />

der Zahnärzteschaft am Herzen.<br />

Wir gratulieren Dr. Gert Beger<br />

ganz herzlich, verbunden mit dem<br />

Wunsch, dass ihm vor allem Gesundheit,<br />

seine Schaffenskraft und nicht<br />

zuletzt sein Humor erhalten bleiben.<br />

Ad multos annos!<br />

Dr. Michael Reinhard


zb_klinik und praxis<br />

Kieferorthopädische Fortbildungsserie<br />

Teil 6: Interdisziplinäre Therapie<br />

Viele kieferorthopädische Behandlungsfälle benötigen für ihren 100-prozentigen Erfolg eine enge Zusammenarbeit<br />

der einzelnen zahnmedizinischen Fachbereiche. Denn nicht selten ist die kieferorthopädische Aufgabenstellung<br />

mit zusätzlichen interdisziplinären Befunden vergesellschaftet, die dental, parodontal und auch skelettal<br />

gelagert sein können. Im jugendlichen Gebiss sind dies meist Abweichungen der Zahnform oder der Zahnzahl. Obwohl<br />

sich bei Dysplasien der Zahnanlagen deutliche populationsspezifische und ethnische Unterschiede nachweisen lassen,<br />

scheinen diese Fehlbildungen in der heutigen Zeit insgesamt öfter beobachtet zu werden. Europäer haben mit dem Auftreten<br />

eines aplastischen Zahnes (ausschließlich der Weisheitszähne) von 6 bis 10 Prozent zu rechnen und liegen mit<br />

diesem Prozentwert im Mittelfeld der Wahrscheinlichkeit. Bei Afrikanern findet sich die geringste Häufigkeit von unter<br />

3 Prozent, bei Afroamerikanern sind es jedoch schon über 11 Prozent und bei amerikanischen Indianern etwa 13 Prozent.<br />

Rein mathematisch würden die Angaben für unsere Region bedeuten, dass heute jede durchschnittliche Schulklasse<br />

ein bis zwei betroffene Kinder aufweist. Die häufigsten fehlenden Zähne sind dabei die zweiten Prämolaren des<br />

Unterkiefers, gefolgt von den seitlichen Schneidezähnen sowie zweiten Prämolaren des Oberkiefers und letztlich die<br />

unteren mittleren Schneidezähne. Abgesehen von den Zähnen 41 und 31 zeigt sich ein bestimmtes Entstehungsmuster,<br />

wonach bei jeder Zahngruppe der jeweils distalste Zahn nicht angelegt wird, also im oberen Frontbereich die<br />

Zähne 12 und 22, bei den Prämolaren in beiden Kiefern die 5er und bei den Molaren die 8er. Als Mikrosymptom einer<br />

Nichtanlage sind alle Kümmer- und Zapfenformen, Spätanlagen sowie verspätete Mineralisationen zu werten.<br />

Nach Abschluss der kieferorthopädischen Korrektur kann also auch schon bei jungen Patienten ein Bedarf an prothetischem<br />

oder implantologischem Zahnersatz bzw. an konservierenden Versorgungen zum Breitenaufbau hypoplastischer<br />

Zähne bestehen. Abbildung 1 zeigt ein 14-jähriges Mädchen mit Aplasie 12 und Hypoplasie 22. Die Oberkieferstrukturen<br />

haben sich bereits dem unterdimensionierten Zahnmaterial angepasst und eine sagittale Verkürzung<br />

erfahren. Gleichzeitig liegt eine Wachstumstendenz zu einem prognathen Unterkiefer und damit zur Entwicklung einer<br />

skelettalen Klasse III vor. Aus diesem Grund wurde die Lücke regio 12 trotz des bereits weit aufgewanderten Eckzahnkeimes<br />

für eine spätere implantologische Versorgung geöffnet. Bis zum vollständigen Wachstumsabschluss wird die<br />

Lückensituation mit einem kieferorthopädischen Miniimplantat gehalten, das eine Wurzelkippung der Nachbarzähne<br />

verhindert und nach neuesten wissenschaftlichen Berichten ggf. vor einer Inaktivitätsatrophie des Alveolarkammes<br />

schützen könnte. Der hypoplastische Pfeiler 22 ist für eine ästhetische Facettengestaltung ausgerichtet worden und<br />

wird direkt nach Entfernung der festsitzenden Apparatur rekonstruiert.<br />

Anfang<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

51


zb_klinik und praxis<br />

vor Ende KFO direkt nach der Versorgung<br />

Abbildung 1. Patientin L. W. mit Aplasie 12 und Hypoplasie 22 sowie den typischen dentalen und kephalometrischen Anzeichen<br />

zur Ausbildung einer dezenten skelettalen Klasse III (Kreuzbiss 22, ANB: -1°, Retroinklination der Unterkiefer-Front von 4,5°). Trotz<br />

Mesialdrift des Eckzahnkeimes wurde die Indikation zur Lückenöffnung gestellt.<br />

Die untere Bildreihe zeigt die Patientin kurz vor Ende der aktiven Zahnbewegungen mit temporär versorgter Lücke regio 12 durch<br />

ein Miniimplantat sowie erfolgter Lückengestaltung für den Größenausgleich des Zapfenzahnes 22 und direkt nach der ästhetischen<br />

konservierenden Versorgung.<br />

Während der aktiven Behandlung ist die Kieferorthopädie bei retinierten und verlagerten Zähnen, hier in erster Linie<br />

die oberen Eckzähne, auf oralchirurgische Unterstützung angewiesen. Bleiben solche Zähne über lange Zeit verlagert,<br />

erschwert sich die Einordnung in den Zahnbogen durch einen weiter fortschreitenden Verlagerungsgrad bis hin zu<br />

einer unmöglichen Mobilisierung infolge einer Ankylose zum umgebenden Knochen. Auf jeden Fall kann der persistierende<br />

Milcheckzahn dem Platzbedarf eines bleibenden Eckzahnes nicht entsprechen, wodurch in der Zahnbogenbilanz<br />

ein Platzdefizit entsteht, meist in Verbindung mit einer Mittenabweichung zur betroffenen Seite oder einer<br />

Aufwanderung der Seitenzähne nach mesial.<br />

Unser Patient in Abbildung 2 war zum Zeitpunkt der Diagnose bereits 21 Jahre alt. Er wies bis auf den verlagerten<br />

Eckzahn 23 keinen größeren kieferorthopädischen Behandlungsbedarf auf. Der noch vorhandene Milcheckzahn stand<br />

kurz vor dem Spontanverlust, sodass sich der Patient für eine chirurgische Freilegung seines palatinal verlagerten<br />

Eckzahnes sowie dessen kieferorthopädische Einordnung entschied.<br />

Abbildung 2. Patient B. S., männlich, 21 Jahre<br />

a. Diagnostische Unterlagen<br />

Zahn 23 liegt seit etwa sieben Jahren verlagert im Gaumenknochen. Im Diagnose-OPG ist die Position des Eckzahnes rot umrandet<br />

dargestellt.<br />

52<br />

zahnärzteblatt 02 2009


zb_klinik und praxis<br />

b. Therapie<br />

Die Freilegung des Eckzahnes übernahm<br />

ein zahnärztlicher Kollege, der<br />

aufgrund der tiefen Knochenlage<br />

bereits während des Eingriffs eine<br />

Zugkette auf der Zahnoberfläche befestigte.<br />

Die Einordnung des palatinal<br />

verlagerten Eckzahnes vollzog sich in 4<br />

Monaten durch eine skelettal verankerte<br />

Hebelarm-Mechanik.<br />

c. Endergebnis<br />

Entfernung der Brackets nach 7 Monaten<br />

aktiver Zahnbewegung.<br />

Zur Feineinstellung des Eckzahnes wurde<br />

die Teilapparatur mit ästhetischen<br />

Brackets für die Zähne 21 bis 23 erweitert.<br />

Eine besonders enge interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordern Patienten mit Vorschädigung des Zahnhalteapparats.<br />

Denn seit Etablierung lingual getragener Behandlungsmethoden steigt die Nachfrage erwachsener Patienten für<br />

eine Regulierung parodontologisch bedingter Zahnwanderungen (Abbildung 3).<br />

Zur Abklärung riskanter latenter Prozesse führen wir bei unseren lange erwachsenen Patienten vor Behandlungsbeginn<br />

einen Speichelkeimtest durch und schicken die Proben zur Auswertung an ein Fachinstitut.<br />

Anfang<br />

Ergebnis<br />

Abbildung 3. Infolge parodontologischer<br />

Effekte eingetretene Zahnwanderungen<br />

der oberen Schneidezähne<br />

Die Front wurde über linguale Brackets<br />

retrudiert und das Ergebnis anschließend<br />

mit einem Kleberetainer gesichert.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

53


zb_klinik und praxis<br />

Genauso kann die Kieferorthopädie ihre Dienste für präprothetische Maßnahmen, wie beispielsweise der orthoaxialen<br />

Ausrichtung von Brückenpfeilern, anbieten (Abbildung 4).<br />

54<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Abbildung 4.<br />

Präprothetische Kieferorthopädie<br />

Nach langjährigem Verlust des Zahnes<br />

46 sollte der mesial gekippte Zahn<br />

47 zur besseren Pfeilerpositionierung<br />

und Brückengestaltung aufgerichtet<br />

und distalisiert werden. Eine 2-Punkt-<br />

Aufrichtemechanik wurde über eine<br />

orthodontische Minischraube abgestützt.<br />

Abschließend erfolgte die Feinausrichtung<br />

der Pfeilerzähne über eine<br />

kleine Teilbogen-Apparatur.<br />

Schließlich stellt die kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgische Behandlung skelettaler Fehlstellungen wohl<br />

die fachübergreifende „Königsdisziplin“ dar. Für den MKG-Chirurgen und Kieferorthopäden bedeutet das eine jeweils<br />

eigene spezifische Diagnostik, anschließende detaillierte Besprechungen und die Erstellung eines gemeinsamen<br />

Therapiekonzeptes. Nach Abschluss der kieferorthopädischen Vorbehandlung werden die chirurgischen Maßnahmen<br />

mit Animationsprogrammen geplant, eine Modell-OP im Artikulator durchgeführt und Operationssplints angefertigt.<br />

(Abbildung 5).<br />

Abbildung 5. Patientin F. K., weiblich, 19 Jahre, Zähne 15 und 25 nicht vorhanden<br />

a. Präoperative Diagnostik<br />

und OP-Planung<br />

Die Einzelkiefer wurden mit<br />

einer Multiband-Multibracket-Apparaturdekompensiert<br />

und ideal ausgeformt.<br />

Heute kann die Modell-OP<br />

am Computer simuliert werden,<br />

wodurch dem Patienten<br />

ein visueller Eindruck<br />

von seinem postoperativen<br />

Erscheinungsbild vermittelbar<br />

ist.<br />

b. Dentales und skelettales<br />

Endergebnis<br />

Mit der unimaxillären Umstellungsosteotomie<br />

(Osteosynthesplatten<br />

im Fernröntgen-Seitenbild noch zu<br />

sehen) wurden eine Profilverbesserung<br />

sowie eine optimale Okklusion<br />

mit stimmigen Mittenbeziehungen<br />

eingestellt.


zb_klinik und praxis<br />

Im Gegensatz zu jungen Patienten mit gerade abgeschlossenem Wachstum können bei älteren Dysgnathie-Patienten<br />

neben der chirurgischen Bisslagekorrektur auch noch zahlreiche weitere Herausforderungen aus dem allgemeinzahnärztlichen<br />

Bereich zu beheben sein. Abbildung 6 schildert die multidisziplinäre Behandlung eines älteren Patienten<br />

mit skelettalen und dentalen Aufgabenstellungen. Das Behandlungskonzept sah folgende Einzelschritte vor:<br />

Abbildung 6. Patient H. L, männlich, 56 Jahre<br />

Kieferorthopädie: - Ausformung der Zahnbögen zur intermaxillären Kongruenz<br />

- präimplantologisches Lückenmanagement im 4. Quadranten<br />

MKG-Chirurgie / - Extraktion 48 aufgrund der Nähe zur späteren Osteotomielinie<br />

Oralchirurgie: - Umstellungsosteotomie des Unterkiefers (Set forward)<br />

- Entfernung der Osteosyntheseplatten<br />

- Einbringung dentaler Implantate regio 44 und 46<br />

Zahnmedizin: - ästhetische Komposit-Technik der abradierten Frontzähne<br />

- Suprakonstruktionen der Implantatpfeiler<br />

Anfang präprothetisch<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

55


zb_klinik und praxis<br />

Die Serie findet mit diesem Beitrag ihren Abschluss. Die Facetten der Zahnmedizin sind vielfältig und das hier Gezeigte<br />

ist tendenziell und kann nur als Anregung für ein weiteres und intensives regionales Miteinander in der Zahnmedizin<br />

dienen.<br />

Wir hoffen, den gegenseitigen Gedankenaustausch innerhalb des interdisziplinären Netzwerkes „Zahnmedizin“ und<br />

den jeweiligen kieferorthopädischen Fachpartnern vor Ort angeregt zu haben.<br />

Der BDK (Bund Deutscher Kieferorthopäden) ist in Rheinland-Pfalz im Landesverband organisiert und ein aktiver<br />

Partner, wenn es um die Bildung regionaler Qualitätszirkel oder „interdentaler“ Zusammenschlüsse im Sinne einer<br />

besseren Patientenversorgung und eines gemeinsamen Gedankenaustausches geht.<br />

Bei Interesse, BDK Rheinland Pfalz:<br />

E-Mail: rheinland-pfalz@bdk-online.org<br />

56<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

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1. Einleitung:<br />

zb_wissenschaft<br />

Der mit Bisphosphonaten (BP) behandelte<br />

Patient in der zahnärztlichen Praxis<br />

Bisphosphonate (BP) stellen derzeit eine Standardbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem Tumorleiden<br />

dar, wenn es zu einer Metastasierung in das Skelettsystem gekommen ist, bzw. bei einer tumorbedingten<br />

Hypercalzemie oder bei multiplen Myelomen. BP werden aber auch zur Prophylaxe bzw. Therapie einer<br />

Osteoporose verordnet. Neben der Osteoklastenhemmung haben die BP eine antiangiogenetische Wirkung. Seit<br />

MARX und STERN 2003 erstmals über die intraoralen Komplikationen nach BP-Therapie berichteten, häuften sich<br />

die Mitteilungen über die Komplikationen im Kieferbereich unter dieser Behandlung (vgl. Literaturverzeichnis). Die<br />

intraoralen Knochennekrosen traten entweder spontan auf oder entwickelten sich nach einer „einfachen“ Zahnextraktion<br />

oder bei Schleimhautläsionen im Sinne von Prothesendruckstellen.<br />

2. Zur Klinik:<br />

Die häufigsten klinischen Befunde bei den eigenen Fällen (vgl. Tabelle 1) und auf Grund der Mitteilungen in der Literatur,<br />

sind zu Beginn nur kleine Bezirke von Mundschleimhautläsionen mit Exposition devitalen Knochens (Vgl. Abb.<br />

1 und Abb. 2).<br />

Abb. 1:<br />

Klinisches Bild einerbisphosphonatassoziirtenKiefernekrose<br />

nach<br />

ZOMETA-Therapie<br />

wegen Plasmozytom<br />

Abb. 2:<br />

Mit Aktinomyzeten<br />

besiedelter Sequester<br />

aus Abbildung<br />

1<br />

Die Umgebung der Knochennekrose ist entzündet und schmerzhaft, während der freiliegende Knochen asymptomatisch<br />

ist und bei der Sequesterentfernung in der Regel keine Blutungen auftreten. Unbehandelt schreitet die Knochennekrose<br />

weiter fort und bezieht die benachbarten Zähne und Kieferanteile ein.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

m/w<br />

w<br />

w<br />

w<br />

w<br />

m<br />

w<br />

w<br />

m<br />

w<br />

m<br />

m<br />

w<br />

w<br />

Alter<br />

55<br />

58<br />

71<br />

74<br />

67<br />

66<br />

64<br />

77<br />

65<br />

57<br />

70<br />

56<br />

71<br />

BP<br />

Zometa<br />

Zometa<br />

Fosamax<br />

Fosamax<br />

Zometa<br />

Fosamax<br />

Actonel<br />

Arava<br />

Fosamax<br />

Zometa<br />

Fosamax<br />

Zometa<br />

Zometa<br />

Indikation<br />

Klinische/histologische Diagnose<br />

metast. Mamma-CA Osteomyelitis OK nach X 27<br />

metast. Mamma-CA Osteomyelitis UK nach X 34<br />

Plasmozytom<br />

Osteomyelitis OK und UK<br />

manif. Osteoporose Osteonekrose UK nach Explantation<br />

metast. Prostata-CA Osteonekrose OK u. UK n. Zahnextraktion<br />

prim. Hyperpara-thyreoid BP-Nebenwirkungen, Zahnsanierung<br />

Osteoporoseprophylaxe Sequestrierende Osteomyelitis UK<br />

Osteoporoseprophylaxe Chron. Osteomyelitis UK bds. nach Zahnextraktion<br />

Plasmozytom<br />

Aseptische Knochennekrose UK n. Zahnextraktion<br />

Prostata-NPL<br />

Aseptische Knochennekrose/Prothesendruckstelle<br />

Plasmozytom<br />

Aseptische Knochennekrose n. Extraktion 27<br />

Plasmozytom<br />

Osteonekrose re. Oberkiefer nach Zahnextraktion<br />

Plasmozytom<br />

Osteonekrose re. Oberkiefer nach Extraktion 16<br />

Tabelle 1:<br />

Eigene Fälle in der<br />

MKG-Klinik Ludwigshafen<br />

im Zeitraum<br />

2003-2005<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

57


zb_wissenschaft<br />

3. Röntgen:<br />

Spezifische radiographische Zeichen finden sich bei der BP-bedingten Kiefernekrose nicht. Im Vergleich zur gesunden<br />

Seite handelt es sich um röntgenologisch opakere, dichtere Strukturen und sind Zahnextraktionen vorausgegangen,<br />

zeigt sich im Röntgenbild ein Persistieren der sogenannten „leeren“ Alveole, als Ausdruck einer gestörten Knocheneinheilung,<br />

eines gestörten Knochenremodelling.<br />

4. Pathohistologie:<br />

In der Literatur existieren verschiedene Namen für die BP-bedingte Osteonekrose. Die historische Bezeichnung ist der<br />

Bis-phossy-jaw (vgl. Hellstein et al 2005).<br />

In der <strong>aktuelle</strong>n Literatur werden synonym folgende Bezeichnungen gebraucht:<br />

58<br />

Bisphosphonat-bedingte avaskuläre Nekrose<br />

Bisphosphonat-Osteomyelitis<br />

Bisphosphonat-Osteonekrose<br />

Bisphosphonat-Nekrose<br />

Bisphosphonat-Osteo-chemo-nekrose.<br />

Der Begriff Phossy-jaw wurde erstmals in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Lorinser beschrieben. Es handelte sich<br />

um eine ungewöhnliche Nekrose des Kiefers und trat bei Arbeiter/Innen in den Streichholzfabriken auf. Es handelte<br />

sich um intraorale Schleimhautläsionen, einen ausgeprägten Foetor ex ore, sowie freiliegenden Knochen mit einem<br />

sich über Jahre hinziehenden Krankheitsverlauf mit Sequesterbildung des Kiefers. Die Phosphor-Nekrose des Kiefers<br />

bei dieser Berufsgruppe war im Hinblick auf Morbidität und Mortalität signifikant. In der prä-antibiotischen Ära betrug<br />

die Mortalität 20 Prozent.<br />

Der pathohistologische Befund ist gekennzeichnet durch hyperostotischen Knochen, durch eine Umwandlung von<br />

spongiösen Anteilen in sklerotische Knochenareale. Daneben finden sich kleine, nicht vitale Knochenfragmente. Nach<br />

Hellstein und Marek gehört eine, auch im Lichtmikroskop sichtbare, subepitheliale Bakterienrasenbildung dazu. Die<br />

Autoren sind der Ansicht, dass es noch nicht geklärt ist, ob die bakterielle Besiedelung eine primäre Rolle bei der<br />

Kiefernekrose spielt, oder eine sekundäre Infektion darstellt.<br />

5. Klinischer Verlauf:<br />

Beispielhaft soll aus der Arbeit von Schirmer et al (2005) ein Patient herausgestellt werden:<br />

Es handelte sich um eine 73 Jahre alte Frau mit Z. n. Zahnextraktion. In deren Folge kam es zu mehrfachen operativen<br />

Revisionen:<br />

- 05/2001 Oberkiefer und Kieferhöhle links<br />

- 06/2001 Unterkiefer links<br />

- 02/2003 Unterkiefer rechts<br />

- 07/2003 Unterkieferfrontzahnbereich<br />

- 11/2003 Unterkiefer rechts<br />

- 06/2004 Unterkiefer links<br />

- 08/2004 neuerliche Zahnextraktion; chirurgische Revision;<br />

Entfernung der Nekrosen und Deckung der Defekte im<br />

Oberkiefer; mehrfache Knochenanfrischungen<br />

Ein Therapieerfolg stellte sich erst nach radikaler chirurgischer Revision ein.<br />

zahnärzteblatt 02 2009


Beispielhaft soll nun hier die Krankengeschichte der Patientin Nr. 9 aus dem eigenen Patientengut der MKG-Klinik<br />

Ludwigshafen (vgl. Tabelle 1) erwähnt werden:<br />

Es handelte sich um eine 65-jährige Patientin und die Chronologie des Leidens sah wie folgt aus:<br />

- 03/2003 Ulceration 048 (Prothesendruckstelle)<br />

- 05/2003 Unterkieferosteomyelitis mit VINCENT Symptom<br />

- 06/2003 Sequestrotomie, Antibiose und Septopalkette<br />

- 01/2004 Sequestrotomie und Antibiose<br />

- 04/2004 Decortikation, Antibiose und Septopalkette<br />

- 08/2004 Revision bei bestehender Eiterung<br />

- 01/2005 Fistelverschluss<br />

- 07/2005 Revision wegen Eiterung<br />

- 08/2005 Unterkieferkontinuitätsresektion (vgl. Abb. 3)<br />

Wie aus den beispielhaften Verläufen zu entnehmen ist, stellt sich die Behandlung der Osteonekrose derzeit als<br />

schwierig und herausfordernd dar. Es gibt kein spezifisches Behandlungsprotokoll für Patienten mit einer BP-induzierten-Osteonekrose.<br />

6. Therapie:<br />

zb_wissenschaft<br />

Abb. 3<br />

Bisphosphonate<br />

und Kiefernekrosen<br />

Die erste Maßnahme besteht in einer lokalen chirurgischen Behandlung und einer Sequestrotomie. Die parenterale<br />

antibiotische Therapie ist obligat und die Chlorhexidin-Spülungen haben sich als unterstützende therapeutische Maßnahme<br />

bewährt. Auch bei kunstgerechtem Vorgehen sind Rezidive der BP-bedingten Osteonekrose nahezu die Regel.<br />

Wegen der bislang unbefriedigenden therapeutischen Maßnahmen hat die DGZMK unter Federführung von GRÖTZ<br />

Behandlungsempfehlungen gegeben. Diese Empfehlungen gelten in erster Linie für Patienten mit einem relevanten<br />

Risiko (high risk) bei intravenöser hochdosierter langfristiger BP-Medikation. Das Risiko steigt noch einmal an, bei<br />

zusätzlicher Bestrahlung bzw. antineoplastischer Chemotherapie.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

59


zb_wissenschaft<br />

7. Prophylaxe vor BP-Medikation:<br />

Alle Patienten sollten vor einer BP-Therapie klinisch und röntgenologisch zahnärztlich auf chronisch entzündliche<br />

Prozesse im intraoralen Schleimhaut- und Kieferbereich hin untersucht und saniert werden. Dies schließt eine Röntgenuntersuchung<br />

ein.<br />

Der Sanierungsplan gliedert sich wie folgt:<br />

60<br />

a) Beratung und Aufklärung über das Risiko einer Kiefernekrose unter und nach Bisphosphonattherapie<br />

b) Sanierung potentieller entzündlicher Prozesse im Kiefer- und Mund-höhlenbereich<br />

c) Glätten scharfer Knochenkanten<br />

d) restaurative Maßnahmen an erhaltungswürdigen Zähnen<br />

e) Intensivierung der Mundhygiene<br />

f) Überprüfung des tegumental getragenen Zahnersatzes auf das Risiko von Druckstellen<br />

g) Einbinden in ein kontinuierliches Recall<br />

Die prophylaktische Zahnentfernung sollte Patienten mit hohem Risikoprofil vorbehalten werden.<br />

Auch wenn z. Zt. valide Untersuchungen fehlen, sollte die Zahnsanierung bei Hochrisikopatienten vor Beginn der BP-<br />

Behandlung abgeschlossen sein. Wünschenswert wäre, dass zwischen Sanierung und Therapiebeginn ein Intervall<br />

von 14 Tagen besteht.<br />

8. Prävention und Früherkennung unter laufender BP-Therapie:<br />

Patienten, die mit dieser Medikamentengruppe behandelt werden, sollten sich alle sechs Monate bei ihrem Hauszahnarzt<br />

vorstellen. Bei der Prävention sollte der konservativen gegenüber der operativen Therapie (insbesondere bei Parodontopathien)<br />

der Vorzug gegeben werden. Notwendige chirurgische Eingriffe sollten aber nicht hinausgeschoben werden<br />

und bei Hochrisikopatienten unter den gleichen Kautelen erfolgen, wie nach einer tumortherapeutischen Bestrahlung<br />

im Kopf-Hals-Bereich. Falls Operationen erforderlich sind, ist auf eine möglichst atraumatische Operationstechnik und<br />

eine systematische antiinfektiöse Prophylaxe hinzuweisen, z. B. die orale Gabe von Amoxicillin 3 x 750 mg, oder Clindamycin<br />

4 x 300 mg pro Tag. Diese Therapie sollte bis zum Abschluss der primären Wundheilung fortgeführt werden. Die<br />

Nahtentfernung erfolgt nicht vor dem zehnten postoperativen Tag. Eine Sekundärheilung ist nicht anzustreben, sondern<br />

die plastische Deckung des Wundareals, auch bei „einfachen“ Zahnextraktionen. Bei der Mobilisation der Schleimhaut<br />

sollte der epiperiostalen Methode der Vorzug gegeben werden, um das Areal freiliegenden Knochens zu reduzieren.<br />

9. Therapie der BP-assoziierten Osteonekrose:<br />

Wie oben schon beispielhaft dokumentiert, handelt es sich in der Regel um schwierige und langwierige therapeutische<br />

Einzelschritte und die Prognose, im Hinblick auf die Ausheilung, ist ungewiss. Führen bei kleinen Befunden die Therapieversuche<br />

nicht zum Erfolg, oder liegen ausgedehnte Befunde mit großen Arealen freiliegenden Knochens vor, so sollte<br />

die Therapie unter Allgemeinnarkose, stationärer Betreuung und parenteraler antiinfektiöser Therapie erfolgen.<br />

10. Implantatversorgung und BP-Medikation:<br />

Die derzeitige Datenlage reicht noch nicht aus, um allgemeine Empfehlungen zu geben. Die DGZMK empfiehlt, dass<br />

eine Implantation unter einer laufenden BP-Therapie individuell abzuwägen ist. So lange alternative suffiziente Versorgungsmöglichkeiten<br />

bestehen, sollte z. Zt. bei Hochrisikopatienten, die eine intravenöse BP-Gabe wegen einer<br />

malignen Grunderkrankung erhalten, auf Implantate verzichtet werden. Da die Halbwertzeit der BP im Knochen sehr<br />

lange ist (ca. 10 Jahre), kann ein Zeitintervall zur unkritischen Implantation nach Absetzen einer BP-Therapie bei Hochrisikopatienten<br />

wahrscheinlich gar nicht gegeben werden. Die Tatsache, dass unter BP schwer zu behandelnde Kiefernekrosen<br />

auftreten können, muss allen bekannt sein, die BP verordnen und applizieren.<br />

zahnärzteblatt 02 2009


zb_wissenschaft<br />

Die BP bedingte Kiefernekrose manifestiert sich in der Regel an einem anderen Ort, als dem primären Tumorgeschehen.<br />

Daher muss die Kommunikation zwischen den Onkologen und Zahnärzten/MKG-Chirurgen verbessert werden.<br />

Der Unterzeichner möchte dringend empfehlen, dass bei den in den Praxen erstellten Anamnesebögen unbedingt<br />

nach einer BP-Gabe gefragt werden sollte, so wie es heute schon gängig ist, sich nach blutverdünnenden Mitteln zu<br />

erkundigen.<br />

11. Derzeit verwendete Bisphosphonate (BP):<br />

Intravenös verabreichte BP Oral verordnete Bisphosphonate<br />

(häufig bei Patienten mit malignen<br />

Erkrankungen)<br />

(häufig bei Osteoporose)<br />

Zoledronat (Zometa) Ibandronat (Bonviva)<br />

Pamidronat (Aredia) Alendronat (Fosamax)<br />

Ibandronat (Bondronat) Risedronat (Actonel)<br />

Tiludronat ( Skelid *)<br />

Clodronat (Ostac, Bonefos)<br />

Etidronat (Didronel, Diphos)<br />

* nicht zugelassen für Osteoporose, zugelassen für Morbus Paget<br />

Literaturnachweise können in der Redaktion angefordert werden.<br />

Prof. Dr. Dr. Rolf Singer<br />

Ludwigshafen/Frankenthal<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

61


zb_praxis<br />

Die Leitungs- und die Infiltrationsanästhesie sind nach wie vor indiziert<br />

Wegen der eng begrenzten Ausbreitung des injizierten Anästhetikums und der relativ kurzen Dauer der intraligamentären<br />

Anästhesie (ILA) kann diese Lokalanästhesie-Methode die Anforderungen für extensive<br />

chirurgische Eingriffe nicht erfüllen. Es ist zwar möglich, den Ausbreitungsraum der Analgesie durch zusätzliche<br />

Injektionspunkte und die Erhöhung der Anzahl der intraligamentalen Injektionen zu vergrößern, die ILA<br />

sollte aber trotzdem nicht für länger dauernde und ausgedehnte dentoalveoläre chirurgische Eingriffe gewählt werden<br />

(Dirnbacher und Weber 2006, Glockmann et al. 2005).<br />

Komplikationen der intraligamentären Anästhesie<br />

Die im Zusammenhang mit intraligamentalen Injektionen – vor allem in englischsprachigen Publikationen – beschriebenen<br />

Komplikationen, die 1983 im Auftrag der American Dental Association von Giovannitti und Nique zusammengefasst<br />

wurden, und die – damals noch offenen – Fragen, sind in den letzten 25 Jahren systematisch beantwortet<br />

wurden.<br />

Histologische Effekte<br />

Alle durchgeführten histologischen Studien (Walton und Garnick 1982, Fuhs et al. 1983 und Galili et al. 1984) kommen<br />

zu dem Ergebnis, dass intraligamentale Injektionen keinen histologischen Befund von Gewebe-Zerstörungen und keinen<br />

Beweis von irgendwelchen Gewebeschäden gleich auf welcher Ebene zeitigten. Schlussfolgerung aller Autoren:<br />

Die intraligamentäre Zahnanästhesie ist sicher – mit minimalen, kurzzeitigen und reversiblen Entzündungen – und<br />

erweitert die Zahnheilkunde um eine zuverlässige Lokalanästhesie-Methode.<br />

Die Auswirkung intraligamentaler Injektionen auf das Pulpagewebe wurde 1985 von Lin et al. untersucht. Sie beobachteten<br />

weder pathologische Veränderungen wie hydropische Degeneration oder ischämische Nekrosen noch Entzündungen<br />

in den Pulpen der im Rahmen der Studie untersuchten Zähne.<br />

62<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Die intraligamentäre Anästhesie:<br />

Stand der Zahnheilkunde<br />

Teil 1<br />

Ist die intraligamentäre Anästhesie wirklich so effektiv, dass sie als primäre Lokalanästhesiemethode anstelle von<br />

Leitungs- und Infiltrationsanästhesie angewandt werden sollte? Dies war die zentrale Frage einer zahnmedizinischen<br />

Fortbildung in Kandel. Die Teilnehmerzahl des Workshops mit praktischen Übungen am Schweinekiefer war aus technischen<br />

Gründen auf 25 Personen begrenzt – für die Teilnehmer eine wirkungsvolle Fortbildung. Nachstehend eine<br />

Zusammenfassung der vorgestellten und ausführlich diskutierten Fakten, die für alle Teilnehmer weitgehend neu<br />

und auch vor dem Hintergrund der <strong>aktuelle</strong>n Rechtsprechung hochaktuell waren.<br />

Der Referent der Fortbildungsveranstaltung, Lothar Taubenheim (Düsseldorf), der gemeinsam mit Professor Eike Glockmann<br />

(Jena) zahlreiche Studien koordiniert und international publiziert hat, stellte die wissenschaftlichen und<br />

klinischen Ergebnisse der <strong>aktuelle</strong>n Studien vor und zeigte Grenzen und Nutzen der intraligamentalen Einzelzahnanästhesie<br />

auf.


Gewebstraumatisierungen – Nekrosen<br />

In ihrer Observationsstudie betrachteten Zugal et al. (2005) ganz speziell den Aspekt der in der Literatur beschriebenen,<br />

im Tierversuch histologisch festgestellten, Gewebstraumatisierungen (Galili et al. 1984, Walton und Garnick<br />

1982) beim Eindringen der Kanüle ins Desmodont (Nadeltrauma), sowie Abrisse der Desmodontalfasern von der<br />

Alveolenwand und Knochenumbaureaktionen (Plagmann und Jagenow 1984). Bei 205 dokumentierten Fällen (132<br />

Patienten in 186 Sitzungen) wurden keine Gewebsveränderungen (Nekrosen) oder sonstige Auffälligkeiten (Druckschmerz)<br />

mitgeteilt, gemeldet oder diagnostiziert.<br />

In seinem Basisartikel über die intraligamentäre Anästhesie schreibt Einwag bereits 1985, dass Nekrosen im Bereich<br />

der Einstichstelle Einzelfälle sind, die im Wesentlichen durch falsche Injektionstechnik (zu schnelles Infiltrieren, falsche<br />

Lage der Kanülenspitze) generiert wurden. Mit modernen Applikationssystemen ist – bei ausreichender Methoden-Beherrschung<br />

– nicht mehr mit Drucknekrosen zu rechnen.<br />

Dolor post extractionem – Wundheilungsstörungen<br />

Heizmann verglich 1987 in einer prospektiven Studie jeweils 110 Fälle von unter intraligamentärer bzw. Leitungs- oder<br />

Infiltrationsanästhesie extrahierten Zähnen mit Blick auf Wundheilungsstörungen (Dolor post extractionem bzw. trockene<br />

Alveole). Dabei applizierte er 4%ige Articainhydrochlorid-Lösung mit 1:200.000 Adrenalin. Für die intraligamentalen<br />

Injektionen verwendete er die Dosierhebelspritze Citoject. Bei insgesamt 330 Fällen dokumentierte er 14 Fälle<br />

von Wundheilungsstörungen. Es gab keinen signifikanten Unterschied bei den drei verglichenen Lokalanästhesiemethoden.<br />

In ihrer Publikation kommen Heizmann und Gabka zu dem Schluss, dass die Infektionen wahrscheinlich nicht<br />

durch die Injektion ausgelöst werden, sondern speziell durch die apikale Ostitis bei zerstörten Zähnen.<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Tsirlis et al. 1992 mit Blick auf die Häufigkeit des “Dry socket” nach Extraktionen<br />

unter Leitungsanästhesie bzw. intraligamentärer Anästhesie. Sie applizierten 2%iges Lidocain mit 1:80.000 Adrenalin<br />

– bei den intraligamentalen Injektionen mit einer Peripress-Pistolenspritze – und stellen fest, dass der Effekt der trockenen<br />

Alveole bei den dokumentierten 305 Fällen insgesamt elfmal eintrat und es keinen signifikanten Unterschied<br />

zwischen den beiden Methoden gab.<br />

Bakteriämien<br />

Beim Thema Bakteriämien ist die Sepsis von Interesse, die möglicherweise durch die Forcierung von Bakterien in das<br />

Gewebe und in die Blutbahn (Bakteriämie) durch die Injektionsnadel resultieren kann. Beim Gesunden mit funktionsfähiger<br />

Abwehr werden die Mikroorganismen durch Mikro- und Makrophagen innerhalb von Minuten eliminiert,<br />

sodass eine Vermehrung im Blut oder eine Absiedlung in Organen in der Regel auszuschließen ist.<br />

1987 veröffentlichten Rahn et al. die Ergebnisse einer Studie, in der sie feststellten, dass zur Herbeiführung einer<br />

ausreichenden Anästhesietiefe zwar ein bestimmter Mindestdruck des Lokalanästhetikums erforderlich ist, eine<br />

Überschreitung dieses Drucks bzw. der entsprechenden Injektionskraft aber keine Verbesserung der Wirkung bringt<br />

sondern die Häufigkeit der Bakteriämien nach intradesmodontaler Anästhesie signifikant erhöht. Sie verwendeten für<br />

die 50 dokumentierten Fälle eine Ligmaject-Pistolenspritze.<br />

Walton und Abbott (1981) präzisieren, dass bei intraligamentalen Injektionen Bakteriämien ausgelöst werden können,<br />

aber wahrscheinlich in keinem größeren Umfang als bei anderen zahnmedizinischen Verfahren. Die intraligamentale<br />

Injektion kann mit subgingivalem Scaling (Scaling und Root Planing) verglichen werden, was in einem kleinen Prozentsatz<br />

der Fälle zu Bakteriämien führt. Diese Bakteriämien waren transient. Während einer mehr als 10jährigen<br />

breiten Anwendung in Klinik und Praxis haben Heizmann und Gabka (1994) keine Bakteriämie beobachtet, was auch<br />

von Endo et al. (2008) und von Zugal et al. (2005) bestätigt wird.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_praxis<br />

63


zb_praxis<br />

Eine besondere Betrachtung erfordert das Vorliegen einer Endokarditis, der Status nach einer Endokarditis sowie von<br />

Erkrankungen oder Ersatz von Herzklappen! In diesen Fällen kann eine Absiedlung von Bakterien aus dem Blut zu<br />

ernsthaften Komplikationen für den Patienten führen. Daher ist es selbstverständlich, unter strenger Beachtung der<br />

Anamnese bei o. g. Erkrankungen, das mögliche Auftreten einer Bakteriämie als Risikofaktor in zahnärztlichen Behandlungsplänen<br />

und -abläufen zu berücksichtigen; insbesondere sind invasive Eingriffe unter Antibiotikaschutz vorzunehmen.<br />

Diese Vorsichtsmaßnahme ist nicht nur bei einer ILA sondern auch bei anderen Manipulationen am Zahnfleischsulkus,<br />

z. B. Zahnsteinentfernungen, einzuhalten (Aderholt und Leilich 1997, Knirsch et al. 1999). Für den gefährdeten<br />

Patientenkreis sollte neben dem indizierten Antibiotikaschutz als weitere Vorsichtsmaßnahmen eine Verringerung der<br />

Keimzahl der Mundhöhle – unabhängig von der Methode der Lokalanästhesie – selbstverständlich sein.<br />

Bei Endokarditisrisiko besteht somit eine berechtigte Einschränkung für die Anwendung der ILA, da auch ihre Durchführung<br />

zu vermehrtem Auftreten einer Bakteriämie führt (Rahn et al. 1987). Für Glockmann und Taubenheim (2002)<br />

stellt Endokarditisrisiko eine absolute Kontraindikation für die intraligamentäre Anästhesie dar.<br />

Injektionsschmerzen<br />

Das Phänomen „Angst vor der Spritze“ kommt nicht nur bei Kindern und geistig Behinderten vor, es ist durchaus auch bei<br />

Erwachsenen zu finden. „Spritzenangst“ kann sich zu einer manifesten Spritzenphobie steigern. Der Einstichschmerz,<br />

das Aussehen der Injektionsspritze selbst, der Geruch des Anästhetikums, möglicherweise eigene unangenehme Erfahrungen<br />

verbinden sich zu einer Aversion gegen die „Spritze“ – in diesem Fall als Synonym für Lokalanästhesie.<br />

Bei einer lege artis durchgeführten intraligamentären Anästhesie treten praktisch kaum Injektionsschmerzen auf.<br />

Der von Zugal (2001) bei 205 durchgeführten intraligamentären Anästhesien in 27 Fällen notierte Injektionsschmerz<br />

wurde überproportional von Kindern berichtet.<br />

Besonders nett erklärte Einwag (1982) bisher unkooperativen Kindern, dass nicht „in das Zahnfleisch eingestochen“,<br />

sondern „die Nadel nur in den Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch eingeschoben“ würde. Ein anschaulicher Vergleich:<br />

Ein Spalt wie zwischen Fingernagel und Fingerkuppe. Von 31 bisher nichtkooperativen Kindern ließen sich 28<br />

mit der „neuen“ Technik der ILA injizieren. Nach 53 erfolgreichen Injektionen wurden 19 Extraktionen, 30 Kavitätenpräparationen<br />

und 4 endodontische Behandlungen durchgeführt. Bei einer erneuten Einbestellung dieser Kinder kam<br />

es in keinem der Fälle zu einer Behandlungsverweigerung.<br />

Die intraligamentäre Anästhesie verursacht infolge der verwendeten feinen Kanülen selten stärkere Einstichschmerzen.<br />

Das Phänomen der Spritzenangst des Patienten kann somit reduziert werden. Allerdings geben Heizmann<br />

und Gabka (1994) zu bedenken, dass auch Injektionsapparate,<br />

die nicht aussehen wie Spritzen,<br />

zwar für die Vorstellung des Patienten vorteilhaft<br />

sind, aber bei überängstlichen Patienten dennoch<br />

Spritzen bleiben.<br />

64<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Abb. 1:<br />

Zur Reduzierung des Empfindens<br />

des Einstiches empfiehlt es sich,<br />

unmittelbar vorher einen Tropfen<br />

Anästhetikum an der Injektionsstelle<br />

abzulegen.


Unerwünschte Effekte der intraligamentären Anästhesie<br />

In diversen Publikationen werden u. a. von Faulkner 1983, Glockmann et al. 1997, Kaufman et al. 1983, Malamed 1982,<br />

Plagmann 1987 ungewünschte Effekte (Vorkontakte, Diskomfort, Elongationsgefühl, Druckschmerz) nach dem Abklingen<br />

der intraligamentären Anästhesie beschrieben. Grund dafür ist oft, dass die Injektion der Anästhesie-Lösung<br />

nicht unter ausreichender Berücksichtigung der individuellen anatomischen Verhältnisse des Patienten erfolgt ist.<br />

Huber und Wilhelm-Höft (1988) haben in einer Studie gezeigt, dass Zähne in ihrer Alveole bewegt werden können:<br />

Während der Injektion wird ein Flüssigkeitsvolumen in einen Raum gepumpt, der bereits vollständig ausgefüllt ist. Da<br />

Flüssigkeiten inkompressibel sind, kommen primär nur eine Dehnung des Alveolarfaches oder eine Verlagerung des<br />

parodontalen Flüssigkeitspolsters nach Art eines hydraulischen Druckausgleiches in Betracht (was von den zahnumgebenden<br />

Nevenendigungen registriert wird).<br />

Um die angesprochenen ungewünschte Effekte zu vermeiden, ist das Anästhetikum sehr langsam zu injizieren, um<br />

dem Gewebe Gelegenheit zu geben, die applizierte Lösung zu resorbieren. Mit zunehmender Injektionszeit nimmt der<br />

erforderliche Injektionsdruck zur Überwindung des Gewebswiderstands kontinuierlich ab, weshalb für die Injektion<br />

von circa 0,2 ml eine Injektionszeit von ~20 Sekunden empfohlen wird; bei einer 2. Wurzel desselben Zahns sollte die<br />

Injektionszeit etwas verlängert werden (>20 sec) und bei einer dritten Wurzel sollte sie >25 Sekunden betragen.<br />

Anästhesieversager<br />

Einwag (1985) schreibt, dass in der Anfangsphase der klinischen Erprobung bei jeder zweiten intraligamentären Anästhesie<br />

ein Misserfolg zu verzeichnen war. Diese hohe Zahl von Anästhesieversagern beruhte weitgehend auf Unterdosierung.<br />

Durch Zusatzapplikationen konnte der Anästhesieerfolg auf 90 Prozent gesteigert werden. Aktuelle Studien<br />

zeigen, dass der Erfolg der Anästhesie auch von den angewandten Instrumenten, den applizierten Anästhetika und<br />

der Methoden-Beherrschung abhängig ist. Zugal (2001) kommt auf einen Anästhesieerfolg von 97,5 Prozent, Dirnbacher<br />

(2002) auf 98,0 und Weber (2005) auf 97,8 bzw. 94,1 Prozent – vor angezeigten Caries-profunda-Behandlungen<br />

bzw. Vitalexstirpationen.<br />

Bei sicherer Methoden-Beherrschung ist die intraligamentäre Anästhesie bei allen Zähnen erfolgreich, sowohl im<br />

Frontzahn- als auch im Seitenzahnbereich – auch als Alternative zur Leitungsanästhesie des N. alveolaris inferior.<br />

Gegebenfalls muss bei stark entzündetem Gewebe mit mehr als 30 Sekunden Latenzzeit gerechnet werden, sie kann<br />

auf circa 60-90 Sekunden steigen (Weber et al. 2006).<br />

Anästhetika-Unverträglichkeit<br />

Die Frage von Brännström (1982), ob der Zusatz von Vasokonstringenzien für die Anästhesiedauer der ILA von Bedeutung<br />

ist – oder ob man darauf verzichten kann – wurde in diversen Studien u. a. von Garfunkel et al. 1985, Heizmann 1987,<br />

Glockmann et al. 1997 auch immer mit betrachtet. Gray et al. (1987) sind dieser Frage konkret nachgegangen und kommen<br />

im Rahmen ihrer Vergleichsstudie (48 vs. 50 Fälle) zu dem Ergebnis, dass der Zusatz von Adrenalin zur Anästhetika-<br />

Lösung die Erfolgssicherheit der Analgesie mehr als verdoppelt: 91,6 Prozent Erfolgsrate bei Verwendung von Lignocaine<br />

2 Prozent mit Adrenalin 1:80.000 vs. 42,0 Prozent Anästhesieerfolg bei Verwendung von Lignocaine 2 Prozent ohne<br />

diesen vasokonstriktorischen Zusatz.<br />

Heizmann und Gabka (1994) schreiben: Bei den Anaesthetika gibt es keine Einschränkungen; alle üblicherweise verwendeten<br />

Substanzen können uneingeschränkt eingesetzt werden. Infolge der geringen Dosierung können – selbst<br />

bei Risikopatienten – auch Lösungen verwendet werden, die einen relativ hohen Adrenalinzusatz haben.<br />

Dr. Kerstin Bienroth<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

zb_praxis<br />

65


zb_bundeszahnärztekammer<br />

Parlamentarischer Abend stand im<br />

Zeichen der „Mundgesundheit von<br />

Menschen mit Behinderungen“<br />

Als großen Erfolg für die politische und öffentliche<br />

Wahrnehmung der Probleme im Zusammenhang<br />

mit der notwendigen Verbesserung<br />

bei der zahnmedizinischen Versorgung von Menschen<br />

mit Behinderungen wertet der Vizepräsident der<br />

Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Dietmar Oesterreich,<br />

den Parlamentarischen Abend, den die BZÄK und<br />

die CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Rolf Koschorrek<br />

und Dr. Hans Georg Faust, Mitte April gemeinsam in Berlin<br />

veranstaltet haben. Der Zahnarzt und der Facharzt<br />

für Anästhesie, zugleich stellvertretender Vorsitzender<br />

des Gesundheitsausschusses im Bundestag, hatten<br />

neben Parlamentariern auch Vertreter von Ministerien,<br />

Verbänden und Vereinen sowie der Zahnärzteschaft<br />

zum Thema „Mundgesundheit von Menschen mit Behinderungen“<br />

eingeladen. „Die guten Besucherzahlen<br />

der Veranstaltung zeugen von einem wachsenden<br />

Problembewusstsein für diese versorgungspolitische<br />

Herausforderung“, erklärte Oesterreich im Anschluss<br />

an die Veranstaltung. „Notwendig sind jetzt konkrete<br />

Handlungsansätze für die besonderen Behandlungsbedürfnisse<br />

von Menschen mit Behinderungen.“ Dafür<br />

müssten gesetzliche Grundlagen geschaffen werden,<br />

die auch Präventionsangebote und Planungsgrundsätze<br />

außerhalb des Budgets zuließen. Neben der Verbesserung<br />

der Mundgesundheit zielen die Aktivitäten der<br />

BZÄK auch auf die Vermeidung von Folgeerkrankungen,<br />

die Verbesserung der Lebensqualität und der Rehabilitation/Integration<br />

sowie der sozialen Akzeptanz.<br />

„Hier haben wir einen Stein ins Rollen gebracht“, setzt<br />

Oesterreich auf eine gesteigerte Sensibilität für diese Anliegen.<br />

Als ein Beispiel der vielfältigen Aktivitäten der Zahnärzteschaft<br />

stellte Dr. Imke Kaschke, stellvertretende<br />

Vorsitzende der AG Behindertenbehandlung des Berufsverbands<br />

deutscher Oralchirurgen und Managerin<br />

der Healthy Athletes der Special Olympics Deutschland,<br />

in einem Vortrag Probleme und Ergebnisse des Berliner<br />

Gruppenprophylaxeprogramms zur Mundgesundheit<br />

66<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

behinderter Menschen vor.<br />

Dabei wurde auch klar, dass<br />

es nicht um eine Randgruppe<br />

geht: Insgesamt beträgt die<br />

Zahl der amtlich anerkannten<br />

Schwerbehinderten in der<br />

Bundesrepublik laut Statistischem<br />

Bundesamt etwa 6,6<br />

Millionen. Vor allem bei verminderten<br />

motorischen und/<br />

oder geistigen Fähigkeiten<br />

zählen diese Menschen rasch<br />

zur Hochrisikogruppe für Karies-<br />

und Parodontalerkrankungen.<br />

In Berlin hat etwa das Modell mit Gruppenprophylaxe<br />

in Behinderteneinrichtungen in diesem Bereich<br />

nachweislich gute Erfolge gezeigt.<br />

„Wir sind auf einem guten Weg“, zeigt sich BZÄK-Vizepräsident<br />

Oesterreich zuversichtlich. „Jetzt müssen weitere<br />

gemeinsame Schritte von Standespolitik, Wissenschaft<br />

und Politik folgen. Ziel bleibt es dabei, uns nachhaltig<br />

und wirkungsvoll für die Belange von behinderten Patienten<br />

und Menschen mit besonderen Bedürfnissen<br />

einzusetzen.“ Dies bleibe ein wichtiges präventives und<br />

berufsethisches Handlungsfeld.<br />

Gesetz zur Regelung des Schutzes<br />

vor nichtionisierender Strahlung<br />

Gegen die Erstreckung der Vorschriften aus diesem<br />

Gesetz wird sowohl von der Bundeszahnärztekammer<br />

beim Gesetzgeber als auch von<br />

den (Landes-) Zahnärztekammern durch Einflussnahme<br />

auf den Bundestag und den Bundesrat vehement<br />

opponiert. Beim Bundesministerium für Umweltschutz,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) wurden vom<br />

Präsidenten, Dr. Peter Engel, der Staatssekretärin Astrid<br />

Klug, die negativen Auswirkungen auf die Praxisführung<br />

erläutert. Die Staatssekretärin erklärte kategorisch, dass<br />

das Gesetz in vorliegender Fassung verabschiedet werde.<br />

Nach massivem Insistieren erklärte sich die Staatssekretärin<br />

jedoch bereit, die zahnärztlichen Anliegen in<br />

den weiteren Gesprächen bei den noch zu verabschie


denden Verordnungen zur<br />

Durchführung bzw. Umsetzung<br />

zu berücksichtigen. Ergänzend<br />

ist am 13. Mai ein<br />

weiteres Gespräch mit dem<br />

Berichterstatter der SPD-<br />

Bundestagsfraktion im Umweltausschuss,<br />

Detlef Müller,<br />

geplant, um nochmals Einfluss<br />

auf die Entscheidung<br />

im Parlament zu nehmen. Am<br />

29. April haben die Ausschüsse<br />

für Arbeit und Soziales und<br />

für Gesundheit des Bundesrates<br />

mit knapper Mehrheit für den Vorschlag zur Streichung<br />

bezüglich medizinischer Anwendung von nichtionisierender<br />

Strahlung aus dem Gesetz gestimmt, sodass<br />

für die Berücksichtigung zahnärztlicher Interessen bei<br />

der Abstimmung im Bundesrat am 15. Mai wieder Hoffnung<br />

besteht.<br />

Rubehn folgt auf Küchenmeister<br />

Neuer Präsident der Zahnärztekammer Schleswig-<br />

Holstein ist Dr. K. Ulrich Rubehn (Elmshorn). Rubehn,<br />

der sich als Gebührenexperte bundesweit<br />

einen Namen gemacht hat, wird vom wiedergewählten<br />

Vizepräsidenten Dr. Michel Brandt (Kiel) unterstützt. Der<br />

scheidende Präsident, Hans-Peter Küchenmeister, gehörte<br />

dem Vorstand seit 25 Jahren an. Zwölf Jahre war er<br />

Vizepräsident, vier Jahre Präsident. Küchenmeisters Spezialgebiet<br />

war die Öffentlichkeitsarbeit, in der er bundesweit<br />

Akzente setzen konnte. Der 64-jährige wird als Vorsitzender<br />

des Landesverbandes der Freien Berufe im Norden<br />

aktiv bleiben.<br />

zb_bundeszahnärztekammer<br />

BZÄK und<br />

Patientenrechterichtlinie<br />

Als zwiespältig sieht die Bundeszahnärztekammer<br />

(BZÄK) das Ergebnis der Abstimmung des<br />

Europäischen Parlaments (EP) zur Patientenrechterichtlinie<br />

an. Intention dieser europäischen Initiative<br />

ist die Verstärkung der grenzüberschreitenden<br />

Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen<br />

innerhalb der Europäischen Union, z. B. durch eine<br />

europaweite Sicherstellung der Kostenerstattung für<br />

Patienten. Dieser Ansatz wird von den deutschen<br />

Zahnärzten ausdrücklich unterstützt. Auch der Vorschlag<br />

des EP, nach dem der Patient künftig dem<br />

Recht des Landes unterliegt, in dem er behandelt wird<br />

(so genannte Behandlungsmitgliedstaatsprinzip), sowie<br />

die Beteiligung der Selbstverwaltung der Heilberufe<br />

bei der Ausgestaltung der Richtlinie werden<br />

begrüßt. Positiv wird außerdem die Abschaffung der<br />

Vorabgenehmigung beim stationären Aufenthalt im<br />

Ausland gewertet.<br />

Kritisch hingegen beurteilt die BZÄK u. a. die Vorschläge<br />

zur elektronischen Übermittlung von Patientendaten<br />

und zur Weiterbehandlung im Inland nach<br />

eventuell missglückter Behandlung im Ausland.<br />

Darüber hinaus wehrt sich die BZÄK gegen jegliche<br />

Versuche, von der europäischen Ebene aus Einfluss<br />

auf die Gebührenstrukturen in den Mitgliedstaaten<br />

zu nehmen.<br />

„Auch wenn einige Aspekte der Abstimmung von<br />

uns mitgetragen werden können, sind wir der Auffassung,<br />

dass es einer ausführlicheren Folgenabschätzung<br />

vor der entscheidenden Abstimmung im EP bedurft<br />

hätte. Bei zu vielen Forderungen des EP ist noch<br />

überhaupt nicht absehbar, zu welchen praktischen<br />

Folgen dies in den Mitgliedstaaten führt“, so BZÄK-<br />

Präsident Dr. Peter Engel. Die BZÄK behalte es sich<br />

daher vor, entsprechende Änderungen nach Beendigung<br />

der Diskussionen auf Ebene des Ministerrates<br />

gegebenenfalls in der zweiten Lesung in Brüssel<br />

durchzusetzen, so Engel weiter.<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

67


zb_jubiläum/ermächtigung<br />

Wir gratulieren!<br />

68<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Am 01. Juli 2009 begehen Frau Tanja Lorenz (li.)<br />

und Frau Michaela Wichter (re.) ihr 25–jähriges<br />

Berufsjubiläum in der Praxis Dr. Hans-Joachim<br />

Kötz in Idar-Oberstein. Nach dem gemeinsamen Schulbesuch<br />

begannen sie zur gleichen Zeit ihre Ausbildung,<br />

die erwartungsgemäß auch gemeinsam abgeschlossen<br />

wurde. Unterbrechungen der beruflichen Tätigkeit gab es<br />

lediglich während der „Elternzeiten“.<br />

Vor zehn Jahren begann Frau Monja Barth (unten) ihre<br />

Ausbildung. Am 01. August 2009 kann sie auf ununterbrochene<br />

Praxiszugehörigkeit zurückblicken.<br />

Einem Praxisinhaber, der nicht nur die beispielhafte Treue<br />

seiner Mitarbeiterinnen erfährt, sondern auch spürt, dass<br />

sie sich in „ihrer“ Praxis wohl fühlen, kann nichts Besseres<br />

widerfahren. Dr. Kötz bedankt sich für die Loyalität, die<br />

fachliche Kompetenz und den verbindlichen Umgang im<br />

zurückliegenden Vierteljahrhundert.<br />

Ermächtigung auf dem Gebiet der „Zahnärztlichen Chirurgie“<br />

gem. §§4,15 der Weiterbildungsordnung vom<br />

20.12.2004 (befristet auf 5 Jahre)<br />

(anrechenbare Weiterbildungsberechtigung 1 Jahr gem. § 16<br />

Abs. 3 WBO<br />

Dr. Ingrid Kästel<br />

Fachzahnärztin für Oralchirurgie<br />

Bismarckstr. 27<br />

67059 Ludwigshafen


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zahnärzteblatt rheinland-pfalz<br />

Langenbeckstraße 2<br />

55131 Mainz<br />

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Unterschrift<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

69


zb_berufsverbände Freier Verband Deutscher Zahnärzte e. V.<br />

Die diesjährige Landesversammlung<br />

des FVDZ RLP am 16. Mai 2009<br />

in Mainz stand ganz im Zeichen des<br />

Widerstandes gegen die Einführung<br />

der elektronischen Gesundheitskarte.<br />

Die Landesvorsitzende Dr.<br />

Marianne Biermeyer informierte die<br />

Delegierten in ihrem Bericht u. a.<br />

ausführlich über den <strong>aktuelle</strong>n Stand<br />

der elektronischen Gesundheitskarte<br />

und legte dabei insbesondere im<br />

Hinblick auf die fehlende Datensicherheit<br />

den Finger in die Wunde.<br />

Bei der anschließenden angeregten<br />

Podiumsdiskussion unter Leitung<br />

von Herrn RA Lennartz zeigten das<br />

FVDZ-Bundesvorstandsmitglied ZA<br />

Die Tatsache, dass alleine die<br />

Anschaffung eines solchen<br />

Gerätes alle Beteiligten circa<br />

2,4 Milliarden Euro kostet, wird unter<br />

den Tisch gekehrt. Als besonders<br />

peinlich empfindet der Bundesvorsitzende<br />

des Freien Verbandes, Dr.<br />

Sundmacher, den beschwichtigen<br />

Tonfall mancher Politiker bezüglich<br />

der elektronischen Gesundheitskarte<br />

angesichts der mit Datum 06.<br />

Mai 2009 aus den USA kommenden<br />

Nachricht, dass dort Hacker offenbar<br />

die äußerst sensiblen Krankendaten<br />

von circa acht Millionen Schmerzpatienten<br />

aus dem Zentralcomputer<br />

des „Virginia Prescription Monitoring<br />

Programs“ entwendet haben. Es<br />

handelt sich hierbei um ein System,<br />

das auch die E-Card unterstützen<br />

soll.<br />

70<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Landesverband Rheinland-Pfalz<br />

Landesversammlung lehnt die Einführung der<br />

elektronischen Gesundheitskarte ab!<br />

Bertram Steiner, Dipl. Informatiker<br />

Thomas Maus und Dr. Jürgen Braun-<br />

Himmerich, zuständiges Vorstandsmitglied<br />

der KZV Rheinland-Pfalz die<br />

Schwachstellen des Milliardenprojekts<br />

des BMG´s auf. Für ausreichend<br />

Diskussionsstoff sorgte Dr. Jürgen<br />

Faltin, Referent für Gesundheitsrecht<br />

im Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Gesundheit, Frauen und Familie in<br />

Mainz unter anderem mit seiner Aussage,<br />

die eGk diene einer „zielorientierten<br />

Führung der Patienten durch<br />

das Gesundheitswesen“. Eine deutliche<br />

Absage an die Einführung der<br />

elektronischen Gesundheitskarte erfolgte<br />

dann durch einen einstimmig<br />

Rollout der elektronischen Gesundheitskarte<br />

Auch der Bonner Informatik-Professor<br />

Hartmut Pohl brachte in einem<br />

Interview mit der „Financial Times<br />

Deutschland“ im Frühjahr dieses<br />

Jahres seine Bedenken bezüglich der<br />

Datensicherheit zum Ausdruck. Ich<br />

zitiere: “…Und selbst wenn der Betreiber<br />

die Daten, zu denen auch der<br />

Arzt Zugang hat, so sicher aufbewahre<br />

wie möglich -… in dem Moment, wo<br />

jemand von außen auf sie zugreift,<br />

sind sie so unsicher wie alles, was auf<br />

einem ganz normalen Server liegt.“<br />

Der gesundheitspolitische Sprecher<br />

der FDP, Daniel Bahr, fordert Datenhoheit<br />

für den Patienten. Auch die Speicherung<br />

von Notfalldaten müsse freiwillig<br />

bleiben, so Bahr. Birgit Bender,<br />

Sprecherin der Partei Bündnis 90/Grüne,<br />

moniert, nicht nur Technik-Freaks,<br />

beschlossenen Antrag der Delegierten<br />

am Nachmittag. Die Anwesenheit<br />

der standespolitischen Vertreter<br />

der LZK Rheinland-Pflaz, der KZV<br />

Rheinland-Pfalz, der Bezirkszahnärztekammern<br />

und der Delegierten des<br />

FVDZ hat die Veranstaltung zu einem<br />

großen Erfolg werden lassen. Nicht<br />

nur der Bundesvorsitzende des FVDZ<br />

Dr. Karl-Heinz Sundmacher, sondern<br />

auch die vier anwesenden Vorsitzenden<br />

der benachbarten Landesverbände<br />

zeigten sich erstaunt über die<br />

große Resonanz, die die Veranstaltung<br />

des Landesverbandes hatte.<br />

Dr. Holger Kerbeck<br />

sondern auch alte Patienten und behinderte<br />

Menschen müssten mit der<br />

E-Card umgehen und ihre sechsstellige<br />

Pinnummer behalten können.<br />

Nun ist aber die elektronische Gesundheitskarte<br />

im Jahr 2003 durch<br />

das GKV-Modernisierungsgesetz<br />

beschlossen und im § 291 a SGB<br />

V verankert worden. So soll nach<br />

dem Willen des Gesetzgebers die<br />

Krankenversichertenkarte zur Verbesserung<br />

von Wirtschaftlichkeit,<br />

Qualität und Transparenz („gläserner<br />

Arzt“) der Behandlung von Patienten<br />

(„gläserner Patient“) zu einer elektronischen<br />

Gesundheitskarte erweitert<br />

werden. Dagegen aber fordert das<br />

im Grundgesetz verankerte Recht auf<br />

informationelle Selbstbestimmung<br />

verbunden mit Patientengeheimnis


Freier Verband Deutscher Zahnärzte e. V.<br />

und ärztlicher Schweigepflicht den<br />

Datenverkehrsschutz ein.<br />

Um die elektronische Gesundheitskarte<br />

und die spätere Online-Anbindung<br />

zu ermöglichen, wurden<br />

Feldversuche durchgeführt, die aber<br />

nur partiell analysiert und bis heute<br />

noch nicht zu Ende geführt wurden.<br />

Ferner wurde die Gematik gesetzlich<br />

beauftragt, Regelungen für den Datenschutz<br />

zu erstellen. Einen zugriffssicheren<br />

Zentralserver gibt es aber<br />

nicht; auch ein Schutz der Stammdaten<br />

ist bisher nicht gewährleistet;<br />

ebenso fehlt eine Zugriffskontrolle<br />

für die Patienten.<br />

Nur eines ist sicher: Die Tatsache<br />

nämlich, dass mit Einführung der<br />

E-Card und der späteren Online-Anbindung<br />

gigantische Kosten auf uns<br />

zukommen. Experten sprechen von<br />

mehreren Milliarden Euro für das gesamte<br />

Bundesgebiet.<br />

Trotz der ganzen noch unausgegorenen<br />

Fakten hat das BMG mit dem<br />

Beginn des Rollout im vergangenen<br />

Herbst begonnen. Der „Startschuss“<br />

fiel am 11. Dezember 2009 in Düren,<br />

nachdem sich zuvor der nordrheinische<br />

KV-Vorsitzende Hansen ohne<br />

erkennbare Not freiwillig dazu bereit<br />

erklärt hatte, dass dieser in seinem<br />

Bereich beginnen solle. Schon in Düren<br />

wehrten sich die Kollegen in einer<br />

Demo vehement gegen die Einführung<br />

der E-Card. In der Folgezeit starteten<br />

der nordrheinische FVDZ-Landesverband<br />

und die Freien Ärzte eine<br />

Kampagne gegen die Einführung der<br />

eGK. Auch die Vertreterversammlung<br />

der KV Nordrhein stellte sich gegen<br />

die Entscheidung ihres Vorsitzenden<br />

Hansen und schloss sich der Forderung<br />

der Ärztekammer Nordrhein an,<br />

den Basis-Rollout vorerst auszusetzen.<br />

Konsequenterweise hatten sich<br />

Ende März 2009 erst 130 von 15000<br />

nordrheinischen Ärzten ein Lesegerät<br />

zugelegt.<br />

Da die Nachbarbundesländer im<br />

„Zwiebelschalen-Modell“ nach Nordrhein<br />

mit der Einführung der elektronischen<br />

Gesundheitskarte beginnen<br />

sollen, wenn dort das Quality-Gate<br />

von 85 Prozent erreicht ist, sind wir in<br />

Rheinland-Pfalz mit Westfalen-Lippe,<br />

Niedersachsen und Bremen die nächsten,<br />

die das Rollout treffen wird. Um<br />

die Kollegen und Patienten frühzeitig<br />

vor den Folgen der elektronischen Gesundheitskarte<br />

zu warnen, vor allem<br />

aber vor denen der Online-Anbindung,<br />

hat ihnen der rheinland-pfälzische<br />

zb_berufsverbände<br />

FVDZ-Landesverband Plakate und Flyer<br />

zukommen lassen, die sie vielfältig öffentlichkeitswirksam<br />

verwenden können.<br />

Der FVDZ-Bundesverband hat im<br />

Januar dieses Jahres in Berlin die alljährlich<br />

stattfindende Pressekonferenz<br />

zum Anlass genommen, die dort anwesenden<br />

Journalisten entsprechend<br />

zu informieren. Parallel dazu hat er mit<br />

einer Wandplakataktion an markanten<br />

Berliner-Zentren begonnen, die Bevölkerung<br />

aufzuklären: Nach dem Moto:<br />

„Stoppt die E-Card!“ Ein entsprechend<br />

informativer Wartezimmer- Flyer wurde<br />

den Kollegen natürlich auch zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Dr. Marianne Biermeyer<br />

Landesvorsitzende<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

71


zb_berufsverbände Freier Verband Deutscher Zahnärzte e. V.<br />

Berlin, Freitag der 13. Februar-<br />

im Pressebüro des Freien<br />

Verbandes Deutscher<br />

Zahnärzte lauschen Mitglieder unterschiedlicher<br />

Landesverbände gespannt<br />

den Ausführungen von Melanie<br />

Fügner.<br />

Welche Spielregeln des Journalismus<br />

muss man beherrschen, um zielge-<br />

72<br />

Profi Pressearbeit perfekt präsentiert<br />

Bericht vom Presseseminar FVDZ in Berlin 13. Februar 2009<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

richtet und wirkungsvoll Informationen<br />

weiterzugeben? Wie arbeiten<br />

die gängigen Zeitungen, wie und wo<br />

werden Nachrichten platziert?<br />

Übersichtlich und gut strukturiert präsentiert<br />

Frau Fügner die erforderlichen<br />

„Zutaten“ für die immer wichtiger werdende<br />

journalistische Basisarbeit in<br />

den Landesverbänden und Bezirks-<br />

gruppen. Ergänzt wird das Ganze<br />

durch praktische Übungen zu <strong>aktuelle</strong>n<br />

Themen.<br />

Und hier zeigt sich: Es ist sehr schwer,<br />

eine Mitteilung kurz, knapp, sachlich<br />

und dennoch informativ zu gestalten.<br />

Knallhart wird im journalistischen Alltag<br />

die Datenflut gesiebt: Wer nicht im<br />

ersten, spätestens jedoch im zweiten


Freier Verband Deutscher Zahnärzte e. V.<br />

Satz den Leser „fesselt“, hat so gut<br />

wie verloren. Die Chance vertan, das<br />

Zielpublikum zu erreichen. Eine ernüchternde,<br />

aber wichtige Erkenntnis.<br />

Zahlreiche Diskussionen über Problematiken<br />

und Herausforderungen<br />

im Pressebereich, mit denen insbesondere<br />

natürlich die Berliner<br />

Geschäftsstelle, aber auch die Basis<br />

konfrontiert werden, lassen die<br />

Stunden wie im Fluge vergehen.<br />

Es fi ndet ein reger Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Kolleginnen und<br />

Interessierte Zuhörer<br />

Kollegen der verschiedenen Bundesländer<br />

statt, angereichert mit Tipps<br />

vom Profi : Was ist sinnvoll für die lokalen<br />

Tageszeitungen? Wie mache ich<br />

auf mein Anliegen aufmerksam, welche<br />

journalistischen Werkzeuge haben<br />

sich dabei besonders bewährt?<br />

Das Fazit: Ein hervorragender Einblick<br />

in die professionelle Pressearbeit,<br />

eine „To do“ und „Not to do„-Liste im<br />

Kopf und im Gepäck und die gewonnene<br />

Einsicht dieses Tages: Zahnärzte<br />

sollen keine Profi -Journalisten werden,<br />

aber gute, solide Basis-Arbeit in<br />

zb_berufsverbände<br />

Melanie Fügner<br />

präsentiert übersichtlich<br />

und gut<br />

strukturiert die<br />

erforderlichen<br />

„Zutaten“ für die<br />

journalistische<br />

Basisarbeit in<br />

den Landesverbänden<br />

und Bezirksgruppen.<br />

diesem Bereich: Yes, we can! mit Unterstützung<br />

des FVDZ-Teams in Berlin<br />

und Presseseminaren wie diesen!<br />

An dieser Stelle sei herzlich Dank<br />

gesagt an unseren Rheinland-Pfälzischen<br />

Landesvorstand, allen voran<br />

Dr. Marianne Biermeyer, die den Besuch<br />

des Presseseminars ermöglicht<br />

hat.<br />

ZÄ Ulrike Stern<br />

FVDZ/Bezirksgruppe Rheinhessen<br />

Dr. Heike Rump-Schäfer<br />

FVDZ/Bezirksgruppe Koblenz<br />

Strahlende Gesichter: Zahnärztin Ulrike Stern (li) und Dr. Heike<br />

Rump-Schäfer<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

73<br />

Fotos: Dr. Rump-Schäfer


zb_berufsverbände Freier Verband Deutscher Zahnärzte e. V.<br />

Einfach super!“ – so positiv lässt sich das Fazit der<br />

Teilnehmer des ersten young-dentists Seminares im<br />

„ Stresemann Institut in Bonn auf den Punkt bringen.<br />

Achtundvierzig Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet<br />

waren an diesem Wochenende nach Bonn gekommen,<br />

um sich innerhalb von zwei Tagen in den Bereichen Betriebswirtschaft/Ökonomie<br />

und Endodontie weiterzubilden.<br />

Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. Norbert Grosse,<br />

Vorsitzender der Akademie Praxis und Wissenschaft, starteten<br />

die sehr engagierten Referenten Dr. Susanne Woitzik<br />

(„So programmieren Sie ihre Praxis auf Erfolg“), Dipl.-Hdl.<br />

Joachim Brandes und RA Michael Lennartz („Optimierte<br />

Praxisabläufe – was sollte und was darf delegiert werden.<br />

Praxismarketing – Was macht Sinn? Was ist erlaubt“).<br />

Durch rege Beteiligung der Teilnehmer und das Fachwissen<br />

der Referenten, auch im Bezug auf <strong>aktuelle</strong> „Stolpersteine“,<br />

verging die Zeit fast schon zu schnell.<br />

Besonders schön war das nun folgende gemeinsame<br />

Abendessen, was zum Kennenlernen untereinander und<br />

Erfahrungsaustausch geradezu einlud. Da auch die Referenten<br />

sich munter dazu gesellten, konnten auch jetzt noch<br />

Fragen in lockerer Atmosphäre beantwortet werden, die vorher<br />

zu kurz oder wie so oft, erst im Anschluss aufkommen.<br />

Der folgende Tag stand dann ganz im Zeichen der Wissenschaft:<br />

Dr. Christoph Zirkel „Endodontie heute – ein<br />

antibakterielles Behandlungskonzept“ zeigte anhand<br />

vieler Falldarstellungen den zeitgemäßen und langfristig<br />

erfolgreichen Weg der modernen Endodontie. Auch er begeisterte<br />

sichtlich alle Seminarteilnehmer und konnte jede<br />

Menge Tipps und Tricks vermitteln. Im Anschluss nutzten<br />

alle Seminarteilnehmer die Möglichkeit, um nach Unterweisung<br />

durch Dr. Zirkel in die richtige Arbeitsweise mit<br />

dem Endomotor VDW Gold/Mtwo-Pfeilensystem, freundlicherweise<br />

durch VDW für alle Seminarteilnehmer bereitgestellt,<br />

das neu Erlernte direkt umzusetzten und unter seinen<br />

aufmerksamen Augen weiter zu verbessern.<br />

Dr. Christian Honert<br />

74<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Erstes yd² young dentists-Meeting<br />

Seminarbericht 17. und 18. April in Bonn<br />

Das young-dentists-Team (v. li.): Thomas Walber, Birgit Barten,<br />

Gabriele Brandenburg<br />

Fröhliche Gesichter unter den Teilnehmern<br />

Dr. Christoph Zirkel: „Endodontie heute – ein antibakterielles Behand-<br />

lungskonzept“<br />

Fotos: Dr. Honert


Hausfortbildungen der Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />

15.07.2009 „Lasertherapie in der Zahnerhaltung: Endodontie, Parodontologie, Zahnhartsubstanz“<br />

Poliklinik für Zahnerhaltung<br />

Prof. Dr. B. Willershausen, Dr. A. Kasaj, ZA A. Azaripour<br />

09.09.2009 „Knochenersatzstoffe“<br />

Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Dr. Dr. Klein/ Prof. Dr. H. Duschner (ASMA)<br />

28.10.2009 „Mundschleimhauterkrankungen – moderne diagnostische Verfahren“<br />

Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie<br />

Dr. F. Röder<br />

25.11.2009 „Grundlagen der Datenakquisition bei CAD-CAM-gefertigtem Zahnersatz“<br />

Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik<br />

Dr. K.-M. Lehmann<br />

09.12.2009 „PA- und Allgemeinerkrankungen“<br />

Poliklinik für Zahnerhaltung<br />

Prof. Dr. B. Willershausen, Dr. A. Kasaj<br />

Die Fortbildungen finden im Großen Hörsaal der Klinik für Zahn-, Mundund<br />

Kieferkrankheiten, Augustusplatz 1, 55131 Mainz, jeweils um 17.00<br />

Uhr statt (Dauer ca. 1 Stunde). Die Teilnahme ist kostenlos. Über eine<br />

Spende für die Fachschaft würden wir uns freuen. Prof. Dr. Herbert Scheller,<br />

Geschäftsführender Direktor, freut sich über eine rege Teilnahme. Selbstverständlich<br />

können auch interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

teilnehmen.<br />

Externe Teilnehmer werden um eine Spende für die Studenten/Fachschaft gebeten!<br />

zb_termine<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

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zb_termine<br />

76<br />

Regenerative Parodontaltherapie:<br />

Gewusst wie, wo und wann?<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Fortbildungen anderer Organisationen<br />

Datum: 29.07.2009 — 14.00 bis 18.00 Uhr<br />

Referent: Prof. Peter Eickholz<br />

Ort: Frankfurt<br />

Kursgebühr: 140,00 Euro / 110,00 Euro DGZMK-Mitglieder<br />

90,00 Euro APW-Mitglieder<br />

Kursnummer: ZF-21<br />

Fortbildungspunkte: 4<br />

Kontaktadresse: DGZMK<br />

Liesegangstr. 17 a, 40211 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211/61 01 98 24, Fax:/61 01 98 11<br />

Mail: dgzmk.springer@dgzmk.de<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Alle APW- und DGZMK-Mitglieder erhalten im Jubiläumsjahr<br />

35,00 Euro Rabatt auf jeden APW Einzelkurs (ausgenommen APW-<br />

Tagungen).<br />

Redaktion u.v.i.S.d.P.:<br />

Markus Brakel, DGZMK-Pressesprecher, Tel. 0211/71 83-601,<br />

Fax: 0211/71 83-582, Markus.brakel@dgzmk.de<br />

Symposium CMD/Orofaziale Schmerzen<br />

Datum: 26. bis 28. November 2009<br />

Thema: Interdisziplinäre Therapie von schmerzhaften<br />

kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD)<br />

Ort: Hotel Mercure Süd an der Goldenen Bremm,<br />

Zinzingerstr. 9, 66117 Saarbrücken<br />

Tel.: 0681-5863-0<br />

Organisation/ Dr. Horst Kares<br />

Anmeldung: Grumbachtalweg 9, 66121 Saarbrücken,<br />

Tel.: 0681/894018, Fax: 0681/5847075<br />

www.dr.kares.de, horst@kares.eu<br />

Detailliertes Programm unter www.sqschmerz.de<br />

10. Deutscher Medizinrechtstag in Frankfurt<br />

Datum: 4. und 5. September 2009<br />

Thema: - Telemedizin: Nutzen und Widerstände<br />

- Delegation ärztlicher Leistungen<br />

- Folgen für die Arzthaftpfl icht<br />

- Folgen für die Abrechnung<br />

- Werberecht für Ärzte<br />

- Neue Strategien des Freiberufl er-Marketings<br />

Das Programm können Sie hier herunterladen:<br />

http://www.stiftung-gesundheit.de/medizinrecht/dmrt.htm<br />

Der jährliche Medizinrechtstag ist eine Tagung von<br />

Medizinrechts-Anwälten und Ärzten. Referenten aus Justiz,<br />

Wissenschaft, Praxis, Verbänden und Politik beleuchten im<br />

Rahmen der Veranstaltung einen Themenkreis aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven.<br />

Kontakt: Stiftung Gesundheit<br />

Behringstraße 28 a, 22765 Hamburg<br />

Tel. 040/80 90 87-0; Fax 040/80 90 87-555<br />

E-Mail: info@stiftung-gesundheit.de<br />

http://www.stiftung-gesundheit.de


zb_termine<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

77


zb_termine<br />

Fortbildungen der LZK Rheinland-Pfalz<br />

Ihre Ansprechpartnerinnen bei der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz:<br />

Dagmar Wepprich-Lohse, Tel. 06131/9613 662<br />

Alexandra Albrecht, Tel. 0 6131/9613 661<br />

Carolin Faltin, Tel. 0 6131/9613 673<br />

Mittwoch, 16. September 2009 14.00 - 18.00 Uhr<br />

Oralchirurgisches Kompendium: „Von der Extraktion zur Implantation<br />

– Hartgewebsmanagement in der oralen Implantologie“<br />

Ort: Institut Bildung und Wissenschaft der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz, Langenbeckstr. 2, 55131 Mainz<br />

Fortbildungspunkte: 4<br />

Kursnr.: 098114<br />

Teilnahmegebühr: € 150,00<br />

Referentin: Dr. Dr. Daniel Rothamel (Köln)<br />

Mittwoch, 28. Oktober 2009 14.00 - 18.00 Uhr<br />

Oralchirurgisches Kompendium: „Oralchirurgische Eingriffe bei<br />

hämorrhagischen Diathesen – ein Konzept für ein abgestuftes<br />

zahnärztlich-chirurgisches Vorgehen“<br />

Ort: Institut Bildung und Wissenschaft der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz, Langenbeckstr. 2, 55131 Mainz<br />

Fortbildungspunkte: 4<br />

Kursnr.: 098115<br />

Teilnahmegebühr: € 150,00<br />

Referent: Dr. Matthias Burwinkel (Mainz)<br />

Samstag, 7. November 2009 10.00 - 16.00 Uhr<br />

Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz für Zahnärztinnen/Zahnärzten<br />

– Examen nach 2004<br />

Ort: Institut Bildung und Wissenschaft der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz, Langenbeckstr. 2, 55131 Mainz<br />

Fortbildungspunkte: 8<br />

Kursnr.: 098134<br />

Teilnahmegebühr: € 150,00<br />

Referent: Dr. Werner Döring (Betzdorf),<br />

Dr. Peter Matovinovic (Kaiserslautern)<br />

78<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

Mittwoch, 9. Dezember 2009 14.00 - 18.00 Uhr<br />

Oralchirurgisches Kompendium: „Dreidimensionale Bildgebung<br />

in der Implantologie“<br />

Ort: Institut Bildung und Wissenschaft der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz, Langenbeckstr. 2, 55131 Mainz<br />

Fortbildungspunkte: 4<br />

Kursnr.: 098116<br />

Teilnahmegebühr: € 150,00<br />

Referent: Prof. Dr. Nikolaus Behneke (Mainz)<br />

Dr. Alexandra Behneke (Mainz)<br />

August 2009 – November 2009<br />

Fortbildungslehrgang zur Zahnmedizinischen Prophylaxe-<br />

assistentin (ZMP)<br />

Ort: Institut Bildung und Wissenschaft der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz, Langenbeckstr. 2, 55131 Mainz und<br />

Universitäts- und Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten<br />

Kursnr.: 098211<br />

Teilnahmegebühr: € 2 250,00<br />

Dauer: ca. 400 Unterrichtsstunden<br />

Anmeldeschluss: 20.06.2009<br />

Oktober 2009 – Februar 2010<br />

Fortbildungslehrgang zur Zahnmedizinischen Verwaltungsassistentin<br />

(ZMV)<br />

Ort: Institut Bildung und Wissenschaft der Landeszahnärztekammer<br />

Rheinland-Pfalz, Langenbeckstr. 2, 55131 Mainz und<br />

externes EDV-Schulungszentrum<br />

Kursnr.: 098212<br />

Teilnahmegebühr: € 2 250,00<br />

Dauer: ca. 420 Unterrichtsstunden<br />

Anmeldeschluss: 20.06.2009


zb_soziale aktion<br />

10 Jahre „ARZT-UND ZAHNARZTHILFE KENYA e.V. “<br />

1999 wurde in Sömmerda (Thüringen) der Verein von engagierten Zahnärzten mit dem Ziel, Not leidende Menschen<br />

zahnärztlich zu versorgen, gegründet. Slumgebiete in Nairobi und Nakuru und das ländliche Gebiet um den Victoriasee<br />

wurden zum Einsatzgebiet gewählt, weil hier auf bestehende Strukturen der Franziskaner zurückgegriffen<br />

werden konnte und Hilfe in vielerlei Hinsicht bitter nötig ist.<br />

Flexibilität und Einfallsreichtum<br />

sind auch heute jederzeit notwendig.<br />

Nicht weniger als acht Zahnstationen<br />

sind mittlerweile durch die<br />

AZHK in Kenia eingerichtet worden. Den<br />

kenianischen Verhältnissen angepasste,<br />

einfach zu wartende, neue und luftgesteuerte<br />

Behandlungseinheiten sind in<br />

allen Stationen installiert.<br />

Erst im Frühjahr haben der Vorsitzende<br />

des Vereins, Hans Joachim Schinkel, und<br />

der Dentaltechniker Torsten Rauch von<br />

der Henry Schein Gruppe, neue Stationen<br />

im St. Monika Hospital Kisumu und<br />

im ländlichen Gebiet von Kaplomboi eingerichtet,<br />

neue Einheiten aufgebaut und<br />

auch in den anderen Stationen umfangreiche<br />

Ausbauten und Reparaturen vorgenommen.<br />

Torsten Rauch hat in all den<br />

Jahren fast jedes Jahr einen Teil seines<br />

Jahresurlaubs geopfert, um die Technik<br />

zu installieren und zu warten. Sein Arbeitgeber,<br />

die Henry Schein Gruppe, die<br />

zu einem wichtigen Sponsor des Vereins<br />

geworden ist, gibt ihm jährlich eine Woche<br />

Sonderurlaub.<br />

Der Verein verwirklicht immer mehr sein<br />

Grundprinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Es<br />

wird konsequent die Förderung der Ausbildung<br />

von einheimischen „Oral Health<br />

Officern“ und Zahntechnikern vorangetrieben.<br />

Ein zweiter Studienplatz für<br />

Zahnmedizin für eine geeignete Franziskanernonne<br />

ist ausgeschrieben. Die<br />

Fahrzeuge für die mobilen Einsätze werden<br />

teilweise ausgetauscht und erneuert.<br />

In dem Patenschafts-Programm werden<br />

nunmehr 370 Waisenkinder betreut<br />

und mit allem versorgt, was sie zum Leben<br />

und zur Ausbildung brauchen. Auch<br />

hier kommt die Hilfsbereitschaft direkt<br />

an. Da der Verein schon über 70 Kinder,<br />

die unter unwürdigen Bedingungen litten,<br />

in einem Interimsprogramm übernommen<br />

hat, werden dringend weitere<br />

Pateneltern gesucht, die bereit sind,<br />

einem Kind für einen Betrag von 370<br />

Euro, Lebensperspektiven zu geben.<br />

In sechs der eingerichteten Zahnarztpraxen<br />

arbeiten kenianische Oral Health<br />

Officer. Es besteht aber weiterhin immer<br />

noch Bedarf an Kolleginnen und Kollegen,<br />

die diese einmalige Erfahrung des<br />

direkten Helfens erleben wollen. Neben<br />

den leider meist erforderlichen Notversorgungen<br />

haben wir Präventionsprogramme<br />

einschließlich der Behandlung<br />

der Kinder mit mobilen Einheiten oder<br />

direkt in den Praxen begonnen. Ein<br />

weiterer Schwerpunkt wird die künftige<br />

Kooperation mit der in Gründung befindlichen<br />

medizinisch ausgerichteten<br />

Uzima-Universität in Kisumu sein.<br />

Zur diesjährigen Jahreshauptversammlung<br />

in Dresden am 26. September lädt<br />

der Verein neben den Vereinsmitgliedern<br />

und Sponsoren alle Interessierten ein,<br />

die den Verein in seinen Zielen unterstützen<br />

möchten und sich für die einzelnen<br />

Projekte interessieren. Als Gast<br />

werden wir die von uns geförderte Zahnmedizinstudentin<br />

und Franziskanerin Sr.<br />

Fabienne begrüßen.<br />

Detaillierte Informationen gibt es im Internet<br />

unter www.azhk.de, oder direkt<br />

bei der Vereins-Geschäftsstelle:<br />

Arzt- und Zahnarzthilfe Kenya e. V.<br />

Bahnhofstr.21, 99630 Sömmerda<br />

Tel 03634/621079<br />

Fax 03634/39313<br />

Dr. Peter Dierck<br />

2. Vorsitzender AZHK<br />

zahnärzteblatt 02 2009<br />

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praxis<br />

Die Intraligamentäre Anästhesie

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