LEITFADEN VERSICKERUNG CHLORIDBELASTETER - BMVIT
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<strong>LEITFADEN</strong> <strong>VERSICKERUNG</strong> <strong>CHLORIDBELASTETER</strong> STRASSENWÄSSER ANHANG 2<br />
Kaliumcarbonat ist entweder in reiner Form (Pulver) oder appliziert auf Blähton<br />
erhältlich. Kaliumcarbonat auf Blähton ist ideal für die richtige Dosierung per<br />
Hand, denn so wird die notorische Überdosierung von feinkörnigen Auftausalzen<br />
verhindert. Es ist auf die Qualität des Blähtons zu achten (Kornfestigkeit 5<br />
N/mm 2 (Qualität HD), Kantkorn, Körnung 1 - 4 mm (Unterkorn (kleiner 1 mm)<br />
max. 5 %, Überkorn (größer 4 mm) max. 15 %).<br />
Umfangreiche positiv verlaufene Voruntersuchungen im Auftrag der MA 48<br />
über die Anwendbarkeit von Kaliumcarbonat im Winterdienst führten im Winter<br />
1989/90 zum ersten Praxistest im 17. Wiener Gemeindebezirk. Bei Einsatztemperaturen<br />
bis etwa –5 °C kann NaCl durch die gle iche Menge Kaliumcarbonat<br />
ersetzt werden, gleichgültig ob als Mischung mit Splitt oder pur [12].<br />
Aufgrund der hohen pH-Werte von Kaliumcarbonat-Lösungen von bis zu 11,8<br />
besteht das Problem einer massiven Alkalisierung des Bodens bzw. von Gewässern.<br />
In Bezug auf die Allgemeine Abwasseremissionsverordnung BGBl. II<br />
Nr. 186/1996 ist sogar eine Einleitung in eine Kanalisation nicht zulässig, da<br />
eine solche nur für Abwässer im pH-Bereich von 6,5 bis 9,5 möglich ist. Somit<br />
wäre eine Einleitung von kaliumhältigen Schmelzwässern mit einem pH-Wert<br />
über 9,5 rechtlich nicht zulässig. Praktisch stellt dies bei großen Kanalisationsnetzen<br />
in Anbetracht der Verdünnung im Kanalnetz kein Problem dar, bei Versickerungen<br />
in den Untergrund jedoch schon. Überdies wird der Einsatz von<br />
kaliumcarbonathältigen Produkten auch nur als Kombinationsprodukt von<br />
Blähton mit einem 20%igen Zusatz von Kaliumcarbonat empfohlen.<br />
3.2.2.5 Abbaubare niedere Alkohole;<br />
3.2.2.5.1 Ethylen- und Propylen-Glykol<br />
Glykol wird auf Flughäfen als "anti-icing"- bzw. "deicing"-Mittel unter Zusatz<br />
von Polymeren zur Vorbeugung von Eisbildung auf Flugzeugen bzw. als Enteisungsmittel<br />
eingesetzt. Ethylenglykol war ursprünglich ein Standardenteisungsmittel<br />
für Flugzeuge. Es handelt sich dabei um eine hoch wasserlösliche<br />
Substanz, welche bei ihrem biochemischen Abbau einen besonders hohen<br />
Sauerstoffbedarf (BSB5) aufweist. Dieser hohe BSB5-Gehalt führt zu einer<br />
Zehrung des gelösten freien Sauerstoffs in Gewässern und wirkt schon in geringen<br />
Konzentrationen toxisch auf aquatische Organismen und Säugetiere.<br />
Propylenglykol weist einen noch höheren BSB5-Gehalt auf und ist bezüglich<br />
der Verweildauer (Persistenz) in der Umwelt langlebiger als Ethylenglykol. Jedoch<br />
ist Propylenglykol weit weniger toxisch und wird z. B. in Kosmetika, in<br />
medizinischen Produkten, Tierfutter, etc. verwendet. Im Gegensatz zu Ethylenglykol<br />
fällt Propylenglykol nicht in die Kategorie der umweltgefährlichen<br />
Substanzen. Nach Möglichkeit wird daher auf Ethylenglykol verzichtet.<br />
Glykole wurden früher verbreitet auch im Rollbahnbereich eingesetzt. Aufgrund<br />
des hohen CSB-Gehaltes von 1,3 - 1,7 g O2/g Produkt, wurden sie durch kaliumformiat-,<br />
kaliumacetat- oder natriumformiathältige Auftaumittel abgelöst.<br />
Verfasser: Dr. Atanasoff, Dr. Bergthaler, Dr. Klenner; DI Kühnert, Dr. Lindner, DI Stundner<br />
Wien, Juni 2011 Seite 22