Die Schulreform unter der Lupe! - schabernack-online.de

Der Autor Wolfgang Korn
nimmt uns mit auf die
abenteuerliche Weltreise
einer Fleeceweste und
zeigt uns, wie sich die
Globalisierung auf den
Alltag der Menschen auswirkt.
So lesen wir etwa
von den reichen Menschen
in Dubai, die das
Erdöl für den Fleecestoff
verkaufen und sich zu ihrem
Vergnügen mitten in
der Wüste eine Skihalle
errichtet haben. Von den
armen Menschen in Bangladesch, die dem harten Arbeitsleben
in der Textilindustrie ausgeliefert sind. Von
den riesigen Containerschiffen, die die Weltmeere nach
Fahrplan durchqueren. Von dem Autor in Deutschland,
der die Fleeceweste nach zwei Jahren in den Altkleider
Container wirft. Und von dem Senegalesen Adrame,
der die Weste schließlich trägt, während er mit anderen
Flüchtlingen auf einem kleinen Fischerboot im Atlantik
treibt.
Die Weltreise einer Fleeceweste macht Hintergründe
und Zusammenhänge der Globalisierung begreifbar,
zeigt eindrucksvoll die Ungerechtigkeit des Welthandels
Nach uns die Sintflut
Sachliches Argumentieren ist nicht die Sache von Klaus
Werner-Lobo. Vor sieben Jahren hatte er gemeinsam
mit Hans Weiss das Schwarzbuch Markenfirmen herausgebracht
und darin internationale Konzerne mit
Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung
in Entwicklungsländern in Verbindung
gebracht. Das Schwarzbuch war ein enormer Erfolg
und machte den Autor weit über die Gruppe der Umweltaktivisten
hinaus berühmt. Das neue Werk richtet
sich an Jugendliche und soll Anlass bieten, gegen die
dargestellten Missstände Stellung zu beziehen.
Das Buch richtet sich wie der Name schon sagt gegen
führende internationale Unternehmen und werde zornig
machen, verspricht Werner-Lobo. Und er behält recht.
In gewisser Weise. Der Autor beteuert bereits relativ
früh im Vorwort, dass es seine Absicht sei, den Jugendlichen
ein Rüstzeug zu geben, damit diese sich eigenverantwortlich
eine Meinung bilden könnten. Leider ist
es an dieser Stelle des Werkes schon um die Sachlichkeit
des Buches geschehen. Bereits zwei Absätze
vorher landet der Autor einen rhetorischen Tiefschlag
gegen international operierende Rüstungskonzerne. In
diesen und der westlichen Gier nach Rohstoff erkennt
der Autor den Urquell aller Kriege. Weitere argumentative
Verkürzungen lässt der Autor folgen. Leider lässt
Werner-Lobos in seinem neuen Buch die analytische
Globalisierung konkret
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Kinderredaktion
— und lässt den nächsten Kleidungskauf mit Sicherheit
kritischer ausfallen.
Eine überzeugende Balance zwischen Lebendigkeit und
Sachlichkeit, Information und Initiative hat der Autor in
seinem Buch gefunden. Bemerkenswert ist vor allem die
persönliche Perspektive, die der Autor wählt, um sich dem
Thema zu nähern. Es handelt sich nämlich um dessen eigene
rote Fleeceweste, die auf ihrem Weg um die Welt
mit Licht und Schatten unserer Gesellschaft in Berührung
kommt. Wenn alle verantwortlich sind, ist es irgendwie
auch keiner. Doch in diesem Buch macht der Autor nicht
irgendeinen gesichtslosen Konsumenten verantwortlich
für das Elend in Bangladesch, sondern sich selbst. Ganz
persönlich. Autor und Leser wird gemeinsam klar, dass
die Globalisierung uns vor eine neue Dimension verantwortlichen
Handelns stellt. Korn kommt zu dem Schluss
„Ich hätte vorher nachfragen müssen!“ Nach der Herkunft
der Weste, die da im Ladenregal liegt, nach den Bedingungen,
unter denen sie so günstig produziert werden
konnte, nach den Folgen, die unser alltägliches Konsumverhalten
für die Menschen auf der anderen Seite des
Globus hat.
Wolfgang Korn: Die Weltreise einer Fleeceweste. Eine
kleine Geschichte über die große Globalisierung.
Illustriert von Birgit Jansen
192 Seiten. 14,09 €.
Tiefe und die punktgenaue
Argumentation vermissen,
die das Schwarzbuch Markenfirmen
so lesenswert
gemacht hat. Zwar bietet
der Autor interessante Einblicke
in die Welt der Globalisierung
und vermittelt
Ideen, wie die negativen
Folgen dieser Entwicklung
abgemildert werden könnten,
andererseits ist das
Buch aber über weite Passagen
effekthascherisch
und verzichtet auf die gebotene Genauigkeit.
Das Buch eignet sich für jeden, der gute, knackige Argumente
gegen die Internationalisierung der Weltwirtschaft
sucht. Alle, die sich kritisch, intensiv, tiefgehend
und ausgewogen mit dem Thema Internationalsierung/
Globalisierung auseinandersetzen wollen, werden eher
enttäuscht sein.
Klaus Werner-Lobo: Uns gehört die Welt! Macht und Machenschaften
der Multis.
280 Seiten. 16,90 €.