Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...

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6 ZEITGESCHEHEN Nachrichten aus Görlitz Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz ✍ Paulick wirbt in Berlin für Gedenk-Projekt. Oberbürgermeister Joachim Paulick hat die Initiative von Görlitz und Ostgörlitz für einen Gedenkort gegen Vertreibung jetzt in Berlin vorgestellt. Auf einer internationalen Konferenz warb Paulick für die Idee, in der Europastadt Ost- und Westgörlitz ein länderübergreifendes Zentrum „Gemeinsames Erinnern“ aufzubauen. Die Initiative könne einen wichtigen Beitrag leisten, sagte Paulick. Er überreichte die Denkschrift dem polnischen Kulturminister Kazimierz Michael Ujazdowski und der Koordinatorin für die deutsch-polnische Zusammenarbeit Gesine Schwan. Der polnische Botschafter Marek Prawda kündigte nach Auskunft der Stadtverwaltung einen Besuch in Görlitz an. ✍ Arvo Pärt erhielt Brückepreis. Der estnische Komponist erhielt jetzt den internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz. Oberbürgermeister Joachim Paulick und sein polnischer Amtskollege Rafal Gronicz gratulierten dem Preisträger. Das Europera-Jugendorchester spielte Werke des Komponisten im Görlitzer Theater. Die Verleihung des Brückepreises an Arvo Pärt stand auch im Zeichen des Gedenkens an die Progromnacht des 9. November 1938. In der Frauenkirche gedachten erstmals Christen in einem ökumenischen Gottesdienst dieses Tages. „Abgründe und Hoffnungen“ – mit diesen Worten charakterisierte Bischof Konrad Zdarsa die Vielschichtigkeit dieses Datums. Denn auch der Aufbruch in Demokratie und Freiheit mit der politischen Wende in der DDR im November 1989 war ein Thema des Abends. ✍ Neue Namen für das Goldene Buch. Arvo Pärt, der estnische Komponist dem jetzt der Internationale Brückenpreis der Europastadt Görlitz verliehen wurde, trug sich wenige Stunden zuvor ins Goldene Buch der Stadt ein. Mit Ihm erweiterten die Staatspräsidentin Estlands, Ene Ergma, der estnische Botschafter Cyrill Kull und die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva-Maria Stange, die Unterschriftensammlung der Stadt. Im Rahmen der Festveranstaltung zur Verleihung des Preises am Abend im Theater trug sich dann auch der Laudator, Bundestagspräsident Norbert Lammert, ins Ehrenbuch der Stadt ein. ✍ Die erste Meridiantaufe fand jetzt bei Fackelschein im Görlitzer Stadtpark statt. Die ersten Täuflinge waren Mitglieder der Landesjugendleitung der Jugendfeuerwehr Sachsen. Sie hatten ihren Landesdelegiertentag im Görlitzer Berufsschulzentrum. Nach dem Festakt erhielten sie einen dekorativen „Taufschein“. ✍ Viele Besucher überraschten. Über 60 Gebäude in und um Görlitz zierte am Tag des Denkmals die blaue Fahne, die auf- forderte: „Besuchen Sie uns“. An der Ephraim-Villa auf der Goethestraße hing zwar solch eine Fahne nicht, aber durch eine versehentliche Meldung in der Sächsischen Zeitung kamen viele Besucher in die Jugendherberge, die in dieser schönen Jugendstil-Villa untergebracht ist. Die Leiterin der Jugendherberge, Martina Taubmann, reagierte schnell und führte viele Gäste durch die Räume, die an diesem Sonntag nicht belegt waren. Die Besucher fühlten sich in alte Zeiten versetzt, denn die Innenräume mit den Jugendstil-Fenstern und den Kaminen erinnerten ansprechend an diese Kunst am Bau um die Jahrhundertwende. 10 000 Besucher kamen am Denkmalstag um die Gebäude mit der blauen Fahne zu entdecken, darunter 26 Kirchen. Besonders viele Neugierige kamen in die Predigthalle am Jüdischen Friedhof und ins Weinberghaus. Die Synagoge besuchten allein 350 Menschen. ✍ Erster Nachwuchs im neuen Tibetdorf. Erst vor wenigen Wochen sind die Yaks zusammen mit den Kamelen und Ziegen ins neue Tibetdorf des Görlitzer Tierparks eingezogen, da ist schon der erste Nachwuchs da. Yak-Kuh Selina brachte mit Mudup ihr sechstes Kälbchen zur Welt. Vorsichtig tapst der Kleine derzeit durchs Gehege ohne von der Mama aus den Augen gelassen zu werden. Vorsehen muss er sich vor allen vor dem frechen Ziegenbock. ✍ Die Ehrenmedaille der Europastadt verliehen die Stadträte von Görlitz Ostund West an den Schweizer Autor Michael Guggenheimer und Hanna Majewska. Im Jahr 2009 soll die Jahrestagung des Pen-Clubs in Görlitz stattfinden. ✍ Arzt bekämpft Pocken. Ende des 18. Jahrhunderts musste der Görlitzer Arzt Christian August Struve zusehen, wie sein Sohn Ernst an den Pocken starb. Struve sagte daraufhin dieser Volkskrankheit den Kampf an. In England hatte 1796 Edward Jenner nachgewiesen, dass Impfungen mit Kuhpocken das Ausbrechen dieser Krankheit beim Menschen verhindern kann. Im Januar 1801 nahm sich der damals 31-jährige Görlitzer Arzt dieser Erkenntnis an und impfte den ersten von 2017 freiwilligen Patienten. Er schrieb 41 Aufsätze allein über die Kuhpockenschutzimpfung, die viele Nachbarorte bald übernahmen. Damit leitete er den erfolgreichen Kampf gegen diese tödliche Volkskrankheit ein. ✍ Das Dampfross stampft über die Neiße. Vor 160 Jahren erhielt Görlitz den Viadukt und Eisenbahnanschluss. Vor 170 Jahren arbeitete in einem Görlitzer Textilbetrieb die erste Dampfmaschine. Das Maschinenzeitalter begann und bald schon war auch der Siegeszug der Eisenbahn nicht mehr aufzuhalten, 1846 dampfte bereits eine Lok bis nach Hennersdorf östlich von Schlesische Nachrichten 24/2007-01/2008 Gedenktage 2008 1. Quartal 8. Januar 1898, Steinkirch/Niederschlesien 110. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Menzel, Schlesischer Lieder- und Mundartsammler, u. a. ausgezeichnet mit der Holtei- und Stehr-Medaille und dem Kulturpreis Schlesien 13. Januar 1883, Breslau 125. Geburtstag von Franz Xaver Seppelt, Kirchenhistoriker; Verfasser der einzigen Papstgeschichte auf wissenschaftlicher Basis; Papst Pius XII. ernannte ihn 1943 zum Päpstlichen Hausprälaten 8. Februar 1968, Oberglogau/OS 40. Todestag von Gerhard Strecke, Komponist von Orchester- und Chorwerken, Klavier und Liedvertonungen, 1919 Mendelssohn-Preis, 1962 Johann-Wenzel- Stamitz-Preis 17. Februar 1888, Sohrau/OS 120. Geburtstag von Otto Stern, Physiker, entwickelte die Molekularstrahlmethode (1943 Nobelpreis) 6. März 1968, Breslau 40. Todestag von Theodor Effenberger, berühmter Baumeister und Architekt aus Breslau, gestorben in Berlin 20. März 1888, Glatz 120. Geburtstag von Renée Sintenis, Bildhauerin, Tierplastiken und Porträts 21. März 1928, Breslau 80. Geburtstag von Peter Hacks, Dramatiker, Essayist und Lyriker, 1958 Lesingpreis Görlitz. Um weiter vorzudringen, war noch die Neiße zu überqueren. Dafür begann 1844 der Bau des noch heute bekannten und imposanten Viaduktes. Noch vor den beiden Ziegelbrücken im Vogtland stellte er eine einzigartige ingenieurtechnische Leistung dar. 475 Meter ist er lang, 35 Meter hoch, hat 32 Bögen und kostete 641 000 Taler. Bis zu neun Meter tief liegen die Fundamente der Pfeiler im Flussbett. Am 26. August 1847 befuhr Punkt 18 Uhr erstmals ein Dampfross das neue Bauwerk – die Stadt Görlitz war von der Eisenbahn erreicht. TERMINE Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Bonn e.V. Sonnabend, 19.01.2008, 16.00 Uhr Stadthalle Bad Godesberg – Neujahrsempfang Kurzfristige Änderungen vorbehalten – Bitte auf Tagespresse achten! Auskünfte/Anmeldungen: Tel: 0228/282616, www.schlesien-bonn.de

Schlesische Nachrichten 24/2007-01/2008 POLITIK / LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN 7 Unser schlesischer Christkindelmarkt Dreißig Jahre lang drehte sich in der Adventzeit alles um die vorweihnachtliche Freude und die Auswahl von passenden Geschenken für die Familie, Verwandte und Freunde. Unsere Marthel Franke hatte damals die Idee, für die in Hamburg wohnenden Schlesier einen heimatlichen Markt ins Leben zu rufen, um den Bräuchen und den Besonderheiten der Landsleute aus dem deutschen Land an der Oder eine Überlebenschance zu geben. Gemeinsam mit der Frauen- und Bastelgruppe des Schlesiervereins Rübezahl Hamburg von 1910 e. V. schuf sie die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung ihrer Idee. Die Trachtengruppe und alle Mitglieder des Vereins waren hilfreich zur Stelle und unterstützten den Schlesischen Christkindelmarkt im Haus der Heimat in der Hamburger Neustadt. Kuchenspenden oder flaschenweise Echt Stonsdorfer, Cornelius, Kirchwin oder Kroatzbeere ermöglichten ein breites Angebot für die Kunden dieses Marktes. Eine Tombola gesellte sich unter der Leitung von Käthe Busacker dazu und brachte Gelder ein, die für die Existenz des Vereins sehr wichtig wurden. Irgendwann vor einigen Jahren kamen die Gäste aus den anderen Landsmannschaften auf den nahe liegenden Gedanken, selbst an solch einem Erfolg partizipieren zu wollen. Also wurden die Schlesier gebeten, von ihrem Schlesischen Christkindelmarkt Abstand zu nehmen und sich der Mehrheit der anderen zu fügen. Von nun an wurde ein neuer Name geprägt: „Ostdeutscher Weihnachtsmarkt“. Alle Vertriebenen sollten sich darin wiederfinden. Nun ist endgültig der Zeitpunkt gekommen, wo auf die so zuverlässigen Damen und Herren des „RÜBEZAHL“ der Vergangenheit nicht mehr zurückgegriffen werden kann. Die 30er- und 40er-Jahrgänge sind noch sehr aktiv und haben begonnen, die alte Tradition fortzuführen. Auch in diesem Jahr am Tag vor dem Volkstrauertag fand der „Ostdeutsche Weihnachtsmarkt“ im neuen Haus der Heimat in Hamburg statt. Es kamen längst nicht so viele Käufer und Kunden wie in den „goldenen 70er- und 80er-Jahren“, doch das schlesische Angebot an drei Ständen der Schlesier war wieder riesig. Von Neisser Konfekt, Liegnitzer Bomben, Carlsbader Oblaten, Schlesischer Mohnstriezel, Wellwurst, Krakauer, echt schlesischem Häckerle usw., usw. bis zu den wunderschönen handgefertigten Adventsfiguren, Fensterbildern, Kranz- und Christbaumschmuck, Apfelpyramiden und Strohsternen etc. war die Bandbreite der Angebote wirklich schier unerschöpflich. Am Ende freuten sich Frau Groht und Herr Weinell von den „Waldenburgern“, Frau Glöckner, Herr und Frau Beier von den „Harburgern“ so wie Frau Greve, Frau Meinhard und das Ehepaar Thamm vom „RÜBEZAHL“ über diesen gelungenen Versuch, alte schlesische Tradition am Leben zu erhalten. HGM Was steht im Potsdamer Schlußprotokoll über Ostdeutschland? In einem Aufsatz über „Historische Belastungen der Integration Polens in die EU“ (Aus Politik und Zeitgeschichte, 5-6, 2005) schreibt Thomas Urban, der Polen-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung: „Warschau berief sich ... stets auf das Schlußprotokoll der Potsdamer Konferenz, das alle Maßnahmen der Polen in den Oder- Neiße-Gebieten rechtfertige.“ Was eigentlich steht im Potsdamer Schlußprotokoll über Ostdeutschland? Und beruft sich Warschau zu Recht darauf? Es sind zwei Artikel des Potsdamer Protokolls, die Ostdeutschland betreffen. (1) „Art. VI. Stadt Königsberg und das umliegende Gebiet Die Konferenz prüfte einen Vorschlag der Sowjetunion, dass vorbehaltlich der endgültigen Bestimmung der territorialen Fragen bei der Friedensregelung derjenige Abschnitt der Westgrenze der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, der an die Ostsee grenzt, von einem Punkt ... und von da zu dem Schnittpunkt der Grenzen Litauens, der Polnischen Republik und Ostpreußens verlaufen soll. Die Konferenz hat grundsätzlich dem Vorschlag der Sowjetregierung hinsichtlich der endgültigen Übergabe der Stadt Königsberg und des anliegenden Gebietes an die Sowjetunion gemäß der obigen Beschreibung zugestimmt ... Der Präsident der USA und der britische Premierminister haben erklärt, dass sie den Vorschlag der Konferenz bei der bevorstehenden Friedensregelung unterstützen werden“. (2) „Art. IX ... b) Bezüglich der Westgrenze Polens wurde folgendes Abkommen 1 erzielt: ... Die Häupter der drei Regierungen bekräftigen ihre Auffassung, dass die endgültige Festlegung der Westgrenze Polens bis zu der Friedenskonferenz zurückgestellt werden soll. Die Häupter der drei Regierungen stimmen darin überein, dass bis zur endgültigen Festlegung der Westgrenze Polens die früher deutschen Gebiete östlich der Linie ... von der Ostsee unmittelbar westlich von Swinemünde und von dort die Oder entlang bis zur Einmündung der westlichen Neiße und die westliche Neiße entlang bis zur tschechoslowakischen Grenze ..., einschließlich des Teiles Ostpreußens, der nicht unter die Verwaltung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ... gestellt wird, und einschließlich der früheren Freien Stadt Danzig unter die Verwaltung des polnischen Staates kommen ...“. Beiden Vereinbarungen ist gemeinsam, dass die betreffenden Gebiete – das nördliche Ostpreußen mit Königsberg einerseits, das übrige Ostdeutschland östlich von Oder und Neiße andererseits – unter sowjetische und unter polnische „Verwaltung“ gestellt werden und dass in beiden Fällen die „endgültige“ Entscheidung über die betreffenden Grenzen erst die Friedenskonferenz treffen soll. Der Begriff „Verwaltung“ und der Friedensvertragsvorbehalt in bezug auf die Grenzen besagen mittelbar, dass diese Gebiete (auch wenn sie in Art. IXb) als „die früher deutschen Gebiete“ bezeichnet werden) weiterhin staatsrechtlich bei Deutschland bleiben. Dafür ist auch ein Beleg, dass in Art. VI. „Ostpreußen“ – neben Litauen und Polen – als eigenes Gebiet genannt wird. Die Konferenz hatte gleich zu Beginn vereinbart, „das Deutschland des Jahres 1937 als Ausgangspunkt zu nehmen“. Schon am 5. Juni 1945 hatten die drei alliierten Regierung in zwei „Feststellungen“ über Deutschland erklärt: „Deutschland wird innerhalb der Grenze, wie sie am 31. Dezember 1937 bestanden, für Besatzungszwecke in vier Zonen aufgeteilt ...“. Dadurch, dass Stalin vor der Konferenz den größten Teil Ostdeutschlands unter polnische Verwaltung gestellt >>>

<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 24/2007-01/2008 POLITIK / LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />

7<br />

Unser schlesischer Christk<strong>in</strong>delmarkt<br />

Dreißig Jahre lang drehte sich <strong>in</strong> der Adventzeit<br />

alles um die vorweihnachtliche<br />

Freude und die Auswahl von passenden<br />

Geschenken für die Familie, Verwandte<br />

und Freunde. Unsere Marthel Franke hatte<br />

damals die Idee, für die <strong>in</strong> Hamburg<br />

wohnenden Schlesier <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n heimatlichen<br />

Markt <strong>in</strong>s Leben zu rufen, um den Bräuchen<br />

und den Besonderheiten der Landsleute<br />

aus dem deutschen Land an der Oder<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Überlebenschance zu geben. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Frauen- und Bastelgruppe<br />

des Schlesiervere<strong>in</strong>s Rübezahl<br />

Hamburg von 1910 e. V. schuf sie die<br />

Grundlage für <strong>e<strong>in</strong>e</strong> erfolgreiche Umsetzung<br />

ihrer Idee. Die Trachtengruppe und alle Mitglieder<br />

des Vere<strong>in</strong>s waren hilfreich zur Stelle<br />

und unterstützten den <strong>Schlesische</strong>n<br />

Christk<strong>in</strong>delmarkt im Haus der Heimat <strong>in</strong><br />

der Hamburger Neustadt. Kuchenspenden<br />

oder flaschenweise Echt Stonsdorfer,<br />

Cornelius, Kirchw<strong>in</strong> oder Kroatzbeere ermöglichten<br />

e<strong>in</strong> breites Angebot für die<br />

Kunden dieses Marktes. E<strong>in</strong>e Tombola gesellte<br />

sich unter der Leitung von Käthe Busacker<br />

dazu und brachte Gelder e<strong>in</strong>, die<br />

für die Existenz des Vere<strong>in</strong>s sehr wichtig<br />

wurden.<br />

Irgendwann vor e<strong>in</strong>igen Jahren kamen<br />

die Gäste aus den anderen Landsmannschaften<br />

auf den nahe liegenden Gedanken,<br />

selbst an solch <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Erfolg partizipieren<br />

zu wollen. Also wurden die<br />

Schlesier gebeten, von ihrem <strong>Schlesische</strong>n<br />

Christk<strong>in</strong>delmarkt Abstand zu<br />

nehmen und sich der Mehrheit der anderen<br />

zu fügen. Von nun an wurde e<strong>in</strong> neuer<br />

Name geprägt: „Ostdeutscher Weihnachtsmarkt“.<br />

Alle Vertriebenen sollten<br />

sich dar<strong>in</strong> wiederf<strong>in</strong>den.<br />

Nun ist endgültig der Zeitpunkt gekommen,<br />

wo auf die so zuverlässigen Damen<br />

und Herren des „RÜBEZAHL“ der Vergangenheit<br />

nicht mehr zurückgegriffen<br />

werden kann. Die 30er- und 40er-Jahrgänge<br />

s<strong>in</strong>d noch sehr aktiv und haben begonnen,<br />

die alte Tradition fortzuführen.<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr am Tag vor dem<br />

Volkstrauertag fand der „Ostdeutsche<br />

Weihnachtsmarkt“ im neuen Haus der Heimat<br />

<strong>in</strong> Hamburg statt. Es kamen längst<br />

nicht so viele Käufer und Kunden wie <strong>in</strong><br />

den „goldenen 70er- und 80er-Jahren“,<br />

doch das schlesische Angebot an drei<br />

Ständen der Schlesier war wieder riesig.<br />

Von Neisser Konfekt, Liegnitzer Bomben,<br />

Carlsbader Oblaten, <strong>Schlesische</strong>r Mohnstriezel,<br />

Wellwurst, Krakauer, echt schlesischem<br />

Häckerle usw., usw. bis zu den<br />

wunderschönen handgefertigten Adventsfiguren,<br />

Fensterbildern, Kranz- und<br />

Christbaumschmuck, Apfelpyramiden<br />

und Strohsternen etc. war die Bandbreite<br />

der Angebote wirklich schier unerschöpflich.<br />

Am Ende freuten sich Frau Groht und<br />

Herr W<strong>e<strong>in</strong>e</strong>ll von den „Waldenburgern“,<br />

Frau Glöckner, Herr und Frau Beier von<br />

den „Harburgern“ so wie Frau Greve, Frau<br />

Me<strong>in</strong>hard und das Ehepaar Thamm vom<br />

„RÜBEZAHL“ über diesen gelungenen Versuch,<br />

alte schlesische Tradition am Leben<br />

zu erhalten. HGM<br />

Was steht im Potsdamer Schlußprotokoll<br />

über Ostdeutschland?<br />

In <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Aufsatz über „Historische Belastungen<br />

der Integration Polens <strong>in</strong> die EU“<br />

(Aus Politik und Zeitgeschichte, 5-6, 2005)<br />

schreibt Thomas Urban, der Polen-Korrespondent<br />

der Süddeutschen Zeitung:<br />

„Warschau berief sich ... stets auf das<br />

Schlußprotokoll der Potsdamer Konferenz,<br />

das alle Maßnahmen der Polen <strong>in</strong> den Oder-<br />

Neiße-Gebieten rechtfertige.“ Was eigentlich<br />

steht im Potsdamer Schlußprotokoll<br />

über Ostdeutschland? Und beruft sich Warschau<br />

zu Recht darauf?<br />

Es s<strong>in</strong>d zwei Artikel des Potsdamer Protokolls,<br />

die Ostdeutschland betreffen.<br />

(1) „Art. VI. Stadt Königsberg und das<br />

umliegende Gebiet<br />

Die Konferenz prüfte <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Vorschlag der<br />

Sowjetunion, dass vorbehaltlich der endgültigen<br />

Bestimmung der territorialen Fragen<br />

bei der Friedensregelung derjenige Abschnitt<br />

der Westgrenze der Union der Sozialistischen<br />

Sowjetrepubliken, der an die<br />

Ostsee grenzt, von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Punkt ... und von<br />

da zu dem Schnittpunkt der Grenzen Litauens,<br />

der Polnischen Republik und Ostpreußens<br />

verlaufen soll. Die Konferenz hat<br />

grundsätzlich dem Vorschlag der Sowjetregierung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der endgültigen<br />

Übergabe der Stadt Königsberg und des<br />

anliegenden Gebietes an die Sowjetunion<br />

gemäß der obigen Beschreibung zugestimmt<br />

... Der Präsident der USA und der<br />

britische Premierm<strong>in</strong>ister haben erklärt,<br />

dass sie den Vorschlag der Konferenz bei<br />

der bevorstehenden Friedensregelung<br />

unterstützen werden“.<br />

(2) „Art. IX ... b) Bezüglich der Westgrenze<br />

Polens wurde folgendes Abkommen<br />

1 erzielt:<br />

... Die Häupter der drei Regierungen bekräftigen<br />

ihre Auffassung, dass die endgültige<br />

Festlegung der Westgrenze Polens<br />

bis zu der Friedenskonferenz zurückgestellt<br />

werden soll.<br />

Die Häupter der drei Regierungen stimmen<br />

dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, dass bis zur endgültigen<br />

Festlegung der Westgrenze Polens die<br />

früher deutschen Gebiete östlich der L<strong>in</strong>ie<br />

... von der Ostsee unmittelbar westlich von<br />

Sw<strong>in</strong>emünde und von dort die Oder entlang<br />

bis zur E<strong>in</strong>mündung der westlichen<br />

Neiße und die westliche Neiße entlang bis<br />

zur tschechoslowakischen Grenze ..., e<strong>in</strong>schließlich<br />

des Teiles Ostpreußens, der<br />

nicht unter die Verwaltung der Union der<br />

Sozialistischen Sowjetrepubliken ... gestellt<br />

wird, und e<strong>in</strong>schließlich der früheren<br />

Freien Stadt Danzig unter die Verwaltung<br />

des polnischen Staates kommen ...“.<br />

Beiden Vere<strong>in</strong>barungen ist geme<strong>in</strong>sam,<br />

dass die betreffenden Gebiete – das nördliche<br />

Ostpreußen mit Königsberg <strong>e<strong>in</strong>e</strong>rseits,<br />

das übrige Ostdeutschland östlich von Oder<br />

und Neiße andererseits – unter sowjetische<br />

und unter polnische „Verwaltung“ gestellt<br />

werden und dass <strong>in</strong> beiden Fällen die „endgültige“<br />

Entscheidung über die betreffenden<br />

Grenzen erst die Friedenskonferenz<br />

treffen soll. Der Begriff „Verwaltung“ und<br />

der Friedensvertragsvorbehalt <strong>in</strong> bezug auf<br />

die Grenzen besagen mittelbar, dass diese<br />

Gebiete (auch wenn sie <strong>in</strong> Art. IXb) als<br />

„die früher deutschen Gebiete“ bezeichnet<br />

werden) weiterh<strong>in</strong> staatsrechtlich bei<br />

Deutschland bleiben. Dafür ist auch e<strong>in</strong> Beleg,<br />

dass <strong>in</strong> Art. VI. „Ostpreußen“ – neben<br />

Litauen und Polen – als eigenes Gebiet genannt<br />

wird. Die Konferenz hatte gleich zu<br />

Beg<strong>in</strong>n vere<strong>in</strong>bart, „das Deutschland des<br />

Jahres 1937 als Ausgangspunkt zu nehmen“.<br />

Schon am 5. Juni 1945 hatten die<br />

drei alliierten Regierung <strong>in</strong> zwei „Feststellungen“<br />

über Deutschland erklärt:<br />

„Deutschland wird <strong>in</strong>nerhalb der Grenze,<br />

wie sie am 31. Dezember 1937 bestanden,<br />

für Besatzungszwecke <strong>in</strong> vier Zonen aufgeteilt<br />

...“. Dadurch, dass Stal<strong>in</strong> vor der<br />

Konferenz den größten Teil Ostdeutschlands<br />

unter polnische Verwaltung gestellt<br />

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