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Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF

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MIP 2010 16. Jahrgang Sophie Charlotte Lenski – Die abgestufte Chancengleichheit der Parteien im Internet <strong>Aufsätze</strong><br />

lungsgrundsätze herausgebildet: Die bei der Zuerkennung<br />

von Sendezeiten maßgeblichen Untergrenzen<br />

ergeben sich daraus, dass auch der<br />

kleinsten Partei das Mindestmaß an Sendezeit<br />

zur Verfügung zu stellen ist, das erforderlich ist,<br />

um den mit der Ausstrahlung einer Sendung angestrebten<br />

Werbeeffekt erreichen zu können. Die<br />

Vergünstigungen, die einer mit Fraktionsstärke<br />

im Bundestag vertretenen Partei gewährt werden,<br />

müssen dem Umfang nach mindestens halb<br />

so groß wie bei jeder anderen und damit auch<br />

der größten Partei sein. Außerdem darf die Sendezeit,<br />

die einer großen Partei von der Rundfunkanstalt<br />

zugebilligt wird, das vier- bis fünffache<br />

der einer kleinen Partei zuerkannten Sendezeit<br />

nicht überschreiten. Dabei bemisst sich die<br />

Bedeutung einer Partei insbesondere auch nach<br />

den Ergebnissen vorausgegangener Wahlen zu<br />

Volksvertretungen. Insoweit ist insbesondere das<br />

Wahlergebnis der letzten gleichartigen Wahl<br />

maßgeblich, denn der Partei kann auf Bundes-,<br />

Landes- oder Europaebene durchaus unterschiedliche<br />

Bedeutung zukommen. Weitere Kriterien,<br />

um die Bedeutung einer Partei zu ermitteln,<br />

sind die Vertretung der Partei im Parlament,<br />

ihre Beteiligung an Regierungen, die Dauer ihres<br />

Bestehens, die Kontinuität ihrer Betätigung, die<br />

Zahl ihrer Mitglieder sowie Umfang und Ausbau<br />

ihres Organisationsgrades. 19<br />

Von der abgestuften Chancengleichheit bei Drittsendezeiten<br />

für Parteien im öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk zu trennen ist die Berücksichtigung<br />

politischer Parteien bei redaktionellen Beiträgen<br />

der Rundfunkanstalten im Vorfeld von<br />

Wahlen, etwa bei Diskussionsrunden, Wahlhearings<br />

oder auch dem mittlerweile journalistisch<br />

etablierten sogenannten Kanzlerduell. Während<br />

zu Beginn der 1990er Jahre noch einige Gerichte<br />

einen Anspruch von Parteien auf Beteiligung aus<br />

§ 5 PartG herleiteten, 20 wird die Einbeziehung<br />

solcher Sendungen in den Anwendungsbereich<br />

des § 5 PartG mittlerweile weitestgehend abge-<br />

19 VG Mainz, AfP 2009, 425 (425); OVG Koblenz,<br />

NVwZ 2006, 109 (109 f.).<br />

20 OVG Lüneburg, NVwZ 1994, 586 f.; OVG Hamburg,<br />

NJW 1994, 70 f.; VGH München, NVwZ 1991, 581 f.;<br />

s. auch VG Weimar, NVwZ-RR 2000, 406 (407); VG<br />

Frankfurt, NVwZ-RR 1999, 547 (547).<br />

lehnt, da es bereits an einer öffentlichen Leistung<br />

fehlt. 21<br />

III. Chancengleichheit im Internet – das Beispiel<br />

des „Wahl-O-Mats“<br />

Die soeben skizzierten, für den öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk entwickelten Kriterien sind auf<br />

die Spezifika dieses Mediums zugeschnitten, das<br />

in seiner rechtlichen Ausgestaltung maßgeblich<br />

durch das technische Phänomen der Frequenzknappheit<br />

geprägt ist. 22 Dies gilt selbst unter den<br />

Bedingungen der aktuellen technischen Entwicklung<br />

und der zunehmenden Konvergenz der Medien<br />

fort. 23 Denn selbst wenn sich die Frequenzknappheit<br />

im Rundfunk heute durch die technische<br />

Entwicklung deutlich reduziert hat, bleibt<br />

der Rundfunk doch aufgrund seiner linearen Programmgestaltung24<br />

jedenfalls durch eine Zeitknappheit<br />

geprägt. Da hier die Auswahlentscheidung<br />

des Medienkonsumenten auf das einzelne<br />

Programm bezogen durch Ein- und Ausschalten<br />

erfolgt, 25 ein bestimmter Inhalt also nicht beliebig<br />

verfügbar, sondern an eine konkrete Sendezeit<br />

geknüpft ist, bleibt das Knappheitsphänomen<br />

somit unbeschadet der technisch ausgeweiteten<br />

Sendekapazitäten bestehen.<br />

Die neuen Medien, insbesondere das Internet,<br />

zeichnen sich hingegen durch die Nicht-Linearität<br />

ihrer Programmgestaltung aus. Neben der<br />

Knappheit in Hinblick auf die Übertragungska-<br />

21 Vgl. nur OVG Bremen, DVBl 1991, 1269 f.; VGH<br />

Mannheim, NVwZ-RR 1997, 629 (630); VG Köln,<br />

ZUM 2002, 763 (763); OVG Münster, NJW 2002,<br />

3417 (3418); BVerfG, NJW 2002, 2939 (2939); Ladeur,<br />

ZUM 1991, 456 (463); Augsberg, in: Kersten/Rixen<br />

(Hrsg.), PartG, 2009, § 5 Rn. 77; Ipsen, in: ders.<br />

(Hrsg.), PartG, 2008, § 5 Rn. 22; Hoefer, NVwZ 2002,<br />

695 (696); Bethge, ZUM 2003, 253 (258 f.); weitere<br />

Nachweise bei Volkmann, Politische Parteien und öffentliche<br />

Leistungen, 1993, S. 63.<br />

22 Vgl. nur Bullinger, JZ 2006, 1137 (1137).<br />

23 Vgl. nur BVerfGE 121, 30 (51).<br />

24 Die Linearität der Programmgestaltung ist durch den<br />

12. RÄndStV nun auch in die Rundfunkdefinition des<br />

§ 2 Abs. 1 RStV aufgenommen. Dies beruht letztlich<br />

auf der Umsetzung der AVMD-Richtlinie, vgl. dazu<br />

nur Michel, ZUM 2009, 453 (455).<br />

25 Vgl. BVerfGE 74, 297 (352).<br />

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