Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF

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25.02.2013 Aufrufe

MIP 2010 16. Jahrgang Sophie Charlotte Lenski – Die abgestufte Chancengleichheit der Parteien im Internet Aufsätze Die abgestufte Chancengleichheit der Parteien im Internet Dr. Sophie Charlotte Lenski * I. Einleitung Die Chancengleichheit der Parteien ist ein, wenn nicht das zentrale Element der Wettbewerbsdemokratie. 1 Wenn unser demokratisches System nicht nur auf dem Wettbewerb von Ideen und Konzepten, sondern gerade auch auf dem Wettbewerb von Parteien basiert, Parteienrecht also in erster Linie Wettbewerbsrecht darstellt, 2 dann ist die Sicherstellung von Chancengleichheit eines der wichtigsten Elemente dieser Wettbewerbsordnung. Auch wenn vor diesem Hintergrund der Verfassungsrang der Chancengleichheit politischer Parteien unbestritten ist, stellt sich die dogmatische Herleitung im Einzelnen – mangels expliziter Normierung – doch als nicht ganz eindeutig dar. 3 So wird die Chancengleichheit der Parteien zum einen unmittelbar aus der Parteienfreiheit des Art. 21 Abs. 1 S. 2 GG hergeleitet. 4 Zum anderen wird der Grundsatz der Parteienfreiheit in Verbindung mit dem Grundsatz der Gleichheit der Wahl aus Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG zur normativen * Die Verfasserin ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Akademische Rätin a.Z. am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaften an der Ludwig- Maximilians-Universität München. 1 Zum Begriff vgl. Grimm, HdbVerfR, § 14 Rn. 6 ff., 42 ff.; BVerfGE 85, 264 (285); 91, 262 (268 f.); 111, 382 (404). 2 Vgl. v. Arnim, DÖV 1985, 593 (594 ff.); Morlok, NVwZ 2005, 157 ff; ders., in: Dreier (Hrsg.), GG, 2. Aufl. 2006, Art. 21 Rn. 26; Köhler, Parteien im Wettbewerb, 2006, S. 617 ff. 3 Vgl. etwa nur den Überblick bei Kißlinger, Das Recht auf politische Chancengleichheit, 1998, S. 17 ff. 4 Vgl. BVerfGE 1, 208 (255); 6, 84 (91 f.); 14, 121 (133); 44, 125 (146); 47, 198 (225); 52, 63 (88 f.); 69, 248 (268); 69, 248 (268); 73, 1 (29); 73, 40 (88 f.); 91, 262 (269); 111, 54 (104). Verankerung herangezogen. 5 Schließlich wird die Chancengleichheit auch in der Parteienfreiheit in Verbindung mit dem allgemeinen Gleichheitssatz aus Art. 3 Abs. 1 GG normativ verortet. 6 Teilweise wird diese Herleitung noch durch eine zusätzliche Verankerung im Demokratieprinzip ergänzt. 7 Aus systematischer Sicht scheint es sinnvoll, zwischen der allgemeinen und der besonderen Parteiengleichheit zu unterscheiden. Während sich die allgemeine Parteiengleichheit aus Art. 21 Abs. 1 S. 2 GG i.V.m. Art. 3 Abs. 1 GG herleitet und von der Funktion politischer Parteien ausgeht, in einem freien Wettbewerb bei der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken, folgt die besondere Parteiengleichheit aus Art. 21 Abs. 1 S. 2 GG i.V.m. Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG und sichert die Gleichheit der Parteien bei der rechtlichen Ausgestaltung oder staatlichen Einzelentscheidungen über die Rolle von Parteien im Vorfeld von Wahlen. 8 Neben und aufgrund der verfassungsrechtlichen Verankerung hat der Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien vor allem im Parteiengesetz seinen Niederschlag gefunden. 9 Mit der Regelung des gleichen Zugangs zu öffentlichen Einrichtungen in § 5 PartG ist hier der neben der Parteienfinanzierung10 wichtigste Bereich normiert, der staatlicherseits die Chancengleichheit der Parteien sichert. 5 Vgl. BVerfGE 24, 300 (340); 52, 63 (88 f.); 73, 1 (29); 104, 14 (20); 111, 54 (105); 111, 382 (398). 6 Vgl. BVerfGE 6, 273 (280); 7, 99 (108); 111, 54 (104, 106); 111, 382 (398). 7 Morlok, in: Dreier (Hrsg.), GG, 2. Aufl. 2006, Art. 21 Rn. 76; Klein, in: Maunz/Dürig (Hrsg.), GG, Art. 21 Rn. 304 f. 8 Vgl. zu dieser Unterscheidung Kersten, in: Kersten/Rixen (Hrsg.), PartG, 2009, § 1 Rn. 61 ff. 9 Daneben sind noch die verschiedenen medienrechtlichen Vorschriften über den Zugang zu Sendezeiten zur Wahlwerbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von Bedeutung, vgl. dazu sogleich. 10 Diese Vorschriften sind gem. § 5 Abs. 4 PartG ausdrücklich einer gesonderten Normierung unterzogen. 7

MIP 2010 16. Jahrgang Sophie Charlotte Lenski – Die abgestufte Chancengleichheit der Parteien im Internet <strong>Aufsätze</strong><br />

Die abgestufte Chancengleichheit<br />

der Parteien im Internet<br />

Dr. Sophie Charlotte Lenski *<br />

I. Einleitung<br />

Die Chancengleichheit der Parteien ist ein, wenn<br />

nicht das zentrale Element der Wettbewerbsdemokratie.<br />

1 Wenn unser demokratisches System<br />

nicht nur auf dem Wettbewerb von Ideen und<br />

Konzepten, sondern gerade auch auf dem Wettbewerb<br />

von Parteien basiert, Parteienrecht also<br />

in erster Linie Wettbewerbsrecht darstellt, 2 dann<br />

ist die Sicherstellung von Chancengleichheit eines<br />

der wichtigsten Elemente dieser Wettbewerbsordnung.<br />

Auch wenn vor diesem Hintergrund der Verfassungsrang<br />

der Chancengleichheit politischer Parteien<br />

unbestritten ist, stellt sich die dogmatische<br />

Herleitung im Einzelnen – mangels expliziter<br />

Normierung – doch als nicht ganz eindeutig dar. 3<br />

So wird die Chancengleichheit der Parteien zum<br />

einen unmittelbar aus der Parteienfreiheit des<br />

Art. 21 Abs. 1 S. 2 GG hergeleitet. 4 Zum anderen<br />

wird der Grundsatz der Parteienfreiheit in Verbindung<br />

mit dem Grundsatz der Gleichheit der<br />

Wahl aus Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG zur normativen<br />

* Die Verfasserin ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und<br />

Akademische Rätin a.Z. am Lehrstuhl für Öffentliches<br />

Recht und Verwaltungswissenschaften an der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität München.<br />

1 Zum Begriff vgl. Grimm, HdbVerfR, § 14 Rn. 6 ff.,<br />

42 ff.; BVerfGE 85, 264 (285); 91, 262 (268 f.); 111,<br />

382 (404).<br />

2 Vgl. v. Arnim, DÖV 1985, 593 (594 ff.); Morlok,<br />

NVwZ 2005, 157 ff; ders., in: Dreier (Hrsg.), GG, 2.<br />

Aufl. 2006, Art. 21 Rn. 26; Köhler, Parteien im Wettbewerb,<br />

2006, S. 617 ff.<br />

3 Vgl. etwa nur den Überblick bei Kißlinger, Das Recht<br />

auf politische Chancengleichheit, 1998, S. 17 ff.<br />

4 Vgl. BVerfGE 1, 208 (255); 6, 84 (91 f.); 14, 121<br />

(133); 44, 125 (146); 47, 198 (225); 52, 63 (88 f.); 69,<br />

248 (268); 69, 248 (268); 73, 1 (29); 73, 40 (88 f.); 91,<br />

262 (269); 111, 54 (104).<br />

Verankerung herangezogen. 5 Schließlich wird<br />

die Chancengleichheit auch in der Parteienfreiheit<br />

in Verbindung mit dem allgemeinen Gleichheitssatz<br />

aus Art. 3 Abs. 1 GG normativ verortet.<br />

6 Teilweise wird diese Herleitung noch durch<br />

eine zusätzliche Verankerung im Demokratieprinzip<br />

ergänzt. 7 Aus systematischer Sicht<br />

scheint es sinnvoll, zwischen der allgemeinen<br />

und der besonderen Parteiengleichheit zu unterscheiden.<br />

Während sich die allgemeine Parteiengleichheit<br />

aus Art. 21 Abs. 1 S. 2 GG i.V.m.<br />

Art. 3 Abs. 1 GG herleitet und von der Funktion<br />

politischer Parteien ausgeht, in einem freien<br />

Wettbewerb bei der politischen Willensbildung<br />

des Volkes mitzuwirken, folgt die besondere Parteiengleichheit<br />

aus Art. 21 Abs. 1 S. 2 GG i.V.m.<br />

Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG und sichert die Gleichheit<br />

der Parteien bei der rechtlichen Ausgestaltung<br />

oder staatlichen Einzelentscheidungen über<br />

die Rolle von Parteien im Vorfeld von Wahlen. 8<br />

Neben und aufgrund der verfassungsrechtlichen<br />

Verankerung hat der Grundsatz der Chancengleichheit<br />

der Parteien vor allem im Parteiengesetz<br />

seinen Niederschlag gefunden. 9 Mit der Regelung<br />

des gleichen Zugangs zu öffentlichen<br />

Einrichtungen in § 5 PartG ist hier der neben der<br />

Parteienfinanzierung10 wichtigste Bereich normiert,<br />

der staatlicherseits die Chancengleichheit<br />

der Parteien sichert.<br />

5 Vgl. BVerfGE 24, 300 (340); 52, 63 (88 f.); 73, 1 (29);<br />

104, 14 (20); 111, 54 (105); 111, 382 (398).<br />

6 Vgl. BVerfGE 6, 273 (280); 7, 99 (108); 111, 54 (104,<br />

106); 111, 382 (398).<br />

7 Morlok, in: Dreier (Hrsg.), GG, 2. Aufl. 2006, Art. 21<br />

Rn. 76; Klein, in: Maunz/Dürig (Hrsg.), GG, Art. 21<br />

Rn. 304 f.<br />

8 Vgl. zu dieser Unterscheidung Kersten, in:<br />

Kersten/Rixen (Hrsg.), PartG, 2009, § 1 Rn. 61 ff.<br />

9 Daneben sind noch die verschiedenen medienrechtlichen<br />

Vorschriften über den Zugang zu Sendezeiten zur<br />

Wahlwerbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von<br />

Bedeutung, vgl. dazu sogleich.<br />

10 Diese Vorschriften sind gem. § 5 Abs. 4 PartG ausdrücklich<br />

einer gesonderten Normierung unterzogen.<br />

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