Investment Ideen (pdf) - Credit Suisse eMagazine - Deutschland
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▼<br />
Beratung<br />
den Finanzmärkten zu tun haben und die ebenfalls behebbar<br />
sind. In der Schweiz ist weder die erste noch die zweite<br />
Säule gefährdet. Anders sieht die Lage in einzelnen europäischen<br />
Ländern aus. Überall dort, wo ein Land mit einem<br />
grosszügigen, umlagefinanzierten Rentensystem alles auf<br />
eine Karte gesetzt hat, ist das System im Kern gefährdet.<br />
Also ist das schweizerische Modell, das auf zwei starke<br />
Säulen mit unterschiedlicher Finanzierung und unterschiedlichem<br />
Risikoprofil aufbaut, weiterhin ein Vorzeigemodell?<br />
Ja, durchaus. Unsere AHV hat sich wie alle umlagefinanzierten<br />
Systeme mit der zunehmenden Überalterung<br />
auseinanderzusetzen. Die Schweiz ist aber von dieser Demographie-Falle<br />
weniger betroffen als das Ausland, weil die<br />
AHV in unserem Mehrsäulensystem nur die Basisversicherung<br />
darstellt. Sie wird von der kapitalunterlegten beruflichen<br />
Vorsorge ergänzt, die von der Überalterung viel weniger<br />
betroffen wird.<br />
Dafür sind die Pensionskassen von andern Kontroversen betroffen<br />
wie unlängst die Renten-Debatte in Zusammenhang<br />
mit der Senkung des Mindestzinssatzes gezeigt hat.<br />
Die Kritiker der Pensionskassen haben ein paar fundamentale<br />
Fakten übersehen. Meine Generation ist in einer<br />
Zeit mit hohen Zinsen und hoher Inflation aufgewachsen.<br />
Jetzt ist die Inflation weg und deshalb sind auch die Zinsen<br />
tief. Die Anpassung des Mindestzinssatzes an die neuen<br />
Realitäten ist weder eine üble Schiebung noch ein Rentenklau.<br />
Also fahren wir auch mit einem tiefen Zinssatz nicht zwangsläufig<br />
schlechter als mit einem hohen Satz?<br />
Genau. Wer den Jahren mit einem Mindestzinssatz von<br />
vier Prozent oder mit Obligationenzinsen von sechs bis<br />
acht Prozent nachträumt, der übersieht, dass in diesen Zinsen<br />
immer ein Element Teuerungsausgleich enthalten war.<br />
Der ist anstandslos gewährt worden und in der Hochzinsphase<br />
Jahr für Jahr in die Altersguthaben eingebaut worden.<br />
Jetzt ist dieser Teuerungsausgleich nicht mehr nötig,<br />
weil die Inflation praktisch bei Null ist. Deshalb ist es absolut<br />
nichts Verwerfliches, wenn nun auf den Altersguthaben<br />
ein tiefer Mindestzinssatz zur Anwendung kommt. Deswegen<br />
wird doch niemandem seine Rente geklaut. Im Gegenteil.<br />
Wir sollten über das Verschwinden der Inflation und<br />
über die tiefen Zinsen froh sein: Endlich ist ein Franken wieder<br />
ein Franken wert.<br />
Denken Sie, dass der Mindestzinssatz künftig kein politischer<br />
Zinssatz, sondern ein reiner Marktzins sein sollte?<br />
6 3/2003 investment ideas<br />
Ja. Es spricht nichts dagegen, ihn halbjährlich oder jährlich<br />
an die jeweiligen Marktgegebenheiten anzupassen. Das<br />
wäre das Beste.<br />
Es gibt in letzter Zeit vermehrt Stimmen, welche die gesamte<br />
Vorsorge in der AHV konzentrieren und die berufliche<br />
Vorsorge abschaffen wollen. Was halten Sie davon?<br />
Das wäre das Dümmste, was wir machen könnten. In der<br />
jetztigen Situation sollten wir auf keinen Fall die erste Säule<br />
auf Kosten der zweiten Säule ausbauen. Das Problem<br />
der AHV liegt darin, dass immer weniger Junge immer<br />
mehr Renten für die Alten bereitstellen müssen. Mit einem<br />
Ausbau der AHV würden wir die Probleme ausbauen und<br />
nicht die Lösungen. Stattdessen sollten wir besser bei der<br />
zweiten Säule die nötigen Anpassungen vornehmen.<br />
Welche zum Beispiel?<br />
Ich plädiere für eine stärkere Heranziehung der Jungen<br />
in der beruflichen Vorsorge. Heute ist es so, dass den<br />
jungen Leute von den Pensionskassen 7 Prozent des Einkommens<br />
auf ihrem Altersguthaben gutgeschrieben werden.<br />
Bei den mittelalterlichen Jahrgängen sind es 10 bis<br />
12 Prozent und bei den über 50jährigen Erwerbstätigen<br />
satte 15 bis 18 Prozent. Für ein Unternehmen sind also die<br />
alten Arbeitnehmer sowohl beim Lohn als auch bei den<br />
Sozialausgaben die Teuersten. Diese Staffelung sollte man<br />
genau umdrehen. Dann wären die alten Erwerbstätigen billiger,<br />
flexibler und könnten früher in Pension gehen. Und<br />
die Jungen hätten rascher hohe Gutschriften in der Pensionskasse,<br />
die früh und lange Zins tragen könnten.<br />
Derzeit geistert ein AHV-Rentenalter 67, 68 oder noch<br />
höher herum. Das kann eigentlich niemanden aus der erwerbstätigen<br />
Generation freuen.<br />
Diese Diskussion erfolgt zur Unzeit. Es kann sein, dass<br />
vielleicht im Jahr 2025 ein Rentenalter 67 nötig sein wird.<br />
Aber darüber brauchen wir uns nicht heute zu streiten. Es<br />
genügt, wenn die Diskussion darüber im Jahr 2018 stattfindet.<br />
Bundesrat Couchepins Vorschlag mit dem Rentenalter<br />
67 hatte neben dem Unzeitgemässen aber auch etwas<br />
Positives. Er löste einen psychologischen Schock aus und<br />
schärfte das Bewusstsein dafür, dass beide Säulen einige<br />
Korrekturen benötigen.<br />
Welche Korrekturen sind bei der AHV nötig?<br />
Wichtige Schritte sind bereits eingeleitet: Gleiches Rentenalter<br />
65 für Mann und Frau, Gleichstellung von Witwerund<br />
Witwenrente. Und zum Glück hat der Gesetzgeber darauf<br />
verzichtet die Frühverrentung zu subventionieren. Im