Dienen und gewinnen
Dienen und gewinnen Dienen und gewinnen
Bild : Bernhard Stegmayer dialog Monatszeitschrift für Salutisten und Freunde der Heilsarmee Dienen und gewinnen 04/ 2011 So vielfältig kann der Dienst sein 7−10 Anne-Catherine Charpilloz – Aufgerufen zum Dienst 4 Die Osterbotschaft der Generalin 5 Aus dem Leben der Heilsarmee 11−14
- Seite 2 und 3: Leserbriefe Dialog Betrifft Thema
- Seite 4 und 5: Porträt - Anne-Catherine Charpillo
- Seite 6 und 7: Unterwegs - Passantenhilfe Bern Den
- Seite 8 und 9: Dossier - Dienen und gewinnen Gener
- Seite 10 und 11: Dossier - Dienen und gewinnen Das b
- Seite 12 und 13: Panorama „40 Tage - Leben mit Vis
- Seite 14 und 15: Termine Notabene Kommissäre Kurt u
- Seite 16: Im Dialog bleiben Leben mit Vision
Bild : Bernhard Stegmayer<br />
dialog<br />
Monatszeitschrift für Salutisten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e der Heilsarmee<br />
<strong>Dienen</strong> <strong>und</strong> <strong>gewinnen</strong><br />
04/ 2011<br />
So vielfältig kann der Dienst sein 7−10<br />
Anne-Catherine Charpilloz – Aufgerufen zum Dienst 4<br />
Die Osterbotschaft der Generalin 5<br />
Aus dem Leben der Heilsarmee 11−14
Leserbriefe<br />
Dialog<br />
Betrifft Thema „Bessere Zeiten in<br />
Sicht?”, „dialog” 1/2011<br />
Mit Interesse habe ich den Artikel über<br />
die Wiederkunft Jesu <strong>und</strong> das kommende<br />
Zeitalter gelesen. Es erfüllt mich mit Hoffnung<br />
<strong>und</strong> Freude.<br />
Mit nachstehendem Text möchte ich noch<br />
etwas ergänzen: Die Propheten sowie Paulus<br />
im Römerbrief schreiben darüber. Jesus<br />
selber spricht ebenfalls vom Ende dieses<br />
Zeitalters. In unseren Tagen geschieht<br />
etwas ganz Gewaltiges, das die Welt <strong>und</strong><br />
wir bis vor einigen Jahrzehnten noch nicht<br />
gesehen haben. Es ist das grösste W<strong>und</strong>er,<br />
das je geschehen ist. Gottes auserwähltes<br />
Volk Israel wird nach mehr als 2000-jähriger<br />
Zerstreuung wiederum in das von Gott verheissene<br />
Land zurückkehren. Es gibt über<br />
800 Bibelstellen, die über die Rückführung<br />
des Volkes Israel aussagen, um nur eine zu<br />
nennen: „Ich hole die Israeliten aus fernen<br />
Ländern <strong>und</strong> fremden Völkern heraus, von<br />
überallher sammle ich sie <strong>und</strong> bringe sie in<br />
ihr Land zurück. Sie sollen wieder ein vereintes<br />
Volk sein, das im Bergland Israel zu<br />
Hause ist” (Hesekiel 37, 21-22).<br />
Wussten Sie, dass in den letzten 20 Jahren<br />
mehr als eine Million Juden aus der ehemaligen<br />
Sowjetunion nach Israel eingewandert<br />
sind? Dass über 16 000 äthiopische Juden<br />
in einer Blitzaktion nach Israel heimgeführt<br />
wurden? Dass heute aus England, Frankreich,<br />
auch aus der Schweiz, USA, Kanada<br />
<strong>und</strong> Südamerika, Juden zurückkehren<br />
ins Land ihrer Vorväter? Dass im letzten<br />
Jahr 1000 Juden aus Nordindien, die zum<br />
Stamm Manasse gehören, ins Land Israel<br />
heimgekehrt sind <strong>und</strong> heute 7200 Juden<br />
vom Stamm Manasse noch auf ihre Ausreise<br />
nach Israel warten?<br />
Die Rückkehr der Juden aus der ganzen<br />
Welt gehört zum Endzeitgeschehen <strong>und</strong><br />
deutet darauf hin, dass der Messias bald<br />
kommen wird. Gottes Wort zeigt uns an<br />
verschiedenen Stellen, dass es die Aufgabe<br />
der Gemeinde Jesu aus den Nationen<br />
ist, das jüdische Volk zu trösten, zu schützen<br />
<strong>und</strong> ihnen auch bei ihrer Heimkehr zu<br />
helfen. In einer Zeit von wachsendem Antisemitismus<br />
<strong>und</strong> existenzieller Bedrohung,<br />
erachten wir (ich) es als eine Verpflichtung,<br />
Christen weltweit zu ermutigen, ihre Verantwortung<br />
sowohl im Gebet als auch in<br />
praktischer Unterstützung wahrzunehmen<br />
2 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
<strong>und</strong> mit Entschiedenheit an Israels Seite<br />
zu stehen.<br />
Majorin Ruth Frehner<br />
Betrifft Leserbrief von Matthias Stalder,<br />
„dialog” 3/2011<br />
Herr Matthias Stalder hat in seinem Leserbrief<br />
den sogenannten Dispensationalismus<br />
(Lehre der verschiedenen Heilszeiten<br />
oder Haushaltungen) stark kritisiert <strong>und</strong> als<br />
Irrtum bezeichnet.<br />
In der Tat ist das von ihm empfohlene Buch<br />
„Zukunft, Hoffnung, Bibel” von Roland<br />
Hardmeier eines der aufschlussreichsten<br />
Bücher zum Thema Endzeit. In seiner<br />
Kritik am Dispensationalismus unterlässt<br />
es jedoch Roland Hardmeier darauf hinzuweisen,<br />
dass dieses theologische System<br />
nicht in starren Bahnen verläuft. Die Gegner<br />
dieses Systems behaupten, der Dispensationalismus<br />
unterteile die Bibel mit dem<br />
Effekt, ihre Einheit zu zerstören. Dagegen<br />
sei zu sagen, der Dispensationalismus<br />
verschleiert die biblische Einheit nicht,<br />
sondern er hilft, sie zu verdeutlichen. Er<br />
rückt die fortschreitenden Offenbarungen<br />
von Gottes Zeitalter in den Mittelpunkt des<br />
heilsgeschichtlichen Blickfeldes.<br />
Diese Sichtweise betrachtet die Einheit, die<br />
Vielfalt <strong>und</strong> den fortschreitenden Charakter<br />
der Ziele Gottes mit der Welt wie kein anderes<br />
theologisches System.<br />
Matthias Bitterlin<br />
Verteilen Sie TRIALOG <strong>und</strong><br />
leis-ten Sie auf diese Weise<br />
einen Beitrag zur Verbreitung<br />
des Evangeliums. Jeder Empfänger<br />
erfährt von Jesus <strong>und</strong><br />
von der Arbeit der Heilsarmee.<br />
Flyer 2/2011 März<br />
Der Mutige erschrickt erst nach der Tat:<br />
Der Salutist <strong>und</strong> Feuerwehrmann Danny<br />
Stucki weiss mit Angst umzugehen,<br />
weil in seinem Herzen die Liebe Gottes<br />
brennt.<br />
Heilsarmee: Das Bed & Breakfast<br />
Alegria in Basel.<br />
Jemandem musst<br />
du dienen<br />
Anderen zu helfen, ist eine noble Sache.<br />
Und solange man den Menschen um der<br />
Menschen willen hilft, sieht das auch die<br />
Welt so. Beim Dienst für das Reich Gottes<br />
wirds schon etwas enger. Manche sind der<br />
Meinung, es sei besser, „in der Hölle zu<br />
herrschen als im Himmel zu dienen”, wie<br />
es einst John Milton seinen Protagonisten<br />
sagen liess.<br />
Abgesehen von der Verballhornung der<br />
Begriffe Himmel <strong>und</strong> Hölle, suggeriert<br />
der Spruch auch, dass es eine Wahl gibt<br />
zwischen dienen <strong>und</strong> herrschen. Letzteres<br />
ist gemäss der menschlichen Natur erstrebenswerter.<br />
Aber alles was wir tun oder<br />
unterlassen, dient jemandem. Entweder<br />
Gott oder dem Teufel. Wir können uns nicht<br />
für oder gegen das <strong>Dienen</strong> entscheiden.<br />
Wir können nur wählen, wem wir dienen<br />
wollen.<br />
Selbst der höchste Herrscher <strong>und</strong> König<br />
lebt uns die Rolle des Dieners vor. Zum<br />
Beispiel in Markus 10, 45. Wenn es uns<br />
gelingt, diese dienende Haltung gegenüber<br />
Gott zu leben, ist unser Gewinn gewaltig.<br />
Leitbild der Heilsarmee<br />
Thomas Anliker<br />
Die Heilsarmee ist eine internationale<br />
Bewegung <strong>und</strong> Teil der weltweiten<br />
christlichen Kirche.<br />
Ihre Botschaft gründet auf der Bibel.<br />
Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe<br />
Gottes.<br />
Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von<br />
Jesus Christus zu predigen <strong>und</strong> menschliche<br />
Not ohne Ansehen der Person zu<br />
lindern.<br />
Bild: Wikimedia
HA-Info<br />
Der Kriegsruf erklingt weiter<br />
Ein neues Medienprojekt soll<br />
helfen, noch effizienter zu informieren<br />
<strong>und</strong> auf das Zielpublikum<br />
einzugehen.<br />
Die Heilsarmeepublikationen verliehen über<br />
Dekaden hinweg dem Widerstand gegen<br />
soziale Ausgegrenztheit <strong>und</strong> der Ungerechtigkeit<br />
gegenüber Benachteiligten eine<br />
Stimme. Ausserdem beinhaltete er Klartext<br />
über die Botschaft Gottes. „Alles, was wir<br />
über unsere Gesellschaft wissen, wissen<br />
wir durch die Massenmedien”, schreibt<br />
der deutsche Soziologe Niklas Luhmann<br />
(1996). Dies hat sich definitiv geändert.<br />
Heute gehen Heilsarmeezeitschriften – wie<br />
andere Kleinauflagen – im Meer von Publikationen<br />
unter, die unsere Haushalte überfluten.<br />
Innerhalb der Redaktion <strong>und</strong> in Zu-<br />
Offen gesagt<br />
Wäre die Auferstehung<br />
Christi nur<br />
eine Legende, wäre<br />
mein Glaube tot. Es<br />
ist so einfach <strong>und</strong><br />
doch von grösster<br />
Bedeutung. Während<br />
H<strong>und</strong>erten von<br />
Jahren hätten sich<br />
Millionen Menschen geirrt. Sie glaubten<br />
an die Auferstehung Christi <strong>und</strong> an ihre<br />
eigene, <strong>und</strong> es würde sich herausstellen,<br />
dass all dieser Glaube nutzlos war, weil es<br />
nie eine Auferstehung gab. Ich hätte mein<br />
Leben <strong>und</strong> Weltbild auf etwas basiert, das<br />
ein Betrug ist.<br />
Bild: HA Wenn die Auferstehung nur eine Legende wäre<br />
Zugegeben, das Konzept der symbolhaften<br />
Auferstehung ist nichts Neues. Die Literatur<br />
ist voller „Auferstehungen”: Ein Mensch<br />
erfährt eine vollkommene Veränderung,<br />
weil er einen Moment von totaler religiöser<br />
oder intellektueller Klarheit erlebt hat. Das<br />
alte Leben, Denken <strong>und</strong> Handeln ist „gestorben”,<br />
ein neues Leben ist entstanden;<br />
eine Auferstehung hat stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Um einer allfälligen Niederlage vorzubeugen,<br />
könnte ich mich auch einfach etwas<br />
distanzieren <strong>und</strong> behaupten, dass lediglich<br />
die Möglichkeit bestehe, dass Jesus auferstanden<br />
sei. Man könnte mutmassen,<br />
sammenarbeit mit Korps <strong>und</strong> Institutionen<br />
sollen neue Wege ausgelotet werden, wie<br />
der Botschaft <strong>und</strong> den Themen, derer sich<br />
die Heilsarmee verpflichtet, mehr Gehör<br />
verschafft werden kann.<br />
Um dieser Frage nachzugehen, hat die<br />
Abteilung Marketing & Kommunikation ein<br />
Projekt lanciert, das Bedürfnisse abklärt<br />
<strong>und</strong> gestützt auf heutige Möglichkeiten im<br />
Bereich der Öffentlichkeitsarbeit die Zeitschriften<br />
untersucht <strong>und</strong> weiterentwickelt.<br />
Da begrenzte personelle Ressourcen zur<br />
Verfügung stehen, muss zur erfolgreichen<br />
Realisierung des Projektes vorübergehend<br />
der Umfang der Publikationen angepasst<br />
werden. Espoir erscheint ab April nur noch<br />
einmal pro Monat <strong>und</strong> „dialog”/„dialogue”<br />
wird ab Mai von 16 auf zwölf Seiten gekürzt.<br />
Erscheinungsfrequenz <strong>und</strong> Inhalte<br />
dass Jesus nicht tot war, sich erholen<br />
konnte <strong>und</strong> verschwand. Oder vielleicht<br />
sind die Frauen, so früh am Morgen, als es<br />
noch nicht ganz hell war, einfach zu einem<br />
falschen, leeren Grab gegangen. Vielleicht<br />
wurde die Leiche einfach gestohlen <strong>und</strong> nie<br />
gef<strong>und</strong>en. So verbreitete sich das Gerücht,<br />
dass Jesus auferstanden <strong>und</strong> in den Himmel<br />
gestiegen sei.<br />
Später wurden andere Argumente populär:<br />
Es sei zwar etwas Besonderes geschehen,<br />
man wisse aber nicht genau was. Um eine<br />
körperliche Auferstehung von den Toten<br />
handle es sich aber sicherlich nicht. Das<br />
Ganze wird auf zwei, hauptsächlich psychologische<br />
Aspekte reduziert. Erstens:<br />
Die grosse <strong>und</strong> starke Persönlichkeit Jesu,<br />
die vor allem die einfachen <strong>und</strong> armen<br />
Menschen so beindruckt hat, dass er sogar<br />
nach seinem Tod für sie immer noch<br />
eine lebende Kraft bleibt <strong>und</strong> Zweitens: das<br />
Sehnen nach etwas Besserem als die alten<br />
<strong>und</strong> schweren jüdischen Traditionen <strong>und</strong><br />
religiösen Gesetze, die unmöglich einzuhalten<br />
waren.<br />
Mein Glaube wäre tot. Warum?<br />
Alle Annahmen im Bezug auf die Identität<br />
Christi wären falsch – sein Wesen, seine<br />
Natur, seine Beziehung zum Vater. Sein<br />
des Trialogs bleiben unverändert. Diese<br />
kurzfristigen Massnahmen ermöglichen<br />
eine gründliche Analyse der Redaktionsaktivitäten<br />
<strong>und</strong> sichern das Bestreben,<br />
künftig die Zielgruppen mit attraktiven<br />
Inhalten ansprechen zu können <strong>und</strong> relevante<br />
Themen sowohl nach innen als auch<br />
nach aussen wirksam zu kommunizieren.<br />
Martin Künzi, Abteilungsleiter Marketing<br />
<strong>und</strong> Kommunikation<br />
Werk auf Erden wäre entweder erlogen<br />
oder nur von geringer Bedeutung. Die Rolle<br />
als Vermittler zwischen uns Menschen<br />
<strong>und</strong> Gott wäre ihm unmöglich; ohne die<br />
Auferstehung Christi hätten wir keinen Zugang<br />
zu Gott. Alle Aussagen von einem<br />
Wiederkommen wären lächerlich. Jesus,<br />
seine Jünger <strong>und</strong> Apostel, die so viel über<br />
dieses Thema gesprochen <strong>und</strong> geschrieben<br />
haben, hätten sich massiv geirrt. Und<br />
letztlich: Niemand hätte den Tod besiegt.<br />
Die Frage „Tod, wo ist dein Sieg? Tod,<br />
wo ist dein Stachel?” wäre nutzlos. Man<br />
müsste zugeben, dass es keinen Sieg über<br />
den Tod gäbe, der Stachel wäre immer<br />
noch unter uns.<br />
Ich höre jedoch etwas anderes: „Er ist nicht<br />
hier, er ist auferweckt worden. Denkt daran,<br />
wie er zu euch gesagt hat, als er noch<br />
in Galiläa war: ‚Der Menschensohn muss<br />
in die Hände von sündigen Menschen ausgeliefert<br />
<strong>und</strong> gekreuzigt werden <strong>und</strong> am<br />
dritten Tag auferstehen’.” Es ist, wie mit so<br />
vielem im Leben: entweder man glaubt es,<br />
oder man glaubt es nicht.<br />
Ich glaube, dass Jesus auferstanden ist<br />
<strong>und</strong> den Tod – Ihren <strong>und</strong> meinen – besiegt<br />
hat. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete<br />
Osterzeit.<br />
Kommissär Kurt Burger, Territorialleiter<br />
kurt_burger@swi.salvationarmy.org<br />
«dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
3<br />
Bild: Fotolia
Porträt – Anne-Catherine Charpilloz<br />
Aufgerufen zum Dienst am Nächsten<br />
Anne-Catherine Charpilloz (51) wohnt mit ihrem Mann Pierre-Yves in La Tour-de-Peilz. Die dreifache Mutter<br />
<strong>und</strong> zweifache Grossmutter arbeitet seit März 2004 im Alters- <strong>und</strong> Pflegeheim Phare-Elim <strong>und</strong> ist dort seit<br />
Januar 2007 Chefkrankenschwester.<br />
Wie kamen Sie zu Ihrem Job als Chefkrankenschwester?<br />
Anne-Catherine Charpilloz: Ich habe<br />
eigentlich zwei Berufe: Offizierin <strong>und</strong> Krankenschwester.<br />
Beides aus Berufung.<br />
In meiner Jugend<br />
hatte ich, als Folge<br />
eines schweren<br />
Autounfalls, grosse<br />
Schwierigkeiten in der<br />
Schule. Ich wollte damals<br />
schon unbedingt<br />
Krankenschwester<br />
werden, musste aber zuerst eine Handelsschule<br />
machen. Heute ist mir diese kaufmännische<br />
Ausbildung für administrative<br />
Tätigkeiten sehr nützlich.<br />
Nachdem ich das Krankenschwesterdiplom<br />
erworben hatte, wurden mein Mann<br />
<strong>und</strong> ich in den Offiziersdienst berufen. Das<br />
haben wir dann 20 Jahre lang gemacht, bis<br />
es Zeit für eine Veränderung war. Ich habe<br />
mein Diplom aufgefrischt <strong>und</strong> danach diese<br />
Stelle als Chefkrankenschwester gef<strong>und</strong>en.<br />
Offizierin <strong>und</strong> Krankenschwester sind<br />
zwei Berufe, bei denen man im Dienst<br />
des Mitmenschen steht. Wie unterscheiden<br />
sie sich voneinander?<br />
A.C.C.: Beides sind kontaktintensive Berufe,<br />
<strong>und</strong> die Menschen, mit denen man<br />
es zu tun hat, brauchen Hilfe. Als Krankenschwester<br />
übt man gar einen doppelten<br />
Dienst aus: jenen der Pflege <strong>und</strong> jenen des<br />
Zuhörens, der Anteilnahme.<br />
Im Phare habe ich mehr persönliche Kontakte<br />
– mit den Patienten, den Familienangehörigen,<br />
dem Krankenschwesternteam.<br />
Sie alle kommen, was in der Natur der Sache<br />
liegt, auf mich zu, während ich als Offizierin<br />
eher auf die andern zugehen musste.<br />
Inwiefern unterscheidet sich das<br />
Phare-Elim von anderen Alters- <strong>und</strong><br />
Pflegeheimen?<br />
A.C.C.: Das Phare ist bekannt dafür, dass<br />
es sehr hohe Ansprüche in Sachen Respekt<br />
stellt – Respekt gegenüber <strong>und</strong> zwischen<br />
den Bewohnern, aber auch gegenüber <strong>und</strong><br />
zwischen dem Personal. Wir geben uns<br />
4 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
Die Bewohner des Alters- <strong>und</strong> Pflegeheims Phare-Elim sind durchschnittlich über 90 Jahre alt.<br />
Anne-Catherine Charpilloz <strong>und</strong> ihr Team wollen ihnen maximales Wohlbefinden ermöglichen.<br />
alle Mühe, um den Betagten ein Maximum<br />
an Wohlbefinden zu ermöglichen. Und wir<br />
haben ein umfangreiches geistliches Angebot<br />
… Neben den beiden wöchentlichen<br />
Gottesdiensten <strong>und</strong> dem Gebet vor den<br />
Mahlzeiten bietet unsere Seelsorgerin, Majorin<br />
Rosmarie Schmid, weitere geistliche<br />
Aktivitäten an. Sie hat auch stets ein offenes<br />
Ohr für die Anliegen der Bewohner.<br />
Welches sind denn die geistlichen Bedürfnisse<br />
von Betagten?<br />
A.C.C.: Das Durchschnittsalter unserer<br />
Bewohner beträgt mehr als 90 Jahre. Diese<br />
Menschen haben feste Gewohnheiten,<br />
darunter den sonntäglichen Gottesdienst.<br />
So sind denn auch unsere Gottesdienste<br />
gut besucht. Menschen, die am Ende ihres<br />
Lebenswegs stehen, verlangen oft nach<br />
einem Pfarrer oder einer Seelsorgerin. Ich<br />
denke, dass sie in ihrem Alter besonderes<br />
Gehör <strong>und</strong> spezielle Anteilnahme brauchen.<br />
Wie leben <strong>und</strong> teilen Sie persönlich<br />
Ihren Glauben?<br />
A.C.C.: Für mich als ehemalige Offizierin,<br />
die neun Jahre in Vevey amtierte, ist die<br />
Situation natürlich besonders, denn schon<br />
zu jener Zeit nahmen mein Mann <strong>und</strong> ich<br />
regelmässig im Phare-Elim an Gottesdiensten<br />
oder Meditationen teil. Ich kannte<br />
also schon vor meiner Zeit hier einen Teil<br />
der Leute, <strong>und</strong> sie kannten mich als Offizierin.<br />
Wie jeder Christ, jede Christin lebe ich meinen<br />
Glauben durch mein Verhalten, durch<br />
mein Sein. Ich versuche, so verfügbar wie<br />
nur möglich zu sein, um zuzuhören – sowohl<br />
den Bewohnern wie dem Personal.<br />
Und alle wissen: Wenn die Türe zu meinem<br />
Büro offen steht, bin ich verfügbar, um zuzuhören,<br />
Leid zu teilen oder bei der Lösung<br />
eines Problems dienlich zu sein. Einige bitten<br />
mich zuweilen auch darum, mit ihnen<br />
zu beten.<br />
Bei mir gehört der Dienst am Nächsten<br />
zum Beruf, aber ich glaube, dass es die<br />
Aufgabe jedes Christen ist.<br />
Fragen: Sébastien Goetschmann<br />
Bilder: Aurélien Bergot
Wissen – Die fre<strong>und</strong>liche Einladung zu glauben<br />
Die Osterbotschaft der Generalin<br />
„Durch den Glauben an Christus sind wir mit ihm auferstanden <strong>und</strong> haben einen Platz in Gottes neuer Welt” (Epheser 2, 6).<br />
Die Zeit verändert<br />
die eigene Perspektive,<br />
nicht wahr? Für<br />
mich gilt dies – <strong>und</strong><br />
vielleicht für viele<br />
von Ihnen auch –<br />
wenn ich über das<br />
Ostergeschehen<br />
nachdenke. Möglicherweise<br />
hat es<br />
mit unseren Lebenserfahrungen zu tun, die<br />
uns die Dinge anders sehen lassen. Oder<br />
vielleicht hat uns die gütige Art, mit welcher<br />
der Herr an uns gewirkt hat, gelernt,<br />
die Schrift anders zu lesen. Was immer<br />
der Gr<strong>und</strong> dafür sei – der Bericht über die<br />
Reaktion von Thomas, als er von der Auferstehung<br />
Jesu hörte, illustriert dies für mich.<br />
Bild: HA<br />
Viele denken vielleicht, er verdiene den<br />
Namen „zweifelnder Thomas”. Die Bibel<br />
erzählt, dass er nicht mit den andern Jüngern<br />
war, als Jesus kam; aber sie warteten<br />
nicht lange, um ihm die gute Nachricht zu<br />
erzählen: „Wir haben den Herrn gesehen”<br />
(Johannes 20, 25). Darauf folgt seine berühmte<br />
Antwort: „Das glaube ich erst, wenn<br />
ich seine durchbohrten Hände gesehen habe.<br />
Mit meinen Fingern will ich sie fühlen,<br />
<strong>und</strong> meine Hand will ich in die W<strong>und</strong>e an<br />
seiner Seite legen. Eher werde ich es nicht<br />
glauben” (Vers 25). „Sehen ist glauben” –<br />
oder wenigstens Thomas fühlte so.<br />
Eine Woche später zeigte Jesus sich wieder.<br />
Diesmal war Thomas mit den andern<br />
Jüngern. Nachdem Jesus sie mit „Friede<br />
sei mit euch” begrüsst hatte, begann er mit<br />
Thomas zu reden <strong>und</strong> sagte zu ihm: „Lege<br />
deinen Finger auf meine durchbohrten<br />
Hände! Gib mir deine Hand <strong>und</strong> lege sie in<br />
die W<strong>und</strong>e an meiner Seite. Zweifle nicht<br />
länger, sondern glaube” (Vers 27). Diese<br />
Jesus-Worte stehen in unserer Bibel nicht<br />
unbedingt mit einem Ausrufzeichen, fett<br />
gedruckt oder in Grossbuchstaben. Aber<br />
manchmal werden sie gelesen, als seien<br />
sie geschrien worden – als ernster Tadel<br />
des Herrn an einen eigensinnigen Jünger.<br />
Haben Sie schon mal überlegt, dass es<br />
kein Anschreien war, sondern eine fre<strong>und</strong>liche<br />
Einladung an eine ringende Seele?<br />
An diesem Tag zeigte Jesus sich eigens<br />
für Thomas.<br />
Der auferstandene Christus kannte das<br />
Herz seines Jüngers. Thomas suchte<br />
wirklich eine Begegnung mit Jesus, wie<br />
seine Fre<strong>und</strong>e sie erlebt hatten. Er war<br />
ehrlich genug, seinen inneren Kampf<br />
zuzugeben. Weder konnte er das Unmögliche<br />
glauben noch das Unglaubliche<br />
verstehen. Als Zeuge der W<strong>und</strong>er Jesu<br />
hätte er die Auferstehung als einen weiteren<br />
solch staunenswerten Moment sehen<br />
sollen. Doch die Auferstehung nach<br />
der Kreuzigung lag für ihn ausserhalb des<br />
Möglichen.<br />
Vielleicht war es für Thomas gar kein peinlicher<br />
Augenblick, auch keine öffentliche<br />
Beschämung vor seinen Fre<strong>und</strong>en. Jesus<br />
hat ihn sicher nicht als „zweifelnden Thomas”<br />
blossgestellt vor den andern. Vielmehr<br />
– denken Sie nicht auch – hat Jesus<br />
Thomas ein Wort des Vertrauens ins Ohr<br />
geflüstert, als er ihn aufforderte, die Hand<br />
in die W<strong>und</strong>en zu legen?<br />
Es stimmt – wir können nicht über das hinausgehen,<br />
was die Schrift sagt. Aber wir<br />
können sie mit der Erinnerung lesen, wie<br />
Jesus mit uns umgegangen ist. Wissend,<br />
wie verständnisvoll <strong>und</strong> liebevoll er ist, können<br />
wir die Geschichte von Thomas als<br />
unsere Geschichte lesen.<br />
Wie oft haben wir andere von ihrer Freude<br />
über eine Erfahrung mit Jesus erzählen gehört<br />
– aber irgendwie ging es an uns vorbei.<br />
Und statt unsere Zweifel zu äussern, blieben<br />
wir still oder versuchten eine Überzeugung<br />
zu vertreten, die wir gar nicht hatten.<br />
Aber für jene, die ihn wirklich kennenlernen<br />
wollen, kommt Jesus – nicht wahr? Kein Vorwurf,<br />
kein Wort der Verurteilung – dafür ein<br />
Flüstern. Er verschafft uns einen so überzeugenden<br />
Augenblick, dass wir mit absoluter<br />
Sicherheit wissen: Er lebt, er ist wahrhaftig.<br />
Möge die Antwort von Thomas auch<br />
unsere sein: „Mein Herr <strong>und</strong> mein Gott”<br />
(Vers 28). Welch w<strong>und</strong>erbarer Retter, welch<br />
w<strong>und</strong>erbarer Herr!<br />
Generalin Linda Bond<br />
«dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
5<br />
Bild: flickr
Unterwegs – Passantenhilfe Bern<br />
Denen helfen, die sonst nichts haben<br />
Für Menschen, die nirgends mehr willkommen sind, bietet die Heilsarmee unkomplizierte Unterstützung<br />
an: Die Passantenhilfe kümmert sich um Menschen in Not.<br />
Seev Levy versorgt die drei Slowaken mit dem Notwendigsten. Es ist eine pragmatische Hilfe, die in der Berner Passantenhilfe angeboten<br />
wird. Nahrungsmittel, Kleidung <strong>und</strong> in seltenen Fällen kleine Geldbeträge. Es ist ein Ort, an dem akute Not gelindert wird.<br />
Es ist 9.30 Uhr – <strong>und</strong> vor der Passantenhilfe<br />
Bern stehen bereits drei Männer an.<br />
In wenigen Augenblicken werden sie eingelassen;<br />
derweil trinken Seev Levy <strong>und</strong><br />
Manfred Jegerlehner ihren Morgentee aus.<br />
Levy ist der Leiter der Stelle, Jegerlehner<br />
arbeitet dort als Sozialdiakon. Eine Tasse<br />
Tee am Morgen gehört zu ihrem täglichen<br />
Ritual. Und ist kein Selbstzweck: Die Zeit<br />
wird genutzt, um sich über Klienten auszutauschen,<br />
sich gegenseitig fachliche Unterstützung<br />
zu geben oder auch, um über<br />
besonders schwierige Fälle zu reflektieren.<br />
Levy <strong>und</strong> Jegerlehner verbindet dabei ein<br />
besonderes Band, wie letzterer erzählt.<br />
„Ich war einst Klient hier, denn ich war ein<br />
Fixer. Mein Weg zurück ins Leben war lang.<br />
Und ich bin unendlich dankbar, dass ich<br />
heute hier arbeiten darf”, sagt Manfred Jegerlehner.<br />
Sein Chef sitzt nebenan <strong>und</strong> lächelt<br />
verständnisvoll. Eine wohl einzigartige<br />
Arbeitsbeziehung: Man kannte sich früher<br />
als Klient <strong>und</strong> Hilfeleistender, <strong>und</strong> arbeitet<br />
heute Hand in Hand zusammen.<br />
Mit zum Team gehört auch Majorin Käthiruth<br />
Burkhardt, die sich hier freiwillig engagiert.<br />
Seev Levy charakterisiert die Dritte im<br />
B<strong>und</strong>e so: „Sie ist eine Person, die sofort<br />
6 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
Helfer in der Not. Manfred Jegerlehner (links)<br />
<strong>und</strong> Seev Levy von der Passantenhilfe.<br />
den Zugang zum Herzen eines Menschen<br />
findet.”<br />
Die Passantenhilfe ist ein Ort, wo akute Not<br />
gelindert wird. Das zeigt sich auch am Beispiel<br />
der drei Männer, die hier heute Hilfe<br />
suchen: Es sind Menschen aus der Slowakei,<br />
die sich ihr Leben mit Strassenmusik<br />
verdienen. Sie wollen zurück in die Heimat<br />
fahren, ihr Auto ist kaputt, die Reparatur<br />
veranschlagt auf 600 Franken. Seev Levy<br />
hört sich die Geschichte geduldig an – <strong>und</strong><br />
hilft dann mit einem kleinen Geldbetrag.<br />
Zudem dürfen sich die Männer mit Essen<br />
<strong>und</strong> Kleidern eindecken. Das Gespräch ist<br />
fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> entspannt. Zufrieden ziehen<br />
die drei Männer von dannen. Später sagt<br />
Seev Levy: „Diese Menschen haben nichts.<br />
Zuhause werden sie diskriminiert, in der<br />
Schweiz haben sie keine Zukunft.”<br />
Geholfen wird auf der Passantenhilfe pragmatisch.<br />
Und neutral. Egal ob Schweizer<br />
oder Ausländer, egal ob Frau oder Mann,<br />
egal ob Christ oder Buddhist. Manfred<br />
Jegerlehner betont das: „Wir wollen den<br />
Menschen ohne Vorurteile gegenübertreten.<br />
Auch wenn sie selbst an ihrem Schicksal<br />
schuld sein mögen: Es liegt nicht an<br />
uns, zu werten. Sondern zu helfen.”<br />
Die drei Slowaken, die hier den Arbeitstag<br />
der drei Passantenhelfer eingeläutet haben,<br />
seien ein „unkomplizierter Fall”, sagt Seev<br />
Levy. Nicht immer ist die Lösungssuche<br />
so einfach. Doch mag ein Fall auch noch<br />
so anspruchsvoll sein: Das Team von der<br />
Passantenhilfe lässt sich davon nicht beeindrucken.<br />
Hier hat man Geduld <strong>und</strong> Verständnis<br />
für die Klienten – manchmal über<br />
Jahre. Ausserordentliches Engagement im<br />
Dienste derjenigen Menschen, denen sonst<br />
niemand hilft: Die drei von der Passantenhilfe<br />
sind ein eindrückliches Beispiel dafür.<br />
Sven Gallinelli<br />
Bilder: Martin Heimann
Dossier – <strong>Dienen</strong> <strong>und</strong> <strong>gewinnen</strong><br />
<strong>Dienen</strong> <strong>und</strong> <strong>gewinnen</strong><br />
Den Knechten des Höchsten<br />
winkt der Siegespreis<br />
Die Bibel erwähnt das Wort „dienen” mehr als 500 Mal. Es ist offensichtlich<br />
ein zentraler Begriff, wenn es darum geht, das Leben von<br />
Christen zu beschreiben.<br />
Mit Demut <strong>und</strong> Ausdauer dem Ziel entgegen.<br />
Der Schöpfungsauftrag Gottes an den<br />
Menschen ist es, die Erde zu verwalten <strong>und</strong><br />
über sie zu herrschen. Später gibt Jesus<br />
seinen Jüngern Vollmacht über den Feind.<br />
Gott möchte uns zu Siegern machen.<br />
Jesus selber ist aber nicht nur Held, sondern<br />
auch Opfer. Er ist sowohl Gebieter<br />
(Löwe) als auch Diener (Lamm). Und<br />
auch wir sollen das sein. Wenn dieses<br />
Gleichgewicht gestört ist, entstehen unges<strong>und</strong>e,<br />
destruktive Störungen, die uns<br />
zum Verhängnis werden können. Das<br />
kann auf beiden Seiten geschehen: Vollmacht<br />
kann zu Eitelkeit, Stolz <strong>und</strong> letztlich<br />
Rebellion verleiten; Demut kann zu Unterwürfigkeit,<br />
Minderwertigkeitsgefühlen<br />
<strong>und</strong> schliesslich Selbstzerstörung führen.<br />
Beide Extreme sind Qualitäten, die in ihrer<br />
pervertierten Form den Menschen über<br />
Gott erheben <strong>und</strong> ihn so zu Fall bringen<br />
können.<br />
Der wiedergeborene Christ steht auf dem<br />
festen Gr<strong>und</strong> der Sündenvergebung <strong>und</strong><br />
Gnade. Aus diesem königlichen Stand he-<br />
raus, muss er seinen Auftrag als Arbeiter<br />
am Reich Gottes wahrnehmen. Sei er nun<br />
Evangelist oder Hirte, Diakon oder Lehrer,<br />
er wird immer ein Diener sein, der die Liebe,<br />
die er unverdient von Gott empfängt,<br />
bedingungslos weitergibt. So wie sich<br />
Jesus, der Sohn des Allmächtigen, nicht<br />
zu gut war, den Menschen, die ihn später<br />
verraten <strong>und</strong> töten würden, zu helfen <strong>und</strong><br />
uns Heiland zu werden!<br />
Gott <strong>und</strong> den Menschen dienen <strong>und</strong> dabei<br />
an unserer Gotteskindschaft festhalten, ist<br />
ein zentrales Merkmal eines <strong>gewinnen</strong>den<br />
Christenlebens – damit wir einst einlaufen<br />
können im Ziel, aber nicht wir allein, sondern<br />
zusammen mit all jenen, denen wir<br />
durch unseren Dienst zum Sieg verhelfen<br />
konnten.<br />
„Das Ziel eures Glaubens ist der Seelen<br />
Seligkeit” (1. Petrus 1, 9).<br />
Gabrielle Keller<br />
«dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
7<br />
Bilder: Wikimedia
Dossier – <strong>Dienen</strong> <strong>und</strong> <strong>gewinnen</strong><br />
Generalin Linda Bond: „Wir brauchen Christen,<br />
die die Ärmel hochkrempeln <strong>und</strong> anpacken!”<br />
Linda Bond war schon als Kind mit Armut <strong>und</strong> sozialer Ausgrenzung konfrontiert. Sie ist als jüngstes von<br />
13 Geschwistern in einer Bergarbeiterstadt in Kanada aufgewachsen. Sie erlebte, wie sich ihre Eltern für<br />
die Ärmsten engagierten. Dieses Engagement als Auftrag Gottes fand sie später in der Heilsarmee wieder.<br />
Was bedeutet es der Generalin heute, zu dienen?<br />
Beschreiben Sie geistliche Leiterschaft<br />
in der Heilsarmee.<br />
Ich halte sehr viel von geistlicher Leiterschaft<br />
<strong>und</strong> habe einige Jahre lang Kurse über<br />
geistliche Autorität gehalten. Für mich ist<br />
das Wichtigste an geistlicher Autorität, dass<br />
die Macht Gott gehört. Die Macht, die er uns<br />
überträgt, muss eine Macht der Liebe sein,<br />
die Macht, sich selbst zu verleugnen, die<br />
Macht, für andere zu leben, die Macht für<br />
Menschen <strong>und</strong> nicht über Menschen.<br />
Zweitens bestimmen die Gaben, die Gott<br />
einem gegeben hat, die Art, wie man ihm<br />
dient. Wenn er Ihnen also die Gabe der Leiterschaft<br />
gegeben hat, dann dienen Sie ihm<br />
am besten, indem Sie leiten. Wenn er Ihnen<br />
die Gabe des Predigens gegeben hat, dienen<br />
Sie ihm am besten, indem Sie predigen.<br />
Für jeden geistlichen Leiter gilt: Wir stehen<br />
unter der Autorität Gottes. Unser Einfluss ist<br />
nur geliehen.<br />
Umreissen Sie bitte kurz den Auftrag<br />
der Heilsarmee <strong>und</strong> erklären Sie, wie<br />
er heute r<strong>und</strong> um die Welt relevant <strong>und</strong><br />
gültig ist.<br />
Nun ja, anscheinend zitiert jeder General<br />
John Gowans (i. R.) <strong>und</strong> ich finde auch, dass<br />
er den Auftrag der Heilsarmee in seinem<br />
Satz „Seelen retten, Jünger in der Heiligung<br />
wachsen lassen <strong>und</strong> der leidenden Menschheit<br />
dienen” voll erfasst hat.<br />
Salutisten scheinen instinktiv zu wissen,<br />
dass die Heilsarmee von Gott ins Leben<br />
gerufen wurde, um Menschen in eine Beziehung<br />
mit Jesus zu bringen. Sie wissen<br />
auch, dass Menschen schon heute heilig<br />
sein können, dass sie Christus ähnlich sein<br />
können. Es liegt in unserer DNA, zu dienen.<br />
Das ist also der Auftrag der Heilsarmee <strong>und</strong><br />
das sind unsere Wegweiser.<br />
Inwieweit ist er relevant? Nun, die Welt<br />
braucht Jesus – das ist ziemlich relevant,<br />
oder? Die Übel der Menschheit lassen<br />
sich auf keine andere Weise bewältigen<br />
als durch das Kreuz Christi. Wenn wir<br />
über die Relevanz der Heiligung sprechen,<br />
8 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
muss diese Welt sehen, dass die Leute<br />
Gottes die Heiligung glaubhaft machen.<br />
Die Welt muss authentische, tief gegründete<br />
Christen erleben, die Jesus in ihrem<br />
Leben wirklich nachfolgen <strong>und</strong> nicht nur<br />
darüber reden.<br />
Und dann ist da die leidende Menschheit<br />
– wir brauchen nur an einem beliebigen<br />
Abend fernzusehen oder uns in unseren<br />
Dörfern <strong>und</strong> Städten umzusehen, um sagen<br />
zu können: „Wir brauchen Christen, die<br />
die Ärmel hochkrempeln <strong>und</strong> anpacken.”<br />
Ist es wichtig für Menschen, die in<br />
der Heilsarmee Gottesdienst feiern,<br />
Juniorsoldaten, Heilssoldaten <strong>und</strong><br />
Lokaloffiziere/Leiter zu werden?<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir<br />
Menschen immer wieder auffordern müssen,<br />
vorzutreten <strong>und</strong> sich zu verpflichten.<br />
Ich gebrauche diese Formulierung häufig.<br />
Jesus berief Menschen in eine radikale<br />
Nachfolge <strong>und</strong> in der Heilsarmee ist das<br />
die Heilssoldatenschaft <strong>und</strong> Offiziersschaft.<br />
Wir müssen die Leute auffordern, nicht<br />
nur Mitglieder der Heilsarmee zu sein. Ich<br />
betrachte die Heilssoldatenschaft nicht als<br />
Mitgliedschaft <strong>und</strong> die Offiziere nicht als<br />
professionelle Geistliche. Unsere Leute<br />
müssen glauben, dass die Heilsarmee von<br />
Gott ins Leben gerufen wurde, um gegen<br />
alles zu kämpfen, was den menschlichen<br />
Geist einengt oder gefangen hält. Wir brauchen<br />
eine Kampftruppe, <strong>und</strong> das sind die<br />
Heilssoldaten <strong>und</strong> Offiziere für mich.<br />
Warum braucht es mehr Offiziere?<br />
Offiziere sind nicht besser als andere – das<br />
möchte ich betonen. Das Offiziersamt hat<br />
naturgemäss mit Verfügbarkeit <strong>und</strong> Mobilität<br />
zu tun. In einer weltweit tätigen Heilsarmee<br />
braucht es Menschen, die bereit<br />
sind, überall mit all ihren Begabungen der<br />
christlichen Sache zu dienen. Wir brauchen<br />
Menschen, die verfügbar sind.<br />
Deshalb gilt: je mehr Offiziere, desto besser!<br />
Offiziere sollten ihre Tätigkeit nicht als<br />
Beruf im weltlichen Sinne, sondern<br />
als Opferdienst sehen. Im<br />
Offiziersamt muss Aufopferung an<br />
erster Stelle stehen.<br />
Sollten Ernennungen<br />
ins Offiziersamt durchweg<br />
aufgr<strong>und</strong> von spezifischen<br />
Begabungen<br />
erfolgen? Falls ja: Wie<br />
geht man dabei vor?<br />
Welche Schwierigkeiten<br />
ergeben<br />
sich?<br />
Ich bin gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
eine<br />
Verfechterin von<br />
Amtsernennungen<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
spezifischer<br />
Begabungen.<br />
Doch ehrlich<br />
gesagt wurde<br />
ich schon mit<br />
Ämtern betraut,<br />
für die es<br />
mehr brauchte<br />
als nur meine<br />
„offiziellen” Begabungen.<br />
Es wurde<br />
etwas von mir verlangt,<br />
für das ich mich nicht geeignet<br />
hielt.<br />
Ich bin überzeugt, dass der Herr Gehorsam<br />
belohnt. Als er mich ins Offiziersamt<br />
berief, konnte ich nur sagen: „Ich gebe dir<br />
alles, was ich habe.” Wenn er mich um<br />
etwas bittet, wird er mich für die Aufgabe<br />
segnen.<br />
In meiner ersten Zeit als Offizierin wäre niemand<br />
auf den Gedanken gekommen, ich<br />
könnte eine Begabung für die Administration<br />
haben – <strong>und</strong> doch wurde ich immer<br />
wieder in administrative Ämter berufen.<br />
Ich habe nie aufgehört zu predigen,<br />
zu unterrichten <strong>und</strong> Beziehungen zu<br />
Menschen aufzubauen <strong>und</strong> zu pflegen<br />
– denn dies waren meine „offi-
ziellen” Begabungen. Aber ich musste die<br />
administrative Herausforderung bewältigen,<br />
den letzten Begabungstest bestehen. Und<br />
siehe da: Ich hatte tatsächlich ein Talent für<br />
administrative Tätigkeiten!<br />
Gott hat uns mit bestimmten Fähigkeiten<br />
ausgestattet, <strong>und</strong> wir müssen dafür offen<br />
sein, sie zu nutzen. Ich frage mich manchmal,<br />
ob wir die Begabung gegenüber dem Gehorsam<br />
nicht überbewerten – ohne den Wert der<br />
Begabung herunterspielen zu wollen.<br />
Nochmals: Wenn wir dem Willen von Jesus<br />
Christus Folge leisten <strong>und</strong> er uns mit einer<br />
Herausforderung konfrontiert, müssen wir<br />
daran glauben, dass wir die Gnade erhalten<br />
werden, um sie zu bewältigen.<br />
Wie kann die Heilsarmee diese Stärken<br />
nutzen, um die Menschen liebevoll<br />
Jesus Christus nahezubringen?<br />
Weil wir vertrauenswürdig sind, finden wir<br />
einen Weg zu den Herzen der Menschen.<br />
Die Heilsarmee scheint dafür gesegnet, die<br />
Menschen zu bekehren. Durch unsere Tätigkeit<br />
stehen uns viele Türen zu den Herzen<br />
leidender Menschen offen. Wir können<br />
auf das Leben der Menschen einwirken,<br />
nicht nur, um ihnen in sozialen Belangen<br />
zu helfen, sondern auch, um mit der Botschaft<br />
Jesu ihre Herzen zu <strong>gewinnen</strong>.<br />
Deshalb müssen wir dafür beten, solche<br />
Gelegenheiten zu erhalten, <strong>und</strong> wenn sie<br />
sich ergeben, müssen wir sie mit Liebe <strong>und</strong><br />
Klarheit nutzen.<br />
Welches wird die grösste Herausforderung<br />
für Sie als neue Generalin?<br />
Es ist eine grosse Herausforderung, in einer<br />
überaus komplexen Welt zu dienen, ohne<br />
unsere Mission aus den Augen zu verlieren.<br />
Wir müssen auch in einer säkularen Welt<br />
unseren Dienst verrichten <strong>und</strong> dürfen uns<br />
nie für Jesus schämen. Das braucht Mut,<br />
Weisheit <strong>und</strong> Gnade.<br />
Gilt das auch für die Heilsarmee<br />
als Ganzes?<br />
Ja! Wir sind alle aufgerufen, im<br />
Hier <strong>und</strong> Jetzt zu dienen. Zuweilen<br />
verwenden wir den Begriff der<br />
„Zweckdienlichkeit”. Zweckdienlichkeit<br />
ist in Ordnung,<br />
solange wir damit nicht „Kompromiss”<br />
meinen. Auch<br />
wenn wir in der Welt von<br />
heute tätig sind, können<br />
wir in einigen Bereichen<br />
keinerlei Kompromisse<br />
eingehen. Der wichtigste<br />
betrifft die<br />
universale Erlösungskraft<br />
Jesu.<br />
Er ist der einzige<br />
Erlöser, <strong>und</strong> wir<br />
dürfen von unserem<br />
Glauben<br />
nicht abrücken.<br />
Wie wichtig ist es<br />
für Sie, dass Kinder<br />
zu einem persönlichen<br />
Glauben an Jesus Chris-<br />
tus geführt werden? Haben Sie spezifische<br />
Pläne in Bezug auf die spirituelle<br />
Erziehung von Kindern?<br />
Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, <strong>und</strong><br />
es geht mir dabei nicht nur um spirituelle<br />
Erziehung. Ich setze mich leidenschaftlich<br />
dafür ein, dass Kinder zu Jesus finden. Ich<br />
habe die Zeit der Bus-Seelsorge <strong>und</strong> der<br />
grossen Sonntagsschulen erlebt – doch<br />
die scheint jetzt vorbei zu sein.<br />
Es überrascht mich immer wieder, wie viele<br />
Korps über keine Kinder- oder Jugendseelsorge<br />
verfügen. Die Heilsarmee muss ihren<br />
Fokus auch darauf richten, Kinder für Jesus<br />
zu <strong>gewinnen</strong>.<br />
Es gibt Kinder, die in zerrütteten Verhältnissen,<br />
in gewaltgeprägten Milieus oder ohne<br />
jeden Glauben aufwachsen. Die Heilsarmee<br />
muss es sich zur ersten Priorität machen,<br />
Kinder für Jesus <strong>und</strong> ein Leben im Glauben<br />
zu <strong>gewinnen</strong>. Dafür werde ich mich als Generalin<br />
voll einsetzen.<br />
Wie wünschen Sie sich, dass die<br />
Heilsarmee nach Ihrer Amtszeit als<br />
Generalin aussieht? Inwiefern soll sie<br />
sich von der heutigen Organisation<br />
unterscheiden?<br />
Darauf kann ich Ihnen noch keine f<strong>und</strong>ierte<br />
Antwort geben – ich habe mein Amt ja gerade<br />
erst angetreten! Was ich jedoch sicher<br />
weiss, ist, dass ich mich dafür einsetzen<br />
werde, den Namen Jesu zu erheben. Ich<br />
bin zutiefst davon überzeugt, dass uns der<br />
Heilige Geist dafür segnen wird.<br />
Ich glaube an die Auferstehung <strong>und</strong> bete<br />
regelmässig dafür. An einigen Orten ist die<br />
Auferstehung Realität geworden. Und wir<br />
sind zweifellos eine Armee der Erneuerung.<br />
Tief in meinem Innern spüre ich, dass Gott<br />
etwas in <strong>und</strong> durch die Armee bewirken will,<br />
das ich nur schwer in Worte fassen kann.<br />
Ich spüre seinen Geist in mir, der mich antreibt<br />
<strong>und</strong> mir sagt: „Sei mir treu, sei dem<br />
Auftrag treu, den ich der Armee gegeben<br />
habe.”<br />
Wenn am Ende meiner Amtszeit diese<br />
Botschaft verkündet worden ist <strong>und</strong> ein<br />
hoher Identifikationsgrad sowie ein starkes<br />
Engagement für die Mission weiterhin die<br />
Gesellschaft positiv beeinflussen, dann wird<br />
Er zufrieden sein. Und dass Er zufrieden ist,<br />
ist für mich das Wichtigste.<br />
Fragen: Oberstleutnant Laurie Robertson<br />
Komplettes Interview: www.heilsarmee.ch<br />
«dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
9
Dossier – <strong>Dienen</strong> <strong>und</strong> <strong>gewinnen</strong><br />
Das bedeutet „dienen”<br />
<strong>Dienen</strong> ist mehr als eine Pflicht. Es ist eine liebende Haltung, die uns Jesus Christus vorlebt.<br />
Ich überlege <strong>und</strong> überlege … <strong>und</strong> erinnere<br />
mich schliesslich an einen konkreten, sehr<br />
konkreten Fall. Ich war noch ganz jung <strong>und</strong><br />
verantwortlich für ein Zimmer mit sehr betagten<br />
Patienten, einige davon bettlägerig<br />
<strong>und</strong> inkontinent. Es geschah, was immer<br />
wieder geschieht (ich erspare Ihnen die<br />
Details) – eine wahre Katastrophe! Eine<br />
Besucherin, die gleich nach ihrem Eintreten<br />
wieder rechtsumkehrt machte, gab mir zu<br />
verstehen: Liebe Frau, für kein Geld in der<br />
Welt würde ich Ihren Job machen! Und ich<br />
dachte – so laut, dass man es wohl hören<br />
konnte: ich auch nicht!<br />
Was nützt einem alles Geld der Welt in<br />
solchen Situationen? Wissen Sie, was mir<br />
in Fällen wie diesem am meisten geholfen<br />
hat? Ich habe mich daran erinnert, dass dieser<br />
alte Mann mein Grossvater sein könnte,<br />
jener Grossvater <strong>und</strong> Bauer, den ich so<br />
sehr liebte <strong>und</strong> der mir die Liebe zu Mutter<br />
Erde <strong>und</strong> – als neugieriger <strong>und</strong> kultivierter<br />
Mensch – die Liebe zu den Büchern weitergegeben<br />
hat. Und ich habe mich daran<br />
erinnert, dass jene sehr betagte, verwirrte<br />
Frau meine Tante Anna sein könnte, die für<br />
mich viel mehr als meine Tante war <strong>und</strong><br />
die mich in ihrem bodenständigen Waadtländer<br />
Dialekt Abzählreime gelehrt <strong>und</strong><br />
10 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
mit Geschichten aus vergangenen Tagen<br />
verzaubert hat. Seit sie von uns gegangen<br />
ist, hat mich übrigens niemand mehr beim<br />
Kosenamen Collinette gerufen … Und ich<br />
habe mich schliesslich auch daran erinnert,<br />
dass jener junge Mann, der bewusstlos<br />
<strong>und</strong> alkoholisiert in seinem Erbrochenen<br />
lag, mein Sohn oder der Nachbarsbub sein<br />
könnte. – Und in diesem Licht besehen,<br />
war der Dienst keine Pflicht mehr, sondern<br />
ein Mensch.<br />
Und wissen Sie was? Ich glaube, dass Jesus<br />
unsere wahre Persönlichkeit sieht – ob<br />
wir unter unserer Last ächzen, am Boden<br />
zerstört sind oder himmelhochjauchzend,<br />
ob wir uns unserer Abhängigkeit bewusst<br />
sind oder nicht. Er stellt sich in unseren<br />
Dienst, wäscht uns die Füsse (anstatt<br />
uns den Kopf zu waschen), <strong>und</strong> er sieht<br />
in uns die, die wir sein könnten, die wir<br />
sein werden, wenn wir ihn sein Werk in uns<br />
vollbringen lassen. So wird das <strong>Dienen</strong> nie<br />
etwas anderes sein, als weiterzugeben,<br />
was wir bereits erhalten haben … Herr, wir<br />
sind unnütze Knechte; wir haben getan,<br />
was wir zu tun schuldig waren.<br />
Annelise Bergmann<br />
Bild: Aurélien Bergot
Panorama<br />
So hilft die Heilsarmee in Japan<br />
Das Beben hinterlässt bizarre Szenen der Verwüstung. Im Bild: ein umgedrehtes Haus in der Stadt Ofunato.<br />
Getränkeausgabe aus dem mobilen Einsatzwagen<br />
der Heilsarmee in der Stadt Sendai.<br />
Die Heilsarmee in Japan<br />
1895 haben britische Offiziere in Yokohama<br />
mit der Arbeit der Heilsarmee<br />
begonnen.<br />
Heute unterhält die Heilsarmee Japan<br />
47 Korps <strong>und</strong> umfasst knapp<br />
3000 Salutisten. Sie betreiben landesweit<br />
20 Sozialinstitutionen <strong>und</strong><br />
zwei Spitäler.<br />
Seit 2006 leitet Kommissär Makoto<br />
Yoshida das Territorium Japan.<br />
zVg<br />
Das Gebäude der Heilsarmee in Sendai. Hier verteilen die<br />
Salutisten Hilfsgüter aller Art an die Betroffenen.<br />
Dieser Salutist verteilt Mahlzeiten<br />
in Sendai.<br />
In den Räumen der Heilsarmee in Sendai wurden eiligst Hilfsgüter bereitgestellt.<br />
«dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
11<br />
Bild: wikimedia<br />
Bilder: HA
Panorama<br />
„40 Tage – Leben mit Vision”<br />
So hat Gott schon gewirkt<br />
Schon kurze Zeit nach dem Start<br />
der landesweiten Kampagne trägt<br />
sie erstaunliche Früchte.<br />
Sonntag, 6. März 2011, der Startschuss für<br />
die Kampagne „40 Tage – Leben mit Vision”<br />
<strong>und</strong> „teilen & beten” fällt in der Heilsarmee<br />
Schweiz.<br />
Fleissige Helfer haben mit viel Liebe <strong>und</strong><br />
Sorgfalt ihre Versammlungssäle dekoriert.<br />
Die Gottesdienstbesucher sollen sich wohlfühlen.<br />
Die meisten Korps erfreuen sich über eine<br />
grosse Anzahl Besucher. Die Offiziere sehen<br />
neue Gesichter unter den Zuhörern.<br />
Auch Menschen, die schon länger nicht<br />
mehr aktiv dabei waren, finden den Weg<br />
zurück ins Korps.<br />
Erstaunlich, was Gott tun kann: Ein Korps,<br />
das anfangs nicht bei der Kampagne mitmachen<br />
wollte, erfreut sich nun über 8<br />
Kleingruppen, mit 6 bis 13 Personen pro<br />
Gruppe. Ein W<strong>und</strong>er! In einem anderen<br />
Korps sind sogar 19 Gesprächsgruppen<br />
entstanden. So wird seit letztem Sonntag<br />
landauf landab über den Glauben an Gott<br />
gesprochen, geistliche Fragen werden diskutiert,<br />
man tauscht sich aus über eigene<br />
„40 Tage – Leben mit Vision” die Gebetsanliegen<br />
Lasst uns beten ….<br />
... für die Disziplin der Teilnehmer, das<br />
Buch „Leben mit Vision” jeden Tag zu<br />
lesen.<br />
… dass die Lektüre des Buches „Leben<br />
mit Vision” zu einem Meilenstein im Prozess<br />
des geistlichen Wachstums jedes<br />
Teilnehmers wird.<br />
… dass die Leserinnen <strong>und</strong> Leser die<br />
Motivation haben, sich Gottes Vision für<br />
ihr ganz persönliches Leben zu öffnen<br />
<strong>und</strong> das in ihrem Leben umzusetzen,<br />
was ihnen der Heilige Geist offenbart hat.<br />
zVg<br />
12 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
Erfahrungen. Es ist eine<br />
geistliche Kampagne!<br />
Auch das territoriale Hauptquartier<br />
ist voll dabei. 27<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
des Hauptquartiers<br />
sind in vier Gesprächsgruppen<br />
aufgeteilt. Sie treffen<br />
sich wöchentlich zum Austausch<br />
während den sechs<br />
Wochen der Kampagne.<br />
Ein positiver Nebeneffekt<br />
der Kampagne ist, dass<br />
Menschen plötzlich bereit<br />
sind, die Leitung einer Kleingruppe<br />
zu übernehmen. Sie<br />
lernen, eine Gesprächsgruppe<br />
zu leiten, ganz<br />
nach dem Motto „learning<br />
by doing”, <strong>und</strong> entdecken<br />
dabei, dass es ganz gut<br />
klappt. So entpuppt sich<br />
diese Kampagne auch als<br />
Leiterschaftsförderung.<br />
Kapitän Roland Dougoud,<br />
Abteilung Evangelisation<br />
In Kürze<br />
Heilsarmee neu in 124 Ländern<br />
Land Nummer 124! – Die Heilsarmee<br />
nimmt ihre Arbeit in Togo mit Unterstützung<br />
von Ghana am 1. April offiziell<br />
auf. Begeisterte Menschen vor Ort haben<br />
in den letzten<br />
Jahren bereits<br />
erste inoffizielle<br />
Aktivitäten der<br />
Heilsarmee lanciert.<br />
Seit 1999<br />
wurde das InternationaleHauptquartier<br />
darum<br />
ersucht, in Togo<br />
die Arbeit zu<br />
starten.<br />
Mit viel Leidenschaft <strong>und</strong> Herzblut wurden etliche Korps für<br />
die Kampagne geschmückt. Hier der Saal in Bern.<br />
Ruhe <strong>und</strong> Erholung im Tal des Lichts<br />
Seit Anfang 2010 verwaltet die Heilsarmee<br />
Obstgarten zwei Ferienhäuser in Camuns<br />
GR für 9 <strong>und</strong> 6 Personen. Dieses Dorf<br />
bietet einen Ort der Ruhe für Retraiten<br />
<strong>und</strong> Schulungen wie auch für aktive Ferien<br />
jeglicher Art. Beide Häuser sind auf dem<br />
neusten Stand der Technik <strong>und</strong> eignen<br />
sich für alle Altersstufen, sind jedoch nicht<br />
rollstuhlgängig. Camuns gehört geografisch<br />
zum Val Lumnezia auf 1177 meter<br />
über Meer zwischen Ilanz <strong>und</strong> Vals abseits<br />
der Hauptstrasse. Zusätzliche Auskünfte<br />
zu diesem Angebot finden Sie im gleichnamigen<br />
Prospekt in den Sozialvorlagen.<br />
Kontaktadresse/Anmeldung:<br />
Heilsarmee Obstgarten<br />
Bibersteinerstrasse 54, 5022 Rombach<br />
Tel. 062 839 80 80<br />
www.heilsarmee-obstgarten.ch<br />
zVg/TA<br />
Bild: Monika Iseli
Panorama<br />
Die Heilsarmee bietet neue Erziehungskurse an<br />
Die Heilsarmee reagiert auf weitere Bedürfnisse im Bereich Erziehung.<br />
Das geschieht mit den PEP4Kids-Kursen („Positives Erziehungs-Programm”).<br />
Dieser wurde bereits in mehreren Städten durchgeführt.<br />
„FamilyWork” gehört zur Organisationseinheit<br />
Gesellschaft & Familie <strong>und</strong> beinhaltet<br />
die Bereiche „Babysong”, „Tragtuch”, „Beziehungsbildung”<br />
<strong>und</strong> „Familienangebote”.<br />
Unter „Beziehungsbildung” laufen nun die<br />
PEP4Kids-Kurse.<br />
Durch den BabySong kamen im letzten<br />
Jahr in Thun jede Woche viele junge Frauen<br />
mit ihren Kleinkindern in den Saal der<br />
Heilsarmee. Das Leitungsteam versuchte<br />
herauszufinden, was für Bedürfnisse diese<br />
Familien haben, auf welche Art <strong>und</strong> Weise<br />
sie sich fachliche <strong>und</strong> unterstützende Begleitung<br />
wünschen. Ein Gesprächskreis für<br />
Frauen <strong>und</strong> ein Frauenkaffee ist so entstanden.<br />
So kam auch der Wunsch nach einem<br />
Erziehungskurs auf.<br />
Sechs Familien trafen sich an vier Abenden<br />
zum PEP4Kids-Kurs. Danach konnten sie<br />
nach Wunsch vier Mal von einem Telefon-<br />
Coaching profitieren. Im Juni gab es ein<br />
gemeinsames Frühstück, bei dem noch<br />
einmal über die Erfahrungen <strong>und</strong> Veränderungen<br />
in den Familien ausgetauscht<br />
werden konnte. Karin Widmer aus dem<br />
Leitungsteam hat dieser Kurs so stark<br />
motiviert, dass sie gleich einen Trainer-<br />
Kurs absolviert hat <strong>und</strong> nun selber einen<br />
Kurs in Thun anbieten kann. PEP4Kids-<br />
Kurse können aber auch online absolviert<br />
werden*.<br />
Das ist PEP4Kids<br />
PEP4Kids steht für „Positives Erziehungs-<br />
Programm für Eltern mit Kindern zwischen<br />
2 <strong>und</strong> 12”. Das Programm wurde vom<br />
Psychologen Joachim E. Lask entwickelt.<br />
Kinder zu erziehen, ist eine w<strong>und</strong>erbare<br />
Aufgabe. Sie führt zu beglückenden<br />
Erfolgserlebnissen. Aber der Alltag mit<br />
Kindern kann auch anstrengend <strong>und</strong><br />
frustrierend sein. PEP4Kids ist ein praxisnaher<br />
Ratgeber für Eltern, die ihren<br />
Kindern ein ges<strong>und</strong>es Selbstbewusstsein<br />
vermitteln <strong>und</strong> Familien als emotionale<br />
Heimat gestalten wollen. Elternkompetenz<br />
zu fördern, bedeutet nicht, Lösungen für<br />
Erziehungsfragen anzubieten, sondern Eltern<br />
zu unterstützen, positive Beziehungen<br />
in der Familie zu entwickeln.<br />
PEP-Strategien<br />
• Bejahen Sie Ihre Elternschaft.<br />
• Fördern Sie positive Beziehungen in Ihrer<br />
Familie.<br />
• Fördern Sie Verbindlichkeit <strong>und</strong> Konsequenz.<br />
• Leben Sie Ihre Werte <strong>und</strong> Glaubensvorstellungen.<br />
• Sorgen Sie für eine sichere Bewältigung<br />
des Alltags.<br />
• Setzen Sie realistische Erziehungsziele.<br />
• Sorgen Sie als Eltern für sich selbst.<br />
www.heilsarmee.ch<br />
*www.pep4kids.de<br />
Debrecen, Ungarn – „Eure Spenden sind angekommen!”<br />
Mit Hilfe von Spenden hat die Heilsarmee<br />
in Ungarn innert kurzer Zeit etwas Neues<br />
<strong>und</strong> Nachhaltiges schaffen können: Am 1.<br />
Dezember 2010 konnte die Heilsarmee Debrecen<br />
nämlich eine neue Küche einweihen.<br />
Durch den Verkauf von Mahlzeiten werden<br />
sowohl der Betrieb als auch das Korps in<br />
Debrecen finanziert. Seit Januar 2011 ist<br />
das bereits der Fall. In dieser Küche können<br />
täglich r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Mahlzeiten zubereitet<br />
werden. Zudem konnten durch das neue<br />
Angebot drei Stellen geschaffen werden.<br />
Kapitän Andrew Morgan,<br />
Regionalleiter Ungarn<br />
Kapitänin Barbara Bösch/Red.<br />
Teile der Kücheneinrichtung, die durch Spenden angeschafft werden konnte. Mittlerweile ist<br />
sie im ungarischen Debrecen in Betrieb.<br />
«dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
13<br />
Bilder: zVg
Termine<br />
Notabene<br />
Kommissäre Kurt <strong>und</strong> Alicia Burger,<br />
Territorialleiter:<br />
01. Mai: Gottesdienst Korps Arc Lémanique,<br />
Lausanne<br />
04.–06. Mai: Schweiz-Besuch der Kommissäre<br />
R. & J. Street, IS Europe Department,<br />
London<br />
15. Mai: Gottesdienst Korps Biel<br />
Oberst Franz Boschung, Chefsekretär<br />
03. Mai: Sozialtagung, Interlaken<br />
04.–05. Mai: Schweiz-Besuch der Kommissäre<br />
R. & J. Street, IS Europe Department,<br />
London<br />
Abschiedsversammlung der Kommissäre<br />
Kurt <strong>und</strong> Alicia Burger <strong>und</strong><br />
Willkommsversammlung der neuen<br />
Offiziersschüler<br />
Sonntag, 19. Juni 2011, 17.00 Uhr im<br />
Korps Bern<br />
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1 Jahr.<br />
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entdecken,<br />
wachsen!<br />
www.neuland.salvy.ch<br />
14 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
Gratulationen<br />
75 Jahre<br />
19. April: Major Oscar Iselin-Egger,<br />
Steinrieselnstr. 6, 9100 Herisau<br />
04. Mai: Oberstleutnant André Sterckx,<br />
Mühledorfstr. 25/305, 3018 Bern<br />
80 Jahre<br />
10. Mai: Majorin Lydia Walzer-Roggli,<br />
Bildstrasse 5, 8580 Amriswil<br />
85 Jahre<br />
26. April: Majorin Lydia Etzensperger,<br />
Untergasse 5, 8353 Elgg<br />
04. Mai: Majorin Sylvane Guerne, Wimborne<br />
House, Flat 17, 17 Marine Parade<br />
C012 3RA Dovercourt / Essex, Great Britain<br />
Goldene Hochzeit<br />
22. April: Majore Eveline & Jean Donzé-Hanselmann,<br />
Rue des Philosophes<br />
71,1400 Yverdon-les-Bains<br />
Diamantene Hochzeit<br />
03. Mai: Oberstleutnants Alfred & Yvette<br />
Urwyler-Widmer, Rue des Guches 15,<br />
2034 Peseux<br />
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Wechselliste<br />
Ein Kurs für eine gerechtere Welt<br />
per 1. Juli 2011<br />
Majore Ernst <strong>und</strong> Sibylle Kissuth,<br />
Leitung Korps Adelboden, ins Korps Birsfelden<br />
(Leitung)<br />
Anteilnahme<br />
Majorin Alice Dill wurde am 2. März in<br />
ihrem 89. Lebensjahr von ihrem Heiland<br />
<strong>und</strong> Erlöser heimgerufen.<br />
Verena Heiniger, Mutter von Major Traugott<br />
Heiniger, Sergeant Thomas Heiniger<br />
<strong>und</strong> Rita Keller-Heiniger, wurde am 18.<br />
März von Gott heimgerufen. Sie ist im Alter<br />
von 81 Jahren heimgegangen.<br />
Wir entbieten den Trauerfamilien unsere<br />
aufrichtige Anteilnahme <strong>und</strong> unterstützen<br />
im Gebet alle, die durch diese Todesfälle<br />
betroffen sind.<br />
Leben mit Vision<br />
Die Wochenthemen April:<br />
10. April: „Welchen Auftrag hat mein<br />
Leben?”<br />
17. April: „Lebe mit Vision!”<br />
Die Kampagne StopArmut 2015 hat einen Sensibilisierungskurs zu<br />
Armut <strong>und</strong> Gerechtigkeit veröffentlicht. Ein multifunktionales Kursbuch<br />
für Gemeinden, Hauskreise, Jugendgruppen <strong>und</strong> Einzelpersonen<br />
lädt ein, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Das<br />
Kursbuch ist unter www.just-people.net erhältlich. Es enthält alle<br />
Kursunterlagen einschliesslich der Referate, der Vertiefungsartikel<br />
sowie der Kursanleitung mit Informationen für Kursleitende.
Unterhaltung<br />
Humor<br />
Sudoku - Spass<br />
Der Witz des Monats<br />
Jemand will aus der Kirche austreten. Gegenüber dem Pfarrer nennt<br />
er als Gr<strong>und</strong>: „Es gibt die Kirche doch nun schon seit 2000 Jahren<br />
– <strong>und</strong> ist die Menschheit dadurch etwa besser geworden?” Darauf<br />
der Pfarrer ungerührt: „Seit abertausenden von Jahren gibt es nun<br />
Wasser auf der Erde, <strong>und</strong> nun sehen Sie sich mal Ihren Hals an!”<br />
Lösungen:<br />
Sudoku<br />
zVg<br />
Für Sie<br />
gelesen<br />
John Wesley – Über<br />
den Glauben<br />
Predigten <strong>und</strong> Abhandlungen zu<br />
verschiedenen Themen<br />
Von Ernst Gassmann<br />
Herausgeber: Ernst Gassmann<br />
„Über den Glauben” ist eine Zusammenstellung<br />
von Schriftdokumenten des anglikanischen<br />
Predigers John Wesley. Dieser<br />
hat durch seine pragmatische Umsetzung<br />
des Glaubens Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
eine Reformbewegung ausgelöst. Später<br />
entstand daraus die methodistische Kirche.<br />
Als diese, r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Jahre später,<br />
selbst reform- <strong>und</strong> erweckungsbedürftig<br />
wurde, formte sich hieraus die Heilsarmee.<br />
Der Autor <strong>und</strong> Theologe Ernst Gassmann<br />
hat für sein neues Buch sowohl Predigten<br />
als auch Auszüge von Abhandlungen <strong>und</strong><br />
Briefen Wesleys ausgewählt. Die Auswahl<br />
ermöglicht dem Leser, auf gut 200 Seiten,<br />
ein erstaunlich umfassendes Glaubensporträt.<br />
Nebst intensiver Auseinandersetzung<br />
mit theologischen Gr<strong>und</strong>satzfragen beinhaltet<br />
es auch einen Einblick in die seelsorgerliche<br />
Arbeit Wesleys durch Passagen<br />
aus persönlichen Briefen.<br />
Wesleys Schriften sind ein Vierteljahrh<strong>und</strong>ert<br />
alt <strong>und</strong> das merkt man ihnen an. Umso<br />
erstaunlicher ist die erfrischende Wirkung<br />
seiner direkten Worte, die inhaltlich kaum<br />
an Aktualität eingebüsst haben. Sie sind<br />
auch heute noch ein Gewinn für alle, die<br />
sich mit den Gr<strong>und</strong>lagen unseres Glaubens<br />
auseinandersetzen wollen. Das Buch<br />
„Über den Glauben” ist dafür ein effizientes<br />
Werkzeug.<br />
Thomas Anliker<br />
«dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
15
Im Dialog bleiben<br />
Leben mit Vision in Bümpliz<br />
Plötzlich sitzen drei<br />
Personen aus der<br />
Nachbarschaft in<br />
unserem Wohnzimmer<br />
<strong>und</strong> machen<br />
sich Gedanken<br />
über Gott <strong>und</strong> den<br />
Sinn des Lebens.<br />
Bisher hatten wir<br />
kaum ein Gespräch über den Glauben<br />
geführt, wohl aber gute Gemeinschaft bei<br />
einer Grillparty <strong>und</strong> einem Raclette-Abend<br />
genossen. Zwei Wochen vor der Kampagne<br />
brachte ich ihnen einen Einladungsflyer<br />
vorbei. Am Donnerstag vor dem Start,<br />
trafen wir uns für den gewohnten Kleingruppenabend<br />
in unserem Wohnzimmer.<br />
Spontan ging ich bei der Nachbarsfamilie<br />
vorbei <strong>und</strong> lud sie für die Kleingruppe ein.<br />
Franz* kam sofort mit – seine Frau <strong>und</strong> ihr<br />
Sohn (38) wollten sich den Eishockey-<br />
Match anschauen. Franz beteiligte sich<br />
Im Dialog mit Gott<br />
Einfach beten<br />
Wenn wir äusserlich Stille um uns haben,<br />
dann „betet es” noch lange nicht in uns.<br />
Im Gegenteil, es kann sein, dass wir gar<br />
nichts anzufangen wissen mit der Stille.<br />
Dann dürfen wir uns erinnern: Da sein,<br />
einfach nur da sein vor Gott, ist schon<br />
Gebet. Wer Beten vor allem versteht als<br />
einen aktiven Sprechakt, als eine Sache<br />
der Wortfindung, der Ausdrucksfähigkeit<br />
– dem wird ein „Sein vor Gott” eher Mühe<br />
bereiten.<br />
Der Schriftsteller Willy Kramp, nach<br />
eigenem Bek<strong>und</strong>en einer, der sich mit<br />
dem Beten schwertut, schreibt, „dass<br />
Beten so etwas wie die Gr<strong>und</strong>stimmung<br />
unseres Inneren, des ganzen Menschen”<br />
sein soll. „Und wenn wir die Richtung<br />
unseres Lebens auf Gott hin kennen <strong>und</strong><br />
bejahen, macht es nicht viel aus, ob wir<br />
am mühsamen Anfang stehen oder bereits<br />
fortgeschritten sind. Es kommt einzig<br />
darauf an, dass wir uns der Fülle Gottes<br />
gewiss sind.”<br />
Wesentlich ist also, wenn wir nur beten –<br />
„einfach beten” <strong>und</strong> „einfach beten”.<br />
Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf<br />
dich. (Psalm 16,1)<br />
Majorin Heidi Knecht<br />
16 «dialog» · Monatszeitschrift der Heilsarmee · April 2011<br />
am Gespräch, wie<br />
wenn er schon<br />
immer dabei gewesen<br />
wäre. Als wir<br />
zum Schluss beten<br />
wollten, kamen<br />
seine Frau <strong>und</strong><br />
sein Sohn ebenfalls<br />
noch vorbei.<br />
Wir beteten unter<br />
anderem auch gleich für ihre aktuellen Sorgen,<br />
bevor im Anschluss bei Kaffee <strong>und</strong><br />
Kuchen noch rege ausgetauscht wurde.<br />
Im nächsten „dialog”<br />
Der Kampf wird auf<br />
der Strasse gewonnen<br />
Bild: Monika Iseli<br />
Bild: zVg<br />
Eine Woche später sassen alle drei wieder<br />
bei uns am Tisch, sangen Lobpreislieder,<br />
suchten mit unserer Unterstützung die Bibelstellen<br />
<strong>und</strong> diskutierten über Sinn, Wert<br />
<strong>und</strong> Ziel des Lebens. Wir danken Gott für<br />
diese Ermutigung.<br />
Kapitän Markus Walzer<br />
*Name geändert<br />
Der Auftrag der Heilsarmee ist klar: Verkündigung<br />
des Evangeliums <strong>und</strong> die Linderung<br />
menschlicher Not ohne Ansehen<br />
der Person. Doch wie erreichen wir jene<br />
Menschen, die am Rande der Gesellschaft<br />
stehen? Die Heilsarmee hat jahrh<strong>und</strong>ertelange<br />
Erfahrung mit der Arbeit an der Heilsfront.<br />
Wie sieht diese heute aus <strong>und</strong> wie<br />
<strong>gewinnen</strong> wir die Ärmsten der Armen?<br />
Die Redaktion<br />
Impressum<br />
Monatszeitschrift für Salutisten<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e der Heilsarmee<br />
Zum Schluss:<br />
„Ostern ist das Siegesfest<br />
des ewigen<br />
Lebens”<br />
Gertrud Freiin von Le Fort<br />
AZB<br />
3001 Bern<br />
Verlag <strong>und</strong> Redaktion<br />
Hauptquartier der Heilsarmee für die<br />
Schweiz-Österreich-Ungarn<br />
Laupenstrasse 5 · Postfach 6575 · CH-3001 Bern<br />
Telefon 031 388 05 91<br />
redaktion@swi.salvationarmy.org<br />
Adressänderungen bitte an diese Adresse!<br />
Redaktionsteam<br />
Martin Künzi (mk), Leiter Kommunikation <strong>und</strong> Marketing;<br />
Gabrielle Keller (gk), Redaktionsleiterin;<br />
Thomas Anliker, Redaktor; Redaktionelle Mitarbeiter:<br />
Elsbeth Cachelin-Rufener, Ines Adler, Claire-<br />
Lise Bitter, Reinhard Lässig.<br />
Layout Rolf Messerli<br />
Druck Rub Graf-Lehmann AG, Bern<br />
Gründer der Heilsarmee William Booth<br />
Generalin Linda Bond<br />
Territorialleiter Kurt Burger<br />
Abonnement<br />
«dialog» Fr. 46.– (Inland), Fr. 65.– (Ausland)<br />
«Trialog» Fr. 24.– (Inland), Fr. 44.– (Ausland)<br />
Klecks Kinderzeitschrift Fr. 20.–