Inhaltsverzeichnis Aufsätze - PRuF
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Aufgespießt Ann-Kristin Kölln – Und der Wähler ist doch rational MIP 2010 16. Jahrgang<br />
durch eine bewusste Beschränkung der Nutzenmaximierung<br />
kann das Puzzle gelöst werden.<br />
Eine Wählerpräferenz für moralisches Handeln<br />
stellt das fehlende Puzzlestück dar.<br />
III. Ist moralisches Handeln rational?<br />
Doch stellt sich die Frage, ob eine Handlung, die<br />
auf einer Präferenz für moralisches Verhalten<br />
fußt, noch rational genannt werden kann. Stellen<br />
nicht Rationalität und Moral zwei gegensätzliche<br />
Konzepte dar? Nicht, wenn moralisches und<br />
ethisches Handeln als solche interpretiert werden,<br />
die das beste Ergebnis für die Präferenzliste<br />
des Individuums unter Berücksichtigung des<br />
Verhaltens anderer darstellen. 5 Denn um dieses<br />
Ergebnis zu erreichen, muss ein rationales Denken<br />
und Handeln vorausgesetzt werden. Da die<br />
Spieltheorie das Verhalten anderer Teilnehmer<br />
berücksichtigt und dennoch rational nach dem<br />
besten Individual-Ergebnis strebt, teilen Moral<br />
und Spieltheorie die Basis des rationalen, zielorientierten<br />
Verhaltens. 6 Wenn dies der Fall ist,<br />
kann Moral Teil einer Präferenzliste sein, so dass<br />
moralisches Handeln auch rationales Handeln<br />
ist. Die Lehre des Utilitarismus ermöglicht es,<br />
Moral und Spieltheorie vollends zusammenzubringen.<br />
Demnach stellt die Maximierung des<br />
Gemeinnutzens (gemessen als der durchschnittliche<br />
Nutzen in einem Gemeinwesen) ein Element<br />
moralischen Handelns unter vielen dar. 7<br />
Eine Handlung ist dann moralisch richtig, wenn<br />
sie zu Zufriedenheit führt und falsch, wenn sie<br />
zu Unzufriedenheit führt. 8 Darum ist es in der<br />
Lehre des Utilitarismus entscheidend, nach der<br />
Maximierung des Gemeinnutzens zu streben, um<br />
Turnout. American Journal of Political Science, 37,<br />
246-278, S. 257.<br />
5 Vgl. FEDDERSEN, T. & SANDRONI, A. (2005) Ethical<br />
Voters and Costly Information Acquisition. Evanston,<br />
MEDS Department, Kellogg School of Management,<br />
S.3.<br />
6 Vgl. HARSANYI, J. C. (1977) Morality and the Theory<br />
of Rational Behaviour. Social Research, 44,<br />
623-656, S. 627.<br />
7 Vgl. HARSANYI, J. C. (1977) Rule utilitarianism and<br />
decision theory. Erkenntnis, 11, 25-53, S.30<br />
8 Vgl. MILL, J. S. (1962) Utilitarianism, London,<br />
Collins, S.9.<br />
104<br />
Moral zu erreichen. Wenn demnach Utilitarismus<br />
ein rationales Konzept für soziale Interaktion<br />
bestimmt durch Präferenzen ist, kann moralisches<br />
Handeln als rationales Verhalten in die<br />
Spieltheorie eingegliedert werden.<br />
IV. Wahlbeteiligung aus spieltheoretischer<br />
Sicht<br />
Angewandt in der Spieltheorie kann die Lehre<br />
des Utilitarismus eine positive Wahlbeteilung<br />
selbst unter einer Kosten-Nutzen Analyse erklären.<br />
Ein typisches Spiel in der Spieltheorie ist<br />
Chicken Game, in dem zwei Fahrer auf einer<br />
einspurigen Brücke aufeinander zufahren. Der<br />
Fahrer, der als erstes ausweicht, überlässt die<br />
Brücke dem anderen Fahrer und verliert.<br />
Spieler 1<br />
Nicht-Ausweichen<br />
Ausweichen<br />
Nicht-<br />
Ausweichen<br />
II<br />
III<br />
Spieler 2<br />
Ausweichen<br />
1,1 4, 2<br />
2,4 3,3<br />
Matrix 1: Auszahlungsmatrix für ‘Chicken Game’ 9<br />
Die Matrix bringt zwei Nash-Gleichgewichte in<br />
Zelle I und III hervor, sofern die linke Zahl als<br />
Auszahlung für Spieler 1 und die rechte für<br />
Spieler 2 gelesen wird. 10 Ein Nash-Gleichgewicht<br />
besteht dann, wenn keiner der beiden<br />
Spieler eine bessere Antwort auf die Strategie<br />
des jeweils anderen hat. Wenn Spieler 1 nicht<br />
ausweicht, ist es am besten für Spieler 2 auszuweichen,<br />
da die Option, einen Unfall zu vermeiden<br />
für ihn eine Auszahlung von 2 bereithält.<br />
9 HOLLIS, M. (2008) The philosophy of social science,<br />
Cambridge, S. 127.<br />
10 Vgl. Ibid.<br />
I<br />
IV