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II - CCA Monatsblatt

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Ich robbe auf dem Bauch liegend näher, bis meine Nase über dem Abgrund ist.<br />

Der Fels ist angenehm rau und überhaupt nicht glitschig. Da unten, tief da unten,<br />

ist Boden, und Wasser, ungeheuer viel Wasser, teefarbenes Wasser, was zu<br />

weißem Schaum zerstäubt und unten in horizontaler Richtung geradezu<br />

explodiert. Ich folge dem Fall des Wassers von der Abbruchkante bis in die<br />

unendliche Tiefe und merke ein leichtes Schwindelgefühl. Was, wenn die<br />

Felsnase, auf der ich liege, plötzlich um 90 Grad kippt und mich<br />

runterschmeißt? Das tut sie natürlich nicht, weil es nicht zum normalen<br />

Verhaltensrepertoire von Felsnasen gehört, aber ich muss mir das zu meiner<br />

Beruhigung doch wieder ins Gedächtnis rufen.<br />

Georgetown<br />

Die Hauptstadt Guyanas ist eine afrikanisch-indisch-englische Stadt, die aus<br />

noch nicht restlos geklärten Umständen in Südamerika liegt, und zwar ein paar<br />

Meter unter dem Meeresspiegel. Dass man sich trotzdem trockenen Fußes darin<br />

bewegen kann, ist den Holländern zu verdanken, die außenrum, wie könnte es<br />

anders sein, Deiche gebaut haben. Im Zentrum steht u. a. die St. George’s<br />

Cathedral, das höchste Holzgebäude der Welt 5 . Eigentlich ist Georgetown eine<br />

nette, eigenartige, aber reizvolle Stadt. Schade ist nur, dass man abends<br />

überhaupt nicht mehr zu Fuß unterwegs sein sollte. Denn Georgetown gilt nach<br />

Einbruch der Dunkelheit als gefährlich. Bei Dämmerung kommt eine seltsame<br />

Hektik auf, die Straßen in der Innenstadt leeren sich in beunruhigender<br />

Geschwindigkeit, wo eben noch geschäftiges Treiben war, treiben sich jetzt nur<br />

noch Gestalten herum, denen man in der bedrohlich nahenden Nacht lieber nicht<br />

begegnen möchte. Also husch, husch ins Guesthouse und danach nur noch quer<br />

über die Straße in die Bar zum Essen und auf ein paar Bierchen vom Fass.<br />

Außer der fehlenden Sicherheit gibt es in Georgetown noch einen zweiten<br />

Grund für Kopfschmerzen: die Botschaft von Surinam.<br />

Surinam ist das einzige Land Südamerikas, das von EU-Bürgern ein Visum<br />

verlangt (als Schweizer haben Sie es da besser). Und die Botschaft in<br />

Georgetown macht nicht den Eindruck, als sei man übermäßig scharf auf<br />

Besucher. Zunächst leistet man sich den Luxus, vom 19. Dezember bis zum 2.<br />

Januar einfach zuzumachen: Weihnachtsferien. Danach nimmt das Drama<br />

seinen Lauf.<br />

Es gelang uns, unsere Pässe und Anträge zwecks Visaerteilung am Donnerstag<br />

abzugeben, nachdem wir den hartnäckig-begriffsstutzigen weiblichen Zerberus<br />

davon überzeugt hatten, dass die Botschaft dem Schild am Eingang zufolge<br />

tatsächlich noch geöffnet sei. Am Montagmorgen wollten wir die Visa abholen.<br />

Jedoch nein: Die visaerteilende bzw. –verweigernde Dame beschied uns, in<br />

diese Pässe, unsere Dienstpässe nämlich, könne sie nicht ohne weiteres einen<br />

5 Wobei noch einige andere Gebäude Anspruch auf diesen Titel erheben. Vielleicht könnte man mal nachmessen.<br />

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