Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF

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25.02.2013 Aufrufe

Aufsätze Johannes N. Blumenberg/Manuela S. Kulick – Zur Perspektive der SPD nach der Bundestagswahl 2009 MIP 2010 16. Jahrgang Wählern zu 34,9 Prozent und von den kurzfristig abgewanderten Wählern zu 40,5 Prozent als Kanzler präferiert. Dieses, auf den ersten Blick nicht ganz eindeutige Ergebnis, lässt sich anhand von Merkels Beliebtheit sowie der Schwäche Steinmeiers als Kanzlerkandidat erklären. Steinmeier ist bei den ehemaligen SPD-Wählern recht beliebt, aber die Befähigung zum Bundeskanzler wird ihm nicht von allen zugetraut. Interessantes zeigt sich auch bei der Kanzlerpräferenz der loyalen SPD-Wähler. So präferierten ein Viertel dieser Merkel vor Steinmeier. Ob die 25,5 Prozent der loyalen SPD-Wähler allerdings Merkel als Kanzlerpräferenz angaben, weil ihnen die Arbeit der Großen Koalition zusagte und sie Merkel für eine gute Kanzlerin hielten, oder aber ob sie Münteferings Ausspruch „Opposition ist Mist“ folgend, sich nur in einer Großen Koalition eine Regierungsbeteiligung erhofften, lässt sich mit den vorliegenden Daten zwar nicht beweisen, ist aber – wenn die Vorwahlumfragen zur Rate gezogen werden, nach denen es für eine rot-grüne Koalition definitiv nicht reichen würde und eine rot-rot-grüne laut SPD-Spitze nicht in Betracht gezogen wurde – durchaus sinnvoll. Schließlich standen die loyalen SPD-Wähler einer Fortführung der Großen Koalition nicht negativ gegenüber. Die Mehrheit der treuen SPD- Wähler (69,7 Prozent) wünschte sich allerdings ihren Kandidaten als Kanzler – unabhängig von Wahrscheinlichkeiten und Koalitionsspielen. Wesentlich für einen Kanzler sind auch persönliche Eigenschaften. So ist zu erwarten, dass der gewünschte Kanzlerkandidat dem Wähler vertrauensvoll und sympathisch aber auch durchsetzungsfähig und in der Lage die aktuellen Probleme, wie derzeit die Wirtschaftskrise, zu bewältigen, erscheint. Sympathie alleine ist nicht ausreichend. Im Mittel der vier Kandidateneigenschaften erreichte Merkel sowohl bei den loyalen als auch bei den ehemaligen SPD-Wählern einen Wert von 2,51, 20 was dem Mittel entspricht. Den bes- 20 Der Sympathiewert ist ein Durchschnittswert, berechnet aus den abgefragten Kandidateneigenschaften. Dabei reichte die ursprüngliche Skala von 1 (trifft voll 64 ten Wert mit 2,32 bzw. 2,22 erreicht sie bei der Bewertung ihrer Durchsetzungsfähigkeit. Obwohl sie als Kanzlerin der Großen Koalition von den Medien oftmals als Moderatorin zwischen den beiden Volksparteien dargestellt wurde, sind die Wähler dennoch der Ansicht, dass sie ihre Meinung durchzusetzen versteht und das ohne die „Basta“-Politik ihres Amtsvorgängers Gerhard Schröder. Weniger stark ist das Vertrauen der Befragten in die Fähigkeit Merkels die Wirtschaftskrise zu bewältigen. Trotzdem liegen die Werte mit 2,83 und 2,85 hier aber noch im Mittelfeld. Auch bei der Unterscheidung der ehemaligen SPD-Wähler nach verlorenen und kurzfristig abgewanderten Wählern zeigen sich kaum Unterschiede in der Bewertung Merkels. Die Werte für die Kanzlerin sind demnach, unabhängig von der Wahlentscheidung für oder gegen die SPD, mittelmäßig zu nennen. Sowohl die loyalen als auch die ehemaligen SPD-Wähler vertreten eine ähnliche Einschätzung, was die Kanzlerin und Kanzlerkandidatin der Union angeht. Ein anderes Bild ergibt sich bei Steinmeier. Dort differieren die Meinungen der Wähler teilweise erheblich. und ganz zu) bis 5 (trifft überhaupt nicht zu).

MIP 2010 16. Jahrgang Johannes N. Blumenberg/Manuela S. Kulick – Zur Perspektive der SPD nach der Bundestagswahl 2009 Aufsätze Abb. 3: Mittelwertvergleich der Kandidateneigenschaften des Kanzlerkandidaten Frank- Walter Steinmeier Quelle: GLES, eigene Berechnung. In jedem der vier abgefragten Punkte (Durchsetzungsfähigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Sympathie und Bewältigung der Wirtschaftskrise) erreicht Steinmeier bei den ehemaligen SPD-Wählern schlechtere Werte ( =2,77) als bei den loyalen SPD-Wählern ( =2,16). Unterschiede zeigen sich auch zwischen den verlorenen und den kurzfristig abgewanderten Wählern, was an der Abbildung 3 deutlich wird. Es fällt auf, dass alle drei Gruppen die Vertrauenswürdigkeit und Sympathie am besten bewerten, während Steinmeier bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise und Durchsetzungsfähigkeit am schlechtesten abschneidet. Dabei beurteilen ihn die loyalen SPD-Wähler am besten, mit etwas Abstand gefolgt von den kurzfristig abgewanderten und schließlich den verlorenen Wählern. Da davon ausgegangen wird, dass die kurzfristig ab gewanderten Wähler von der SPD zurückgewonnen werden können, ist die Einordnung zwischen den beiden anderen Gruppen zu erwarten gewesen. Steinmeier wird als sympathischer und vertrauenswürdiger Kandidat wahrgenommen. Weniger Vertrauen setzten die Befragten dagegen in seine Führungsstärke und die Bewältigung der Wirtschaftskrise. Trotz gewisser Ähnlichkeiten können Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden, was Cramer’s V mit 0,291 (p=,000) bestätigt. Im Wesentlichen wurde auf drei Gruppen eingegangen: die loyalen SPD-Wähler, die kurzfristig abgewanderten Wähler und die verlorenen Wähler. Steinmeier wurde von den loyalen SPD- Wählern stets am positivsten wahrgenommen, gefolgt von den kurzfristig abgewanderten Wählern. Die verlorenen Wähler nahmen Steinmeier am negativsten wahr. Stattdessen gaben sie Merkel gute Werte. Dies deckt sich mit der Theorie, dass Wähler, die mit einem Kandidaten nicht 65

<strong>Aufsätze</strong> Johannes N. Blumenberg/Manuela S. Kulick – Zur Perspektive der SPD nach der Bundestagswahl 2009 MIP 2010 16. Jahrgang<br />

Wählern zu 34,9 Prozent und von den kurzfristig<br />

abgewanderten Wählern zu 40,5 Prozent als<br />

Kanzler präferiert.<br />

Dieses, auf den ersten Blick nicht ganz eindeutige<br />

Ergebnis, lässt sich anhand von Merkels Beliebtheit<br />

sowie der Schwäche Steinmeiers als<br />

Kanzlerkandidat erklären. Steinmeier ist bei den<br />

ehemaligen SPD-Wählern recht beliebt, aber die<br />

Befähigung zum Bundeskanzler wird ihm nicht<br />

von allen zugetraut.<br />

Interessantes zeigt sich auch bei der Kanzlerpräferenz<br />

der loyalen SPD-Wähler. So präferierten<br />

ein Viertel dieser Merkel vor Steinmeier. Ob die<br />

25,5 Prozent der loyalen SPD-Wähler allerdings<br />

Merkel als Kanzlerpräferenz angaben, weil ihnen<br />

die Arbeit der Großen Koalition zusagte und sie<br />

Merkel für eine gute Kanzlerin hielten, oder aber<br />

ob sie Münteferings Ausspruch „Opposition ist<br />

Mist“ folgend, sich nur in einer Großen Koalition<br />

eine Regierungsbeteiligung erhofften, lässt<br />

sich mit den vorliegenden Daten zwar nicht beweisen,<br />

ist aber – wenn die Vorwahlumfragen<br />

zur Rate gezogen werden, nach denen es für eine<br />

rot-grüne Koalition definitiv nicht reichen würde<br />

und eine rot-rot-grüne laut SPD-Spitze nicht in<br />

Betracht gezogen wurde – durchaus sinnvoll.<br />

Schließlich standen die loyalen SPD-Wähler einer<br />

Fortführung der Großen Koalition nicht negativ<br />

gegenüber. Die Mehrheit der treuen SPD-<br />

Wähler (69,7 Prozent) wünschte sich allerdings<br />

ihren Kandidaten als Kanzler – unabhängig von<br />

Wahrscheinlichkeiten und Koalitionsspielen.<br />

Wesentlich für einen Kanzler sind auch persönliche<br />

Eigenschaften. So ist zu erwarten, dass der<br />

gewünschte Kanzlerkandidat dem Wähler vertrauensvoll<br />

und sympathisch aber auch durchsetzungsfähig<br />

und in der Lage die aktuellen Probleme,<br />

wie derzeit die Wirtschaftskrise, zu bewältigen,<br />

erscheint. Sympathie alleine ist nicht ausreichend.<br />

Im Mittel der vier Kandidateneigenschaften erreichte<br />

Merkel sowohl bei den loyalen als auch<br />

bei den ehemaligen SPD-Wählern einen Wert<br />

von 2,51, 20 was dem Mittel entspricht. Den bes-<br />

20 Der Sympathiewert ist ein Durchschnittswert, berechnet<br />

aus den abgefragten Kandidateneigenschaften. Dabei<br />

reichte die ursprüngliche Skala von 1 (trifft voll<br />

64<br />

ten Wert mit 2,32 bzw. 2,22 erreicht sie bei der<br />

Bewertung ihrer Durchsetzungsfähigkeit. Obwohl<br />

sie als Kanzlerin der Großen Koalition von<br />

den Medien oftmals als Moderatorin zwischen<br />

den beiden Volksparteien dargestellt wurde, sind<br />

die Wähler dennoch der Ansicht, dass sie ihre<br />

Meinung durchzusetzen versteht und das ohne<br />

die „Basta“-Politik ihres Amtsvorgängers Gerhard<br />

Schröder.<br />

Weniger stark ist das Vertrauen der Befragten in<br />

die Fähigkeit Merkels die Wirtschaftskrise zu<br />

bewältigen. Trotzdem liegen die Werte mit 2,83<br />

und 2,85 hier aber noch im Mittelfeld. Auch bei<br />

der Unterscheidung der ehemaligen SPD-Wähler<br />

nach verlorenen und kurzfristig abgewanderten<br />

Wählern zeigen sich kaum Unterschiede in der<br />

Bewertung Merkels. Die Werte für die Kanzlerin<br />

sind demnach, unabhängig von der Wahlentscheidung<br />

für oder gegen die SPD, mittelmäßig<br />

zu nennen.<br />

Sowohl die loyalen als auch die ehemaligen<br />

SPD-Wähler vertreten eine ähnliche Einschätzung,<br />

was die Kanzlerin und Kanzlerkandidatin<br />

der Union angeht. Ein anderes Bild ergibt sich<br />

bei Steinmeier. Dort differieren die Meinungen<br />

der Wähler teilweise erheblich.<br />

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