II - CCA Monatsblatt
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Weil Jesus sei ja auch 33 Jahre und ein paar Tage alt gewesen. Eine gewisse<br />
alltägliche Verschmitztheit ist den Bolivianern ja nicht abzusprechen.<br />
Zurück im Hotel gab es noch ein letzte Obstdiät, leichte Mineralienkost und eine<br />
feuchte Überraschung. Ich habe es mir angewöhnt, meine Tochter Mia beim<br />
Essen nicht zu stören. Ich bin froh über jedwedes Essen, was in ihrem Magen<br />
landet. So saß sie auch an diesem frühen Abend im Bad zwischen Duschwanne<br />
und dem Klo und muffelte eine Scheibe Käse in sich hinein. Auf einmal hörte<br />
ich einen Aufschrei und sehe beim Umdrehen eine völlig durchnässte Tochter.<br />
Während ich noch denke, wie sie wohl an den Duschknopf gekommen ist,<br />
entdecke ich einen herumspritzenden Schlauch vom Klo. Die Kleine hatte ihn<br />
abgezogen. Innerhalb von 30 Sekunden ist der Fußboden vom Bad mit Wasser<br />
gefüllt. Weitere 1 � Minuten später ist der Boden vom Zimmer voller Wasser<br />
und nach vier Minuten schwappt das Wasser in den Flur. Ich packe das<br />
schreiende Kind und stelle es ins (höher gelegene) Kinderbett. Wie Leonardo Di<br />
Caprio in „Titanic“ eile ich zurück ins Bad, suche einen abzudrehenden<br />
Wasserhahn, der nicht zu entdecken ist. Nach endlosen zehn Minuten kommen<br />
dann schließlich zwei Hotelangestellte und bereinigen die Katastrophe. Ich<br />
verschweige natürlich die Beteiligung von Mia, fasele etwas von plötzlich<br />
einfallendem Wasser und wechsele verschämt das Zimmer. Nach dem<br />
Abklingen des Schocks ärgere ich mich, kein Photo gemacht zu haben.<br />
Eine ideale Vorbereitung auf das Sportabzeichen sieht natürlich anders aus. Am<br />
nächsten Morgen biege ich um 9.30 Uhr ins Stadionrund ein. Man muss als<br />
Familienvater Prioritäten setzen. Deswegen entscheide ich mich für<br />
„denBauchfüllenderkleinenTochter“ statt<br />
„idealesportlicheBedingungensamteventuellenneuensportlichenHöchstleistungen<br />
“. Doch die Cochbamba-Gang war nicht mehr zu stoppen bei der Premiere des<br />
Deutschen Sportabzeichens in ihrer Stadt. Es wird gerade die Weitsprunggrube<br />
malträtiert. An den verschwitzten, aber glücklichen Gesichtern erkenne ich die<br />
Zeichen der bereits absolvierten Sprint- und Langstrecken-Disziplinen. Auch<br />
Kugelstoßen ist schon erfolgt. Die Zeiten und Weiten sind ordentlich. Sogar<br />
Georg steht nach der Langstrecke noch erfolgreich in der Landschaft herum und<br />
nähert sich souverän seinem zweiten Sportabzeichen. Erstmals nehmen auch<br />
zwei Kinder am Sportabzeichen teil und geben durch ihre wirklich guten<br />
Ergebnisse Hoffnung, dass Bolivien 2024 bei Olympia durchstarten wird. Eben<br />
diesen beiden Kindern drücke ich Mia in die Hand, werfe mich in meine<br />
Sportklamotten und mache mich auf für den 3000-Meter-Lauf. Ahhhh, herrlich<br />
eine Tartanbahn. Welch eine Wohltat nach der holprigen Aschenbahn des<br />
Militär-Colegio in La Paz. Am Ziel gibt es sogar eine Glocke für die letzte<br />
Runde und eine Tafel, auf der die noch zu laufenden Runden abgebildet sind.<br />
Bei mir kommt ein bisschen ISTAF-Feeling auf. In Gedanken sehe ich schon,<br />
wie mir Herr Dr. Droste beim nächsten Acto Civico den Goldbarren für die<br />
beste Langstreckenleistung überreicht. Na gut, ein paar mehr Zuschauer könnten<br />
schon da sein. Bis auf eine Trainingsgruppe herrscht gähnende Leere auf den<br />
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