Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF

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25.02.2013 Aufrufe

Aufgespießt Ann-Kristin Kölln – Und der Wähler ist doch rational MIP 2010 16. Jahrgang tutionen einem großen Risiko aus. Trotzdem domniert Nicht-Wählen grundsätzlich Wählen. Das gleiche Ergebnis wird erzielt, wenn die Durchschnittswerte der Zellen und damit der Gemeinnutzen betrachtet werden. Demnach müsste auch die Kombination in Zelle IV von beiden Spielern favorisiert werden. Dieser Befund kann auch mit unterschiedlichen Levels der Wahlbeteiligung in Einklang gebracht werden: Eine Wahlbeteilung bei nahezu null Prozent stellt Zelle IV dar, während Zelle I und III ein mittleres Level erklären. Demnach zeigt Zelle II dann die höchste Wahlbeteiligung. Da allerdings die Durchschnittswerte in den Zellen I, III und IV so dicht beieinanderliegen, kann diese Matrix insgesamt eine geringe Wahlbeteilung von > 0 mit Hilfe der Spieltheorie erklären. Um dieses spieltheoretische Paradoxum nun doch noch auflösen zu können, bedarf es der vorher genannten Lehre des Utilitarismus. Vorausgesetzt, dass beide Spieler den Prinzipien des Utilitarismus folgen und nach einer Maximierung des Gemeinwesens streben, ergibt sich die folgende neue Matrix, die das Puzzle der Wahlbeteilung spieltheoretisch löst. Spieler 1 Wählen Nicht- Wählen Spieler 2 Nicht- Wählen Wählen 3, 3 3, 1 1, 3 1, 1 Matrix 3: Auszahlungsmatrix für Wahlbeteiligung aus Sicht ökonomischer Theorien, Utilitarismus integriert In der neuen Matrix 3 wurden die Kosten- und Nutzenwerte aus Matrix 2 übernommen, außer, 106 II III I IV dass nun soziale Sanktionen zum Bereich der Kosten und Maximierung des Gemeinnutzens zum Bereich des Nutzens hinzugefügt wurden. Dadurch wird Moral 4 Einheiten zugeteilt; 2 zusätzliche für eine Wahlbeteiligung und 2 weniger für die Wahlenthaltung. Die Werte sind gerechtfertigt unter der Berücksichtigung, dass beide Verhaltensweisen interne und externe Folgen für den Wahlberechtigten haben. Interne Vorteile beinhalten das Verfolgen einer moralischen Handlung und rationales Verhalten, während dem Wähler ein externer Nutzen in Form einer Fortführung der Demokratie sowie ein externer Kostenpunkt in Form von sozialen Sanktionen durch Familie und Freunde blüht. Wenn ein Spieler seiner Präferenzliste folgt und moralisches Handeln mit einbezieht, verfolgt er eine Fortführung der Demokratie und hat zusätzlich keine Sanktionen zu befürchten. Aus diesem Grund erhält er für dieses Verhalten 2 zusätzliche Einheiten. Umgekehrt erhält ein Spieler, der nicht moralischen Regeln folgt, nicht nur keine zusätzlichen Einheiten, sondern muss auch soziale Sanktionen fürchten und fördert nicht den Fortbestand der Demokratie. Deshalb werden diesem Spieler 2 Einheiten weniger als ursprünglich zugeteilt. Daher stellt Zelle II ein Nash-Gleichgewicht dar. Für die Konstellation in den Zellen I und III erhält der Spieler, der nicht wählt und damit seine free-riding Position ausnutzt, eine zusätzliche Einheit, da zumindest noch ein Teilnehmer wählt und der Fortbestand der Demokratie wahrscheinlicher ist. Zelle IV repräsentiert hier das schlechteste Ergebnis für beide Teilnehmer: beide müssen Sanktionen für unmoralisches Verhalten fürchten und laufen zusätzlich Gefahr, demokratische Konstrukte zu verlieren. Hier ist die free-riding Position (Nicht-Wählen) nicht rational, wenn die Teilnehmer vollständig über Kosten und Nutzen informiert sind. Zusätzlich zeigt die Betrachtung der Durchschnittswerte, dass kooperative Wahlbeteiligung den höchsten Wert mit 3 annimmt. Damit kann eine Maximierung des Gemeinnutzens durch gemeinsames Wählen erreicht werden. Ein etwas niedrigerer Durchschnittswert ist in Zelle I und III gegeben, wenn nur einer der Teilnehmer wählt. Diese nahe beieinanderliegenden Durchschnittswerte erklären auch, warum die

MIP 2010 16. Jahrgang Ann-Kristin Kölln – Und der Wähler ist doch rational Aufgespießt Empirie keine Wahlbeteilung von 100 Prozent aufweist. Durch die Anwendung der Utilitarismus-Lehre verbessert sich die Matrix, so dass der empirische Befund durch Spieltheorie erklärt werden kann. Moralisches und rationales Verhalten stellen keine Dichotomie dar und ökonomische Theorien können die Wahlbeteiligung erklären. Es gibt ihn also doch – den rationalen Wähler. 107

Aufgespießt Ann-Kristin Kölln – Und der Wähler ist doch rational MIP 2010 16. Jahrgang<br />

tutionen einem großen Risiko aus. Trotzdem<br />

domniert Nicht-Wählen grundsätzlich Wählen.<br />

Das gleiche Ergebnis wird erzielt, wenn die<br />

Durchschnittswerte der Zellen und damit der<br />

Gemeinnutzen betrachtet werden. Demnach<br />

müsste auch die Kombination in Zelle IV von<br />

beiden Spielern favorisiert werden. Dieser Befund<br />

kann auch mit unterschiedlichen Levels der<br />

Wahlbeteiligung in Einklang gebracht werden:<br />

Eine Wahlbeteilung bei nahezu null Prozent<br />

stellt Zelle IV dar, während Zelle I und III ein<br />

mittleres Level erklären. Demnach zeigt Zelle II<br />

dann die höchste Wahlbeteiligung. Da allerdings<br />

die Durchschnittswerte in den Zellen I, III und<br />

IV so dicht beieinanderliegen, kann diese Matrix<br />

insgesamt eine geringe Wahlbeteilung von > 0<br />

mit Hilfe der Spieltheorie erklären. Um dieses<br />

spieltheoretische Paradoxum nun doch noch auflösen<br />

zu können, bedarf es der vorher genannten<br />

Lehre des Utilitarismus.<br />

Vorausgesetzt, dass beide Spieler den Prinzipien<br />

des Utilitarismus folgen und nach einer Maximierung<br />

des Gemeinwesens streben, ergibt sich<br />

die folgende neue Matrix, die das Puzzle der<br />

Wahlbeteilung spieltheoretisch löst.<br />

Spieler 1<br />

Wählen<br />

Nicht-<br />

Wählen<br />

Spieler 2<br />

Nicht-<br />

Wählen<br />

Wählen<br />

3, 3 3, 1<br />

1, 3 1, 1<br />

Matrix 3: Auszahlungsmatrix für Wahlbeteiligung aus<br />

Sicht ökonomischer Theorien, Utilitarismus integriert<br />

In der neuen Matrix 3 wurden die Kosten- und<br />

Nutzenwerte aus Matrix 2 übernommen, außer,<br />

106<br />

II<br />

III<br />

I<br />

IV<br />

dass nun soziale Sanktionen zum Bereich der<br />

Kosten und Maximierung des Gemeinnutzens<br />

zum Bereich des Nutzens hinzugefügt wurden.<br />

Dadurch wird Moral 4 Einheiten zugeteilt; 2 zusätzliche<br />

für eine Wahlbeteiligung und 2 weniger<br />

für die Wahlenthaltung. Die Werte sind gerechtfertigt<br />

unter der Berücksichtigung, dass beide<br />

Verhaltensweisen interne und externe Folgen für<br />

den Wahlberechtigten haben. Interne Vorteile<br />

beinhalten das Verfolgen einer moralischen<br />

Handlung und rationales Verhalten, während<br />

dem Wähler ein externer Nutzen in Form einer<br />

Fortführung der Demokratie sowie ein externer<br />

Kostenpunkt in Form von sozialen Sanktionen<br />

durch Familie und Freunde blüht. Wenn ein<br />

Spieler seiner Präferenzliste folgt und moralisches<br />

Handeln mit einbezieht, verfolgt er eine<br />

Fortführung der Demokratie und hat zusätzlich<br />

keine Sanktionen zu befürchten. Aus diesem<br />

Grund erhält er für dieses Verhalten 2 zusätzliche<br />

Einheiten. Umgekehrt erhält ein Spieler, der<br />

nicht moralischen Regeln folgt, nicht nur keine<br />

zusätzlichen Einheiten, sondern muss auch soziale<br />

Sanktionen fürchten und fördert nicht den<br />

Fortbestand der Demokratie. Deshalb werden<br />

diesem Spieler 2 Einheiten weniger als ursprünglich<br />

zugeteilt. Daher stellt Zelle II ein<br />

Nash-Gleichgewicht dar. Für die Konstellation<br />

in den Zellen I und III erhält der Spieler, der<br />

nicht wählt und damit seine free-riding Position<br />

ausnutzt, eine zusätzliche Einheit, da zumindest<br />

noch ein Teilnehmer wählt und der Fortbestand<br />

der Demokratie wahrscheinlicher ist. Zelle IV repräsentiert<br />

hier das schlechteste Ergebnis für<br />

beide Teilnehmer: beide müssen Sanktionen für<br />

unmoralisches Verhalten fürchten und laufen zusätzlich<br />

Gefahr, demokratische Konstrukte zu<br />

verlieren. Hier ist die free-riding Position<br />

(Nicht-Wählen) nicht rational, wenn die Teilnehmer<br />

vollständig über Kosten und Nutzen informiert<br />

sind. Zusätzlich zeigt die Betrachtung der<br />

Durchschnittswerte, dass kooperative Wahlbeteiligung<br />

den höchsten Wert mit 3 annimmt. Damit<br />

kann eine Maximierung des Gemeinnutzens<br />

durch gemeinsames Wählen erreicht werden. Ein<br />

etwas niedrigerer Durchschnittswert ist in Zelle<br />

I und III gegeben, wenn nur einer der Teilnehmer<br />

wählt. Diese nahe beieinanderliegenden<br />

Durchschnittswerte erklären auch, warum die

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