II - CCA Monatsblatt
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erscheinenden Salzfläche befanden. Nur die Lichter der weit hinter uns<br />
liegenden Stadt Uyuni und einige Bergzüge am Horizont waren zu erkennen.<br />
Jaime machte bald einige Bemerkungen, wie schwer die Orientierung bei Nacht<br />
auf dem Salar doch sei und fragte dann: „ Wo sind wir eigentlich?“<br />
Nach einstündiger Fahrt hielt er an, schaltete das Licht aus und stieg gemeinsam<br />
mit uns aus dem Wagen, um sich zu orientieren, wie er sagte. Der Blick war<br />
nach allen Seiten gleichermaßen schwarz, nichts zu sehen außer einer endlosen<br />
glatten Salzfläche. Weiter ging die Fahrt, mal mit, mal ohne Scheinwerfer. Ich<br />
ruhte mich auf den Rücksitz aus, betrachtete durch die leicht versalzten<br />
Scheiben das Kreuz des Südens und fühlte mich wie in Kafkas Roman „Das<br />
Schloss“, in dem ein junger Landvermesser, der nie den Mut verliert, das<br />
Schloss stets am Horizont sieht, es aber doch nie erreicht. Der Unterschied zu<br />
uns: Wir sahen das Schloss nicht, wir sahen gar nichts.<br />
Gegen halb sechs tauchte dann aber doch die breite Silhouette des Vulkans in<br />
der Ferne auf, Jaime hatte exakt die Richtung getroffen. Eine halbe Stunde<br />
später befanden wir uns bereits auf der Ausfahrt zum Dorf Coqueza. Am Salar<br />
ist es wichtig, die wenigen befestigten Ausfahrten zu kennen, da das Salz in der<br />
Uferregion nur wenige Zentimeter dünn ist...<br />
Kurz vor Sonnenaufgang starteten wir unseren Marsch auf ca. 3800m Höhe, die<br />
umliegenden Berge nahmen eine orange-rosa Tönung an, einige Inseln, die aus<br />
der Salzfläche schauten, erinnerten uns an die Ägäis.<br />
Am Ende des Fahrwegs zu einer Höhle mit gut erhaltenen Mumien verschwand<br />
der Tunupa hinter einer Hügelkuppe, so dass wir nach Gefühl über verschiedene<br />
Felder und an alten Mauern entlang nach oben wanderten. Schließlich erreichten<br />
wir einen Aussichtspunkt mit einem Steinturm. Von hier aus verfolgten wir<br />
einen Pfad weiter, der gesäumt war von Paja Brava, hin und wieder großen<br />
Felsbrocken und selten Queñua-Bäumchen, in regelmäßigen Abständen waren<br />
Steintürmchen positioniert. Schließlich erreichten wir einen satteldachförmigen<br />
mehrere hundert Meter hohen vorgelagerten Bergzug. Durch rutschige Geröll-<br />
und Sandfelder arbeiteten wir uns in engen Serpentinen im Schneckentempo<br />
Stück für Stück nach oben. Vom Kamm, der sehr gut begehbar ist, hatten wir<br />
einen Blick auf den rot-braunen Krater des Tunupa, von dem vermutlich<br />
irgendwann eine Hälfte weggesprengt wurde.<br />
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