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1. August 2012 - Kitzler Verlag

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Ein Newsletter des <strong>Kitzler</strong> <strong>Verlag</strong>s<br />

8/12<br />

<strong>1.</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />

9. Jahrgang<br />

Herausgeber/Autoren: HERZIG – MEINL – HOFFELNER – JOBSTMANN – SPERA – SCHÜTZ –<br />

ABMAYER – SCHNEGLBERGER – GULDA – SCHNABL – RASSINGER –<br />

GAPPMAYER (Siemer-Siegl-Füreder & Partner, RA) – AUER – FEUCHTINGER –<br />

DUPONT – FLEISCHHACKER – GELLERT (Bonn) – PAST (Brüssel)<br />

ZOLL / AUSSENHANDEL<br />

24. Europäischer Zollrechtstag – Zusammenfassung (Teil I).<br />

von Prof. Dr. iur. Dr. hc<br />

Lothar GELLERT, Bildungs- und<br />

Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung,<br />

Münster<br />

Vom 13.-15.6.<strong>2012</strong> fand in Erfurt<br />

(Thüringen) der 24. Europäische<br />

Zollrechtstag statt, auf dem wieder<br />

zahlreiche Vertreter aus Lehre,<br />

Verwaltung, Justiz und Wirtschaft –<br />

auch aus Österreich - zollrechtliche<br />

Probleme erörterten und gemeinsame<br />

Lösungen zu finden suchten.<br />

Dieser Zollrechtstag war ein Meilenstein<br />

unter den Zollrechtstagen<br />

der Vergangenheit: Nach 9 Jahren<br />

äußerst erfolgreicher Tätigkeit als<br />

Vorsitzender des Vorstandes des<br />

Europäischen Forum für Außenwirtschaft,<br />

Verbrauchsteuern und Zoll<br />

(EFA) gab Prof. Dr. Hans-Michael<br />

Wolffgang die Führung des EFA ab<br />

in die Hände von Professor Dr. Lothar<br />

Gellert.<br />

Thematisch stand der Zollrechtstag<br />

unter dem Motto „Grenzerfahrungen….“<br />

und gliederte sich in folgende<br />

Blöcke:<br />

I. AEO Monitoring<br />

II. Entwicklung von Freihandelsabkommen<br />

III. Umsetzung von Freihandelsabkommen<br />

IV. Energiesteuerrecht<br />

V. Statusbericht IT in der Zollunion<br />

VI. Sachstand Zollkodex der EU<br />

Ein besonderes Highlight des diesjährigen<br />

Zollrechtstages war die<br />

Anwesenheit des Parlamenta-<br />

rischen Staatssekretärs im Bundesministerium<br />

der Finanzen, Hartmut<br />

Koschyk, der das Eintretensreferat<br />

zum Thema „Zoll – Partner der<br />

Wirtschaft“ hielt.<br />

I. AEO-Monitoring<br />

Innerhalb dieses Blockes traten u.a.<br />

folgende Referenten auf, die jeder<br />

für seinen Zuständigkeitsbereich<br />

zum Thema Monitoring berichten:<br />

Wolfgang KAHLERT, Hauptzollamt<br />

Nürnberg und Dr. Christian HAID,<br />

Wirtschaftskammer Stmk, Graz.<br />

Vortrag von Hr. KAHLERT<br />

(Deutschland):<br />

Der Referent erklärte zunächst,<br />

dass nach nunmehr 4 ½ Jahren<br />

„AEO-Echtbetrieb“ jetzt verstärkt<br />

das Monitoring der AEOs<br />

in den Fokus gerückt sei, da es<br />

natürlich nicht ausreichen kann,<br />

den Nachweis der Einhaltung der<br />

Kriterien einmalig zu erbringen.<br />

Der Vortragende wies darauf hin,<br />

dass sich seine Ausführungen auf<br />

die Situation in Deutschland bezögen,<br />

in anderen Mitgliedstaaten<br />

die Lage aber ähnlich sei.<br />

Die Neufassung der Leitlinien<br />

zum AEO sieht eine ausführlichere<br />

Beschreibung des Monitorings vor,<br />

um einen möglichst einheitlichen<br />

Ansatz innerhalb der 27 Mitgliedstaaten<br />

zu gewährleisten. Der Zollkodex<br />

selbst enthält dazu nämlich<br />

keine Bestimmungen und die<br />

Zollkodex-DVO führt in Artikel 14q<br />

Absatz 4 lediglich aus, dass „die<br />

Zollbehörden überwachen, dass der<br />

zugelassene Wirtschaftsbeteiligte<br />

die Voraussetzungen und Kriterien<br />

weiterhin erfüllt“.<br />

Dies sei in Anbetracht der großen<br />

Anzahl von AEOs allein in Deutschland<br />

keine leichte Aufgabe. Hierbei<br />

sei zu berücksichtigen, dass das<br />

Monitoring der AEO S+F umfangreicher<br />

ausfalle, weil die Sicherheitsstandards<br />

hier zusätzlich überwacht<br />

werden müssten.<br />

Nicht zu unterschätzen sei aber<br />

auch die Überprüfung der Kriterien<br />

der bisherigen Einhaltung der<br />

Zollvorschriften, des zufriedenstellenden<br />

Buchführungssystems<br />

und der Zahlungsfähigkeit, welche<br />

bekanntlich für alle Arten von<br />

AEO-Zertifikat gelten.<br />

Nach der VO (EG) Nr. 1192/2008<br />

sei das Monitoring auch auf die vereinfachten<br />

Verfahren für die Ein-<br />

und Ausfuhr anzuwenden, was bedeute,<br />

dass allein in diesem Bereich


Ausgabe 8/12<br />

20.000 – 30.000 Wirtschaftsbeteiligte<br />

alleine in Deutschland zu überprüfen<br />

seien.<br />

Allerdings habe der AEO eine umfangreiche<br />

Mitwirkungspflicht,<br />

die sich aus Artikel 14w Zollkodex-<br />

DVO ergebe und die beinhalte, dass<br />

der AEO von sich aus alle Veränderungen,<br />

die sich auf die Aufrechterhaltung<br />

des Zertifikates auswirken<br />

können, dem bewilligenden Hauptzollamt<br />

zu melden hat.<br />

Neben dieser Aufgabe für die Wirtschaftsbeteiligten<br />

sei aber auch die<br />

Zollverwaltung selbst gefordert.<br />

Informationen über einen zugelassenen<br />

Wirtschaftsbeteiligten, die<br />

sich aus der täglichen Abfertigungspraxis<br />

oder aus durchgeführten<br />

Zollprüfungen ergeben, sei auch<br />

dem AEO-Bewilliger zuzuleiten.<br />

Gleiches gelte für Erkenntnisse der<br />

Straf- und Bußgeldstellen oder über<br />

Unregelmäßigkeiten beim Zahlungsverkehr<br />

mit den Zollzahlstellen.<br />

Der AEO unterliege insoweit einer<br />

permanenten Überwachung.<br />

Die EU-weite Gültigkeit des<br />

AEO-Status mache ein funktionierendes<br />

System der Kommunikation<br />

mit anderen Mitgliedstaaten<br />

notwendig. Die bundesweit<br />

zuständige Kontaktstelle AEO am<br />

Hauptzollamt Nürnberg ist im<br />

Rahmen des Konsultations- und<br />

Informationsverfahrens während<br />

der Antragstellung hier für den<br />

Informationsaustausch zuständig.<br />

Zum anderen übersenden die<br />

Mitgliedstaaten aber auch für das<br />

Monitoring relevante Erkenntnisse<br />

über bereits zertifizierte Unternehmen.<br />

Daneben sind Datenbanken der Zollverwaltung<br />

(DEBBI, INZOLL…) aber<br />

auch frei zugängliche Datenbanken<br />

wie das Handelsregister oder die<br />

Insolvenzbekanntmachungen wichtige<br />

Informationsquellen.<br />

Nicht zuletzt bestünde auch immer<br />

die Möglichkeit von Vor-Ort-Prüfungen<br />

beim Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten.<br />

Aus den vom<br />

Wirtschaftsbeteiligten selbst gelie-<br />

Seite 2<br />

ferten, von anderen Organisationseinheiten<br />

der Zollverwaltung übermittelten<br />

und von der zuständigen<br />

Zollstelle selbst gewonnen Erkenntnissen<br />

mache sich der AEO-Bewilliger<br />

ein Bild des zu überwachenden<br />

Unternehmens und unterzieht den<br />

Wirtschaftsbeteiligten einer individuellen<br />

Risikoanalyse. Sollten die<br />

erkannten Risiken akzeptabel sein<br />

bzw. keine Risiken zu erkennen<br />

sein, so bleibt das Zertifikat unverändert<br />

bestehen.<br />

Gibt es jedoch Anhaltspunkte,<br />

dass ein oder mehrere Kriterien<br />

nicht länger erfüllt sind, so ist in<br />

das Verfahren der Neubewertung<br />

(=Reassessment) überzugehen.<br />

Wenn ein Kriterium nicht bzw. nicht<br />

länger erfüllt ist, so ist das Aussetzungsverfahren<br />

einzuleiten.<br />

Ein Wirtschaftsbeteiligter, der<br />

von sich aus mitteilt, die Kriterien<br />

nicht mehr einzuhalten, hat außer<br />

dem Widerruf des AEO-Zertifikates<br />

grundsätzlich keine weiteren Sanktionen<br />

zu befürchten.<br />

Etwas anderes gilt jedoch, wenn<br />

der Wirtschaftsbeteiligte die Nichteinhaltung<br />

der Kriterien nicht selbst<br />

offenbart. In diesem Fall wird der<br />

Beteiligte für drei Jahre vom AEO-<br />

Status ausgeschlossen (Artikel 14v<br />

Absatz 4 Zollkodex-DVO).<br />

Vortrag von Dr. Christian HAID<br />

(Österreich):<br />

Dr. Haid berichtete über das Monitoring<br />

aus Sicht der Wirtschaftskammer<br />

Steiermark.<br />

In Österreich gäbe es derzeit ca.<br />

230 AEO-Zertifizierungen und damit<br />

0,57 % aller am Außenhandel<br />

beteiligter Firmen.<br />

Aus diesem Grunde seien in der<br />

Steiermark 336 Firmen angeschrieben<br />

und gebeten worden, einen<br />

kurzen Fragenbogen auszufüllen,<br />

um in Erfahrung zu bringen, warum<br />

die Firmen AEO-F, AEO-S oder<br />

AEO-C geworden sind bzw. davon<br />

Abstand nehmen.<br />

Zum AEO S gab es keine Rückmeldungen.<br />

Als Begründung für den AEO F<br />

wurden seitens der antwortenden<br />

Firmen verschiedene Punkte angeführt,<br />

die von der Einbindung in<br />

eine sichere Lieferkette bis zu begünstigten<br />

Zollverfahren reichen.<br />

Eine weitere Frage befasste sich mit<br />

den Vorteilen, die die Unternehmen<br />

erwartet haben.<br />

Diese Erwartungen haben sich für 5<br />

Firmen erfüllt und in 6 Fällen nicht<br />

erfüllt, weil keine deutlichen oder<br />

nur eine geringe Erleichterung im<br />

Export und Import erkennbar seien.<br />

Die Anzahl der durch den Zoll beschauten<br />

Sendungen seien nicht<br />

gesunken bzw. seit Aktivierung des<br />

Risk Managements und der Dokumentenkontrolle<br />

sei der Aufwand<br />

für die Zollbeschau insgesamt gestiegen.<br />

Halbjährliche Audits seien<br />

zeitraubend.<br />

In Anbetracht der geringen Anzahl<br />

der AEOs spielt das Monitoring auch<br />

nicht so die große bedeutende Rolle.<br />

II. Entwicklung von Freihandelsabkommen<br />

Unter diesem Punkt referierte u.a<br />

Dr. Hasse RIECK vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie<br />

in Bonn:<br />

Vortrag von Dr. RIECK:<br />

Der Redner begann seinen Vortrag<br />

mit einem Abriss über die Geschichte<br />

der Stadt Erfurt. Sie sei schon im<br />

Hochmittelalter ein wichtiger Markt<br />

und Handelsplatz gewesen. Im Laufe<br />

der Zeit hätten sich allerdings die<br />

europäischen Handelswege infolge<br />

der Entdeckung Amerikas verlagert.<br />

Einfallsreiche Erfurter hätten<br />

jedoch neue Erwerbsgründe, neue<br />

erfolgreiche Exportgüter gefunden,<br />

etwa im Erwerbsgartenbau.<br />

Auch heute hielten das Aufwachsen<br />

neuer großer Wettbewerber,<br />

internationale Konkurrenzsituation,<br />

Verschiebung von Kräften im<br />

Markt, Veränderung von Rahmenbedingungen,<br />

sowie die <strong>Verlag</strong>erung<br />

von Handelsströmen vielfältige<br />

Herausforderungen bereit.<br />

Der Redner kam dann auf die Europäische<br />

Union zu sprechen und


wies darauf hin, dass die EU ein<br />

starker Akteur im globalen Maßstab<br />

sei. Das solle möglichst so bleiben.<br />

Dafür reiche es aber eben nicht,<br />

dass europäische Unternehmen<br />

im Binnenmarkt wettbewerbsfähig<br />

sind. Der Stresstest für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der europäischen<br />

Wirtschaft müsse in den Schwellenländern<br />

bestanden werden.<br />

Das gehe nur, wenn die EU ein offener<br />

Markt bleibt – für Handelspartner<br />

und für Investoren weltweit.<br />

Marktöffnung bleibe die richtige<br />

Strategie. Dagegen könnten Abschottung<br />

und Protektionismus eine<br />

zunehmende Spirale von Sanktionen<br />

und Retorsionen in Gang<br />

setzen. Die Folgen der protektionistischen<br />

Wirtschaftspolitik in den<br />

30er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

seien ein mahnendes Beispiel.<br />

In unserer Zeit der Globalisierung<br />

bedürften Weltwirtschaft und Welthandel<br />

mehr denn je klarer und<br />

fairer Regeln, die allen Ländern<br />

die Chance bieten, am Welthandel<br />

teilzunehmen. Die langfristige<br />

weltwirtschaftliche Entwicklung mit<br />

insgesamt wachsendem Wohlstand<br />

bestätige diesen Ansatz.<br />

Chancengleichheit und weitere Erleichterung<br />

des Marktzugangs - darum<br />

gehe es auch in der aktuellen<br />

Welthandelsrunde der WTO.<br />

Deshalb sei der erfolgreiche Abschluss<br />

der Doha-Runde weiterhin<br />

prioritäres Ziel der deutschen<br />

und europäischen Handelspolitik –<br />

trotz aller Schwierigkeiten.<br />

Derweil betrieben die USA in Genf<br />

das Geschäft eines plurilateralen<br />

Abkommens über Dienstleistungen<br />

und versuchten damit, eines der<br />

Kernelemente aus der Doha-Runde<br />

herauszulösen. Dies hätte gravierende<br />

Konsequenzen: Der horizontale<br />

Interessenausgleich, dieser<br />

inhärente Pulsgeber jeder Welthandelsrunde,<br />

würde demontiert. Am<br />

Ende der Doha-Runde könnte eine<br />

Ansammlung von Einzelbeschlüssen<br />

stehen – plurilaterales neben<br />

multilateralem.<br />

Der WTO bliebe die Hoffnung, dass<br />

plurilaterale Abkommen später einmal<br />

multilateralisiert würden.<br />

Der Redner sprach dann über die<br />

Strategie der Europäischen Union.<br />

Diese bewege sich zwischen dem<br />

Festhalten an den Grundsätzen des<br />

Multilateralismus und der Suche<br />

nach pragmatischen Lösungen für<br />

die aktuellen Herausforderungen in<br />

überschaubaren Zeiträumen.<br />

Für die Doha-Runde heißt das: Stetiges<br />

Bemühen um Fortschritte,<br />

wenigstens in kleinen Schritten in<br />

einigen Teilbereichen. So zum Beispiel<br />

bei Maßnahmen zur Handelserleichterung.<br />

Eine Reduzierung<br />

der Bürokratie bei der Grenzabfertigung<br />

käme allen WTO-Mitgliedern<br />

zugute.<br />

Auch beim Abbau nicht-tarifärer<br />

Handelshemmnisse versuche die<br />

Kommission, in Genf Verständigungen<br />

zu finden. Schließlich<br />

sollten Fortschritte zur weiteren<br />

Integration der Entwicklungsländer<br />

in das Welthandelssystem erreicht<br />

werden. Auch in diesem Bereich ist<br />

die EU aktiv.<br />

Kurz- und mittelfristig seien bedeutsameMarktzugangserleichterungen<br />

aber offenbar nur<br />

über den Abschluß von Freihandelsabkommen<br />

möglich – und um deren<br />

Entwicklung geht es ja heute. Substanzanliegen<br />

der Doha-Runde wie<br />

Zollreduktionen bei Industriegütern<br />

und Agrarprodukten würden derzeit<br />

zunehmend in bilateralen und<br />

regionalen Abkommen geregelt.<br />

Die EU hätte sich zu Anfang der<br />

Doha-Runde die freiwillige<br />

Selbstverpflichtung auferlegt,<br />

während dieser multilateralen WTO-<br />

Runde keine neuen Verhandlungen<br />

über weitere Freihandelsabkommen<br />

aufzunehmen. Andere haben dies<br />

nicht getan, sondern vielmehr - bei<br />

zunehmend stockenden Verhandlungen<br />

der Doha-Runde - genau<br />

solche neuen bilateralen Abkommen<br />

verhandelt und abgeschlossen.<br />

In der Folge sei die Sorge der deutschen<br />

und der europäischen Wirtschaft<br />

gewachsen, gegenüber den<br />

Ausgabe 8/12<br />

Handelsbedingungen starker ausländischer<br />

Konkurrenten ins Hintertreffen<br />

zu geraten. Letztendlich<br />

habe deshalb auch die EU ihren<br />

self restraint beendet. Dazu haben<br />

auch die Verhandlungen der USA<br />

etwa mit Korea beigetragen. Jetzt<br />

führe die EU ebenfalls solche Verhandlungen<br />

mit wachstumsstarken<br />

Schwellenländern, vor allem in<br />

Asien und Lateinamerika.<br />

Der Redner erklärte, dass das seiner<br />

Meinung nach die richtige Schwerpunktsetzung<br />

sei. Handelshemmnisse<br />

sollten vor allem dort durch<br />

bilaterale Abkommen abgebaut<br />

werden, wo sie am höchsten seien,<br />

wo das größte Marktpotential liege<br />

und wo wir als Europäische Union<br />

in Konkurrenz stünden mit anderen<br />

Drittstaaten.<br />

KOREA:<br />

Die Wirkung solcher Marktöffnungsinitiativen<br />

und Marktzugangsverbesserungen<br />

lasse sich beispielhaft am<br />

Freihandelsabkommen EU-Korea<br />

ablesen: In 2011 seien die deutschen<br />

Lieferungen nach Korea um 14 %<br />

gestiegen. Am stärksten sei der Zuwachs<br />

mit 36 % in der Kraftfahrzeug-<br />

Industrie gewesen.<br />

INDIEN:<br />

Auch beim geplanten Freihandelsabkommen<br />

mit Indien habe<br />

man auf ein umfassendes, ambitioniertes<br />

Ergebnis gedrängt. Indien<br />

sei ein strategischer Markt mit hohen<br />

Wachstumsraten, aber bisher auch<br />

mit hohen Handelshürden. Die Verhandlungen<br />

mit Indien seien schwierig<br />

und langwierig. Viele, darunter<br />

zentrale Punkte seien noch ungeklärt,<br />

so zum Beispiel in den Bereichen Industriezölle,<br />

Dienstleistungen oder<br />

Ursprungsregeln.<br />

Das Freihandelsabkommen mit Indien<br />

werde vielleicht über Jahrzehnte die<br />

bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />

regeln. Auch könnte es Vorbildcharakter<br />

für andere laufende oder geplante<br />

bilaterale Verhandlungen mit Schwellenländern<br />

entwickeln. Daher sei es<br />

besonders wichtig, dass das Abkommen<br />

die zukünftige Entwicklung und<br />

steigende Wettbewerbsfähigkeit Indiens<br />

angemessen berücksichtigt.<br />

Eine Marktöffnung löse - anfangs -<br />

schmerzliche Anpassungsprobleme<br />

aus. Das gelte für beide<br />

Seiten. Produzenten und Anbieter<br />

müssten sich erst auf die neuen Wettbewerbsstrukturen<br />

einstellen. Mittel-<br />

und langfristig aber überwögen<br />

die Vorteile: Denn um konkurrenzfähig<br />

zu bleiben, müssten ineffiziente<br />

Strukturen bereinigt und modernisiert<br />

werden, so z.B. lokale bürokratische<br />

Genehmigungsverfahren; alte<br />

Produktionsmethoden würden durch<br />

neue effektivere ressourcenscho-<br />

Seite 3


Ausgabe 8/12<br />

nende Herstellverfahren ersetzt; marode<br />

Infrastrukturen und verlustbringende<br />

Verteilwege würden verbessert<br />

und schlanker.<br />

SINGAPUR:<br />

Deutliche bessere Aussichten als mit<br />

Indien hätten derzeit die Verhandlungen<br />

mit Singapur. Es bestünden<br />

gute Aussichten, noch in diesem Jahr<br />

einen Abschluss zu erreichen.<br />

JAPAN:<br />

Der Vortragende berichtete dann über<br />

die Verhandlungen mit Japan.<br />

Insbesondere regulatorische Handelshürden<br />

im nicht-tarifären Bereich<br />

schotteten den japanischen Markt seit<br />

Jahrzehnten höchst effektiv gegen<br />

ausländische Konkurrenz ab. Diese<br />

Hürden seien seit langem bekannt.<br />

Und sie seien ein permanentes Ärgernis<br />

für die deutsche und europäische<br />

Industrie.<br />

Als Voraussetzung für mögliche Verhandlungen<br />

über ein Freihandelsabkommen<br />

mit Japan sei ein sog.<br />

„scoping exercise“ vorgeschaltet,<br />

um Japan zu ersten konkreten Schritten<br />

in diesem Bereich zu bewegen.<br />

USA:<br />

Zu den USA berichtet der Redner, dass<br />

im November 2011 eine „High Level<br />

Working Group on Jobs and Growth“<br />

eingerichtet worden sei. Diese solle<br />

bis Ende <strong>2012</strong> Vorschläge zur Intensivierung<br />

der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

unterbreiten.<br />

Die US Chamber bevorzuge einen<br />

schrittweisen Ansatz unter der Überschrift<br />

„Transatlantic Economic<br />

and Trade Pact (ETP)”. Was zu-<br />

TERMINHINWEISE<br />

SEMINAR REFERENT TERMIN ORT<br />

„Google AdWords“ MUNDSTEIN 4. September <strong>2012</strong> Wien<br />

„Förderungen - wie Sie sicher zu<br />

Fördergeld kommen NEU! “<br />

„LEHRGANG „Ausbildung zum<br />

GEFAHRGUTBEAUFTRAGTEN“<br />

HERAUSGEBER/AUTOREN: ZOLL/e-ZOLL: Herbert HERZIG, Wirtschaftskammer Österreich.<br />

Hofrat Mag. jur. Ernst MEINL, Senatspräsident VwGH iR. Mag. Karlheinz HOFFELNER,<br />

zauberformel. TRANSPORT: Kapitän DI (FH) Gustav JOBSTMANN. Dr. Kurt<br />

SPERA, Logotrans GmbH. Rechtsanwalt Dr. Peter SCHÜTZ. Rechtsanwalt<br />

Mag. Peter ABMAYER. Dr. Günter SCHNEGLBERGER, Wirtschaftskammer<br />

Österreich. Dr. David GULDA, Berger Fahrzeugtechnik. WARENURSPRUNG/<br />

ZOLLPRÄFERENZEN: ADir Rudolf SCHNABL, Bundesministerium für Finanzen.<br />

ADir Andreas RASSINGER, Bundesministerium für Finanzen. AUSSENHANDELSRECHT:<br />

Rechtsanwaltsanwärter Ing. Mag. Wolfgang GAPPMAYER (Siemer – Siegl – Füreder & Partner,<br />

Rechtsanwälte). Rechtsanwalt Dr. Horst AUER. Dr. Günther FEUCHTINGER, Wirtschafts-<br />

Seite 4<br />

erst fertig ist, das solle auch gleich in<br />

Kraft treten. Also z.B. zuerst Nullzölle<br />

bei Industriegütern und Agrar, dann<br />

Liberalisierungen beim öffentlichen<br />

Beschaffungswesen, dann bei Dienstleistungen<br />

usw. usf.<br />

Die Freihandelsabkommen müssten<br />

Vereinbarungen enthalten, die über<br />

den bisherigen WTO-Standard hinausgehen.<br />

In der EU sei man sich<br />

weitgehend darin einig, dass ein umfassender<br />

Ansatz angestrebt werden<br />

sollte.<br />

„Rosinen picken“ sei nicht der richtige<br />

Weg. Die USA würden das aber<br />

bevorzugen, weil sie besondere Exportinteressen<br />

in bestimmten Sektoren<br />

haben, zum Beispiel bei Agrar<br />

und Dienstleistungen.<br />

Auch aus konjunkturellen Gründen<br />

drängten sie auf zügige Ergebnisse<br />

in den sie interessierenden Teil-Bereichen.<br />

Wer sich darauf einlassen wollte, der<br />

würde die weiteren Verhandlungen<br />

einem erheblichen Risiko aussetzen:<br />

Die USA könnten das Abschluss-Interesse<br />

an den verbleibenden schwierigen<br />

Verhandlungsbereichen verlieren.<br />

Als letzte Anmerkung wies der Redner<br />

darauf hin, dass verschiedene<br />

Freihandelsabkommen mit verschiedenen<br />

Partnern naturgemäß<br />

keine identischen Inhalte aufweisen<br />

könnten. Und doch sei es wichtig,<br />

dabei z.B. möglichst einheitliche<br />

Ursprungsregeln zu vereinbaren.<br />

BERGER 5. September <strong>2012</strong> Wien<br />

NIEDERLEITNER/<br />

PAUSER<br />

Es gehe darum, deren Anwendung<br />

durch eine global agierende Wirt-<br />

schaft möglichst homogen und<br />

überschaubar zu halten. Dies gerade<br />

auch deshalb, weil deren Geschäfts-<br />

vorgänge durchaus mehrere Frei-<br />

handelszonen durchlaufen können.<br />

Insgesamt bleibe festzuhalten:<br />

<strong>1.</strong> Die Doha-Runde sei durch viele<br />

divergierende Einzelinteressen<br />

auch von Schwellenländern leider<br />

in schwierigem Fahrwasser. Aber<br />

Deutschland und die EU blieben<br />

stark engagiert.<br />

2. Neben dem multilateralen Kö-<br />

nigsweg seien umfassende, ambi-<br />

tionierte Freihandels-Abkommen<br />

mit attraktiven Märkten eine sinn-<br />

volle Ergänzung und eine realis-<br />

tische Option. Und das bei Realisie-<br />

rungschancen in überschaubaren<br />

Zeiträumen.<br />

3. Und letztens verfolge man<br />

dabei inhaltlich den dargelegten<br />

WTO-Plus-Ansatz.<br />

(Teil II in der ZTW 9/12)<br />

24. – 28. Sept. <strong>2012</strong> Spillern/NÖ<br />

„Auftragsabwicklung im Export“ BÜSSENSCHÜTT 2. Oktober <strong>2012</strong> Wien<br />

„Auftragsabwicklung im Export“ BÜSSENSCHÜTT 17. Oktober <strong>2012</strong> Graz<br />

„Auftragsabwicklung im Export“ BÜSSENSCHÜTT 24. Oktober <strong>2012</strong> Linz<br />

„Auftragsabwicklung im Export“ BÜSSENSCHÜTT 27. November <strong>2012</strong> Salzburg<br />

„Warenursprung & Zollpräferenzen” RASSINGER 20. September <strong>2012</strong> Wien<br />

„Warenursprung & Zollpräferenzen” ALBERER 27. September <strong>2012</strong> Graz<br />

„Warenursprung & Zollpräferenzen“ ALBERER 3. Oktober <strong>2012</strong> Linz<br />

„Warenursprung & Zollpräferenzen“ ALBERER 4. Oktober <strong>2012</strong> Salzburg<br />

�<br />

kammer Wien. UMSATZSTEUER: Steuerberater Fernand DUPONT, Wirtschaftskammer Wien.<br />

VERBRAUCHSTEUERN: Hofrat Stefan FLEISCHHACKER, Zollamt Eisenstadt Flughafen Wien.<br />

BONN: Dr. Lothar GELLERT, Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung,<br />

Münster. EU/BRÜSSEL: Mag. Harald PAST, EuroCommerce.<br />

Medieninhaber und Verleger: <strong>Verlag</strong> <strong>Kitzler</strong> Ges.m.b.H., Uraniastraße 4, 1010 Wien.<br />

Geschäftsführung: MMag. Walter Löffler.<br />

Schriftleitung: MMag. Walter Löffler (walter.loeffler@kitzler-verlag.at).<br />

Erscheinungsweise: monatlich.<br />

Bestellung/Information: Tel.: (01) 713 53 34-18 Fax: (01) 713 53 34-85<br />

Internet: www.kitzler-verlag.at E-Mail: office@kitzler-verlag.at.

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