Die Schulreform unter der Lupe! - schabernack-online.de
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chen meistert er <strong>de</strong>n rutschigen Weg und<br />
bringt Gefährt, Reporter und Wassertonne<br />
unbeschädigt zur Wei<strong>de</strong>. Dort warten die<br />
Kühe schon ungeduldig. Da die Tränke zugefroren<br />
ist, bekommen die Tiere zwei Mal<br />
täglich angewärmtes Wasser in einer zum<br />
Trog umfunktionierten Ba<strong>de</strong>wanne.<br />
Am Neujahrstag stellte sich bei <strong>de</strong>n Galloway<br />
Rin<strong><strong>de</strong>r</strong>n Nachwuchs ein. „Eigentlich<br />
waren es Zwillinge“ meint Markus, aber<br />
ein Kalb sei bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt gestorben.<br />
Das zweite steht mit seiner Mutter etwas<br />
abseits <strong><strong>de</strong>r</strong> Her<strong>de</strong>. Es könne sonst passieren,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Bulle sich gestört fühlt und<br />
das Kalb schubst. Bei knapp einer Tonne<br />
Gewicht nicht ganz ungefährlich für das<br />
noch wackelige Kalb und sicherlich auch<br />
nicht für neugierige Besucher. Bauer Markus<br />
muss <strong>de</strong>nnoch nach <strong>de</strong>m Kalb sehen.<br />
Bewaffnet mit einem Stecken geht er, begleitet<br />
von <strong>de</strong>n aufmerksamen Blicken <strong>de</strong>s<br />
Bullen, quer über die Wei<strong>de</strong>. Weglaufen,<br />
lerne ich, soll man keinesfalls, wenn man<br />
von einem Rind angegriffen wird. Besser<br />
sei es stehenzubleiben, laut zu schreien<br />
und mit <strong>de</strong>n Armen zu we<strong>de</strong>ln. Meistens,<br />
meint Markus, seien die Tiere einfach nur<br />
neugierig. <strong>Die</strong>ser Satz erinnert mich zu sehr<br />
an die launige Bemerkung vieler Hun<strong>de</strong>besitzer<br />
„Der will doch nur spielen!“ und ich<br />
bin froh, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Bulle inzwischen vollauf<br />
mit <strong>de</strong>m frischen Wasser beschäftigt ist.<br />
Der Hofla<strong>de</strong>n hat sich <strong>unter</strong><strong>de</strong>ssen gefüllt<br />
und einige Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> nutzen <strong>de</strong>n Einkauf, um<br />
im Anschluss die Tiere anzusehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> dick<br />
eingemummelt auf <strong>de</strong>n Bänken <strong>de</strong>s Hofkaffees<br />
einen warmen Kakao zu trinken.<br />
Für die kommen<strong>de</strong>n Tage haben sich viele<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>gartengruppen und Schulklassen<br />
angekündigt. Betreut wer<strong>de</strong>n sie von <strong>de</strong>n<br />
39 Mitarbeitern <strong>de</strong>s Vereins Landwege. Im<br />
frisch renovierten Scheunengebäu<strong>de</strong> gegenüber<br />
<strong>de</strong>m Hofla<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>t sich das<br />
Büro <strong>de</strong>s Vereins, eine mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Schulküche,<br />
Seminarräume und ein traditioneller,<br />
großer Lehmofen mit gemauerten, beheizten<br />
Sitzbänken im Aufenthaltsraum.<br />
Im Gegensatz zur wirtschaftlichen Ausrichtung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Landwirtschaft lebt <strong><strong>de</strong>r</strong> Verein<br />
überwiegend von Spen<strong>de</strong>ngel<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Seine<br />
Kernaufgabe ist die pädagogische Arbeit.<br />
Viel Zeit müssten die aktiven Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
aber damit verbringen, Fremdmittel einzuwerben,<br />
so Grothues. Fünfzehn Jahre lang<br />
die 200 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu intensiver ehrenamtlicher<br />
Arbeit zu motivieren, sei schlichtweg<br />
zu viel verlangt, meint <strong><strong>de</strong>r</strong> Landwirt. So<br />
wer<strong>de</strong>n immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> neue Projektgel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
akquiriert, bestätigt einer <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Ge-<br />
11<br />
Reportage<br />
schäftsführer Christoph Beckmann-Ro<strong>de</strong>n.<br />
Derzeit wer<strong>de</strong>n in einem Ackerbau Projekt<br />
achtzehn ein-Euro-Kräfte im Bereich Landwirtschaft<br />
geschult. <strong>Die</strong> Kosten dafür übernimmt<br />
die ARGE Lübeck. <strong>Die</strong> zwei jungen<br />
Frauen, die draußen auf Schubkarren Heu<br />
zu <strong>de</strong>n Tieren fahren, leisten ein freiwilliges<br />
ökologisches Jahr ab. <strong>Die</strong>se Stellen wer<strong>de</strong>n<br />
vom Land Schleswig-Holstein finanziert.<br />
Der Lehrer, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Schulklassenarbeit koordiniert,<br />
ist vom Land abgeordnet wor<strong>de</strong>n.<br />
Nicht zuletzt för<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Stadt Lübeck<br />
regelmäßig <strong>de</strong>n Verein. Sie übernimmt <strong>de</strong>n<br />
größten Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten für die zwei halben<br />
Geschäftsführerstellen. Enorm wichtig sei<br />
dieser Sockelbetrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt, so Beckmann-Ro<strong>de</strong>n.<br />
Auch wenn man <strong>de</strong>n größten<br />
Teil <strong>de</strong>s Budgets über Spen<strong>de</strong>ngel<strong><strong>de</strong>r</strong> und<br />
Sponsoren ab<strong>de</strong>cke, könne man ohne die<br />
städtische Unterstützung kaum überleben.<br />
Wichtig zu schreiben sei, betont <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsführer:<br />
„Eigenmittel sollen bewusst<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n.“ Der Verein vermietet<br />
Räume für private Anlässe, kooperiert mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> VHS und mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Dorothea-Schlözer-<br />
Schule. Aber, „pädagogische Arbeit ist<br />
eben nie kosten<strong>de</strong>ckend. Wir wollen, dass<br />
alle Schulen von unseren Angeboten profitieren.<br />
Wenn wir mehr als 2,50 Euro pro<br />
Tag und Kind verlangen, wird einfach eine<br />
Schallgrenze durchbrochen.“ Gera<strong>de</strong> Klassen<br />
und Kita-Gruppen aus Problemstadtteilen<br />
könnten dann nicht mehr kommen,<br />
sagt Beckmann-Bo<strong>de</strong>n.<br />
Angesichts <strong>de</strong>s hohen administrativen Aufwands,<br />
<strong>de</strong>n das Spen<strong>de</strong>nsammeln be<strong>de</strong>utet,<br />
ist Ludger Grothues recht froh, dass<br />
sein Betrieb finanziell auf eigenen Füßen<br />
stehe.<br />
Für die Lübecker Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> und Jugendlichen<br />
ist die aufwendige Vereinsarbeit in je<strong>de</strong>m<br />
Fall ein Gewinn. Das Erlebnis Natur, <strong><strong>de</strong>r</strong> direkte<br />
Kontakt zu <strong>de</strong>n Tieren und Pflanzen,<br />
steht für die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>gartenkin<strong><strong>de</strong>r</strong> im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund.<br />
Viele Stadtkin<strong><strong>de</strong>r</strong> hören zum ersten<br />
Mal einen Esel schreien, riechen frisches<br />
Heu und sehen, wie groß eine Kuh ist.<br />
Gesun<strong>de</strong> Ernährung und ökologische Landwirtschaft<br />
sind die Themenbereiche, die<br />
<strong>de</strong>n Schulklassen angeboten wer<strong>de</strong>n. Wissen<br />
über gesun<strong>de</strong> Ernährung wird nicht nur<br />
theoretisch vermittelt. Lernen durch Anfassen<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansatzpunkt in <strong>de</strong>n Kursen. Im<br />
Projekt „Rund ums Getrei<strong>de</strong>“ etwa gehen<br />
die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> aufs Feld und säen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ernten