Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF
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MIP 2010 16. Jahrgang Martin Langebach – Eintrittsmotive in die Junge Union <strong>Aufsätze</strong><br />
JU-Gründungsprozesses keine Bedeutung gehabt<br />
haben: „Es hat für die entstehende politische Bewegung<br />
niemals auch nur das Geringste ausgemacht,<br />
ob wir evangelischen oder katholischen<br />
Glaubens gewesen sind. Wir wussten, wir sind<br />
Christen, wir gehören zusammen, wir wollen das<br />
gleiche, und darum sind wir ans Werk<br />
gegangen“ 19 , erinnert sich der erste JU-Bundesvorsitzenden<br />
Bruno Six zum zehnten Gründungstag<br />
der JU 1957. Der positive Bezug auf<br />
das Christentum ist bis heute im Grundsatzprogramm<br />
der JU Deutschlands fest geschrieben:<br />
„Die Politik der Jungen Union beruht auf der<br />
Achtung des Menschen als einmalige, unverwechselbare<br />
und eigenverantwortliche Persönlichkeit<br />
mit unantastbarer Würde. Ihre wichtigste<br />
Wurzel ist das christliche Verständnis vom Menschen<br />
und seiner Verantwortung vor Gott“. Betont<br />
wird aber auch, dass daraus kein „Auschluß<br />
Andersdenkender“ folge. 20<br />
Ihrem Selbstverständnis nach möchte die JU<br />
„Denkansätze und Vorstellungen der Jugend in<br />
die politische Auseinandersetzung“ einbringen<br />
und „Sprachrohr der jungen Generation innerhalb<br />
der Unionsparteien“ sein „und zugleich für<br />
alle jungen Menschen in der Bundesrepublik<br />
Deutschland ein Angebot zur politischen Mitgestaltung<br />
und Mitarbeit“ 21 bereithalten, heißt es<br />
am Anfang im Grundsatzprogramm. Zugleich<br />
betont die JU ihre Selbstständigkeit gegenüber<br />
der CDU/CSU und sieht sich im Verhältnis zur<br />
Union vielmehr als deren Motor: „Als die Jungen<br />
in der Union haben wir politisches Gewicht<br />
bei der programmatischen und personellen Erneuerung<br />
der CDU sowie der Modernisierung<br />
der Parteiarbeit“. 22 In der Öffentlichkeit ist indes<br />
in erster Linie Philipp Missfelder präsent und<br />
bekannt. Er wurde 2002 mit gerade einmal 23<br />
19 Bruno Six, Referat Königstein 1957, in Schwarz<br />
(Hrsg.), Junge Union Deutschlands, a.a.O., S. 60-64,<br />
hier S. 60.<br />
20 Grundsatzprogramm der Jungen Union Deutschlands,<br />
Beschluss des Deutschlandtages Fulda, 27.-29.10.95,<br />
geändert durch Beschluss des Deutschlandtages in<br />
Magdeburg, 24.-26.Oktober 1997.<br />
21 Ebd.<br />
22 Klaus Escher, Politik muß jünger werden!, in: Jugendpolitik,<br />
Zeitschrift des Deutschen Bundesjugendringes,<br />
Heft 4, 1997, S. 18-19, hier S. 18.<br />
Jahren zum Bundesvorsitzenden gewählt. Seit<br />
2005 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages<br />
und mit der 17. Wahlperiode außenpolitischer<br />
Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.<br />
Ferner gehört er dem Auswärtigen Ausschuss<br />
des Deutschen Bundestages an. Neben ihm sind<br />
noch 17 weitere Abgeordnete der CDU/CSU, die<br />
unter 35 Jahre alt sind, Mitglied der JU (Stand<br />
01.03.2010). Zu dieser „Jungen Gruppe“ der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion gehört auch die<br />
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend Kristina Schröder. Sie ist bereits mit<br />
14 Jahren der Jungen Union beigetreten: „Als<br />
ich 12 war hat mich der Mauerfall total fasziniert.<br />
Die in meiner Klasse haben für Pferde geschwärmt,<br />
ich für Helmut Kohl […]. Dann bin<br />
ich mit 14 in die Junge Union eingetreten“. 23<br />
III. Beitrittsmotive<br />
Jugendliche Schwärmerei für den „Kanzler der<br />
Einheit“ als Beitrittsmotiv einer 14-jahrigen<br />
Hessin? Häufiger wird bei minderjährigen Mitgliedern<br />
von Partei(jugend)organisationen indes<br />
darüber spekuliert, ob nicht beispielsweise eine<br />
mögliche Parteimitgliedschaft der Eltern Ursache<br />
eines Beitritts sei. Oder es wird gemutmaßt,<br />
dass der oder die Jugendliche bereits in jungem<br />
Alter ambitionierte Karrierepläne verfolge. Oder<br />
in Bezug auf die JU wird vor dem Hintergrund<br />
eines ihrer zentralen Slogans, „50% Party + 50%<br />
Politik = 100% Spaß“, vermutet, ein Eintritt<br />
vollziehe sich nur, weil dort kräftig gefeiert würde.<br />
Doch die Gründe, sich in jenem Alter einer solchen<br />
Nachwuchsorganisation anzuschließen,<br />
sind längst nicht so monokausal wie auf 140 Zeichen<br />
im Rahmen eines Twitter-Interviews geschildert<br />
oder allgemein assoziiert wird. Sechs<br />
kurze Schilderungen von Beitrittsprozessen sollen<br />
die Vielschichtigkeit derartiger Entscheidungen<br />
Minderjähriger andeuten. 24<br />
23 twinterview.de/kristina-koehler-ueber-politikerseinund-sicherheit,<br />
eingesehen am 9. März 2010.<br />
24 Eine vergleichende Analyse der Interviews sowie die<br />
Typenbildung standen bei Abgabe des Artikels ebenso<br />
noch aus wie eine theoretische Reflexion. Ferner weisen<br />
die im Folgenden aufgezeigten Motive unterschiedliche<br />
Dimensionen auf und sind hier zunächst<br />
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