Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF
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Rezensionen MIP 2010 16. Jahrgang<br />
so ließe sich von einem „Corporate Design“<br />
sprechen, das ein einheitliches Erscheinungsbild<br />
der beworbenen Marke sichert.<br />
Mit ihrer qualitativen Inhaltsanalyse gelingt Grünewald<br />
der Nachweis, dass – teils unter Einsatz<br />
von Experten aus der professionellen Werbung –<br />
Markenkommunikation in der Politik betrieben<br />
wurde und dass es so zur Herausbildung der Parteimarke<br />
SPD gekommen ist. Dabei findet Grünewald<br />
heraus, dass sich die Entwicklung über<br />
weite Strecken zeitlich parallel zu derjenigen in<br />
der kommerziellen Markenwerbung vollzogen<br />
hat. Zugleich vollzieht sie die organisatorischen<br />
Veränderungen innerhalb der Partei nach, die mit<br />
der Professionalisierung der Wahlkampfkommunikation<br />
einhergingen, und ordnet sie in den parteiengeschichtlichen<br />
Kontext ein. In diesem Zusammenhang<br />
ist beispielsweise interessant, dass<br />
die SPD-Plakate des Bundestagswahlkampfs<br />
1961, des ersten nach den Beschlüssen von Bad<br />
Godesberg, erstmals ein klares Corporate Design<br />
erkennen lassen. Hier schlägt sich das neue<br />
Selbstverständnis als Volkspartei in einer Strategie<br />
der Markenkommunikation nieder, mit der<br />
breitere Wählerschichten angesprochen werden<br />
sollen, was wiederum der eingangs zitierten<br />
Feststellung Kirchheimers entspricht. Dennoch<br />
setze sich, so Grünewald, in der politischen<br />
Kommunikation die innerparteiliche Spaltung<br />
der SPD in „linke Bewahrer“ und „rechte Modernisierer“<br />
fort.<br />
Grünewald, selbst Geschäftsführende Gesellschafterin<br />
einer Werbeagentur, beendet ihr Werk<br />
mit einem Plädoyer für professionelle Markenführung.<br />
Sie fordert von der Politik, offen zu jenen<br />
Kommunikationsstrategien zu stehen, deren<br />
Anwendung sie zuvor am Beispiel der SPD<br />
nachgewiesen hat. An dieser Stelle, aber keineswegs<br />
nur hier, kann sich der Leser des Eindrucks<br />
nicht erwehren, er halte eine Rechtfertigungsschrift<br />
in den Händen, geht es doch im Kern darum,<br />
den Nachweis für Markenbildung in der Politik<br />
zu erbringen, wobei die Autorin bereits früh<br />
klar stellt, dass diese eine Tatsache sei, die in<br />
den Marketingwissenschaften weitgehend unumstritten<br />
ist. Unterstützung für ihre Forderung findet<br />
Grünewald allerdings in einem Ergebnis ihrer<br />
Untersuchung: Die SPD habe zwar nicht alle<br />
150<br />
ihre professionell geführten Bundestagswahlkämpfe<br />
gewinnen können, aber allen Bundestagswahlen,<br />
die zu einer Regierungsbeteiligung<br />
der Partei führten, sei ein Wahlkampf mit Markenstrategie<br />
vorangegangen.<br />
Bleibt am Ende die bisher unbeantwortete Frage,<br />
ob die Enttabuisierung geglückt ist. Dies darf<br />
bezweifelt werden, denn, wie Grünewald selbst<br />
urteilt: „Die Debatte darüber, ob Parteien und<br />
Politiker als ‚Marken’ geführt werden können,<br />
ist also im Endeffekt ein Streit um die Definition<br />
des Markenbegriffs.“ (S. 304) Der Nachweis einer<br />
Markenbildung, die auf ihrem Markenverständnis<br />
beruht, vermag wohl nicht jene Kritiker<br />
zu überzeugen, die einer anderen Definition folgen<br />
und Markenwerbung in der Politik als unpolitisch<br />
und undemokratisch ablehnen. Aus Sicht<br />
der Parteienforschung wäre zudem vor dem klaren<br />
Schlussplädoyer für mehr professionelle<br />
Markenführung eine intensivere Diskussion der<br />
eventuellen Folgen für die innerparteiliche Partizipation<br />
von Interesse gewesen. Marken sind<br />
nun einmal keine demokratischen Gebilde und<br />
Markenführung ist eben genau dieses – eine<br />
Führungsaufgabe.<br />
Robert Matschoß<br />
Liedhegener, Antonius/Oppelland, Torsten<br />
(Hrsg.): Parteiendemokratie in der Bewährung.<br />
Festschrift für Karl Schmitt, Baden-Baden:<br />
Nomos-Verlag, 2009, ISBN<br />
978-3-8329-4679-1, 574 Seiten, € 89.<br />
Ein großer Wurf ist Antonius Liedhegener und<br />
Torsten Oppelland mit der Festschrift für ihren<br />
ehemaligen Lehrer und Kollegen Karl Schmitt<br />
geglückt, der zum Sommersemester 2008 am Institut<br />
für Politikwissenschaft der Universität<br />
Jena emeritiert wurde und im vergangenen Jahr<br />
seinen 65. Geburtstag feierte. Der nun vorgelegte<br />
Sammelband verdankt seine Stärke vor allem<br />
dem Mut und der Fähigkeit der Herausgeber,<br />
sich auf das Wesentliche zu beschränken. Zugunsten<br />
einer klaren konzeptionellen Engführung<br />
auf das Thema „Parteiendemokratie in der<br />
Bewährung“ verzichten Liedhegener/Oppelland<br />
erfolgreich auf die hinlänglich bekannte Praxis,