Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF
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<strong>Aufsätze</strong> Johannes Risse – Der Bundeswahlausschuss, die Europawahl und die Bundestagswahl 2009 MIP 2010 16. Jahrgang<br />
Der Bundeswahlausschuss, die<br />
Europawahl und die Bundestagswahl<br />
2009 1<br />
Dr. Johannes Risse *<br />
I. Einleitung<br />
Es liegt nahe, in einem Bericht über die Entscheidungen<br />
des Bundeswahlausschusses zu den<br />
Wahlen zum 17. Deutschen Bundestag auch auf<br />
die Wahlen zum 7. Europäischen Parlament, die<br />
im selben Jahr stattgefunden haben, einzugehen.<br />
Meine bisherigen Berichte2 berücksichtigten nur<br />
die Bundestagswahlen.<br />
Der Bundeswahlausschuss besteht aus dem Bundeswahlleiter<br />
als Vorsitzendem und acht Beisitzern3<br />
. Bundeswahlleiter ist üblicher- und praktischerweise<br />
der Präsident des Statistischen Bundesamtes.<br />
Die Beisitzer werden von ihm auf Vorschlag<br />
der bei der vorherigen Wahl erfolgreichen<br />
Parteien berufen4 – derzeit je zwei von CDU und<br />
SPD, je einer von CSU, FDP, GRÜNEN und<br />
LINKEN.<br />
Der Bundeswahlausschuss verhandelt stets in öffentlicher<br />
Sitzung5 ; sofern die betreffenden Organisationen<br />
Vertreter entsandt haben, werden<br />
diese gehört6 .<br />
1 Die Niederschriften der Sitzungen des Bundeswahlausschusses<br />
wurden in großem Umfang herangezogen,<br />
ohne dass dies jeweils besonders erwähnt würde. Der<br />
Schriftführerin des Bundeswahlausschusses, Frau Regierungsdirektorin<br />
Karina Schorn, gilt mein herzlicher<br />
Dank.<br />
* Der Verfasser ist von der SPD benanntes Mitglied des<br />
Bundeswahlausschusses, von Beruf Ministerialrat im<br />
Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalen.<br />
2 Siehe MIP 2003, S. 57 - 59, und MIP 2006, S. 60 - 66.<br />
3 Bundestagswahl: § 9 Abs. 2 Satz 1 Bundeswahlgesetz<br />
(BWG); Europawahl: § 4 Europawahlgesetz (EuWG)<br />
i.V.m. § 9 Abs. 2 Satz 1 BWG.<br />
4 Vgl. § 4 Abs. 2 Europawahlordnung (EuWO) und § 4<br />
Abs. 2 Bundeswahlordnung (BWO).<br />
5 § 10 Abs. 1 BWG; § 4 EuWG.<br />
6 § 33 Abs. 2 BWO; § 42 Abs. 2 BWO; § 35 Abs. 2<br />
EuWO.<br />
40<br />
II. Europawahl am 7. Juni 2009<br />
Für die Europawahl tagte der Bundeswahlausschuss<br />
zweimal, am 10. April 2009 und am<br />
30. Juni 2009.<br />
1. Erste Sitzung am 10. April 2009<br />
a.) Gemäß § 14 Abs. 1 EuWG hat der Bundeswahlausschuss<br />
am 58. Tag vor der Wahl „über<br />
die Zulassung der gemeinsamen Listen für alle<br />
Länder“ zu entscheiden. Dieser Tag fiel auf<br />
einen gesetzlichen Feiertag, den Karfreitag. Das<br />
Wahlrecht ist derart exakt in seinen Terminierungen,<br />
dass es nicht zulässig gewesen wäre, auf<br />
den vorherigen oder den folgenden Werktag auszuweichen.<br />
Dass „gemeinsame Listen für alle Länder“ – also<br />
Kandidatenlisten für das ganze Bundesgebiet –<br />
aufgestellt werden, ist der Normalfall. Nur CSU<br />
und CDU machen regelmäßig von der Möglichkeit<br />
Gebrauch, landesbezogene Listen einzureichen.<br />
Über deren Listen hatte der Bundeswahlausschuss<br />
also nicht zu entscheiden.<br />
b.) 38 Organisationen hatten fristgerecht Listen<br />
eingereicht. „Organisationen“, weil nicht nur politische<br />
Parteien, sondern auch „sonstige mitgliedschaftlich<br />
organisierte, auf Teilnahme an<br />
der politischen Willensbildung und Mitwirkung<br />
in Volksvertretungen ausgerichtete Vereinigungen<br />
mit Sitz, Geschäftsleitung, Tätigkeit und<br />
Mitgliederbestand in den Gebieten der Europäischen<br />
Gemeinschaft“ vorschlagsberechtigt sind7 .<br />
In der Sitzung ergab sich allerdings kein Anlass,<br />
der Frage nachzugehen, ob eine Liste von einer<br />
Partei oder von einer sonstigen Organisation<br />
stamme; ich spreche deshalb im Folgenden von<br />
Parteien.<br />
Bundesweite Listen benötigen 4.000 Unterstützungsunterschriften8<br />
. Ausgenommen davon sind<br />
Parteien, die „im Europäischen Parlament, im<br />
Deutschen Bundestag oder einem Landtag seit<br />
7 Somit entfällt bei der Europawahl die Prüfung der Parteieigenschaft<br />
der sich beteiligenden Organisationen;<br />
die Arbeit des Bundeswahlausschusses ist hier also wesentlich<br />
einfacher als bei der Bundestagswahl, siehe<br />
unten III. 1. b.).<br />
8 § 9 Abs. 5 Satz 2 EuWG.