Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF
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MIP 2010 16. Jahrgang Johannes N. Blumenberg/Manuela S. Kulick – Zur Perspektive der SPD nach der Bundestagswahl 2009 <strong>Aufsätze</strong><br />
Kann die Zeit die Wunden heilen?<br />
Zur Perspektive der SPD nach der<br />
Bundestagswahl 2009<br />
Johannes N. Blumenberg und Manuela S.<br />
Kulick, Dipl. Soz.Wiss. *<br />
I. Einleitung<br />
Die Bundestagswahl 2009 kann ohne weiteres<br />
als Wahldebakel für die beiden Volksparteien bezeichnet<br />
werden. Erreichte die SPD mit nur 23<br />
Prozent das schlechteste Ergebnis seit dem Bestehen<br />
der Bundesrepublik, was die anderen Parteien<br />
dazu verleitete den Untergang der SPD als<br />
Volkspartei zu prognostizieren, erlitt auch die<br />
Union herbe Verluste. Das sehr gute Abschneiden<br />
ihres Wunschkoalitionspartners, der FDP, ermöglichte<br />
aber der Union an der Regierung zu<br />
bleiben und von ihrem Misserfolg abzulenken.<br />
Was blieb, war das Schicksal der SPD.<br />
Die Reaktion dieser, nunmehr „kleinen“ Volkspartei,<br />
auf den einmaligen Verlust von 11,2 Prozent<br />
der Wählerstimmen hingegen ließ nicht lange<br />
auf sich warten. Schnell wurde begonnen mit<br />
dem ehemaligen Führungspersonal abzurechnen,<br />
dieses auszutauschen, die Wahl zu analysieren<br />
und eine politische Neuausrichtung zu diskutieren.<br />
Ein solches Debakel soll sich aus Sicht der<br />
SPD nicht wiederholen.<br />
Nicht nur für die SPD als Partei ist es sinnvoll<br />
und notwendig sich mit dem Wahlergebnis zu<br />
beschäftigen. Auch aus wissenschaftlicher Sicht<br />
bieten sich einige interessante Analysemöglichkeiten,<br />
welche im Folgenden aufgegriffen werden.<br />
In diesem Kontext ist vor allem interessant,<br />
bei welchen Wählerschichten die SPD verloren<br />
hat und worin deren Gründe lagen die SPD nicht<br />
weiter zu unterstützen. Waren es unzufriedene<br />
Protestwähler, die mit dem Kandidaten Stein-<br />
* Frau Kulick ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am GE-<br />
SIS – Leibnitz-Institut für Sozialwissenschaften in<br />
Bonn und Projektleiterin der GLES Studie. Herr Blumenberg<br />
arbeitet als studentische Hilfskraft an der<br />
GLES Studie mit.<br />
meier nicht einverstanden waren? War es die<br />
viel diskutierte Politikverdrossenheit, die die<br />
Bürger am Wahltag zu Hause bleiben ließ? Oder<br />
bot sich ihnen mit der recht neuen Partei Die<br />
Linke eine gute Alternative zur Politik der SPD?<br />
Darüber hinaus gilt es zu beleuchten, welche<br />
Chancen die SPD bei den kommenden Wahlen<br />
hat, ihre ehemaligen Wähler wieder zurück zu<br />
gewinnen.<br />
Abb. 1: Wählerwanderungsbilanz SPD<br />
SPD<br />
-870.000<br />
-520.000<br />
-1.110.000<br />
-860.000<br />
-2.130.000<br />
-320.000<br />
Union<br />
FDP<br />
Linke<br />
Grüne<br />
Nichtwähler<br />
Andere<br />
Quelle: Infratest dimap.<br />
Ein Blick auf die Wählerwanderungsbilanz der<br />
SPD kann auf diese Fragen zumindest erste Hinweise<br />
geben. Ein gutes Drittel der ehemaligen<br />
SPD-Wähler entschloss sich am 27. September<br />
2009 der Wahl fernzubleiben. Dies ist zwar unerfreulich<br />
in Bezug auf die Wahlbeteiligung, bietet<br />
für die SPD bei den folgenden Wahlen aber<br />
durchaus Potenzial. Wähler, die sich aus Enttäuschung<br />
oder Frust bei der Wahl 2009 entschlossen<br />
haben zu Hause zu bleiben, können mit der<br />
„richtigen“ Politik wieder in das Lager der SPD<br />
zurückgeholt werden. Schwieriger wird dies bei<br />
den „neuen“ Linke-Wählern. Die linke Konkurrentin<br />
der SPD konnte knapp jeden fünften ehemaligen<br />
SPD-Wähler für sich gewinnen. Aber<br />
auch der ehemalige Koalitionspartner (Union,<br />
15,0 Prozent) und die Grünen (14,8 Prozent)<br />
profitierten in nicht geringem Ausmaß von der<br />
Schwäche der SPD.<br />
Für die SPD muss es nun oberstes Ziel sein, die<br />
ehemaligen Wähler zurückzugewinnen, will sie<br />
bei den zukünftigen Wahlen wieder mehr als ein<br />
Viertel der Bundesbürger für sich gewinnen. Dabei<br />
ist sowohl die von Infratest dimap aufgezeig-<br />
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