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Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF

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MIP 2010 16. Jahrgang Rezensionen<br />

tuell gelingt, ihre Repräsentationsfunktion auszuüben.<br />

Er bilanziert große Defizite der Parteien.<br />

Ausgehend von diesem Befund kritisiert<br />

Biehl den von ihm konstatierten Trend zum<br />

pragmatischen Umgang mit dem Mitgliederschwund,<br />

der die soziale Entwurzelung der Parteien<br />

noch weiter fördere und dadurch zu guter<br />

Letzt auch negative Konsequenzen für die Demokratie<br />

zeitigen könne. Biehl spricht sich demgegenüber<br />

für eine „Revitalisierung (partei-)politischer<br />

Aktivität“ (125) aus.<br />

Christian Junge widmet sich in seinem Beitrag<br />

dem Einfluss von organisationaler Identität auf<br />

die Parteimitglieder. Er stellt dazu sein aktuelles<br />

Forschungsprojekt vor, in dem er mithilfe qualitativer<br />

Leitfadeninterviews mit Mitgliedern von<br />

SPD und CDU erhoben hat, inwieweit Parteimitglieder<br />

die organisationale Identität der eigenen<br />

Partei bestimmen können und wie sich diese Fähigkeit<br />

auf ihr parteipolitisches Engagement und<br />

ihre Parteibindung auswirkt. Als Ergebnis konstatiert<br />

er, dass eine nachlassende oder nicht<br />

mehr existente Unterscheidbarkeit zwischen der<br />

eigenen und den konkurrierenden Parteien auch<br />

zu sinkender Parteibindung und nachlassendem<br />

parteipolitischen Engagement führt.<br />

Ausgehend von den Ergebnissen zweier Umfragen<br />

der Konrad Adenauer Stiftung unter Mitgliedern<br />

der CDU verstärkt Viola Neu in ihrem Artikel<br />

die These, dass entgegen dem allgemeinen<br />

Trend zum Mitgliederschwund der Anteil der<br />

Parteiaktiven sogar gestiegen sei. Sie schlussfolgert<br />

daraus einen Wandel des Mitgliedertypus<br />

hin zu einem aktiven und politikorientierten, der<br />

durch Partizipationsangebote bei der Stange gehalten<br />

werden müsse.<br />

Im Mittelpunkt des dritten Themenfelds des<br />

Sammelbandes stehen Parteiorganisationsreformen<br />

und deren Bewertung hinsichtlich ihrer<br />

Wirkung auf den Mitgliederschwund. Uwe Jun<br />

bescheinigt den Parteien diesbezüglich weitgehende<br />

Erfolglosigkeit. Mit Fokus auf CDU und<br />

SPD kommt er zu dem Ergebnis, dass die Reformbemühungen<br />

die weitreichende gesellschaftliche<br />

Entwurzelung der Parteien nicht aufgehalten<br />

haben. Grund dafür sei vor allem die<br />

technokratische Ausrichtung der Reformen, die<br />

für das eigentliche Kernproblem, nämlich die<br />

Kommunikationsfähigkeit der Parteien, keine<br />

Abhilfe geschaffen habe.<br />

Sebastian Bukow sieht hinter dem Festhalten am<br />

Konzept der Mitgliederpartei vor allem normative<br />

Beweggründe der Parteien, so dass eine Parallelität<br />

von Professionalisierung auf der einen<br />

Seite und die symbolische Einführung neuer Partizipations-<br />

und Kommunikationsinstrumente<br />

auf der anderen Seite zu beobachten sei. Aufgrund<br />

institutioneller Einflüsse, dem starken<br />

Druck zur organisationalen Angleichung an konkurrierende<br />

Parteien, zeigten sich außerdem in<br />

allen Parteien ähnliche Reformdebatten und<br />

-maßnahmen.<br />

In dem letzten wissenschaftlichen Artikel des<br />

Sammelbandes setzt sich schließlich Lars Holtkamp<br />

mit der These auseinander, die zerfaserte<br />

Bindung zwischen den Parteien und der Gesellschaft<br />

könne durch eine breitenwirksame Öffnung<br />

der lokalen Parteien wieder erneuert werden.<br />

Holtkamp weist nach, dass sich viele lokale<br />

Parteien und Basisorganisationen zwar tatsächlich<br />

für die Bürger öffnen, dies aber in der Regel<br />

mit einer Wendung ins Unpolitische, Parteilose<br />

einhergeht. Daher finde durch diesen Prozess<br />

keine Revitalisierung der gesellschaftlichen Verwurzelung<br />

höherer Parteigremien statt, sondern<br />

im Gegenteil eine verstärkte Abkoppelung der<br />

nationalen Partei von der Basis.<br />

Mit Innenansichten aus den sechs Bundestagsparteien<br />

schließt der Band. Im Wesentlichen bestätigen<br />

die Parteipolitiker viele der in den wissenschaftlichen<br />

Artikeln angesprochenen grundsätzlichen<br />

Probleme und Zusammenhänge, thematisieren<br />

vereinzelte, als besonders erfolgreich<br />

wahrgenommene Projekte gegen den Mitgliederschwund<br />

und bekennen sich ausnahmslos zur<br />

Mitgliederpartei als auch zukünftig wünschenswertem<br />

Konzept. Unterschiede zeigen sich lediglich<br />

in der Bewertung der Rolle der eigenen<br />

Partei im Krisenszenario: Während die beiden<br />

Volksparteien sich eher in kritischer Selbstreflexion<br />

üben, FDP und Grüne den Mitgliederschwund<br />

zwar als ernstes, zugleich aber handhabbares<br />

Problem abhandeln und die Linke besonders<br />

ihr Überalterungsproblem thematisiert,<br />

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