Bundesstraße 30 Archiv 2009 - B30 Oberschwaben
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Bendel holt deshalb einen alten Vorschlag aus der Schublade. Er plÅdiert fÉr eine UnterfÉhrung, die den<br />
zweigeteilten Ort verbindet.<br />
Rund 1.000 der etwa 1.400 Gaisbeurer wohnen rechts von der BundesstraÄe, die Ébrigen 400 links. Links<br />
liegen auch die Kirche, der "Adler", die TennisplÅtze, der Bolzplatz und das SchÉtzenhaus, rechts Schule,<br />
Kindergarten, Ortschaftsverwaltung, Bank und das Tante-Emma-LÅdchen. Dazwischen prangt ein<br />
Betonband, ohne Abbiegespur um die zehn, fast 15 Meter breit.<br />
"Der Verkehr ist schlimmer geworden, seit die B <strong>30</strong> ab dem Egelsee bis Ravensburg vierspurig ausgebaut<br />
wurde, auf jeden Fall." Ortsvorsteher Franz Bendel glaubt, dass der Highway ins Schussental "viel mehr<br />
Fahrzeuge" anzieht, aus allen Himmelsrichtungen, vor allem aber Éber die L 285 aus der Aulendorfer<br />
Ecke. Wie viele Autos tÅglich es genau sind, weiÄ Bendel nicht. Die neuesten Zahlen sind fÉnf Jahre alt.<br />
Doch die 20.000er-Marke dÉrfte lÅngst Éberschritten sein.<br />
FÉr FuÄgÅnger werde es "immer schwieriger, Éber die StraÄe zu kommen", sagt der Ortsvorsteher. Von<br />
Abbiegespuren und Experimenten mit Ampelphasen profitiert hÑchstens der motorisierte<br />
Verkehrsteilnehmer. Ein Problem sei das Queren der B <strong>30</strong> vor allem fÉr Åltere Menschen und fÉr Eltern,<br />
die um die Sicherheit ihrer Schul- und Kindergartenkinder fÉrchten: "Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder,<br />
die in die Schule nach Reute gehen, Éber die B <strong>30</strong> zu lassen", berichtet Bendel. Manche begleiteten sie<br />
bis zur StraÄe und lieÄen sie erst dann alleine radeln. Eine richtige FuÄgÅngerampel gibt es nur beim<br />
Adler.<br />
Besonders ungemÉtlich wird es fÉr Anlieger wÅhrend der Hauptverkehrszeiten. Morgens zwischen 6.<strong>30</strong><br />
und 8.00 Uhr, am Abend von 16.<strong>30</strong> bis 18.<strong>30</strong> Uhr. Da mÉssen dann auch die Autofahrer leiden oder<br />
zumindest den FuÄ vom Gaspedal nehmen. "Wenn es morgens ganz schlimm ist", hat Bendel<br />
beobachtet, "herrscht praktisch schon ab der Ausfahrt Bad Waldsee-SÉd Schritttempo". Öhnliches gilt in<br />
die Gegenrichtung. Das "NadelÑhr" Gaisbeuren wirkt sich bis Enzisreute und an den Egelsee aus.<br />
Hier macht sich auch als Nachteil bemerkbar, was eigentlich dem Verkehr aus dem Gaisbeurer<br />
Gewerbegebiet helfen soll, den Schulbussen oder den Lkws: die "Negativ-Ampel". Sie bremst die<br />
Blechlawine auf der B <strong>30</strong> wÅhrend der Rushhour alle zweieinhalb Minuten, doch mehr als vier oder fÉnf<br />
Busse gleichzeitig schaffen es trotzdem nicht, da auch der Verkehr aus Richtung Ankenreute, mit<br />
Abstrichen auch der aus Dinnenried sich ebenfalls seinen Weg auf die BundesstraÄe sucht. Da haben alle<br />
Verhandlungen Éber Ampelphasen bestenfalls fÉr einen Kompromiss gereicht.<br />
Zu einer Geduldsprobe kann die Einfahrt auf die B <strong>30</strong> auch fÉr Autofahrer werden, die aus Richtung Reute<br />
kommen, vor allem fÉr jene, die nach Bad Waldsee weiter wollen und links abbiegen mÉssen. Weil der<br />
Verkehr auf der BundesstraÄe aber Vorrang hat, ist die Ampel auch hier keine IdeallÑsung. Franz Bendel<br />
sieht es so: "Als BÉrger von Gaisbeuren wÉrde man sich natÉrlich wÉnschen, dass Einfahrende lÅnger<br />
grÉn haben. Aber die B <strong>30</strong> Fahrer sehen das absolut nicht ein."<br />
Die Anlieger in Gaisbeuren haben derzeit andere Probleme. Sie mÉssen Haus und Hof gegen LÅrm und<br />
Abgase schÉtzen, haben Schallschutzfenster eingebaut, spanische WÅnde errichtet und sich im Laufe der<br />
Jahre ein dickes Fell zugelegt. Kaum jemand regt sich Éber die ZustÅnde an der B <strong>30</strong> wirklich auf. Die<br />
Anwohner haben gelernt, mit der BundesstraÄe zu leben. Obwohl es Messungen gibt, sind Schadstoffe<br />
kein Thema. "Das Problem," sagt der Ortsvorsteher, "ist aus der BevÑlkerung noch nie lauter besprochen<br />
worden". Die Menschen, die direkt an der B <strong>30</strong> leben, wÉssten, dass "es heute oder morgen keine LÑsung<br />
gibt."<br />
Dem Ortsvorsteher aber lÅsst die B <strong>30</strong> keine Ruhe. Weil er befÉrchtet, dass sich "die nÅchsten 20, 25<br />
Jahre nichts tut," hat er einen uralten Vorschlag aus der Schublade geholt: den Bau einer UnterfÉhrung<br />
zwischen Kirchweg und St. LeonhardstraÄe. "Das habe ich vor 20 Jahren schon gefordert", sagt der<br />
Ortsvorsteher und weiÄ sich dabei eins mit seinen OrtschaftsrÅten. "Seit der Verkehr so stark ist, sagen<br />
wir: Das rentiert sich." Im Interesse der Menschen an der B <strong>30</strong> und weil eine andere LÑsung nicht in Sicht<br />
ist.<br />
84 <strong>Archiv</strong> <strong>2009</strong> www.B<strong>30</strong>-<strong>Oberschwaben</strong>.de