Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF
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MIP 2010 16. Jahrgang Rezensionen<br />
O. W. Gabriel/B. Weßels/J. W. Falter (Hrsg.):<br />
Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlass der<br />
Bundestagswahl 2005, VS-Verlag für Sozialwissenschaften,<br />
Wiesbaden 2009, 627 Seiten,<br />
49,90 €, ISBN 978-3-531-16413-7<br />
Die Bundestagswahl 2005 und der ihr vorausgegangene<br />
Wahlkampf liegen nun zwar schon eine<br />
Legislaturperiode zurück, doch wird diese Wahl<br />
den meisten Bundesbürgern wohl noch wegen<br />
mehrerer Ereignisse in Erinnerung sein. Neben<br />
der Auflösung des Parlaments und der Etablierung<br />
der Linkspartei.PDS als gesamtdeutsche<br />
Partei prägte vor allem der Wahlabend selbst mit<br />
seinem unerwarteten Wahlergebnis diese Bundestagswahl.<br />
Mit dem Sammelband „Wahlen<br />
und Wähler. Analysen aus Anlass der Bundestagswahl<br />
2005“ tragen die Herausgeber Oscar<br />
W. Gabriel, Bernhard Weßels und Jürgen W. Falter<br />
den Ereignissen dieser Wahl Rechnung. Auch<br />
dieser Sammelband steht in der Tradition der ursprünglich<br />
von Max Kaase und Hans-Dieter<br />
Klingemann aus Anlass der Bundestagswahl<br />
1980 begründeten „Blauen Bände“. Die einzelnen<br />
Beiträge sind in diesem Sammelband in drei<br />
Abschnitte aufgeteilt. Beinhaltet der erste Abschnitt<br />
spezifische Analysen zur Bundestagswahl<br />
2005, die sich auf die traditionellen Themen der<br />
Wahlforschung wie Wahlverhalten, Wählerwanderung<br />
und Kampagnendynamik beziehen, umfasst<br />
der zweite Abschnitt Beiträge, die sich mit<br />
längerfristigen Trends des Wahlverhaltens, den<br />
Konzepten der Parteistrategen, sowie der medialen<br />
Berichterstattung des Wahlkampfs auseinandersetzen.<br />
Nur drei Beiträge weisen über die<br />
Bundestagswahl hinaus und liefern als dritter<br />
Abschnitt Analysen zu Wahlen im europäischen<br />
Ausland sowie Analysen zu den einschlägigen<br />
Determinanten des Wahlverhaltens in anderen<br />
europäischen Demokratien. Sie setzen, wenn<br />
auch nicht zahlreich, die Einführung des internationalen<br />
Vergleichs in den „Blauen Bänden“ fort.<br />
Sinnvollerweise beginnt dieser Sammelband mit<br />
der politisch brisanten Vorgeschichte der Bundestagswahl<br />
2005. Holtmann erinnert in seinem<br />
Beitrag nicht nur an die Agenda 2010 und die<br />
Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, sondern<br />
ruft dem Leser noch einmal vor Augen, welche<br />
institutionellen Hürden die damalige Bundesre-<br />
gierung auf ihrem Weg hin zu Neuwahlen zu<br />
überwinden hatte. Nach der Darstellung des politischen<br />
Kontextes dieser Wahl folgen mehrere<br />
Beiträge, die sich anhand qualitativer wie quantitativer<br />
Methoden mit dem Wahlergebnis und<br />
dem Wahlkampf auseinandersetzen. Der Großteil<br />
der Beiträge basiert dabei auf der theoretischen<br />
Grundlage des Ann-Arbor-Modells zur Erklärung<br />
des Wahlverhaltens. Nacheinander wird<br />
getreu dem Modell die Trias von Parteien, Kandidaten<br />
und Sachthemen thematisiert. Der Beitrag<br />
der Forschungsgruppe Wahlen betrachtet<br />
neben diesen drei Faktoren zusätzlich den Einfluss<br />
der Sozialstruktur auf die Wahlentscheidung<br />
und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass<br />
bei dieser Wahl der Einfluss altbewährter sozialstruktureller<br />
Variablen wie Konfession und<br />
Kirchgang auf die Parteipräferenz kaum an Stärke<br />
verloren hat. Jedoch gilt die davon ausgehende<br />
Bindekraft nur noch für die Kernklientel der<br />
beiden großen Parteien. Auch Elff und Roßteutscher<br />
gelangen auf Basis des Cleavage-Modells<br />
zu dem Ergebnis, dass der Einfluss der sozialen<br />
Gruppen auf die Parteipräferenz bestehen bleibt,<br />
allerdings schwindet die Gruppe der Menschen,<br />
die an solche sozialen Konfliktlinien gebunden<br />
ist.<br />
Rattinger und Schoen untersuchen ebenfalls das<br />
Wahlverhalten der Bundesbürger und setzen<br />
diesbezüglich das Instrument einer dreiwelligen<br />
Wiederholungsbefragung ein. Das Ergebnis, ein<br />
Panel, das sich über mehrere Legislaturperioden<br />
erstreckt, stellt für Deutschland ein Novum dar<br />
und verdient der besonderen Beachtung. Aufgrund<br />
dieses Datensatzes können die Autoren<br />
belegen, dass das deutsche Elektorat nicht aus<br />
„zwei monolithischen Blöcken“ besteht, die sich<br />
in loyale Parteiwähler einerseits und regelmäßige<br />
Wechselwähler andererseits aufteilen. Vielmehr<br />
gibt es zahlreiche Personen, die bei Bundestagswahlen<br />
situationsabhängig stabil oder<br />
wechselnd wählen. Ein weiterer Beitrag, der die<br />
Aufmerksamkeit des Lesers erobern wird, ist die<br />
Analyse von Tenscher über den Bundestagswahlkampf<br />
2005. Er argumentiert, dass die guten<br />
Umfragewerte der Unionsparteien zu einem<br />
unverhofften Rollentausch in der heißen Phase<br />
des Wahlkampfs führten. Die Unionsparteien<br />
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