Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF
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MIP 2010 16. Jahrgang Rezensionen<br />
zur „ökologischen Bürgerrechtspartei“ (447)<br />
ausgedünnt und habe ihr „sozialökologisches“<br />
(ebd.) Profil eingebüßt. Folgerichtig empfiehlt<br />
Volmer den Grünen im Fünfparteiensystem ausführliche<br />
Grundsatzdebatten, damit die Partei<br />
nach dem – so vermutet er – endgültigen Scheitern<br />
von Rot-Grün neue politische Projekte jenseits<br />
der Funktionalisierung zur bloßen Mehrheitsbeschafferin<br />
entwickeln kann.<br />
Vornehmliche Zielgruppe des Buches scheinen<br />
Medienvertreter und insbesondere Parteiangehörige<br />
zu sein. Für erstere bietet es ein breites, zitierfähiges<br />
Spektrum an Lob und Kritik über<br />
Weggefährten wie politische Gegner. Letztere<br />
hingegen können dieses jüngste Selbstzeugnis<br />
eines Parteifreundes dazu nutzen, wahlweise in<br />
Erinnerungen zu schwelgen oder aber Kontrapunkte<br />
zu setzen. Für die wissenschaftliche Parteienforschung<br />
bietet das Werk indes nur wenig<br />
Anknüpfungspunkte. Obwohl im Klappentext<br />
als Mischung aus der „Perspektive des involvierten<br />
Akteures“ und dem „distanzierten Blick des<br />
Sozialwissenschaftlers“ angekündigt, kann sich<br />
Volmers Darstellung doch nie aus der Sicht seines<br />
eigenen Wirkens lösen. Dies macht schon<br />
die gewählte Form des persönlichen Berichts in<br />
der ersten Person deutlich. Entsprechend nehmen<br />
mal unterschwellige, mal weniger subtile<br />
Freund- und Feindschaftsbekundungen, persönliche<br />
Erfolge wie Rückschläge eine prominente<br />
Rolle im Text ein. Der Autor selbst nimmt für<br />
sich in der Einleitung eine „lebendige Erzählung“<br />
zur Vertiefung der bereits verfassten „Geschichten“<br />
zu den Grünen in Anspruch, zugleich<br />
„durchwirkt von eigenen Erlebnissen und Bewertungen“,<br />
aber auch „sozialwissenschaftlich<br />
reflektiert“ (11). Dieser Reflexion jedoch kann<br />
er nicht gerecht werden.<br />
Das Buch ergänzt die Literatur zu den Grünen<br />
um eine um die Regierungs- und darauffolgende<br />
Oppositionszeit auf Bundesebene aktualisierte<br />
Innenschau, die wie bei diesem Genre üblich, interessante<br />
Einblicke in das Innenleben der Partei<br />
gibt, nicht jedoch vom politischen Kontext des<br />
Verfassers losgelöst betrachtet werden kann. Der<br />
Selbsteinschätzung als „subjektive Chronik“ ist<br />
in diesem Sinne voll zuzustimmen.<br />
Annika Laux<br />
F. Lange: Das parlamentarische Immunitätsprivileg<br />
als Wettbewerbsvorschrift, Nomos-<br />
Verlag, Baden-Baden 2009, 203 Seiten, 48,00<br />
€, ISBN 978-3-8329-4012-6<br />
Mit dem Buch von Friederike Lange liegt nunmehr<br />
eine aktuelle Untersuchung des parlamentarischen<br />
(und teilweise auch sonstigen) Immunitätsrechts<br />
vor. Während Herrmann Butzer5 vor<br />
nunmehr bald 20 Jahren eine immer noch beachtenswerte<br />
und akribische Untersuchung der parlamentarischen<br />
Praxis bot, greift das Buch von<br />
Lange weiter, indem es die Immunitätsvorschriften<br />
in den Zusammenhang des politischen Wettbewerbs<br />
einordnet, und berücksichtigt die mit<br />
BVerfGE 104, 310 ff. – dem „Fall Pofalla“ –<br />
eingetretene teilweise Präzisierung des Immunitätsrechts<br />
durch das Bundesverfassungsgericht.<br />
Weiterhin bietet Lange eine informative historische<br />
Einführung in die tief im Mittelalter liegenden<br />
Ursprünge des Immunitätsrechts, rechtsvergleichende<br />
Ausführungen sowie eine teilweise<br />
überraschende Bestandsaufnahme von nichtparlamentarischen<br />
Immunitätsregelungen und -fragen:<br />
So wird der Leser etwa auf das Problem der<br />
„Immunität“ von Kunstwerken gestoßen, die für<br />
Ausstellungen international verschickt werden.<br />
Insgesamt macht die Untersuchung aber deutlich,<br />
dass andere Staatsorgane, die unter einer<br />
nicht minder großen Bedrohung durch sachfremd<br />
motivierte Strafverfolgung stehen als die<br />
Parlamentarier, auch ohne das historisch gewachsene<br />
Sonderrecht der Immunität funktionsfähig<br />
bleiben, da der Rechtsstaat eine hinreichende<br />
Stabilität aufweist.<br />
Bereits vor diesem Hintergrund scheint parlamentarische<br />
Immunität rechtfertigungsbedürftig.<br />
Entscheidend ist für Lange aber die Relevanz<br />
der Immunität für den politischen Wettbewerb.<br />
Dieser könne optimal nur bei Chancengleichheit<br />
der Akteure funktionieren. Immunität trage aber<br />
die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung in sich,<br />
da sie nur den Inhabern parlamentarischer Mandate<br />
zugute komme, nicht aber den Bewerbern.<br />
Dies gebiete eine zurückhaltende Auslegung von<br />
Art. 46 GG, der nur dem Schutz der Freiheit und<br />
5 Butzer, Herrmann: Immunität im parlamentarischen<br />
Rechtsstaat. Verfassungsgrundlagen und Parlamentspraxis<br />
des Deutschen Bundestages (1991).<br />
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