II - CCA Monatsblatt
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Wir sind dann mal weg...<br />
tja, so ist das - es gibt keinen Termin, der nicht irgendwann mal kommt. Und so<br />
sind nun auch für uns 6 Jahre Leben und Arbeiten in Bolivien zu Ende.<br />
Es ist schon ein seltsames Gefühl. Denn es gibt ja im Rückblick doch in jedem<br />
Lebensabschnitt eine erstaunlich ausgewogene Balance. Oft ist nur die Frage,<br />
was man in welche Waagschale legt. Bloqueos, Marchas, politische Krisen,<br />
ungewisse Zukunft des Landes, der deutschen Schule, der deutschen<br />
evangelischen Gemeinde ... auch die bange Frage: Wie wird es wieder, wenn wir<br />
in Deutschland zurück sind? Man spürt die Ungewissheit und die Unplanbarkeit<br />
des Lebens sicher hier in Bolivien viel deutlicher. Aber ist es wirklich besser,<br />
jetzt schon zu wissen, wo ich meinen Urlaub 2010 verbringen werde?<br />
Was uns begeistert hat, hier in Bolivien - es ist die andere Seite der Unsicherheit<br />
- es ist das Abenteuer. Kreuz und quer durch die Lande zu reisen, und auch nach<br />
so vielen Jahren immer noch unentdeckte Plätze finden zu können. Aber auch<br />
die Ruhe, Dinge nicht immer voll und ganz in der Hand zu haben. Langfristige<br />
Planung führt eben nicht immer automatisch zu besseren Ergebnissen. Obwohl<br />
ich mir manchmal etwas mehr Ruhe und Planung schon gewünscht hätte.<br />
Karen konnte ihr Studium an der Academia de Bellas Artes beenden und<br />
anschließend viele Ausstellungen mit ihrer Gruppe Apacheta bestücken. Ganz<br />
zum Schluss steht noch die einjährige Jubiläumsausstellung mit der Gruppe<br />
Apacheta im Tambo Quirquincho und eine individuelle Ausstellung in der Casa<br />
de la Cultura.<br />
Unsere Töchter Inga und Adina sind sehr gerne in die deutsche Schule<br />
gegangen, haben Reiten gelernt und Klavier. Für sie ist Deutschland bisher doch<br />
noch etwas Fernes. Aber sie kennen das von ihrer Klasse, dass immer wieder<br />
Kinder dazukommen und auch gehen.<br />
Mir wird sicher die Schule fehlen. Seltsam, dabei habe ich zuerst gedacht - so<br />
viele Stunden Religionsunterricht? Da komme ich ja zu nichts anderem mehr!<br />
Aber die begeisterten Gesichter der Kinder in der Primaria, wenn ich mit meiner<br />
Gitarre, meinem Engel und meiner Glocke in die Klasse komme - das ist schon<br />
klasse. Dazu die Fragen und Diskussionen in der Secundaria. Und auch die gute<br />
Stimmung im Lehrerzimmer - selbst wenn ich ja nur als<br />
Lebensabschnittsteilzeitkollege an zwei Tagen in der Woche dort aufgetaucht<br />
bin.<br />
In Santa Cruz und Cochabamba lasse ich zwei kleine Gemeinden zurück, in<br />
denen ich mich von Anfang an wohl gefühlt habe. Aber ich denke, das beruht<br />
ganz auf Gegenseitigkeit. Ich bin jedenfalls sehr stolz darauf, dass bei den<br />
Ostergottesdiensten in beiden Gemeinden über 30 Kinder und Erwachsene<br />
mitgefeiert haben - und dann noch in entspannter Runde fröhlich zusammen<br />
geblieben sind und - so wie die ersten Christen auch - gemeinsam Mahl gehalten<br />
haben.<br />
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