Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF

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25.02.2013 Aufrufe

Aufsätze Martin Langebach – Eintrittsmotive in die Junge Union MIP 2010 16. Jahrgang […] haben auch gesagt, dass sie da mit den anderen auch zusammenarbeiten wollen, gerade unter den Jugendorganisationen“. Zugang zur JU erhielt Jens über einen Lehrer, bei dem er durch Zufall entdeckt, dass dieser Mitglied der CDU ist: „Er hat immer [die] CDU an letzte Stelle gestellt. Er hat immer gesagt, […] ich muss euch ja im Sozialkundeunterricht ja auch verschiedene Meinungen rüberbringen, die von der SPD und den Grünen und den Linken und von der FDP und auch von der CDU und jetzt müssen wir weiter machen. So […] ging immer die CDU am Ende und das hat er öfters mal gesagt und dann hat er irgendwann mal gesagt, er ist Stadtrat. Das hat er aber nur so nebenbei, weil jemand mal gefragt hat, ob er denn ein politisches Amt hat. Ich bin Stadtrat, so. Und da war es für mich schon klar, also, nach der Stunde hab ich gesagt, sie sind doch bei CDU oder? Hat er gesagt, ja. Also, das hat man an den Ansichten überhaupt nicht gemerkt, also, die hat er überhaupt nicht vermittelt im Unterricht jetzt. Das fand ich auch gut“. Jens spricht seinen Lehrer auch darauf an, ob er ihn nicht mal zu einem Treffen mitnehmen könne. Ohne diesen Kontakt, resümiert Jens, „wäre ich wahrscheinlich zur JU, ich weiß nicht, ob ich da wirklich hingekommen wäre“. Er erzählt, dass er „bei allen Jugendorganisationen hier im Kreis Bezug zu Menschen [habe], die da drin sind“, nur eben nicht zur JU. In der Folgezeit nimmt Jens wiederholt an Veranstaltungen der JU teil: „Also ich hab mir das ja auch dann weiterhin angeguckt […], ich war dann so bestärkt im Prinzip schon, das ich mir gedacht hab, jetzt hab ich die Informationsphase eigentlich beendet und ich möchte da in Deutschland auch in der Politik auch aktiv werden, was verändern, brauch dann so ein Podium, dann bin ich Mitglied geworden.“ Der Anstoß für den letztendlichen Beitritt geht indes von seinem Lehrer aus: „Er hatte mich darauf angesprochen, weil er gar nicht wusste, weil ich eben die ganze Zeit schon dabei war und auch was mitgemacht hatte, […] dass ich noch gar nicht Mitglied bin. Und der hat dann mal gesagt, ob ich denn jetzt eigentlich Mitglied bin und da hab ich mir überlegt, ja, jetzt, kannst eigentlich mal dann machen. Und dann hab ich das mal gemacht. 96 Also, das war jetzt nicht von irgendwas Besonderem, ich hab mir gedacht, jetzt wirds langsam mal Zeit“. Immerhin ist er, wie er sagte, vom Programm überzeugt, vor allem von den wirtschaftspolitischen Aspekten. Hinzu kommt, dass die Grundsätze „auf dem Christentum“ basieren und er ist „begeistert“ von der Bundeskanzlerin Angela Merkel, von ihrem Umgang mit dem damaligen US-Präsidenten George Bush und davon, „wie sie sich da als Frau mit eingearbeitet hat und gerade auch […] schön diplomatisch vorgegangen ist“. Inhaltlich sieht er indes „noch ein bisschen Handlungsbedarf“ bei Themen wie Abtreibung, bei denen er eine „recht konservative Einstellung“ habe. Von Seiten seiner Familie erhielt Jens bei dem Schritt wenig Unterstützung: „Meine Eltern waren nicht wirklich dafür“, berichtet er. Sie hätten sich Sorgen darüber gemacht, dass sein Engagement vielleicht negativ wäre für die von ihnen geführte Firma, „irgendwie, dass die Leute dann sagen, jetzt schicken sie den da in die Politik“. Sein Bruder, der überlege der FDP beizutreten, riet ihm sogar „total“ ab, „er meinte, das soll ich dann erst machen, wenn ich achtzehn bin, weil er meinte, dass das jetzt […] noch zu früh wäre“. Und auch sein Opa sei dagegen gewesen, erinnert sich Jens und fügt hinzu: „die sind aber halt alle noch durch die DDR geprägt, so […] Schluss damit, mit Politik und ja“. Eine Zeitlang habe auch sein bester Freund überlegt beizutreten, habe es dann aber sein lassen, weil er „eben auch davor Angst [gehabt hätte] dann meinungsmäßig da eingeschränkt zu sein“ – eine Überlegung, die auch bei der Entscheidungsfindung von Jens eine wichtige Rolle spielte: „Die Bindung war erst mal schon ne Sache, dass man dann ja auch […] das Problem hat, dass man dann auch manchmal Dinge unterstützen muss oder sollte, die man dann auch manchmal nicht so richtig vertreten kann“, gesteht Jens ein. Aber er habe sich überlegt, dass er seine Zweifel dann äußern und „in dieser Sache dann […] nicht mitwirken [werde], wenn da irgendwas zu machen ist“. Dennoch zögerte er, als es galt den Aufnahmeantrag im Internet abzusenden: „Als ich alles eingetragen hatte und jetzt stand da, […] ja, ich will Mitglied werden, […] da hab ich

MIP 2010 16. Jahrgang Martin Langebach – Eintrittsmotive in die Junge Union Aufsätze bestimmt noch mal zehn Minuten […] hab immer gesagt, soll ich das jetzt wirklich machen, soll ich das jetzt wirklich machen […] Also mein erster Gedanke als ich dann das alles ausgefüllt hatte, bis dahin hatte ich dann noch gar nichts gedacht, […] jetzt könnte es sein, dass du deine politische Redefreiheit verlierst, so. Und dann habe ich mir auch noch mal gedacht, […] hier ehemalige DDR kam natürlich die Geschichten von meinen Verwandten und so was, ja, Partei, SED, und da kann man nix mehr sagen und so was. Und das bleibt, obwohl es natürlich damit jetzt erst einmal nicht vergleichbar ist, immer noch hängen, und, natürlich sind dann ja auch noch mal die Kontraargumente für den Eintritt eingefallen.“ Eigentlich, erzählt er, würde er „lieber als Parteiloser in die Politik gehen, aber da man da eben nicht wirklich weit kommen kann, hab ich mir gedacht, wenn ich jetzt dann später Verantwortung übernehmen möchte […], wenn das nicht anders geht, dann muss ich das halt so machen“. 3. „Weil alle dabei sind“ Aus einem kleinen Dorf in Bayern kommt die 15-Jährige Ina. Sie geht auf die Realschule in einer nahe gelegenen Kleinstadt. Gerne sitzt sie in ihrer Freizeit vor dem Computer, schaut Fernsehen oder trifft sich mit Freunden. Außerdem ist sie seit der siebten Klasse Ministrantin, was „schon Spaß [mache], aber manchmal net, weil man am Sonntag aufstehen muss“. Politik indes interessiert die Jüngste von vier Kindern nicht. Auch wird zu Hause nicht viel über Politik gesprochen, außer wenn Wahl ist. Politisch engagieren sich die Eltern nicht, dafür aber ihre Geschwister, die versuchen, Ina zu werben: Die „ham halt gesagt, dass da alle drin sein und dass ich da auch mitmachen soll“, erzählt sie, „und dann habe ich erst gesagt, dass ich da net mitmach, weil ich mich net drä äh zwängele“ lasse. Sie fügt hinzu, dass sie „net direkt dagegen“ gewesen wäre, sondern nur „keine Lust gehabt“ hätte. Die treibende Kraft dabei ist ihr älterer Bruder, der auch schon ihre beiden älteren Schwestern bewegt hat in die JU einzutreten. Er „ist jetzt auch im Gemeinderat und mit dem hat das eigentlich auch alles aufgestanden mit der Jungen Union“ bei ihnen im Dorf, weiß Ina zu berichten und fügt hinzu, dass mittlerweile alle Mitglieder seien. Für sie ist das eines der beiden Motive, die schließlich zum Beitritt führen: „weil da so Freunde und da alle bei sein“. Hinzu kommt, dass sie die Veranstaltungen, die die JU in dem kleinen Dorf organisiert, ansprechen. Da möchte sie dabei sein: „die Aktionen sind immer schön, die sie halt machen“, erzählt sie: „wir haben jetzt zum Beispiel im Dezember ham wir so Weihnachtspäckchen verschenkt, also mit so Tee oder Nüssen oder so drinne, an Leute, als Weihnachtsgeschenk von der Jungen Union halt“. Darüber hinaus organisiere die Jugendorganisation in der kleinen Gemeinde auch Feste, „zum Beispiel, hier ham wir so a Oktoberfest gemacht, ja, da hats halt dann äh war so a Zelt aufgestellt mit ähm Getränken und so“. Als Mitglied will sie da jetzt dabei sein, unterstützen und mithelfen, „dass es leichter ist, wenn da mehr mitarbeiten als wenn da nur so ein paar sind“. Die Feste „san ja überhaupt lustig und so, das macht halt Spaß“, fügt sie hinzu. Geworben worden sei sie von ihren Geschwistern aber nicht, „ich hab irgendwie selber gesagt, dass ich da mitmach“. Denn es sei „schon schön, dass ich da dabei bin“, erklärt sie, „weil man halt mit die Freunde zusammen ist und weil es Spaß macht.“ 4. „Teil einer Gemeinschaft sein“ Auf einer Geburtstagsparty wird Melle, die in Rheinland-Pfalz lebt, von einer guten Freundin angesprochen: „Ich bin jetzt in die JU eingetreten, hast Du net auch Lust mitzumachen?“. Sie ist sich unsicher: „Tja, ja, ich weiß net, lass mich mal überlegen“. Über die Motive, warum ihre Freundin eingetreten ist, mutmaßt Melle, dass es wohl daran liege, dass ihr Bruder der Vorsitzende der örtlichen JU ist. Und zudem ist ihr Vater Vorsitzender des lokalen Lions Club. Melle indes informiert sich zunächst über die verschiedenen Jugendorganisationen, eine richtige Präferenz für die JU hat sie nicht: „Gut, bin ich mal […] im Internet ein bisschen rumgesurft, mal geguckt, JU, was sacht die Jusos, hab mir so an- 97

MIP 2010 16. Jahrgang Martin Langebach – Eintrittsmotive in die Junge Union <strong>Aufsätze</strong><br />

bestimmt noch mal zehn Minuten […] hab immer<br />

gesagt, soll ich das jetzt wirklich machen,<br />

soll ich das jetzt wirklich machen […] Also<br />

mein erster Gedanke als ich dann das alles ausgefüllt<br />

hatte, bis dahin hatte ich dann noch gar<br />

nichts gedacht, […] jetzt könnte es sein, dass du<br />

deine politische Redefreiheit verlierst, so. Und<br />

dann habe ich mir auch noch mal gedacht, […]<br />

hier ehemalige DDR kam natürlich die Geschichten<br />

von meinen Verwandten und so was,<br />

ja, Partei, SED, und da kann man nix mehr sagen<br />

und so was. Und das bleibt, obwohl es natürlich<br />

damit jetzt erst einmal nicht vergleichbar<br />

ist, immer noch hängen, und, natürlich sind dann<br />

ja auch noch mal die Kontraargumente für den<br />

Eintritt eingefallen.“ Eigentlich, erzählt er, würde<br />

er „lieber als Parteiloser in die Politik gehen,<br />

aber da man da eben nicht wirklich weit kommen<br />

kann, hab ich mir gedacht, wenn ich jetzt<br />

dann später Verantwortung übernehmen möchte<br />

[…], wenn das nicht anders geht, dann muss ich<br />

das halt so machen“.<br />

3. „Weil alle dabei sind“<br />

Aus einem kleinen Dorf in Bayern kommt die<br />

15-Jährige Ina. Sie geht auf die Realschule in einer<br />

nahe gelegenen Kleinstadt. Gerne sitzt sie in<br />

ihrer Freizeit vor dem Computer, schaut Fernsehen<br />

oder trifft sich mit Freunden. Außerdem ist<br />

sie seit der siebten Klasse Ministrantin, was<br />

„schon Spaß [mache], aber manchmal net, weil<br />

man am Sonntag aufstehen muss“. Politik indes<br />

interessiert die Jüngste von vier Kindern nicht.<br />

Auch wird zu Hause nicht viel über Politik gesprochen,<br />

außer wenn Wahl ist. Politisch engagieren<br />

sich die Eltern nicht, dafür aber ihre Geschwister,<br />

die versuchen, Ina zu werben: Die<br />

„ham halt gesagt, dass da alle drin sein und dass<br />

ich da auch mitmachen soll“, erzählt sie, „und<br />

dann habe ich erst gesagt, dass ich da net mitmach,<br />

weil ich mich net drä äh zwängele“ lasse.<br />

Sie fügt hinzu, dass sie „net direkt dagegen“ gewesen<br />

wäre, sondern nur „keine Lust gehabt“<br />

hätte. Die treibende Kraft dabei ist ihr älterer<br />

Bruder, der auch schon ihre beiden älteren<br />

Schwestern bewegt hat in die JU einzutreten. Er<br />

„ist jetzt auch im Gemeinderat und mit dem hat<br />

das eigentlich auch alles aufgestanden mit der<br />

Jungen Union“ bei ihnen im Dorf, weiß Ina zu<br />

berichten und fügt hinzu, dass mittlerweile alle<br />

Mitglieder seien. Für sie ist das eines der beiden<br />

Motive, die schließlich zum Beitritt führen:<br />

„weil da so Freunde und da alle bei sein“. Hinzu<br />

kommt, dass sie die Veranstaltungen, die die JU<br />

in dem kleinen Dorf organisiert, ansprechen. Da<br />

möchte sie dabei sein: „die Aktionen sind immer<br />

schön, die sie halt machen“, erzählt sie: „wir haben<br />

jetzt zum Beispiel im Dezember ham wir so<br />

Weihnachtspäckchen verschenkt, also mit so Tee<br />

oder Nüssen oder so drinne, an Leute, als Weihnachtsgeschenk<br />

von der Jungen Union halt“.<br />

Darüber hinaus organisiere die Jugendorganisation<br />

in der kleinen Gemeinde auch Feste, „zum<br />

Beispiel, hier ham wir so a Oktoberfest gemacht,<br />

ja, da hats halt dann äh war so a Zelt aufgestellt<br />

mit ähm Getränken und so“. Als Mitglied will<br />

sie da jetzt dabei sein, unterstützen und mithelfen,<br />

„dass es leichter ist, wenn da mehr mitarbeiten<br />

als wenn da nur so ein paar sind“. Die Feste<br />

„san ja überhaupt lustig und so, das macht halt<br />

Spaß“, fügt sie hinzu.<br />

Geworben worden sei sie von ihren Geschwistern<br />

aber nicht, „ich hab irgendwie selber gesagt,<br />

dass ich da mitmach“. Denn es sei „schon schön,<br />

dass ich da dabei bin“, erklärt sie, „weil man<br />

halt mit die Freunde zusammen ist und weil es<br />

Spaß macht.“<br />

4. „Teil einer Gemeinschaft sein“<br />

Auf einer Geburtstagsparty wird Melle, die in<br />

Rheinland-Pfalz lebt, von einer guten Freundin<br />

angesprochen: „Ich bin jetzt in die JU eingetreten,<br />

hast Du net auch Lust mitzumachen?“. Sie<br />

ist sich unsicher: „Tja, ja, ich weiß net, lass mich<br />

mal überlegen“. Über die Motive, warum ihre<br />

Freundin eingetreten ist, mutmaßt Melle, dass es<br />

wohl daran liege, dass ihr Bruder der Vorsitzende<br />

der örtlichen JU ist. Und zudem ist ihr Vater<br />

Vorsitzender des lokalen Lions Club. Melle indes<br />

informiert sich zunächst über die verschiedenen<br />

Jugendorganisationen, eine richtige Präferenz<br />

für die JU hat sie nicht: „Gut, bin ich mal<br />

[…] im Internet ein bisschen rumgesurft, mal<br />

geguckt, JU, was sacht die Jusos, hab mir so an-<br />

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