II - CCA Monatsblatt

Plateaus hat die zweimotorige Maschine vielleicht noch fünfzig Meter Flughöhe.
Dann taucht in einiger Entfernung eine seltsame Wolke auf, die von unten zu
kommen scheint. Ist das etwa...? Es ist.
Dieser Wasserfall ist großartig, erhaben, unglaublich schön oder einfach nur
unglaublich, grandios, beeindruckend. Wie immer in bzw. bei solchen Fällen
ringt man um Worte, in die man seine Begeisterung fassen möchte, und stolpert
verbal ein bisschen rum.
Kaieteur kann es mit allen aufnehmen und spielt in einer Liga mit Iguazú (über
die Niagarafälle wollen wir mal getrost den Mantel des Schweigens breiten und
ihnen gnädig den Vergleich mit Kaieteur und Iguazú ersparen). Was Iguazú
seinen besonderen Reiz gibt, ist die Vielfalt der einzelnen Katarakte, die sich
über eine so lange Abbruchkante hinziehen. Kaieteur dagegen ist „Wasserfall“
auf den Punkt gebracht: Wasser strömt über eine Kante, genauer einen
Überhang, und stürzt 226 Meter in die Tiefe, einfach so, ohne Umschweife. Auf
Englisch ausgedrückt: „the world’s highest single drop waterfall“. Was die
Attraktion noch steigert, ist, dass der Wasserfall mitten im Dschungel liegt,
erreichbar nur mit dem Flugzeug oder auf einer mehrtägigen Boots- und
Wanderexpedition. Im Guesthouse sind wir die einzigen Übernachtungsgäste.
Beim Wasserfall warnt ein Schild (frei übersetzt): „Vorsicht! Da geht’s 741 Fuß
runter! Geh’ nicht zu nahe an die Abbruchkante hin!“. Damit ist der Vorsorge
genug getan, der Rest bleibt dem Mut des Touristen überlassen. Kein Geländer
hindert den Besucher am Runterfallen. Jeder kann so nahe an die Kante gehen,
wie es seine Nerven, seine Beine oder sein Magen zulassen.
Aus der Reihe „Frauen am Rande des Abgrunds“
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