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Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF

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MIP 2010 16. Jahrgang Marcel Solar – Klarrmachen zum Ändern? Aufstieg und Perspektiven der deutschen Piratenpartei Aufgespießt<br />

mit Fragen der Netzpolitik und nehmen Forderungen<br />

der Piraten in die eigene Programmatik<br />

auf. Auch die Bundesregierung hat bereits reagiert<br />

und Abstand vom Zugangserschwerungsgesetz<br />

genommen. Die Piraten waren in diesem<br />

Sinne Agenda-Setter, die Gefahr besteht jedoch,<br />

dass sie ihre Rolle damit erfüllt haben. Mit einer<br />

Ausweitung auf andere Themengebiete (z.B. Bildungspolitik,<br />

Wahlrechtsreform) betreten sie in<br />

vielen Fällen dagegen ein bestelltes Feld, in dem<br />

den etablierten Parteien Kompetenzen zugeschrieben<br />

werden.<br />

2. Hinreichende Mobilisierung von Ressourcen<br />

und Politische Gelegenheitsstrukturen<br />

Die auf ca. 12.000 Mitglieder angewachsene<br />

Partei steht aber auch organisatorisch vor Herausforderungen.<br />

Zunächst einmal verpflichten<br />

sich die Piraten einer basisdemokratischen Entscheidungsfindung,<br />

Satzungen und Programme<br />

werden in Foren und im Wiki erarbeitet, jedem<br />

soll die Einbringung ermöglicht werden. Auch<br />

die Gruppen und „Crews“ vor Ort setzen auf flache<br />

Hierarchien und leichte Beteiligungsmöglichkeiten,<br />

etwa in projektbezogener Mitarbeit.<br />

So bieten die Piraten ein sehr niedrigschwelliges<br />

Politikangebot, dass zur Mitarbeit ermutigen<br />

soll. Gerade angesichts der anstehenden Diskussion<br />

über die thematische Aufstellung und der<br />

Interessenpluralität einer Partei, die sich jenseits<br />

von links und rechts verortet, wird sich aber über<br />

kurz oder lang die Frage nach Verfahren der innerparteilichen<br />

Konfliktregulierung stellen. Sollte<br />

bei den nächsten Wahlen keine parlamentarische<br />

Vertretung herausspringen, können die bisherigen<br />

Strukturen vor erhebliche Herausforderungen<br />

gestellt werden. Zudem besteht auch<br />

Bedarf nach einer Professionalisierung des politischen<br />

Alltagsgeschäfts: Bei allem Charme des<br />

Unkonventionellen, die staatlichen Anforderungen<br />

in Bezug auf Rechenschaftsberichte, Spendenverbuchung,<br />

u.ä., aber auch der Umgang mit<br />

der Medienlandschaft (siehe Junge Freiheit-Interview),<br />

werden den Piraten in Zukunft ein professionelleres<br />

Auftreten abverlangen. Und auch<br />

mit Blick auf das Personal besteht Grund zur<br />

Skepsis. Die prominentesten „Neuzugänge“,<br />

Jörg Tauss und Angelika Beer, stehen eher am<br />

Ende ihrer politischen Karriere als am Anfang<br />

und profiliertes Personal aus den eigenen Reihen<br />

hat sich bisher auch noch nicht hervorgetan.<br />

3. Parteienwettbewerb<br />

Schließlich ist noch der Parteienwettbewerb anzusprechen.<br />

Spätestens seit der Bundestagswahl<br />

haben die anderen Parteien die Piraten auf dem<br />

Schirm. In den Parteien wird dem zum einen auf<br />

der programmatischen Ebene Rechnung getragen,<br />

zudem werden aber auch Strategien entwickelt,<br />

wie man den Piraten in den kommenden<br />

Wahlen entgegentreten soll. Die politische Auseinandersetzung<br />

wird in Zukunft also eher härter<br />

und zielgerichteter. Vor allem aber hat sich die<br />

politische Konstellation geändert. Mit der Ablösung<br />

der Großen Koalition durch die schwarzgelbe<br />

Bundesregierung hat auch die Polarisierung<br />

im Parteienwettbewerb wieder zugenommen.<br />

Die Parteien, vor allem aber Union und<br />

SPD, positionieren sich stärker gegeneinander<br />

und mit deutlicheren Alternativen bei den anstehenden<br />

Wahlen. Außerdem beherrschen zumindest<br />

bis auf Weiteres Themen wie die Frage nach<br />

einer Steuerreform, der Haushaltskonsolidierung<br />

und einer Reform des Gesundheitswesens die<br />

politische Agenda. Die Piraten drohen dabei an<br />

den Rand gedrängt zu werden.<br />

Insgesamt erscheint es eher fraglich, ob es den<br />

Piraten gelingen wird, die Parlamente der Bundesrepublik<br />

zu entern. Mit jeder weiteren Wahl,<br />

bei der den Piraten dies nicht gelingen wird, bröckelt<br />

auch ein wenig vom Nimbus des Neuen<br />

und Frischen ab, und die Einbringung von Ideen<br />

und Themen in die etablierten Parteien wird attraktiver.<br />

Das Schicksal vieler anderer neuer<br />

Kleinparteien könnte somit auch jenes der Piratenpartei<br />

sein: Als Agendasetter profitiert man<br />

letztlich nicht selber von der Resonanz, die das<br />

Thema in der Bevölkerung findet.<br />

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