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Informationen zum Würzburger orthografischen Training (WorT) Die ...

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<strong>Informationen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Würzburger</strong> <strong>orthografischen</strong> <strong>Training</strong> (<strong>WorT</strong>)<br />

<strong>Die</strong> folgenden <strong>Informationen</strong> bestehen aus zwei Teilen: Im ersten Teil finden Sie allgemeine<br />

<strong>Informationen</strong> zu Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten, im zweiten Teil ist der Aufbau und die<br />

Konzeption von <strong>WorT</strong> beschrieben.<br />

1. Allgemeine <strong>Informationen</strong> zu Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten:<br />

1.1. Begriffe und Definitionen<br />

Vermutlich sind Ihnen im für die Bezeichnung schwacher Lese- und Rechtschreibleistungen<br />

bereits verschiedene Begriffe begegnet: Lese-Rechtschreibschwäche und -störung,<br />

Legasthenie, Dyslexie und Lese-Rechtschreibschwierigkeiten werden häufig synonym<br />

verwendet.<br />

Der Begriff der Legasthenie geht dabei auf den Neurologen Ranschburg zurück, der damit<br />

bereits 1916 eine deutliche Minderleistung im Lesen und / oder Rechtschreiben bezeichnete.<br />

Das Auftreten einer Legasthenie brachte Ranschburg in Verbindung mit einer allgemeinen<br />

geistigen Minderleistung. <strong>Die</strong>se Vorstellung wandelte sich allerdings in den folgenden<br />

Jahrzehnten. „Legasthenie“ wurde schließlich als Minderleistung im Lesen- und<br />

Rechtschreiben bei mindestens durchschnittlich ausgeprägter Intelligenz definiert, also<br />

gerade unabhängig von der Intelligenz. <strong>Die</strong>se Definition findet sich auch in der International<br />

Classification of Diseases (ICD 10, Dilling, Mombour & Schmidt, 2005) wieder.<br />

Genauergesagt umfasst die Diagnose einer „umschriebenen Lese-Rechtschreib-Störung<br />

(F 81.0 bzw. F 81.1) die vorliegenden Punkte:<br />

• <strong>Die</strong> Leseleistung/ Lesegenauigkeit, das Leseverständnis und/ oder das<br />

Rechtschreiben liegen deutlich unter dem Niveau, das aufgrund des Alters, der<br />

allgemeinen Intelligenz und der Schulklasse zu erwarten war.<br />

• Durch die schlechte Leistung im Lesen/Schreiben ist die schulische Ausbildung<br />

behindert<br />

• <strong>Die</strong> Lesestörung darf nicht auf eine unangemessene Beschulung, auf Defizite im<br />

Hören und Sehen oder sonstige Erkrankungen zurückzuführen sein.<br />

Man bezeichnet diese Definitionskriterien als Diskrepanzdefinition, da eine Diskrepanz<br />

zwischen der allgemeinen Intelligenz und der Lese-/Rechtschreibleistung verlangt wird. <strong>Die</strong><br />

Diskrepanzdefinition wurde erstmals von Lindner (1951) verwendet und ist mittlerweile<br />

höchst umstritten. Kritiker beziehen sich dabei hauptsächlich auf die Tatsache, dass sich in<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen keine Belege für ein unterschiedliches Ansprechen auf<br />

Fördermaßnahmen bei durchschnittlichen und unterdurchschnittlich intelligenten Kindern<br />

ergeben haben (z. B. Weber, 2003). Beide Gruppen scheinen gleich gut auf<br />

Fördermaßnahmen anzusprechen und unterscheiden sich auch sonst nicht in verschiedenen<br />

anderen Merkmalen.<br />

<strong>Die</strong>s hat dazu geführt, dass einige Autoren nun nicht mehr eine „echte“ Legasthenie (mit<br />

mindestens durchschnittlicher Intelligenz von eine „allgemeinen Lese-<br />

Rechtschreibschwäche“ (mit unterdurchschnittlicher Intelligenz) unterscheiden, sondern nur<br />

noch allgemeiner von „Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten“ sprechen.<br />

Dennoch findet diese Unterscheidung weiterhin in den gesetzlichen Regelungen <strong>zum</strong><br />

Nachteilsausgleich bei Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten <strong>zum</strong>indest in einigen<br />

Bundesländern noch Berücksichtigung findet (z. B. „Legasthenie-Erlass“, Bayerisches<br />

Ministerium für Unterricht und Kultus, 1999).<br />

<strong>Die</strong> Förderung mit <strong>WorT</strong> soll jedoch allen Kindern, unabhängig von deren Intelligenz, zugute<br />

kommen und ist ausdrücklich auch für alle Kinder mit schwachen Lese-


Rechtschreibleistungen geeignet. Im Folgenden wird daher der neutrale Begriff der Lese-<br />

Rechtschreib-Schwierigkeiten verwendet, der keine Annahme über die Intelligenz oder<br />

Defizite auf Seiten des Kindes macht.<br />

<strong>Die</strong> Diskussion um den Begriff der Legasthenie hat zu dem halb spöttischen, halb ernsten<br />

Spruch: „Legasthenie? Das gibt es doch gar nicht!“ geführt. Häufig wird damit auch impliziert<br />

dass das Kind „könnte, wenn es nur wollte“, was die schwache Leistung auf eine vermutete<br />

fehlende Anstrengung zurückführt . Aber unabhängig von der theoretischen und praktischen<br />

Tauglichkeit des Legasthenie-Begriffs gibt es sicherlich Kinder mit schwachen<br />

Rechtschreibleistungen, wie jede Lehrkraft in ihrem beruflichen Alltag feststellen muss.<br />

Wichtig ist dabei zu wissen, dass es sich keineswegs um mangelnde Anstrengung oder<br />

Sorgfalt handelt, sondern tatsächlich ein Defizit besteht, das nur durch gezielte Förderung<br />

veränderbar ist.<br />

1.2. Verbreitung<br />

Von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten sind ca. 6 bis 9 Prozent aller Kinder betroffen (z. B.<br />

Strehlow & Haffner, 2002). Da jedoch die Angaben zur Verbreitung abhängig von den<br />

verwendeten Diagnose- und Definitionskriterien relativ stark schwanken, ist es schwierig,<br />

eine konkrete Angabe zu machen. In der Schulleistungsstudie PISA wurde eine deutliche<br />

Minderleistung im Lesen/Schreiben bei 10 – 15 Prozent der Schüler/innen beobachtet (Artelt,<br />

Schneider & Schiefele, 2002).<br />

Es sind deutlich mehr Jungen als Mädchen von Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben<br />

betroffen (Schwenck & Schneider, 2003). <strong>Die</strong>s ist möglicherweise auch darin begründet,<br />

dass Mädchen eher von der üblichen Förderung im Lesen und Schreiben profitieren können<br />

und sich die Schwierigkeiten bei ihnen dadurch nicht verfestigen. Eine andere mögliche<br />

Erklärung bezieht sich auf die Tatsache, dass Jungen mit Schulschwierigkeiten eher auffällig<br />

werden, da sie neben den eigentlichen schulischen Problemen als Begleiterscheinung häufig<br />

Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Mädchen neigen dagegen eher <strong>zum</strong> Rückzug und<br />

machen weniger auf sich aufmerksam.<br />

Häufig tritt eine Störung der Aufmerksamkeit und Konzentration (ADHS) gemeinsam mit<br />

Lese-Rechtschreibschwierigkeiten auf, ebenso leiden viele Kinder sowohl unter einer Lese-<br />

Rechtschreib-, als auch unter einer Rechenschwäche. Auch andere emotionale und<br />

Verhaltensprobleme sind nicht selten, wie beispielsweise psychosomatische<br />

Bauchschmerzen, Ängste oder aggressives Verhalten.<br />

All diese Schwierigkeiten können jedoch gleichzeitig eine (Mit-)Ursache der Lese-<br />

Rechtschreibschwierigkeiten sein oder deren Folge, oder es gibt möglicherweise Faktoren,<br />

die beides beeinflussen, wie beispielsweise ein vernachlässigendes häusliches Umfeld. Von<br />

daher kann nicht pauschal die Aussage getroffen werden, dass Lese-Rechtschreib-<br />

Schwierigkeiten die Ursache für eine Reihe weiterer Probleme darstellen.<br />

1.3. Ursachen<br />

Bezüglich der Ursachen schwacher Lese-Rechtschreibleistungen hat sich in den<br />

vergangenen Jahren vor allem die phonologische Informationsverarbeitung, das heißt, die<br />

Wahrnehmung und Verarbeitung sprachlich präsentierter <strong>Informationen</strong>, als relevant<br />

herausgestellt.<br />

Eine besondere Rolle kommt unter den Komponenten der phonologischen<br />

Informationsverarbeitung der phonologischen Bewusstheit zu. Darunter versteht man die<br />

Einsicht in die Lautstruktur der Sprache. Kinder mit einer hohen phonologischen Bewusstheit<br />

können beispielsweise Wörter korrekt in Silben gliedern, erkennen, welche Wörter sich<br />

reimen, Anlaute isolieren und ähnliches. <strong>Die</strong>se Fertigkeiten sind bei den meisten Kindern


schon im Vorschulalter gut ausgeprägt. Fehlen sie, so wird das entsprechende Kind mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit später Schwierigkeiten im Erlernen der Schriftsprache haben.<br />

Eine zweite Komponente ist das Rekodieren im Arbeitsgedächtnis. Darunter versteht man<br />

die Weiterverarbeitung von Information über einen kurzen Zeitraum, beispielsweise das<br />

Bereithalten bereits erlesener Buchstaben im Gedächtnis, um ein Wort vollständig erlesen zu<br />

können. Das phonologische Rekodieren beim Zugriff auf das semantische Lexikon bildet den<br />

dritten wichtigen Teil der phonologischen Informationsverarbeitung und ist beispielsweise<br />

dann aktiv, wenn eine Folge von Bildern schnell nacheinander benannt werden soll.<br />

Neben der phonologischen Informationsverarbeitung haben sich auch unzureichende<br />

sprachliche Fähigkeiten als wichtiger Verursachungsfaktor von Schwierigkeiten im Lesen<br />

und Rechtschreiben erwiesen. Ein Kind, das spät und mühsam sprechen lernt, dem auch im<br />

Vorschul- und Schulalter noch grammatische Fehler unterlaufen und das über einen<br />

geringen Wortschatz verfügt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Schwierigkeiten im<br />

Lesen und Rechtschreiben.<br />

Nicht bestätigt hat sich, dass eine allgemeine Seh- oder Hörschwäche bzw. ein allgemeines<br />

Gedächtnisdefizit zur Verursachung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten beitragen. Es<br />

liegen zwar Defizite in der Wahrnehmung und im Einprägen vor, diese beziehen sich jedoch<br />

sehr spezifisch auf sprachliches Material wie Wörter und Sätze. Kinder mit Lese-<br />

Rechtschreibschwierigkeiten können sich beispielsweise Bilder ebenso gut merken wie<br />

Kinder ohne diese Schwierigkeiten, die Erinnerungsleistung für Wörter ist jedoch geringer.<br />

Hinter diesen Faktoren werden genetische und hirnanatomische Besonderheiten vermutet,<br />

die im Einzelnen noch nicht vollständig geklärt sind. Es ist mittlerweile von einer<br />

grundsätzlichen Vererbbarkeit der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten auszugehen, was<br />

jedoch nicht bedeutet, dass es in jedem Fall eine „Übertragung“ von den Eltern auf das Kind<br />

geben muss.<br />

Man bezeichnet dies als multikausale Bedingtheit: Ein einzelner Ursachenfaktor reicht nicht<br />

aus, um zu einer Auffälligkeit zu führen, es müssen verschiedene innere und äußere<br />

Einflüsse zusammenwirken, um eine Störung entstehen zu lassen. So kann beispielsweise<br />

ein Kind mit schwachen Lernvoraussetzungen durch ein förderliches Umfeld vor der<br />

Ausprägung gravierender Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bewahrt werden, ebenso<br />

können Probleme auch bei recht günstigen individuellen Voraussetzungen auftreten.<br />

Da <strong>zum</strong> Thema Verursachung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten eine Fülle an Literatur<br />

existiert, konnte an dieser Stelle nur ein grober Überblick gegeben werden. Eine ausführliche<br />

Darstellung findet sich beispielsweise bei Schulte-Körne (2002) oder Klicpera, Schabmann &<br />

Gasteiger-Klicpera (2003).<br />

1.4. Diagnostik<br />

Für die Diagnostik von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten kann auf verschiedene<br />

standardisierte Lese- und Rechtschreibtests zurückgegriffen werden.<br />

Hier sind <strong>zum</strong> Beispiel im Altersbereich Grundschule folgende zu nennen:<br />

Lesetests:<br />

• ELFE 1-6 (Lenhard & Schneider, 2006): prüft das Leseverständnis<br />

• <strong>Würzburger</strong> Leise Leseprobe (WLLP, Küspert & Schneider, 1998): prüft die<br />

Lesegeschwindigkeit


Rechtschreibtests:<br />

• Diagnostischer Rechtschreibtest für verschiedene Klassenstufen (DRT, Müller<br />

2003, Grund & Naumann, 2003): liefert eine qualitative und quantitative Analyse von<br />

Rechtschreibfehlern durch ein Wörterdiktat<br />

• Deutscher Rechtschreibtest für verschiedene Klassenstufen (DERET, Stock &<br />

Schneider, 2006): liefert eine qualitative und quantitative Analyse von<br />

Rechtschreibfehlern durch das Diktat kurzer Sätze<br />

• Hamburger Schreibprobe (HSP, May, 2002): ermöglicht eine qualitative Auswertung<br />

der Fehler nach Graphemtreffern und eine Strategiediagnose<br />

Kombinierte Lese- und Rechtschreibtests:<br />

• Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (Landerl, Moser & Wimmer, 2006): ermöglicht<br />

eine Erfassung beider Teilfertigkeiten<br />

Dabei ist zu beachten, dass manche dieser Tests nur durch ausgebildete<br />

Schulpsychologen bzw. Förder- und Beratungslehrer durchgeführt werden dürfen.<br />

Selbstverständlich beinhaltet die förderorientierte Diagnostik eines speziellen Kindes weit<br />

mehr als die Durchführung eines Lese- oder Rechtschreibtests. Im Einzelfall sollte eine<br />

umfassende Beurteilung des Lernstandes und der individuellen Lernvoraussetzungen<br />

erfolgen. Für eine erste Abschätzung der schriftsprachlichen Leistungen sind die<br />

genannten Verfahren jedoch gut geeignet.<br />

1.5. Förderung<br />

Zur Förderung von Kindern mit schwachen Lese-Rechtschreibleistungen wurde eine in den<br />

vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine Fülle von Materialien und Methoden entwickelt.<br />

Das Spektrum reicht dabei von sehr trockenen Übungen, die direkt auf die Verbesserung der<br />

Schreibung einzelner Wörter abzielen, über umfangreiche Förderprogramme <strong>zum</strong> Lesen und<br />

Rechtschreiben bis hin zu weniger wissenschaftlichen Maßnahmen wie beispielsweise das<br />

Tragen einer Brille mit Farbfilter oder ein <strong>Training</strong> des Körpergefühls. Häufig sind diese<br />

„Spezialmaßnahmen“ verbunden mit einem charismatischen Erfinder, der für die<br />

Wirksamkeit seiner Methode garantiert. Von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus<br />

betrachtet muss jedoch behauptet werden:<br />

„Lesen und Schreiben lernt man nur durch Lesen und Schreiben“<br />

So simpel sich dies anhört, so schwierig ist es in der Praxis, denn ein Erfolg im Lesen und<br />

Schreiben stellt sich nur durch einen (jahre-)langen, intensiven Übungsprozess ein, der sich<br />

häufig für alle Beteiligten recht mühsam gestaltet. Es ist somit kein „Wundermittel“ gegen<br />

Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten verfügbar. Als wirksam hat sich das <strong>Training</strong><br />

isolierter Problembereiche erwiesen, sowie eine adaptive Förderung, also eine Förderung,<br />

die an die individuellen Lernvoraussetzungen und Kenntnisse angepasst ist.<br />

Wichtig ist dabei auch, die Motivation des Kindes zu stärken und Interesse an der<br />

Schriftsprache zu wecken, da die Kinder häufig durch zahlreiche Misserfolgserlebnisse<br />

demotiviert sind und sich nur ungern mit der Schriftsprache beschäftigen.


Bei intensiver Förderung können Schüler/innen mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten die<br />

Regelschullaufbahn durchaus erfolgreich abschließen, einige absolvieren auch ein<br />

Hochschulstudium. Dennoch handelt es sich um ein dauerhaftes Defizit, dem durch gezielte<br />

Förderung zwar entgegengewirkt werden kann, eine vollständige „Beseitigung“ der Lese-<br />

Rechtschreibschwierigkeiten ist jedoch nur selten möglich.<br />

Aus der hohen Notwendigkeit der Förderung von Schüler/innen mit schwachen Lese-<br />

Rechtschreibleistungen erklärt sich, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche<br />

Förderprogramme <strong>zum</strong> Lesen und Rechtschreiben entstanden sind. Bekannt sind vor allem<br />

die folgenden Verfahren:<br />

• Marburger Rechtschreibtraining (Schulte-Körne & Mathwig, 2001): Ein<br />

regelgeleitetes Strategietraining zur Verbesserung der Rechtschreibleistung. Mit Hilfe<br />

weniger Entscheidungsalgorithmen soll das Kind selbstständig zur richtigen<br />

Schreibung finden.<br />

• Lautgetreue Rechtschreibförderung (Reuter-Liehr, 2006): Auf der Basis des<br />

rhythmischen Syllabierens, also des Gliederns von Wörtern in Silben beim Sprechen,<br />

wird die lautgetreue Schreibung gesichert. Darauf aufbauend werden<br />

Rechtschreibregeln und –strategien vermittelt.<br />

• Leitfaden zur Bekämpfung der Lese-Rechtschreibschwäche (Kossow, 1991): Ein<br />

älteres Rechtschreibförderprogramm, das mit der gezielten Übung einzelner<br />

Fehlerbereiche arbeitet und großen Wert auf Selbstregulation und -kontrolle legt.<br />

• Kieler Leseaufbau (Dummer-Smoch & Hackethal , 2007): Ein Leseförderprogramm,<br />

das mit Hilfe von Lautgebärden systematisch einen Sichtwortschatz aufbaut.<br />

2. <strong>Informationen</strong> zu <strong>WorT</strong><br />

2. 1 Theoretische Fundierung<br />

Auf der beschriebenen theoretischen Grundlage entstand so das <strong>Würzburger</strong> orthografische<br />

<strong>Training</strong> (<strong>WorT</strong>). Es wurde an der Universität Würzburg in enger Zusammenarbeit mit dem<br />

Cornelsen-Verlag entwickelt. <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe an der Universität Würzburg bestand dabei<br />

aus Dipl. Psych. Nicole Berger, Dr. Petra Küspert, Dr. Wolfgang Lenhard, Dr. Peter Marx,<br />

Prof. Dr. Wolfgang Schneider und Dr. Jutta Weber.<br />

<strong>Die</strong> theoretische Grundlage von <strong>WorT</strong> bilden die Phasenmodelle, die entwickelt wurden, um<br />

den Lese- und Schreiblernprozess zu veranschaulichen. Ein besonders prominentes<br />

Phasenmodell wurde von Uta Frith bereits 1985 konzipiert. Frith geht von einer<br />

charakteristischen Abfolge von Phasen aus, bei ein Kind sich zunächst in der sogenannten<br />

logographischen Phase befindet. Es kann einzelne Wörter wie beispielsweise den eigenen<br />

Namen lesen und schreiben, ohne sich über die Zusammensetzung der Wörter aus<br />

einzelnen Buchstaben bewusst zu sein. Das Erkennen bzw. die Produktion der Wörter erfolgt<br />

ausschließlich aufgrund deren äußerer Eigenschaften. Anschließend folgt die alphabetische<br />

Phase, in der das Kind erkennt, dass Laute und Buchstaben in einer gewissen Entsprechung<br />

zueinander stehen. So kann es nun auch unbekannte Wörter lesen und schreiben, indem es<br />

sich diese Entsprechungen zu Nutze macht. <strong>Die</strong> letzte Phase, von Frith als orthographische<br />

Phase bezeichnet, kennzeichnet schließlich den kompetenten Schreiber, der sich sowohl<br />

das alphabetische Prinzip angeeignet hat, als auch über Wissen bezüglich<br />

Rechtschreibregeln und -strategien verfügt.


Ähnliche Modelle wie das von Goswami (1993) beziehen ausdrücklich das Lesen und<br />

Rechtschreiben mit ein und gehen davon aus, dass beide Prozesse sich gegenseitig<br />

stimulieren. So beobachten Lehrkräfte häufig, dass Kinder, die die ersten Buchstaben<br />

schreiben können, auch im Lesen größere Fortschritte machen und umgekehrt.<br />

In <strong>WorT</strong> wurde die Konzeption der Phasenmodelle umgesetzt, indem sich das<br />

Rechtschreibtraining in zwei unabhängige Teile gliedert. Im ersten Teil (sechs Module) wird<br />

das lautgetreue Verschriften thematisiert, dieser kann somit bereits ab Ende des ersten<br />

Schuljahres verwendet werden. Der zweite Teil (sieben Module) beschäftigt sich mit dem<br />

<strong>orthografischen</strong> Verschriften, also der Verwendung von Rechtschreibregeln und -strategien<br />

und ist vom zweiten Schuljahr ab bis <strong>zum</strong> Ende der Grundschulzeit einsetzbar.<br />

2. 2 Abgrenzung von anderen Förderprogrammen<br />

Wie grenzt sich <strong>WorT</strong> nun von anderen Förderprogrammen ab, was ist an <strong>WorT</strong> anders und<br />

vielleicht besser, als an anderen Förderprogrammen?<br />

Hier sind die folgenden Punkte zu nennen:<br />

• <strong>WorT</strong> ist individuell anpassbar an die Kompetenzen und den Lernbedarf eines<br />

Kindes. Es kann sehr gezielt geübt werden, was <strong>zum</strong> einen einer Über- oder<br />

Unterforderung und daraus resultierendem Motivationsverlust entgegenwirkt und <strong>zum</strong><br />

anderen ökonomisch ist.<br />

• <strong>WorT</strong> hat einen modularen Aufbau, die einzelnen Module sind mit wenigen<br />

Ausnahmen voneinander unabhängig. So können einerseits gezielt Übungsbereiche<br />

herausgegriffen werden, andererseits ist die Reihenfolge der Module variabel und<br />

kann an das Vorgehen im Regelunterricht angepasst werden. <strong>Die</strong> Module sind<br />

ihrerseits unterteilt in Teilqualifikationen. Beispielsweise besteht das Modul zur Groß-<br />

und Kleinschreibung aus fünf Teilqualifikationen, die im Einzelnen die<br />

Großschreibung von Konkreta, Eigennamen, Komposita, Abstrakta und die<br />

Großschreibung am Satzanfang thematisieren. Auch hier können einzelne<br />

Bestandteile ausgewählt und in der Reihenfolge an das Vorgehen im Regelunterricht<br />

angepasst werden. Eine Übersicht über die Inhalte findet sich unter 2. 3.<br />

• Durch den modularen Aufbau und die Auswahl der Übungen ist <strong>WorT</strong> gut in den<br />

Regelunterricht integrierbar. Das Programm schreibt keine bestimmte<br />

Vorgehensweise vor (beispielsweise bezüglich der Vermittlung von Dopplung und<br />

Schärfung), sondern es kann diejenige Vorgehensweise verwendet werden, die die<br />

Lehrkraft individuell bevorzugt. Durch einen relativ hohen Anteil an Arbeitsblättern<br />

kann <strong>WorT</strong> auch in der Wochenplanarbeit eingesetzt werden. <strong>Die</strong> Arbeitsblätter<br />

verfügen über eine einfache Struktur, so dass sich die Kinder nach einer<br />

Einführungsphase recht selbstständig damit beschäftigen können und der<br />

Instruktionsaufwand für die Lehrkraft reduziert wird.<br />

• <strong>Die</strong> Übungsinhalte sind an den Fehlerschwerpunkten im Grundschulunterricht<br />

orientiert, es werden alle relevanten Themenbereiche behandelt.<br />

• <strong>Die</strong> Übungen in jeweils in drei Schwierigkeitsstufen gestaffelt, es wird eine leichte,<br />

eine mittlere und eine schwierige Übung angeboten. Auch hier ist eine individuelle<br />

Anpassung an den Leistungsstand eines Kindes bzw. einer Fördergruppe möglich.


Zusätzlich finden sich in den <strong>Training</strong>smaterialien Ergänzungsübungen, die<br />

bestimmte schwierige Phänomene vertieft behandeln.<br />

• Zu jedem Modul wird eine Eingangs- und eine Abschlussdiagnostik durchgeführt.<br />

<strong>Die</strong>se dient der Überprüfung des individuellen Lernstandes. Es stehen jeweils<br />

Parallelformen der Feindiagnostik zur Verfügung, so dass nicht zwei Mal dasselbe<br />

Arbeitsblatt vorgegeben werden muss. <strong>Die</strong>s verhindert, dass lediglich die<br />

Erinnerungsleistung an bestimmte Wörter geprüft wird, anstelle der zugrunde<br />

liegenden Prinzipien.<br />

• In <strong>WorT</strong> sind spielerische und stark vorstrukturierte Übungen kombiniert. <strong>Die</strong>s<br />

bedeutet, dass die Kinder <strong>zum</strong> einen mit Arbeitsblättern üben können, deren<br />

Übungsformen sich wiederholen und die somit recht selbstständig bearbeitet werden<br />

können. Zum anderen finden sich auch spielerische Übungen wie ein Wörterdomino,<br />

um die Motivation der Kinder zu erhalten.<br />

• Für die Verwendung von <strong>WorT</strong> ist keine gesonderte Schulung der Lehrkraft<br />

notwendig. Da die Materialien einen ausführlichen allgemeinen Lehrerkommentar<br />

enthalten, sowie Kommentare zu den einzelnen Modulen, können Lehrkräfte sich<br />

selbst problemlos und in kurzer Zeit einarbeiten. Auch die Vorbereitung der einzelnen<br />

Unterrichtsstunden ist recht unaufwändig.<br />

• <strong>WorT</strong> wurde systematisch wissenschaftlich begleitet und weiter entwickelt. Im<br />

Unterschied zu anderen Förderprogrammen ist das Rechtschreibtraining nicht „am<br />

Grünen Tisch“ entstanden, sondern wurde direkt im Unterricht erprobt, wobei die<br />

Rückmeldungen der Lehrkräfte aus der Erprobungsphase in die Überarbeitung<br />

einflossen.<br />

Im Folgenden werden nun die allgemeinen Prinzipien beschrieben, die in der Arbeit mit<br />

<strong>WorT</strong> <strong>zum</strong> Tragen kommen sollen:<br />

• Arbeit mit Lob und Verstärkung: Da viele Kinder mit Rechtschreibschwierigkeiten<br />

bereits eine Reihe von Misserfolgen erlebt haben, ist ihre Motivation, sich erneut im<br />

Lesen und Rechtschreiben zu versuchen, häufig gering. Durch gezieltes Lob und<br />

Verstärkung auch kleiner Erfolge soll dem entgegen gewirkt werden.<br />

• Verwendung der individuellen Bezugsnorm: Anstatt eines sozialen Vergleiches<br />

mit anderen, leistungsstärkeren Kindern, wird die Leistung eines Kindes konsequent<br />

mit seiner eigenen früheren Leistung verglichen. Dadurch werden auch kleine<br />

Fortschritte sichtbar, die im Vergleich mit der Klasse üblicherweise untergehen, was<br />

eine positive Wirkung auf die Motivation des Kindes hat (siehe auch Rheinberg &<br />

Krug, 2005).<br />

• Förderung der Selbstständigkeit: <strong>Die</strong> Kinder sollen lernen, selbstständig zu<br />

arbeiten. <strong>Die</strong>s wird durch den Aufbau der Arbeitsblätter in <strong>WorT</strong> erleichtert, da sich<br />

verschiedene Übungsformen über das gesamte Programm hinweg wiederholen. <strong>Die</strong><br />

Kinder erkennen schnell das zugrunde liegende Prinzip und können ohne längere<br />

Instruktionsphasen selbstständig üben. Weiterhin werden auf einer dem Programm<br />

beigelegten CD Lösungsblätter angeboten, mit deren Hilfe die Kinder ihre<br />

Rechtschreibung überprüfen und korrigieren können.


• Stopp-Strategie: Viele impulsive Kinder neigen dazu, beim Schreiben spontan<br />

„irgendeine“ Lösung anzubieten, obwohl sie durch gezieltes Nachdenken auch zur<br />

richtigen Lösung finden könnten. Daher wird mit einer Stopp-Karte gearbeitet, die das<br />

Kind verwendet, um sich selbst <strong>zum</strong> Innehalten und Nachdenken anzuregen.<br />

• Modellsprache/Pilotsprache: Konsequent wird das deutliche, etwas überartikulierte<br />

Sprechen gefordert um dem Kind das Abhören der einzelnen Laute in zu<br />

schreibenden Wörtern zu erleichtern. Wie im Regelunterricht üblich, wird auch in der<br />

Arbeit mit <strong>WorT</strong> lautiert („mmmm“ ) statt buchstabiert ( „em“ ), um<br />

Falschschreibungen zu verhindern.<br />

• Isolierte Übungsschwerpunkte, Wiederholung und Automatisierung: <strong>Die</strong><br />

einzelnen Module fokussieren stark auf einen bestimmten Teilbereich der<br />

Rechtschreibung. Dadurch soll auch die Aufmerksamkeit der Kinder auf eine<br />

bestimmte rechtschriftliche Besonderheit gelenkt werden, um diese gezielt zu üben.<br />

Durch Wiederholung der Inhalte an verschiedenem Übungsmaterial wird eine<br />

Automatisierung der zugrunde liegenden Regeln und Prinzipien angestrebt.<br />

2. 3 Aufbau und Inhalte<br />

<strong>Die</strong> folgende Übersicht zeigt, welche Rechtschreibphänomene die dreizehn Module<br />

behandeln:<br />

Klasse 1 -2 (Band 1: Lautgetreues Verschriften):<br />

1) Phonem-Graphem-Korrespondenzen<br />

2) Silbengliederung<br />

3) Diskriminierung schwer unterscheidbarer Laute/-verbindungen<br />

4) Wortendungen -el, -en, -er („erweiterte Lauttreue“)<br />

5) Komplexe Konsonantenverbindungen und –häufungen<br />

6) 100%-Regeln (Sp/sp, St/st, Qu/qu)<br />

Klasse 2 – 4 (Band 2: Orthografisches Verschriften):<br />

7) Auditive Differenzierung von Vokallängen<br />

8) Dopplung/Schärfung<br />

9) Groß- und Kleinschreibung<br />

10) Morphemtraining<br />

11) Langes [:i] (ie)<br />

12) Ableitungsregeln/-strategien<br />

13) Sichtwortschatz/Merkworttraining<br />

<strong>Die</strong> einzelnen Module enthalten jeweils die folgenden Teilqualifikationen:<br />

Modul 1: Phonem-Graphem-Korrespondenzen<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) Zuordnung von Groß- und Kleinbuchstaben, sowie Zuordnung von Druck- und<br />

Schreibschrift (nach Bedarf)<br />

2) Benennen von Buchstaben im Anlaut eines Wortes<br />

3) Benennen von Buchstaben im Auslaut eines Wortes<br />

4) Benennen von Buchstaben im Binnenlaut<br />

5) Erkennen und Benennen von Vokalen und Diphthongen<br />

Übungsbeispiele: Bilddiktat, Wörterdomino, Vokale ersetzen


Modul 2: Silbengliederung anhand lautgetreuen Wortmaterials<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) Gliedern von Wörtern unterschiedlicher Länge in Silben<br />

2) Silbenbögen eintragen<br />

3) Erkennen von Vokalen in Silben<br />

Übungsbeispiele: Wörterpuzzle, Silbenbögendiktat, Wörter mit einer bestimmten Silbenzahl<br />

finden<br />

Modul 3: Schwer unterscheidbare Laute und Lautverbindungen<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) P/p vs. Q/q (zur Ergänzung, falls Übungsbedarf besteht)<br />

2) Sch/sch vs. ch<br />

3) M/m vs. N/n<br />

4) F/f vs. W/w<br />

5) Ch/ch vs. R/r<br />

6) B/b vs. P/p (nicht im Auslaut)<br />

7) D/d vs. T/t (nicht im Auslaut)<br />

8) G/g vs. K/k (nicht im Auslaut)<br />

9) Ergänzungsübung zu den Plosiven (vermischt)<br />

Übungsbeispiele: Lückenwörter ergänzen, „falsche“ Wörter in einer Reihe erkennen,<br />

Eigendiktat<br />

Modul 4: Wortendungen -er, -en und -el<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) Wörter mit Wortendung –er richtig schreiben<br />

2) Wörter mit Wortendung –en und -el richtig schreiben<br />

Übungsbeispiele: Bilddiktat, Reimwörter finden, Puzzlewörter<br />

Modul 5: Komplexe Konsonantenverbindungen<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) Wörter mit Fl, Fr, Zw<br />

2) Wörter mit Schl, Schm, Schn, Schr und Schw<br />

3) Wörter mit lk, nk und rk<br />

4) Wörter mit Tr/tr, Dr/dr, Br/br, Bl/bl, Pr/pr und Pl/pl<br />

5) Wörter mit Kn/kn, Kr/kr, Kl/kl, Gr/gr und Gl/gl<br />

6) Wörter mit ng<br />

7) Wörter mit Pf/pf<br />

Übungsbeispiele: Lückenwörter ergänzen, Rätselwörter, Eigendiktat<br />

Modul 6: 100% Regeln (sp/st, qu)<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) Wörter mit „Sp/sp“ und „St/st“<br />

2) Wörter mit „Qu/qu“<br />

Übungsbeispiele: Lückenwörter ergänzen, Bilddiktat, Eigendiktat<br />

Modul 7: Differenzierung von Vokallängen<br />

Teilqualifikation:<br />

Unterscheidung von kurzen und langen Vokalen<br />

(auch Diphthonge und Umlaute)<br />

Übungsbeispiele: Vokallängen in Lesewörtern beurteilen, Reimwörter finden, Wortpaare<br />

vergleichen


Modul 8: Dopplung/ Schärfung<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) (Mindestens) Zwei verschiedene Konsonanten nach kurzem Vokal<br />

2) Konsonantenverdopplung nach kurzem Vokal<br />

3) Erhalt der Doppelkonsonanz in den Personalformen der Verben<br />

(z. B. "er rennt")<br />

4) Ck und tz als Spezialfall der Doppelkonsonanz<br />

Übungsbeispiele: Lückenwörter ergänzen, Gruppenbildungsübung, Reimwörter finden<br />

Modul 9: Groß– und Kleinschreibung<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) Konkreta erkennen (Tiere, Menschen, Pflanzen, Dinge)<br />

2) Eigennamen erkennen (Personen-, Tier- und Ortsnamen)<br />

3) Satzanfänge großschreiben (nur in einfachen Aussagesätzen)<br />

4) Komposita erkennen (nur Substantivkomposita)<br />

5) Abstrakta erkennen (Zeitangaben, Gefühle, Ideen)<br />

Übungsbeispiele: Wörterkarten sortieren, Komposita zusammensetzen, Reimwörter finden,<br />

Lückenwörter/-sätze ergänzen<br />

Modul 10: Morphemtraining<br />

Teilqualifikationen:<br />

1) Erkennen des Wortstammes<br />

2) Erkennen und Schreiben von Wortfamilien<br />

3) Vorangestellte Wortbausteine (Vorsilben auf-, ab-, be-)<br />

4) Verben in Grund- und Personalform<br />

5) Substantivkomposita als „Spezialgebiet“ der Morphologie<br />

6) Nachgestellte Wortbausteine (-ung, -heit, -keit)<br />

Übungsbeispiele: Wortfamilien zusammenstellen, Wörter nach Wortstamm sortieren,<br />

Wörtermemory<br />

Modul 11: Langes /i/ - ie<br />

Teilqualifikationen<br />

1) „ie“-Schreibung als Regelschreibung für das lange I/i<br />

Übungsbeispiele: Lückenwörter ergänzen, Bilddiktat, Reimwörter finden<br />

Modul 12: Ableitungsregeln<br />

Teilqualifikationen<br />

1) Nomen mit ableitbarem ä und äu<br />

2) Adjektive und Verben mit ableitbarem ä und äu<br />

3) Auslautverhärtung bei Nomen<br />

4) Auslautverhärtung bei Adjektiven<br />

5) Konsonantenverhärtung im Binnenlaut bei Verben<br />

6) Ableitung über Wortartgrenzen<br />

Übungsbeispiele: Wörtermemory, Rätselwörter, Lückensätze ergänzen<br />

Modul 13: Aufbau eines Sichtwortschatzes / Merkworttraining<br />

Teilqualifikationen<br />

Teil A („Reine“ Merkwörter)<br />

• Wörter mit V/v, Wörter mit x, Wörter mit chs, Wörter mit cks (in separaten Übungen)<br />

• Doppelvokale (aa, ee, oo)<br />

• Wörter mit ai, Wörter mit unmarkiertem, langen i<br />

• Wörter mit nicht ableitbarem ä<br />

• Fremdwörter


Teil B (Kompliziertere Strategien und Teilstrategien, die als Merkphänomen behandelt<br />

werden)<br />

• Wörter mit Dehnungs-h<br />

• Wörter mit silbentrennendem h<br />

• Wörter mit ß<br />

3. 3. Wissenschaftliche Begleitung: Umsetzung und Ergebnisse<br />

<strong>Die</strong> Wirksamkeit von <strong>WorT</strong> wurde im Schuljahr 2007/2008 im Rahmen einer durch die<br />

Universität Würzburg durchgeführten Evaluationsstudie unter der Leitung von Prof. Wolfgang<br />

Schneider überprüft.<br />

An der Evaluation nahmen insgesamt 39 zweite und 35 dritte Klassen teil, davon arbeitete<br />

jeweils etwa die Hälfte der Klassen mit <strong>WorT</strong>, die andere Hälfte diente als Kontrollgruppe. In<br />

den Kontrollgruppen wurden die rechtschreibschwachen Kinder nicht gesondert gefördert,<br />

sondern erhielten die übliche Förderung im Rahmen des Regelunterrichts.<br />

<strong>Die</strong> Fördergruppen wurden anhand der Ergebnisse in einem standardisierten<br />

Rechtschreibtest (SLRT, Landerl, Wimmer & Moser, 2006) zusammengestellt, wobei<br />

ausschließlich Kinder mit schwachen oder sehr schwachen Rechtschreibleistungen<br />

ausgewählt wurden. Um die Wirksamkeit von <strong>WorT</strong> zu überprüfen, konnten so die<br />

Leistungen zu Beginn der Arbeit mit <strong>WorT</strong> den Leistungen nach Abschluss des <strong>Training</strong>s<br />

verglichen werden. Dabei wurden sowohl die Fehlerzahlen im standardisierten<br />

Rechtschreibtest zur Beurteilung herangezogen als auch die erreichte Punktzahl in den<br />

Diagnostikbögen.<br />

Im September, Oktober und November 2007 fand eine Schulung der Lehrkräfte zur Auswahl<br />

der <strong>Training</strong>skinder und zur Arbeit mit <strong>WorT</strong> statt, anschließend führten die Lehrkräfte den<br />

standardisierten Rechtschreibtest in ihren Klassen durch. <strong>Die</strong> Auswertung der<br />

Rechtschreibtests erfolgte durch Mitarbeiter der Universität Würzburg. <strong>Die</strong>jenigen Kinder, die<br />

aufgrund schwacher Rechtschreibleistungen für die Teilnahme an der Förderung mit <strong>WorT</strong><br />

ausgewählt wurden, durchliefen im Verlauf des Schuljahres verschiedene Module, wobei die<br />

Module 1bis 6 in der zweiten, die Module 7 bis 13 in der dritten Klassenstufe eingesetzt<br />

wurden. Daraus ergab sich eine Gruppengröße von 25 bis 84 Kindern für die einzelnen<br />

Module. Aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten konnten jedoch nicht alle Module<br />

detailliert erprobt werden. <strong>Die</strong> Durchführung der verschiedenen Module wurde <strong>zum</strong> Ende<br />

des Schuljahres 2007/2008 abgeschlossen. Anschließend führten die Lehrkräfte den<br />

standardisierten Rechtschreibtest in ihren Klassen erneut durch.<br />

Während der Erprobung in den Klassen fanden Auswertungstreffen und -gespräche mit den<br />

teilnehmenden Lehrkräften statt, deren Anregungen und Ideen in der Überarbeitung des<br />

Programmes berücksichtigt wurden. <strong>Die</strong> Ergebnisse der wissenschaftlichen Überprüfung<br />

zeigen, dass <strong>WorT</strong> erfolgreich zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit schwachen<br />

Rechtschreibleistungen eingesetzt werden kann. Eine besondere Stärke des <strong>Training</strong>s liegt<br />

im Bereich des lautgetreuen Schreibens in der 2. Klasse, hier konnte sich die<br />

<strong>Training</strong>sgruppe deutlicher verbessern als die Kontrollgruppe, die den regulären<br />

Förderunterricht erhalten hatte.


Bezogen auf den Gesamtfehlerwert im standardisierten Rechtschreibtest zeigte sich in<br />

beiden Jahrgangsstufen, dass die leistungsschwachen Kinder, die mit <strong>WorT</strong> trainiert worden<br />

waren, sich an ihre Klassenkameraden annäheren konnten.<br />

Über den direkten Vergleich der Leistungen vor und nach der Arbeit mit <strong>WorT</strong> hinaus, wurde<br />

der Zusammenhang zwischen dem Leistungsfortschritt über ein Schuljahr mit der Anzahl an<br />

bearbeiteten Modulen bestimmt. Hier ergab sich ein statistisch bedeutsamer<br />

Zusammenhang, der sich besonders in der 2. Klassenstufe zeigte.<br />

An anderen Stellen, beispielsweise im Bereich der <strong>orthografischen</strong> Fehler im<br />

standardisierten Rechtschreibtest konnte in beiden Klassenstufen zwar eine deutliche<br />

Leistungssteigerung über den Verlauf des Schuljahres nachgewiesen werden, diese trat<br />

jedoch gleichermaßen in der <strong>Training</strong>s- wie in der Kontrollgruppe auf. Obwohl an dieser<br />

Stelle kein eindeutiger Nachweis der Überlegenheit von <strong>WorT</strong> geleistet werden kann,<br />

sprechen dennoch einige Argumente für die Verwendung von <strong>WorT</strong> anstelle eines anderen<br />

Rechtschreibtrainings: Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Förderprogrammen ist<br />

<strong>WorT</strong> individuell an die Stärken und den Lernbedarf eines einzelnen Kindes anpassbar, kann<br />

problemlos in den Regelunterricht integriert werden und erfordert einen recht geringen<br />

Aufwand in der Vorbereitung und Durchführung.<br />

Zitierte Literatur:<br />

Allgemein:<br />

Artelt, C., Schneider, W. & Schiefele, U. (2002). Ländervergleich zur Lesekompetenz. In J.<br />

Baumert, C. Artelt, E. Klieme, J. Neubrand, M. Prenzel, U. Schiefele, W. Schneider,<br />

K.-J. Tillmann & M. Weiß (Hrsg.), PISA 2000. <strong>Die</strong> Länder der Bundesrepublik<br />

Deutschland im Vergleich (S. 55 - 94). Opladen: Leske & Budrich.<br />

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (1999). Förderung von Schülern mit<br />

besonderen Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und des Rechtschreibens.<br />

Erlass vom 16. November 1999.<br />

Dilling, H., Mombour, W. & Schmidt, M. H. (2005). Internationale Klassifikation psychischer<br />

Störungen. ICD-10. Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien (5. Aufl.).<br />

Bern: Huber.<br />

Frith, U. (1985). Beneath the surface of developmental dyslexia. Are comparisons between<br />

developmental and acquired disorders meaningful? In K. E. Patterson, J. C. Marshall<br />

& M. Coltheart (Eds.), Surface dyslexia (pp. 301 - 330). London: Erlbaum.<br />

Goswami, U. (1993). Toward an interactive model of reading development: Decoding vowel<br />

graphemes in beginning reading. Journal of Experimental Child Psychology, 56, 443-<br />

475.<br />

Klicpera, C., Schabmann, A. & Gasteiger-Klicpera, B. (2003). Legasthenie. Modelle,<br />

Diagnose, Therapie und Förderung. München und Basel: Reinhardt.


Lindner, M. (1951). Über Legasthenie (spezielle Leseschwäche). 50 Fälle, ihr<br />

Erscheinungsbild, und Möglichkeiten ihrer Behandlung. Zeitschrift für<br />

Kinderpsychiatrie, 18, 97 – 143.<br />

Ranschburg, P. (1916). <strong>Die</strong> Leseschwäche und Rechtschreibschwäche der Kinder. Berlin.<br />

Rheinberg, F. & Krug, S. (2005). Motivationsförderung im Schulalltag. Göttingen:<br />

Hogrefe.<br />

Schulte-Körne, G. (2002). Legasthenie: Zum aktuellen Stand der Ursachenforschung, der<br />

diagnostischen Methoden und der Förderkonzepte (S. 245 - 258). Bochum: Winkler.<br />

Schwenck, C. & Schneider, W. (2003). Der Zusammenhang von Rechen- und<br />

Schriftsprachkompetenz im frühen Grundschulalter. Zeitschrift für Pädagogische<br />

Psychologie, 17 (3-4), 261-267.<br />

Strehlow U. & Haffner, J. (2002). Definitionsmöglichkeiten und sich daraus ergebende<br />

Häufigkeit der umschriebenen Lese bzw. Rechtschreibstörung – theoretische<br />

Überlegungen und empirische Befunde an einer repräsentativen Stichprobe junger<br />

Erwachsener. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 30<br />

(2), 113-126.<br />

Weber, J.-M. (2003). Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und Legasthenie: Verursachungsfaktoren<br />

und Fördermöglichkeiten. Hamburg: Dr. Kovac.<br />

Lese- und Rechtschreib-<strong>Training</strong>s:<br />

Dummer-Smoch, L. & Hackethal, R. (2007). Handbuch <strong>zum</strong> Kieler Leseaufbau. Kiel: Veris.<br />

Kossow, H. J. (1991). Leitfaden zur Bekämpfung der Lese-Rechtschreibschwäche.<br />

Übungsbuch und Kommentare. Verlag der Wissenschaften: Berlin.<br />

Reuter Liehr, C. (2006). Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung. Bochum: Dr. Winkler.<br />

Schulte-Körne, G. & Mathwig, F. (2001). Das Marburger Rechtschreibtraining. Ein<br />

regegeleitetes Rechtschreibtraining für rechtschreibschwache Kinder. Bochum: Dr.<br />

Winkler. Bochum.<br />

Lesetests:<br />

Lenhard, W., & Schneider, W. (2006). ELFE 1-6: Ein Leseverständnistest für Erst- bis<br />

Sechstklässler. Göttingen: Hogrefe.<br />

Küspert, P. & Schneider, W. (1998). <strong>Würzburger</strong> Leise Leseprobe (WLLP). Handanweisung.<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Rechtschreibtests:<br />

Diagnostischer Rechtschreibtest (DRT):<br />

Müller, R. (2003a). Diagnostischer Rechtschreibtest für 1. Klassen (DRT 1) Göttingen:<br />

Hogrefe.


Müller, R. (2003b). Diagnostischer Rechtschreibtest für 2. Klassen (DRT 2). Göttingen:<br />

Hogrefe.<br />

Müller, R. (2003c). Diagnostischer Rechtschreibtest für 3. Klassen (DRT 3). Göttingen:<br />

Hogrefe.<br />

Grund, M., Haug, G. & Naumann, C. L. (2003a). Diagnostischer Rechtschreibtest für 4.<br />

Klassen (DRT 4). Hogrefe: Göttingen.<br />

Hamburger Schreibprobe (HSP):<br />

May, P. (2002). HSP 1-9. Diagnose orthografischer Kompetenz. Zur Erfassung der grundlegenden<br />

Rechtschreibstrategien. Handbuch und Manual. Hamburg: Verlag für<br />

Pädagogische Medien.<br />

Kombiniertes Verfahren:<br />

Salzburger Lese-Rechtschreibtest:<br />

Landerl, K., Wimmer, H. & Moser, E. (2006). Salzburger Lese- und Rechtschreibtest: Ver-<br />

fahren zur Differentialdiagnose von Störungen der Teilkomponenten des<br />

Lesens und Schreibens für die 1. bis 4. Schulstufe (SLRT). Bern: Huber.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Marx, P. (2007). Lese- und Rechtschreiberwerb. Paderborn: Schöningh.<br />

Naegele, I. M. & Valtin, R. (2000). LRS in den Klassen 1 - 10. Bd. 2. Weinheim: Beltz.<br />

Schulte-Körne, G. (2002). Legasthenie: Zum aktuellen Stand der Ursachenforschung, der<br />

diagnostischen Methoden und der Förderkonzepte (S. 245 - 258). Bochum: Winkler.<br />

Suchodoletz, W. v. (2006). Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung (LRS). Traditionelle und<br />

alternative Behandlungsmethoden im Überblick. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Quellenangabe zu <strong>WorT</strong>:<br />

Berger, N., Küspert, P., Lenhard, W., Marx, P., Schneider, W. & Weber, J. (in press). <strong>WorT</strong> –<br />

<strong>Würzburger</strong> orthographisches <strong>Training</strong>. Berlin: Cornelsen.<br />

Bezug über www.cornelsen.de

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